Projekt 44 - Die Grenzen der Welt
von MarcLelky
Kapitel 1 – Was wäre, wenn …?
Unter den roten Pfeilen nach unten fand sich immerhin ein grüner nach oben. An sich hatte ich es mir längst abgewöhnt, jeden Tag gleich nach dem Aufwachen einen Blick auf die Verkaufszahlen zu werfen. An diesem Morgen machte ich es doch wieder und fummelte dazu über den Smartphone-Bildschirm.
Nur noch ein paar Flocken von dem für mein Frühstück eingeplanten Müsli waren da. Der Dauerregen der letzten Nacht schien endgültig aufgehört zu haben, so dass ich nachher etwas einkaufen konnte. Die Erinnerung an meinen Traum, nicht besonders spektakulär, meldete sich zurück. Irgendetwas zwischen einem Wohnhaus in einem Wiener Innenbezirk, dem Hof und der vorbeiführenden Straße – aber sehr plastisch. Kaum jemals war mir ein so greifbarer Traum in Erinnerung geblieben. Das Suchen nach einem Ausgang in einem Kellerraum, das Umsehen im Innenhof mit Bäumen, Wegen und ein paar Leuten. Als ob ich wirklich die Gegend erforschen und mir aussuchen konnte, wohin ich ging. Im Traum hatte sich der Hof zu einer Straße geöffnet, die mir beinahe bekannt vorkam – und war verblasst.
Mit meinem bereits umgeschnallten Rucksack blieb ich nach dem nochmaligen Durchsuchen der Verkaufsstatistik bei einer Geschichte hängen. Eine von denen, die vom Kennenlernen eines Mannes in einer Bar handelten, bei ein paar Bieren und Whiskys. Nichts, was ich nicht schon zu oft gelesen hätte – doch der Stil gefiel mir. Es war das, was ich selbst „prickelnde Homoerotik“ nannte, ein vorsichtiges, behutsames Vortasten. In der richtigen Situation konnte trotzdem alles sehr schnell gehen und nicht mehr ganz so kuschelig sein. Einige Male juckte es mich, eher so, dass ich umso lieber weiterlesen und mir bestimmte Dinge für später aufheben wollte. Am Ende atmete ich tief durch, ließ das Prickeln auf meiner Haut abklingen, lehnte mich zurück, und schloss die Augen.
Moment, 48 und 16 irgendwas? Ja, anschließend an den Text standen auf dem Bildschirm zwei Zahlen untereinander. Wenn es sonst nichts bedeutete, waren das Längen- und Breitengrade in Dezimalschreibweise. Sie zeigten auf einen Punkt irgendwo in Wien oder der näheren Umgebung, weil dort alle Koordinaten mit 48 und 16 begannen. Vielleicht eine Werbung für Geocaching, das ich nach einigen Nicht-Funden erst einmal aufgegeben hatte. Allein das Herumgekritzel auf den winzigen und durchnässten Papierstreifen in den gefundenen Plastikboxen. Aber was wäre … wenn ich nur so einmal nach den Koordinaten suchte? Die Stelle war mitten in einem Waldstück, am Stadtrand von Wien. Stand wirklich nichts dabei? Ich sah nochmals nach – nichts mehr, außer ein Hinweis auf die Kategorie, in der ich mich gerade befand. Versehentlich auf was gedrückt?
Ich schloss die Augen etwas länger und atmete noch tiefer durch als zuvor. Die Zahlen waren verschwunden. Sie standen jedoch nach wie vor im Fenster mit der Landkarte. Mit einem dumpfen Gefühl im Magen fotografierte ich den Bildschirm und tippte die Zahlen außerdem auch so ab. Geschafft … was geschafft?
* * *
Meine Einkäufe passten locker in den Rucksack, ich hätte ruhig ein wenig mehr kaufen können. An einem Dienstag irgendwann nach 11 Uhr hielt sich der Andrang in Grenzen. Schon toll, so eine wirklich selbstständige Tätigkeit. Wenn, dann gab es geschäftliche Kontakte auf gleicher Augenhöhe … so lange es halt ging. Die Sonne trat kräftig hinter den Wolken hervor, die sich zunehmend aufzulösen schienen. Ich hatte nichts eingekauft, das ich sofort einkühlen musste. Warum nicht einen kleinen Ausflug unternehmen?
* * *
Vor mir lag eine Steigung, und ein schmaler Weg führte durch das hohe Gras nach oben. Die Sonne brannte, doch an einer schattigen Stelle ließ ein leichter Luftzug die Lage sofort anders aussehen. Wenigstens zusammen mit dem frischen Schweiß auf meiner Haut. Ich drehte mich um und warf einen Blick auf die Stadt. Mit jedem Schritt schien das ständige Dröhnen nachzulassen, das Brummen von Motoren und das Geräusch eines in Schutt wühlenden Baggers. Erst nach einer kurzen Strecke in einem nunmehr geschlossenen Waldgebiet fiel mir das Vogelgezwitscher auf. Ich hörte überhaupt nicht mehr, wie Baumaterial auf den Boden geschmissen wurde, und es wurde kühler. Mein Bauchgefühl verstärkte sich, als ich den schmalen Weg bemerkte und die Koordinaten vielleicht 100 Meter entfernt waren. Er führte den Berghang hinauf – und nicht in die richtige Richtung. Zurück auf dem Hauptweg schien es mir interessant, dass der Abhang auf der linken Seite auf einmal viel steiler wurde. Es musste direkt hier irgendwo sein. Bei dem Baum, der rechts neben dem Weg stand?
Ich suchte den Boden ab, alle möglichen Ritzen, und sah unter größere, herumliegende Rindenstücke. Genau, wie ich es vielleicht zwei Jahre zuvor das letzte Mal getan hatte. Nichts, wie schon zu oft – dabei sollte es genau hier sein. Oder einige Meter weiter oben? Mein Gefühl war einfach nur richtig, wie vor einem Treffen mit großen Erwartungen. Eines von denen, das nicht nur flüchtig und spontan sein konnte. Der nächste markante Punkt war ein größerer Baum, der sich in einige Stämme verzweigte. Ich ging einmal rundherum und bemerkte ein paar Steine – auf einem kleinen, weiß erscheinenden Behälter. War das ein großes Fragezeichen auf der Oberseite?
In diesem Moment drang helles Sonnenlicht durch die Zweige auf den Waldboden. Der Duft des Waldes schien sich zu verstärken, doch kein magischer Weg erschien. Niemand legte eine Hand auf meine Schulter. Trotzdem konnte ich das Kribbeln auf meiner Haut nicht aufhalten – und das Lächeln, wenn es jemand gesehen hätte. Was war das, ein Endorphinrausch?
Ich nahm die Steine weg und öffnete den Deckel. Außer einem Zettel fand ich darin nichts – und jedes feine Haar stellte sich auf, als ich ihn auseinanderfaltete. Einige asiatische Schriftzeichen standen dort, und „war hier“. Beim Lesen der zweiten Zeile lehnte ich mich gegen den Stamm.
„Was wäre, wenn hier ein Portal wäre?“
Ich schloss die Augen, glaubte meinen Herzschlag zu hören, und atmete einige Male ein und aus. Ganz tief und langsam und so oft, bis ich glaubte, dass es genügte. Wer war hier? Am Ende vielleicht … er? Meine Finger zitterten, als ich das Stück Papier umdrehte. Handgeschrieben stand dort ein nicht allzu lange zurückliegendes Datum – und darunter „Ha, Ha, sehr witzig!“
Ja, sehr witzig, noch dazu mit einer Wortwiederholung. Zwei „wäre“ in einem Satz, und musste das zweite „Ha“ nicht mit einem Kleinbuchstaben beginnen? Das Kribbeln ließ nach, und ich baute den Geocache wieder zusammen. Wenn es überhaupt einer war. Ob ich ebenfalls etwas dazuschreiben sollte? Ich machte mich auf den Rückweg – und etwas war anders. Nicht der Weg, nicht die Umgebung – vielleicht der Typ, der vorne am Waldrand herumstand? Er blickte eher nach unten, sah sich um oder wartete. Obwohl ich noch kaum seine Gesichtszüge erkennen konnte, machte er mich nervös. Oder regte eher meine Fantasie an, denn ansprechen würde ich ihn trotz seiner bis zu mir reichenden Ausstrahlung ohnehin nicht. Lag es an seinem Haarschnitt? Oder an seinem ärmellosen Shirt? Bei mir hätte es nicht ganz so gut ausgesehen.
Ich näherte mich und wollte lediglich einen vorsichtigen Blick im Vorbeigehen wagen. Auf meiner persönlichen Skala von „abstoßend“ bis „Traummann“ stand mein Urteil ziemlich fest. Es lag nicht nur an seinen sehr betonten und kräftigen Oberarmen, ohne übertrieben muskulös zu wirken. Nein, der Asiate, es war sicher einer … sprach mich an.
„Hallo … Marc! Oder wie jetzt?“
„Äh, so ähnlich, aber kennen wir uns?“
„Ich denke schon“, entgegnete er und reichte ein Lächeln nach.
Das Kribbeln kehrte zurück, aber es war anders. Wie etwas, das ich beherrschen konnte. Alles ergab auf einmal Sinn.
„Hallo … Daeng?“
Ich rechnete damit, etwas wie „Wir haben uns aber lange nicht gesehen!“ von ihm zu hören – oder „Wer bitte?“. Doch die Antwort bestand nur aus Schweigen und noch einem Lächeln, kurz und zart. Langsam setzte er sich in Bewegung, trat in das helle Sonnenlicht hinaus – und ich folgte ihm. Auch ohne dass sich jemand genau auskennen musste, verliefen die Wanderwege ab hier recht eindeutig. Er kannte sich wohl aus. Den steilen Weg nach oben erklomm er nicht, sondern machte sich zügig in die andere Richtung auf – in meine Richtung. Seine Hand streifte einige Male an meiner, als ich an einer breiteren Stelle neben ihm ging.
Klar, natürlich war er es. Daeng, der Held aus der „Projekt 43“-Welt. Er hatte bewiesen, sie tatsächlich zu beherrschen, oder zumindest die Portale. Beherrsche ich sie dann nicht auch? Wenn berühmte Zitate über die Grenzen der Sprache und der Welt wahr waren, dann ja. Oder über folgenreiche Wünsche, die in Erfüllung gehen könnten. Was geschah überhaupt mit Figuren aus einer Geschichte, wenn sie zu Ende war? Blieben sie untätig stehen – oder führten sie ab dann ihr eigenes Leben?
In jedem Fall war weniger als einen halben Meter neben mir ein Mann, den ich zu kennen glaubte. Das Gesicht passte, die festen und straffen Arme und Beine, sein nicht gespielt wirkendes Lächeln ebenso. Ob ich mehr von ihm sehen durfte? Es gab Gegenden, wo sich Männer sehr unkompliziert und direkt trafen und näher kamen, aber im Wienerwald kannte ich keine.
„Sagen wir einmal, du bist es …“ wollte ich aussprechen, entschied mich im letzten Moment jedoch nur für die ersten drei Wörter. „Was hast du in der Zwischenzeit so gemacht?“, setzte ich fort.
„Mich fotografieren lassen und Honorare bekommen, wird aber langsam mühsam“, antwortete er erst nach mehreren Sekunden.
„Meine sind leider immer noch nicht so üppig, aber es geht. Ich habe sogar einmal einen festen Auftraggeber gehabt, aber immer nur Texte über elektrische Zahnbürsten oder so …“
„Und deine Geschichten?“
Woher wusste er …? Alle Leute konnten sie überall finden – doch wie gelangten Koordinaten in einen Text von jemand anderem? Ich hatte leichte Angst, dass er verschwinden würde, falls ich kurz die Augen schloss. Erst recht, wenn ich zu viel fragte. Seine Hand schien sich näher an meine zu drängen, und seine Finger suchten Halt. Niemand außer uns war zu sehen, und der Weg führte nun durch ein anderes Waldstück. Hand in Hand spazierte ich mit ihm weiter, ohne dass sein Händedruck sehr fest war.
„Ich habe zumindest innerhalb von ein paar Monaten sehr viel gelernt“, setzte ich die Unterhaltung fort. „Meine Sätze waren oft zu lang, und solche Sachen. Wenn ich jetzt noch mindestens doppelt so viele Verkäufe hätte …“
„Das kann schon sein … aber nicht mein Fachgebiet.“
Daeng drückte einige Male fester zu und löste die Umklammerung. Ob er Angst hatte, dass hinter der Kurve vor uns jemand auftauchen könnte?
* * *
Noch vielleicht 100 Meter, und ich war zuhause. Trotz des bereits fortgeschrittenen Nachmittags wollte ich nicht sofort etwas essen. Sonnenschein wechselte mit einigen größeren Wolken, und die drückende Hitze war zu angenehmer Wärme geworden. Bereits den ganzen Rückweg mit ihm. Er ging immer noch neben mir, und dieses ganz leichte, stechende bis ziehende Gefühl war nicht verschwunden. Wie kaum nennenswerte Kopfschmerzen, nur in einer erfreulichen Richtung. Irgendwie unterschied sich alles kaum von diesem Schwimmbad-Besuch vor einigen Tagen, mit schönen, großteils männlichen Ausblicken am Beckenrand. Worin bestand der Unterschied zu diesem beinahe beherrschbaren Traum? Mit fast alle Männern, die ich in den letzten Jahren dann und wann angeschleppt hatte, war ich im Bett gelandet. Ob er den Inhalt der Lade daneben erahnen würde?
Die Eingangstür lag in Sichtweite, und mein Herz schlug nur ein wenig schneller. Ich war zuhause – mit ihm. Sein Lächeln wurde intensiver, veränderte sich – und die Lage seines Kopfes. Wenn er bittete, worum ich dachte, konnte ich ruhig einen Schritt näher treten. Kaum mehr als 20 Zentimeter entfernt stand ich ihm gegenüber.
„Möchtest du … etwas trinken?“, erhob er leicht die Stimme und drehte sich in eine andere Richtung.
„Ja, also … ich hätte da, was immer du willst. Oder hast du heute noch was geplant?“
„Keine Angst, so schnell nicht.“
Es wurde klares Wasser, und wir prosteten uns zu – am Rand meines Bettes sitzend. Beinahe glaubte ich einen leicht prickelnden oder bitteren Geschmack zu bemerken. Er stellte sein Glas ab und blickte ungefähr so wie zuvor. Ich beugte mich zu ihm, öffnete meinen Mund nur ein wenig und hielt meine Zunge zurück. Als er die Augen zur Hälfte schloss, näherte ich mich – und bekam seine Lippen zu spüren. Sie waren zarter als erwartet, oder er nicht so schnell wie andere Männer. Seine Zungenspitze blieb schüchtern, kam auf meine Einladung hin doch näher, und seine Küsse wurden mit einem Mal gieriger. Oder hatte ich damit angefangen?
Das verschwitzte T-Shirt hätte ich längst ausziehen sollen – er aber seines auch. Obwohl, es war eher dezenter, erfrischender Schweiß bei ihm, und bei mir nicht so, als wollte ich mich möglichst bald abwaschen. An diesem Morgen hatte ich das besonders gründlich und überall gemacht – wegen einer Vorahnung? Zog ich ihn über mich, oder ließ ich einfach seine Hände gewähren? Warum sollte ich ihn bitten, das zu lassen, wenn es sich in meiner Hose angenehm anfühlte? Es war noch keine Erektion, aber so ähnlich, und bei ihm kein echtes Drängen. Daeng war keiner von diesen Männern, denen Dominanz und die rasche Befriedigung ihres Verlangens am wichtigsten waren. Zumindest nicht der, den ich kannte.
Ich lag auf dem Bauch und saugte das Gefühl in mich auf, das sein Liegen auf mir hervorrief. Seine Beine schlangen sich um meine, doch seine Arme legten sich nur zart um mich. Er hielt mich nicht fest und war nicht so schwer, dass ich kaum noch Luft bekam. Ob es daran lag, dass seine Muskelmasse eben nur seinen Körper perfekt machte, und nicht aus übertriebenen Paketen bestand? Meine Augen schlossen sich beinahe von selbst, als er mit einer zögerlichen Massage meiner Schultern begann. Beim Streichen seiner Finger über meinen Rücken unterdrückte ich nur schlecht mein Stöhnen. Er musste wissen, dass sich das für mich wie guter Sex anfühlte, und es nie zu einem endgültigen Höhepunkt kam. Kurz strich er durch mein Haar, bevor er an meine Hose griff, wie davor an mein T-Shirt. Sie wurde lediglich durch ein Gummiband gehalten, und das Kribbeln in mir verstärkte sich, als er sie über meine Beine zog.
In letzter Zeit hatte ich mir Sorgen gemacht, weil nicht immer alles so stand, wie ich gerne hätte. Auch mit unter 30 war das jedoch öfters einmal passiert. Genauso hatte ich die Erfahrung gemacht, dass es am besten ging, wenn es wirklich passte. Wenn alles gut und richtig war, konnte ich die volle Härte meiner Männlichkeit in meiner Hand spüren – und andere sich darüber freuen. Spätestens als ich nicht nur seine Hände an mir fühlte, musste ich meine eigene Erektion bequemer ausrichten. Ich wäre bereit gewesen, wozu immer es ihm gelüstete. Doch ich wollte ihn auf mir spüren … oder in mir.
Schon einige Male war er auf mir gelegen, als ich die Augen geschlossen hatte. Dieses Mal lag er wirklich auf mir und rieb sich an meinem Rücken – und ein wenig tiefer. Ob Daeng Gleitgel brauchte? Er würde ein Kondom aus meiner Nachttischlade nehmen, ohne dass ich ihm das sagen musste, oder? In dieser Welt gab es sonst keinen Schutz, außer auf manche Dinge verzichten.
Nein, was machte ich bitte? Da lag ein Mann auf mir und wollte jeden Moment loslegen, und ich konnte nicht sicher sagen, ob er gesund war. Bis jetzt waren alle vernünftig gewesen. Einmal hatte ich mit meinem Nachprüfen, ob jemand etwas anhatte, die Stimmung zerstört. Zumindest ein bisschen, und natürlich hatte er. Ich ließ die Augen geschlossen und konzentrierte mich auf die Geräusche. Das war ein Griff in die Lade, oder? Ich fühlte seine ganze Länge, wie sie an mich presste und durch meine männlichen Rundungen pflügte, ohne in die Nähe der Gefahrenzone zu kommen.
„Nimm mich, nimm dir, was du brauchst“ wollte ich sagen, doch mehr als seine Umklammerung und seinen heißen Atem brauchte ich nicht. Obwohl er schneller wurde, war es ein Streicheln durch meine Haare, kein Reißen und Zerren. Etwas wie Müdigkeit überkam mich, aber es war keine übliche. Eher ein Gefühl der Geborgenheit, dass alles richtig war, was er machte. Einige Male stöhnte er halblaut auf und bewegte sich noch schneller – war er gekommen? Die Nässe auf meinem Rücken konnte auch nur Schweiß sein. Ich zitterte, als er ruhig liegen blieb und seine Finger seitlich über mich strichen. War ich gekommen? Das Betttuch fühlte sich trocken an, trotzdem hatte mich etwas erfasst. Er hauchte einige Worte, die ich nicht ganz verstand. Ob es daran lag, dass mich nun tatsächlich Müdigkeit überkam, und das ziemlich schnell? Für einen Moment blinzelte ich und wollte mich zur Seite drehen, doch alles wurde schwer und träge.
* * *
Wie spät war es? 7 Uhr irgendetwas? Nein, 17 Uhr. Welcher Tag? Ich schreckte auf und drehte mich zur Seite. Aus dem Fenster blickte ich auf dichte Wolken, durch die sich einige Sonnenstrahlen kämpften. Der Platz neben mir war leer. Moment … hatte er nicht gesagt, noch etwas eingeplant zu haben? Als sich alle meine Gedanken wieder zusammensetzten, kehrte die Anspannung zurück. Ich drehte mich so, dass sie sich ungehindert aufbauen konnte, und griff mit einer Hand zu. Mit der anderen massierte ich mich. Ich starrte nach oben, atmete scharf ein und wurde schneller. Ein angenehm warmes Gefühl begann sich in mir auszubreiten, zusätzlich zu dieser Art von Kribbeln, das mir nicht ganz vertraut war. Ich stöhnte laut, wollte nichts aufhalten und dachte nochmals an ihn. Die Stelle im Wald kannte ich … ob ich mich dort noch genauer umsehen sollte? Meine Gedanken gingen zu weit, mein Körper spannte sich – und meine Hand wurde nass.
* * *
Ich öffnete die Verkaufsstatistik und sah, dass sich an diesem Tag zwei oder drei weitere Exemplare von „Projekt 43“ verkauft hatten. Ob es am neuen Cover lag? Interessant, da es im Laufe der Zeit nie mehr als eine Handvoll Fans gewinnen konnte. Erst recht „Projekt 44“, bei dem die Zahlen ebenfalls auf mindestens zwei Verkäufe hindeuteten. Wenn Daeng wieder auftauchte, wie hieß dann diese Geschichte? Einfach ein „Teil 2“ von „Projekt 44“? Er war immer noch ein lebendes Kunstwerk und in der Nähe eines Portals erschienen. Ich hatte eine Karte der Welt, wo neben kaum erforschten Gebieten überhaupt einige weiße Flecken existierten. Was war überhaupt aus der Kampftruppe und den anderen geworden, die alles beherrschen wollten? Beste Voraussetzungen für eine Fortsetzung.
Etwas sagte mir, dass ich nicht sofort losgehen und an der Stelle nach ihm suchen sollte. Sicherlich, für meinen Traummann konnte ich ruhig einige Dinge im Bewegung setzen. Der Gedanke an meinen angefangenen Sachtext drängte sich jedoch mehr in den Vordergrund. Mit solchen Dingen ließ sich wirklich ein bisschen Geld verdienen. Es war noch weniger als bei meiner früheren Tätigkeit, wo ich meinen Beitrag geleistet und längst genug davon davon.
* * *
Später am Abend sah ich ein weiteres Mal nach den Zahlen – und nochmals genau hin. Ein Gefühl wie beim Verschwinden von nicht gespeichertem Text erfasste mich, nur in die andere Richtung gedreht. Wäre ein genialer, aus dem Nichts erschienener Text mein eigener? Genauso konnte es nicht sein, dass sich auf einmal 60 oder 70 Exemplare pro Tag verkauften. Ich öffnete die Seite wieder – alles noch da. Wenn die Statistik falsch war, musste alles falsch sein, auch die zwei neuen Kritiken mit 5 Sternen. Fühlte es sich so an, im Lotto mindestens 5 von 6 Zahlen richtig zu haben? Ich spürte mein Herzklopfen, rieb mir die Augen – doch es war richtig.
„Projekt 43“ stand mitten zwischen diesen ganzen Namen, die mir ständig begegneten. Nicht nur die Gesamtausgabe, sondern sogar eine der Einzelausgaben. Dabei hatte mir einmal jemand erzählt, es wirklich gut zu finden, bis auf den nicht so einfallsreichen Titel. Wie sollte es sonst heißen? So etwas wie „Meine heißen Abenteuer mit Daeng“? Meine Schwäche war eben, zu wenig von Vermarktung zu verstehen.
Einschlafen konnte ich kaum, trotzdem sollte ich ein wenig Ruhe finden. Öfters als einmal pro Stunde nach den Verkaufszahlen zu sehen hatte keinen Sinn, obwohl … nein. Ich schloss die Augen und legte mich so, dass sich mein Freund an mich kuscheln konnte, falls er bei mir wäre. Wenn ich es mir vorstellte, dann geschah es. Überhaupt, er wusste, wo ich wohnte. Was wäre, wenn er einfach zurückkehrte?
Kapitel 2 – Der Torwächter
Sofort nach dem Erwachen warf ich einen Blick auf die Verkäufe. Ich beherrschte es ganz gut, mich durch den Wunsch nach Aufwachen aus einem Horror-Traum zu befreien. Wie verhielt sich das bei einem, wo alle Wünsche in Erfüllung gingen? Außerdem war es kein falsches Erwachen, obwohl es sich so anfühlte. Wie weit lag ich überhaupt noch von Platz 1 entfernt? Hunderte Exemplare an einem Tag, im Ernst? Die längst vergessene Facebook-Seite kam mir in den Sinn. Ich hatte es damals bald aufgegeben, weil sich irgendwie alle nur gegenseitig mit Werbung für ihre Bücher bewarfen. Wer sollte das lesen und auf diese Weise eine interessante Geschichte finden? An diesem Morgen stapelten sich einige Freundschafts-Anfragen, die ich erst einmal überflog. Ständig war von einem Artikel die Rede, über den alle auf „Projekt 43“ gekommen waren … Moment.
Jemand lobte die Geschichte und schwärmte über die schöne Einöde mit Marcel, oder mit mir oder mit wem auch immer. Es las sich nicht einmal wie diese Frauen, die jede Geschichte mit zwei Männern verschlangen und sich über unbefriedigende Enden beklagten. Auch war es nicht einer dieser Buch-Blogs, sondern eine Seite, wo es um alle möglichen Dinge ging. Sie kam mir bekannt vor, und der Artikel stand oben auf der Startseite. Unter den Kommentaren befanden sich einige von Männern, die Daeng am liebsten kennenlernen würden.
Ich konnte es. Wenn das kein Zeichen von ihm war, was dann?
* * *
Mein Puls war viel ruhiger als beim letzten Mal, als ich mich der Stelle näherte. Erneut kletterte ich auf den Hang neben dem Weg, weiter nach oben … und fand den Behälter. Einer der Steine schien verrutscht zu sein, doch der Inhalt war unverändert. Und weiter? Für einen Moment drang dieses helle Licht auf den Waldboden, dann bewegte der leichte Wind die Zweige. Ich schloss die Augen – und hörte Schritte. Jemand spazierte den Weg entlang, und er war es nicht. Mein Blick richtete sich zur Seite, eher nach unten, und die Schritte entfernten sich. Gab es vielleicht noch Spalten an der Stelle, die sich als Versteck eigneten? Womöglich unter Blättern versteckt? Nein, nichts außer dieser golden schimmernden Stelle. Ich ging hinüber, konzentrierte mich auf die Stille, holte tief Luft und spürte die Wärme auf meiner Haut.
Natürlich passierte nichts. Vielleicht stand er wie beim letzten Mal dort vorne? Die paar Meter bergab gestalteten sich nicht so einfach, wie es aussah. Sehr steil war dieses Stück nicht, trotzdem setzte ich meine Schritte besonders langsam und vorsichtig. Ein anderer Weg erschien mir für das letzte Stück am besten, bis ich nach unten sprang. Sah der Wanderweg breiter als zuvor aus? Ich folgte ihm in die vertraute Richtung, gelangte zum Waldrand – und hielt mich an einem Baumstamm fest. Vor mir sollte Wien liegen – statt einer großen Stadt breitete sich ein Waldgebiet aus. Da und dort ragten einige Lichtungen und größere, felsige Hügel hervor. Auf einem davon konnte ich in weiter Ferne ein riesiges Bauwerk ausmachen. Ein Schloss oder eine Burg?
Stimmte die Richtung? Ja, ganz sicher. Kehrte die Stadt zurück, wenn ich die Augen schloss und tief durchatmete? Nein. Moment … wurde ein Mobilfunknetz gefunden? Ja, doch der Empfang war schwach. Noch ein Strich verschwand – nur Notrufe – kein Netz. Der Radio-Empfänger – Rauschen auf allen Frequenzen. Positionsbestimmung über Satellit – blinkte ohne Ende und zeigte keine Position. Es gab nur mehr eine Möglichkeit – Daeng finden und ihn fragen, was das bedeutete. Der Krampf in meinem Magen und die Enge in meinem Hals waren verschwunden, das leichte Kratzen seit diesem Morgen ebenfalls. Dafür fühlte ich mich, als ob ich den ganzen Tag zu Fuß gehen konnte. Ein bisschen an nützlicher Ausrüstung trug ich stets in meinem Rucksack herum, allerdings würde die Flasche Wasser bald leer sein.
Ich überquerte die Wiese auf dem schmalen Pfad und tauchte in den Wald ein, der nicht da sein sollte. Waren das dort vorne … Himbeeren? Wenn ich diese roten Beeren entdeckte, waren es sonst stets unreife Brombeeren. Diese fühlten sich jedoch weich an und schmeckten wie Himbeeren. Eine nach der anderen vernaschte ich und setzte die Wanderung fort. Ob ich welche als Reiseproviant einpacken hätte sollen? Eine kleine Lichtung folgte, durch die ein klarer Bach plätscherte – und daneben stand jemand, oder? Nein, nur ein Spiel aus Licht, Schatten, Zweigen und Wind. Das Wasser schimmerte intensiv blau – und war blau. Der Farbton wirkte kräftig und sah nicht nur so aus. Es war trotzdem transparent und färbte meine Hand nicht.
Ein Krampf in meiner Magengegend kam auf und wurde sofort unterdrückt. Noch befand ich mich nicht weit vom … Portal entfernt. Ob ich rasch zurückgehen und etwas probieren sollte? Ich beschloss, dem kaum erkennbaren Weg zu folgen, nur noch ein bisschen. Wenn ich nichts entdeckte, konnte ich immer noch umkehren und mir einen besseren Plan überlegen. Durfte ich überhaupt zurück, ohne alles erledigt zu haben?
Ein paar Minuten später stand ich am Rand einer sehr viel größeren Lichtung. Sie erstreckte sich locker über einen Kilometer, und die wilden Gräser beugten sich im leichten Wind. Das andere Ende verschwand im sanften, hügeligen Gelände. Ich setzte meine Wanderung fort, und war nun auf allen Seiten von dichtem, hohem Wald umgeben. Die Sonne brannte etwas heißer als zuvor herab – welche Sonne?
Was war das dort drüben, nicht sehr weit vom Waldrand entfernt? Einer dieser Hochstände? Ich machte immer Witze darüber, dass das Immobilien in bester Grünruhelage seien. Sogar mit zwei Stockwerken, dafür renovierungsbedürftig. Dieses Bauwerk schien ebenerdig zu sein und aus aneinandergelehnten Ästen zu bestehen. Es gab sogar fließendes Wasser, weil auch diese Lichtung über einen Bach verfügte. Jemand musste es vor nicht allzu langer Zeit gebaut haben – und stand dort vorne im Gras?
Ich machte mir keine Mühe, mich zu verstecken, als seine Umrisse zunehmend deutlicher erschienen. Mein Herzklopfen wurde doch wieder stärker. Ja, es war Daeng. Er trug nichts außer einem umgebundenen, ein wenig schmutzigen und abgerissenen Tuch, soweit ich das beim Rennen in seine Richtung erkennen konnte. Bei meinem Tritt auf einen Zweig auf dem Boden zuckte er leicht zusammen. Unsere Blicke trafen sich, und er lief auf mich zu. „Vorsicht!“, schrie ich und fing ihn auf, als er beinahe über einen größeren Stein stolperte. Und wenn schon, schlimmstenfalls würde gleich darauf alles heilen, oder? Seine Arme schlossen sich um mich, und dieses Mal spürte ich sofort seine Zungenspitze an meiner.
Er drückte sich fester an mich, als ich mich um ihn klammern konnte. Für einen Augenblick musste ich Luft holen, bis wir sofort einvernehmlich in einen neuen, langen Kuss verfielen. Etwas spannte zunehmend meine kurze Hose an, und auch sein Blut geriet rasch in Wallung.
„So schnell aber nicht!“, meinte ich und löste mich von ihm, ohne die Hand von seinem Rücken zu nehmen.
„Was denn? Wie denn?“, entgegnete er, ließ seinen Blick langsam auf meine Körpermitte schweifen, und lachte kurz.
Ich drehte mich um und begutachtete die Konstruktion. Sah recht stabil aus und war mehrere Meter lang, vielleicht ein Unterstand oder ein Lagerplatz. Die Vorderseite war zum Teil offen und jemand schien damit begonnen zu haben, sie zu verkleiden. Ob das Dach einem Regenguss oder gar einem schlimmeren Unwetter standhalten würde?
„Und du wohnst jetzt hier, oder was?“, versuchte ich zu einem neutraleren Tonfall zu wechseln.
„Für noch eine Nacht geht es vielleicht.“
Drinnen auf dem erdigen Boden bemerkte ich eine Liegefläche, die zumindest viel bequemer als bei meiner Campingtour im letzten Jahr aussah. Für eine Luft- oder Schaumstoff-Matte wirkte sie ziemlich dick und groß … und fühlte sich ungefähr wie mein Bett zuhause an.
„Was …? Woher …?“, suchte ich nach Worten und blieb darauf sitzen. Er blieb vor mir stehen und reichte mir etwas, das wie einige Stücke eines aufgeschnittenen Apfels aussah. Ich probierte eines davon, und nach zwei Sekunden schmeckte es … mehr nach einem kompletten Apfelkuchen mit noch ganz anderem Obst darin. Ich sagte lieber nichts und machte einen „Wow, das schmeckt richtig gut!“-Gesichtsausdruck.
„Das tut mir leid wegen gestern, wirklich“, wurde er gesprächiger. „Aber es hat geheißen …“
„Was hat es geheißen?“
„Der Chef …“
„… der nicht wirklich dein Chef ist, von der Model-Agentur, ich weiß …“
„Ja, also von ihm habe ich von dem neu entdeckten Portal erfahren. Wann es sich ungefähr öffnet, auch.“
„Das heißt“, entgegnete ich nach einigen Momenten des Verdauens seiner Worte, „du weißt auch nicht genau, wo wir sind? Und … es hätte sich geschlossen, wenn du nicht rechtzeitig wieder zurück gewesen wärst.“
„So ungefähr.“
„Und alles für ein paar Fotos mit Unterhose … oder ohne?“
Daeng beugte sich nach unten und legte seine Hand auf meinen Oberschenkel. Obwohl um mich herum Sommer herrschte, wollte ich die Wärme seiner Handfläche noch länger genießen. Ich erinnerte mich an die Geschichte von der Fotosession, die ein wenig weiter gegangen war. Dieses Wort „Eifersucht“ mochte ich nicht wirklich, doch wie sollte ich einen ganz zarten Gedanken sonst beschreiben? Ich hatte keinerlei Recht dazu, weil es zwischen diesem Herren mit 20 Jahre mehr Lebenserfahrung und mir einmal sehr viel weiter gegangen war. Beherrschte in Wahrheit er die Portale, und nicht wirklich Daeng, oder wir beide?
Er setzte sich neben mich und lehnte sich langsam zurück. Als sein Lendentuch verrutschte, zog er es gleich ganz weg und legte es zur Seite.
„Gefällt mir, sollte ich auch tragen“, meinte ich. „Ich weiß, dir steht es sicher besser, aber …“
Sein Lachen war kurz und so süß, dass ich mich umso lieber zurücklehnte und seine Hand hielt. Das T-Shirt konnte ich ruhig ablegen, und die Sandalen aus Klettbändern und sich langsam auflösendem, aufgeschäumtem Material sowieso. Sehr langsam führte ich seine Hand zu meiner Hose, und er ließ sie dort liegen. Was wäre, wenn …?
Ich drehte mich zur Seite und ein Stück weiter, und seine Hand ließ mich nicht los. Ein kurzer Blick zurück verriet mir, dass er über mir kniete und sich mit beiden Händen meiner Hose näherte. Entweder befand ich mich in jener Welt, von der ich nicht einmal einen wirklichen Namen wusste, oder in einem Traum. Meine Augen schlossen sich, und ich fand eine noch bequemere Lage. Das leichte Kratzen seiner Finger über meinen Rücken fühlte sich viel zu intensiv an, als dass es einer sein konnte. Dieses Mal stöhnte ich laut auf, und er lachte nur ein einziges Mal.
Sein Massieren und das Ausziehen meiner Hose passierte in einem durch. Ein kurzer Griff von ihm genügte, um meine sehr fest gewordene Erektion in eine bequeme Position zu rücken. Wie es wohl bei ihm aussah? Sein Oberkörper drängte sich an meinen Rücken, und nicht nur seine Muskeln waren angespannt. Meine Arme griffen nach oben zu seinen, wie zu einem Traum, den ich festhalten wollte. Dieses Mal durfte er einfach nicht verschwinden. Als sich seine harten Tatsachen in eine gefährliche Position schoben, ließ ich ihn los. Dabei hätte er sich ohnehin jederzeit losreißen können.
Ich glaubte einen feuchten Finger an mir zu spüren, oder zwei. Einige Sekunden lang spannte es, als er in mich vordrang, dann löste sich alles in ein tiefes, warmes Prickeln auf. Meine Atmung wurde ruhig, als sich seine Finger locker und geschmeidig anfühlten. Er nahm sie weg, und mein Puls beschleunigte sich ein wenig. Mit einer Hand stützte er sich auf meinem Rücken ab, verrutschte leicht – und ich spürte die Spitze seines Liebespfeils. Zart, jedoch nicht schüchtern, rieb er sie einige Male hin und her, bis er an meinem Eingang hängenblieb. Das zurückgekehrte Spannen löste sich nach drei Sekunden auf, viel schneller, als ich es gewohnt war. Die Härte war brutal, doch sein Vordringen langsam und zärtlich, beinahe in Zeitlupe. Als er richtig mit mir vereint war, klammerte sich auch seine andere Hand an mich.
Kraftvoll, mit tiefem Atmen und einem gehauchten Stöhnen, setzte er sich in Bewegung. Seine Bauchmuskeln berührten meinen Rücken, und ich spürte seinen Atem hautnah, ohne dass er nachließ. Es war, als spürte ich sein Pumpen und Pulsieren doppelt, als er sich fest um mich klammerte. Auch mit nur sehr leicht geöffneten Augen fand ich zu seinen Lippen und erfüllte seinen Wunsch, in einem Kuss zu versinken. Es war einfach … konnte er mich bitte sehr, sehr lange so nehmen? Lag es am leicht erdigen Duft der Umgebung oder an seinem, der mich zunehmend einhüllte? Bei jedem Stoß seines festen, harten Stabes, bei jedem Klatschen seiner Anhänge an meine männlichen Rundungen, wurde es auch bei mir ein wenig härter.
Es war seine Liegefläche, die im Schweiß versank, und wohl bald noch in anderen Säften von mir. Er musste wissen, was er machte. Obwohl ich dem Zerreißen nah war und nur mehr abgehackt atmen konnte, hatte ich dieses Gefühl, alles unter Kontrolle zu haben. Er klammerte sich enger an mich, presste sich immer wieder gleichzeitig mit unserer vollständigen Vereinigung gegen meinen Rücken. Seine Bewegungen wurden hektischer, ohne ihre Eleganz zu verlieren, sein Atmen viel intensiver. Wenn mich jemand wirklich mit Stil durchnahm, dann er.
Auch als ich ahnte, was das zunehmende Pulsieren in mir bedeutete, verlor ich nicht die Beherrschung. Hatte er es jemals geschafft, mich auf diese Weise kommen zu lassen? Es kam mir vor, als ob ich das konnte – und trotzdem noch die Kontrolle über alles besaß. Wir waren einander ebenbürtig, und nicht er ein brutaler Sklaventreiber. Beim Gedanken daran, was in wenigen Momenten passieren konnte, ereilte mich doch beinahe ein Höhepunkt.
Ohne sein Geschrei und festes Anklammern hätte ich genauso gefühlt, dass es ihm kam. Daeng musste nicht mit aller Gewalt zustoßen, um sich tief in mir zu holen, was ihm zustand. Nur einen Hauch war ich vom Gipfel entfernt und dennoch in sicherer Entfernung, als er mir seinen Saft schenkte. Nur langsam verebbte das gewaltige Beben, bis er auf meinem Rücken liegenblieb. Einige Momente später spürte ich, wie seine Finger sehr zart seitlich über mich strichen. Seine Erektion hatte kaum nachgelassen, so wie ich ihn immer noch in mir spüren konnte.
Mit einem leicht schmatzenden Geräusch verließ er mich und drehte mich zur Seite, bis ich auf dem Rücken lag. Ein zarter und dennoch kräftiger Windhauch erfasste mich, und fühlte sich sehr angenehm auf meiner verschwitzten Haut an. Ich sah mich um, und die große Wiese lag noch vor mir. Ob nicht doch jemand hier auftauchen konnte? In welcher Gegend der Welt mochte dieser Ort sein? Ich erinnerte mich nicht wirklich daran, in letzter Zeit dermaßen einen Steifen gehabt zu haben – doch die harten Tatsachen ragten steil in die Luft. Mein Liebhaber kniete vor mir, spreizte meine Beine leicht, sah mich an und dann nach unten. Ich zuckte mit einer Schulter. Nicht nur ein Zucken ging durch mich, als seine Finger die Spitze berührten und ein wenig herumspielten. Er verrieb die Tropfen, die sich bereits die ganze Zeit gebildet hatten, und brachte mich noch näher an den Rad des Wahnsinns. Als er sich nach unten beugte, leicht böse lächelte und mit der Zungenspitze seine Lippen befeuchtete, geschah es beinahe.
Besser als das Wechselspiel aus warmen Sonnenstrahlen und kühlem Wind auf meiner Haut war nur seine warme Mundhöhle. Er schien es nicht eilig zu haben, mich in beinahe voller Länge in sich aufzunehmen. Seine Zunge spielte sich dafür umso intensiver, doch es waren fast eher seine Lippen, die mich langsam die Kontrolle verlieren ließen. Das Zucken, das einige Male durch mich ging, musste als Signal für ihn genügen. Zum Stöhnen kam ich kaum, als sich das warme, feste Kribbeln verstärkte. Es war eher ein zerhacktes Schnappen nach Luft. Daeng unterbrach kurz, sah mich ungefähr drei Sekunden lang intensiv an, und unterdrückte schlecht ein Lachen. Dann erfasste mich sein Mund wieder, er wurde er schneller, und es passierte.
Alles in mir kochte über, und Momente später bahnte sich mein Sperma den Weg in seine Mundhöhle. Es fühlte sich an, als ob er alles sofort schluckte. Obwohl sich seine Handflächen auf mir abstützten, konnte ich mich ungehemmt unter ihm winden. Nach meiner letzten Ladung ließ er mich sehr langsam herausgleiten und legte sich neben mich. Vorsichtig tastete sich seine Hand zu mir, und fühlte wohl mein Herz rasen.
Er näherte sich, und ich konnte an seinem Gesichtsausdruck deutlich erkennen, dass er etwas wollte. Ich schloss die Augen zur Hälfte, wir näherten uns an – und ich spürte seine warmen, zarten Lippen zusammen mit meinem eigenen Geschmack. Ob das für manche Leute zu weit gehen würde? Wenn es mir im Mund von jemand kam, konnte ich ihn auch küssen.
„Oh!“, meinte ich nach dem Lösen von ihm, als ich seine bereits wieder voll ausgefahrene Speerspitze bemerkte. Das letzte Zucken lag offenbar an unserem Kuss. Zumindest würde es mir so gehen, falls im Moment noch etwas ging.
„Ach was, das muss jetzt nicht sein“, kommentierte er die Annäherung meiner Hand.
Nach einem kurzen Gedanken rückte ich ein Stück von ihm weg, spreizte meine Beine und rollte leicht zurück. „Na komm schon!“, animierte ich ihn und klatschte mit einer Hand auf seinen Oberschenkel.
Mehrere Sekunden blieb ich in dieser Stellung, und ebenso lange durchfuhr mich Angst, dass das in diesem Moment nicht so passend gewesen sein konnte. Doch mit einem Ruck sprang er auf, kniete sich vor mich, und zwinkerte mir zu. Er hob er meine Beine an und legte sie sich zurecht. Ich glaubte seine neuerlichen Lusttropfen an mir zu spüren, als er sich näherte. Seine Hände brauchte er kaum, um sich in Position zu bringen. Es war nur ein kurzes Ziehen, kein brennender Schmerz, als er sein Ding zur Gänze in mir versenkte. Er klammerte sich fest an meine Beine und war nicht mehr ganz so zart.
„Ja, komm!“, feuerte ich ihn an. Mit der Zeit bewirkte jeder seiner Stöße, dass meine Lebensgeister zurückkehrten. Zögernd tastete sich meine Hand vor. Sollte ich …?
„Oh, bitte mach es mir!“, stöhnte ich, und machte eine dazu passende Kopfbewegung.
„Aber gern“, entgegnete er einige Sekunden später mit nicht sehr atemloser Stimme.
Seine Hand packte zu, und konnte nicht mehr sehr viel Arbeit vor sich haben. Die Beherrschung fiel ihm schwerer, und er klammerte sich nur noch an ein Bein von mir, das ich weit von mir streckte. Augenblicke später verlor er sie, soweit ich das bei meinem eigenen, außer Kontrolle geratenen warmen Kribbeln mitbekam. Er füllte meine männliche Lustgrotte aus, als mich der Orgasmus erfasste. Das Gefühl zog sich tiefer und intensiver durch mich als beim ersten Mal. Ich war weggetreten und gleichzeitig voll da – und alles klang noch langsamer ab.
Schwer atmend und völlig verschwitzt sah ich Daeng vor mir. Für einige Sekunden blickten wir uns an, bis nach einem Lachen von ihm unsere Hände ineinanderklatschten. Lief da wirklich so viel aus mir, als er sich langsam aus der Umklammerung meines Schließmuskels befreite? Er kuschelte sich neben mich, ich fühlte zuerst sein Herzklopfen, und ließ meine Hand dort. Seine kam dazu, und wir blieben so liegen. Wie es aussah, ging auch bei ihm erst einmal überhaupt nichts mehr.
Ein weiteres Mal ließ ich meinen Blick umherschweifen, in alle Richtungen. Das Dach schien durchaus stabil und mit etwas verstärkt zu sein, der ungefähr zwei Meter breite Eingang hingegen wurde durch nichts verhüllt. Schließen ließ er sich wohl nicht so leicht. Ob sich Daeng bei einem stärkeren Unwetter einfach tiefer in das Bauwerk verzog? Besser als vorhin hätte er mir nicht beweisen können, nicht nur ein Wunschtraum zu sein. Doch warum wohnte er auf einmal hier?
„Wie ist das jetzt genau mit deinem … Auftraggeber?“, wandte ich mich nach mehreren Minuten an ihn. „Und was bedeutet das jetzt alles?“
„Wie? Was? Ja, das ist so …“, antwortete er und raffte sich ein wenig auf. „Das Portal kennst du schon, das neue … und er wollte … hat mich gebeten, dass ich eine Weile hierbleibe.“
„Das heißt … du bist ein neuer … Torwächter?“
„Ja … so ungefähr.“
Mein Mund stand leicht offen, und ich lehnte mich zurück. Es gab Torwächter an manchen Übergängen dieser Welt, mindestens zwei davon hatte ich bereits kennengelernt, oder? Aber er?
„Oh, und du hast auch die Koordinaten in den Text gestellt, und den … inoffiziellen Geocache versteckt? Oder er oder sonst jemand?“
„Was, welche Koordinaten? Er hat mir eine genaue Beschreibung geschickt, ich glaube, dort stehen auch Koordinaten, aber …“
Dieses Gefühl, wenn mir auf einmal ein Problem hingeworfen wurde, kehrte zurück. Fast war es ein dumpfer Schlag, wie damals beim Entdecken meiner ersten Ein-Stern-Kritik.
„Moment“, versuchte ich nicht zu aufgeregt zu klingen, „also du weißt auch nichts von dem kleinen Behälter? Wo drinnensteht, dass dort ein Portal sein könnte?“
„Nein, aber … gut dass ich das erfahre. Sollte ich weitergeben, wenn ich eine Verbindung bekomme. Aber erst einmal … ist nichts verdächtig, soweit ich das sehen kann.“
Er drehte sich zur Seite und zeigte mir ein Smartphone-Modell, das ich nicht wirklich kannte. Die Anzeigen auf dem Bildschirm bedeuteten wohl, dass keine Signale durch das Portal drangen und es somit geschlossen war. Vielleicht erst einmal dauerhaft, schließlich war ich nun sehr erfolgreich in dieser Welt angekommen. Ich rückte näher, als er mir die Landkarte einer unbekannten Gegend zeigte. Aber Moment … ich kannte sie.
„Hier sind wir“, erklärte er, „dort ist das Schloss, das Lustschloss, keine Ahnung …“
„Gibt es noch eines davon?“
„Weiß ich nicht … und ein Stück weiter, am Meer … ist der Traumstrand.“
„Oh, und wie traumhaft ist der? So wie ich ihn mir selber schreiben könnte?“
„Wie meinst du?“, verzog sich das Gesicht von Daeng ein wenig. „Ich habe nur ungefähr was davon gehört. Wir können ja einmal dort hin … wenn das hier geklärt ist.
„Ja“, glaubte ich selbst wieder ruhiger zu klingen, „und ich sollte jetzt dann einmal …“
„Oh … die Vorderseite entlang, und dann ein kurzes Stück in den Wald hinein.“
Ich lächelte ihn an und stützte mich an ihm ab, als ich aufstand. Ein wenig klares Wasser auf meiner Haut wäre nicht schlecht, und es konnte ruhig etwas kühler sein. Überhaupt, wenn seine Landkarte stimmte, musste hier nicht eher eine gemäßigte statt einer warmen Klimazone sein? Doch soweit ich diese Welt kannte, waren die Verläufe manchmal etwas seltsam und es nur an bestimmten Orten wirklich kühl. Ob das Wasser ebenfalls blau statt transparent sein würde? Zumindest glaubte ich schon das Plätschern zu vernehmen.
An einer kleinen Erhebung mit einigen Felsen darin bildete ein schmaler Bach einen Wasserfall. Darunter war auf glatt geschliffenen Steinen mit dennoch rauer Oberfläche bequem Platz für zwei. Ich setzte einen Fuß in den Wasserschwall – irgendwie angenehm warm mit erfrischender Kühle im Inneren. Der Lichteinfall war irgendwie zu schwach, um eindeutig einen Farbton des Wassers zu erkennen. Ob das vorhin lediglich ein Hinweis gewesen war, es geschafft zu haben und anderswo zu sein?
Auf dem Rückweg begegnete mir Daeng am Waldrand, mit seinem Tuch über der Schulter. Seit wann war er zu schüchtern, um gemeinsam zu duschen? Ich streifte ihn mit einigen Fingern, ging in der langsam sinkenden Sonne auf und ab, und zog meine kurze Hose an. Gab es dort vorne eine Feuerstelle?
* * *
Die lodernden Flammen erhellten den Platz im Umkreis von einigen Metern. Ansonsten war es beinahe völlig dunkel, den gegenüberliegenden Waldrand konnte ich kaum erahnen. Waren die Sterne verschwunden, oder nur hinter aufgezogener Bewölkung verborgen? Wahrscheinlich gehörte auch eine endlos haltende Energiezelle zur Ausstattung der Behausung, doch es lag mehr als genug Holz auf dem Boden herum.
Ich hielt eines der aufgeschnittenen Obststücke auf einem Metallstäbchen in das Feuer. Wenn es schon völlig anders schmeckte, als es aussah, wie dann erst gegrillt? Vielleicht eine Minute lang drehte ich es, ließ es ein bisschen abkühlen, und probierte davon. Daeng schien ein wenig skeptisch zu sein – bis er meinen Gesichtsausdruck bemerkte.
„Wow!“, rief ich. „Schmeckt wie … grob geschnittene Pommes mit Schale. Aber …“
„Was?“
„Könnte würziger sein.“
„Warte …“
Er rückte näher zu mir, verzog sein Gesicht, hielt eine Hand darüber und bewegte die Finger.
„Probier einmal!“
Das angebissene Fruchtstück sah nicht anders als vorher aus – allerdings schmeckte es nun wie in Salz und Paprika oder sonst was getaucht.
„Gut, was ist dein Trick?“, fragte ich ihn.
„Keine Ahnung … gestern ist das einmal so über mich gekommen. Aber gegrillt habe ich es noch nicht.“
„Und es schmeckt nach allem, was du willst?“
„Vielleicht liegt es doch nur an … keine Ahnung.“
Wonach schmeckte dann das Trinkwasser, nach Tonic? Es reichte vorläufig, wenn es kühl und frisch war, und mir ein wenig prickelnd erschien. Vielleicht eine Mineralwasserquelle mit natürlicher Kohlensäure? Daeng prostete mir ein weiteres Mal zu, forderte ein Küsschen ein, und legte sich noch bequemer hin. Tausend Fragen gingen mir durch den Kopf, aber nicht so, dass ich Magenkrämpfe verspürte. Er hatte alles unter Kontrolle und würde es mir sagen, wenn er mehr als ich wusste. Überhaupt konnte mir hier sicherlich nichts etwas anhaben, oder uns.
Die Flammen brachen sehr gemächlich in sich zusammen, und ich verspürte keine Lust, noch einige Zweige nachzulegen. Falls es tatsächlich ein wenig kühl geworden war, ließ es die restliche Wärmestrahlung nicht so erscheinen. Oder hatte ich mich zu sehr von hinten an ihn gekuschelt? Der erdige, leicht sandige Boden wurde immer bequemer, und ich ständig müder.
Kapitel 3 – Reisen und rasten
Sollte ich dem breiten Weg neben dem düsteren Gemäuer folgen, oder durch den Durchgang gleich neben mir in den Innenhof gehen? Der dunkel gekleidete Mann auf der anderen Seite würde mich vielleicht überhaupt nicht ansprechen oder kaum bemerken. Er war ohnehin nicht wirklich mein Typ, andererseits … nein.
Toll, er hob seinen nach unten gesenkten Blick und bewegte sich mehr in die Mitte des Weges, zu mir.
„Es wird noch eine Nachricht kommen“, sagte er halblaut, streifte mich leicht, und ging weiter. Als ich mich umdrehen wollte, verblasste alles.
* * *
Ich lag … auf dem Boden … im Freien … bei einer kalten Feuerstelle am Rand eine großen Wiese. Vor mir ein Mann, zur Hälfte in ein Tuch gewickelt – Daeng, schlafend. Innerhalb von zehn Sekunden war mir alles wieder klar. Wie sah es überhaupt mit meinen Verkaufszahlen aus? Richtig, kein Empfang – trotzdem eine Benachrichtigung:
„Zufrieden? Das wolltest du doch, oder? Warte nur, was noch alles kommt.“
Als die Traumszene der letzten Nacht in meinen Gedanken aufblitzte, fiel mir das Telefon aus der Hand. Zum Glück aus nicht sehr großer Höhe auf den eher weichen Boden, und ich fing es irgendwie beinahe auf. Ich drängte mich an meinen Freund, nicht zu fest, und klammerte mich an ihn, streichelte ihn ein wenig. Sofort verschwand das dumpfe Gefühl, und auch die leichte Kühle um mich. Spätestens in einer Stunde sah das sicherlich bereits völlig anders aus.
Er streckte sich und gab ein genauso gestrecktes „Ah!“ von sich. Unsere Blicke trafen sich, und er musste wahrscheinlich ebenfalls erst einige Sekunden lang alles einordnen. Nur durch eine Geste drückte er ein „Guten Morgen!“ aus, oder vielleicht eher durch seine Zungenspitze.
„Es ist komisch“, brachte er mühsam hervor, „es hat geheißen, es könnte jemand auftauchen. Aber mit dir … habe ich nicht gerechnet, muss ich sagen. Dann habe ich fast Angst gehabt …“
„Dass alles zusammenbricht und verschwindet? Ist es aber nicht … am besten alles festhalten, das du gern hast.“
Ich umfasste ihn mit beiden Händen und drückte ihn für ein paar Sekunden so fest an mich, wie ich konnte. „Ich gehe schon einmal …“, verkündete ich, als ich losließ. Er drehte sich auf den Rücken und streckte sich nochmals, als ich mich in das Badezimmer aufmachte. Immerhin, noch ein schönes Stück von der Dusche entfernt gab es einen quer liegenden Baumstamm im dichten Gebüsch. Der Wasserfall fühlte sich viel wärmer an als am letzten Abend. Ich schloss die Augen, als ich mir das Wasser durch die Haare laufen ließ. Was zum …?
Daeng stand vor mir, komplett nackt und zur Hälfte im Wasser. Er streckte mir seine Zungenspitze entgegen, und diesmal kam ich näher. Ich zog ihn enger zu mir und spürte seine Lippen an meinen. Meine Arme schlossen sich fester um ihn, bis er sich von mir lösen wollte und sich umdrehte. Ich kratzte seinen Rücken und schrubbte ihn mit den Fingern ab. Ob ich mich näher an ihn drängen sollte, so wie er vor mir stand? Es fiel mir ein wenig schwer, den Blick von seinem knackigen Hintern zu lösen, doch er sollte seine Ruhe haben. Irgendetwas stimmte nicht, das hatte ich sogar schriftlich. Die bereits sehr hellen Sonnenstrahlen ließen den Gedanken sofort verblassen.
* * *
Ob er klares Wasser in heißen, schwarzen Kaffee verwandeln konnte? Ich fragte lieber nicht danach, woher das Getränk in den Metallbechern stammte. Ohne das leichte Rauschen des Windes dann und wann wäre es beinahe unangenehm ruhig gewesen.
„Oh, eine Nachricht!“, durchbrach er die Stille, und zeigte mir sein Mobilgerät. Es stand nichts außer „Schl.44“ im Text.
„Schl … Schlaf … Schloss … und Geheimprojekt 44, oder wie?“
„Richtig!“
„Aber es gibt keinen Empfang.“
„Muss sich in der Nacht kurz geöffnet haben, zumindest für Funkwellen. Das heißt … wir müssen weiter, dort hin.“
Erneut dachte ich an meine Nachricht, und der Kaffee lag mir auf einmal schwer im Magen.
„Bist du sicher, dass das echt ist?“, fragte ich und versuchte, nicht zu besorgt zu klingen.
„Sollte so sein … alles abgesichert.“
„Was ich dir noch sagen wollte …“
„Was denn?“
„Das Tuch steht dir echt gut, wirklich. Hast du vielleicht noch eines für mich?“
„Ich glaube …“
* * *
Eine halbe Stunde später stand ich mit einer kunstvoll umgebundenen Stoffbahn vor dem Lager und wartete auf Daeng. Er packte die letzten Sachen zusammen und schien etwas in Ordnung zu bringen. Wie viele von diesen Stützpunkten gab es überhaupt? Die Karte war nicht sehr detailreich. Ob sie zumindest in diesem Teil der Welt überhaupt nur aus Vermutungen und Gerüchten bestand?
„Müssen wir nicht in die andere Richtung?“, bemerkte ich, als er sich in Bewegung setzte.
„Nein … da sind wir, dort drüben das Portal, und noch viel weiter das Schloss.“
„Ach ja, richtig.“
Auf unserem Weg zurück zum Weltenportal verstärkte sich das seltsame Gefühl neuerlich. Es war nicht klar, wo überhaupt Norden und Süden lagen, die Drehung der Karte jedoch richtig. Was wäre, wenn sich an der bekannten Stelle alles in Luft auflöste? Meine Schritte beschleunigten sich, und ich tippte ihm auf die Schulter.
„Ich muss dir noch etwas sagen.“
„Ja?“
„Ich habe … bei mir ist auch in der Nacht eine Nachricht durchgekommen. Da, schau es dir an.“
„Und … was bedeutet das?“
„Dass ich sehr zufrieden sein sollte mit den Verkaufszahlen von meinem Buch … von deinem Buch.“
„Wie? Was?“
„Ja, und der komische Traum, dass ich eine Nachricht bekommen würde.“
„Hmm“, gab er von sich, und blieb mit an den Hüften abgestützten Händen stehen.
„Ich hätte dir das schon vorher sagen sollen … aber ich habe Angst gehabt. Vielleicht waren es … die, also diese Typen. Dunkler Hubschrauber, Kampfanzug, alles mitnehmen und verwüsten, du weißt schon.“
Er schwieg und setzte sich langsam wieder in Bewegung. Direkt vor uns lag der Waldrand, an dem ich ihm begegnet war. Nun gab es zwei Möglichkeiten … oder drei?
„Momentan musst du dir keine Sorgen machen“, klang seine Stimme wie gewohnt, oder noch süßer. „So wie ich das sehen kann, und spüren, ist das Portal dauerhaft zu. Hat irgendwie nur auf dich gewartet, und dann …“
Ich sah mich um, und um uns herum gab es absolut nichts, außer Wald und eine Wiese. In sehr langsamen Schritten gingen wir aufeinander zu, doch ich legte zuerst meine Arme um ihn. Ein sehr intensives Kribbeln erfasste mich, und beinahe eine Art Beben oder tiefes Grollen.
„Und jetzt müssen wir miteinander …“, hauchte ich, ohne mich von ihm zu lösen, „… damit wir mit der Welt verbunden sind, und es garantiert sicher verschlossen ist? Oder diese Versiegelung?“
„Ach“, meinte Daeng und löste sich von mir, „das hier sollte schon genügen.“
Dieses Mal umarmte er mich, sehr schnell und plötzlich, und ich hielt ihn so fest, wie ich konnte. Seine Augen schlossen sich leicht, und sein Mund verlangte nach einem Kuss. Mein Lendentuch war so gebunden, dass es sich nicht spannen konnte, sonst hätte es für einen Moment. Als sich unsere Lippen berührten, fühlte ich ein weiteres Mal diese Erschütterung. Alles um mich herum bebte, wenn auch sehr kurz. Ob es das war, das er spüren konnte? Er löste sich von mir, und ich war ein wenig außer Atem.
Meine Anspannung hielt an, als er in den Wald vorausging. Zuerst glaubte ich den Weg zu kennen – doch er sah anders aus. Nichts kam mir mehr bekannt vor. An der Stelle mussten wir längst vorbei sein, wenn sie da gewesen wäre. Es war einfach ein dichter Laubwald in einem leicht hügeligen Gelände, durch den da und dort grelles Sonnenlicht drang. Was vor uns lag, erinnerte an einen dieser seit Jahrzehnten vergessenen Pfade. Nur die Dunkelheit und das welke Laub vom letzten Jahr fehlten. Kurz klopfte ich meinem Freund auf die Schulter, und die Anspannung löste sich endgültig.
* * *
Ob ich Lesungen halten und diesen ganzen Buch-Blogs Fragen beantworten musste? Mein Wunschtraum war stets nur ein Einkommen gewesen, das ich anderen stolz zeigen konnte und nicht beschönigen musste. Tausend Exemplare im Monat hätten schon gereicht, nicht pro Tag. Dazu ein paar ernsthafte, positive Rezensionen mit mehr als 20 Worten. Egal was diese Leute manipuliert hatten, oder andere, die ich noch nicht kannte – einer meiner Wunschträume ging gerade neben mir. Die Verkäufe konnten so schnell abstürzen, wie sie in die Höhe geschnellt waren, und mich die Leute mit Verrissen überschütten. Ihn würde mir jedoch niemand mehr wegnehmen. Vielleicht wäre es langsam angebracht, dass er seinen Oberkörper verhüllte, doch so verschwand das Prickeln in mir nie ganz.
Wie weit war es bitte noch, bis wir dieses Schloss erreichten, oder es überhaupt wieder in Sichtweite kam? Hatte sich … die Perspektive gedreht? Kurz war es aufgetaucht, und seither hinter den Bergkuppen und Bäumen verschwunden. Auch nach Stunden war uns niemand begegnet, und es langsam Zeit, uns nach einem guten Platz für ein Nachtlager umzusehen. Da gab es doch eine Zeltplane in seiner Ausrüstung, oder? Interessant war, dass der Weg nun deutlich breiter und erkennbarer wirkte. Daeng löste seine Finger von meiner Hand und schien unruhig zu werden.
Nun hatte ich den Wegweiser ebenfalls erblickt. Ich konnte die Schrift auf der an die 50 mal 50 Zentimeter großen Fläche nicht lesen, doch die schwarzen Buchstaben und der Rand in zwei Farben schienen viel zu versprechen.
„Was bedeutet das?“, fragte ich ihn, ohne eine Antwort zu erwarten. „Das ist keine asiatische Schrift, oder?“
„Nein … glaube ich nicht.“
Ich ging voraus, langsamer und aufmerksamer, aber da gab es nichts außer Buschwerk und dichten Wald. Daeng überholte mich – und erstarrte. Unserer beider Blicke fielen auf einen um die 10 Meter hohen Turm aus groben und feineren Steinen mit einigen Ausbesserungen. Dem Moos und dem an manchen Stellen wachsenden Efeu nach zu schließen, befand er sich bereits sehr lange dort. Einige kleinere Fenster und Ausbuchtungen verzierten ihn. Ob das schon das Schloss war? Das anschließende niedrigere Bauwerk wirkte ebenfalls durchaus mächtig, aber … das konnte es noch nicht sein.
Als wir direkt davor standen, weitete sich der Weg zu einem kleinen Vorplatz. Er war etwas schlammig, doch nicht so, dass ich mit diesen Sandalen steckenblieb und sie sich weiter auflösten. Auch der Rest des Gebäudes bestand aus Steinen, durchzogen von dunklen, verwitterten Holzbalken. Ein halb kaputt aussehendes Vordach, wohl aus Baumrinde, schützte einige entlang der Wand stehende Fässer. Hinter den Fenstern, die ebenfalls aus einem Freilichtmuseum stammen konnten, schien sich etwas abzuspielen. Diese Welt war einsam, aber an machen Orten sammelte sich das volle Leben – das wusste ich bereits.
„Ich glaube, ich weiß, was da steht“, sagte Daeng. Er richtete seinen Blick auf die Beschriftung im Bogen über der zweiflügeligen Tür, und legte seinen Arm um meinen Rücken.
„Ja, was?“
„Taverne zum torkelnden Thailänder.“
Ich prustete los, das Lachen sofort unterdrückend, wenn auch nicht ohne Klatschen meiner Hände auf meine Oberschenkel. Hätte ich mich nicht an ihm angeklammert, wäre ich womöglich umgekippt. Sein Gesicht blieb jedoch ernst – so lange, bis ihm ebenfalls ein kurzes Lachen entkam.
„Schauen wir einmal!“, wirkte er entschlossen, warf sich seine Stoffbahn irgendwie über eine Schulter um den Hals, und wagte sich voraus. Gleichzeitig drückten wir je einen der schweren Türflügel nach innen, womit er weniger Schwierigkeiten hatte. Vor uns tat sich ein recht großer, einige Meter hoher Raum auf. Dicke, schwere Balken an der Decke stützten ihn. Die Beleuchtung schwankte zwischen schummrig und einigermaßen hell, und stammte entweder von Kerzen oder gut getarnten Leuchtdioden. Zwei Gestalten mit großen, spitzen Ohren saßen an einem der Tische, und ein Schanktisch zog sich ungefähr durch den halben Raum. Erst jetzt bemerkte ich den Duft irgendwo im Bereich von scharfem Alkohol mit einer würzigen, frischen Note. Ob er von den Fässern stammte, die sich neben der breiten, nach oben führenden Treppe stapelten?
„Sehet her, ist das nicht Daeng und sein Gefährte?“, erhob eine an der Bar sitzende Gestalt die Stimme. Mein gerade erst abgesunkener Puls stieg erneut. Andere drehten sich ebenfalls um, und der Angesprochene trat nach einigen Sekunden ein paar Schritte vor. Er verschränkte die Arme, ließ seinen Blick ernst durch den Raum schweifen – erst dann begann er zu lächeln. Ich stellte mich direkt neben ihn und legte eine Handfläche auf seiner Schulter ab.
„Gelüstet es euch, einen Trunk zu nehmen? Nach der langen Wanderschaft?“, sprach uns nun der Mann hinter dem Schanktisch an.
„Was meinst du?“, wandte ich mich an Daeng.
„Oh, es … ja, ich glaube, es gelüstet uns!“
Mich gelüsteten langsam ganz andere Dinge. Es war schwierig, den ganzen Tag mit ihm zusammen zu sein, und nicht ständig daran zu denken. Ein bequemes Nachtlager vorausgesetzt, wollte ich ihn an diesem Abend auf die Matratze legen und richtig schön durchnehmen. Sogar falls er wirklich mehr auf der aktiven Seite war, wollte ich es für beide von uns zu einem Erlebnis machen. Wenn ich mich schon in einer Welt befand, wo ich nichts fürchten musste und alles möglich war …
Langsam hüllte uns die Geräuschkulisse aus Gesprächen, dumpfer und halblauter Musik und dem Klirren von Glas oder Metall ein, als wir an einem freien Tisch Platz nahmen. Der Boden der Gaststätte bestand aus großen Natursteinen, der Tisch und seine Sitzgelegenheiten hingegen aus knarrigem Holz. Messerspitzen und ausgeschüttete Getränke mussten seine Oberfläche geprägt haben.
„Dies gehet natürlich auf das Hause“, kommentierte der spitzohrige, grazile Mann das Abstellen der beiden riesigen Metallkrüge. Die Schaumkrone wurde eher größer, als dass sie in sich zusammenfiel.
„Ich hoffe, es entspricht … wir hätten des Weiteren noch …“
„Wie, also … nein, sieht ziemlich gut aus!“, unterbrach mich mein Gefährte. „Aber …“, stoppte er unsere Bedienung, als sie mit zufriedener bis neutraler Miene abziehen wollte, „… warum sprecht ihr halbwegs gutes Deutsch, aber ich kann die Werbung draußen nicht lesen?“
„Wir gedachten eine Übersetzung anzubringen, doch noch verläuft der Fremdenverkehr von außerhalb in gezügelten Bahnen.“
Daeng fiel offenbar im Moment keine neue Frage ein, dafür riss er seinen Bierkrug zuerst in die Höhe und prostete mir zu. Sah zumindest wie welches aus … und schmeckte wie dunkles Bier. Es blieb jedoch nicht bei einem brutal malzigen Geschmack, sondern er wurde mehr zu einem intensiven und doch sanften Brennen. Sicherlich gab es auch noch ein schönes, freies Zimmer für uns, und etwas, das wir beide essen würden.
Nach einigen Schlucken und einem Blick zu den beiden vergitterten Fenstern realisierte ich, dass mich ein Nebel umgab. Es war nicht wirklich ein Rausch oder gar Übelkeit, sondern mehr das Gefühl, wirklich angekommen zu sein. Ich wusste nicht, wie es ihm ging, doch ich hatte mehr als zuvor alles unter Kontrolle – oder? War uns die Bewahrung dieser Welt vor dunklen Mächten nicht bereits einmal gelungen? Was sollte dann auf diesem Schloss überhaupt zu klären sein?
Ein schönes Stück entfernt saß jemand, dem ich womöglich unbewusst und nebenbei bereits vorhin ein Lächeln zugeworfen hatte. Nun trafen sich unsere Blicke jedenfalls, und blieben für einige Sekunden aneinander hängen. Der Typ, kleiner als ich und wahrscheinlich mit etwas weniger Erfahrung, schien aus meiner Welt zu kommen. Vielleicht sogar aus meiner Stadt. Ein Abenteuer-Tourist, der sich bei einer dieser mysteriösen, organisierten Touren abgesetzt hatte? Oder aus der Gegend in dieser Welt, wo solche Leute anscheinend bereits länger lebten?
„Geh ruhig, kein Problem“, riss mich Daeng aus meinen Gedanken, und machte eine Armbewegung.
„Was … meinst du?“
„Er flirtet mir dir, und? Außerdem … könnten wir Neuigkeiten erfahren“, wurde er am Ende des Satzes leiser.
„Ja, aber … du weißt … wie das letztes Mal ausgegangen ist? Ich weiß, ja, aber …“
Er verzog das Gesicht und senkte den Blick in Richtung der Tischplatte.
„Ja, gut …“, konnte ich es nicht lassen, „… damals war es eine Frau, und jetzt wenigstens ein Mann.“
„Komm schon!“, nahm seine Aufforderung deutlich zu, genauso wie sein Lächeln. „Außerdem … frage ich dann schon einmal nach einem Zimmer.“
„Und wenn es jetzt eine wäre?“
„Geh!“, wurde er etwas lauter und wiederholte die Armbewegung.
Ohne Hektik erhob ich mich, und ging … auf die andere Seite des Tisches. Daeng stellte seinen Bierkrug ab, und wusste in diesem Moment wohl nicht genau, auf welche Weise er mich ansehen sollte. Ob es ihm nicht ganz so gut wie mir bekam? Ich beugte mich nach unten, kam näher, er verstand … und ein Kuss verband uns für zwei Sekunden. Nach einem kurzen Schulterklopfer machte ich mich zur Bar auf.
Je weiter ich mich näherte, desto mehr wechselte der Typ zu einem neutralen Blick. Die Finger seiner rechten Hand bewegten sich auf dem zerfurchten Holz auf und ab. Er erwies sich als ein schönes Stück kleiner als ich, war jedoch nicht übermäßig zierlich. Nervös ebenso wenig, denn das hätte ich gespürt und ein leichtes Zittern gemerkt. Als ich mich neben ihn auf den Barhocker aus Schmiedeeisen setzte, drehte er sich langsam in meine Richtung. Die Bewegung seiner Finger hörte nicht auf, als ich meine Hand vorsichtig zur Hälfte darauflegte. Dass ich sein Bein nicht ganz zufällig mit meinem berührte, schien auch kein Problem zu sein.
„Oh, tut mir leid!“, intonierte ich.
„Kein Problem!“, klang seine Stimme tiefer, als ich mir für seine vielleicht etwas mehr als 20 Jahre erwartet hätte.
„Ja, ich … habe dich dort drüben bemerkt, also hier, und …“
Seine Finger schmiegten sich zart an meine und strichen darüber, begleitet von seinem nun wieder vorsichtig angedeuteten Lächeln.
„Ja, was ich sagen wollte“, setzte ich fort, „vielleicht hast du auch schon von ihm gehört, von uns, und …“
„Kann sein.“
„Was macht du überhaupt hier … ich meine …“
„Verlängerter Abenteuerurlaub.“
„Und … durch welches Portal … wie genau bist du …“
Seinem Gesichtsausdruck nach überlegte er, was er als nächstes bestellen sollte. Das war es aber kaum, und beim Wort „Portal“ begann ich nun doch eine gewisse Aufregung zu spüren.
„Ach … ich habe von diesem Ort gehört … jemand hat erzählt, wenn ich dort mit jemand … und zum Glück kann ich auch ein bisschen mit Männern. Ja, und dann … irgendwann hier gelandet.“
„Mit einer Frau sollte es auch gehen, soweit ich weiß“, sagte ich halblaut und senkte den Blick ein wenig. Ich wusste nicht genau, ob er ein leichtes Lachen unterdrückte, oder auf einmal eine wesentliche Erkenntnis gewonnen hatte.
„Toll. Aber mit ihm … war es auch ganz nett“, unterdrückte er nun sicher etwas.
„Und der andere … derjenige, mit dem du …“
„Muss beim Strand hängengeblieben sein.“
Nur mit einer Kopfbewegung wies er den Barmann an, ihm etwas in einem kleinen, sehr altmodischen Glas hinzustellen. Mein Schulterzucken reichte, um ebenfalls etwas zu bekommen. Bis auf die giftgrüne Farbe sah es aus wie Gin Tonic oder etwas in der Richtung. Er nahm es in die Hand, wartete auf mich – schmeckte … interessant. Während sich unsere Füße mehr miteinander spielten als unsere Finger, bestellte er noch etwas. Ein wenig machte ich mir deswegen Sorgen um ihn. Nun musste ich ihn beschützen, ohne mich zu sehr aufzudrängen. Sicher, er war abenteuerlustig genug gewesen, überhaupt die Reise zu wagen, aber seine zarte Erscheinung …
War das eine Kopfbewegung in Richtung der nach oben führenden Treppen gewesen? Ich trank in Ruhe aus, doch nun fühlte ich mich ein bisschen nervös. Was sollte das überhaupt werden, wenn er mehr die Frauen bevorzugte? Am Ende war es einer von den finsteren Typen, hinterlistig auf meine Schwächen angesetzt. Ich drehte mich zu Daeng, der nach wie vor allein am Tisch saß. Jemand von den Einheimischen stand, mit zwei Händen aufgestützt, daneben. Wie es aussah, versuchte er etwas nachzubestellen, oder ein Zimmer für uns zu organisieren.
„Ach ja … Michael!“, stellte sich meine Bekanntschaft vor, und erhob sich. Schwankte er leicht, oder nicht? Zumindest bei mir war der Nebel intensiver geworden, gleichzeitig behielt ich die Kontrolle über alles. Außer über das, was sich unter meinem Lendentuch aufbaute.
„Ma … Marc! Ja, bleiben wir dabei.“
Als es klar war, dass Michael mit mir nach oben gehen wollte und nicht etwa die Toiletten suchte, kehrte diese leichte Nervosität zurück. Zumindest war das Gefühl anders als ein wohliges Prickeln. Er ging voraus und erklomm die Stufen, die oben in einem breiten Gang endeten. Zielsicher öffnete er eine der Türen aus verzogenem, da und dort gesplittertem Holz. Er schloss sie, wir standen im Halbdunkel, und das unruhige Gefühl war offenbar zu ihm gewandert. Auf mich wirkte er ein wenig ratlos, als er an dem riesigen Kasten neben dem Eingang lehnte. Er wehrte sich nicht, als ich mich direkt von ihn stellte und ohne festes Zudrücken seine Handgelenke packte. Ich streckte die Zunge ein Stück heraus, öffnete den Mund, wagte mich näher heran … und er verzerrte das Gesicht und wandte sich ab.
Alles klar, genau diese Sorte von Mann. Vielleicht würde er nochmals so wie vorhin seine Finger über meine gleiten lassen, das wäre ein guter Ersatz für einen Kuss. Etwas in mir sträubte sich dagegen, ihn überreden zu wollen. Obwohl …
„Was wäre“, versuchte ich es nicht zu sehr zu hauchen, und ließ einen seiner Arme los, „wenn unsere Zungenspitzen ungefähr … zwei Zentimeter voneinander entfernt wären? Wäre das in Ordnung für dich?“
Erneut wechselte er zu diesem überlegenden Gesichtsausdruck, behielt ihn ungefähr eine halbe Minute – und streckte seine Zunge hervor. Seine Lippen waren einfach … zum Küssen. Ich wollte ihn zart an mich drücken, meinen Mund mit seinem vereinen – doch er vertraute mir. Wenn ich ihn beschützen wollte, konnte ich gleich damit anfangen. Ich züngelte in seine Richtung und näherte mich in sehr langsamen Schritten, als er plötzlich sein T-Shirt auszog. Woher kam überhaupt das fahle Licht, das mir nun einen Einblick auf seine recht ansehnliche Muskulatur gewährte? Es sah nicht ganz so wie bei Daeng aus, aber fast. Was machte er überhaupt so lange allein? Ob er es immer noch war? Ebenfalls jemand anderen näher kennenzulernen, konnte ich ihm natürlich nicht verbieten. Es würde so weit gehen, wie es eben ging, und dann …
Eine Hand legte ich auf die Schulter vom Michael, während meine Zungenspitze wenige Zentimeter vor seiner verharrte. Ich streckte sie ihm ein Stück weiter entgegen, und er blieb konsequent. Alles in mir wollte dieses Geschöpf in diesem Moment küssen. War das Gefühl, es nicht zu machen, trotzdem so ähnlich? Zögerlich setze er ein Lächeln auf, und ein Schauer erfasste mich. Er ging in ein warmes Prickeln über, als mich seine Finger packten und in eine bestimmte Richtung zerrten.
Das Bett wirkte sehr groß und musste ebenso alt wie der Kleiderschrank sein. Bevor er sich darauf setzte, streifte er seine kurze Hose ab. Völlig nackt streckte er sich und suchte sich eine bequeme Liegeposition. Ich wollte über nichts mehr nachdenken, als ich an meinem Tuch herumfummelte, und es elegant zu Boden fallen ließ. Er machte Platz, aber ich spürte keine große Regung, als ich mich an ihn kuschelte. Bei seiner männlichen Ausstattung sah das deutlich anders aus.
Als ich mit den Fingerspitzen von seinen Schultern aus über seinen Oberkörper in Richtung der Gefahrenzone wanderte, entkam ihm ein leises Stöhnen. Ich konnte es trotz des starken Regens, der irgendwann eingesetzt hatte, deutlich hören. Hoffentlich war das Dach des Gasthofs nicht zu löchrig. Nichts hinderte Michael am freien Einblick auf das, was ich plante. Seine Erektion wuchs, als ich das Spiel meiner Finger wiederholte – im nächsten Moment packte meine Hand zu.
„Ja!“, entkam es ihm, und sein Zauberstab, wahrscheinlich ein wenig länger als bei mir, wurde in meiner Hand steinhart. Ohne dass ich mich selbst berührte, war es bei mir nun nicht viel anders. Bei jeder Bewegung auf und ab fuhr ein Zucken durch mich, und das Kribbeln verstärkte sich.
Ich sprang auf, spreizte seine Beine, und kniete mich dazwischen. Nichts hätte ich in diesem Moment lieber gemacht, als … doch er rückte unruhig hin und her. Toll, eine nette Begegnung, und schon zu weit gegangen und alles ruiniert.
„Ich weiß, du möchtest das wahrscheinlich nicht, und ich werde dich nicht drängen“, sagte ich. „Aber ich wollte dir nur sagen, dass ich jetzt am liebsten mit dir …“
„Wie würdest du das machen?“, entgegnete er in einer Stimmlage, die ich nicht ganz einordnen konnte.
Ich strich zart über die Innenseiten seiner Beine, bis ich sie über meine Schultern hob und mich in Position brachte. Meine prall angeschwollene Spitze war nicht einmal in der Nähe seines womöglich jungfräulichen Lustkanals, trotzdem fühlte es sich so an. Ich suchte den direkten Blickkontakt mit ihm und kämpfte mit mir selbst, ob ich ihn bitten sollte. Dabei mussten meine Gesten reichen.
Ohne Umschweife, so spontan wie beim Ausziehen seiner Hose, griff er nach meinem besten Stück. Die ganze Länge schmiegte sich an seine, und zumindest mit seinen Handbewegungen musste er bereits einige Erfahrung haben. Seine Miene verfinsterte sich, als er mich und sich gemeinsam kurz hängen ließ oder langsamer wurde. Stets setzte er erst dann fort, als das Ziehen unerträglich wurde. Anstatt zu stöhnen, atmete er tiefer und schneller, und sah mir sehr tief in die Augen. Auch dieser Ersatz fühlte sich einfach nur perfekt an. Wäre es wirklich besser gewesen, wenn ich ihn …?
Meine Finger klammerten sich fester an meinen Gespielen, mit dem ich gemeinsam ständig mehr im Schweiß versank. Er wirkte zunehmend als Gleitmittel, und langsam wurde es kritisch. Natürlich merkte er es, und ließ die Umklammerung um uns beide langsamer statt viel schneller hin und her wandern. Das Rauschen und Trommeln des Regens hatte ich kaum noch bewusst wahrgenommen, doch das tiefe Grollen des Donners schreckte mich in diesem Moment auf. Ein weiteres Mal wurde das Zimmer von einem Blitz kurzzeitig hell erleuchtet. Michael war eindeutig weiter als ich, so gut konnte er sich nicht verstellen.
„Ich … machte das jetzt für dich …“, brachte ich halb gestöhnt hervor, „… und helfe dir ein bisschen … wie wäre das?“
„Ja“, meinte er, verharrte einige Sekunden lang und ließ mich los.
Als ich ihn vor mir liegen sah, mit gespreizten Beinen und so, als ob er zu allem bereit wäre, fuhr ein neuerliches Zucken durch mich. Seinem Liebesstab erging es genauso, als ich mit zwei Finger entlangstrich.
„Aber … du darfst mich nicht einfach so kommen lassen!“, wies er mich an, um seinen Kopf gleich wieder zurückfallen zu lassen.
„Oh, du willst es härter! Ich werde schauen, was ich machen kann.“
Ich sah ihn an, als er sich ein wenig aufrichtete, und stieß ihn mit beiden Händen in das weiche Bett. Auf einem seiner Beine saß ich, das andere hielt ich ein Stück in die Höhe. Meine Finger umfassten das Objekt meiner Begierde, und ich fühlte ein kräftiges, sehr mächtiges Pulsieren. Langsamer als ich es von mir selbst gewohnt war, dafür mit einem festeren Griff, legte ich los. Ich wurde schneller, als er das lauteste Stöhnen bis jetzt von sich gab. Sofort stoppte ich, und er nahm Blickkontakt mit mir auf. So fühlte es sich eben an, zu wollen und nicht zu dürfen. Nur leicht bewegte ich meine Finger, obwohl sein Begehren nicht zu übersehen war.
„Bitte … du darfst mich auch … wenn das nicht zu lange dauert …“
War das gerade eine Einladung gewesen, mir meinen Wunsch zu erfüllen? Noch bereiter konnte ich nicht dafür sein. Ob sich das Getränk bei ihm nun so richtig entfaltete? Ich wäre ohne es wahrscheinlich auch ein bisschen zurückhaltender gewesen, aber er? Sollte er nicht mit allen Dingen in dieser Welt umgehen können, wenn er es durch den Durchgang geschafft und sich eingelebt hatte?
„Du, ich würde so gern, sehr gern, wirklich, aber …“
„Was? Mach es ruhig! Komm!“
„Ich mache das jetzt für dich fertig, und dann solltest du einmal in Ruhe drüber schlafen. Gut?“
Weiterhin berührten ihn nur meine Hände, und nicht meine längst feuchte Lustspitze. Ob er noch damit rechnete, oder über meine Entscheidung froh war? Das gehörte schließlich dazu, ihn zu beschützen, obwohl er durchaus stark und nicht nur ein guter Schauspieler war. Ich wurde nicht langsamer, als er neuerlich aufstöhnte, sondern machte einfach weiter. Das Pumpen und Pulsieren verstärkte sich, und mit der anderen Hand massierte ich die Innenseite seiner Oberschenkel und sein Päckchen. Noch ein Blitz ließ mich sein verzerrtes Gesicht besser erkennen. Konnte ein Gewitter überhaupt so helle Lichterscheinungen hervorbringen – oder nur in dieser Welt?
Ich streckte seine Beine durch, hielt sie fest, setzte mich über ihn – und musste sein Winseln zu einem Ende bringen. Nur leicht steigerte ich das Tempo – um kurz darauf einen spitzen Schrei bei ihm hervorzubringen. Das Zucken in seinen Beinen war so heftig, dass ich ihm ein wenig Luft ließ. Fast alles klatschte auf ihn, nur wenig auf meine Hand. Sehr langsam ließ ich los, als er sich beruhigte, und legte mich knapp neben ihn. Meine Finger strichen sanft durch sein Haar, während meine andere Hand das Ergebnis meiner Arbeit erkundete.
„Geht das zu weit?“, hauchte ich.
„Schon in Ordnung … aber … was ist mir dir?“
„Das muss jetzt nicht sein. Außerdem … wahrscheinlich wartet schon jemand auf mich.“
„Wie du meinst. Ach ja … nein, egal.“
Ich tätschelte noch zweimal auf sein Bein, bevor ich aufstand und nach meinem Lendentuch suchte. Es hing nur so über einer Schulter, als ich mich zum Ausgang aufmachte. Meine Erektion hätte es trotzdem verborgen, doch sie schlaffte auf die Hälfte ab. Erneut zerriss ein Donnern die Stille. Diesmal hörte es sich an, als ob jemand brüllen würde – ein Riese, draußen im dichten Wald. Eine Sekunde lang ließ eine tiefe Erschütterung alles beben.
Auf dem Gang war es etwas heller. Das Unwetter wurde hier besser abgeschirmt, und ein rhythmisches Quietschen drängte sich in den Vordergrund. Es musste aus dem Zimmer gegenüber stammen und wurde von einer Mischung aus tiefem und hellem Stöhnen begleitet. Nebenan klang es ähnlich, und gegenüber nahm ich dumpf eine Unterhaltung wahr. Weiter hinten, beinahe schon beim vergitterten Fenster am Ende, war es ruhiger. Obwohl, ich bemerkte ein Rauschen, es schien von innen zu kommen. Die Tür stand einen Spalt weit offen, und ein schwacher Lichtschein drang hinaus. Sollte ich auf mein Gefühl hören, oder mich lieber unten durchfragen?
Niemand war in dem Raum, der ziemlich genauso wie der andere aussah. Der Boden knarrte weniger als erwartet, und neben dem Bett entdeckte ich meinen Rucksack. Das Geräusch von fließendem Wasser führte mich zu einem Durchgang – wo Daeng mit dem Rücken zu mir gedreht unter einer Dusche stand. Der Raum glich der restlichen Einrichtung des ganzen Gasthofs, sah jedoch größer als mein Badezimmer zuhause aus. Irgendwo über einem eingefassten Bereich rieselte Wasser zu Boden. Sicherlich gab es in der Nähe eine Quelle, oder sie sammelten das Regenwasser. Es versiegte, und er drehte sich langsam um.
„Ich weiß, dass du da bist!“
Ich antwortete nichts und fragte mich, ob er wirklich bestimmte Fähigkeiten entwickelt hatte. In einer Welt, in der schlimme Krankheiten nicht existierten und einen Wesen mit spitzen Ohren bewirteten, konnte das durchaus passieren. Drachen waren mir zwar noch nicht begegnet, hell erstrahlende Märchenschlösser ebenfalls nicht … Moment. Und was wollte Michael am Ende sagen?
Daeng lächelte, als er völlig nass in meine Richtung unterwegs war, und ich schloss ihn in meine Arme. Seine Zunge lockte mich näher heran, und wir versanken in einen Kuss.
„Und, ist bei dir was passiert“, fragte er, nachdem er sich von mir gelöst hatte.
„Nur ein bisschen, nicht so schlimm. Und … ich muss dir was sagen.“
„Was denn?“
„Ich habe mir alles für dich aufgehoben!“
Er strahlte und legte seine Handflächen auf meine Schultern.
„Vielleicht hast du Glück, und ich habe noch Lust. Ja, und … ich habe dir was mitgebracht.“
Er zeigte mir eine matt glänzende Metallplatte neben dem Bett, auf der ich etwas zu essen erkannte.
„Veggie-Burger nach Art des Hauses … war hervorragend“, erläuterte er.
Das Gemüse- und Getreide-Laibchen zwischen dunklen Fladenbrot-Stücken, zumindest sah es so aus, verursachte einen Orgasmus in meinem Mund. Einen der ganz anderen Art. Das stellte die Wunderapfel-Stücke locker in den Schatten – oder machten die hier alles daraus? Seine Finger strichen über meinen Rücken, als er sich neben mich auf das Bett setzte – genau an den richtigen Stellen.
„Oh, und ich wollte noch …“, teilte ich ihm nach dem letzten Bissen mit und visierte das Bad an. Meine Stoffbahn drückte ich ihm nach dem Aufstehen in die Hand. Eine Wand des Zimmers bestand aus groben Steinen, die mit Sand dazwischen wie Ziegel aufgeschlichtet waren. Bei meiner Berührung rieselte es leicht herab, trotzdem hatte ich überhaupt nicht das Gefühl, alles würde bald zusammenbrechen. Das Gewitter schien kein Ende zu nehmen und nicht abzuziehen, trotzdem stellte es hier drin keine Bedrohung dar. Alles da, was ich dringend nötig hatte.
Die Dusche setzte sich von selbst in Gang, als ich einen Fuß darunter hielt. Es ging, doch ein wenig kühl war es für mich schon. Innerhalb von Sekunden fühlte sich das Wasser wärmer an, und ich stellte mich zur Gänze darunter. Wo war der Trick? Ein Lichtschranken? Dauerte es einfach ein bisschen, bis die Temperatur erreicht wurde? Wenn unten jemand Zaubertricks vorführte, passierte das dann wirklich?
Weil ich kein Badetuch fand, streifte ich die Nässe so gut es ging mit den Händen ab, und machte einige Schritte auf und ab. Drüben auf dem Bett lag Daeng, der Länge nach ausgestreckt, und starrte auf die Balken an der Zimmerdecke. Langsam näherte ich mich von vorne, kniete mich auf die Bettkante und umfasste seine Beine. Ohne jede Handberührung bauten sich meine männlichen Möglichkeiten von Sekunde zu Sekunde auf, bis das Spannen beinahe unerträglich wurde. Es war wie ein Geschenk von ihm, für das er selbst leichte Zurückhaltung übte.
Als ich seine Beine anheben wollte, richtete er sich auf und presste seine Lippen an meine geschwollene Spitze. Noch mehr vermochte er bei mir nicht aufzurichten – doch alles konnte noch viel feuchter werden. Bis an seinen Rachen wollte ich nicht stoßen. Es passierte dennoch, und er nahm er mich so tief es ging in den Mund. Niemals hätte ich an seinen Haaren gerissen, ich streichelte ihn einfach nur. Tief und gründlich beglückte er mich mit seiner sanften, warmen Zunge. Es endete so schnell, wie es begonnen hatte – und bevor es zu spät gewesen wäre.
Zwei feuchte Finger erkundeten das Paradies, und sein böses Lächeln konnte nicht eindeutiger sein. Trotzdem zwängte ich mich nicht sofort in ihn, als seine Beine über meinen Schultern lagen. Ich ließ ihn zappeln, und der Anblick seines unerfüllten Verlangens steigerte meine Vorfreude weiter. Länger als zehn Sekunden wollte ich es ihm jedoch nicht antun, meinen Liebesstab nur über seine knackigen, festen Berge streichen zu lassen. Geführt durch eine Hand setzte ich an, ließ mich in das Tor zu seinem Inneren treiben – und war drin. Er ließ ein gehauchtes, kurzes „Oh!“ los, und ich glitt weiter in ihn.
Musste ich nicht bereits wissen, wie sich der feste und doch überwindbare Griff seiner Liebesgrotte anfühlte? Es war wie das erste Mal mit ihm, und ich zitterte, nur ganz leicht. Das Brodeln in mir wollte ich nicht aufhalten, auf keinen Fall. Alles sollte ihm gehören, und er würde es im richtigen Moment bekommen. Bei meinem Klatschen an seinen Hintern, immer wieder, lag er nicht nur so da. Er machte mit, ging den Weg mit mir gemeinsam, und geriet mehr als ich außer Atem.
Sein schnelles Atmen und Stöhnen wurde stärker, als ich mich fester an ihn klammerte und ständig aufs Neue fast ganz aus ihm glitt. In mittlerem Tempo rutschte ich einige Male zur Gänze in ihn, und blieb für einen Moment vollständig mit ihm vereint. Jedes Mal war er dabei dem Explodieren so nah wie ich, das konnte ich deutlich spüren. Dabei half er sich nicht selbst mit seinen Händen, eher versuchte er mich damit zu massieren. Nun war der Punkt erreicht.
Als mein Höhepunkt heranraste, steckte ich so tief es ging in ihm. Meine Finger schafften es kaum mehr, sich an seine Beine zu klammern, wurden genauso wie jeder andere Körperteil erfasst. Daeng wurde ebenfalls von einem Zucken mitgerissen, und seine weiße Fontäne bekam ich noch mit. Ich versuchte mich noch tiefer hineinzupressen, als ich den ersten Schub meines Saftes in seinen Tiefen versenkte. Meine Hände arbeiteten gegen das Zittern, hielten ihn so fest wie nur möglich. Der Orgasmus nahm kein Ende, und meine nächsten drei oder vier Ladungen fühlten sich genauso wie die erste an. Sonst blendete sich bei mir kurz alles aus, aber ich bekam alles mit, sein ganzes Hochgefühl. Nur sehr langsam wurde dieser Gesichtsausdruck, als ob ihn jemand schlagen würde, zu einem sehr zufriedenen Lächeln und einem „Danke“.
Nach wie vor fuhr dann und wann ein Zucken durch ihn. Das Licht reichte, um den großen See über seinen Bauchmuskeln sehen zu können. Das tiefe Ziehen in mir lief in ein warmes, zufriedenes Gefühl aus. Es war nicht so wie manchmal, dass ich nach einem heftigen Kommen am liebsten sofort weitermachen würde und nicht konnte. Nein, ich war durch und durch zufrieden, und genauso wirkte Daeng auf mich. Sogar die Vorstellung, welche Menge wohl in ihm drin sein konnte, ließ mich nur entspannt zurücksinken. Ich schmiegte mich eng an ihn, und mein Kopf rastete auf seiner Schulter. Als mich dieses brüllende Donnergeräusch aufschreckte, klammerte ich mich noch enger an ihn. Das nächste klang bereits leiser, oder?
Kapitel 4 – Verdoppelte Gefühle
Die Sonne drang kaum durch die Wolken und Nebelschwaden. Auf einer Seite des leicht schlammigen Weges lag eine graubraune Fläche mit einzelnen abgeknickten Bäumen da und dort. Sie war großteils flach und schien bis zum Horizont zu reichen. Auf der anderen trennte ihn lediglich ein schmaler Streifen von einer Grube, die sich über Kilometer erstreckte und hunderte Meter tief sein konnte. Die Ränder waren zerfurcht, nicht regelmäßig. Weit draußen schien eine andere anzuschließen. Nicht besonders weit vor mir lag das Schloss im grellen Sonnenlicht, direkt unter einer großen Wolkenlücke. Das satte Blau, nur an dieser Stelle, wirkte wie eine Fortsetzung der strahlend hellen Fassade. Ich konnte es erreichen, musste vielleicht in einen Laufschritt verfallen – doch sollte ich?
Es war mir klar, dass ich mich in einem Traum befand, trotzdem überlegte ich an der Abzweigung. Alles, das ich wollte, konnte ich dort haben. So wie in diesem anderen Traum mit dem sehr süßen und ein bisschen schüchternen Typen, unter einem Baum neben einer kleinen, perfekten und friedlichen Stadt. Alles wäre lediglich etwas anders, oder noch viel besser. Ich blieb stehen und drehte mich um. Nein, ich musste … aufwachen.
* * *
Ich lag in einem sehr weichen Bett, ohne dass sich alles verspannt anfühlte. Sonnenlicht mit einem Gittermuster darin drang von einem großen Fenster herein und verlief sich an einer dunkleren Stelle. Richtig, der Gasthof – aber ich war allein. Wahrscheinlich stand Daeng im Badezimmer – dort war er nicht. Während ich mich im Zimmer umsah, wurde ich komplett munter. Aus dem Fenster bot sich mir ein Blick auf den Wald, wobei einige abgebrochene Äste auf dem Platz vor dem Gebäude lagen. Weiter draußen schienen mehrere der großen Bäume geknickt zu sein.
Im Bad trank ich einen Schluck frisches Wasser. Ich dachte an eine Zahnbürste, irgendwie schien das jedoch nicht nötig zu sein. Bereits am vorherigen Tag hatte es dieses pelzige Gefühl auf den Zähnen einfach nicht gegeben. Obwohl ich rasch unten in der Gaststube sein und alles aufklären wollte, hetzte ich mich nicht. Lag es an … nein.
Da ich das Lendentuch als Badetuch benutzt hatte, kramte ich die kurze Hose und das T-Shirt aus dem Rucksack. Auf dem Gang stieß ich nach einigen Metern beinahe mit jemand zusammen.
„Hallo, guten Morgen … Michael, richtig?“
„Ja … und, gestern Abend noch … was erlebt?“
„Das lässt sich so sagen“, entgegnete ich und blickte mit unterdrücktem Lächeln zu Boden. „Und bei dir, ich meine, hast du das gut vertragen, oder ist dir noch schlecht?“
„Nein, überhaupt nicht, ich habe sehr gut geschlafen.“
Wahrscheinlich lag es an seiner Erscheinung, dass ich erst in diesem Moment wieder an Daeng dachte. Michael trug eine kurze Hose ähnlich wie meine, lief jedoch mit nacktem Oberkörper herum. Zusammen mit seinen vielleicht 1 Meter 70 löste das offenbar einen Instinkt bei mir aus. Trotzdem konnte er auf sich selbst aufpassen, und die Größe von jemand war doch ziemlich egal.
„Was ich dich fragen wollte …“, setzte ich die Unterhaltung fort und hielt mich an einer Schulter von ihm fest. „Hast du vielleicht … einen asiatischen Mann gesehen? Den von gestern an meinem Tisch.“
„Ja“, erwiderte er, und tastete sich an meinen Rücken, „ich glaube, der ist unten beim Frühstück.“
„Bist du sicher? Danke dir, wirklich!“
„Äh, dieser Mann, ist das …“
„Ja … es ist mein Freund. Aber mach dir keine Gedanken. Oh, und … wolltest du mir gestern noch was sagen? Hat sich glaube ich so angehört.“
„Ja, wegen … also es geht um das Schloss. Alle reden davon, aber besser, du gehst da nicht hin.“
„Und warum?“
„Es wird so herumgeredet, dass es die Gegenseite übernommen hat … oder es eine Falle ist.“
„Oh, werde … ich bedenken, danke!“
Michael streckte mir die Zungenspitze entgegen, bevor er sich in sein Zimmer verabschiedete. Toll, ich hätte ihn noch fragen sollen, ob er sein Angebot letzten Abend wirklich so gemeint hatte. Es wäre nicht einmal eine ernsthafte Frage gewesen, doch das Beste fiel einem stets zu spät ein.
Unten war es an diesem Tag leiser, dafür erwarteten mich am Ende der Stufen ungefähr zehn Leute mit oder ohne spitze Ohren. Hätten sie Handys oder Kameras gehabt, wäre ich wahrscheinlich fotografiert worden. „Guten Morgen!“, begrüßte ich sie allgemein. Als ich mich umsah und Daeng nicht sofort entdeckte, kämpfte sich diese ungute Art von Kribbeln am Ende durch.
„Äh, wo ist bitte … ich meine … sprecht, wohin ist mein Gefährte?“
Sie traten zur Seite und gaben den Blick zum Tisch von letzten Abend frei – mit meinem Freund. „Bitte fangt mich auf“ wollte ich die Menge beinahe bitten und mich zurückfallen lassen, stattdessen machte ich mich in schnellen Schritten zu ihm auf. Zumindest die Spitzohren folgten mir.
„Kann ich bitte in Ruhe was essen, ja?“, erhob Daeng seine Stimme, und legte das angebissene Stück Gebäck weg. „Oh, und guten Morgen!“
Innerhalb einiger Sekunden formte sich der entnervte Blick zum vertrauten Lächeln, und ich stellte mich neben ihn. Er trug eine Unterhose, die ein wenig mehr hermachte, das lange Tuch lag über seinen Schultern. Da mehrere Blicke auf uns lasteten, zögerte ich. Doch als ich mich zu ihm beugte, öffnete er ebenso seinen Mund. Ja, mir war in dieser Welt bisher auch keine Homophobie begegnet, und es schien klar, was die mit „Gefährte“ meinten. Trotzdem, ein Kuss blieb eine sehr schöne und sehr private Sache, aber … egal.
„Ich weiß“, kam er wieder zu Atem, „ich hätte dir was sagen sollen, aber ich war schon früher wach. Nächstes Mal … schreibe ich dir eine Nachricht, oder sonst was, wirklich!“
„Bitte, nein … schon in Ordnung. Ich … möchte dich nicht verlieren, aber ich weiß, dass du da bist.“
Seiner Umarmung und noch einem Zungenkuss konnte ich mich nicht entziehen, aber er hielt es kurz. Als ich gegenüber von ihm saß, schenkte er mir Kaffee in einen Metallbecher, und ich griff in den geflochtenen Korb in der Mitte. Zuhause machte ich mir manchmal Sorgen, dass nichts als Unmengen von Mehl und Margarine vielleicht nicht so nahrhaft waren. Hier konnte ich wahrscheinlich zugreifen, so lange ich Lust hatte. Nicht, dass ich Probleme mit meiner Figur hätte, aber …
„Es muss an eurer Anwesenheit liegen“, sprach jemand von den mittlerweile ein Stück zurückgetretenen Leuten. „In langer Zeit pflegte uns nicht ein solches Unwetter heimzusuchen, doch der Gasthof zeigt sich dem zu Trotze nicht in tausend Stücke gerissen.“
„Äh, wie, was?“, drehte ich mich fragend herum.
„Ja, das war ein ziemlicher Gewittersturm in der letzten Nacht“, blieb Daeng gelassen, „da hat es ziemlich was abgeknickt. Aber hier ist alles in Ordnung … glaube ich. Habe sogar davon geträumt.“
„Ach ja, wegen geträumt und so … da sollten wir später noch darüber reden.“
„Ja, gut, und … willst du noch was haben? Kann Spuren von Kakaomasse und Apfelstücken enthalten.“
* * *
Daeng lächelte ebenfalls dezent in Richtung von Michael, als wir an ihm vorbei ins Freie traten. Dann und wann verdeckten Wolken die Sonne, ansonsten war sie beinahe zu grell. Ein mehrere Meter langer und durchaus einen halben Meter dicker Ast lag quer über dem Vorplatz, bis knapp vor der Mauer. Um uns herum sah es kaum anders aus. Unter einem weiteren Vordach, neben den Fässern, bemerkte ich … nichts. War dort am Abend nicht noch etwas gestanden?
Ich zuckte zusammen, als ich an das tiefe, donnernde Brüllen dachte. Wie von einem riesigen Wesen. Was wäre, wenn das tatsächlich hier durchmarschiert wäre? Ein großer Ast lag dort quer über dem Weg, wo wir hergekommen waren. In Richtung des Schlosses schien hingegen alles einigermaßen frei zu sein. Nur … es musste heraus. Noch ein Stück spazierte ich mit Daeng entlang des Weges und nahm ihn an der Hand.
„Du hast ja gemeint“, begann ich unsere Unterhaltung, „dass ich vielleicht noch was erfahren würde. Ja, und es wird herumerzählt, dass diese Kampftruppe das Schloss beherrscht. Ich … habe sogar so einen komischen Traum davon gehabt.“
„Was?“, wandte er ein und blieb plötzlich stehen. „Aber die Nachricht ist echt, signiert, verschlüsselt.“
„Vielleicht … wissen die, wie sich das fälschen lässt. Und im Internet herumspionieren und eine Seite manipulieren wird noch die leichteste Übung für die sein.“
„Glaubst du? Ich weiß, was die alles probiert haben … und am Ende gescheitert sind. Und was genau manipuliert?“
„Die Koordinaten … von dem Portal“, wurde meine Stimme unruhiger und mein Puls schneller. „Ich weiß, diese Leute sollten für immer draußen sein … nicht alles an sich reißen und zerstören und so. Aber vielleicht haben die … eine neue Art von Portal entdeckt. Es ist ja auch Projekt 44, und nicht mehr 43.“
„Ich glaube“, entgegnete Daeng nach einem nachdenklichen Moment, „wir sollten vielleicht trotzdem hin, und uns dort in der Gegend einmal umschauen.“
„Vielleicht die beste Idee. Aber heute wollten die ja noch so eine Feier für uns machen. Dann sind die beleidigt, wenn wir jetzt schon aufbrechen.“
Er stellte sich hinter mich und schmiegte sich sanft, aber sehr eindeutig an. Eine Reihe von kurzen Küssen verband unsere Lippen, und ich spürte, wie sich nicht nur seine Arme an mich drückten. Nichts hinderte mich jedoch daran, mich langsam umzudrehen. Ich nahm das Tuch von seinen Schultern und hielt es gefaltet in der Hand. Ob es gut als Unterlage zu brauchen wäre, wenn wir uns ein bisschen in den Wald verzogen? Ganz sicher war ich mir nicht, ob mein Liebhaber die Sturmschäden begutachtete, oder nach einem guten Platz suchte. Meine Hose begann zu spannen, als ich ihn so betrachtete.
„Gut, machen wir das!“, bekräftigte ich, und stand nun dicht hinter ihm.
„Was denn?“
„Zu der Party bleiben … und morgen aufbrechen? Oder was hast du gedacht?“
Er löste sich von mir und hielt sein Lachen schlecht zurück.
„Ja“, kommentierte ich, „jetzt schon wieder … wäre ein bisschen übertrieben. Aber …“
„Was?“
„Wir könnten auf das Zimmer gehen … und das wäre so süß, wenn du mir den Rücken massieren würdest.“
Er schlug mir ganz leicht auf den Hintern, ließ die Hand nach oben wandern, und spazierte mit mir zurück.
* * *
Die Musik pumpte mit total übersteuertem Bass, als ich mit Daeng Hand in Hand die Stufen hinabstieg. Wir trugen beide nichts außer unseren knappen Höschen, er außerdem eine Schicht glänzendes Massageöl auf seiner Haut. Bei mir blieb alles eher blass. Die Laternen aus farbigem Glas waren neu, und zusammen wirkten sie ähnlich wie eine Discokugel. Schlangen aus einem bunten Material hingen über der Bar. Wer nichts zu trinken in der Hand hielt, tanzte ineinander eingehängt in der Mitte des Raumes.
„Einen dreifachen Whisky!“, forderte ich und schlug mit der Faust auf den Schanktisch. Ich bemerkte den aufgerissenen Mund meines Begleiters. „Nein, nur Spaß“, hielt ich den Barmann zurück, der bereits mit einem Fingerzeig von Daeng beschäftigt war. Wir bekamen zwei Gläser mit zerstoßenem Eis hingestellt. Seit wann gab es hier auch modernere?
„Da“, redete mir mein Liebhaber laut ins Ohr. „Grapefruitsaft mit Wodka, oder Grapefruitsaft ohne Wodka … oder was immer die da haben.“
„Und was ist was?“
„Keine Ahnung“, meinte er, lachte kurz, und prostete mir zu. Mit Sicherheit konnte ich nicht sagen, welches Glas ich erwischt hatte. Meine Finger tasteten sich zu seinen, und wurden mit sanfter Gewalt festgehalten.
Ein Umsehen im Raum offenbarte mir, dass Michael allein an einem Tisch saß. Er lächelte ungefähr wie bei unserem Kennenlernen und winkte dezent. Es war ungefähr so, wie es bestimmten Klischees über gewisse Männer entsprach, bei ihm jedoch anders. Überhaupt wirkte er so süß und unheimlich erotisch zugleich, wie Daeng bei seinem wirklich ersten Auftauchen. Vielleicht nicht ganz so, aber … das warme Kribbeln in mir wurde stärker. Es entwickelte sich zu einem jener Sorte, die mir den Halb abschnürte. Wie oft hatte ich dieses Gefühl überhaupt schon verspürt?
Es nahm noch etwas zu, als Daeng langsam und sanft über meine Finger strich. Seine leicht herausgestreckte Zunge lockte mich zu ihm. Dieses Mal begann es unter meiner knappen Kleidung zu sehr zu brodeln, als dass ich die Abhilfe lange verschieben wollte. Meine Zungenspitze näherte sich seiner, und im Moment der Berührung musste er meine kräftige Erektion irgendwie mitbekommen haben. Tastete sich gerade seine Hand vorsichtig nach unten, um sich davon zu überzeugen?
Der Rhythmus der Musik änderte sich schlagartig, lud mehr zum Tanzen als zum Trinken ein. Die Menge streifte immer öfter an uns an, bis sich Daeng umdrehte und in ihr treiben ließ. Ich trank in Ruhe aus und beobachtete, wie er sich abwechselnd bei anderen Männern einhänge und bestens auf den Beinen halten konnte. Ein Bild tauchte plötzlich in meinen Gedanken auf – ich und er allein in einer klassischen Tanzhaltung bei sich langsam drehenden Lichtpunkten. Ob er als Model auch einmal eine Tanzschule besucht hatte? Ich wusste so viel über ihn, aber das …
Erneut bemerkte ich Michael. Überlegte er sich gerade, wie er mich hinüberlocken wollte? Der Gedanke an einen großen Tanzsaal in einem Märchenschloss verschwand nicht. Vielleicht gab es überhaupt kein Schloss, aber in diesem Moment nahm ich mir das fest vor. Als ich nochmals zu meinem Verführer blickte, verstärkte sich das Gefühl weiter. Sein Gesicht blieb neutral bis leicht nachdenklich.
Ich sprang auf und ging am Rand entlang zu seinem Tisch. Seine Zungenspitze kam nicht zum Vorschein, dafür wurde sein Blick fast ein wenig streng. Als ich mich kommentarlos neben ihn setzte, begann er vorsichtig zu lächeln. In dieser Ecke des Raumes war es ein bisschen leiser, und alles gut zu überblicken. Daeng drehte sich weiterhin im Kreis und zwinkerte mir kurz zu. Was machte er da mit seinem Höschen?
„Und, noch was zu trinken vielleicht?“, fragte ich.
„Später vielleicht.“
Ich züngelte mich an ihn, doch er lächelte nur zurückhaltend und drehte den Kopf zur Seite.
„Auch später?“
„Vie … ich meine … nichts.“
„Du weißt, ich mache das sicher nicht, wenn du nicht willst“, versuchte ich beruhigend zu klingen, und breitete meine Hände auf dem Tisch aus. Seine Finger näherten sich rascher, als ich erwartet hätte.
„Ja … ich möchte das halt nur mit Frauen.“
„Aber du hast gern auch ein bisschen Spaß mit Männern. Ja und … wie war das überhaupt gestern noch gemeint von dir?“
Erneut wandte er den Blick genauso wie vorhin ab, strich jedoch zarter und gleichzeitig intensiver über meine Finger. Dieses Gefühl erfasste mich, dass sich jedes feine Haar aufstellte.
„Ich habe auch schon was mit Frauen gehabt“, redete ich mit sanfter Stimme. „Ich würde glaube ich wieder, aber … irgendwann wollte ich einmal einen Mann küssen.“
„Und wie war es … das erste Mal?“
„Sehr gut!“
„Ja, und …?“, überlegte er neuerlich, was er sagen sollte.
„Nein, egal, vergiss es. Aber wenn du heute wieder ein bisschen Spaß haben willst …“
„Warum nicht?“, antwortete er mit direktem Blick einige Sekunden später.
Michael rückte ein Stück vom Tisch ab, und drehte sich in Richtung eines im Halbdunkel liegenden Durchgangs. Er war mir bisher nicht wirklich aufgefallen. Ob er ebenfalls zu den Zimmern in der oberen Etage führte? Seine Kopfbewegung in diese Richtung war eindeutig, so dass ich mich auch erhob.
Hinter uns lagen dumpfe Musikfetzen in der Luft, vor uns einige Stufen und ein länglicher, kurzer Gang. Am Ende führte eine enge Steintreppe nach oben und endete nicht bereits nach einigen Biegungen. „Ich wollte dir nur was zeigen“, erklärte Michael, der vorausging. Ich folgte ihm mit einem Meter Abstand. Abendluft, erfrischend kühl und nicht kalt, wehte mir entgegen, und bald trat ich mit ihm ins Freie. Wir standen oben auf dem Turm, auf der von einer zackigen Mauer begrenzten Plattform. Der Ausblick auf die Verwüstung ließ mich kurz zusammenzucken. In größerer Entfernung schien sie noch schlimmer zu sein.
„Es heißt, das treibt bald wieder alles neu aus, nicht so schlimm“, erläuterte er.
„Oh … weil ich mit ihm hier bin, und unsere magische Gabe die Welt vor Katastrophen schützt? Ja, sicher … obwohl …“
„Was ich dir zeigen wollte, ist das hier.“
Er lenkte meine Aufmerksamkeit in Richtung einer ungefähr zwei Meter langen Hütte in einer Ecke. Ebenso weit streckte sich dort eine ansonsten nicht so ausladende Konstruktion in die Höhe, offenbar aus Metallteilen. Hinter einer klapprigen Tür verbarg sich ein Regalbrett mit einigen Geräten mit Leuchtanzeige. Sie wirkten bei näherer Betrachtung wie professionelle Funkgeräte, Sendeverstärker oder so.
„Warte“, kommentierte ich mit leicht erregter Stimme und stützte mich an ihm ab … ist das zum Durchmessen, ob die Portale offen sind? Oder für die internen Funkstrecken?“
„Da sollte ein Signal von der Küste durchkommen, vom Traumstrand … aber seit ein paar Tagen …“
Michael drehte an einem Regler herum, und ein leises Rauschen und Knistern ertönte. Gelegentlich legten sich laute, kratzende Geräusche darüber. Ein kleiner Bildschirm zeigte ein Rauschmuster, in dem sich offenbar etwas formen wollte und nicht konnte.
„Und was …?“, wollte ich fragen und stützte mich auf dem Blechgehäuse ab. Plötzlich erklang eine regelmäßige Folge von schnellen, piependen Tönen, und mein Begleiter zucke zusammen. Ich machte einen Schritt zurück, weil er zu den Bedienungselementen wollte – in diesem Moment riss die Tonfolge ab.
„Mach das noch einmal!“, wurde seine Stimme ernst und zittrig.
„Was machen?“
„Die Handfläche da drauflegen“, forderte er, und zeigte mir wo.
Als statt seiner meine Hand das Metall berührte, kehrten die Töne zurück. Dieses Mal stellten sich wirklich meine feinen Haare auf, und mein Mund stand für eine Weile offen. Ich drückte noch fester darauf, und ein Blick auf den Bildschirm zeigte mir ein Bild aus farbigen Balken. Es wechselte alle paar Sekunden zu einem Standbild von einem Sandstrand, der sich über Kilometer erstrecken musste.
„Das ist der Traumstrand, oder was?“
„Ja, und … du hast die Blockade überwunden!“
Er stand hinter mir, nicht ganz direkt, und hatte beide Hände auf meine Schultern gelegt.
„Welche Blockade? Warte … von dem Schloss? Ein Störnebel?“
„Wir wissen es noch nicht genau … aber es liegt auf der Funkstrecke ziemlich dazwischen.“
„Wer? Wir? Bist du auch einer … von den … Torwächtern?“
„Was? Nein. Ich habe glaube ich gehört, dass es welche gibt, aber … egal.“
Eine seiner Hände löste sich von mir, um gleich darauf meinen Rücken entlangzustreichen. Er ließ mich los, trat ins Freie, und blieb an der Mauer stehen. Auf meine Hand, die ich auf seine legte, reagierte er zuerst überhaupt nicht. Erst nach einer Minute machte er einen seitlichen Schritt in meine Richtung. Er ließ seinen Blick über die Sterne auf dem klaren Nachthimmel schweifen, welche immer es waren. Seine Finger klammerten sich fester um meine.
Michael drehte sich zu mir, und so hell war es gerade, dass ich seine leicht herausgestreckte Zungenspitze sehen konnte. Er änderte die Position nicht, als ich meine Hand auf seine Schulter legte, und ihn ein Stück näher zu mir zog. Ich züngelte mich zu ihm, und die aufkommende Hitze verdrängte die leichte Kühle der Nacht. Etwas mehr Licht zum Einschätzen der Distanz hätte es ruhig geben können. Plötzlich spürte ich seine Lippen an meinen, und seine feste Umarmung.
Ich zog ihn näher an mich und mehr in die Mitte der Plattform, als ich auch seine Zunge spürte. Sie dränge sich nicht an meine, sondern erkundete sie langsam. Zart strich ich über seinen Rücken und merkte, dass er sich von mir lösen wollte.
„Wow!“, entkam es mir, „das hätte ich jetzt nicht erwartet.“
Er zog mich näher zu sich, wollte seine Lippen erneut an meine pressen, und ich enttäuschte ihn nicht. Zwischen seinen Küssen schien er ein wenig außer Atem zu kommen. Eng an ihn gedrückt merkte ich, was sich bei ihm aufrichtete. Als er länger tief durchatmete, nahm ich ihn an der Hand und zerrte ihn leicht in Richtung des Abgangs. Ich glaube ein angedeutetes Schulterzucken zu bemerken, bevor er sich in Bewegung setzte.
Unten schien die Musik noch lauter geworden zu sein. Ich beachtete die Feiernden kaum, doch waren dort drüben zwei miteinander sehr beschäftigt? Beinahe juckte es mich, mich auf einen Tisch zu stellen und herumzubrüllen. Allein beim Anblick der Stufen nach oben stieg mein Puls jedoch mehr. Michael kippte im Vorbeigehen ein herumstehendes Getränk und und drückte mir den Rest in die Hand. Reiner Grapefruit-Saft mit ein bisschen Sodawasser?
„Und, wie war es?“, fragte ich oben auf dem Gang.
„Was jetzt genau?“
„Dein erster Kuss mit einem Mann?“
„Gut“, antwortete er mit kürzerem Zögern, als ich gedacht hätte.
„Nicht sehr gut?“
„Ich weiß noch nicht genau.“
Ich lächelte ihn an, obwohl es wahrscheinlich kaum zu erkennen war, beugte mich zu ihm – und er nahm meinen neuerlichen Kuss an. Es wurde noch einer und noch ein längerer, begleitet von seiner schüchternen Zunge.
„Und?“
„Sehr gut!“
Sein Zimmer war mir bereits vertraut, und er ließ sich ohne Umschweife in das Bett fallen. Auszuziehen hatte er nicht sehr viel, und ich beinahe vergessen, dass ich nichts außer diesem Höschen trug. Ich schmiegte mich seitlich an ihn, an seine zarten und straffen Formen, und genoss für einen Moment seine Körperwärme. Erst als ich mich zur Hälfte über ihn legte, wurde er aktiver. Meine Finger fuhren durch seine Haare, und seine Lippen pressten sich an meine.
Das warme Kribbeln war anders als bei unserer ersten Begegnung. Dieses starke Ziehen blieb nicht nur auf meinen Hals beschränkt, sondern zog sich weiter nach unten. Ich umarmte ihn und drückte ihn fest an mich, und es wurde noch intensiver. Das Pulsieren seiner Männlichkeit unter mir beachtete ich kaum, es verband sich einfach mit allem.
Nach einem kurzen Kuss kniete ich mich vor ihn, spreizte seine Beine, und befeuchte einen Finger. Sehr sanft tastete ich mich in die Nähe seines wahrscheinlich jungfräulichen Eingangs. Eine leichte Unruhe fuhr durch seine Beine, als ich die Vertiefung erreichte. Ohne mehr Feuchtigkeit zu brauchen, fühlte sich die Haut sofort sehr geschmeidig und glitschig an. Mein Liebesstab war in der Zwischenzeit fest geworden, und einzelne Tropfen machten sich bereits bemerkbar. Ich konnte es tun, wenn ich wollte – aber ich fühlte seine Angst, obwohl sein Gesicht kaum zu erkennen war.
Noch einmal schmiegte ich mich seitlich an ihn und streichelte über seinen Kopf. Meine Finger schmiegten sich um seine und hielten sie fest, und ich bemerkte sein leichtes Zittern. Wenn es einen Unterschied zwischen Angstschweiß und anregendem Schweiß gab, konnte ich das ebenfalls erkennen. Ich öffnete meinen Mund, doch dieses Mal beugte ich mich nach unten. Als meine Zungenspitze seine geschwollene Eichel berührte, reagierte er mit einem leichten Zucken. Ich ging tiefer, meine Lippen berührten ihn – und ein leises Stöhnen entkam ihm.
Es wurde lauter, jedoch nie zu einem Brüllen, als ich mehrmals seine gesamte Länge in meine Mundhöhle aufnahm. Seine Beine wurden unruhiger, genauso wie sein Atmen. Seine Hand suchte nach meiner, und wir pressten unsere Finger ineinander. Der feste, pumpende Druck passte zu dem, was ich ahnte. Ich schmeckte etwas, er stöhnte laut auf – und sein Saft spritzte in meinen Mund. Er zuckte noch einige Male, spritzte sich aus, und ich schluckte seine Gabe.
Nur kurz atmete ich tief durch, bis ich mich neben ihn legte, ein Bein über ihn schlang, und die Sache für mich selbst beenden wollte. Meine linke Hand streichelte über meinen Oberschenkel, die rechte war sehr schnell bei der Arbeit – bis sich seine Hand herandrängte. Ich wurde langsamer, ließ los, und gab mich seinem zarten Griff hin. Er war dennoch fest, und seine Haut ganz anders als meine. Ich bot ihm meine Zunge an, er berührte sie, küsste mich – und es kam mir. Ein heißer, kräftiger Schwall erfasste mich und blendete den Rest um mich herum aus. Es gab nur noch ihn, einen Orgasmus und dieses tiefe Gefühl in mir. Erst nach einigen Minuten drehte ich mich langsam zur Seite.
Er ließ eine Hand auf mir liegen und bewegte die Finger ein bisschen. Ich merkte keine Abscheu, als ich über ihn streichelte. Sein Mund stand immer noch leicht offen, und er starrte nach oben. Mit einem zweimaligen Tätscheln meldete ich mich ab, und er quittierte es mit einem angedeuteten Lächeln.
Wäre das anderswo geschehen, hätte ich mir den Mund ausgespült und rechtzeitig aufgehört. An diesem Ort wollte ich das sicherlich nicht, erst recht nicht bei ihm. Der Geschmack ging mitunter in eine … fettige Richtung, bei ihm war es wie … Pfirsichsaft. Ein bisschen frisches Wasser tat mir jedoch gut. Das Bad war ziemlich wie in meinem Raum, in unserem. Was machte Daeng überhaupt die ganze Zeit? Ich zog mir die Hose an, spritzte mir noch einige Wassertropfen ins Gesicht, und ließ Michael im Dunkeln zurück. Die Tür zum Gang schloss ich nicht ganz.
Halblautes Dröhnen empfing mich, als ich in den Gastraum trat. Die meistens saßen am Rand und unterhielten sich. Viele davon zu zweit oder dritt – nur meinen Liebhaber entdeckte ich allein an einem Tisch. Erst als ich näher kam, blickte er zu mir auf. Sein Lächeln, so wie es nur er konnte, erlöste mich von jeglichen Sorgen.
„Und, hast du ihn diesmal …?“, begrüßte er mich und schlug seine Handfläche in meine.
„Wie redest du denn?“
„Ich habe ja nicht gesagt ‚flachgelegt‘.“
„Nein, leider nicht … aber so ähnlich.“
Für einen Moment lief ein Schauer über mich, als sich der Kuss und die Umarmung mit ihm ganz genauso wie vorhin mit Michael anfühlten. Gleichzeitig war mir völlig klar, dass ich Daeng niemals wieder stehenlassen wollte, egal was ich bei anderen fühlte. Trotzdem … nein, ich hielt einfach seine Hand und ließ die mächtige Verbindung zwischen uns auf mich wirken.
„Und du hast …?“, fragte ich.
„Nein, mit niemand. Ich habe nur auf dich gewartet.“
„Oh, das ist süß, wirklich.“
Ich musste ihm einfach ein Küsschen geben und spürte gleichzeitig seine Hand auf meinem Rücken. Mein Herz begann schneller zu schlagen, nicht nur deswegen.
„Du kannst ihn ruhig auch einmal treffen. Bei ihm … die Tür ist offen.“
„Oh, treffen … wie genau?“
„Kommt drauf an, worauf er noch Lust hat“, musste ich ebenfalls ein bisschen lachen.
„Möchtest du noch … klares Wasser mit Grapefruit?“
„Ja, gern.“
Wieder oben, lag Michael nackt und offenbar schlafend in seinem Bett. Die kurze Hose zog ich aus, bevor ich mich seitlich von hinten an ihn schmiegte. Spuren von frischem Duschwasser benetzten noch seine Haut. Seinen Regungen nach schlief er nicht besonders tief. Mehrere Minuten oder viel länger lag ich einfach so in der Mitte des Bettes, bis ich Schritte bemerkte.
Die Tür schloss sich, es wurde dunkler, und jemand näherte sich. Der grobe Umriss blieb knapp vor dem Bett stehen, stand auf einem Bein, und legte etwas auf den Boden. Mit vorsichtigen Schritten bewegte er sich auf das Bett zu und legte sich neben mich. Die Hand von Daeng schloss sich um mich, und seine Bauchmuskeln schmiegten sich an meinen Rücken. Die Stellung von uns dreien brachte mich auf einen gewissen Gedanken. In der Mitte zwischen zwei Männern … die ich beide liebte?
War es möglich, dass etwas über eine offene Beziehung hinausging? Wie würde ich mich fühlen, wenn Daeng mit jemand anderem herumturtelte? Diese ungute Art von Magendrücken kam nicht auf, dafür diese spezielle Art von Kribbeln. Ich bemerkte ein leises, zufriedenes Stöhnen, als ich mich näher an Michael drängte, oder er an mich. Als das Daeng beinahe gleichzeitig machte, verdoppelte sich das Gefühl in mir.
Kapitel 5 – Getrennte Wege
Der Säulengang mit Blick auf den großen, grünen Innenhof führte in einen riesigen Saal. Jemand kam mir entgegen und schaffte die Distanz in kürzester Zeit, ohne in einen Laufschritt zu verfallen. Es war doch er, Maximus Irgendwas, und er reichte mir die Hand.
„Und, zufrieden, mein Herr?“, begrüßte er mich.
„Was macht ihr in meinen Träumen? Was soll das jetzt werden mit diesem Schloss?“
„Schau dich um, alles da, was du willst, für jeden Geschmack etwas! Das wäre so auf der anderen Seite nicht möglich.“
„Ja, und dafür ist die halbe Welt verwüstet, wegen der neuen Methode für ein geöffnetes Weltenportal.“
„Ach was, das bisschen … wir brauchen doch nur ganze wenige von den Energiezellen. Und überhaupt … wir können ganz leicht die Kritik auf dein Buch hetzen. Dann ist es wieder, wo es hingehört … 200 Stück pro Jahr und nicht pro Stunde.“
„Weißt du was … das ist ein Traum, also wache ich jetzt aus der Scheiße auf!“
„Und wenn schon … weißt du, wo du aufwachen wirst?“
Ich kannte den Typen, den Chef der Gegenseite, aus welcher Realität auch immer. Es gelang mir oft, wenn nötig einfach so aus einer unangenehmen Traumszene zu entkommen. Doch etwas hielt mich fest. Alles war bunt und greifbar, nicht von einem Grauschleier überlagert. Würde es sich in 10 Jahren genauso anfühlen, eine Virtual-Reality-Brille aufzusetzen? Wie wäre es, innerhalb eines Traumes eine zu tragen? Auch so gab es dieses Aufwachen, das kein Aufwachen war.
Nein, Schluss. Ich stampfte auf den Boden, drehte mich um, und riss die Tür energisch auf. Von der niedrigen Begrenzungsmauer aus ging es vielleicht 20 Meter in die Tiefe. Hier konnte ich durch Abstoßen vom Grund und Ausbreiten meiner Arme fliegen. Ich hielt zumindest meine Höhe … wurde stärker zu Boden gezogen, fiel …
* * *
Ich erwachte unter einer halb über mich geschlagenen, dünnen Decke, eher nur ein weißes Tuch. Gedämpftes Licht fiel in den Raum. Michael lag neben mir und schien noch zu schlafen. Seine kuschelige, zarte Haut drängte sich an meine, und er war leicht in meine Richtung gedreht. Auf der anderen Seite fühlte es sich so ähnlich an, und ich erkannte Daeng neben mir. Wirkte er noch süßer, wenn er schlief und die ganze, gebändigte Kraft ruhte? Für einen Moment wurde mir heiß, denn die Erhebung in der Decke konnte nicht zufällig dort sein. Er streckte sich, öffnete die Augen, und wir lächelten uns zu. Ich drängte mich an ihn und legte vorsichtig meinen Arm um ihn. Ein bisschen blieben wir so liegen, bis er hinüber zu Michael blickte.
Daeng schien auf einmal viel munterer, kletterte über mich, und ich machte Platz. Als sich Michael offenbar im Halbschlaf auf den Rücken drehte, schlug Daeng die Decke weiter zurück und strich langsam mit zwei Fingern über ihn. Die vorhin nur zu erahnende Erregung zeigte sich mir nun in deutlicher, sehr fester Form. Michael zuckte für einen Moment zusammen, als er vollständig erwachte. Ein Fremder war es jedoch nicht mehr, der seinen Platz neben mir eingenommen hatte.
„Guten Morgen“, sagte Michael so verschlafen wie er aussah. Daeng antwortete mit einem freundlichen Blick, den er weiter nach unten schweifen ließ. Wie es den beiden ging, wusste ich nicht, doch ich musste einmal.
Die vorgesehene Einrichtung lag etwas anders als in meinem Zimmer und erinnerte nicht weniger an eine mittelalterliche Burg. Dafür gab es hier sogar einen Spiegel. Nach kurzem Streichen durch meine zerrauften Haare gefielen sie mir sofort viel besser. Mein Bart war eher nur dort gewachsen, wo ich es selbst mochte. Trotzdem sollte ich bald nach einem Rasierer fragen und in Zukunft einen zur Ausrüstung in meinem Rucksack dazupacken.
Daeng saß über Michael, und sie streckten sich gegenseitig ihre Zungen entgegen. Als ich merkte, dass sich bei mir eine Erektion aufbaute, blieb ich zwei Meter neben dem Bett stehen. Daeng beugte sich nach unten, und für einige Sekunden verband ihn ein Kuss mit seinem Gespielen. Die zwei lösten sich voneinander, Daeng rückte zurück, und drückte die Beine von Michael auseinander. Während es bei diesem noch unsicher aussah, war Daeng in voller Größe einsatzbereit. Nur, wofür? Las ich tatsächlich ein „Möchtest du wirklich?“ und und „Ja, mach es“ aus den Blicken?
Ohne das Bett aus den Augen zu lassen, eilte ich herum und legte mich auf den leeren Platz neben den beiden. Daeng konzentrierte sich nur auf Michael, und legte dessen Beine über seine Schultern. Es war, als ob ich mich selbst bei meiner Aktion am letzten Abend sehen konnte. Er setzte sein nacktes, pulsierendes Fleisch an, und hielt seine Lippen für einen Moment geschlossen. Als er die Barriere durchdrang und langsam in ihm versank, konnte ich mir nur noch selbst helfen.
Ich spürte, wie sich eine Hand von Michael hektisch zu mir tastete, um umso ruhiger in meine gedrückt zu bleiben. Somit blieb ich dabei, die linke um mich selbst geschlossen zu lassen. Sein Händedruck pulsierte gelegentlich, während ihn mein Freund mit kräftigen, nicht zu schnellen Schwüngen nahm. Immer wieder entkam ihm ein zartes Stöhnen, aber das von Daeng war nicht viel kräftiger.
Die Müdigkeit in meinem Arm blieb stark gedämpft, doch ich hielt ohnehin mehrmals ein. Ich wollte nicht der erste sein, zu kurz wäre das Vergnügen gewesen. Überhaupt, vielleicht wartete mehr auf mich. Daeng ließ ein Bein von Michael in der Luft hängen und kümmerte sich um einen anderen Körperteil von ihm. Obwohl er kaum schneller wurde, konnte ich an seinem Gesicht alles ablesen. Fast synchron mit seinen Stößen bearbeitete er seinen Bettpartner.
Es war nur ein halblautes, kurzes Aufstöhnen, bevor sein Luststab gerade genauso zucken musste wie seine kurvige Landschaft. Die Gesichtszüge von Michael verzerrten sich so stark, wie ich es bei ihm bis jetzt nicht gekannt hatte. Mehrere weiße Fontänen schossen weit in die Luft, während die Bewegungen von Daeng verebbten. Er hielt sich mit beiden Händen fest, legte den Kopf zurück, und ließ ein langes, zufriedenes Stöhnen los. Ich bekam es nur am Rande mit, weil ich den Punkt für eine Pause gerade überschritten hatte. Mit aller Gewalt schüttelte mich meine Höhepunkt durch, und meine Hand krampfte sich fester in die von Michael, als gerade noch umgekehrt.
Bevor sich Daeng in das Bad aufmachte, sagte er „Ach ja, guten Morgen!“, und ließ beim Aufstehen seine Finger über uns beide streichen. Michael atmete schwer, und starrte mit leicht offenem Mund und einem Lächeln nach oben. Ich breitete mich auf der Liegefläche aus und tat es ihm gleich. Wasser begann zu plätschern.
„Und“, flüsterte ich beinahe, „was sagst du zu ihm?“
„Wow … ich meine …“
„Was denn?“
„Ein Traum!“, antwortete er ein wenig lauter.
„Eben!“, stimmte ich zu. „Aber … du bist ein bisschen durcheinander, oder wie?“
„So würde ich das nicht sagen, es ist nur …“
Ich strich mit einem Finger über seine sonst eher glatte Haut, bis sich einzelne feine Haare aufstellten. Unten angekommen, wiederholte ich es.
„Ja, also …“, setzte ich die Unterhaltung fort, „… der Plan war, dass wir irgendwann bei diesem Schloss sind. Aber wenn du sagst, dass die dort sitzen … und ich sogar davon geträumt habe …“
„Ich weiß nicht, dir traue ich das langsam zu … aber du hast was?“
„Der Chef war dort … und dieses Mal haben die geschafft, was sie wollten.“
„Wir haben vielleicht schon zu viel Aufmerksamkeit auf uns gezogen.“
Michael stützte sich auf und blickte ernster als zu vor, als Daeng aus dem Badezimmer trat.
„Wie? Was denn? Was ist jetzt mit dem Schloss?“, fragte er.
„Ich sollte dir noch das mit der Funkstrecke zeigen“, meldete ich mich dazwischen.
„Gibt es eine Funkanlage hier? Weiß überhaupt nicht, ob er noch eine erwähnt hat … bei dieser Torwächter-Sache.“
„Er ist ein Torwächter?“, rief Michael.
„Ja, er ist ein Torwächter … gerade erst geworden … oder war“, beruhigte ich ihn und wandte mich Daeng zu. „Da ist ein Störnebel, seit ein paar Tagen … aber wenn ich die Hand drauflege, kommt das Signal von diesem Traumstrand durch.“
Daeng blieb bei seinem leicht ernsten Blick und stützte seine Hände auf den Hüften ab. Einige Sekunden später formte sich ein vorsichtiges Lächeln, und er zuckte mit den Schultern. Direkt vor dem Bett blieb er stehen, zeigte uns den Rücken – und ließ sich nach einem kurzen Blick zurückfallen. Ich schmiegte mich an ihn und bemerkte, wie er sich zu Michael tastete. Langsam drehte sich dieser zur Seite, suchte einen Platz an der Schulter von Daeng – und ich an der anderen. Drei Hände, jede verschieden, berührten sich.
* * *
Das Signal war bereits deutlich besser, als ich mit Daeng einen Meter vor den Geräten stand. Er ließ seine Blicke hektisch darüber schweifen und hantierte mit seinem Smartphone. Theoretisch mussten wir genauso Verbindungen in andere Teile der Welt bekommen, vielleicht mit gedrehter Antenne. Als ich meine Handfläche auf das Gehäuse des Bildschirms legte, tauchten graue Streifen über dem Bild auf, und ein Brummen war zu hören.
„Unglaublich … es ist übersteuert“, kommentierte Michael, der hinter uns vor dem Eingang zur Technik-Hütte stand.
„Wie … meinst du genau?“, wandte sich Daeng zu ihm.
„Das mit dem Unwetter … und was wir da vorhin veranstaltet haben … noch mehr Energie kann nicht frei werden.“
Ich trat hinaus auf die Plattform des Turmes, und stellte mich neben Michael an die Begrenzungsmauer. So schlimm schien die Verwüstung im Wald nicht mehr auszusehen. Konnte es an einem Tag besser werden? Ich drehte mich in jene Richtung, in die der weitere Weg führte. Womöglich sah es hinter der nächsten Bergkuppe bereits völlig anders aus. Jedenfalls schien es einen Hauch wärmer geworden zu sein, und auf dem Himmel waren nur einzelne Wölkchen auszumachen.
„Wir sollten uns trennen“, vernahm ich auf einmal die Stimme von Daeng. Mein Magen verkrampfte sich sofort, und ich drehte mich um. „Es sollte jemand vorausgehen“, setzte er fort, „sonst wird es zu sehr auffallen. Und wenn es wirklich Probleme gibt … haben sie uns nicht alle zusammen.“
„Alles klar“, sagte ich und spürte, wie das Gefühl abklang, „und wer sollte vorausgehen?“
„Ich gehe“, meinte Daeng, und zeigte nur wenige Emotionen.
„Aber …!“ wollte ich aufschreien und tat es nicht. Vielleicht war es tatsächlich keine gute Idee, wenn wir uns alle zusammen aufmachten. Und … er war stark, konnte sich ihnen entgegenstellen und ihre Pläne durchkreuzen. Schlimmstenfalls mussten sie sich ohnehin mit ihm arrangieren, denn sie brauchten ihn, oder? Genauso wie mich. Außerdem wäre ich endlich allein mit … nein, was dachte ich? Ich versuchte alles aus meinen Gedanken zu räumen, legte meine Arme um ihn, und drückte ihn fest an mich.
Michael schien zu zögern, ob er nähertreten sollte. Ein Zwinkern von Daeng lockte ihn zu uns, bis wir zu dritt in einem engen Kreis standen. Irgendwie versuchten wir, uns alle gleichzeitig an den Händen zu halten. Eine in der Handfläche, die andere mit sanftem Druck auf den Rücken gepresst. Michael streckte nur eine Sekunde lang seine Zungenspitze hervor, bis die Lippen von Daeng auf ihn zuschnellten. Er gab den Kuss an mich weiter, lehnte sich an die Begrenzungsmauer, und blickte in die Ferne.
* * *
Als er sich sowohl in kurze Hose als auch Lendentuch gehüllt auf den Weg machte, blickten ihm mehrere der Einheimischen nach. Wohnten einige davon die ganze Zeit hier? Mit seinen Nebengebäuden bildete der Gasthof immerhin fast ein kleines Dorf. Daeng verschwand hinter der nächsten Bergkuppe, ein Kribbeln und Drücken zwischen meinem Magen und meinem Hals tauchte auf. Michael bewegte seine Finger auf meinem Rücken und legte die Handfläche auf meiner Schulter ab. Ich rückte näher zu ihm, und das Drücken wurde zu einem vertrauten, warmen Prickeln.
* * *
Michael interessierte sich sehr für den großen Knoten, der mein umgebundenes Tuch festhielt. Es war mein einziges Kleidungsstück, auch die Sandalen hatte ich in den Rucksack gepackt. Der Weg unter meinen Füßen fühlte sich weich an, ohne schlammig zu sein. Selbst trug er seine kurze Hose, und sein freier Oberkörper wirkte im grellen Licht dieses Nachmittags irgendwie anders. Sogar ich kam mir langsam ein wenig muskulös vor, doch er war mir überlegen. Immer öfter lichtete sich der dichte Wald, der bereits einige hundert Meter nach dem Gasthaus ziemlich unversehrt gewesen war.
„Und du kennst dich hier wirklich aus?“, begann ich nach langer Stille neuerlich ein Gespräch.
„Ja, zumindest vom Hinweg zum Gasthaus. Ist mir fast anders vorgekommen, aber …“
„Sich drehende Perspektiven und so? Ja, und … wäre es dann nicht besser gewesen, du wärst vorausgegangen?“
„Vielleicht, aber dann …“, meinte er, und wollte meine Hand halten.
Wir gelangten zu einer Stelle, wo sich der Ausblick in ein weites, flaches Tal öffnete. Fast alles unter uns war vom dichten, satten Grün der Laubbäume bedeckt. Nur in weiterer Ferne ragte ein Turm des Schlosses hervor. Langsam mussten wir jedoch in die Nähe gelangen. Ob es Daeng mit seinen drei Stunden Vorsprung bereits geschafft hatte, und an einer günstigen Stelle in der Nähe verharrte?
„Glaubst du, er ist schon dort?“, fragte ich.
„Keine Ahnung … sollte er uns dann nicht ein Zeichen geben?“
Ich drückte die Hand fester zu, blieb stehen, und schmiegte mich seitlich an ihn.
„Jetzt hat er dich entjungfert, und nicht ich, oder?“
„Ja, sieht so aus“, entgegnete er lachend. „Ich hätte mir das nie vorstellen können, aber mit ihm …“
„Er ist halt eine Sexbombe, und …“
„Ich habe immer geglaubt, eine Sexbombe ist eine Frau.“
„Ja, vielleicht … er ganz sicher auch … und ich möchte ihn nie wieder verlieren, sicher nicht! Und dich auch nicht. Es ist komisch, aber …“
„Denk nicht darüber nach“, entgegnete Michael.
Er drehte sich mehr zu mir und strich mir sehr langsam durchs Haar. Das mit der Zunge ließ er sein und bewegte gleich seine Lippen wie in Zeitlupe auf mich zu. Das warme Prickeln zog sich bei unserem Kuss bis in meine Zehenspitzen – erst recht, als ich meine Arme um ihn schloss. Unseren synchronen Herzschlag spürte ich deutlich.
„Ich glaube, ich wollte mir dir“, sprach er halblaut, „aber ganz hat er mich nicht … entjungfert. Ich meine … umgekehrt.“
Seine Handfläche berührte den Stoff, wanderte an meinen Hintern, und er lächelte zögerlich. Bei mir begann sich rasch etwas aufzurichten, und wenn ich meine Hose getragen hätte, wäre es aufgefallen.
„Ich werde schauen, was ich machen kann“, entgegnete ich. „Also was du machen kannst.“
Das Lächeln von Michael erschien mir fast mehr schmutzig als süß, oder wie alles zusammen. Meines unterschied sich sowieso nicht sehr stark davon. Neuerlich hielten wir Händchen und setzten unsere Wanderung fort. Irgendwie kam mir der halbwegs gut erkennbare und gleichzeitig völlig einsame Weg seltsam vor. Zumindest passte sonst alles zu meiner Theorie, dass nur an einzelnen Orten jemand wohnte, und sonst alle so viel Wildnis für sich hatten, wie sie wollten.
Entlang der Anhöhe erstreckte sich auf einer Seite dichter Wald, auf der anderen gab es hingegen nur einzelne Bäume. Hingen auf einem davon nicht diese Zauberäpfel? Ein Stück vor uns, bei einem kleinen, felsigen Hügel, bemerkte ich ein gedämpftes Rauschen.
„Kennst du dich hier aus?“, fragte ich ihn.
„Ich glaube … wir sind bei der Abzweigung vorbei.“
„Welche Abzweigung?“
„Eine Strecke geht um das Schloss herum, und die andere wahrscheinlich direkt hin.“
„Das heißt, wir sind genau richtig, aber du kennst dich nicht wirklich aus?“
Er nickte langsam und ging voraus. Nach einem kaum über fünf Meter langen und natürlich aussehenden Durchgang blieb er stehen. Er blickte interessiert in Richtung des flachen Abhangs und musste den Wasserfall auf dieser Seite der Felsformation ebenfalls bemerkt haben. Offenbar entsprang ein Bach im Wald und querte den Weg, um anschließend zum Fluss in der Mitte des Tals zu strömen.
Mit vorsichtigen Schritten über den steinigen Boden näherte ich mich und nahm Michael an der Hand. Mit der anderen erkundete ich die Wassertemperatur – gerade nicht zu … heiß. Wirkte das Wasser nur bläulich, oder war es tatsächlich so gefärbt? Aus dem Sprühnebel und dem Sonnenlicht bildete sich ein kleiner Regenbogen. Als mein Begleiter seine Hand in den Wasserschwall hielt, blieb ihm der Mund offen, und er sah mich fragend an.
Ich öffnete den Knoten und suchte mir eine gute Stelle, um das Tuch und meinen Rucksack zu verstauen. Für einen Moment dachte ich, er hätte mich noch nie nackt gesehen. Als ich unter die natürliche Dusche trat, zog er wortlos seine Hose aus, und warf sie mit Schwung zu meinen Sachen. Das Badewasser fühlte sich genauso warm an wie im Gasthaus, hoffentlich gab es auch eine kühle Trinkwasserquelle. Ich schloss die Augen, ließ es voll auf mich prasseln, stützte mich an der rauen Felswand ab – und spürte seine Hände auf meinem Rücken.
Er schrubbte mich gründlich ab, fuhr mit einem Finger entlang meiner Wirbelsäule. Als er noch tiefer gelangte, ließ der leichte Druck sofort nach. Lieber hielt er sich weiter oben fest und schmiegte sich von hinten an mich. Nur ein wenig ging ich in die Knie und versuchte zu erahnen, was ich gerade zwischen meinen Beinen oder ein Stück darüber spürte. Hitze kam in mir auf, und ich dachte daran, dass das Wasser ruhig kühler sein könnte. Meine Handflächen suchten noch festeren Halt am Gestein, ich blieb völlig ruhig stehen – und die Temperatur sank.
Michael hielt sich nur noch mit einer Hand fest, streichelte mich mit der anderen, und rückte offenbar sein Gerät zurecht. Wenn er wolle, war die Bühne bereit – traute er sich wirklich in den Künstlereingang? Musste oder durfte ich es komisch finden, wenn sich ein beinahe zierlicher Mann an mich heranmachte? In kleinen Schritten passte ich mich seiner Höhe an, je nach seinen Versuchen. Vor seinem Auftritt war es er, der mich das letzte Stück zurechtrückte. Sehr deutlich spürte ich das Pochen seiner geschwollenen Eichel, wollte es spüren – und sein kräftiges Bemühen. Vielleicht sollte er noch … doch er zwängte sich in mich. Es war, als ob sich das Rauschen des Wassers weiter dämpfte, damit ich seine angestrengte Atmung hören konnte.
Das unangenehme Ziehen verschwand, als ich meine Finger kurz zu Fäusten zusammenballte. Noch ein kleines Stück kämpfte er sich gegen die starke Reibung vorwärts – und war auf einmal vollständig mit mir vereint. Ich spürte das leichte Zittern seiner Hände, mit denen er sich an meine Schultern klammerte. Er zog sich zurück, vielleicht vollständig? Nein, nur zur Hälfte. Kraftvoll, aber ohne jede Brutalität, ließ er sich neuerlich bis zum Anschlag in mich treiben. Die Nervosität ließ nach, und ich fühlte seine Finger genau dort auf meinem Rücken, wo es angenehm war.
Ich bekam das tiefe Atmen mit, obwohl ich es kaum hören konnte. Er kam in Fahrt, auch wenn er manchmal leicht zittrig wurde. Ich wünschte mir seine Stöße beinahe ein wenig härter, dann würde das gleichzeitige Zucken meines Männerspielzeugs sicher deutlicher ausfallen. Ohne jede Berührung fühlte es sich an, als ob sich seine oder meine Finger um mich schlossen. Es war dieses Gefühl, es noch ewig halten und kontrollieren zu können. Wie sah es bei ihm aus?
Ich saugte den Moment in mich auf, in dem sich seine Bauchmuskeln an meinen Rücken pressten, und er seinen Liebesstab so tief es nur ging in mich grub. „Ja, bleib einfach so“ wollte ich sagen, aber ich hätte recht laut sein müssen. Er massierte mein Innerstes, ohne sich viel zu bewegen – kurz darauf doch. Es begann in mir zu brodeln, und ich spürte deutlich, was in ihm vorging. Ich bekam seine ganze Kraft mit, seinen rasanten, sicheren Ritt – und es kam mir. Es war wie ein fester, schmerzhafter Handgriff, der sich langsam lockerte und ein entspanntes Kribbeln zurückließ. Mein Liebhaber klammerte sich um meinen Hals, vollführte seine letzten Zuckungen, und verließ mich langsam.
Wir klopften uns gegenseitig auf den Rücken und genossen weiterhin die natürliche Dusche. War gerade irgendwas gewesen? Erst jetzt bemerkte ich, dass die Dämmerung eingesetzt hatte. Der Boden des weiten Tals lag in einem anderen, fast goldenen Licht da. Konnte es sein, dass wir so lange …?
Ich begab mich ins Trockene und streifte mir das Wasser ab. Die Strahlen der tief stehenden Sonne wärmten noch genug, und ich sah mich genauer um. Neben einem Gebüsch erstreckte sich eine ebene, sandige Fläche. Der Sand war beinahe strahlend weiß. Nur einige der Zweige erschienen mir dornig – und trugen mehrere Himbeeren. Für ein Abendessen etwas wenig, aber da war noch der Apfelbaum.
Michael trat aus dem Wasserfall und sah mich einige Sekunden lang an. Sein süßes Lächeln warf er mir länger zu. Er blickte aufmerksam nach links und rechts und in alle Richtungen.
„Wenn du dich abtrocknen willst, nimm ruhig mein Tuch“, wandte ich mich an ihn.
„Lieber nicht … das geht schon so.“
„Willst du ein paar Himbeeren? Wachsen dort drüben.“
Er suchte danach, probierte eine – und aß fast alle. Die letzte der großen, prallen Beeren sicherte ich mir, und hielt sie ihm vor das Gesicht. Sein Blick verzog sich, leicht zur Seite gedreht, als ich die Himbeere zwischen meine Lippen nahm. Bei unserem Kuss lief ein Schauer über mich, und ich musste mich an ihm festklammern.
„Warum … ist das Wasser so warm?“, fragte er. „Ich habe immer geglaubt, die wärmen das, aber hier …“
„Das sind die Energiezellen, glaube ich … oder das Rohmaterial. Wenn das bei der Quelle im Boden ist, und andere Felsen draufdrücken … wird die Energie frei.“
„Du meinst, das ist …“
„Eine Theorie ist, dass das Material die Welt zusammenhält. Und wenn es die Gegenseite für sich haben will, dieser Maximus … Irgendwas … alles kaputt.“
„Wie meinst du das?“, klang seine Stimme aufgeregter, und er kuschelte sich an mich.
„Ich habe es in meinem Traum gesehen … eine riesige graue Landschaft, vorher wahrscheinlich so wie hier. Und er ist mittendrin, vielleicht – toll.“
„Ja, und … bleiben wir jetzt hier?“
„Ich habe zumindest ein gutes Gefühl dabei. Gibt sogar was zu essen hier. Ich weiß nicht, was du sonst isst, aber …
* * *
Das Feuerzeug musste ich seit Jahren in meinem Rucksack haben, und nun steckte es das ausgedörrte Gras in Brand. Rasch griffen die Flammen auf die dünnen Zweige über und erhellten die weit fortgeschrittene Dämmerung. Ich trug mein Lendentuch und schnitt mit dem Taschenmesser einen der Äpfel in Scheiben. Wenn es jetzt noch ein Stäbchen gab, das dem Feuer standhielt …
„Ist das jetzt ein Fetisch von dir?“, fragte er, und hielt ein Stück der Stoffbahn in die Höhe.
„Ich weiß nicht … gefällt mir halt. Vielleicht nicht die ganze Zeit … oder willst du auch eines?“
„Trägt sich das bequem? Na egal.“
Er reichte mir einen der Becher aus seinem Rucksack, die er mit kühlem Wasser gefüllt hatte. Es tröpfelte nicht weit von hier an einer anderen Stelle des Hügels zu Boden und schmeckte leicht sauer und bitter, sogar irgendwie prickelnd. Die Apfelscheiben lagen auf den flachen Steinen am Rand des Lagerfeuers und bekamen eine dunklere Farbe. Ich zog eine davon weg, wartete ein bisschen, und hielt sie mit zwei Fingern hoch.
„Warte!“, hielt ich ihn auf, als er danach greifen wollte, und bewegte die Finger meiner anderen Hand darüber. Ich schloss die Augen, glaubte, dass etwas passierte, und ließ ihn probieren.
„Wow!“, kommentierte er langgezogen. „Perfekt!“
Bei einer anderen Apfelscheibe vollführte ich den Zaubertrick nicht so lange, und biss selbst ab. Sie schmeckte salzig und würzig, mit einer süßen Note.
„Kannst du auch … Wasser in Bier verwandeln?“, fragte er.
„Ich weiß immer noch nicht, ob ich was verwandle, oder die Welt … aber probier du es doch.“
„Weiß nicht …“
„Ich meine, jetzt, wo sich alles von uns durch und durch verbunden hat …“
„Ist ein Argument.“
Michael stand auf, füllte frisches Wasser nach, und stellte sich konzentriert vor mich. Viel mehr, als die Augen zu schließen und den Becher zu schwenken, machte er nicht. Er reichte ihn mir, und ich erkannte ein wenig Schaum. Die Flüssigkeit schmeckte leicht bitter wie vorhin, mit einem minimal süßen Beigeschmack … und nach einigen Sekunden richtig malzig.
„Ich weiß nicht, was du gemacht hast, aber …“, sagte ich und ließ ihn kosten. Er trank einen Schluck davon und lächelte mich an.
* * *
Das letzte Glimmen zwischen den Steinen verschwand, als ich mit ihm nackt und zur Hälfte von dem Tuch bedeckt auf der Sandfläche lag. Es war nicht die Sorte Sand, die überall festklebte, sondern mehr wie eine weiche Matte. Wir hielten uns an den Händen und starrten nach oben zu den unzähligen Lichtpunkten.
„Gibt es da nicht einen Fachbegriff dafür?“, unterbrach er die Stille. „Also wenn du ihn nicht verlieren willst, und gleichzeitig wir beide …“
Ich drehte mich zu ihm, strich durch seine Haare und suchte den Kontakt zu seinen Lippen. Seine Hand tastete sich auf meinen Rücken.
„Polyamoröse Beziehung, oder so?“
„Und wenn es nur ein Urlaubsflirt ist?“
„Aber ein heftiger, sehr heftiger, mein Lieber … und ein endloser Urlaub. Ja, und … magst du ihn? Ich meine, ihr wart zusammen im Bett.“
„Wir waren alle zusammen im Bett!“
Meine Hand drückte sich fester in seine, und ich suchte mir einen Platz an seiner Schulter. Wie wäre es dann erst, wenn wir alle drei … zur richtigen Zeit am richtigen Ort wären?
Kapitel 6 – Das neue Lustschloss
Mir war kalt, und dem Licht nach musste es früher Morgen sein. Sonst würde ich nicht um diese Zeit aufstehen, doch mir war nicht danach, weiterzuschlafen. Nur die Körperwärme von Michael, der mit dem Rücken zu mir gedreht neben mir lag, wärmte mich. Ich tastete mich seinen Oberkörper entlang und kuschelte mich an ihn. Außer einer leichten Bewegung seiner Beine merkte ich kaum eine Reaktion.
Waren diese Gedanken an Daeng die Ursache für mein Aufwachen gewesen? An den Traum der vergangenen Nacht konnte ich mich kaum erinnern, er existierte nur noch in entfernten Bruchstücken. Oder war es einfach die Kälte, die ich nicht mehr gewohnt war? Das Tuch schützte vor den kühlen Windstößen, die es manchmal bis in diese Ecke unseres Lagers schafften. Ich raffte mich auf und zog es vorsichtig über meinen Gefährten.
Mit leichtem Zittern schaffte ich es bis zum Wasserfall. Wenigstens hielt mich das Gefühl wach, und ich wollte nicht sofort zurück in das behelfsmäßige Bett kriechen. Ich streckte eine Hand aus und zuckte zusammen. Das Wasser war eiskalt … und nichts außer durchsichtig. Sicherlich, alles lag noch in der Morgendämmerung, doch die Farben sahen für mich fast nach Herbst aus. Sollte ich das Feuer neuerlich entfachen? Erst einmal konnte ich mich ruhig wieder zu ihm legen.
Er streckte sich ein wenig, drehte sich in meine Richtung, und öffnete die Augen. Sein Blick traf nur halb auf mich und schweifte eher durch unser Lager. Nach einigen Sekunden schien ihm die Lage klar zu sein, und er lächelte mich an. Erst in diesem Moment wurde mir bewusst, dass das dünne Tuch bei ihm nicht viel verbarg. Er wirkte nicht abgeneigt, als ich mich näher an ihn drängte und halb über ihn legte. Ein vorsichtiger Griff beeindruckte mich, und ich rückte meine eigene Ausstattung der Länge nach dazu.
Ich deutete ebenfalls eine Annäherung meiner Zunge an, und klammerte mich an ihm fest. Ein wärmender Schauer durchfuhr mich bereits bei unserer ersten zufälligen Reibung aneinander.
„Und jetzt?“, fragte er.
„Blümchensex … wenn du Lust hast.“
„Äh, wie genau? Ja, gut.“
Meine Beine schlangen sich um seine, und ich lastete beinahe vollständig auf ihm. Trotzdem schien er genügend Luft zu bekommen und atmete ruhig. Ich setzte mich in Bewegung, rieb mich fest an ihm, und das wärmende Gefühl erfasste meinen ganzen Körper. Der kühle Luftzug ging einfach an mir vorbei, war nicht mehr wirklich kühl. Er lag einfach da, wippte nur leicht im Takt. Im nächsten Moment suchten seine Finger Halt an mir, und er setzte sich meinen Stößen entgegen.
Sein leises, zartes Stöhnen trieb mich an, erst recht sein kräftiges Zucken und Pulsieren. Bei mir näherte sich etwas – bei ihm zog sich das Stöhnen in die Länge und wurde lauter. Feuchtigkeit breitete sich aus, ebenso ein vertrauter Duft. Sein Höhepunkt schien noch nicht vorbei zu sein und ihn genauso fest zu halten wie meine Hände. Was vorhin nur nah gewesen war, erfasste mich mit aller Gewalt, und ließ mich nach seinen Fingern suchen. Das warme Prickeln durchflutete mich und wärmte mich durch und durch. Ich spürte, wie sich der See zwischen uns in einigen Schüben vergrößerte, doch damit endete es nicht. Mein Körper zitterte gemeinsam mit ihm. Ich bekam seinen offenen Mund mit, und seinen endlosen Händedruck.
Genau als bei mir alles verebbte, ließ er langsam los. Mein Herzklopfen drängte sich in den Vordergrund und hatte es noch weniger eilig, sich zu normalisieren. Ich versuchte den Druck von Michael zu nehmen, ohne mich von ihm zu trennen.
„Was … war das jetzt?“, war er immer noch ratlos.
„Ein Orgasmus über eine halbe Minute … oder so.“
„Ja, und das in der Stellung … da war das Vorspiel fast kürzer.“
Ich stemmte mich in die Höhe und hatte nun keine Wahl, außer unter dem Wasserschwall zu stehen. Unerträglich kalt erschien es mir nicht mehr, und das konnte nicht nur an der glühenden Scheibe am Horizont liegen. Veränderte die Sonne dieser Welt ihre Größe, oder lag das an der Lichtbrechung? Michael schien es unter dem kalten Wasser ebenso nicht zu frösteln, und er hielt mehr als nur seine Beine darunter.
* * *
Seit ungefähr einer halben Stunde waren wir bereits unterwegs, und das Grün der Blätter erschien mir ebenso blasser als sonst. Auch die Kälte lag irgendwie noch in der Luft, nur schien sie an mir abzuprallen. Ich trug das Tuch wieder als Lendentuch, anstatt mich komplett darin einzuwickeln. Was nun sehr deutlich als Weg zu identifizieren war, führte uns leicht ansteigend vom Hang des Tals mitten in dichten Wald. Bei Gelegenheit sollte ich alle bekannten Orte in eine Karte eintragen, am besten in die von Daeng.
Ich blieb bei etwas stehen, das für mich wie eine Reihe von Steinen aussah. Ein Rest einer Mauer? Versteckt zwischen Büschen, ein Stück entfernt, erkannte ich einen rechteckigen Grundriss. Michael sah sich um, und ich entdeckte mit ihm auf der verwachsenen Lichtung noch mehr Mauerreste. Wäre vielleicht ein guter Platz für eine Übernachtung gewesen, aber ich mochte die Ausstrahlung dieses Ortes nicht.
„Glaubst du“, wandte er sich an mich und hielt sich an mir fest, „das war einmal eine Siedlung von den … Einheimischen? Ich habe glaube ich was gehört darüber.“
„Könnte sein … aber was ist das?“
Mein Blick blieb bei etwas vor uns hängen, das sehr viel mächtiger war. Die Bäume verdeckten es, doch es konnte nur der hohe Turm des Schlosses sein. Und es musste viele davon haben. Mein Gefährte schmiegte sich von hinten an, nahm mich an der Hand, und zog mich nach. Der vielleicht drei Meter breite Weg verlief nach wie vor durch den Wald, schien jedoch auf einen Bergrücken zu führen. Links und rechts fiel das Gelände ab – und als wir die gewaltigen Türme vor uns aufragen sahen, blieben wir stehen. Ich hatte mir das Schloss groß vorstellt, aber nicht wie das zu erahnende, höchstens zwei Kilometer entfernte Bauwerk. Wenn der Weg nicht zum Eingang führte, wohin dann?
Einem Gefühl folgend, suchte ich nach meinem Smartphone. Ich hatte es in den letzten Tagen kaum gebraucht, und der Akkupack in meinem Rucksack lieferte noch Strom. Womöglich besaß Daeng einen, der mit wenigen Gramm des Materials ewig Energie lieferte. Natürlich erschien nicht einmal „Nur Notrufe“, sondern überhaupt kein Netz. Doch – ein Symbol tauchte in der Anzeige auf. Ich zuckte zusammen, zog Michael zu mir, und zeigte mit dem Finger darauf. Gebannt verfolgte er, wie ich eine Verbindung aufbauen konnte. Beim Versuch, ein bekanntes Internet-Angebot aufzurufen, erschien eine schwarze Seite mit roter und weißer Schrift.
Gemeinsam überflogen wir den Text, und alles las sich wie die Beschreibung einer Herrensauna, eines Swingerclubs, einer Therme und eines Wellness-Hotels zusammen. Dazu eine Cocktail-Karte, die sich über mehrere Seiten zog. Der Titel von allem lautete „Das Lustschloss“, in geschwungener Schrift und mit ebensolchen Verzierungen, wie jene auf dem Oberarmen von Daeng. Mir wurde heißer, und ein Gefühl kam in meiner Magengegend auf. War er da drin, oder versteckte er sich an einer günstigen Stelle entlang des Weges?
„Es kommt mir bekannt vor“, sagte ich, „fast wie in meinem Traum, aber … es ist anders.
„Welcher Traum?“
„Unlängst, von dieser Landschaft beim Schloss. Aber da war alles kaputt und grau.“
„Ja, hast du erzählt.“
Ein Erinnerungsfragment an die letzte Nacht tauchte plötzlich auf. Ich hatte etwas vom Inneren des Schlosses geträumt, aber was genau? Unter dem Menüpunkt „Der Weg zu uns“ stand – nichts.
„Ein bisschen Lust und Liebe, zur richtigen Zeit beim richtigen Portal sein, dann geht alles“, kommentierte ich.
„Ja, aber … was passiert dann, wenn es alle wissen? Wissen die das? Es funktioniert ja nur für manche, oder?“
„Woher hast du es überhaupt gewusst? Auch wo im Internet Koordinaten gefunden? Oder von jemand, den du kennst?“
„So ähnlich, vielleicht.“
„Ja …“, kommentierte ich nach einer kurzen Pause, „… und vielleicht waren diese Leute das.“
„Und das mit der zerstörten Landschaft?“
„Das könnte passieren, wenn sie Erfolg haben … oder der Laden hier läuft.“
Der Weg stieg stetig, wenn auch nicht besonders steil an. Wir hielten uns für einige Minuten an den Händen, und gingen dann wieder so nebeneinander. Noch einige der hohen Türme tauchten auf, als wir uns dem Bauwerk näherten. Vor der hellen Fassade mit ihren endlosen Fensterreihen schien es noch einen Vorbau zu geben. Mittlerweile war es sehr sonnig, wobei sich der Himmel nicht zwischen einem satten Blau und einem Grauschleier entscheiden konnte. Weiter vorne änderte sich der Farbton.
Wir gelangten an eine Kreuzung … nein, nur eine Biegung. Geradeaus führte der Pfad einige Meter weiter, und es eröffnete sich ein Blick auf das Tal mit dem Fluss. Während der Abhang einigermaßen grün war, lag ein Grau über der Talsohle und dem gegenüberliegenden, deutlich höheren Hang. Bei einem Blick nach rechts zeigte sich uns das gesamte Ausmaß des Schlosses. Der Vorbau war dunkler und mit spitzen Türmchen, einer Burgmauer und einer Kuppel ausgestattet. Das beinahe strahlend weiße, eigentliche Schloss hingegen überragte alles. Die Mauern erstreckten sich weit in den Abhang des Tals hinein, und der Höhenrücken mit dem Weg verschwand ebenso darunter.
„Und?“, fragte ich ihn und legte meinen Arm um ihn. „Hast du Angst? Du hast mir ja gesagt, ich soll da nicht hingehen.“
„Ja, aber … mit dir habe ich … nicht so viel Angst.“
Ich strich sanft über seinen Rücken und merkte, dass er etwas wollte. Als sich unsere Zungenspitzen berührten, verschwand dieses nervöse Gefühl in mir, bevor es richtig aufkommen konnte. Obwohl die fast absolute Stille nicht einmal von leisem Blätterrauschen durchbrochen wurde, fand ich es gleichzeitig beruhigend und beklemmend.
Mit schnelleren Schritten setzten wir uns in Bewegung und näherten uns dem Eingang. Kurz davor führte der Weg in einer kleinen Biegung heran. Daneben ging es mehrere Meter senkrecht in die Tiefe, und es gab kein Geländer oder eine Begrenzungsmauer. Das Tor erinnerte mich an jenes beim Gasthaus, war jedoch viel höher. Ich suchte auf der Steinmauer nach einer Beschriftung, einem Griff, irgendetwas – bis mir Michael etwas zeigte. In einer Mauernische befand sich ein Schalter, der sehr neu aussah. Gab es auch eine Kamera, wenn schon ein drahtloses Netzwerk in Betrieb war? Wir sahen uns an, er zuckte mit den Schultern – und drückte drauf.
Es passierte nichts, und ich hörte keinen Ton. Wir standen uns länger direkt gegenüber, und er wollte erneut drücken. Da zerriss ein Knarren die Stille, und die beiden Türflügel begannen sich nach innen zu öffnen. Dieses Mal zuckte ich mit den Schultern, und betrat zuerst den im Dunkeln liegenden Gang. Musik schmetterte über die glatten Steinplatten, hörte sich an wie „LoveGame“ von Lada Gaga. Weiter vorne war es heller, und wir setzten unseren Weg mit zögerlichen Schritten fort.
„Ich mag den Text, wirklich!“, kommentierte ich, und er lachte kurz.
Plötzlich verschwand der Ton, es blieb nur ein Nachhall. Der Raum weitete sich, am Ende sah ich einen Ladentisch – und dahinter Daeng. Schweißtropfen lösten sich plötzlich, meine Atmung setzte aus, und ich rannte auf ihn zu. Er lächelte, verschränkte die Arme, und blieb ruhig stehen. Erst als ich ihn umarmen wollte, beugte er sich nach vorne und klopfte mir auf den Rücken.
„Willkommen! Ihr seid die ersten Gäste … glaube ich“, sprach er in Richtung von mir und Michael. Wir haben euch schon erwartet!“
„Äh … wir?“, frage mein Begleiter, bevor ich es konnte.
Daeng antwortete nicht, und trat hinter dem Tisch hervor. Er trug nichts außer einem weißen, wahrscheinlich absichtlich abgerissenen Tuch. Mehr als unbedingt nötig bedeckte es nicht. Ich wollte mich nochmals an ihn schmiegen und bemerkte den überlegenden Blick von Michael, doch er betrat einen weiteren Durchgang. Der nächste Raum sah weitaus größer aus. Waren das römische Säulen? Jeweils vier davon bildeten einen Standfuß, darüber spannte sich ein Torbogen. Entlang der Wände standen verpackte Möbel herum. Jemand näherte sich von der anderen Seite her … und trug einen Anzug, der auf mich bequem wirkte.
„Willkommen, die Herren!“, erhob er bereits in zehn Metern Entfernung seine Stimme, und fuchtelte mit den Händen herum. „Habe ursprünglich nur einen erwartet, aber egal. Wir haben noch nicht ganz geöffnet … aber ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Anreise!“
„Was wird da jetzt gespielt?“, fragte ich, obwohl ich die Antwort bereits wusste.
„Na ja … wir müssen noch ein paar Sachen in Ordnung bringen. Aber das Wichtigste, das noch gefehlt hat, seid ihr.“
„Maximilian, Max … und noch irgendwas?“, sprach ihn Michael halblaut an und trat zwei Schritte vor.
„So ist es … fast richtig. Mein Ruf eilt mir voraus.“
Es begann in mir zu kochen und zu brodeln, obwohl sich der kalte Schauer gleichzeitig über mich ausbreitete. Ich atmete schneller, blickte zu Boden, und ballte meine Hände zu Fäusten.
„Und du bist jetzt mit denen zusammen, oder wie?“, schrie ich Daeng beinahe an. „Die ganze Zeit schon wahrscheinlich, oder? Der Auftrag war nur von … den Typen.“
Daeng lächelte so süß wie immer, trotzdem befand ich mich in einem Alptraum. Es fühlte sich so an, auch wenn ich nicht schlief. Wenn ich nicht daraus aufwachen konnte, musste ich mitmachen. Mein Puls raste, und ich spürte nach wie vor den Angstschweiß – doch dieses Gefühl begann sich irgendwie zu legen.
„Du hast uns leider schon einige Male sabotiert, die Funkstrecke wahrscheinlich auch“, begann Max mit ruhiger, tiefer Stimme auf mich einzureden, „aber ich bin bereit, das zu vergessen. Dein Freund hier hat die Vorteile schon erkannt. Ja und dein Buch … hast du selber geschrieben, aber wir haben alles in die Wege geleitet, damit es läuft.“
„Ja klar … ihr habt ihn noch für die große Fickshow auf der Bühne gebraucht. Vielleicht noch mit Massageöl einreiben, damit er schön glänzt. Aber ich muss dich enttäuschen … das macht er nur für mich! Und für ihn hier vielleicht.“
Daeng, der gerade das Gesicht verzogen hatte, unterdrückte schlecht ein Lachen und senkte den Blick. Das Gefühl, alles unter Kontrolle zu haben, irgendwie, verstärkte sich auf einmal. Es wurde noch besser, als sich Michael zaghaft bei mir einhängte.
„Moment“, setzte ich mit ruhigerer Stimme fort, „wie war das mit dem Buch?“
„Ganz genau … und es ist gar nicht so übel. Aber das lässt sich ganz schnell rückgängig machen. Wollen wir doch nicht, oder?“
„Ich weiß nicht, was das alles genau soll …“, richtete ich mich an Max, „… aber es saugt die ganze Energie aus der Welt, nicht? Kaltes Wasser, blasse Farben, bald alles grau … Oh, und ein paar Gewitterstürme wahrscheinlich.“
„Ach, höchstens ein bisschen. Und alle angenehmen Eigenschaften der Welt bleiben erhalten. Wolltest du nicht schon immer loslegen, ohne dir Sorgen über Krankheiten machen zu müssen? Und immer bestens in Form sein?“
„Ist das alles, worum es geht?“, wurde ich lauter. „Ja, bis sich die Welt aufgelöst hat.“
„Blödsinn“, entgegnete er erheitert und vollführte eine abweisende Handbewegung.
Ich holte tief Luft, sehr tief, und ließ meinen Blick durch den Raum schweifen. Auch wenn einige Dinge neu waren, musste es die Bausubstanz bereits viel länger geben. Länger als irgendein Projekt 44 … oder welches jetzt?
„Wenn wir dann bitte weitergehen …“, machte sich Max bemerkbar, und führte uns in jene Richtung, aus der er erschienen war. Der nächste Saal war nicht minder groß, doch meine Augen mussten sich erst in den im Halbdunkel liegenden Nischen und Verwinkelungen zurechtfinden. War das gerade ein rasches, knappes Zwinkern von Daeng gewesen?
„Ihr könnt es euch ruhig … gemütlich machen … sollte alles da sein“, erklang die Stimme von Max, der hinter uns bei der Tür stand. Sekunden später fiel sie zu, und er war weg.
Michael zuckte zusammen und versuchte, an der breiten Tür zu rütteln. Sie bewegte sich keinen Millimeter. Daeng stolzierte an den dunkelroten Vorhängen vorbei, die da und dort an den schwarzen Wänden zusammengebunden waren. Zwei davon rahmten eine große Nische mit umlaufender, gepolsterter Bank und einem Tisch in der Mitte ein. Er nahm auf einer Seite Platz, ich und Michael auf der anderen.
„Könnte es sein“, fragte ich und breitete meine Handflächen auf der schwarz glänzenden Tischplatte aus, „dass nicht alles so ist, wie es scheint?“
„Das wäre …“, antwortete Daeng und atmete tief ein, „… im möglichen Bereich.“
Er beendete den Satz mit einem Zwinkern, dieses Mal deutlicher. Aus einer Ablage mit Gläsern direkt beim Tisch nahm er drei, und füllte sie an einer Zapfanlage an der Wand.
„Was zu trinken?“, fragte er, und stellte uns zwei gefüllte Gläser hin. Selbst schenkte er sich ebenfalls eines ein, und hob es an. Während ich noch überlegte, nahm er einen Schluck. Es sah nach klarem Wasser aus – und schmeckte wie Grapefruit-Saft. Michael trank es beinahe auf einen Zug aus.
„Wann soll das überhaupt alles eröffnet werden?“, meldete er sich zu Wort.
„Ohne mich überhaupt nicht“, entgegnete Daeng. „Obwohl, er wollte morgen einen richtigen Testlauf starten.“
„Er hat ja gemeint“, mischte ich mich ein, „dass wir es uns gemütlich machen können. Also …“
Mein Blick blieb an einer anderen Nische hängen, die mit großen, strahlend weißen Fliesen und hellblauen Elementen verkleidet war. Ich trank aus, sprang auf, und sah mich dort um. In der Decke waren einige riesige Duschköpfe nebeneinander verbaut – und das Wasser fühlte sich genau richtig an. Ich drehte mich in Richtung des Tisches, öffnete mein Lendentuch, ließ es zu Boden gleiten, und blieb noch ein bisschen so stehen.
Die Flüssigseife verströmte einen Duft, der blumig und erdig zugleich war. Wie etwas, das sich nicht entscheiden konnte. Sollte alles zart und kuschelig sein, oder wild und hemmungslos? Nach dem Verteilen in meinen Haaren brannte es überhaupt nicht in den Augen. Trotzdem ließ ich sie geschlossen und blieb in meinen Gedanken hängen.
Die Hand auf meinem Rücken veranlasste mich nicht sofort, mich danach umzudrehen. Es konnte nur Daeng sein, und nun war mir klar, woran mich der Duft erinnerte. Hatten die tatsächlich versucht, ihn zu kopieren? Ich bekam einen Steifen, und es kümmerte mich nicht. Als sich mein Liebhaber anschmiegte, begann neben mir das Wasser zu rauschen. Ich blickte auf Michael, in all seiner Pracht, der sich besonders gründlich um seine männliche Ausstattung kümmerte. Für einen kurzen Moment machte er beim Anblick der meinigen große Augen, um sich daraufhin eher durch seine Haare zu streichen.
Das Wasser hätte gekocht, auch wenn es kalt gewesen wäre. Lag es an der Art und Weise, wie sich mein Liebhaber an meinen Rücken schmiegte? Oder passierte das, weil sich der andere in diesem Moment zu mir drehte und auf meiner Schulter abstützte? Die Verhärtung von Daeng konnte nicht mehr deutlicher werden, und sich kaum besser positionieren. War das dort drüben eine gepolsterte, erhöhte Liegefläche? Für die Leute in den Sitznischen wäre es wohl gute Unterhaltung, dachte ich mir, wenn sich dort vor ihren Augen jemand gut unterhalten würde.
Michael trat aus der Dusche, und das Wasser hörte zu fließen auf. Am Übergang aus dem Duschraum in den Hauptraum blieb er kurz stehen, um sich dann nackt auf die gepolsterte Fläche zuzubewegen. Sie schien ihm weich genug zu sein, denn er streckte sich in aller Ruhe in sämtliche Richtungen. Daeng stellte sich mehr seitlich neben mich, klatschte mir auf den Hintern, und blieb am Ausgang stehen. Ich folgte ihm, und obwohl der Luftzug an dieser Stelle zart und nicht sehr heiß war, trocknete ich in Sekunden. Nur ein samtweiches und irgendwie geschmeidiges Gefühl auf meiner Haut blieb.
Daeng breitete sich neben Michael aus, und streckte ihm seine Zunge weit entgegen. Sie küssten sich länger als einige Sekunden, und ihrem Handgemenge fehlte jede Hektik. Meine Pulsfrequenz beschleunigte sich sehr, als sich Daeng zu mir drehte. Ich war mir nicht sicher, was ich aus seinen Augen ablesen sollte, doch seine leicht geöffneten Lippen bewegten sich sehr langsam auf mich zu. Als sie meine berührten, konnte ich nur noch meine Arme fest um ihn klammern. Die Luft war elektrisch aufgeladen, ich spürte das Knistern, konnte es beinahe hören.
Michael drehte sich zur Seite, so dass sich Daeng von hinten an ihn schmiegen konnte. Es würde nicht dabei bleiben, denn er bearbeite ihn mit einer Hand, und seinen eigenen Liebesstab mit der anderen. Das vertraute, leise Stöhnen drang in meine Ohren – bald ein kurzes, lautes Aufstöhnen. Sanft, aber sehr kräftig, setzte sich Daeng in Bewegung, und klammerte sich an seinen Gespielen. Ein hektischer Kuss ging sich aus, dann mussten beide nach Luft schnappen. Es bremste Daeng in keiner Weise, als ich mich enger an seinen Rücken kuschelte und ihn umklammerte.
Das Tor zum Paradies fühlte sich warm, weich und ein wenig feucht an. Er verlangsamte seine Stöße, ohne dass das gehauchte Stöhnen der beiden nachließ. Ich rückte in eine verlockende Position, ließ meine Hände nur an meinem Freund – und gab der Versuchung nach. Mit zartem Druck glitt mein hartes Fleisch in ihn, ohne von etwas aufgehalten zu werden. Die Reibung war ein wohliges Massieren und doch eine feste Umklammerung. Jeder Stoß von Daeng trieb mich gleichzeitig ein Stückchen mehr in sein Inneres – bis ich nicht noch weiter mit ihm vereint sein konnte. Ich schrie auf und klammerte mich um beide gleichzeitig. Dieser leicht erdige, männliche Duft breitete sich aus, und vermischte sich mit frischem Schweiß.
Ich widerstand dem Drang, nur meinem Instinkt zu folgen und ihn schnell und hart durchzunehmen. Niemals hätte ich ihm Schmerzen zufügen wollen, obwohl an diesem Ort wahrscheinlich keine existierten. Das Ziehen wurde fast unerträglich, doch das warme und mächtige Prickeln tief in mir sollte nicht sofort vorbei sein. Ich wünschte mir eine Perspektive von oben, die drei aneinandergekuschelte und vereinte Männer gesehen hätte, und in meinen Gedanken tauchte sie kurz auf.
Das Pulsieren von Daeng, das meine Männlichkeit im Griff hatte, wurde immer deutlicher. Sein Stöhnen und Atmen hatte er vielleicht halbwegs unter Kontrolle, andere Dinge nicht. Im Moment der größten Enge stöhnte er los und zuckte unkontrolliert – und riss mich augenblicklich mit. Ich fand kaum Halt auf den verschwitzten Männerkörpern, als ich mich tief in meinen Freund ergoss. Ein Schleier versuchte sich über mich zu legen, obwohl alles völlig klar war. Das tiefe Stöhnen bekam ich irgendwie mit, vielleicht auch mein eigenes, und das gewaltige Prickeln hörte nicht auf. So fest ich konnte, presste ich mich in ihn und war vollkommen eins mit ihm. Erst als mich der Höhepunkt sehr langsam freigab, wurde ich mir wieder der weichen Haut von Daeng bewusst. In aller Ruhe drehte er sich zu mir, als ich ihn verließ.
Seine Hände suchten Halt an mir, und wir küssten uns, nicht nur für einen kurzen Moment. Beiläufig bekam ich mit, dass Michael direkt vor uns kniete, und um seinen Orgasmus kämpfte – oder vielleicht um noch einen. Ein unterdrückter Schrei begleitete den heißen Saft, der auf einmal in einigen Schüben auf mir landete. Er lehnte sich zurück und suchte sich einen Platz zwischen uns, oder über uns. Irgendwo musste sich die ganze entladene Energie sammeln, das wusste ich.
Kapitel 7 – Das neue Portal
Ein Duft nach Kaffee, einer fruchtigen Note und frischem Gebäck drängte sich in meinen Halbschlaf. Ich konnte ihn nicht länger ignorieren, und sah mich nach der Quelle um. Es war offenbar der Tisch in der Sitznische vom letzten Abend … wie spät war es überhaupt? Daeng lag neben mir und schien sich ebenso langsam aufzuraffen, Michael irgendwie quer oder dazwischen. Die Liegefläche mit den Vorhängen hatte sich als noch bequemer als jene mitten im Raum erwiesen. Mir wurde sofort heiß, als ich daran dachte, doch ich wollte nicht schon wieder …
Es war wie ein perfektes Schauspiel, als wir am Tisch saßen. Hatte tatsächlich Max das Frühstück in den Raum getragen, als wir noch schliefen? War sonst niemand da und er allein? Wir unterhielten uns über unsere Träume, und ich genoss die Reaktion von Daeng auf meinen. Erneut war die Erinnerung zu blass, doch ich hatte etwas mit ihm erlebt. Michael erzählte vom Traumstrand.
„Gibt es den jetzt wirklich?“, unterbrach ich ihn.
„Ja sicher … wollte wieder hin, aber es ist nicht eilig.
Die ganze Zeit hatte ich mich mit Daeng dort gesehen … nun gefiel es mir in diesem Schloss nicht so schlecht. Was musste es erst in den anderen Räumen geben? Auch Michael war es anscheinend besser erschienen, vorläufig nicht nach einem anderen Ausgang zu suchen. Nur – wie lange würde es noch andere Räume geben, wenn sich das Grau in dieser Welt ausbreitete? Ein Geräusch schreckte mich und die anderen auf – Max stand an der Tür.
„Einen schönen guten Morgen, die Herrschaften! Ihr habt sehr gut geschlafen, schätze ich … na egal. Ich bräuchte nur für einen Moment eure Hilfe, und dann … könnt ihr euch wieder allen Vergnügungen hingeben.
„Was … wäre das?“, meldete sich Michael dazwischen.
„Überhaupt nicht schwierig … aber das wirst du bald sehen. Also, macht euch frisch, zieht euch ein bisschen was an wenn es geht, und wir treffen uns dann.“
Er drehte sich um und ließ die Tür offen. Daeng wusste womöglich alles, doch ich und Michael sahen uns eine Weile an. Eine Ahnung hatte ich schon … aber noch keinen genauen Plan.
* * *
„Wow … jeder Turm hat einen Lastenaufzug?“, unterbrach ich die Stille.
„Nein“, entgegnete Max mit einem wahrscheinlich vorgetäuschten Lachen, „die anderen sind nur Dekoration, leer. Aber das kommt noch.“
Nur eine Anzeige aus Balken verriet bei der stetigen Fahrt in die Höhe, dass wir den oberen Ausstieg bald erreicht haben mussten. Der Aufzug bestand aus nicht viel mehr als einer Bodenplatte und einem Rahmen, an dem ein Seil befestigt war. Trotzdem spürte ich kaum ein Schwanken oder ein flaues Gefühl in meinem Magen, während ich mich an einen Balken klammerte.
Wir sprangen von der Plattform, als diese einen großen, runden Raum erreichte. Ich hätte ihn mir kleiner vorgestellt – und nicht mit diesem bläulich leuchtenden Ding in der Mitte gerechnet. Es war ein ungefähr drei Meter hoher, senkrecht montierter Ring, der knapp über dem Boden zu schweben schien. Das meiste Licht stammte jedoch von draußen und drang durch die ungefähr 20 kleinen Fenster herein.
„Wie gesagt“, holte Max zu einer Erläuterung aus, „wir müssen da noch ein paar Sachen fertigstellen. Aber das Portal ist nun einmal genau hier, 344 Meter über der Nullebene.“
„44, klar“, mischte ich mich ein. „Und das … ist kein künstliches Portal, weil ich das … weil wir die im Projekt 43 abgestellt haben! Wirst du vielleicht sogar nachgelesen haben.“
„Ja, aber … das ist das Projekt 44, mein Projekt! Hat ein bisschen schwierig angefangen, ich weiß … aber die Lösung war so einfach!“
„Ich höre immer nur ‚wir‘, aber wo sind die anderen?“
„Die werden schon zurückkommen, wenn sie sehen, wie ich Erfolg habe!“
„Gut, also … du brauchst uns, damit das Portal hier stabil läuft, und nicht irgendwie?“
„Ja, du bist sehr schlau! Gefällt mir!“
„Dann könnten wir auch ein paar Forderungen stellen, oder?“
Daeng verzog das Gesicht – hatte ich gerade die falsche Frage gestellt? Langsam wandelte sich sein Gesichtsausdruck jedoch – und wurde zu einem vorsichtigen Lächeln. Es verschwand augenblicklich, als sich Max zu ihm drehte.
„Gib es hier auch … härtere Sachen?“, erhob Michael seine Stimme.
„Härtere Sachen … du?“, warf ihm Max entgegen. „Hätte ich mir jetzt nicht erwartet. Aber wir haben für alle was, das ist das Konzept. Wenn ihr vorher alles sehen wollt … gut!“
Max stieg auf die Plattform, und wir zögerten kurz. Es war, als ob unsichtbare Wände die fehlende Kabine rundherum ersetzten, denn schwindlig wurde mir auch bei der rasanten Abwärtsfahrt nicht. Unten angekommen, wurden wir schnellen Schrittes durch endlose Gänge geführt. Wir durchquerten einen Saal mit sehr glattem Boden, wo die Vorhänge einen anderen roten Farbton als bei unserem Nachtquartier hatten. Hinter einem der Vorhänge lag ein kleinerer, schwach beleuchteter Raum. Vielleicht verschluckte das glänzende Schwarz das ganze Licht. Alles mögliche Kleinzeug war auf Ablagen platziert, nicht nur Peitschen oder Dildos. Ein riesiges, X-förmiges Kreuz dominierte alles.
Michael sah mich an, blickte zu mir, und wir beide zu Max. Ich bemerkt, wie Daeng die Augen weit aufriss, Blickkontakt zu uns aufnahm – und ebenfalls auf Max starrte.
„Nein, also …“, widersprach dieser und ging einige Schritte seitwärts in Richtung des Ausgang. „Was immer ihr gerne machen wollt, aber das …“
„Wir wollen doch gut zusammenarbeiten“, trat ich näher und versuchte, eine beruhigende Stimme vorzutäuschen. „Da könntest du schon ein bisschen lockerer werden und Sachen probieren, die sonst nicht so was für dich sind.“
„Ja, aber …“
Ich versuchte seine Mimik zu deuten, doch in diesem Moment war mir völlig klar, dass er nichts mehr zu melden hatte. Vielleicht lag es daran, dass wir uns zu dritt an den Händen hielten und ihm gegenüberstanden. Dieses Knistern lag neuerlich in der Luft. Wie eine elektrostatische Entladung an meinen Fingerspitzen, aber ohne Schmerzen. Wir bewegten uns näher auf ihn zu, und er versuchte Worte zu formen. Eine halbe Minute später konnte alles bei ihn nur noch ein „Na gut!“ symbolisieren.
Ohne Hektik legte er seine Kleidung nach und nach ab, zögerte jedoch bei seiner Unterhose. Lächelnd lehnte er sich mit einer Hand an die Wand, als ob er sich einen Gegenvorschlag überlegte. Seine Körperformen sahen besser und straffer aus, als ich erwartet hätte. Dabei sollte ich sogar wissen, wie er nackt aussah, oder? Ich bemerkte, wie Daeng sein Lendentuch ablegte und einen Schritt nach vorne machte. Meines war dagegen fast konservativ, und ich ließ es erst einmal an. Ein strenger Blick verband Max und Daeng, und in kleinen Schritten bewegten sie sich auf das Kreuz zu. Daeng schob seinen Gespielen mit einer Hand mit weit gespreizten Fingern auf seinem Rücken dort hin. Er klammerte sich mit den Händen fest, seine Füße wurden noch zurechtgerückt, dann schmiegte er seine Bauchmuskeln an ihn. Mit beiden Händen umfasste er die Unterhose, zerrte daran und zog sie mit einem Ruck nach unten. Ein leises Fluchen lag im Raum. Max hob die Beine gerade so weit, dass sich das Höschen durchziehen und zur Seite werfen ließ. Er hätte es vielleicht nicht mitgemacht, doch Daeng brauchte ohnehin keine Fesseln oder Handschellen, um jemand zu fixieren.
Ich konnte erahnen, wie er sich in Position brachte und leicht in die Knie ging. Seine Hände brauchte er bald nicht mehr, außer um sich an die Schultern seines Lustobjektes anzuklammern. Seine Bewegung verlangsamte sich sofort nach dem ersten Schmerzensschrei. Bald war es nur noch ein leises Wimmern.
Eine Hand von Michael tastete sich zu mir, und ich ließ es zu und blieb ruhig. Seine kurze Hose konnte er ruhig langsam ausziehen. Ich zupfte an seinem Hosenbund, und er streifte sie rasch ab, während er sich an meiner Schulter anhielt. Mein Lendentuch öffnete ich selbst und legte es zu seiner Hose. Ich hätte mir erwartet, bei ihm mehr zu sehen, doch spätestens bei meiner Handberührung baute sich alles rasch auf.
Ich bemerkte dieses Zucken in den Gebirgen von Daeng, sein schnelleres Atmen – und gebannt verfolgten wir ihn. Erregte es mich jetzt, bei mir selbst Abhilfe zu schaffen und ihn mit jemand anderem zu beobachten? Durfte es das? Es war ohnehin mehr die Hand von Michael. Daeng stöhnte laut auf, stieß noch einige Male zu, und drehte sich um. Bevor er zu uns ging, schlug er leicht auf den Hintern von Max. Er sah Michael intensiv an, und die Handflächen der beiden klatschten ineinander. Ich glaubte einen „Was, ich?“-Gesichtsausdruck zu bemerken – Sekunden später zuckte er mit den Schultern und ging hinüber.
Als er Max berührte, stellte sich Daeng neben mich. Er klammerte sich an meine Schultern und züngelte sich mit halb geschlossenen Augen heran. Für einen Moment kämpfte ich damit, ob ich mich seinem Kuss oder dem Blick auf das Treiben von Michael hingeben sollte. Irgendwie bekam ich alles gleichzeitig mit. Er hatte immerhin bereits Erfahrung bei mir – und viel gelernt. Ich bemerkte das glänzende, kaum erschlaffte Ding meines Liebhabers, und wie sich seine Hand zu mir tastete. Er konnte hingreifen, wo er mochte – auch wenn ich meinen Auftritt nicht versäumen wollte. Wurde ich etwa nervös, als die Zuckungen von Michael dem Ende zugingen? Sein Stöhnen, tiefer als sonst, hörte sich zumindest so an.
Nach seinem finalen Schrei blieb er mit seinem Gespielen verbunden, um sich schließlich schwer atmend zurückzuziehen. „Und jetzt, dein Auftritt!“ wollte er mir sagen, und sprach es nicht aus. Die Finger von Daeng klammerten sich um meine – und ich machte mich auf.
Ganz sicher war ich mir nicht, ob ich ein Knurren oder ein tiefes Atmen vernahm. Max rückte seine Beine zurecht, als ich meine Finger über seinen Rücken und tiefer streichen ließ. Er musste sich so sicher sein, wenn er alles ertrug. Ob mich eine Art Schutzschild umgab, das meine Gedanken vor dem Auslesen schützte? Was vor mir lag, hatte es manchmal in meine wildesten, unmöglichsten Fantasien geschafft. Der dritte sein, der jemand bis zum Schluss durchnahm, nicht einmal unbedingt schnell und hart. Ich sah nur halb hin, nahm eine Hand zur Hilfe, spürte die triefende Nässe – und gewann das letzte Stück an nötiger Härte. Meine Hände umfassten Max – und ich drang ein, überwand einen größeren Widerstand als erwartet. Er sollte bekommen, was er verdiente, nicht mehr.
Begleitet von einem schmatzenden Geräusch drang ich vollständig in ihn und wollte nicht aufhören. Dieses Gefühl in meiner Magengegend und im Hals wurde stärker, nicht schwächer. Es vermischte sich mit einem anderen, das ich unter Kontrolle halten konnte, wenn ich wollte. Ich wollte nicht, pflügte ihn so schnell ich konnte durch, und presste mich fest gegen seinen Rücken. Er war bereits völlig verschwitzt, so dass ich durch und durch in seinen Säften badete. Nur ein paar kräftige Schwünge, nur noch kurz an ihm festklammern – und es geschah.
Ich spürte, wie sich meine Ladungen ihren Weg bahnten und zu denen meiner Vorgänger schossen, doch mein Höhepunkt blieb flach. Obwohl etwas darauf lastete, blieb das Gefühl mächtig und ließ alles bis in meine Beine erbeben. Erst nach einem kurzen Moment der Schwärze wurde mir bewusst, dass ich völlig außer Atem war. Das Kribbeln klang so oder so nach, als ich mich aus ihm zurückzog. Der Anblick der völligen Überschwemmung schaffte es, mich neuerlich zu erregen. Vielleicht lag es daran, dass ich mir Michael vorstellte, nachdem Daeng und ich ihn gerade nacheinander besucht hatten. Toll, kam es mir doch noch richtig?
Max lockerte seine Handgriffe Finger für Finger, und drehte sich langsam zur Seite. Er atmete tief ein und aus, und es klang für mich wie ein Fauchen. Erneut ließ ich meine Finger über ihn streichen, umfasste seine Hüften, und drehte ihn vorsichtig um.
„Was noch?“, zischte er halblaut, als wir uns gegenüberstanden. Sollte ich vorsichtig sein? Ich sah weniger eine vorläufig gezähmte Bestie vor mir, mehr einen benutzten, erniedrigten Mann. Er wollte einen energischen Schritt nach vorne machen. Als ich vor ihm in eine Hocke ging und nach oben blickte, blieb er stehen. Ich legte eine Hand auf sein Bein, strich mit der Zunge über meine Lippen, und näherte mich seiner halbsteifen Männlichkeit. Er atmete scharf aus, blickte nur nach oben – und eine leicht herbe Note erfüllte meinen Mund. Meine Beine schmerzten ziemlich, aber es musste sein. Nur falls sich seine Hände auf meinen Kopf legten, nahm ich mir vor, aufzuhören.
Die Festigkeit hatte kaum zugenommen, dafür änderte sich der Geschmack in eine verdächtige Richtung. Das zaghafte Pulsieren verstärkte sich und nahm schlagartig zu. Ich vernahm ein sehr kurzes Aufstöhnen, bis Momente später sein Saft in meine Mundhöhle spritzte.
Bei meinem Aufstehen glaubte ich ein böses Lächeln zu bemerken – bis ich ihm tief in die Augen sah und knapp vor seine Füße spuckte.
„Da, das gehört dir! Du … ja, egal.“
Sein Lächeln blieb verhalten, und er machte einen großen Schritt über die ganzen glitschigen Tatsachen. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und stellte sich mit verschränkten Armen vor uns.
„Also dann … das war unsere Abmachung. Wir sehen uns beim Aufzug, ansonsten … könnte es Schwierigkeiten geben.“
Ich wusste nicht ganz, wie ich die Gesichter meiner Freunde deuten sollte. Galt das nicht ausgesprochene „Was?“ oder „Mutig, mutig!“ noch mir, oder lag es am Wort „Schwierigkeiten“? Mit einem Mal war ich mir nicht mehr sicher, ob Michael meinen Plan verstehen würde – und Daeng mitmachte.
* * *
Wir traten von der Plattform in den Raum, und das bläuliche Leuchten erschien mir heller als zuvor. Das leise Brummen musste ich mir einbilden, die leicht schwankende Helligkeit nicht. Es war ein kraftvolles Pulsieren. Wie eine Maschine, zu der alle einen Sicherheitsabstand einhalten sollten. Bei den Portalen, die ich kannte, gab es keine Lichterscheinungen. Zumindest nicht solche. Sie waren einfach da.
„Gut …“, meldete ich mich zu Wort, „… was ist das jetzt, das neue Projekt … 44?“
„Die Grenzen der Welt“, holte Max aus, „wurden neu festgelegt. Oder du hast es gemacht.“
„Was bitte? Wieso ich?“
„Bin irgendwie auf dein Buch gekommen. Ganz nett sogar, wie gesagt … aber was da drinsteht, war immer da. Und es hat sich verfestigt.“
„Was? Wie jetzt? Im Ernst?“
Ein sehr intensives Brennen lief über meine Haut, und die Luft blieb mir weg. Ich war wie gelähmt, wie in einem Traum. In einem von diesen, wo die Lichtschalter nicht mehr funktionierten und ein Monster an der nächsten Ecke wartete. Hatte ich lange nicht gehabt – und ich erwartete, aufzuwachen. Ich wachte nicht auf, stattdessen ballten sich meine Hände zusammen und alles spannte sich an. Das Gefühl versickerte einfach im Boden, und meine Freunde stellten sich näher neben mich. Jederzeit hätte ich sie berühren können.
„Was glaubst du erst wie es ist, wenn sich Millionen Leute dafür interessieren? Die suchen glaube ich schon nach dir, und nach dem Eingang. Weiß nicht wie deine aktuellen Verkaufszahlen sind, aber die Internet-Verbindung sollte sich jeden Moment öffnen.“
„Wenn sich … die Grenze zwischen den Welten öffnet? Und … wie funktioniert das jetzt genau?“
„Völlig trivial, einfach noch mehr Leistung in die Spulen schicken, bis es offen bleibt.“
„Und das zieht alles aus dieser Welt ab, bis alles grau und kalt ist?“
„Blödsinn! Es bricht nur immer wieder zusammen, außer … und da kommt ihr ins Spiel.“
Max stellte sich vor das Portal und streckte seine Arme leicht von sich. Seinen Gesten nach sollten wir ihn offenbar an den Händen fassen … bis etwas passierte. Daeng trat neben ihn, Michael nach einem Blick zu mir und kurzem Zögern ebenfalls, und alle Hände berührte sich. Nun konnte ich das Brummen deutlich hören, obwohl es ein sehr tiefer Ton war. Ein Knistern lag im Raum, und Max drehte sich nach mir um. Wem sollte ich die Hand geben, wenn er in der Mitte stand?
Bevor ich mich entscheiden konnte, glaubte ich im Portal etwas zu erkennen. Das Bild erschien verschwommen, von einem Nebel umgeben. Es war … ein Garten? Mit einem achteckigen Gartenpavillon? Daeng drehte den Kopf sehr langsam zu mir, als ich mich näherte – und ließ Max los. Sofort drehte ich mich zu Michael, und schnappte seine nun freie Hand ebenso wie die von Daeng. Ein sehr starkes Prickeln erfasste mich mit einem Mal, zugleich mit diesem Gefühl entlang meiner Haut. Max versuchte sich umzudrehen, sich an uns zu klammern – doch er konnte nicht. Es war wie ein Magnetfeld, das ihn abstieß. Der Anblick in der Mitte wurde noch greifbarer und plastischer.
„Lasst die Scheißaktion sein, sonst …“
„Sonst was?“, erhob Daeng seine Stimme.
Was geschah mit mir? Endorphinrausch? Angst? Alles zusammen? Ein starkes Zittern erfasste meine Hände, und ich krampfte mich fester in die Hände meiner Freunde. Stärker, als es Max jemals konnte. Er wurde einfach abgestoßen und begann in Richtung des Ringes zu schlittern. Wir hingegen standen fest auf dem Boden und bildeten eine Wand. Er konnte sich kaum bewegen, aber es reichte für einen Griff in seine Hosentasche.
„Und jetzt? Habt ihr einen Zauberspruch?“, redete er mit auf einmal dumpfer klingender Stimme auf uns ein.
„So ähnlich“, rief Michael. Daeng blickte zu ihm, schloss die Augen zur Hälfte, und drückte sich noch fester in meine Hand.
„Alles geht … mit genug Lust und Liebe“, setzte Michael fort. „Aber wenn sich zwei nicht so mögen, oder drei … kann sich alles in die andere Richtung drehen.“
War er der einzige mit einem genauen Plan statt nur einer Ahnung? Max schlitterte weiter und hielt sich durch Herumbalanzieren mit seinen Armen im Gleichgewicht. Trotzdem schaffte er es, auf seinem Telefon herumzudrücken, oder was es war.
„Ich möchte dir nur sagen“, holte er aus und sah mich an, „dass die Grenzschicht offen ist. Internet, alles da, voller Empfang. Und dein Buch kann ich ganz schnell abstürzen lassen, außer …“
Er fixierte mich, ließ seinen Finger deutlich über dem kleinen Bildschirm schweben – aber es gab nur eine Entscheidung. Wurde es stetig kälter? Zitterte ich deswegen? Zogen draußen Wolken auf, oder verschwand langsam alles Licht aus dieser Welt?
„Alle werden dich hassen und verspotten!“, legte er nach.
Er hatte beinahe den Ring erreicht, und ich versuchte mich noch mehr an meine Freunde zu klammern. Von allen Seiten floss Strom. Ich machte einen Schritt nach vorne, sie folgten mir. Das Rutschen von Max beschleunigte sich, sein Finger fuhr nach unten – und er wurde in das Portal gezogen. Bevor das Bild in der Mitte verschwand und das blaue Leuchten erlosch, glaubte ich ein „Wir sehen uns wieder!“ zu hören.
Die Anspannung löste sich auf einen Schlag, und … ich erlebte einen Orgasmus. Es fühlte sich ungefähr so an und ließ mich zart stöhnen. Mein Puls beruhigte sich, das warme Prickeln auf meiner Haut jedoch nicht. Musste an den grellen Sonnenstrahlen liegen, die nun von allen Seiten durch die Fenster drangen.
„Äh, seid ihr auch gerade … gekommen?“, fragte ich in den Raum?
Bei Daeng gab mir sein Lächeln und sein immer noch schüchtern wirkendes Abwenden seines Blickes zu Boden die Antwort. Michael nickte zustimmend und legte seine Hand auf meine Schulter. Daeng seine auf die andere, bis wir uns zu dritt umarmen und nicht näher aneinander stehen konnten. Unsere Zungenspitzen berührten sich gleichzeitig, unsere Lippen, und wir mussten kurz lachen.
Draußen sah ich einen Himmel in sattem Blau mit einzelnen Wölkchen, und das Waldgebiet erschien mir mit einem Mal in viel saftigerem Grün. Es erstreckte sich beinahe endlos weit, tief im Hintergrund tauchte eine größere Bergkette auf. Stellte sie das Ende dieser Welt dar? In der anderen Richtung schien sich mehr ein Grasland mit einzelnen felsigen Hügeln zu erstrecken. Der Höhenrücken mit dem Weg endete in einigen Kilometern Entfernung an einem Berg. Daneben ließ ein gigantischer, natürlicher Durchbruch die weitere, eher flache Landschaft erahnen.
„Und jetzt?“, fragte ich, zwischen den beiden stehend.
„Werde das einmal genauer begutachten“, verkündete Michael beim Blick auf ein Kabel an der Wand, „dürfte zu einer Antenne auf der Turmspitze gehen. Und dann … zurück zum Traumstrand.“
Ein flaues Gefühl begann sich auf einmal in mir auszubreiten, und ich stellte mich vor ihn.
„Du meinst allein?“
„Ja … du kannst auch mitkommen, oder später nachkommen … wie du Lust hast.“
Auch das Lächeln von Daeng verschwand und wurde zu einem neutralen Blick. Als ich mich seitlich an ihn schmiegte, kehrte es sofort zurück. Vielleicht hatte Michael recht gehabt mit dem Urlaubsflirt.
„Ja, also …“, stellte ich mich zwischen die beiden und nahm sie an der Hand, „… egal was jetzt zwischen uns ist, wir können uns ja auf dem Traumstrand treffen.“
„Ja“, klang Michael gelassen, „lasst euch ruhig Zeit. Ich wollte dann wieder längere Zeit bleiben, wir werden uns schon wo sehen.“
„Gut!“, meinte ich, und trat direkt vor ihn.
Auf das Herausstrecken meiner Zungenspitze reagierte er sofort, indem er mir um den Hals fiel und mich küsste. Er klammerte sich eng an mich, ich klopfte ihm zart auf den Rücken. Auf meinem spürte ich die Hände von Daeng über mich streichen.
„So, also ich glaube“, sagte ich und löste mich von beiden, „es ist entschärft und geschlossen, für immer.“
Ich stellte mich vor den Ring, spürte und sah nichts – und stieg durch. Die beiden rissen den Mund weit auf, zögerten kurz – und probierten es ebenfalls. Für einige Sekunden sahen wir uns in Kreis stehend an, und lachten los.
„Haben die nicht ein Dampfbad gehabt?“, meldete sich Daeng zu Wort. „Sollten wir noch probieren.“
„Ja, wenn es funktioniert“, meinte ich.
Michael zuckte mit nur einer Schulter und stieg zuerst in den Aufzug.
* * *
Alles in mir fühlte sich irgendwie richtig an, als Michael den Ausgang auf der anderen Seite des Schlosses verließ. Bei diesem Traumstrand war jemand, den er kannte, oder? Ob das ebenfalls mehr als ein Urlaubsflirt werden konnte, in einem endlosen Urlaub? Wie kompliziert wäre die Welt dann? Daeng erregte es, als er hinter mir stand und mich streichelte. Zumindest spürte ich es.
„Wir sollten uns noch umsehen und ein paar Sachen in deine Karte zeichnen“, schlug ich vor und nahm seine Hand von mir. „Das mit der Funkverbindung, mit diesen alten Grundmauern in der Nähe …“
„War da jetzt früher eine Siedlung? Und das Schloss das Zentrum?“
„Vielleicht wollen sie wieder zurück, jetzt wo alles in Ordnung ist? Ja, und … ich glaube, du möchtest jetzt was machen, richtig?“
„Ja“, bekundete Daeng leicht lachend, „wieder im Dampfbad einfach so nebeneinander sitzen … wirklich.“
„Ja, oder … weiß du noch, der große Raum mit dem glatten Boden? Wäre ein schöner … Tanzsaal.“
„Oh, du möchtest …?“
„Warum nicht?“
Wir schlossen beide Flügel des großen Tores und schritten durch die langen Gänge, vorbei an Säulenreihen und großen Räumen. Daeng zeigte an einer Abzweigung in die richtige Richtung – und wir standen im Tanzsaal.
„Ich glaube, ich habe einmal …“, klang er verlegen, „… aber das ist lange her … ich meine ein klassischer Tanz.“
„Na ja … abgerissenes T-Shirt, kurze Hose … genau richtig dafür.“
Dieses Mal lächelte ich ihn intensiv an, und es kam von ihm sicherlich viel besser zurück. Der Raum war düster, und ich hantierte an einigen Bedienungselementen an der Wand herum. Bunte Lichteffekte blitzten auf, doch das hatte ich nicht gesucht. Beim nächsten Versuch waren es weiße Punkte – und sie begannen sich langsam über Wände und Boden zu bewegen. Ich hatte ein paar klassische Musikstücke auf dem Smartphone, das ich an die Tonanlage anschließen konnte. Als ich es zur Hand nahm, zuckte ich zusammen.
„Was denn?“, fragte Daeng.
„Ein Haufen Benachrichtigungen, die vorhin durchgekommen sind.“
Gemeinsam mit ihm überflog ich sie:
„voll scheiße und langweilig, ich will mein Geld zurück!!!!“
„Ich habe schon viel gelesen, aber so ein wirrer Dreck hat hier nichts zu suchen! Fängt gut an, aber dann alles durcheinander und niemand kennt sich aus.“
„Billige Abzocke, nur Müll! 0 Sterne lassen sich leider nicht geben.“
Bei meinen ersten Versuchen im professionellen Bereich war mir dieser Tonfall neben positiven Kritiken einige Male entgegengeschlagen. Heute lagen mir Verrisse kaum noch im Magen, wenn sie wo auftauchten. Bei nahezu auf den Nullpunkt abgestürzten Verkäufen würde es ohnehin bald keine Leute mehr geben, die welche schrieben. Wer brauchte schon gute Verkaufszahlen? Völlig überbewertet! Überhaupt – eine Woche Ruhm war viel mehr, als dem Durchschnitt zustand. Ich hatte eine ganze Welt vor mir – und einen Traummann neben mir. Einige Male atmete ich tief durch und suchte nach Musik, die passen konnte. Sein Gesichtsausdruck wirkte unsicher, doch ich schleifte ihn in die Mitte.
„Warte“, kommentierte er nach den ersten Takten des leisen Beginns, „das kenne ich. Das ist aber …“
„Ja, entspann dich“, entgegnete ich.
Ich hielt einen Arm von ihm in die Höhe und platzierte eine Handfläche auf seinem Rücken. Seine spürte ich ebenfalls, nach sanftem Streicheln nun in einer festen Position. Gemeinsam versuchten wir ein paar Schritte und stolperten nicht.
„Das ist nur zum Aufwärmen, einfach … vollkommene Schönheit. Kann niemals so schön wie du sein, aber …“
Wir bewegten uns sehr langsam, und ich bemerkte die Träne in seinem Gesicht. Feuer lief über meine Haut, als ich die Flüssigkeit mit einem Finger berührte. Noch eine Träne löste sich, und wir näherten die Tanzhaltung an. Wir küssten uns nicht, wir verschmolzen. Das Feuer wurde stärker, und niemals wollte ich ihn wieder loslassen. Er machte das, als sich die Musik änderte, riss meine Hand in die Höhe und drehte sich mit mir. Wenn er es wollte, bekamen Apfelstücke alle Geschmacksrichtungen – und er beherrschte alle Tanzschritte. Sah nach langsamem Walzer aus, nicht schneller als die weißen Lichtpunkte.
Zu Beginn fürchtete ich noch, jeden Moment aus einem Traum aufzuwachen – und es geschah nicht. Alles war sogar plastischer und greifbarer als bei meinen ersten Erfahrungen in einem Tanzkurs. Wir flogen über den glatten Steinboden, er geriet einfach nicht außer Atem. Die Musik änderte sich erneut – in eine viel schnellere Richtung, für die wir sehr gut angezogen waren.
„Also … ich brauche langsam eine Pause“, keuchte er.
„Wir können ja dann … in das Dampfbad. Nur so nebeneinander auf den Steinen sitzen natürlich.“
„Natürlich!“, bekräftigte er, und lachte einige Sekunden später.
Kommentare
Kommentare: 129