Projekt 44 - Die vierte Wand
von MarcLelky
Prolog – Traum oder Wirklichkeit?
Daeng war nicht mehr weit von der Stadtmauer entfernt und fragte sich, gegen wen sie überhaupt schützen sollte. Orks gab es keine, falls doch, hatte er sie noch nicht entdeckt, und wenn diese Typen noch einmal anrücken sollten, würden sie sich dadurch kaum aufhalten lassen. An einer Stelle, die einen knappen Blick zum Meer hinunter ermöglichte, saßen zwei grüne Eidechsen auf einem Felsen in der abendlichen Sonne und stellten jene Wesen dar, die in dieser Welt einem Drachen noch am nächsten kamen. Er hätte Schuhe anziehen sollen, aber der erdige Weg unter seinen Füßen fühlte sich gut an. Sogar diese sehr knappen Hosen schienen wieder in Mode zu kommen, in denen sich seine asiatischen und auch europäischen Kollegen fotografieren ließen, doch er bevorzugte mehr eine, die seine Knie nicht ganz erreichte.
Die Mauer tauchte vor ihm auf, genauso plötzlich, wie die Sonne am Versinken war, und das Stadttor … stand einen Spalt weit offen. Dieses Mal fragte niemand nach einem Passwort, seine Sorge nach dem Treffen der richtigen Antwort blieb umsonst. Er musste doch schon bekannt sein, quasi einen VIP-Eingang zur Verfügung haben, oder nicht? Daeng stemmte sich dagegen, ließ seine Muskeln spielen, hatte Angst, das knarrende, verwitterte Holz zu zerdrücken, aber nach wenigen Sekunden stand das Portal weit genug offen. Lieber quetschte er dieses sofort nach dem Durchschreiten wieder zu, das Unbekannte, welches er vermutete und nicht sah, draußen lassend, und seine Anspannung löste sich, seine gesamte.
Jemand bearbeitete glühendes Metall, der Geruch von Feuer und Asche ging in den von Süße über, Obst in den buntesten Farben breitete sich auf der anderen Seite der Gasse aus, ihm unbekannte Musik ertönte von irgendwoher, und vor einem Gebäude weiter vorne bot jemand Kaffee in Bechern an. Einige Leute spazierten über den staubigen Untergrund, da und dort mit großen, flachen Steinen versehen, und trugen lange, dünne Umhänge. Es zog ihn weiter, bis zu der Abzweigung, wo die Beleuchtung und Farben in dunkles Grau übergingen. Markierte dort vorne ein Lichtschein den weiteren Pfad durch die Dunkelheit?
Ein Pferd mit zotteligem Fell, nicht sehr groß, kam ihm langsam entgegen, begrüßte ihn mit einem langgezogenen „Wihihihihi!“, er entgegnete „Ja, wie?“, und streichelte es kurz. Das aus zwei Stockwerken bestehende Haus lag hell beleuchtet direkt vor ihm. Wurde es wirklich „Gasthaus zum pissenden Pony“ genannt? Für ihn hieß es so, und er trat ein. Stimmengewirr schallte ihm entgegen, ohne jedoch in den Ohren zu dröhnen, niemand beachtete ihn, obwohl die Tische links und rechts des Eingangs großteils besetzt waren.
Der Boden aus dunklem Holz knarrte bei jedem Schritt, er bewegte sich geradeaus auf den Schanktisch zu – und bemerkte den Schankburschen. Aus Thailand stammte er nicht, aus Malaysia kaum – aus Sri Lanka? Er war groß und schlank, das tiefe Schwarz seiner Haare setzte sich in einem Bart fort, welcher sich als dünner Streifen über sein Gesicht und zum Kinn zog. Sein Blick war für einen kurzen Moment überrascht, nachdenklich, und tief wie ein dunkler Brunnenschacht. Eine zarte Haarlinie zog sich seinen unverhüllten Oberkörper hinunter, und im nächsten Moment lächelte ihn der Typ ungefähr so an, wie es andere über ihn selbst behaupteten. Sagten sie doch, oder? Eine andere Art der Anspannung als vorhin begann sich durch seinen Körper zu ziehen, ein Gefühl von Wärme, Sicherheit, wie hinter dem geschlossenen Stadttor, nur viel stärker. Langsam, ganz langsam kam er dem Mann noch näher – und ein lautes Geräusch ertönte aus dem Nichts.
* * *
Ich erwachte, versuchte den Traum festzuhalten, mich in den Polster zu drücken, die Augen zu schließen, irgendwas, doch es blieb vergeblich. Es war das Signal meines Smartphones für neue E-Mails, und „Jetzt schnell 10 Prozent Rabatt auf jede Buchung sichern!“ der Grund für die Störung. War er es gewesen, Daeng, eine Figur aus einer Geschichte? Um alles in der Welt wollte ich nicht aufwachen, konnte es nicht richtig sein, dass die Szene mittendrin zerstört wurde, wegen unnützem Mist.
Eine morgendliche Erektion hatte ich nicht, innerhalb einer Minute gelang es mir, für eine zu sorgen, während ich die linke Hand fest zusammenballte. Ich schlug die Decke von mir weg, meine Beine wurden unruhiger, ich schloss die Augen und sah die beiden vor mir, wie sie sich noch näher kamen. Sie sollten einander berühren, streicheln, kuscheln, wenn sie sich danach fühlten eine ruhige Ecke suchen – doch das Bild entfernte sich. Ich konzentrierte mich auf mich selbst, sog tief Luft ein, fühlte etwas herannahen, setzte zum Endspurt an – und eine Mischung aus tiefer Wärme und Geborgenheit, und einer heftigen Massage von innen heraus durchflutete meinen Körper. Erst nach einer halben Minute mussten die letzten Lustwellen verebbt sein, dafür lag ich mit einer klebrigen Hand da und genoss noch eine Weile das Gefühl. Kräftige Sonnenstrahlen drangen an diesem Morgen beim Fenster herein und unterbrachen die Serie aus trüben, nebeligen Tagen.
Es konnte nur Daeng gewesen sein, neben mir selbst die Hauptfigur in „Projekt 43“. Ich hatte einmal von jemand gelesen, dass seine Geschichten vielleicht schon existierten, und er von wem auch immer dazu bestimmt wurde, sie aufzuschreiben. Ein anderer Gedankengang war fast noch abgehobener, nämlich dass die dargestellte Welt durch das Aufschreiben erst entstand, irgendwo und nicht nur in Buchstaben. Angesichts der Tatsache, dass niemand wirklich unsere Welt erklären konnte und es nötig war, sich mit Vermutungen und Theorien über die Natur des Universums zufriedenzugeben, schien das alles nicht völlig abwegig.
Er lebte, ganz sicher, weil ich im Internet eine Fotoserie von ihm gesehen hatte. Die Bilder mochten bearbeitet sein, aber soweit sich das aus der Beschreibung erschloss, war er ein thailändisches Model, das wirklich existierte. Alle stellten sich Asiaten klein und zart vor, er hatte kräftigte Muskelpartien, war nur mit einer knappen Unterhose bekleidet und lächelte mich an. Jemand hatte die Fotos damit kommentiert, dass er ihn am liebsten sofort durchficken würde – das würde ich auch gern, oder er mich, doch so schnell musste es gar nicht gehen. Ich würde mit ihm etwas trinken gehen, gemeinsam lachen, und später vielleicht … würde ich ihm sagen, dass er sich ganz entspannt zurücklegen sollte und mich den Rest erledigen lassen, weil er so unglaublich geil und süß zugleich war und es einfach verdiente.
Jener angefangene Text existierte bereits länger, in dem ich allein an einem unbekannten Ort aufwachte, in einem kleinen Haus mitten in einer Landschaft aus sanften, grünen Hügeln, nur kam er nie in Schwung, schleppte sich dahin. Dann tauchte dieser Mann auf, erkundete gemeinsam mit mir das Mysterium, und die Geschichte erwachte zum Leben. Natürlich musste ich ein bisschen über thailändische Namen recherchieren und war darauf gekommen, dass Spitznamen oder Nicknames dort auch im allgemeinen Leben verwendet wurden. Es konnte ein Tier sein, eine Farbe – und „Daeng“ bedeutete eben Rot und wurde offenbar sehr häufig verwendet, nur wer wusste das schon in Europa?
Kapitel 1 – Erster Kontakt oder Wiedersehen?
Die Straßenbahn zeigte mir die Rücklichter, und die nächste würde laut der Anzeige erst wieder auftauchen, wenn ich am Ziel sein sollte. Ich hätte die Tour an diesem Tag, immerhin zu 4 im halben Stadtgebiet von Wien verstreuten Orten, anders planen sollen. Manchmal gab es zwar Anrufe, wo ich bleiben würde, manchmal beschwerten sich die Leute, warum ich nicht früher da gewesen sei, um rechtzeitig mit ihnen zu ihrem Arzttermin fahren zu können, meistens dauerte es jedoch so lange, wie es eben dauerte. Ich blickte in die Fahrtrichtung, wartete, drehte mich um, und setzte zum Marsch entlang der Schienen an.
Bei einer sozialen Betreuungstätigkeit war es nötig, verwirrte Herrschaften bei Laune zu halten, herauszufinden was sie wirklich brauchten – und im Außendienst Erfahrung beim Finden von Einsatzorten, die sich ständig änderten. Beim Eingang zum Innenhof gab es einen Plan der Wohnhausanlage, mit welchem ich tatsächlich zur richtigen Tür fand, ein Aufzug existierte dafür nicht. Der reiferen Dame aus dem dritten Stock musste ich zunächst erklären, wer ich war, wer mich geschickt hatte, und warum ich nachsehen musste, ob in ihrer Wohnung alles in Ordnung war, dann machte ich mich mit dreißig Euro und einer Einkaufsliste auf den Weg zum nächsten Supermarkt.
Aus dem grauen Himmel begann es leicht zu regnen, und ein Windstoß wehte die so ziemlich letzten herabgefallenen Blätter über den Gehsteig. Ich fand das Geschäft, und die halben Sachen, die ich dort einkaufte, würde ich selbst nicht essen. Schon gar nicht würde ich Dinge kaufen, für die ich mich länger als eine halbe Minute anstellen musste, wenn es eine Alternative gab. In der Feinkost-Abteilung waren 4 Leute vor mir, und während ich in der Schlange stand, bemerkte ich eine Benachrichtigung auf meinem Smartphone, von vor einer Stunde.
„Hallo, wirklich interessantes Profil! Ich“
Der Text brach ab, und als ich nachforschen wollte, vom wem er stammte, sprach mich die Verkäuferin an.
* * *
Ortsangabe oder Entfernung konnte ich nicht finden, jedoch die Angaben „Asiate“ und „athletisch“. Auch ein Bild fehlte, dafür interessierte mich der Text umso mehr, zur Hälfte in Tamil-Schrift … nein, Thai. Ein kurzes Zucken ging durch mich, als ich las, was offenbar ein in lateinische Buchstaben übersetzter Name war – „Daeng“.
Na klar, natürlich, er sorgte nicht nur dafür, dass ich seine Fotos sah, sondern hatte mich auch gefunden und endlich Kontakt mit mir aufgenommen. Wenn das wirklich ein Name war, so war dieser weit verbreitet, das wusste ich. Mehr wunderte mich fast, dass mir jemand schrieb, der möglicherweise sehr, sehr gut aussah, während es bei mir gerade noch für die Beschreibung „schlank“ reichte, und ich an einzelnen Stellen gern mehr Muskel- als Fettmasse hätte. Athletische Männer suchten meistens ihresgleichen, zumindest meiner Erfahrung nach, und wenn ich doch einmal jemand von dieser Sorte traf, war er selten mein Typ. Einer hatte mit mir gemeinsam das Bett zum Brennen gebracht, sich knapp bevor es ihm gekommen ist, nur ihm, den Gummi hinuntergezogen und mich vollgespritzt. Mich so liegen lassend, hatte er sich rasch angezogen und verkündet, dass ich doch nicht so sein Typ sei. Daeng hingegen stellte das Gegenteil dar, zumindest jener aus meiner Geschichte, wo sein Aussehen seinem süßen und freundlichen Wesen, welches sich kaum auf den ersten Blick ergründen ließ, nur noch die Krone aufsetzte.
„Danke, deines könnte auch interessant sein, suchst du etwas Spaß, oder …?“
Etwas Spaß, was war das für eine Antwort? Andererseits, es stand kaum Text in seinem Profil und auch nicht, was er genau suchte. Irgendwie kam dieses Gefühl zwischen Herzklopfen und Magendrücken auf, ich fühlte mich beinahe an meine ersten Kontakte zu Männern im Internet erinnert, obwohl ich Schüchternheit und Nervosität als Teil meiner Vergangenheit und nicht Gegenwart betrachtete.
* * *
„Also Marc ist jetzt dein wirklicher Name, oder wie?“
„Nein, Markus … ach, ich brauche einen neuen Künstlernamen.“
„Jedenfalls … der Barkeeper war letztes Mal nicht da, oder?“
„Nein, der muss neu sein“, meinte Daeng und sah mich ungefähr so an wie ich ihn bei unserer ersten Begegnung, „ist aus Sri Lanka glaube ich, kann sein dass er einmal auf einer von den Partys war.“
„Und, möchtest du noch etwas … trinken?“, entgegnete ich und lachte kurz.
„Wann musst du morgen überhaupt aufstehen?“
Ich schreckte auf, lag in meinem Bett, war leicht verschwitzt, ohne mich krank zu fühlen. Mein Computer, mein Notebook, lag eingeschaltet über der Decke. Es war wie vor einigen Monaten, ein leichter Alptraum, in dem ich jemand verscheuchen wollte und noch im Wachzustand mit den Händen herumfuchtelte, nur dieses Mal das Gegenteil.
Sein Profil war noch geöffnet und ich konnte sehen, dass er meine Nachricht noch nicht gelesen hatte. Mitten in der Nacht rechnete ich auch nicht mehr damit, schaltete den Computer aus und legte ihn weg. Für sicher 20 Minuten lag ich da, starrte in die Dunkelheit, schloss längere Zeit die Augen und blieb dabei wach, um vermutlich gegen 3 Uhr doch in einen langen Schlaf zu verfallen.
* * *
Den ganzen nächsten Tag ging mir die Traumszene nicht aus dem Kopf. Manchmal hatte ich wiederkehrende Träume, bekannte Orte in abgewandelter Form, Personen aus meiner Vergangenheit – aber kaum mit von mir erschaffenen Charakteren. Ein persönlicher Klassiker waren diese Träume, in denen ich wieder in die Schule ging, nach langen Irrfahrten den Weg fand und dort überlegte, in welche Klasse ich musste, weil ich schon in allen gewesen war. Bei dieser Begegnung mit Daeng war mir nicht klar, wo wir uns überhaupt befanden.
Bei diesem Herrn, den ich zum Zahnarzt begleitet hatte, schien es länger zu dauern, zum Glück der letzte Einsatz an diesem Tag, weshalb ich niemand vertrösten und so gut es ging umplanen musste. Nur wenige saßen an diesem Tag im Wartezimmer, und ich spielte mit meinem Telefon herum. Eine Nachricht von Daeng erschien:
„So ein Schneller bist du? Aber wie du willst ;-) Dein Profil ist mir wirklich aufgefallen … nicht wie von den ganzen Spinnern.“
Ich tippte sofort etwas zurück.
„Und wann hättest du Zeit und wo?“
Die Dame am Empfang blickte in aller Ruhe hin und her, musste niemand bedienen und auch seit 10 Minuten keine Anrufe entgegennehmen. Ob ich fragen sollte, wie lange es ungefähr noch dauern konnte?
„Wann du willst … ich wohne nicht so weit von dir, und komme manchmal nach Wien.“
Vermutlich wohnte er also nicht in Bangkok, weil dort nicht viele Deutsch sprachen.
„Es ist nur interessant … ich schreibe, und habe einmal eine Geschichte über einen Daeng geschrieben.“
Jetzt war es heraus. Ich biss mir leicht auf die Lippe, hielt den Atem an, holte tief Luft …
„Interessant … mit einem einsamen Haus, und einem Gasthaus?“
Ich zuckte zusammen, mein Magen verkrampfte sich einen kurzen Augenblick lang. Woher wusste er …?
„So, und zwei Stunden nichts essen bitte. Die Kollegin draußen gibt Ihnen einen neuen Termin“, hörte ich eine Stimme neben mir. Der Mann war mit seiner Behandlung fertig, ich sprang auf, steckte das Telefon weg, stützte ihn ab, und wir machten jeden einzelnen Schritt zum Empfangstisch gemeinsam.
* * *
Vielleicht war Daeng ebenfalls gestört worden, weil er sich bis zum Abend nicht mehr gemeldet hatte. Wenn er die Geschichte kannte – Projekt 43 – konnte er mir auf einfache Weise schreiben, meine Kontaktinformationen herausfinden, doch das wäre zu viel Zufall auf einmal. Viele Leute schrieben, auch wenn mir sogar auf den zweiten Blick nichts wie mein Text aufgefallen war, meistens nur dieses Vampir-Zeugs, wenn es irgendwie Fantasy-angehaucht war. Konnte für viele interessant sein, ich fand die Vorstellung aufregender, dass sich jemand allein an einem schönen, aber einsamen und verlassenen Ort wiederfand – fast einsam und verlassen. Hatte ich etwas Einzigartiges geschaffen?
Nach wie vor dachte ich an die Traumszene, in der Daeng die Hafenstadt und schließlich das Gasthaus erreicht hatte. Genau das existierte in meiner Geschichte, in der anderen Welt – nur war er mit mir dort gewesen, und im Traum allein. Ich war dabei, als ob ich einen Film gesehen oder darüber gelesen hätte, und es wäre nicht der erste Versuch gewesen, einen abgebrochenen Traum aufzuschreiben und fortzusetzen. Was hielt mich davon ab, es wieder zu machen?
Kapitel 2 – Gasthaus zum pissenden Pony
Der Boden aus dunklem Holz knarrte bei jedem Schritt, er ging geradeaus auf den Schanktisch zu – und bemerkte den Schankburschen. Aus Thailand stammte er nicht, aus Malaysia kaum – aus Sri Lanka? Er war groß und schlank, das tiefe Schwarz seiner Haare setzte sich in einem Bart fort, welcher sich als dünner Streifen über sein Gesicht und zum Kinn zog. Sein Blick zeigte sich kurz überrascht, nachdenklich und tief wie ein dunkler Brunnenschacht. Eine zarte Haarlinie zog sich seinen unverhüllten Oberkörper hinunter, und im nächsten Moment lächelte ihn der Typ ungefähr so an, wie es andere über ihn selbst behaupteten. Sagten sie doch, oder? Eine andere Art der Anspannung als vorhin begann sich durch seinen Körper zu ziehen, ein Gefühl von Wärme, Sicherheit, wie hinter dem geschlossenen Stadttor, nur viel stärker. Langsam, ganz langsam kam er dem Mann noch näher.
„Was … ist heute so im Angebot?“, fragte Daeng ungefähr einen halben Meter vor seinem Gesicht, um ein kurzes, leicht angespanntes Lächeln nachzuschieben.
„Wie wäre es hiermit?“, entgegnete der südasiatische Typ, nahm einen riesigen, stumpf glänzenden Metallkrug in die Hand und hielt ihn zu einem Zapfhahn. „Dunkel, naturtrüb und unfiltriert.“
„Ich glaube …“, meinte Daeng, beugte sich noch ein Stück weiter vor und achtete besonders auf die zimtfarbene Haut seines Gegenübers, „… ich mag es dunkel.“
Der Typ lächelte mehrere Sekunden lang, bevor er den Bierkrug füllte. Die Barhocker, alle leer, waren Daeng bisher nie aufgefallen, und er nahm auf einem neben ihm Platz. Bereits nach dem ersten Schluck fragte er sich, ob er mehr vertragen würde, gleichzeitig rief er sich in Erinnerung, dass in dieser Welt andere Gesetze galten, und die einsetzende Leichtigkeit nicht mit Übelkeit und trockenem Mund einher ging.
„War vielleicht Marcel in letzter Zeit hier?“, erkundigte er sich und stellte den Krug ab.
„Du … meinst Marc? Also bei mir nicht.“
„Wie immer er jetzt heißt.“
„Ich bin Raj“, bemerkte dieser und reichte ihm seine Hand.
„Oh klar, der König der Bar … Daeng!“
„Findest du nicht etwas seltsam?“
„Was denn? Wie denn?“, erwiderte Daeng und rückte auf der runden Sitzfläche hin und her.
„Wir sind beide aus Asien und sprechen perfektes Deutsch.“
„Ja … und in Hollywoodfilmen, die in Frankreich spielen, reden die auch immer perfektes Englisch.“
Daeng verrenkte nochmals den Hals und sah die düstere Gestalt nach wie vor allein an einem der Tische sitzen, bestimmt schon einige Minuten. Alle tranken etwas, redeten laut und gestikulierten mit den Händen, spielten Spiele, von denen er nicht sicher war, sie schon einmal gesehen zu haben – nur nicht dieser Typ. Er wandte sich wieder der Bar zu, nahm noch einen kräftigen Schluck, noch einen – und knallte den Krug auf den Schanktisch.
„Ach ja, heute geht kein Schiff zum Südkontinent mehr … oder sonst wo hin?“
„Nein, das fährt irgendwann, nur nicht heute.“
Daeng dachte an die Villa seines Quasi-Chefs, seine Zweitvilla auf dieser Seite des Weltenportals, wo er in dieser Nacht vielleicht unterkommen könnte, falls er wieder auf ein unmoralisches Angebot einging, nur auf ein kleines. Niemand drängte ihn dazu, auch die Künste eines Mannes, den er nicht ganz so anziehend fand, waren meistens besser, als wenn es eine Frau machen würde, aber …
„Gibt es … hier noch Zimmer?“
„Ja“, reagierte Raj darauf und zögerte kurz, „kann ich dir zeigen.“
Daeng ließ seinen Blick hin und her schweifen und trommelte leicht mit seinen Fingern, Raj blickte etwas schneller hin und her, um dann einige seitliche Schritte zu machen. Niemand bewegte sich auf die Bar zu oder betrat gerade den Gastraum, welcher von halblautem Stimmengewirr und gedämpftem Licht erfüllt war, nochmals sah er um sich – und lockte Daeng mit einer schnellen Handbewegung zu sich. Er erhob sich gemächlich, drehte sich nochmals um, und folgte dem Schankburschen in den dunklen Durchgang links neben der Bar.
Bereits einmal war er hier gewesen, hatte sich auch nach einem Zimmer erkundigt und eines bekommen – nur, vor einigen Monaten oder einigen Jahren? Mit Sicherheit nicht jenes, an dessen offener Tür er nun stand. Schwaches Licht erhellte den Raum, genug um mehr als nur schemenhafte Umrisse zu erkennen. Raj lehnte am Türstock, als Daeng eintrat. Er machte einige Schritte in Richtung des großen Bettes, welches den Raum dominierte. Dunkel aussehendes, verdrehtes Metall rahmte es ein, ob es tatsächlich hier in der Stadt geschmiedet wurde? Nach wie vor lehnte der Typ am Eingang, sah auf den Boden, blickte in Richtung des Lichtscheins und der gedämpften Geräusche – und Daeng kam auf ihn zu.
Er packte Raj am Handgelenk, dieser versuchte den festen Griff abzuschütteln, und gab nach zwei Sekunden den Widerstand auf. Die andere Hand von Daeng umfasste seinen Rücken und zog ihn von der Tür weg, um diese mit einem kurzen Ruck zufallen zu lassen. Direkt stand er vor ihm, berührte seine Handflächen und ließ seine über den unverhüllten Oberkörper streichen, ohne dass sich viele Reaktionen zeigten. Erst als er seitlich seine Arme entlangfuhr, begannen die fremden Hände auch seinen Körper zu erkunden. Daeng fuhr seinem Gegenüber durchs Haar, sah in seine Augen, ließ sein Kinn auf seiner Schulter rasten und erkundete weiter den nackten Rücken.
„Und, zufrieden?“
„Ja, sehr … aber ich bin noch nicht sicher, ob ich das Bett mag.“
„Dann muss ich es dir demonstrieren.“
Raj bewegte sich auf das Bett zu, setzte sich auf die Liegefläche und drückte mit beiden Händen darauf. Daeng lächelte, und sein Gastgeber nahm eine Hand weg, so dass er direkt daneben Platz hatte. Er ließ sich langsam nieder, legte seinen Arm auf die Schulter neben ihm, und blickte dem Mann tief ins Gesicht. Noch ein kleines Stück wagte er sich heran – und wurde mit dem sanftesten möglichen Druck weggestoßen.
„Ich kann nicht.“
Daeng verzerrte das Gesicht und zog seine Hände weg.
„Wir müssen nicht, ist ganz in Ordnung. Ich habe nur geglaubt …“
Sehr langsam tastete sich Daeng über den Körper von Raj, sich vornehmend, die Hand beim geringsten Protest sofort wegzuziehen. Der Herzschlag, den er fühlen konnte, lag nicht weit von 200 Schlägen pro Minute entfernt, auch das leichte Zittern entging ihm nicht. Seine ersten Erlebnisse kamen ihm in den Sinn, bei denen es ähnlich gewesen sein musste, noch bevor ernsthaft etwas passiert war, zu der Zeit, als ihm nicht nur einmal jemand gesagt hatte, dass er sich professionell fotografieren lassen sollte.
„Oder ist es … ich weiß nicht, weil du lieber eine Frau hättest?“
Raj sagte nichts, blieb nur ruhig sitzen.
„Ich möchte ehrlich mit dir sein, gut? Ich weiß nicht, ob du der schönste, geilste und wundervollste Mann bist, den ich jemals getroffen habe … aber ich bin da vorhin hineingegangen, habe dich gesehen, und … wow!“
„Ich habe selbst damit angefangen. Es ist nur … manchmal …“
„Komm“, versuchte Daeng seine Stimme noch weicher klingen zu lassen, „leg dich bequem hin wenn du willst, und dann …“
Raj blieb still sitzen, beinahe, noch zehn Sekunden – um dann schnell seine Hose abzustreifen, sonst hatte er nichts auszuziehen, und sich der Länge nach auf das Bett zu legen. Kurz umfassten seine Hände das Metallgitter hinter ihm, seine Augen schlossen sich, er rückte sich bequem zurecht, und seine Gesichtszüge zeigten ein Lächeln. Daeng warf seine Kleidung ebenfalls neben das Bett, kniete sich über seinen Partner, und wagte einen genaueren Blick auf dessen Intimgegend. Oft waren diese knackigen Europäer durch seine Gedanken gegangen, vor ihm lag der Beweis, dass auch Südost- und Südasien weit genug voneinander entfernt waren, um für ihn eine nähere Erforschung wert zu sein. Alles präsentierte sich rasiert, vielleicht nicht ständig und nicht völlig glatt, doch nichts trübte den Blick auf die dunkle Haut vor ihm.
Ein Zucken ging durch das halb aufgerichtete Geschlechtsteil, jedes Mal, als er mit den Fingern über die wenige Millimeter langen Reste der Schamhaare strich. Schon jetzt wäre es groß genug gewesen, um mit seiner anderen Hand zuzugreifen, aber er wollte nicht, noch nicht. Das Gehänge zeigte sich umso mehr verfestigt, und schien sich bei jeder Berührung fester zusammenzuziehen.
Daeng beugte sich nach unten, ließ seine Zungenspitze nur leicht den Penisschaft seines Gespielen berühren, und das Zucken verstärkte sich. Die Beine unter ihm bewegten sich hektischer, beruhigten sich jedoch nach wenigen Sekunden wieder. Er ließ seine Zunge vorwärts wandern, erreichte die frei liegende Eichel – und verleibte sie sich ohne Zögern ein. Fast in voller Länge nahm er den Stab in sich auf, spürte, wie sich dessen Festigkeit aufbaute, und ließ sich vom nochmaligen heftigen Strampeln der Beine unter sich nicht beirren. Schmeckte hier alles wie das dunkle Bier, mit neuen, dezenten Noten? Er wurde schneller – um ihn doch wieder aus seinem Mund zu entlassen.
„Gefällt dir das so?“
Raj gab einen Laut von sich, der sich wie etwas zwischen Stöhnen und „Ja!“ anhörte. Eine Hand von Daeng übernahm, traf auf harte Substanz, und jede Bewegung brachte weitere Laute hervor, beinahe einem leisen Jammern gleich. Nur leicht befeuchtete er einen Finger seiner linken Hand, noch einen, und wagte eine Erkundung der Gefahrenzone. Kurz öffnete Raj die Augen, hörten sich seine Schreie spitzer, lauter an, als Daeng den Eingang erreichte, und die ersten Zentimeter waren zwar eng, jedoch nicht unüberwindlich.
Seine Finger trafen auf weniger Widerstand als erwartet, durch das steife Ding in seiner anderen Hand ging bei jedem weiteren Vordringen ein neuerliches Zucken, bei ihm selbst war es nicht anders, in seinen Gedanken sah er sich bereits …
Es klopfte an der Tür, drei oder vier Mal. Daeng reagierte nicht darauf, setzte sein Tun fort – und es klopfte erneut. „Was?“, rief er, mit den Handflächen auf die Matratze schlagend, während Raj aufblickte.
„Was gibt es?“, schrie dieser.
„Es war niemand an der Bar“, erhob sich eine gedämpfte Stimme, „und ja, wo ist hier bitte …?“
„Stellen Sie sich raus zum Pony!“, meldete sich Daeng dazwischen.
Raj stieß Luft aus, gab ein Kichern von sich, versuche es zu unterdrücken, gab nach wenigen Sekunden auf, und beide ereilte ein Lachanfall. Daeng versuchte, zu einem ernsten Gesichtsausdruck zurückzukehren, spreizte die Beine seines Bettpartners, hob ihn leicht an und bearbeitete sein eigenes bestes Stück.
„Du weißt, dass du dir in dieser Welt keine Sorgen machen musst?“
„Ja, das weiß ich, natürlich … es ist nur …“
Beide schwiegen sich an, doch der Blick von Raj sagte alles.
„Es hat mich noch nie jemand … genommen.“
„Oh … und möchtest du?“
Daeng verfolgte die Mimik seines Partners, welche zwischen „Ich weiß nicht“ und „Heute lieber nicht“ wechselte – und schließlich bei „Ja, mit dir schon“ hängenblieb. Er wollte das Kästchen neben dem Bett nach Gleitgel oder etwas in der Richtung durchsuchen, den Nebenraum, welcher wahrscheinlich ein Badezimmer darstellte, doch die Vorstellung, überhaupt keine Hilfsmittel zu brauchen, lies sein Glied weiter anschwellen. Hart wie Beton lag es in seiner Hand, er nahm nur ein bisschen Spucke zur Hilfe, tastete sich zu schon vertrauten Regionen, und die blanke Speerspitze presste sich gegen nackte Haut, drang tiefer.
Er hatte nicht so leichtes Spiel wie zuvor mit seinen Fingern, bemerkte das schmerzverzerrte Gesicht von Raj, streichelte langsam durch dessen Haar, und fügte noch mehr natürliche Feuchtigkeit auf seine Spitze. Beim nächsten Versuch fühlte sich der Lustkanal unvermindert eng, aber viel geschmeidiger an. Er gab nicht auf, beobachtete, wie sein Zauberstab eindrang, und hielt inne. Er zog sich ein Stück zurück und fühlte, wie der Schmerz von Raj verschwand, merkte es an seinem schnellen Atmen, seinem zunehmenden Lächeln. Mit stärkerem Druck, nur sehr langsam, glitt er nochmals seinem Ziel entgegen, stützte sich an den weggestreckten Beinen ab – und im nächsten Moment spürte er, wie er wirklich drin war.
Nur leicht schrie Raj auf, für Daeng Grund genug, sich zurückzuziehen und zu hoffen, ihm nicht zu viele Schmerzen zugefügt zu haben, doch ein leichtes Kopfnicken signalisierte ihm, wieder aufs Ganze zu gehen.
Dieses Mal klammerte er sich fester um die Beine seines Gegenübers, umarmte sie regelrecht, sog die fast schon schwüle Luft ein, und zwängte sich in voller Länge durch den knappen Raum, der ihn fest umschloss, immer wieder. Einige Lusttropfen mussten sich schon gelöst, die Reibung gerade so erträglich gemacht haben, und er fühlte mehr kommen, bald. Er konnte noch viel länger, wenn er wollte, aber er hatte nur den Wunsch, dem Mann unter ihm ein unvergessliches Erlebnis zu bereiten, und ihn nicht zu überfordern.
Raj bewegte sich mit jedem der Stöße mit, stöhnte etwas in seiner Sprache, und in seinem Gesicht stand nur Freude, kein Schmerz. Ob er selbst auch so weit war, oder seine Selbstbeherrschung so lange ausreizte, wie er konnte? Daeng stieß stärker zu, rasanter, wie auch das stoßartige Atmen seines Partners schneller wurde, wollte es nicht aufhalten, presste sich enger an Raj, fühlte das heranrasende Kribbeln – und ließ seiner Samenspende freien Lauf. Ladung um Ladung schickte er in die dunklen Tiefen, bis er auf dem schwitzenden, unkontrolliert zuckenden Körper unter sich zusammenbrach.
Nur langsam kehrten seine Sinne zurück, rollte er sich zur Seite, und tastete sich über Raj, welcher tief ein und aus atmete.
„Was, du auch?“, stellte er fest.
„Ja“, lachte Raj, „das war so … ich weiß nicht … ich habe kaum mit der Hand …“
Stille lag in der Luft, bis auf die entfernten, dumpfen Geräusche aus dem Gastraum. Daeng starrte auf die Zimmerdecke, auf die dunklen, sehr stabil wirkenden Balken, und sein üblicher Ruhepuls kehrte zurück. Es war nicht seine erste Entjungferung gewesen, aber wahrscheinlich das erste Mal, wo er dabei gleich einen Teil von sich weitergegeben hatte. Drohten in dieser Welt nicht nur keine Krankheiten, sondern konnte sie nur funktionieren, wenn sich alle so nah kamen, wie es ging?
„Ich sollte dann glaube ich einmal …“, brach Daeng das Schweigen und drehte sich zu dem Durchgang an einer der Wände, „… das ist doch …?“
„Ja, es sieht nicht so aus, aber wir haben fließendes warmes Wasser in fast jedem Zimmer.“
„Optimal!“
* * *
Raj setzte sich auf, während der thailändische Mann in Richtung Badezimmer ging, und hörte bald das Plätschern des Wassers. Ob er sich zu ihm gesellen sollte, oder lieber warten bis er fertig war? Nötig würde es sein, so wie er ihn genommen hatte, seine Haut war schwitzend, klebrig, und noch immer fühlte er die Säfte herabtropfen, fremde und seine eigenen, die Nässe in seinem Inneren, überlegte, ob er den Geruch jetzt mochte. Ob er ihn bitten hätte sollen, woanders hin zu kommen? Nein! Es war doch Daeng, der, über den da und dort etwas erzählt wurde, und kein anderer, oder? Sollte er nicht lieber bald wieder zur Bar, sehen, ob alles in Ordnung war?
Wie vorhin klopfte es laut an der Tür, und Raj war versucht, nur laut „Was ist?“ zu schreien, doch er sah sich lieber schnell nach einem Tuch um, das er sich umbinden konnte, und sprang auf. Nur einen Spalt weit öffnete er die Tür, und jemand anders riss sie ganz auf.
„Ist er da, oder nicht?“, fragte die dunkel gekleidete Gestalt, welche er von vorhin zu kennen glaubte.
„Was …?“
Der Typ trat ein, sah sich um, und bemerkte das Rauschen des Wassers im Badezimmer.
* * *
Der ganze Raum bot nicht sehr viel Platz, und Daeng stand auf einem groben Metallgitter, doch unter der Dusche wäre genug Raum für zwei gewesen, und das Wasser musste bis auf Zehntel Grad genau die richtige Temperatur haben, schien sich danach zu richten, ob es ihm zu kühl oder zu heiß war. Er drehte das große Rad zu, welches ihn an einen Technikraum erinnerte, streifte sich notdürftig die Nässe ab – und sah den dunkel gekleideten Mann auf ihn zukommen. Das war doch …?
„Oh!“, bemerkte dieser langgezogen und lies seinen Blick über ihn von der Mitte nach oben und wieder nach unten schweifen, während er sich in langsamen Schritten näherte. Daeng ließ seine Blicke hektisch nach etwas schweifen, das sich als Badetuch verwenden ließ. Er hätte seine Blöße auch gar nicht verhüllt, aber nicht allen gestand er ein Recht darauf zu.
„Damit eines klar ist“, erhob sich die bekannt klingende Stimme, „du kannst vielleicht unser Bier wegsaufen, unser Personal vögeln, aber …“
„Wieso eures? Was ist jetzt bitte los?“
Raj versuchte sich irgendwie dazwischenzustellen, kam jedoch nicht dazu.
„Ihr kontrolliert vielleicht die Portale in diese Welt, du und dieses Projekt … 43 … aber dieses Lokal gehört jetzt uns, und schon bald diese Stadt.“
„Aber …?“
Noch jemand trat ein, ein anderer dunkel gekleideter, kräftigerer Typ, nein, zwei, alle hatten etwas umgehängt, und Raj zuckte zusammen.
„Was wollt ihr tun?“, entgegnete Daeng, stellte sich ihnen breitbeinig gegenüber und verschränkte die Arme. „Geiseln nehmen?“
„Nicht dass du uns noch auf Ideen bringst“, erwiderte der Anführer und rückte den breiten Gurt zurecht, welcher über seiner Schulter hang, „wir wollen doch alle friedlich zusammenleben.“
Daeng trat näher und stieß mit beiden Händen gegen jenen der drei, den er etwas über seiner Gewichtsklasse einschätzte. Der Mann bewegte sich kaum, dafür schlug seine Miene von neutral auf finster um. Sollte er sich prügeln? Er konnte sich nicht erinnern, wann er das zuletzt getan hatte, war solchem Ärger stets ausgewichen, dabei könnten seine Chancen nicht so schlecht stehen. Aber sie waren zu dritt, draußen womöglich noch mehr, und seine Eroberung wahrscheinlich keine große Hilfe, groß und stolz zwar, aber kampfbereit? Einmal waren der Kampftruppe ihre männlichen Schwächen zum Verhängnis geworden, und sogar Hetero-Männer hatte er schon verführt, dafür auch mindestens einmal eine Frau ihn. Dieses Mal jedoch …
„Also … besprechen wir den Rest später, und du … zieh dir was an und wieder ab nach draußen!“
Das Trio kehrte um und ließ dabei die Tür offen.
„Wie … was wollten die jetzt?“, kam Raj endlich zu Wort. „Und was ist mit den Portalen? War bei mir schon kompliziert genug.“
„Ärger machen, nicht zum ersten Mal. Wir haben die Portale zwar unter Kontrolle, ich, unser Projekt – aber anscheinend haben sie einen Weg gefunden. Vielleicht wollen sie eine Außenstelle von ihrem Lustschloss aufmachen … du hast die Möglichkeiten ja selber gerade gesehen.“
Raj lächelte, kicherte, und Daeng umarmte ihn, nicht nur zwei Sekunden lang, bevor dieser ins Badezimmer eilte.
Kapitel 3 – Der Torwächter
Ich wusste lediglich über ihn, dass er sich Daeng nannte, ein asiatischer Mann war, und die Daten in seinem Profil nach meinem Geschmack klangen, obwohl nicht einmal mit einem Bild versehen. Am Ende der Welt wie in Bangkok sollte ich ihn nicht treffen, sondern in Bratislava, in Pressburg, das von Wien aus in einer Stunde mit dem Zug erreichbar war. Ob ihn seine Model-Agentur auf eine Reise geschickt hatte, ein Projekt mit ihm und den slowakischen Boys?
Die Gesamtausgabe von „Projekt 43“ kannte er offenbar, auch diese neue Geschichte über ihn und das Gasthaus, über einen Daeng jedenfalls, hatte ich ihm geschickt. Sie war unfertig, das Kapitel konnte nicht für sich allein stehenbleiben, und ich erwartete gespannt seine Reaktion – um sie zu erfahren, musste ich eine Reise antreten. Wir hatten praktisch nicht viel mehr hin und her geschrieben, als einen Treffpunkt zu vereinbaren, und schon bei diesen paar Zeilen Text von ihm ereilte mich ein völlig anderes Bauchgefühl als bei diesen schnellen Abenteuern. Er gehörte nicht zu jenen, wo ich ohnehin nicht mit ihrem Auftauchen rechnete, die hätten nur „ok ;-)“ geschrieben und nicht „Ja, da habe ich Zeit, freue mich wirklich schon“.
* * *
Dass es im November noch ziemlich warm sein konnte, war ich von den letzten Jahren gewohnt, an diesem Tag fehlte auch der übliche Hochnebel, und grelle Sonnenstrahlen begleiteten mich bereits den ganzen Vormittag. Der Regionalexpress näherte sich Kittsee und somit der Grenze, die nächste Station würde Petrzalka in Bratislava sein, und die riesigen Wohngebiete aus Ostblock-Plattenbauten waren längst zu sehen. Bei näherer Betrachtung zeigten sie sich renoviert und in mehreren Farben statt nur grau, besser aussehend als manches Wohngebiet in meiner eigenen Stadt. Ich fragte mich, wie Kittsee in früheren Zeiten ausgesehen haben mochte, denn einer der Bahnsteige lag ungefähr 20 Meter von der Staatsgrenze entfernt.
Der Zug rollte voran, durch weite Felder und an großen Hallen vorbei, die Aufschriften änderten sich, und wir erreichten den Bahnhof. In einer Richtung führte der Ausgang zur Buslinie in Richtung Altstadt, doch dort wollte ich nicht hin. Auf der anderen Seite waren Wohnblöcke, zwischen denen sich große Grünflächen erstreckten, mit einzelnen plumpen Betonklötzen dazwischen. Ich erreichte den Weg entlang des Chorvatske rameno, einem früheren Seitenarm der Donau, und studierte nochmals die Karte. Bis zum Treffpunkt war es noch eine halbe Stunde, und die Richtung stimmte. Kamen bei mir ernsthaft Magenschmerzen auf?
* * *
Die Gebäude wirkten sehr bewohnt und nicht wie in Prypjat, doch niemand fuhr mit dem Fahrrad entlang des Weges und niemand ging dort, außer mir. Ein Imbiss-Stand am Velky Drazdiak, zumindest im Sommer ein Badesee, offerierte Kofola, die östliche Antwort auf Cola, wenn er geöffnet gewesen wäre. Das Wasser war eiskalt und der Boden von welken Blättern überzogen, aber durch den ungetrübten Sonnenschein und 16 Grad plus fühlte ich ein warmes Brennen auf meiner Haut, mehr als an vielen trüben August-Tagen.
Nach meinen Erfahrungen war ein paar Minuten vor dem ausgemachten Zeitpunkt oft jemand da, wenn es mit einem Treffen klappte, und es blieben noch 8 Minuten. Exakt an dieser Stelle, hatte er gemeint. Bewegte sich dort vorne etwas, ein menschliches Wesen und keine Krähen?
Ich sah jemand den Weg entlangschreiten, ein Mann, wie ich mit offener Winterjacke – ein asiatischer Mann. Auf den letzten Metern, die uns trennten, beschleunigte sich mein Puls nochmals. Er marschierte an dem aufgestellten Übersichtsplan vorbei, auf den leeren Strand, blieb stehen, ließ seine Blicke umherschweifen, und wir sahen uns an.
„Wir … ja … wollten uns treffen?“, sprach ich ihn an.
Er reagierte nicht, fast als ob er mich nicht verstand, oder ignorierte, um mir Sekunden später eine Hand entgegenzustrecken.
„Ja, das könnte sein“, hörte ich seine Stimme, und er reichte ein langes Lächeln nach, als wir uns die Hände schüttelten.
Mit den Bildern von dem, den ich selber Daeng genannt hatte, verband ihn eine gewisse Ähnlichkeit, sogar eine große, aber … ob er so aussah, wenn er nicht gephotoshopt war? In seinem Fall nicht schlechter, und wenn ich das helle Licht berücksichtigte, konnte dies das ganze Bild verzerren. Aber er war doch kein Foto, er stand vor mir.
„Und, was sagst du zu der neuen Geschichte?“
„Ich weiß nicht … nein, wirklich gut, ich habe nicht aufhören können! Aber hast du eine Schreibblockade?“
„Wieso das? Nein, das ist nur das erste Kapitel, oder das zweite, du bist der erste dem ich es geschickt habe.“
„In allen diesen Geschichten, wo es um Schriftsteller geht, haben sie eine Schreibblockade.“
„Nein“, musste ich selbst kurz lachen, „wenn, dann lenkt mich manchmal zu viel ab. Entweder meine Arbeit, kündige ich sowieso bald, zu müde, oder …“
Daeng machte einige Schritte entlang des Weges, welcher um den See herumführen musste, zog seine Winterjacke aus, und ich folgte ihm.
„Und was machst du dann? Warte … in deiner Geschichte nimmst du so einzelne Aufträge an, etwas das mit Schreiben zu tun hat.“
„Habe ich sogar schon in Wirklichkeit, nur bringt es leider nicht viel ein … aber deine Aufträge wahrscheinlich schon.“
Ich blickte ihn zum ersten Mal wirklich genauer an, spürte keine Nervosität, als ich mehr als einige Sekunden lang seinen Haarschnitt betrachtete, versuchte, einen Blick auf seine trainierten Schultern zu erhaschen, die im Ausschnitt seiner Kleidung verschwanden. Er legte seine Hand auf mich, sehr langsam und zart, und auch ich entledigte mich meiner Jacke, weil es echt schon zu warm wurde. Passierte da etwas in meiner Hose? Einmal war es so gewesen, beim Üben von Tanzschritten, an diesem Tag war es beinahe eine Tanzhaltung, die wir für einige Sekunden einnahmen.
Es war 14 Uhr an einem Mittwoch im November, keine Zeit mit starkem Andrang in Freizeitgebieten, und außer uns fiel mir nach wie vor niemand auf, nicht einmal Flugzeuge am Himmel. Der Pfad machte eine Biegung und führte zwischen Ufer und einem Waldgebiet entlang.
„Ich muss dir etwas sagen“, beendete er an einer trotz der kahlen Bäume wenig einsehbaren Stelle unser kurzes Schweigen.
„Was denn?“
Er blickte an sich selbst hinunter, deutlicher, unterdrückte ein leises Lachen, und ich verstand. Wenige Zentimeter vor seiner Körpermitte vergewisserte ich mich seiner Zustimmung, registrierte das dezente Kopfnicken, und berührte den Stoff seiner Jeans. Es war nicht nur eine Stofffalte, welche ich mit meinen Fingern fühlte, sondern etwas Festeres. Ich knetete ihn durch, spürte ein Zucken, drehte mich um, blickte hektisch in alle Richtungen, presste mich dichter an ihn und hoffte, dass mich auch seine Hand berühren würde.
„Stell dir vor“, brach ich die neuerliche Stille, „du bist der in der Geschichte. Was würdest du machen?“
„Hmm … da müssen wir zuerst ein Portal öffnen, damit ich hineinkann.“
„Die Weltenportale lassen sich nicht öffnen, die sind einfach da und öffnen sich, wann sie wollen … außer vielleicht …“
„Siehst du die Stelle dort?“
Daeng zeigte auf einen bestimmten Punkt auf dem Boden, zwischen mehreren Bäumen.
„Du weißt etwas, das ich nicht weiß, aber damit wir eine Chance haben, hinüberzukommen, müssen wir …“
Er stellte sich vor mich, fasste um meine Hüften, um meinen Rücken, wir umarmten uns, fester, ließen nicht los, und ich spürte etwas. Es fühlte sich intensiver an, noch eine Stufe über dem was geschehen würde, wenn er sich an mir rieb, und das machte er. Ich schloss die Augen, kämpfte nicht dagegen an. Was … wenn er es wirklich war?
Ein halblautes Stöhnen ließ mich die Augen öffnen.
„Was … bist du gekommen?“
„Nein“, lachte er und löste sich von mir, „leider nicht.“
Das Gefühl in meinem Magen und meinem Hals, zuvor noch auf ein Minimum abgeflaut, kehrte zurück und schlug in eine andere Richtung um. Es war wie bei einem Treffen vor Jahren, wo mir jemand auf diese Weise mitgeteilt hat, dass ich nicht sein Typ sei.
„Noch nicht“, setzte er fort, „aber möchtest du wirklich hier?“
„Möchtest du?“
Mir wurde heiß, sehr heiß, nur für einige Sekunden, und das Kribbeln wandelte sich zu etwas … als ob ich gerade gewonnen hätte, nein, wie eine grüne Landschaft an einem sonnigen Frühlingstag … in der auf einmal er auftauchte.
„Wir könnten in dieses Lokal gehen, ich wüsste da eines …“, schlug er vor, „… und dann sehen wir weiter. Du hast den ganzen Tag Zeit, oder?“
„Gut!“, meinte ich, und nickte.
* * *
Die Altstadt von Bratislava erstreckte sich östlich neben dem Hügel mit der Burg, und in den verwinkelten Gassen wurde auf vielen Speisekarten authentisches slowakisches Essen angepriesen. Auch er bevorzugte jedoch etwas wie Thai Curry, ohne Fischsauce und mit Tofu. Das Pflaster musste genau wie die Fassaden in der jüngeren Vergangenheit renoviert worden sein – jene Gasse, in welche er mich nun führte, passte nicht in das Bild, wirkte dunkler und einsam. Nur ein Lichtschein aus einem Haus weiter vorne zeugte von Leben.
Die Tür ließ sich schwerer öffnen als erwartet, der Gastraum war gut besucht, und einige Meter vor uns erstreckte sich eine Bar. Sie zeigte sich wie das ganze Lokal nicht besonders modern, mit klar definierten Formen und farbigen Lichtakzenten, sondern mehr abgenutzt und heruntergekommen und dennoch zu stundenlangen Aufenthalten einladend. Wir setzten uns an einen freien Tisch, bald brachte jemand zwei Gläser Bier mit stattlicher Schaumkrone, welches Daeng mit einem Fingerzeig auf die mit Kreide geschriebene Karte bestellt hatte. Sofort prosteten wir uns zu und ich überlegte, woran mich der Geschmack erinnerte.
„Wann fährt dein Zug zurück nach Wien?“
„Es geht um 22 Uhr irgendwas auch noch einer, da musst du dir keine Sorgen machen. Und wie ist es mit dir?“
„Morgen Nachmittag ist ein Fotoshooting … bis dahin habe ich noch nichts vor.“
Er sah mich direkt an und verzog die Mundwinkel, ich rückte näher an den Tisch.
„Ich habe morgen auch erst später was zu tun … also ich meine …“
„Weit habe ich es sowieso nicht, ich wohne ganz in der Nähe.“
Irgendwie machte mich das Bier müde, wenngleich es noch nicht allzu spät war, in jedem Fall zeigte es eine andere Wirkung.
„Äh, ich … muss einmal.“
Er nahm es zur Kenntnis, während ich aufstand und nach Hinweisen an der Wand suchte. Ein langer, schwach beleuchteter Gang führte neben der Bar nach hinten, an einigen mit kleinen Ziffern beschrifteten Türen vorbei, und zu einer mit einem internationalen Symbol. Jemand stand an einer Wand, für einen Moment überlegte ich, mich direkt daneben hinzustellen, zwei Meter trennten uns – und dann sah ich den Typen genauer an. Seine Haut war dunkler als meine, er stammte wahrscheinlich … aus Südasien.
Die Spülung aktivierte sich, er ging an mir vorbei – und blieb stehen.
„Warte …“, sprach er mich an und zögerte, „… du bist Marc, oder wie auch immer jetzt.“
„Äh, warum?“
„Daeng hat nach dir gefragt.“
Woher wusste er …? Alles bis dahin konnte noch Zufall sein, musste, aber das? Ich fürchtete im ersten Moment eine Harnwegs-Infektion, ein scharfes Brennen fuhr durch mich, doch das war nur was passierte wenn das geschah, was nicht sein konnte. Ich konnte nicht träumen, dann wäre zwar fast alles möglich, aber gleichzeitig schwammiger, undefinierter.
„Ähm, darf ich bitte noch … ja?“
Raj trat näher, wenn er es war. Auch ihn gab es wirklich, er trug auf dem Foto eine Badehose, laut Beschreibung wurde es in Sri Lanka aufgenommen … nun stand er vor mir.
„Kann ich dir bei etwas helfen?“, fragte er.
Mein Druck hatte sich großteils abgebaut, dafür ein anderer auf. Wenn ich zu sehr an Daeng gedacht hätte, wäre es vielleicht genauso geschehen, nun blieb nichts mehr verborgen. Er näherte sich weiter, stand seitlich neben mir, während meine Erregung wuchs, und ein mit „Nein!“ kommentiertes Gehen wäre meine einfache Reaktion gewesen, wenn ich es nicht wollte. Ich blieb an der Wand stehen und überlegte, in welche Art von Lokal ich tatsächlich geraten war. Ob es doch Hinterzimmer gab … und diese meistens nicht dazu verwendet wurden, um sich mit käuflichen Damen zurückzuziehen?
„Ja, kannst du vielleicht … aber das letzte Mal bei so einer ähnlichen Geschichte war er dann sauer. Obwohl … du bist ein Mann und keine Frau, und außerdem … ich stehe nicht wirklich auf … wenn dann …“
Er drückte sich von hinten an mich, und seine Finger tasteten sich zu meiner Erektion und verstärkten sie. Öffentliche Klos fand ich meistens entweder zu stressig oder zu schmutzig, um dort Sex zu haben, viele verwendeten sie womöglich als Treffpunkt, weil dort leicht jemand zu bekommen war und es keinen Eintritt kostete … aber was, wenn jemand hereinkam? Würde er innerhalb einer Sekunde aufhören und die Situation beobachten? Und wenn schon, es war nicht einmal klar, wo …
Er stand direkt hinter mir, sein Griff fühlte sich nicht ganz so fest an, er machte es ein bisschen zu schnell, auch sein leichtes Zittern konnte er nicht verbergen. Dennoch hielt er harte Tatsachen in der Hand, und statt dass diese vor Angst weicher wurden, so wie meine Knie, fuhr ein Zucken durch mich. Seine freie Hand wanderte unter meinen Pullover, welcher mir langsam zu warm wurde. Auch ihn musste mehr als nur ein Kribbeln erfasst haben, denn selbst durch einige Schichten Stoff drückte sich sein pulsierendes Geschlechtsteil deutlich gegen mich.
Die Tür wurde aufgerissen, ich zuckte zusammen – und sah Daeng eintreten.
„Was? … Oh!“
Er sah uns ruhig an, und innerhalb von zwei Sekunden wusste ich, dass alles in Ordnung war. Raj gab seine hektischen Versuche auf, bei mir schnell wieder alles einzupacken – dann erkannte auch er Daeng und sein Blick wurde neutraler.
„Hallo … ja, da ist er, wenn du ihn gesucht hast.“
„Was … wird hier jetzt gespielt?“, meldete sich Daeng zu Wort. „Hast du wirklich was mit dem … Projekt 43 zu tun?“
Raj wischte sich ein bisschen Schweiß von der Stirn und atmete scharf aus, während ich mich wieder anzog.
„Ich muss euch etwas erzählen“, holte Raj zu einer wohl längeren Erklärung aus, „aber am besten nicht hier.“
Daeng zeigte einen „Was ist jetzt bitte los? Aber schauen wir einmal“-Gesichtsausdruck, und folgte unserem Freund auf den Gang. Eine der Türen öffnete sich, indem er die Türschnalle mehrmals schnell hinunterdrückte, und wir traten ein. Erwartet hatte ich eine staubige Abstellkammer, tatsächlich zeigte sich vor uns genug Platz für ein dunkelrotes Sofa und eine große Liegefläche, hinter einer Glaswand befand sich eine Dusche. Ich legte mich mit Daeng hin, während Raj vor uns Platz nahm.
„Wie soll ich es erklären … schaut einmal auf eure Telefone.“
Ich kramte nach meinem – kein Netz, kein Internet, kein einziges WLAN, nichts. So schlecht konnte der Empfang nicht sein, denn ich erkannte hinter uns ein Fenster, durch welches ein wenig Licht von der Straße oder einem Innenhof hereindrang. Auch die Landkarte blieb an der letzten Position hängen.
„Wir sind bei einem der Portale, einem Knotenpunkt … und meine Aufgabe ist …“
„Du bist der Torwächter?“, unterbrach ich ihn.
„Meine Aufgabe …“, entgegnete er ernster und rückte näher zu uns, „… ist es … ich soll mich unauffällig verhalten und alle verdächtigen und ungewöhnlichen Dinge weitergeben.“
„Und wie machst du das, wenn es kein Funknetz gibt?“, fragte ich weiter.
„Wenn sich die Übergangsstelle öffnet, kann ich das … und jetzt sieht es nicht mehr danach aus.“
„Und wo ist die jetzt genau? Ich meine, wenn wir … wenn ich wieder auf die Straße hinausgehe, wo komme ich dann hin?“
„Die von der Gegenseite werden auf uns warten … wahrscheinlich.“
Daeng hatte bereits die ganze Zeit seine Hand auf mich gelegt, an sich alle zwei, mich halb ausgezogen. Ich glaubte nicht, dass jeden Moment jemand diesen Raum betreten könnte, auch wenn ich mir nicht sicher war, ob überhaupt jemand von uns abgesperrt hatte. Egal an welchem Punkt des Universums wir uns befanden, wenn er neben mir lag und ich seine Finger auf meiner nackten Haut fühlte, breitete sich nichts als Sicherheit und Geborgenheit aus. Es war, als ob ich ihn seit einigen Jahren kannte, und nicht erst seit diesem Tag – und es war so, er war es, schmiegte sich an mich, in diesem Moment. Wieder bekam ich einen Steifen, unweigerlich, und dieses Mal wollte ich nicht aufhören, meine Energie weitergeben, mit seiner austauschen.
„Ich sollte dann wieder hinaus, die Lage im Auge behalten“, verkündete Raj und sprang auf.
„Moment, warte!“, rief ich und drehte mich zu ihm.
Sein Zögern wandelte sich zu einem vorsichtigen Lächeln, und er machte einige Schritte in unsere Richtung. Ich umfasste sein Bein, zog ihn weiter zu uns, Daeng das andere. Wir schleppten ihn zum Bett, rückten weiter, so dass genügend Platz für ihn blieb, und auch er zog seine Schuhe aus und legte sich hin. Er begann an seiner Hose zu hantieren, doch wir übernahmen beide für ihn und zerrten sie nach unten. Was mir an Größe und Anspannung entgegenschlug, überraschte mich.
Sein Ding übertraf meine eigene Länge um zwei, drei Zentimeter, ohne übertrieben dick zu sein. Nur zwei meiner Finger strichen über die zimtfarbene Haut, und auf jede Berührung folgte ein starkes Zucken und er biss die Zähne zusammen. Es war beinahe ein Jammern, das er von sich gab, oder ein leises Flehen nach mehr. Erneut erfasste ein Zittern seinen ganzen Körper, seine Beine, Daeng streichelte sanft darüber, während ich mich nach unten beugte und meine Zungenspitze den Liebesstab berührte. Ich konnte kaum die Unterseite erkunden, schon drängte er sich an meine Lippen. Mir wurde heißer, als ich weiter an ihm saugte, tiefer, und ihn in meinen Mund aufnahm.
Das Winseln wurde zu einem lauteren Stöhnen, ich glaubte ein „Ja!“ zu hören, und setzte meine Zunge ein. In voller Länge war er in mir, bis zum Rachen, so tief ich konnte, und ich hielt einen Moment inne. Eine Hand war zu viel, Daeng brachte sich in Erinnerung – und ich überließ ihm das Feld.
Er beugte sich über Raj, der die Augen geschlossen hatte, streichelte durch dessen Haar, und ließ die tiefrote, geschwollene Eichel in seinem Mund verschwinden. Ich hielt eine Hand von Raj, mein Freund verschlang ihn, steigerte die Geschwindigkeit, und die Finger der fremden Hand pressten sich um meine. Durch das Loslassen und ständig festere Zugreifen konnte ich nur ahnen, was er spüren musste, etwas, das vielleicht nur hier möglich war, oder wir beide besonders gut beherrschten.
Der Griff wurde fester und ließ nicht nach, seine Beine hielten nicht mehr still – bis sie sich durchstreckten und er einen langen Schrei losließ. Für Daeng stellte das keinen Grund dar, ihn aus seiner Mundhöhle zu entlassen, er setzte sein Tun fort, bis die letzten Zuckungen verebbt waren, richtete sich auf, sah mich an – und schluckte.
Raj streckte die Arme von sich, atmete schwer, öffnete die Augen, Schweiß lag in der Luft – und starrte mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen auf die Decke. Beide kuschelten wir uns seitlich an ihn, streichelten ihn, bis er sich wieder bewegte. Er setzte sich auf, schien zu überlegen, was er sagen sollte.
„Was?“, sprach ich ihn an. „Hat dir noch nie jemand einen geblasen?“
„Doch … aber es war nie so … Wahnsinn!“
Daeng lächelte, sehr lange und intensiv, schüttelte ihm die Hand und klopfte ihm auf den Rücken. Ich umarmte ihn für einen kurzen Moment und noch ein bisschen länger, als er aufstand.
„Ich sollte jetzt wirklich wieder gehen … am besten, ihr bleibt diese Nacht hier, genau hier.“
Er schnappte seine Kleidung, humpelte zur Tür, während er sich die Hose anzog, und ließ uns allein. Hatte Daeng nun seinen bevorzugten Spielgefährten, wann immer er hier einkehren würde? Ich gönnte es ihm, wollte, hatte theoretisch auch entfernte Freunde, die ich auf der Durchreise besuchen konnte, nur wann kam das schon vor?
Daeng drehte sich zu mir, legte seine Hand auf meine, ob es ebenso Absicht von ihm war, dass ich wieder seine Männlichkeit durch seine Hose spürte? Es musste ihm aufgefallen sein, dass er sich damit gegen mein Bein presste, mir näher kam. Ich versuchte, Größe und Aussehen zu schätzen, was bisher nur in meinen Gedanken existierte, und bemerkte, dass er sich nicht nur an mich kuschelte, sondern nebenbei seine Hose öffnete. Ich streichelte durch seine Haare, bemerkte zusehends, dass er außer auf dem Kopf kaum welche zu haben schien, und bald lagen alle unsere restlichen Kleidungsstücke um das Bett herum verteilt. Nur seine Unterhose behielt er an, während ich zu voreilig war.
Er packte mit festem Griff zu, doch fehlte ihm jede Brutalität, und seine Haut fühlte sich warm und weich an. Die Wärme erfasste mich sofort, durchdrang mich, und ich kniete mich über ihn. Ich hatte freien Einblick auf das von weißem Stoff verhüllte, pochende Paket direkt vor mir, legte meine Hand darauf – und er riss seinen Mund auf. Ein halblautes Keuchen kam hinzu, als ich ihn leicht massierte, mit der Hand hineingriff – und das Höschen mit beiden Händen nach unten zog.
Sein Glied war einen Hauch dicker als das von Raj und so hart, dass ich es nur vorsichtig in eine andere Richtung bog. Die Eichel trat deutlich hervor, wie ein Leuchtfeuer – und meine Lippen folgten dem Ruf. Noch bevor sie die Spitze erreichten, erfasste mich eine Vertrautheit, ein Gefühl, dass alles gut und richtig war, das jeden Rest von Zögern oder Nervosität beseitigte. Meine Zunge umspielte die Spitze, den Rand, und ich ließ ihn in meine Mundhöhle gleiten. Ich beobachtete seinen
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MarcLelky
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BenjaminBi
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