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Kommentare: 10 | Lesungen: 3124 | Bewertung: 8.93 | Kategorie: Sonstiges | veröffentlicht: 26.10.2016

Renate Berlin

von

Sie ist Archäologin.

Eine der Besten.

Vielleicht gerade deshalb, weil sie nicht wie andere ist…nein, der Boden, die Erde, der Dreck, der tiefe Grund - - genau das ist ihr Revier!

‚Ganz unten’ - das ist sie gewöhnt…

Renate Berlin

Hotel Pamukkale

Es war natürlich wieder brüllend heiß hier, kaum war die Sonne aufgewacht!

Gerade hatte der Muezzin seinen ersten Ruf des Tages zum Gebet beendet, da saß ich bereits hier unten auf der überdachten Hotelterrasse zum ersten Kaffee. Richtiger, echter, auf der Tasse gebrühter, allerbester Arabica! Was kann es besseres geben, wenn man schon mal hier ist…? Dafür lohnt sich das Aufstehen in der Früh allemal!


Es knackte im Lautsprecher oben auf dem Minareh.


Die Lautsprecherbox konnte ich zwar nicht sehen, aber das schmale, ja hagere Minareh der Moschee ragte direkt nebenan auf und ich hörte das Knacken ganz hoch oben.


Jetzt würde der Mann mit dem streng gestutzten Bart wieder seinen weiten Weg über die schmalen Stufen nach unten antreten. Aber wenigstens war es im Minareh ganz bestimmt schön schattig-kühl…

Unangenehm klebte mein Rücken schon an der Lehne meines Rollstuhls fest. Ich sollte mir unbedingt einen Badeanzug oder ein Top anschaffen, wo der Rücken nicht so weit frei bleibt!


Obwohl ich den mag – ist ja auch das einzig Sehenswerte an mir…

Um mich herum wuchs die Geschäftigkeit der längst wachen Stadt. Hier, in Iskenderun, war ich vorgestern angekommen, weil ich zusammen mit anderen Archäologen ein neues Grabungsfeld ziemlich weit außerhalb des jetzigen Stadtkerns sichten und bewerten sollte.

Bei Straßenbauarbeiten war etwas entdeckt worden.

Noch wusste niemand, WAS da genau zu finden war und wie es eingeordnet werden konnte.


Da Iskenderun, das frühere Alexandretta, aber schon seit Urzeiten besiedelt ist und neben Jericho mit die älteste, durchgehend bewohnte Stadt der Welt darstellt – denn nicht erst Alexander der Große von Makedonien hat den Ort gegründet, den gab es unter anderem Namen schon weitaus früher - - jedenfalls erwarteten alle mit Spannung, WAS genau die Grabungsstelle verbergen würde!


Nachher sollten meine Kollegen kommen, mich abzuholen – noch war aber etwas Zeit.


Der Kaffee trieb - - was ich nicht wirklich spürte, aber nichtsdestoweniger aus langer, leidvoller Erfahrung ganz genau wusste…

Während ich zur Toilette rollte - der freundliche Concierge hielt mir die Tür auf und ich grüßte "Günaydin" - machte ich mir so meine Gedanken.

Mitanni?


Oder Hethiter?


Hyksos?


Vielleicht Akkader???

Wer hatte diese Überreste, die wir sichten sollten, wohl hinterlassen?


Oder doch die Assyrer?


Oder viel älter?


In meinem Kopf schwirrten die Landkarten aus den Geschichtsatlanten; Ausbreitungsgebiete der Völker…


Die Toilette hatte alles, was man so braucht. Genügend Haltegriffe. War gar nicht so einfach gewesen, ein wirklich behindertengerechtes Hotel zu finden - aber hier hatte ich es wirklich gut getroffen.


DAS hatte ich durchaus auch schon anders erlebt – sei’s drum, irgendwie bin ich noch immer zurecht gekommen…


Hier war es jedenfalls gut!

Da ich in etwas über einer Stunde von den Kollegen abgeholt werden sollte, fuhr ich dann doch schon jetzt in mein Zimmer, um meine Kleidung zu wechseln.


Bei mir dauert das nämlich ein wenig länger.


Trotz der zu erwartenden Tageshitze schlüpfte ich in eine alte, derbe, an Po, Hüften und Knien extra durch zweifache Lagen Stoff und Wattierung verstärkte Jeans - MEINE Grabungshose!

Ich habe drei davon; und mit diesen Hosen arbeite ich am liebsten.


Ich darf ja nicht zimperlich sein und muss sehr oft irgendwo in Sand, Dreck und Schutt herumrobben, wenn ich mit dem Rollstuhl nicht hin komme - dies ist natürlich sehr häufig so.


Ganze Tage rutsche ich dann so umher - Kollegen, die mich noch nicht kennen, finden das anfangs sehr irritierend, bemitleiden mich und wollen überfürsorglich sein. Spätestens aber an schmalen Durchlässen, wo auch sie kriechen müssen, sind sie mir ebenbürtig; mehr noch: Ich bin es ja gewöhnt und komme meist sogar besser als sie zurecht.

Es hat unbestreitbar auch Vorteile, mit den Augen dem Boden automatisch näher zu sein – gerade als Archäologin.


Während die anderen also abends über ihre schmerzenden Rücken jammerten und ächzten, tat ich mir höchstens selber Leid wegen meiner ständig etwas aufgeschürften Hände. Wenn es ganz schlimm wurde, konnte ich auch Handschuhe anziehen – nur fehlt mir dann auch heute noch das rechte ‚Gefühl’…

Versonnen musterte ich, wieder auf der Terrasse beim zweiten Kaffee und wartend auf die Kollegen, die Kniebereiche meiner Hose. Ganz rot schimmerten sie immer noch; den roten Staub-Farbstoff des Lehms von Marrakesch bekam eben kein Waschmittel wirklich heraus!


Der Farbunterschied blieb bestimmt ewig!!


Dort, bei der „Roten Stadt“, hatten wir vor Monaten eine Saadier-Befestigung ausgegraben, der Englishman und ich…dieser rote, lehmige, fette Staub! Das ganze Gebiet um Marrakesch, ja die Stadt selbst und ihre alten Bauwerke bestehen daraus. Wird er auch nur etwas feucht – und wenn auch nur vom Hautschweiß – legt er sich unabänderlich auf alles, dringt er unabänderlich in alles ein und bleibt dort...


Unabänderlich, wie die Geschichte selbst…kein Waschmittel kriegt DAS heraus!


Komisch. Hat fast genau die gleiche Farbe wie der Außenputz der Moschee hier nahebei, dachte ich und nippte, aufsehend zum Minareh, an meinem zweiten, noch glühend heißen Kaffee...

Hatte das Minareh - - - hatte der Turm sich eben nicht gerade bewegt???

DER TURM!!!

Hatte ich SELBER mich nicht gerade auch bewegt???

So unten herum…


so unverhinderbar?!!?


Hunde bellten.


Kreischend fetzten ein paar der streunenden Katzen über die Straße da vor mir, verteilten sich in alle Richtungen und verkrochen sich in Nischen und Spalten der Rinnsteine und der Hausmauern. Die eine grau-gestromte da, mir gegenüber auf der anderen Straßenseite, hatte sich derart in einen Gully-Ablauf im Bordstein gepresst, dass sie wie mit dem Stein verschmolzen aussah...


Vögel flatterten von den Dächern auf in die Höhe…

Der Turm wankte deutlich - und hinter mir hörte ich den Concierge ängstlich schreien und Scheiben klirrten überall!

Instinktiv wollte ich meine Bremsen fester stellen wegen dieser großen, unbeherrschbaren Bewegung, die jetzt überall um mich herum war -


Leute rannten schreiend aus den Häusern auf die Straße und fuchtelten mit den Armen. Einer jener sonnenkollektorähnlichen Heißwasserbereiter, die hier überall auf den Dächern stehen, löste sich, fiel herab, knallte auf die Straße und das Glas spritzte umher.


Das Minareh spaltete sich, fiel im oberen Teil auseinander und die Trümmer schlugen auf dem Vorplatz auf.


Im Nu war alles in eine fast undurchsichtige Staubwolke gehüllt - und hinter und über mir rumorte es!


Stimmengewirr, Husten - die Hotelgäste hasteten panisch um mich herum, an mir vorbei, auf die Straße hinaus. Jemand rannte mich um und ich fiel mit meinem Rollstuhl zur Seite. Mein heißer Kaffee verschüttete sich über meine linke Brust und die Kante der Tischplatte knallte schmerzhaft auf meinen Ellenbogen.


Ich hörte das Gebälk der weitflächigen Terrassenüberdachung über mir krachen - und rollte mich zusammen wie ein Embryo, so gut es eben ging und zog mir das T-Shirt wegen des Staubes übers Gesicht.

Um mich herum noch immer Schreien und Stimmengewirr und Getrappel. Dann brach deutlich hörbar Holz über uns allen und ab da war das alles beherrschende Geräusch um mich herum das Bersten und Herunterfallen von schwerem Gebälk und Brettern, Bastmatten und Tonziegeln.


Meine Beine schmerzten ganz furchtbar und ich musste heulen! Zwar habe ich dort gar kein Gefühl mehr, aber immer, wenn ich sehr große Angst habe, schmerzen die Beine eben DOCH. Und jetzt war der Schmerz wirklich vernichtend schlimm!


Ich spürte das Aufschlagen von etwas sehr Schwerem an der Seitenlehne meines Rollstuhls; die runde Tischplatte, die halb über mir lag, bewegte sich und wurde dann mit unwiderstehlicher Macht auf mich gepresst. Noch weiteres fiel auf mich drauf - ich hatte Todesangst!!


Und überall dieser Staub, der das Luftholen selbst in meinem ‚Rettungsraum’ unter dem T-Shirt fast unmöglich machte!


Dann:

Stille.

Absolute Stille!


Aber nur kurz, dann hörte ich wieder Stimmengewirr aus Richtung der Straße. Vorsichtig versuchte ich, dass T-Shirt wieder herunterzuziehen; das ging nicht so ganz, da ich merkwürdig zusammengekrümmt lag und etwas Schweres mich im Bewegen überaus behinderte - aber wenigstens war mein Kopf nun frei. Meine vorhin noch blonden, halblangen Haare waren ganz rot vom Staub und standen fast starr wie Borsten über und neben meinem Gesicht ab – steif vor Dreck wie Draht.

Ich hustete und hustete, schnäuzte den Staub aus meinen Nasenlöchern.


Direkt neben mir lag ein älterer, grauhaariger Mann.


Ja.


Der nette Schotte, den ich gestern Abend an der Bar kennen gelernt hatte und dem ich angemerkt hatte, dass er mich doch tatsächlich attraktiv fand...seine blassblauen Augen waren aufgerissen ins Leere gerichtet und mit einer dünnen, rötlichen Staubschicht überzogen. Derselbe Balken, der schwer auf dem Seitenteil meines Rollstuhls auflag, hatte ihn erwischt. Das Balkenende hatte den Hals und den unteren Teil seines Gesichts ganz zusammengepresst.


Jede Bewegung verursachte kleine Staubwölkchen - aber egal, ich musste hier weg!


Der Balken war zu schwer und ich lag sehr ungünstig auf der Seite, konnte nicht richtig drücken. Da hatten mich doch tatsächlich mein verdammter Rolli und die kleine runde Tischplatte gerettet!! Und der Balken hatte viele der nachfallenden Bretter und Latten abgehalten – na, die waren schnell zur Seite geschoben.


Über mir war rötlich-blauer Himmel.


Aber immerhin - - HIMMEL!

Von dem Vordach standen nur noch Fragmente.


Ich ruckelte und robbte mich aus meinem Rollstuhl heraus und setzte mich auf, wuchtete den Balken zur Seite - aus dem Hals des Engländers kam ein schmatzendes Geräusch, als die Last weg war - und ich sah, dass das oben liegende Rad des Rollis unrettbar verbogen war.


Danke, Rolli!


Aber jetzt war er unbrauchbar.


Ich wuchtete mich auf das Seitenteil hinan und setzte mich darauf, um mir einen Überblick zu verschaffen.

Alle, die noch auf der Terrasse waren, als hier alles zusammenbrach, lagen herum und viele bewegten sich nicht.


Hie und da sah ich aber doch noch einige, die sich jetzt auch regten und begannen, nach Hilfe zu rufen.


Außer ein paar Schrammen und Schürfungen hatte ich selber nichts; wiewohl ich um mich herum sehr viel Blut und andere Flüssigkeiten sehen musste, alles mit diesem rötlichen Staub überzogen.


Ich robbte von einem zum andern und musste feststellen, dass viele hier tot waren! Andere hatten schwere Verletzungen, Quetschungen, Brüche; auch offene Brüche mit starken Blutungen. Ich kroch herum, wie ich nur konnte, räumte Gebälk weg, band ein paar Beine und Arme ab, aus denen manchmal die Knochen herausstanden. Meist nahm ich dazu die Bademantel-Gürtel der Leute, denn die meisten hier waren während der Morgentoilette überrascht worden und hatten versucht, zu fliehen.


Und kurze Holzstücke zum Zudrehen und Abknebeln lagen ja überall herum, von den Dachtrümmern.

Draußen vor der Terrasse, auf den Straßen rannten die Einheimischen wirr durcheinander, der nette Concierge näherte sich, ganz verstaubt war sein sonst blütenweißes Hemd. Er stieg über die Reste der Pergola und guckte verzweifelt über den Trümmerhaufen.


Er begann, stark zu zittern - sicher würde er im Schock gleich zusammenklappen. Ich kümmerte mich aber zunächst weiter um das etwa neunjährige Mädchen da vor mir. Es lebte noch. Aber ein großer Holzsplitter steckte in der rechten Bauchseite und es roch bereits ziemlich nach Stuhlgang - wenig Blut und viel hellbräunliches, sehr dünnes Zeug quoll aus der Wunde. Bestimmt war der Dünndarm oder der Anfang des Dickdarms angekratzt. Wenn nicht JETZT SOFORT geholfen werden würde - - die Kleine krampfte ihre Hände schmerzerfüllt um den großen Holzsplitter….aber da kamen schon mehrere Einheimische mit den Joppen vom Roten Halbmond; hellrote Koffer, orangene Rucksäcke und Tragen hatten sie dabei. Die auch sonst allgegenwärtigen Polizisten halfen ihnen.


Sie verteilten sich überall und begannen ihre Arbeit.


“Lütfen!! Lütfen!!!“


Durch mein nachdrückliches Gekreische machte ich sie aufmerksam auf das Mädchen und gestikulierte so lange wild umher, bis zwei der Sanitäter sich ihrer angenommen hatten.

Um mich herum war rege, hektische, aber dennoch sehr zielgerichtete Geschäftigkeit.


Mehrere Krankentransporter fuhren durch die Straßen, Privatautos wurden kurzerhand beschlagnahmt oder die Minibüssis und Dolmus-Sammeltaxis voll geladen mit den Opfern.


Zu mir kamen sie auch; zwei natürlich jetzt schon recht abgekämpfte, aber trotz allem noch sehr nette Sanitäter mit dicken, schwarzen Schnurrbärten. Da sie dachten, ich hätte einen Schock - ich krabbelte, aus IHRER Sicht, natürlich etwas merkwürdig zwischen den Trümmern herum und wollte eigentlich nachsehen, was von meinem Zimmer noch übrig war und von meinem schon bereitgestellt gewesenem Gepäck - versuchten sie, mich mit sanfter Gewalt auf den Rücken zu legen und die Beine hoch zu tun. Dass ich mich dagegen wehrte, bestärkte sie natürlich noch in ihrem Verdacht, dass ich doch sicher einen Schock haben müsste.


Da zog ich kurzerhand meine Hose unten herunter, zeigte ihnen meine sehr dünnen Beine, kniff und schlug bezeichnend daran herum und zeigte dann nachdrücklich auf meinen noch da liegenden Rollstuhl.


Da verstanden sie.


Ich strich noch an meinen Armen hinunter und breitete dann die Hände aus, lächelte sie an, um zu verdeutlichen, dass mir weiter nichts fehle.


Sie besprühten dann nur noch schnell meine doch recht tiefen und verdreckten Schrammen mit etwas Jod und der eine nahm mich hoch und trug mich auf den Vorplatz, der andere brachte einen der noch funktionstüchtigen Rattanstühle des Hotels.


Darauf wurde ich fürsorglich gesetzt.

Ein Rufen erschallte durch das allgemeine Gewirr, aus Richtung der halb zerstörten Moschee. Der Muezzin stand vor den Trümmern und rief laut durch die vorgehaltenen Hände seinen anrührenden Singsang: „Haya’ll allah-sallah“ - Auf, Ihr Gläubigen! Zum Gebet!


Und alle, alle um mich herum knieten sich in derselben Richtung nieder –


das zweite Tagesgebet? Oder war es aus der Situation heraus?


Egal.


Gut war es, jedenfalls!


Und WIE gut!!

Ich konnte nicht anders; ich rutschte von meinem Stuhl und setzte mich ebenfalls, natürlich auf den Po. Knien ging ja nicht – sonst hätte ich es bestimmt gemacht!

Ob ich auch gebetet habe? Natürlich!


Schließlich hatte ich allen Grund dazu!!

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Pesmy

Um mich herum wurden immer mehr Verunfallte hingelegt von den Sanitätern. Auch der Muezzin und der langbärtige Mann, der eben beim kurzen Gebet auch einige eindringliche Worte gesagt hatte - sicher der Mullah - beteiligten sich natürlich an den Hilfeleistungen.


Das kleine Mädchen wurde gerade abtransportiert – noch schrie es kräftig, also ein gutes Zeichen; ich guckte aufatmend dem überfüllten Rettungswagen nach.

Was heißt hier 'Rettungswagen'? Natürlich ist so etwas dortzulande vielleicht in Istanbul direkt oder in anderen großen Städten zu finden – aber nicht in ausreichender Zahl hier.


Und vor allem nicht JETZT.


…also, nicht zu verwechseln mit einem Rettungswagen, wie wir ihn kennen.


Ein etwas saubererer 'Minibüssi' vielleicht.


Aber immerhin hatten ja die Sanitäter und Feuerwehrleute ihre wirklich wohlausgerüsteten Rucksäcke und Koffer dabei - und wussten gekonnt zu improvisieren!

Durch unsere Inseln aus daliegenden Verletzten und die umher laufenden, verstaubten Gestalten hindurch bahnte sich ein kleiner, bunt und wie kindlich bemalter, hoffnungslos verrosteter VW-Bus hupend den Weg. Die auf der Straße sitzenden und liegenden Leute mussten zwar nicht ausweichen, der Bus kam auch so durch; er hupte nur, damit niemand vor den Wagen laufen möge…aber auffällig war der Karren schon - er gab auch, näher kommend, Lichthupe in meine Richtung...!


Wer sollte denn DAS jetzt sein?

Es war - hätte ich eigentlich drauf kommen können, schließlich hatte ich auf ihn gewartet vorhin - Lord Ebenezer Ethelred Edgar Pemperton-Smythe.


Klar.


Der Englishman.


Der war ohnehin dafür vorgesehen und mir angemeldet, mich hier abzuholen.


Ein bekanntes Institut aus London hatte ihn, den hoffnungsvollen, noch sehr jungen Eton-Professor, geschickt zu dem gemeinsamen Projekt mit Zurbriggen und Berlin - also mit mir.

PeSmy (Sprich: Pesmai. Verballhornung von 'Pemperton-Smythe') guckte also immer wieder aus dem Seitenfenster und winkte. Hinten drin in dem Kleinbus sah ich noch ein paar Gestalten; Einheimische sicher - und vielleicht auch schon Georg aus der Schweiz…? Der hatte sich nämlich auch angesagt für die Grabungskampagne.


Georg Zurbriggen wie erwähnt - nicht verwandt und verschwägert mit dem berühmten schweizerischen Skifahrer, dennoch einer von der sehr schnellen Truppe...gedanklich, assoziativ schnell eben; genial.


Soll wohl untypisch für Schweizer sein, aber ich glaube, das ist nur ein Vorurteil...


Und PeSmy? Sein grinsendes Pferdegesicht war hinter der staubigen Windschutzscheibe schon auszumachen. Seine Freunde aus Schulzeiten nannten ihn auch immer noch hin und wieder ‚Triple-E’ oder öfter auch ‚EEEPS’ und sprachen letzteres sehr gedehnt. Lustig war es durchaus und er ließ es über sich ergehen. In good old England ist es üblich, seltsame Namen noch zusätzlich zu verballhornen…


’Pesmy’ hatte sich aber durchgesetzt und er trug es mit Würde.

Auf Pesmy und vor allem Georg hatte ich mich schon seit Wochen gefreut; wir hatten schon längere Zeit nichts mehr miteinander gemacht...


Und wunderbar, dass IHNEN allen wohl wenigstens nichts passiert war! Wie sich das Erdbeben wohl für sie angefühlt hatte, in dem Minibus, auf der Landstraße??

Pesmy slalomte sich zu mir durch.


Und noch vor dem Anhalten des Minibüssi reckte er den langen, schmalen Kopf wieder aus dem Seitenfenster:


"Rena, my dear! Was wir haben uns getan für Sorge!!"


Er sprang überstürzt heraus und riss fast die Wagentür dabei ab.


“Rena – Sorge, ängstlich, fürchtersich! But jetzt alles wird bekommt best!“

Sein Deutsch war auch schon mal besser, aber er war ehrlich erfreut, mich zu finden in dieser Katastrophe. In seinen Armen endlich fiel alle Anspannung von mir ab, ich war nicht mehr allein, war bei Freunden - und obwohl er eigentlich ein junger, typisch-Englishman-Flachadeliger ist und ich eher seine Fachlichkeit schätzte denn seine Verschrobenheiten und Macken – die mochte ich aber auch irgendwie - fühlte ich mich gerade jetzt endlich wirklich gut!


In ehrlicher Besorgnis und freundschaftlicher Zuneigung presste er im Gehen seine Wange an meine.


"Rena - dear, was geht dir und ist mit dich Gepäck?" fragte er in mein Ohr.

Ich weinte ein wenig an seinem Hals und zitterte mir vielleicht was zurecht! Denn endlich fiel alle Anspannung ganz ab und ich wurde von Pesmy in den Minibus gehievt.


Leider sah ich einen kleinen, feuchten Fleck im Schritt meiner staubigen Grabungshose - ein altes Problem mit meinem Pipi. War aber nun gerade nicht zu ändern - und Pesmy kannte das ja. Außerdem war der Sitzbezug aus Kunstleder; da war es nicht so schlimm und es war ja auch nicht viel. Irgendwann sehr bald aber würde ich mal schnell sehr dringend irgendwohin verschwinden müssen...

Einer der Einheimischen hinten drin hatte eine Melone aufgeschnitten, säbelte mit der mehr als handlangen, schmalen Klinge seines Klappmessers ein Stück ab und hielt es mir hin.


Dankbar nahm ich an - noch nie hat mir eine Wassermelone so gut


geschmeckt!


Ein anderer sprenkelte Zitronenwasser in ein Tuch, dass er sich kurzerhand vom verschwitzten Hals nahm und reichte es mir; machte freundlich grinsend die Bewegung des Durchs-Gesicht-Reibens...


Der ganze Staub war im Nu fast vergessen.


Tat das gut!!


Ich sah draußen Pesmy mit dem Concierge, der sich sichtlich wohl wieder erholt hatte, in den Trümmern herumsuchen. Da konnte ich mich darauf verlassen, dass soviel wie möglich von meinem Gepäck herausgegraben wurde aus meinem Zimmer im – ehemaligen - Erdgeschoss.


Da das Hotel nur zwei Stockwerke hatte - dafür war es nach hinten hinaus sehr weitläufig - konnte ich hoffen, dass ziemlich viele von meinen Sachen noch gefunden werden konnten und gar vielleicht noch verwendbar waren. Meine wichtigen Papiere hatte ich ohnehin entweder bei mir in den großen Reißverschluss-Hosentaschen oder aber, wie die Kreditkarten, im Safe des Hotels.


Und DA waren sie doch bestimmt unversehrt geblieben.

Irgendwie musste ich auch mal sehen, wo ich jetzt einen Rollstuhl her bekommen konnte!


Oder ob mein guter, alter, verdammter Rolli noch zu retten war?

Pesmy und der Concierge kamen gerade schwer bepackt auf uns zu; auch meinen verbogenen Rolli hatten sie; da er nicht mehr rollbar war hatten sie ihn kurzerhand zusammengeklappt und mit aufgeladen.

---

Hier ist es wohl nun nötig, dass ich mich endlich einmal vorstelle:

Also, ich heiße Renate Berlin.


Wobei der Nachname merkwürdigerweise auf der ERSTEN Silbe betont wird.


Ich stamme sogar von dort - aus dem Stadtteil Lübars, dem kleinsten, aber herrlichsten Kuhkaff nächstens der Hauptstadt, aber schon seit langem eingemeindet - und bin dort aufgewachsen. Hinter den Flußauen begann damals die DDR. Gut, dass diese Zeiten vorbei sind!!

Ich bin Archäologin und – na, davon später mehr.

. . . . ...

Georg

Zwei der hinten sitzenden Einheimischen gestikulierten und redeten mit dem Concierge, der an der offenen Seitentür des VW-Busses stand.


Es dauerte ziemlich lange und da alles so schnell gesprochen wurde, verstand ich kaum etwas.


Der Concierge brachte mit einem unserer Grabungsassistenten den recht verbeulten Hotelsafe herbei - einer der hier anwesenden Polizisten war natürlich auch gleich mit wichtiger Miene zur Stelle.


Meine Papiere wurden heraus genommen, dann wurde der Safe wieder sorgfältig verschlossen.


Ich gestikulierte nach hinten und radebrechte mir mit meinem wenigen Türkisch zurecht, dass ich meine Papiere und Kreditkarten gerne in meinen Hartschalen-Koffer gepackt gehabt hätte - die netten Einheimischen verstanden irgendwann und beugten sich in Richtung Kofferraum nach hinten, um das wie von mir gewünscht zu erledigen. Es ist mir immer schwer gefallen, auf Türkisch wirklich Sätze zu bilden – umso dankbarer war ich nun, dass ich es leidlich hin bekam.

Pesmy, der fuhr, zeigte mit seinem kleinen Finger – Hände am Lenkrad - wortlos und verstohlen-diskret auf meinen feuchten Fleck im Schritt und sah mich kurz fragend an.


Ich schüttelte den Kopf und winkte ab, winkte nach vorn.


Nur erstmal endlich weiter, hier heraus!

Der junge Professor legte freundschaftlich seine Hand auf meinen Schenkel und streichelte meine Hose - irgendwie tat diese Geste richtig gut, obgleich ich sie ja nur sah und nicht merken konnte...

"Wie ist es euch eigentlich ergangen?"


wollte ich wissen.


"Oh, es hat geschaukelt und geprügelt sehr stark und dann ich bin gefahrt in Tiefe neben Straße.


Aber war sehr seicht und nicht schrecklich.


Wieder heraus ganz allein."

Von hinten kam wieder ein Stück Melone.


"Teschekkür edirim!" bedankte ich mich wieder artig und der Schnurrbart hinter mir nickte und grinste herzlich.


Wie ich überhaupt die Erfahrung gemacht habe, dass man wenigstens, egal, wo man ist, die wichtigsten Floskeln beherrschen sollte.


Wie hatte mir Mama im Italienurlaub damals, als Kind, gesagt: Zwei Edelsteine hast du, es sind zwei große, blanke. Sooft es geht benutze sie, sie heißen Bitte und Danke.


Recht hatte sie!


Pesmy kauderwelschte herum. Er machte sich Gedanken um die nahe liegenden und wichtigen Dinge - eine große Stärke von ihm, für die ich ihn schon oft bewundert hatte. Unnötiges Lamento war ihm fremd.


Rollstuhl.


Frischmachen.


Andere Klamotten?


Woher JETZT dies alles bekommen?


Abholen von Georg Zurbriggen...


Die Stelle war vereinbart; kein Hotel oder so, nein, Georg war da eigen. Er übernachtete meist bei irgendwelchen einheimischen Bekannten oder Freunden. Und bisher hatte ich das nie anders erlebt - IMMER hatte er, an jedem Grabungsort, irgendwelche einheimische Bekannte, wo er auch meist nächtigte. Er wollte uns dieses Mal an einer Straßenkreuzung, nördlich außerhalb von Iskenderun, erwarten.

Oha!


Der feuchte Fleck an meiner Hose wurde größer und unwillkürlich legte ich meine Hände darauf.


Pesmy fuhr mir kurz mit seinen Fingern durch mein natürlich noch immer recht verstaubtes, steif stehendes Haarpony, stupste mir mit seinem Daumen sanft auf die Nase und nickte.


Sein Arabisch war besser als sein Deutsch. Ja, auch besser als sein Türkisch und die eigentlich nur Türkisch-Sprechenden aber Koranschüler-Gewesenen hinten drin verstanden sehr schnell, was er von ihnen wissen wollte.


Die Sprache des Korans ist ja eben arabisch.


Der freundliche Schnurrbart wurde kurzerhand nach vorne ans Steuer gelassen und fuhr nun weiter; er kannte schließlich den Weg viel besser. Pesmy quetschte sich nach hinten.


Wie Türken in ihrem eigenen Land Auto fahren habe ich schon immer erstaunt zur Kenntnis genommen. Pariser Taxifahrer hoch acht!!


Das Schlimmste, was es gibt…


Und der Schnurrbart tat sein Bestes, mich von einer Angstattacke in die nächste zu bugsieren!


Das Treiben auf den Straßen - nach dem schlimmen Erdbeben zumal - - kam ja noch dazu!


Na, es war jedenfalls furchtbar.


Bis auf eine überfahrene Katze, die aber wohl schon was gehabt haben musste, da sie nicht einfach zur Seite sprang und weglief, passierte auch tatsächlich nichts!


Mir wurde trotzdem übel…


In den Außenbezirken von Iskenderun war zu sehen, dass hier das Erdbeben nicht derartigen Schaden angerichtet hatte. Wir fuhren nach Norden; die Schäden waren wohl eher Richtung Süden so schlimm, entnahm ich Pesmys Schilderungen von hinten. Er war ja von daher gekommen und musste es wissen.

Wir hielten vor einem der weißgetünchten, flachdachigen Häuser hier, in einer Nebenstraße.


Junge Mädchen und eine Frau waren geschäftig unterwegs, räumten herabgefallene Ziegel weg und dergleichen.


Der Schnurrbart begrüßte sie sehr herzlich - ja, es war seine Familie. Pesmy übersetzte mir von hinten. Aber vorsichtshalber nur ins Englische. Sein Deutsch wäre unter diesen Umständen sicher gar zu abenteuerlich gewesen...er versteht türkisch nämlich übers Arabische. Und dann noch über englisch ins deutsche zu übersetzen? Abenteuerlich eben!!


Ich wurde kurzerhand aus dem Bus gehoben und ins Haus gebracht.


Die Frau des Schnurrbarts kam mit mir in das Badezimmer und sah mich auffordernd an. Sie streckte etwas ihre Hände vor, lächelte und guckte hilfsbereit.


Da fand ich mich auf einem Hocker wieder. Darauf war ich gesetzt worden. Eines der Mädchen brachte den größten meiner Koffer...


Zusammen mit der Frau des Hauses kam ich sehr gut zurecht.


Es war etwas ärmlich, aber sehr sauber hier, nur einige Kleinigkeiten waren aus den Regalen gefallen wegen des Bebens, die waren schnell aufgeräumt - wie gut tat es, zu duschen und ...

ach, ich war wirklich dankbar!

---

Pesmy und ich beschlossen, zusammen mit dem Schnurrbart, dass wir hier unseren Wasch- und Duschstützpunkt einrichten wollten für die nächste Zeit.


Denn wir mussten davon ausgehen, dass die Hotels Richtung Stadt etwas beschädigt waren und sicher mit Aufräumen genug zu tun hatten. Außerdem wohnten wir eigentlich ohnehin lieber privat, wenn es sich einrichten ließ. Hier waren wir überdies auch näher am Grabungsort.


Im konkreten Fall würde es wohl auf unser Großraumzelt hinauslaufen, in genügend Abteilungen unterteilt mit Stoffeinhängern - und duschen und so bei Frau und Herrn Yüküsükel.


So heißt der Schnurrbart nämlich.


Platz genug für das Zelt war hier auch, neben dem Haus. Nur musste das hoch stehende Gras etwas weggesenst werden.


Und bei dem netten Schnurrbart und seiner Familie war das Budget, das uns für Unterkunft zur Verfügung stand, sicher auch sehr viel besser aufgehoben als irgendwo sonst!

Wie genoss ich es, als Pesmy zu mir in den Badebereich des Hauses kam und mich hoch nahm! Ich roch wieder ganz gut und war sauber. Es ist wichtig für ein weibliches Wesen, sich sauber und ansehnlich zu fühlen!


Der Schnurrbart informierte seine Frau gestenreich, was wir entschieden hatten - sie zeigte sich hoch erfreut und lachte mich an - dann brachte er uns meinen Koffer nach.


Meine Schmutzwäsche konnte bereits hier bleiben.

Der Koffer eigentlich auch, aber darin waren noch so einige Dinge, die ich vielleicht heute noch brauchen konnte. Die Handschuhe zum Beispiel. Und noch solcherlei Sachen. Die Inkontinenz-Einlagen auch.


Also kam der Koffer zunächst nochmal mit.

---

Noch in dem Vorort hielt Herr Yüküsükel wiederum an. Vor einer Autowerkstatt.


Mein Rollstuhl wurde hinten ausgeladen und der Schnurrbart höchstselbst trug den verbogenen Trümmerhaufen gemessenen Schrittes zum Eingang der Werkstatt.


Pesmy hob mich vom Beifahrersitz und trug mich auch dorthin. Ein unendlich dicker, glatzköpfiger, ölverschmierter Mensch mit überraschend hellen Augen trat aus dem Dunkel in den Eingang hinaus.


"Merhaba...!" grüßte er mit einer Stimme wie ein Teerfass, von ganz tief unten. Furchtbar durcheinander stehende, aber makellos weiße Zähne lächelten mich aus dem Ölgesicht an. Sein beeindruckender Bauch wackelte in der eigentlich zu engen, mehrfach zerrissenen Latzhose.


Nach kurzem, aber dennoch landestypisch wortreichem Erklären und Verhandeln grunzte der Dicke tief, nickte mir zu und nahm den Rollstuhl mit hinein in seine Werkstatt.

Dafür war nun auch gesorgt.

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Es war nur noch ein kurzer Weg; weiter nach Norden.


Wir fuhren durchs Umland von Iskenderun und die Umgebung wurde ganz schnell sehr ländlich.


Verstörte Esel, einige Rinder, viele Hammel, Ziegen und Schafe begegneten uns und Kinder, die das vorhin beim Beben verschreckt entfleuchte Vieh wieder einfingen.


In den beiden Dörfern, durch die wir kamen, sahen wir zwar Geschäftigkeit und etwas irritiert umher flatternde Hühner, aber keine großen Gebäudeschäden mehr.

Neben der jetzigen alten und schlaglochübersäten Straße mit zahlreichen Schotterinseln waren, bis zur Stilllegung der Arbeiten wegen des archäologischen Fundes, Straßenbaumaschinen mit der Anlegung einer neuen Trasse beschäftigt gewesen. Nun ruhte die Baustelle auf fast ganzer Länge - und alles wartete auf unsere Sicherungsgrabung.

Ein großes, handgemaltes Schild wies uns den Weg: "Arkeologi kazimak"


Das heißt soviel wie 'Archäologische Grabungsstelle'.


Hier waren wir richtig!

Aha!


DA war nun auch Georg; den hatten wir am vereinbarten Treffpunkt vorhin nicht gefunden. Er hatte sich schon gedacht, ja er hatte gar befürchtet, dass wir später - oder sogar gar nicht; NIE MEHR! - kommen würden und war anderweit hierher gelangt.


Umso erfreuter war er nun, als wir jetzt mit unserem Kleinbus alle angerollt kamen.


Winkend und vor Freude außer sich rannte er uns entgegen; noch bevor der Bus ganz hielt, war Pesmy herausgesprungen und ihm entgegen gelaufen. Sich in die Rippen boxend und irgendwie recht grob, schien mir, und sich derb umarmend begrüßten sich die beiden.


Also...ich bin bestimmt nicht aus Zucker, aber wenn mich jemand so quetschen würde, wäre ich platt!


Männer eben.

Nun kamen die beiden langsam auf uns andere und den Bus zu.

Hach!

Georg!!


Ich konnte nicht anders!


Da kam er…!!


Ganz locker wollte er sicher wirken - jedenfalls bewegte er sich so...aber ihm klopfte sicher genauso das Herz wie mir!


Ich rutschte vom Sitz und ließ mich hinunter, hielt mich an der offenen Bustür fest - hu! WAR die fast scharfkantig, da wo ich hin griff! Schnitt richtig ein, da oben an der Kante der Tür hängt sich ja auch kein normaler Mensch dran...


Jetzt war aber Georg auch schon da und nahm mich zu sich hoch.

War alleine DAS schon doch noch nie passiert - dass wir uns so nah gekommen waren - - sicher war es auf seine Sorge zurückzuführen und...


es war wunderschön.


ER war so wunderbar!


Und seine Augen...

Wir konnten beide gar nichts sagen zuerst.

Aber, wie ich es schon öfter erlebt hatte und jetzt, hier, heute, noch deutlicher: Irgendwie 'passten' wir uns aneinander zusammen...also…tja, wie soll ich das besser beschreiben?

"Ich chab ja obache Angscht um dichch gch’hett!"


flüsterte er in seinem Schweizerhochdeutsch und drückte mich an sich.


Oh, wie gut!

Pesmy stieß zwar einen missbilligenden, echt englisch-schottischen 'Hmmphff'-Laut durch die Nase aus, kam dann aber auch herbei und schlug seine langen Arme um uns beide.


"Ihr zwei ...wie sagt man? Ihr seid Kreisels...nein! Drehers...nein! Genau!!


Ihr seid Spinners!!!"

Ein schon alter Mann mit ehrfurchtheischenden, schneeweißen Haaren näherte sich uns. Er begrüßte den Schnurrbart wie einen Bruder oder so etwas in der Art und geleitete uns alle dann unter das große, weit gespannte Sonnensegel, wo Georg vorhin wohl schon gesessen hatte, denn ich sah dort sein heilig gehaltenes Taschenmesser - er nannte es 'Säckchelimesserli" - auf einem kleinen Schneidebrett liegen; mit Brot und Schafskäse.


Ich wunderte mich, dass dieses Messerli noch dort lag, denn normalerweise ging es nur mit seinem Leben von Georg; niemals ließ er es irgendwo liegen oder verlieh es gar - - immerhin, es sagte mir, in welchem Ausnahmezustand er vorhin gewesen sein musste, als wir endlich, endlich kamen!!

Herr Yüküsükel brachte, mit noch einem jüngeren Mann, zwei große Krüge kühlen Ayran für uns alle herbei.

Endlich waren wir da!

Obgleich ich jetzt am liebsten mit Georg weiter hier so sitzen geblieben wäre - wie im Urlaub und so...


es war mir doch Recht, dass wir jetzt von Pesmy in alles Wichtige eingewiesen wurden. Er war schon seit vier Tagen immer wieder hier gewesen und hatte mit dem ‚Schnurrbart‘ und den anderen Einheimischen schon vieles von dem erledigt, was anfangs getan werden muss bei einer Grabung.

Aber heute Abend...!

………

Erinnern?

...blöder LKW!

Und ausgerechnet hier auf dieser schmalen Brücke! Unter uns rauschte breit und seicht der Tejo und bildete viele Sandbänke...

...Santarem, Portugal.


Ein uraltes Gemäuer war zu untersuchen; es stand die Frage im Raume, ob es vielleicht ein Bauwerk der Templer sein konnte, die sich bekanntlich wegen der Verfolgung ihres Ordens nach hier, nach "Por tuo Gral", (bis dahin hieß das Land ja Lusitania), hingeflüchtet hatten.

Georg und ich waren auf dem Weg dahin.

Mann, was WAR ich verschossen in diesen intelligenten Schweizer!!


Aber er gab sich recht verschlossen, wenn auch herzlich kollegial - jedoch leider nur bis zu der gewissen Grenze.


Georg Zurbriggen, zweiunddreißig, Uni Zürich, Auslandssemester in Berkeley, jetzt Stangassinger-Institut. Allrounder in der Archäologie so wie ich.


Ich mochte das.


Er auch.


Für die Erstsichtungen und –bewertungen – und ganz zuvörderst für die Sicherungsgrabungen wegen dringlicher Bauvorhaben und ähnlichem - wurden immer solche Leute wie wir geholt, erst nach unseren ersten Bewertungen kamen dann, wenn erforderlich, die entsprechenden Spezialisten.


Den ganzen Tag schon waren wir in einem schmalen Seitental nördlich des iberischen Stroms herumgewandert, bis unser Guide, ein junger Einheimischer, der das Gemäuer angeblich entdeckt haben wollte, zugeben musste dass er sich vertan habe. Eigentlich sei die Stelle auf der anderen Seite des Flusses…


..sei’s drum. Man muss sich an so einiges gewöhnen in diesem Beruf…und hier war es ja auch einer, der kaum dem Schulalter entwachsen war. Ich erinnere mich genau daran, wie wütend ich war, als mir ein alter Schullehrer die ganz sicher richtige Stelle der Schlacht im Teutoburger Wald zeigen wollte…


ohnehin: Sobald Lehrer oder Pfarrer pensioniert werden und nicht wissen wohin mit ihrer Zeit nerven sie die ernsthaften Archäologen mit den garantiert richtigen Stellen der Varusschlacht, des Nibelungenschatzes, von Atlantis, von Thule oder vom Grab Barbarossas…!!!

...Georg und ich sahen, dass irgend etwas vorne am Reifen des uns entgegenkommenden LKWs qualmte - - dann brach er in unsere Richtung hin aus und stellte sich fast quer. Nach rechts. Da war kein Vorbeikommen; Georg riss das Lenkrad herum und probierte es links, rumpelte auf den schmalen Bürgersteig - - und ganz knapp an diesem verrosteten Brückengeländer vorbei sollte es wohl gerade reichen...


...aber der LKW schlitterte und schleuderte immer noch weiter mit dem Aufleger hinten herum, jetzt nach links, in unsere Richtung, es wurde immer enger - ein eigentlich kleiner Schubser genügte – der aber die Innenverkleidung meiner Beifahrertür nach meinem Bein hin auffetzte sodass sie in meine Jeans schlitzte. Es blutete alarmierend viel – aber - - - aber - - wir brachen durchs Geländer! Hingen unendliche Sekunden auf der Kante und schaukelten unwirklich sanft - - wie in Zeitlupe fielen wir, Front voraus, von der Brücke; es war auf einmal so merkwürdig still - - wir verspreizten uns unwillkürlich so gut es irgend ging und hielten uns fest...


...der Aufprall war mörderisch! Eigentlich ist da doch Wasser! dachte ich noch und merkte, dass etwas in mir wie mit einem ohrenbetäubenden Knall zerriss. Es war sehr seicht hier, vielleicht 1,30 Meter tief nur. Das reichte aber hin, um uns, die wir auf dem Dach zu liegen kamen, spielend zu ersäufen! Ich schluckte Wasser und aufgewirbelten Sand und verlor die Orientierung.


Wo war Georg??


Dass Sterben so einfach ist, hatte ich mich noch gewundert, dann wurde alles dunkel...

_ _ _

"Pesmy, holscht du ihr mal was von dem Ayran, bitte?" hörte ich Georg nahe bei mir sagen und schlug die Augen auf.


War ich doch tatsächlich eingenickt, hier, unter dem Sonnensegel. Es war schon fast Abend und der Himmel rötete sich.


Harmonierte gut mit dem fast orangeroten Haar und dem wenige Tage alten Borstenbart von Georg, hihi!

"Du hascht vielleichcht gchestöhnt. Was war no? Hascht schlechcht geträumt, hm? Oodrr??"


Nein, eigentlich hatte ich das nicht. Ich nickte aber trotzdem, wollte ihm nicht sagen, WAS ich gerade wirklich geträumt hatte - denn es war, wie ich wusste, für Georg ein Problem.


Sein wunder Punkt - - UNSER wunder Punkt!

Er gab sich nämlich seit damals die Schuld an meiner Querschnittlähmung, weil er mich seines Erachtens nach zu unsanft aus dem Auto gezogen hatte. Zwar versicherte ich ihm danach mehrmals, dass ich doch schon vorher, bei dem Aufprall...und dass er mich schließlich nicht ertrinken hat lassen, obwohl er auch ziemlich was abgekriegt hatte und - ja, für MICH war es eigentlich so gewesen, vom Empfinden her, dass wir sehr großes Glück gehabt hatten und Georg ganz einfach gar nicht besser hatte handeln können! Schließlich hätte es auch ganz anders ausgehen können; auch ER hätte bewusstlos werden können oder so. Dann wäre ich mit Sicherheit ertrunken. Und er wahrscheinlich auch.


Aber für ihn war dies alles zu seiner Lebenskatastrophe geworden und davon hielt ihn niemand ab.


Alles Zureden half da nicht.


Egal von wem.

Natürlich hatte ich selber auch meine sehr ernsthaften Probleme mit meinem Querschnitt. Natürlich wollte ich nicht mehr leben erstmal. Natürlich zog ich mich eine Zeitlang zurück und gab mich dem Mitleid anderer und vor allem Selbstmitleid hin und wartete auf Wunder.


Und dazu immer wieder die herzzerreißenden Briefe von Georg in dieser Zeit, der nicht müde wurde, mich um Verzeihung zu bitten und...

Es gab Zeiten, da hielt mich nur meine Arbeit 'aufrecht' und meine Sehnsüchte nach Georg. Nur: Letzteres konnte ich wohl abschreiben.


So, wie ich jetzt da hing!!


Unansehnlich, mit dünnen, immer dünner werdenden Beinchen.


Meine Hüften breit und gegen gesunde Tage fast schlabberig - darunter litt ich wirklich, denn vorher waren sie wohlgeformt und fest...blöder Rolli! Nur gut zum Breitsitzen!!


Und einen Oberkörper hatte ich bekommen - wie ein Preisboxer! Arme wie…na ja. Und einen Stiernacken!


Jedenfalls empfand ich das alles so.


Und so war es ja auch irgendwie…!


Zwar war ich im Rahmen meiner Möglichkeiten überaus erfolgreich mobilisiert und hatte mich gut zurecht gefunden - aber hatte ich mich selber vor dem Unfall schon nicht sonderlich schön gefunden, so fand ich mich danach, auch als es psychisch wieder etwas aufwärts ging, noch lange Zeit als nun geradezu hässlich!

Ich verbarg meine Oberweite und meinen durch die Mobilisation leider schnell herausgebildeten Schwarzenegger-Oberkörper unter weiten Schlabberklamotten und schnitt mir meine langen, blonden Haare ganz kurz.


Mein Bruder war richtig wütend geworden, als er mich zum ersten Mal so gesehen hatte! Fast hätte er mich, wie manchmal als Kinder damals, ernstlich verprügelt, so außer sich war er!!


Er hatte meine langen Haare immer geliebt, schon als wir klein waren.


Nun waren sie weg.


Ihm hatte ich dann mein Herz ausgeschüttet. Über alles; auch über Georg und so. Dass dieser Schweizer mich ja schon vorher bestimmt nicht wirklich als Frau registriert hatte. Und nun, danach, sicher erst Recht nicht mehr! Und überhaupt...

"Weißt du was? Du hast sie ja nicht mehr alle!! Und hier..." er hatte mit einem Brief vor meiner Nase herumgewedelt, "...DAS, das wirst du nicht auch schon wieder ablehnen, verstanden!!?? Willst du zeitlebens hier im Archiv verstauben und weiter Krimskrams sortieren? DAS können andere machen! DU gehörst raus, vor Ort!!


Und es ist mir scheißegal, wie du nach Aleppo kommst - - aber du GEHST hin!! Verstanden?!!!"


Er hatte mir das Schreiben in den Schoß geworfen, ja geknallt. Wie einen Fehdehandschuh fast…

Der Brief war eine herzliche Bitte von Pesmy, dass ich doch zu der Grabung dazu kommen sollte. Er erwarte Keilschriften und dergleichen - und das könnte ich doch ganz gut. Außerdem schrieb er in seinem herrlichen Deutsch: 'Habe ich doch ganz besorgt für Deine andere Umstände extra Vorbereitungs gemacht. So du wirst in der Lage ist zu gucken in alle diesen ganze viele Löchers an den Ort hier, trotzdem du bist beinlos...'


Na, „andere Umstände“?? Hihi! Und ‚beinlos’ war ich ja nun auch noch nicht gerade, aber Pesmy tat halt einfach gut...


Ich wäre ja schon gerne hin!


Aber wenn nun auch Georg da war?


Und wie sollte ich denn zurechtkommen? Was machte sich Pesmy denn davon für Begriffe??


Und überhaupt...!

Mein Bruder, Leiter einer anderen Abteilung hier im Institut, stand mit hochrotem Kopf vor mir und platzte sicher gleich.


Scharf einatmend heischte er nach Antwort. Und ich hatte irgendwann leise genickt und etwas versonnen den Brief an meine Brust gedrückt.


Er hatte tief ausgeatmet, sich auf dem Absatz herum gedreht und raus war er...aber er hatte sich doch nochmal umgedreht, in der Tür: "Ach, noch was..." sagte er ganz sanft und tief, fast süffisant:

"Zurbriggen wird auch da sein. Er hat mir geschrieben. Ich solle dich notfalls mit Gewalt - - na, ist ja hiermit erledigt!"


Kichernd war er dann vor dem Buch entfleucht, das ich ihm hinterher geworfen hatte.

Oh, mein Gott!

Georg!!

Natürlich war ich damals, es war vor zwei Jahren, nach Aleppo gefahren.


MEINE Gefühle waren immer noch dieselben und ich beschloss, sie bei mir selber wieder zuzulassen.


Und Georg war Profi genug gewesen, um zumindest seinen und meinen privaten Müll aus der Grabungskampagne herauszuhalten.


Es begann damals die Zeit des "Aneinander-Zusammen-Passens" zwischen uns.


Schon damals hatte ich mir geschworen, dass ich mich mit ihm aussprechen müsste und mich ihm auch gestehen müsste - doch bis heute hatte ich den nötigen Mumm dafür nicht aufgebracht...oder der Zeitpunkt war grad schlecht…und was einem sonst noch so einfällt.


Stattdessen litt ich wie ein Tier, wenn ich seine schulderfüllten, bedauernden, selbstzerfleischenden Blicke sah, die er mir immer wieder zuwarf. Immer dann, wenn ich in irgendwelchen Löchern herumkriechen musste, wo andere gehen konnten oder wenn ich irgendwann immer mal wieder vom Rolli hinunter musste, wenn die Wege gar zu ungeeignet wurden oder oder oder.


Derlei Situationen gab es natürlich viele.

Bei noch weiteren Kampagnen hatten wir uns seither wieder getroffen. Leider war er immer eigenbrötlerischer geworden - wiewohl auch gleichzeitig festgestellt werden konnte, dass er das Zusammenarbeiten mit mir dennoch oftmals regelrecht herbeiführte und suchte.


Oder lag es ausschließlich an Pesmy, der ohnehin mit uns im Team am liebsten arbeitete?


Sicher nicht nur!

Und jetzt; heute?


Der Schnurrbart erhob sich gerade vom Abendgebet mit allen anderen Einheimischen und kam auf uns zu. Die Arbeit für heute war erledigt, der Bus stand bepackt bereit.


Mich hatte man ja ziemlich geschont.


Dennoch:


WAS war DAS für ein Tag heute gewesen!!!


Heute Morgen noch dem Tod näher als wohl irgendwann sonst, bei dem Erdbeben, und nun auf dem Weg in unsere nette Privatunterkunft auf dem freien Platz neben dem Häuschen des Schnurrbarts. Duschen, was essen...


sicher war dann das große Zelt auch schon aufgestellt und die Liegen und Feldbetten darin warteten auf uns.

Pesmy hob mich auf den Beifahrersitz. Auch Georg quetschte sich noch hinten mit hinein.


Hinten hingen die Männer jetzt wie Kraut und Rüben in tollsten Verwirrungen in und über den Sitzen. Eine Anschnallpflicht gibt es zwar, aber niemand tut das hierzulande…


Während der Fahrt spürte ich jedenfalls meist Georgs große, sehnige, breitflächige Hand auf meiner Schulter - ich WUSSTE einfach, dass es seine Hand war!


Schon vorhin, nachmittags, als wir gerade einen kleinen, kaum fingerlangen und genauso dicken Artefakt begutachteten - mir schien es ein noch erdeverkrustetes Rollsiegel zu sein - hatte er seine Hand auf meine gelegt...und fast hätten wir wohl endlich den Mut gefunden, zu reden. Aber gerade, als er mit feuchten, treuen, großen Hundeaugen etwas sagen wollte, kam Hassan, ein junger Einheimischer schreiend herbeigelaufen, etwas Neues war gefunden worden und natürlich musste Georg da hin.


Da ich ja momentan keinen Rollstuhl hatte und die Strecke bis zu den gestikulierenden Leuten ziemlich weit war, musste ich notgedrungen unter dem Sonnensegel bleiben...


Schade!


Aber es war fällig.


Überfällig!


Und heute Abend wollte, MUSSTE ich...


Und er auch!

Seine Hand auf meiner Schulter brannte und in mir zog sich, irgendwo so bei Herz oder Magen, ein kribbeliges Gefühl zusammen, das auch nicht mehr wegging.


Ich wollte auch gar nicht, dass es weggehen sollte!!

…….

Nacht!

Drei von Pesmys einheimischen Helfern, die heute Nachmittag hier im Vorort geblieben waren, hatten unser Großraumzelt tatsächlich aufgebaut; tiefrot leuchtete die gut gespannte weiße Leinwand neben dem Haus des Schnurrbarts im letzten Sonnenuntergang.


Frau Yüküsükel und ihre Töchter wieselten, als unser Bus hielt, gerade noch zwischen Zelt und Haus hin und her um es uns vollends gemütlich zu machen - nette Leute, wirklich!


Wie ich es ohnehin gerade im Maghreb und im so genannten Nahen Osten oder wie hier der südöstlichen Türkei fast nie anders erlebt habe!


Hier war aber, da ich heute ja schon - außer der Reihe quasi - die Hilfe dieser Leute hatte in Anspruch nehmen müssen, sofort eine noch 'intimere' Qualität der Beziehung schon jetzt erreicht; auch jetzt half mir, nach dem Sonnenuntergangsgebet natürlich erst, Frau Yüküsükel im Badezimmer.


Sicher war sie auch etwa so alt wie ich – kurz und einfach, noch im Bad, bot sie mir gestenreich an, dass ich Songül zu ihr sagen solle. Ich bedankte mich natürlich herzlich und bot ihr Gleiches an. Mit 'Renate' hatte sie aber Schwierigkeiten und sichtlich fand sie den Klang des Namens als nicht zu mir passend...Hm. Darüber hatte ich mir ja nun überhaupt noch nie Gedanken gemacht!


Sie zeigte auf mich und strahlte mich an.


"Bülbül:" entschied sie dann, mit nach mir ausgestrecktem Zeigefinger.


Das Wort kannte ich; es heißt 'Nachtigall'. Mit meinen Fingern bezeichnete ich einen zwitschernden Schnabel und trällerte ein paar einschlägige Töne vor mich hin, dann gestikulierte und sagte ich Dankeschön, aber verdeutlichte auch meine Ratlosigkeit, wie sie denn nun ausgerechnet DARAUF gekommen war.


Kurzerhand stieg sie vollständig angezogen in die Duschwanne, zog den Vorhang zu, trällerte wie ein Vöglein, öffnete den Vorhang wieder und zeigte dann auf mich.


Aha!, Klar. Hatte ich beim Duschen eben mal wieder gedankenverloren vor mich hin gesungen. Daher!


Uns ging es richtig gut, so zusammen.


Gemeinsam machten wir uns schön, bevor wir das Badezimmer verließen. Songül hatte für mich extra einen ausreichend großen Spiegel auf ein niedriges Schränkchen gestellt - genau die richtige Höhe für mich.


Sie selber benutzte den normalen Spiegel und ich bewunderte ihr aschblondes Haar - nein, irgendwie nicht richtig aschblond. Ein Farbton eben, wie ich ihn nur in der Türkei erlebt habe! Wirkt sehr geheimnisvoll. Tanzu Ciller, die ehemalige Premierministerin, hat auch eine solche Haarfarbe...

Songül, jetzt wieder mit dem locker um den Kopf geworfenen, herrlich luftigen Tuch, rief ihren Mann, um mich hinauszutragen; stattdessen kam aber Georg mit ihm mit. Umso besser!


Herr Schnurrbart hielt uns die Türen auf und ich genoss es, nahe an Georg zu sein.

Unser Willkommensessen war die Wucht!


Es gab wenig, aber sehr heißes, fettes, überaus schmackhaftes Hammelfleisch mit Brot und eine Unzahl dieser kleinen Beilagen, ‚Mezzeler’, wie man sie nur in diesem Teil der Welt bekommt. Von kümmelig bis knoblauchig und ölig, von supersüß bis scharf-schafskäsig -...hach, ich liebe einfach solches Essen!


Wir langten tüchtig zu.


Vor ihrem Haus hatten Yüküsükels die Steinplatten säuberlichst gefegt, direkt daran anstoßend war die hochgestellte Eingangsplane unseres Zeltes. Nur das Moskitonetz am Eingang hing dicht nach unten.


Einige Tische und Bänke waren auf dem kleinen Vorplatz aufgestellt, an denen wir einschließlich unserer Gastgeberfamilie alle Platz hatten.


Hier saßen wir bis in die zikadendurchzirpte Nacht, erzählten, aßen und tranken – Pesmy würde morgen bestimmt jemanden beauftragen, für Nachschub zu sorgen, nachdem wir heute Yüküsükels todsicher unrettbar leer gegessen hatten…


Georg, Songüls Kinder und einige Grabungshelfer, darunter der intelligent aussehende, noch schrecklich junge und schlaksige Hassan, spielten auf dem Zufahrtsweg unter den Straßenlaternen Fußball.


Hassan war Pesmys Faktotum in den letzten Tagen geworden und hatte sich als sehr anstellig und geschickt erwiesen. Eigentlich ging er in der Stadt in die Oberschule, aber momentan waren Sommerferien – die in der Türkei fast drei Monate lang sind - und so war er also hier.


Georg mit seinen bulligen, tapsig-unbeholfenen Bewegungen wurde von dem filigranen Hassan ein ums andere Mal umspielt und genarrt – mein Schweizer schwitzte mörderisch und fluchte nicht minder – ich bewunderte ihn dennoch. Männer und ihr Fußball…

Unsere Gastgeber und deren Kinder hatten sich so nach und nach zurückgezogen. Auch die Grabungshelfer enterten ein klappriges, dreirädriges, lieferwagenähnliches Gefährt und röhrten mit protestierendem Motor durch die Myriaden von Nachtfaltern und Fliegen unter den Straßenlaternen von dannen. Morgen – besser: nachher – würden sie wieder kommen.


Nun, sicher schon ein Uhr nachts, waren nur noch Pesmy, Georg und ich wach.


Der schrullige Englishman hatte die Ellenbogen auf der Tischplatte, das Kinn in die eine Hand gelehnt, und mit der anderen Hand zwirbelte er an seiner Stirnlocke herum - das kannte ich: ein untrügliches Anzeichen dafür, dass er todmüde war. Tatsächlich gähnte er nun auch herzhaft und vergaß sogar, seine Hand vor den Mund zu nehmen!


Sonst unmöglich bei ihm!


Wir grinsten, als er erst ganz am Schluss des Gähners das Manko bemerkte und schnell doch noch die Hand vornahm.


"Horrible! Ihr müsst nicht so lächerlich sein!! Dies kann passieren euch auch genauso! Soll ich nicht ist müde, nach so ein Tag??"

"Geh doch schlafen." sagte Georg einfach. Mit Pesmy redete er meist englisch, da dieser sein schweizerisch eingefärbtes Deutsch schlecht verstand.

"Oh nein! Muss doch tragen noch Rena auf ihre Sack!! Soll nicht muss machen Robbenkriech bis da!"


"Mach ICH dann. Kannst jetzt schlafen gehen."


"DU? Nicht in der Lage für solches. Getrunken zu viel Efes-Bier! Riechen aus Mund! Horrible...nicht zumuten Rena!"


"Ich putz mir vorher die Zähne. Geh jetzt schlafen."


"Und wer deckt zu? Frage ich! Und wer zieht Vorhang? Frage ich!! Und vorher: Wer holt einer von die saugende kleine Pampers für Rena??"


"Ich. Geh jetzt schlafen."


Ich amüsierte mich köstlich und rutschte mich auf der Bank in eine angenehmere Position.


Pesmy nahm seinen letzten Schluck aus der Bierflasche vor ihm. Auch er hatte natürlich schon ordentlich Efes intus - es ist aber auch wirklich das Beste der hier heimischen Biere und findet durchaus auch Gnade vor deutschen, belgischen und englischen Gaumen...


Pesmy blieb hart.


"DU hast zu gehst schlafen, Georg! ICH mache das alles in Ordnung zur Befriedigung von Rena!"


Nun konnten wir nicht mehr!!


Die letzte Stilblüte war eine zuviel und wir platzten heraus mit lautem Lachen - das wir aber sehr schnell, aus Rücksicht natürlich auf die Schlafenden, auf eine erträglichere Lautstärke reduzierten.

Pesmy guckte tief beleidigt.


Zwar kommt es immer mal wieder zu solchen Szenen - diesmal aber hatte ich das deutliche Gefühl, dass jetzt noch etwas mehr dahinter steckte.


Dass er so gar nicht weg wollte!


Er, der doch sonst so feinfühlig und wohlerzogen war und auf dessen integre Diskretion man sich IMMER hat verlassen können!


Ich wollte bereits einlenken und Georg bitten, einmal kurz beiseite zu gehen und sich die Füße zu vertreten, da stand dieser aber auch schon auf. Die beiden eigentlich innig befreundeten Männer hatten sich eben, während ich meine kurzen Überlegungen anstellte, gemustert wie die Hirsche in der Brunft oder etwas in der Art - und nun war Georg ja tatsächlich aufgestanden.


Mit einem längeren Blick auf mich stand er da; ich konnte seine Augen und sein Gesicht nicht recht sehen, da er mit seinem Oberkörper nun aus dem Lichtkreis der Petroleumlampen auf dem Tisch geraten war. Dann nickte er und ging zur Straße, schlenderte auf dem geschotterten Randstreifen in die Dunkelheit und machte den Eindruck, als habe er sich eine längere Strecke vorgenommen...

Ich guckte Pesmy an - ich weiß nicht, WIE ich geguckt habe, aber er schlug die Augen nieder und sah auf seine leere Flasche vor sich.

"Rena-Dear..."


Er zögerte kurz, nahm sich dann aber noch eine neue Flasche aus dem Bierkasten. Der stand neben ihm auf dem Boden, in einer flachen Wanne mit kühlendem Wasser.


"Bevor du weiterredest: Bitte, mach es in Englisch, ja? Nicht böse sein, aber ich möchte ungern lachen müssen...okay?"


Pesmy nickte.

Er nahm einen tiefen Zug aus der Flasche und stopfte sich seine kleine Shag-Pfeife neu.


Umständlich fingerte er herum, bis sie richtigen Zug hatte. Dann begann er endlich, mir wieder sehr tief in die Augen blickend:


"Also, es ist ganz einfach. Seit Jahren bin ich der Situation ausgeliefert. Der Schweizer ist mein Freund. Schon lange. Wenn das nicht so wäre, hätte ich dir schon damals den Hof gemacht...aber ich glaube, ich ende als Junggeselle! Meine Mutter ist jedenfalls überzeugt davon...sagte sie schon immer.


Okay.


Also: Georg hat mir von Anfang an sein Herz ausgeschüttet. Auch schon vor eurem Unfall..."

"Schon VOR???"


Das überraschte mich nun aber doch sehr!

"Ja. Und danach...na, du weißt ja selbst oder kannst es dir vorstellen, wie er - so, aber nun mal weiter!


ICH habe ihm immer gesagt, er soll mit dir reden. Traute er sich nicht. So mutig er auch ist in allen möglichen Dingen sonst, DAS traute er sich nicht!


Ich bin dann irgendwann letztens SEHR deutlich geworden mit ihm..."

Pesmy zog ein paarmal an seiner Pfeife und guckte, als sei nun damit alles gesagt!


Er schwieg, guckte mich groß an und ließ sich minutenlang Zeit…Nein, nicht mal das! Ich spürte, er würde nun wirklich wohl nicht mehr weiter reden!!

"So?"


Ich versuchte, ihn sehr auffordernd anzusehen

Er räusperte sich ausgiebig.


"Ich habe ihm gesagt, dass er dich nur deshalb nicht will, weil du im Rollstuhl sitzt."

Wieder dieser 'Damit-ist-alles-gesagt‘-Gesichtsausdruck!


Und dieses minutenlange Vor-sich-hin-Gucken.

"Ja und? Wirst du jetzt endlich weiterreden? Lass dir doch nicht die Würmer aus der Nase ziehen!! Was hat er gesagt??"

Pesmy schluckte.


"Aaaah! Oh! Aua!..solche Sachen hat er gesagt..."

Ich beschloss, nun überhaupt gar nichts mehr zu sagen!

Er fuhr aber, leise grinsend, von selber wieder fort:


"ICH sah danach aber viel schlimmer aus als er. Kunststück! Ich habe ihn schon bei den schottischen Highland-Games erlebt! Dass er mich überhaupt am Leben gelassen hat...mein linker Haken war aber auch erste Klasse…


also, DAS war nicht der Grund. Er konnte es selber eigentlich nicht genau sagen. Alles, was herauszukriegen war, ist, dass er dich nicht angesprochen hat, weil er von MIR wusste, wie toll ich dich finde. Und er wollte mir nicht in die Quere kommen."

"ICH habe dabei keinerlei Entscheidungen zu treffen, was?"


fragte ich aufgekratzt. "Und wenn ihr mir nun alle beide gestohlen bleiben könntet???"

"Jaja. Ja. Muss dir wirklich total daneben vorkommen jetzt. Aber glaube mir bitte, es ist von uns beiden nicht so gemeint.


Also, ich habe ihm vor einigen Wochen geschrieben von der Grabung jetzt und dass ich dich natürlich wieder einladen werde dazu. Und ich habe ihm geschrieben, dass wenn er NUN nichts unternimmt, ICH dir dann den Hof mache."


In seiner englischen Ausdrucksweise hörte sich das amüsant nach Shakespeare-Altertum-Idiom an - dennoch heulte ich fast los und musste die Luft anhalten.

"Er wusste, dass er es wieder nicht schaffen würde, mit dir zu reden und wir sind nach einigen Briefen und Mails hin und her SO verblieben, dass ICH dir sagen soll, dass er dich liebt. Ja, liebt!


Bei erster Gelegenheit sollte ich das machen. Also heute Abend. ER scheint diese Abrede, diesen Vertrag, dieses Gentleman-Agreement aber wohl vergessen zu haben, weil er vorhin so hartnäckig..."

Ich nickte.


"Oh Pesmy! Ich glaube, heute Abend wäre er sogar selber dazu fähig gewesen...! Glaube ich wenigstens.


Aber trotzdem - ihr beiden wart sehenswert!"

Er rauchte seine kleine Pfeife fertig. Das dauerte einige Minuten und er ergründete die Tiefen meiner Augen. Ich hielt das aus - natürlich durfte er das! Mir so in die Augen schauen. Er war schließlich Pesmy und ohne ihn würde ich noch immer im Archiv versauern oder hätte mich gar schon umgebracht.

Er räusperte sich wieder.


"Und??"

"Was 'und'?"

"Na, ich frage dich."

"Häääh???" Ich war völlig baff.

"Na, du hast dich doch drüber mokiert, dass du nicht gefragt würdest! ICH frage dich also JETZT."

Männer!!!!!!!!


Furchtbar!!!!!!!!


Mit sowas kommen die immer dann, wenn...!

Er bohrte aber nach; eher mit seinem Blick.


"Hm?"

Ich muss ziemlich entnervt dreingeschaut haben! Dann aber - was ich auch tatsächlich so fühlte - sah er wohl sehr tiefe Zuneigung in meinen Augen und...


aber…


Er holte tief Luft.


"Also Georg?" fragte er und nickte sich schon im Voraus selbst Antwort.

"Ja."


flüsterte ich einfach, aber überzeugt. Und WIE mulmig war mir dennoch dabei!


"Wenn ER will..."

Er biss sich auf die Lippen und fasste sich dann sichtlich wieder.


"Oh, DARAN sollte es wohl nicht scheitern!"


Er schloss kurz die Augen.


"Ich weiß dich gut aufgehoben - das ist die Hauptsache. Er ist sicher ein besserer Mann als ich je sein könnte...falls aber nicht - ich schwöre!! - falls nicht, schlage ich ihn windelweich!!!"

Er erhob sich, zog die Nase hoch und kam neben mich auf meine Bank.


"Brauchst du noch was? Soll ich noch was zurechtlegen?"


Ich schüttelte den Kopf.


Er strich sehr sanft mein nun ja wieder fast schon langes Haar zur Seite, küsste mich ausgiebig lange und zärtlich auf die Stirn und ging dann, vorsichtig vor sich hin tappend in den Schatteninseln und der unsicher flackernden, spärlichen Helligkeit, ins Zelt.

Ich rutschte mich auf meiner Bank am Tisch umher und blies drei der vier Petroleumlampen aus.


Dann atmete ich tief die Nachtluft ein, versank in meinen Gedanken und wartete.

Auf Georg.

- -

MÄNNER!

In meinem Kopf überschlug sich alles etwas.

Und wann kam dieser elende Schweizer nun endlich mal zurück??


Liebevoll-ärgerlich versuchte ich, das Dunkel Richtung Straße zu durchdringen.

Da!

Endlich näherte sich seine breite, hohe Gestalt.


Er sah schrecklich aus!


Ganz blass und fleckig war er im Gesicht. Sicher war die zurückliegende Dreiviertelstunde furchtbar für ihn gewesen! Er dauerte mich aufrichtig - aber ich werde dennoch nie verstehen, was Männer untereinander so reden und denken...

"Renate..." flüsterte er heiser, sich mir gegenüber hinsetzend, "Renate, ich muss mit Dir reden...und ich wäre froh, wenn du mir zuhören kchönntescht...weischd, es wird jetzt ein wäänigch schwierigch für michch…"

Jetzt hatte ich aber endgültig genug!!!!!!!


Kurzerhand stemmte ich mich hoch, schnellte mich über den schmalen Tisch hin zu ihm - meine Lippen waren an seinen noch bevor ich ihn umarmen konnte. Die Flaschen auf dem Tisch klirrten, hörte ich, und er fiel mit seiner Bank - und mir - hintenüber.

Dann hörten und sahen wir beide nichts mehr.

Wir waren nur noch Eins.

Selbst unser Gestammel, das nun beginnen wollte, ließen wir in stillem Einverständnis nicht zu; hielten uns gegenseitig den Mund zu und pressten uns aneinander bis wir keine Luft mehr bekamen.

…………

Im Loch

Die Petroleumlampe war niedergebrannt, als wir zurückkamen.

Jaja…Georg hatte mich vorhin einfach geschnappt und hinter ein Gebüsch nahebei getragen. Und dort –


Hm.


Zuerst haben wir nur flüsternd geredet.

Aber dann!

Na, der Reihe nach! Also, zuerst musste dieser ach so gewissenhafte Schweizer natürlich erst einmal den jetzigen Stand der Dinge bereden. Hätte er auch so merken können; nicht zuletzt an seinen blauen Flecken, die er sicher wegen meines über-den-Tisch-Hechtens und des nachfolgenden Sturzes bestimmt davongetragen hatte. Aber ER war da genau…

„Renate! Du chhascht michch ja lieb!?!“

Das klang tatsächlich ganz überrascht!


Und in der Art ging das nun auch noch eine ganze Zeitlang weiter!


Ich habe mich schon immer gewundert über solcherlei Dinge bei ihm – vielleicht ist diese Genauigkeit, die ja vielen Schweizern eigen ist, der Grund für das Vorurteil, sie seien langsam?


JETZT zumindest hätte ich es durchaus angebracht gefunden, wenn ER mal schneller fertig gewesen wäre mit dem Reden…konnten wir doch danach noch!


Schließlich war er zumindest in unserem Job doch nun wirklich geistig sehr rege und überaus flexibel…


Ich sehnte mich dermaßen nach ihm, dass ich fast grantig wurde. Das bemerkte er aber gottlob nicht.


Oder er verbarg es geschickt vor mir.


Vielmehr begann er dann irgendwann endlich, endlich, ENDLICH mich mal irgendwie zu berühren. So ganz scheu und hilflos wie ein kleiner Junge…


Ich habe es ihm dann leichter gemacht…!!!


War besser für meine Nerven.


Die waren nämlich zum Zerreißen gespannt vor Sehnsucht und ich stellte ein sehr schönes, aber lange schon nicht mehr gekanntes Gefühl bei mir fest – einen Zustand von - -

Er schmeckte noch wunderbarer als ich es mir vorgestellt hatte.

Ooooh, und es war sehr schön, mit ihm zu schmusen! Nachdem er ‚bei sich sicher’ war, fand er sehr schnell – sieh da, von wegen langsam! – alle meine empfindlichen Zonen heraus…fast hätte ich vor Glück und Erregung geschrieen.

ENDLICH!!!

Endlich war ich als FRAU in seinen Armen und nicht nur als Kollegin und Freundin. Obwohl es ja schon immer irgendwie geknistert hatte – aber JETZT war es natürlich etwas ganz anderes, Neues, Überwältigendes. Seine sanften und vorsichtigen Küsse schmeckten nach dem Zigarillo, den er sicher vorhin bei seinem Spaziergang geraucht hatte. Ich mochte diesen Geruch sehr – und seine Küsse schmeckten tatsächlich genau so, wie ich mir sie immer in meinen Träumen…nein, natürlich in Wirklichkeit noch viel besser!!


Ich saß gerade in dem spärlichen, kurzen Gras unter dem Gebüsch, meine Hände liebkosten Georg, wo ich ihn nur immer erwischen konnte, vor allem natürlich an und in der von mir so geliebten kupferroten ‚Spielwiese’ auf seiner Brust – er aber beschäftigte sich gerade mit meinen Beinen. Ganz vorsichtig langte er daran herum. Ich fühlte das zwar nicht direkt, nur an der allgemeinen, kleinen Bewegung, die das in den Hüften auslöste, aber interessant war es doch! Sogar irgendwie erregend; so seelisch, in meinem Kopf eben.


Einfach schön!


Er fingerte an meinen nackten Zehen herum, die vorne aus den Sandalen herausguckten, und leckte leicht daran.


Schade eigentlich, dachte ich einen Moment lang, dass ich das nur sehen und nicht auch spüren konnte…war aber vielleicht auch besser, denn ich bin früher sehr kitzelig gewesen an meinen Zehen!


“Weischt du was? Du hascht ja direckcht Zähen wie der Plumpaquatsch!! Kchennscht du den Plumpaquatsch?? Diesen Frosch aus dem Färnsähen? Der, wo so kchugelige Zähenenden hat? Als ich kchlein war, kcham der im Kchinderprogramm im Färnsähen!“


Ich brummelte zustimmend, natürlich kannte ich den auch noch. Aber das MEINE Zehen…??


„Na, also wirklich!“ hauchte ich Protest, versank aber gleichzeitig an seiner breiten Schulter, die ich in der Position gerade erreichen konnte.


“Dafür hast DU aber Haare wie der Plumpaquatsch! So!!“ revangierte ich mich und wuschelte mich durch seine störrische Pumuckl-hoch-acht-Mähne.

Ah, es war einfach sehr, sehr schön und mir kribbelte es überall.

Georg hielt irgendwann inne mit seiner Erkundung meines Körpers. Mir tief in die Augen blickend schloss er meinen BH sehr sanft und langsam, zog er mir das T-Shirt wieder über meinen Busen und schob es vorsichtig, aber etwas nachlässig in den Hosenbund zurück.


Schade!


Er vergaß aber nicht, bei der Gelegenheit meinem Bauch auch einige Streicheleinheiten zukommen zu lassen. Ein seltsames Gefühl, da ich ab unter dem Nabel etwa nichts mehr spüre – genau auf der Grenze streichelte er.


Schöööön….! Ja, und aber SEHEN konnte ich das natürlich!

Die Petroleumlampe flackerte jetzt nur noch und diffuse Lichtfinger waberten durch die Blätter des Gebüsches, tanzten auf Georgs roten Strubbelhaaren…

Er sah plötzlich wie überrascht auf.


„Chascht du den gehört? Den Vogel? Es wird ganz bald hell und wir sollten uns doch noch etwas hinläägen, oddr?“


Vorsichtig nahm er mich hoch und wir gingen um das Gebüsch herum. Ich krabbelte ihn in seinem Bart herum – irgendwie wund fühlte sich mein Gesicht an von diesem störrischen Urwald, wie geschmirgelt; aber ich mochte den Bart trotzdem und buchte es unter ‚Peeling’ ab.


Und er?


Übermütig schwenkte er mich, kaum waren wir etwas im Freien, um sich herum im Kreis, wie man es vielleicht mit kleinen Kindern tut…meine Beine flogen wie bei einer Gliederpuppe. Ich glaube, ich habe sogar vor Glück leise gejauchzt!


Sicher fing er mich nach einigen Runden wieder auf und wir kontrollierten noch schnell am Tisch, ob auch wirklich alle Lampen aus waren.


Dann gingen wir zum Zelt.

Pesmy hatte tatsächlich eine kleine Taschenlampe an den Eingang gehängt; so an einem Bändel dort festgemacht, dass man sie schnell lösen konnte. Georg gab sie mir, zog dann den Kopf etwas ein und wir betraten das Zelt.


Ich schaltete die Taschenlampe ein.


Vor dem für mich vorgesehenen Bereich fanden wir alles, was jetzt nötig war; auch hier hatte der Engländer an alles gedacht. Selbst eine saugende Unterlage lag schon auf dem Feldbett.


Georg half mir – dabei stellte er sich wirklich sehr geschickt an, wunderte mich eigentlich – und küsste mich noch einmal lange zum Abschied. Bevor er den raumteilenden Stoffvorhang meines Zeltbereichs wieder vorzog bekam ich noch eine Kusshand geworfen.


Alter Romantiker!

Die Lampe hatte er bei mir gelassen; er fand sich auch so zurecht.


Während ich ihn noch leise rumoren hörte, ertönte erst jetzt, und das recht laut Pesmys typisches Schnarchen aus dem anderen Abteil.

Ob der Arme die ganze Zeit wach gelegen hatte?

Irgendwie machte ich mir nun doch, trotz all meines Glücklichseins, Gedanken um ihn…


Dennoch….


SO wie jetzt war es richtig.

Ich ließ den Tag Revue passieren.


Noch war ich ja hellwach und aufgekratzt; Schafe zählen wollte ich aber auch nicht. Und Pesmy ging mir nicht aus dem Kopf – Kunststück, er machte sich ja gerade laut genug bemerkbar, in der Tat!

Aber auch sonst war DAS schließlich kein Tag wie jeder andere!!


Das Erdbeben.


Ja, ich merkte in meinem noch mit Gefühl gesegneten Bereich meines Körpers jeden einzelnen Knochen. Vorhin, als mich Georg so herumgewirbelt hatte, tat es eigentlich richtig weh, fiel mir ein. Aber natürlich habe ich das DA nicht wirklich gemerkt.


Meinen Rolli hatte es erwischt.


Der Gute!


Komischer Gedanke eigentlich. Aber auf eigentümliche Weise war er ein Teil von mir und ein echter Freund geworden. Hört sich sicher doof an – aber dennoch!


Die blicklosen, erstorbenen Augen des älteren, drahtigen, grauhaarigen Schotten waren plötzlich in meinen Gedanken. DAS war ja vielleicht ein Netter gewesen; gestern Abend erst, an der Hotelbar…


Jetzt war er schon seit vielen Stunden tot; direkt neben mir von dem Balken erschlagen, der wohl eigentlich mir gegolten und den mein Rolli abgehalten hatte – und gestern Abend hatten wir uns noch über seine kleinen Enkel unterhalten und über schottischen Whiskey und…eigentlich ein Traummann, und ich hatte genau gespürt, dass er mich anziehend gefunden hatte. Hätte ich zu One-Night-Stands geneigt, wäre da sicher…


Na, neige ich ja nicht.


Aber es tat wirklich gut, ein klein wenig bewundert zu werden!


Gerade auch, weil es mir nur sehr selten passiert…oder ich es bis vor noch gar nicht allzu langer Zeit nicht habe bemerken wollen?

Nun aber brannten meine verschorften, noch Jod-orange gefärbten Kratzer überall und ich merkte, dass dieser Tag sehr viele Spuren hinterlassen hatte - - - aber die meisten Spuren waren in mir drin.


GEORG!!!


Fast überwältigt nahm ich meine Hände an die Wangen, konnte mein Glück, dass ich noch lebte und sogar Georg…ich konnte es nicht fassen.


Überrascht stellte ich fest, dass ich die ganze Zeit schon weinte. Ganz nass war da alles unter meinen Fingern.


Mit den Unterarmen wischte ich mir durchs Gesicht, legte meine Beine noch mal richtig hin und räkelte mich dann neu zurecht.


Ich weiß noch, dass mein letzter wacher Gedanke Pesmy galt. Sein Kuss auf meine Stirn war etwas ganz besonderes gewesen vorhin – seine Freundschaft war unendlich und ebenso unendlich viel wert! Ich hoffte inständig, dass das so blieb!


Aber bereits beim Einschlafen bemächtigte sich Georg meiner…mein Georg! Hach, wie er mich anguckte…Vorstellungen können einem Streiche spielen – aber DIESE war echt!!

Noch niemals in meinem Leben bin ich so glücklich eingeschlafen wie in dieser Nacht!

Und an meine Träume erinnere ich mich auch noch – höchst verwirrend!


Wir gingen nämlich zusammen durch die Zeiten der Geschichte, wie sehr schnelle Filme lief neben und vor uns alles ab. Nebeneinander gingen wir - - und ich…..ging auch!!?


Ist ja mal wieder klar. Die üblichen Träume einer Querschnittgelähmten.


Das kannte ich schon zur Genüge.


Aber schön war es DOCH!

Mit IHM.

----

Es war schon etwas später am Vormittag, als wir zum ‚Frühstück’ kamen.


Songül und Emre, also der Schnurrbart – gestern Abend nach dem ausgedehnten Essen hatte auch er uns das vertrauliche Du angeboten – saßen schon an den Tischen vor dem Haus und die Töchter bewirteten die anderen Grabungshelfer, die schon mit dem Dreirad-Vehikel gekommen waren. Es gab Kaffee, Brot, Apfeltee und einige übrig gebliebene Mezzeler.


Noch waren nicht alle Grabungshelfer da, aber die noch fehlenden wohnten auch weiter weg; die würden nachher mit unserem Kleinbus eingesammelt werden.

Nach dem schnellen Frühstück wurden noch ein paar Kleinigkeiten zusammengepackt und dann konnte es losgehen. Während Georg mich in den Bus packte, tauchte eilig ein Junge auf, ging zum Haus und gestikulierte mit Emre herum. Dann ging er wieder, nicht ohne mich im Vorbeigehen durch die offene Beifahrertür interessiert zu mustern wie ein besonderes Exemplar…


Wie automatisch rückte ich meine Beine zurecht und achtete darauf, dass sie nicht nach links und rechts auseinanderfallen würden.


Ich hasse es, wenn sie das tun!


Natürlich lachte ich dem Jungen aber zu.


Der Schnurrbart kam lächelnd heran, machte mit seinen Händen neben sich die Geste des Rollstuhl-Anschiebens und deutete dann auf seine Armbanduhr. Sein Zeigefinger beschrieb dort einen Kreis und blieb mit Nachdruck unten auf der Sechs liegen.


Aha!


Dann war wohl mein Rolli heute Abend fertig!


Irgendwo auch schade eigentlich, lächelte ich vor mich hin, denn es war doch soooo schön, von Georg getragen zu werden….

Nachdem wir die paar anderen Helfer noch abgeholt hatten und nun am Grabungsfeld anlangten, beschäftigte ich mich erst einmal wieder mit den kleinen Artefakten, die gestern gefunden worden waren und jetzt aus dem Stahlschrank wieder hervorgeholt und auf den Tisch gepackt wurden.


Solche schweren Stahlschränke hatten wir mehrere, sie waren verschließbar und für die kleineren Funde vorgesehen. Nachts war das Grabungsfeld bewacht, aber man konnte ja nie wissen.


Hier war schließlich Grenzgebiet und manchmal soll es wohl schon vorgekommen sein, dass Syrer…na, ich weiß nicht, ob das nicht etwas diskriminierende Märchen sind. Aber sicher ist sicher.

Nachdenklich pinselte ich gerade an einer kleinen, sichtlich unvollständigen Figur herum, gerade einen Zeigefinger lang. Augenscheinlich stellte sie eine Ischtar, Aphrodite, Astarte, Aschtoreth, Aschera oder Ostara dar – was ja, wie man weiß, eigentlich alles ganz dasselbe ist und nur nach jeweiligem Kultur- und Volkskontext jeweils anders bezeichnet wird. Aber überzeugt war ich noch nicht sehr. Der Fundzusammenhang war ebenfalls nicht sehr klar. Ich zog noch einmal die Karte zu Rate, die Pesmy mit Hassan in den Tagen vor unserer Ankunft bereits eingemessen und in Planquadrate eingeteilt hatte. Das Figürchen stammte aus einem der vielen Löcher, die man hier gefunden hatte, vergesellschaftet mit Resten von Gebrauchsgegenständen und ganz einfach Abfall – aber dermaßen viele, eher kleine Abfallgruben beieinander? Und die Leute, die diese Gruben angelegt hatten waren lange genug dagewesen, um diese fast vollständig zu füllen…?


Merkwürdig…

Georg tauchte unter dem Sonnensegel auf und näherte sich meinem Tisch. Der übliche Ausgrabungsdreck bedeckte ihn und sein grinsendes Gesicht war zerfurcht von den Schweißrinnsalen, die Gräben in der Staubschicht auf der Haut und im Bart zurückließen.


Er roch gut – und ich war froh um die Ablenkung.

„Kchönntescht ja auch mal etwas arbeiten, oddr?“


Natürlich meinte er es nicht ernst.


“Wir haben da ein kchleines Löchlein gefunden, das wäre ein Loch für DICH. Hm? Hascht Luscht?“


Natürlich hatte ich das!


Ich saß ja auch nur hier am Tisch bei der Auswertung weil die anderen mich etwas schonen wollten und weil bei der staubigen Arbeit man nicht riskieren wollte, dass meine gerade erst verschorfenden tiefen Kratzer sich vielleicht entzünden könnten.


Normalerweise wäre ich doch mit ihnen allen draußen gewesen.


Vorsorglich hatten Songül und ich heute Morgen noch die besonders tiefen Schrammen mit Kompressen und großzügig benutztem Pflasterflies aus Pesmys Sanitätskoffer versorgt; sehr praktisch, das Zeug, man kann damit großflächige Bereiche sehr gut abdecken und es passt sich schön weich allen Körperformen an.


Würde ich also nun gleich in ‚mein Löchlein’ kriechen, war für einen gewissen Schutz durchaus gesorgt.

Die Grabungshose hatte ich ja schon an. Nun also noch die kurze, derbe, langärmelige Jacke aus festem Drillich. Trotz der Hitze – sicher ist sicher. Selbst weiland Sir David Livingstone hatte ja bekanntlich gesagt: Was mir mehrfach das Leben gerettet hat war der dichtgewebte Tweed-Stoff meiner Kleidung!


Und – klar, brauchte ich auch - die Lederhandschuhe.


Die Kopflampe am Helm schnell noch überprüft – funktioniert. Den Akku dafür in der Brusttasche verstaut und diese zugeknöpft.


Routine.


Georg hatte schon den breiten Gürtel mit Karabiner herbeigeholt und wartete, bis ich vollends fertig war. Der Gürtel sieht ganz ähnlich aus wie der von Feuerwehrleuten; eben mit einer großen, rechteckigen Stahl-Öse, die so breit ist wie der Gürtel hoch ist.


Der Schweizer legte mir den Gürtel um und ich schloss vorne die Schnalle. Zwei Dorne hatte die. Georg klickte fast zärtlich den Karabiner an der Öse ein und nahm mich dann hoch.

Auf dem Weg zum Loch erklärte er mir die Auffinde-Situation.


Sobald er in die Nähe von Pesmy kam, der in einem breiten Graben herumwerkelte, wechselte er automatisch in seinen Ausführungen vom Deutschen ins Englische.


Ein ganz ordentliches, schmutzig-dunkles Rauchwölkchen kam aus dem Graben und ich hörte Pesmy hüsteln. Ich wusste, was er da machte:


Bei solchen Gelegenheiten räuchern wir verdächtige Löcher nach Möglichkeit immer zuerst aus. Zu diesem Zweck wird aus brennbarem Kleinkram in einer alten Socke oder etwas Ähnlichem ein kleines Feuerchen gemacht. Nur ein etwa faustgroßer Klumpen und manchmal nehmen wir dafür Esbitwürfel oder Spiritus und feuchten die Socke extra an, damit es auch nur ja schön qualmt.


Diese Rauchbombe wird dann in das Loch geschoben, soweit man mit einer langen Stange nur kommen kann – und sich natürlich vorher davon überzeugt hat, dass nichts zerstört wird durch diese Aktion – das ganze dient zum Vertreiben von jedwedem Getier. Deshalb reicht auch ein kleiner Klumpen, denn die Prozession von eventuellen Skorpionen, Schlangen und diversen Insekten muss ja auch Platz haben zum Vorbei-Flüchten.

Pesmy und Emre manöverten gerade mit der langen, für den eigentlichen Zweck schon ausgedient habenden Iglu-Zeltstange herum. Sieben Meter ist die lang, zusammengesteckt aus mehreren Teilen und in sich hohl; verbunden mit einem starken Gummiband in den Höhlungen der rohrförmigen Einzelteile. Vorne hat sie einen Haken und mit diesem zogen die beiden nun den fast verbrannten Socken aus dem flach in einen Hügel hineinführenden Loch.


Zwei ansehnliche Exemplare von Skorpionen krabbelten mit erhobenen Schwänzen am Eingang des kleinen Schachtes – oder was es auch immer sein sollte – herum und flüchteten vor dem Sonnenlicht und den antreibenden Schubsern der Männer. Die trieben die beiden Tiere in Schuhschachteln aus etwas dickerem Karton, Deckel drauf, und dann wurden die Tiere einige hundert Meter weg von hier wieder in Freiheit gesetzt.


Derweil leuchtete ich sorgfältig meinen Arbeitsplatz für die nächsten Minuten aus und machte mir meine Gedanken.

“Was tust du meinen?“ wollte Pesmy wissen.

Na, es war in der Tat ein Loch ‚für mich’.


Immer, wenn es so eng wurde, war das meine Sache, denn trotz meines durch meine Behinderung ziemlich muskulösen Oberkörpers bin ich insgesamt eher zierlich und klein. Zu Zeiten, als ich noch gehen konnte, war ich nur 1,61 groß und wog entsprechend…


Nachdenklich führte ich das Sicherungsseil vom Karabiner, den ich mir Richtung Pobacke geschoben hatte, an meinen Beinen hinunter und holte dann den alten, schmalen Ledergurt aus der Schenkeltasche meiner Grabungshose. Den Gurt legte ich mir stramm um die Knöchel und schloss auch das Sicherungsseil mit ein. Auf diese bewährte Weise konnten meine Beine beim Herausziehen nicht irgendwo hindernd herumflappen und ein schnelles Herausziehen vielleicht gar behindern.


“Ich weiß nicht Recht, was ich davon halten soll…dahinten scheint der Schacht fast zu Ende zu sein? Und da sind auch noch Qualmreste, die zerfasern dahinten, wie wenn da ein wenn auch kleiner Abzug ist? Vielleicht geht es auch um die Ecke?“


„Auf allen Fall du nimmst mit das Spiegel, okay?!“

Ich kontrollierte, ob der kleine Taschenspiegel vorne in der Jackentasche steckte.


Georg war mit Emre von der Skorpion-Umsiedelungs-Aktion zurück und sprang gerade in den Graben.


Er und Pesmy griffen das Seil; in sauberen Schlingen, bereit zum Ablaufen-Lassen lag es über Georgs Unterarm. Verstohlen deutete Georg einen Luftkuss an, dann nickte er mir zu.

„Viel Gchlückch!“

Meine Helmlampe anschaltend und ausrichtend schob ich mich langsam in den Schacht…

Kommentare


Riba
(AutorIn)
dabei seit: Okt '16
Kommentare: 1
Riba
schrieb am 30.10.2016:
»Herzlichen Dank für die gute Aufnahme hier und für Euer Lob! Hätte ich gar nicht gedacht!
Die Fortsetzung habe ich ebenfalls jetzt eingestellt.
Viel Spaß beim Lesen :-)«

Malgretout
dabei seit: Jun '07
Kommentare: 109
schrieb am 27.10.2016:
»eine sehr außergewöhnliche Geschichte, anfangs etwas langatmig, aber doch spannungsreich. Fantasievoll, inhaltlich sehr reich und stilvoll geschrieben...daher dreimal die 10 :-)«

ElronB
dabei seit: Dez '09
Kommentare: 5
schrieb am 27.10.2016:
»Kann mich nur anschließen, wunderschöne Geschichte, freue mich auf die Fortsetzung«

aweiawa
dabei seit: Sep '04
Kommentare: 214
aweiawa
schrieb am 28.10.2016:
»Bis auf paar kleine RS-Fehler eine grandiose Geschichte. Gerne warte ich ein bisschen auf Teil 2, aber wehe, den reicht der/die Autor/in hier nicht ein!
Die Figuren sind lebensecht gezeichnet, der Konflikt effektvoll in Szene gesetzt und spannend ist es zudem. Besser kann Literatur kaum sein. Danke dafür!«

anjoski
dabei seit: Dez '04
Kommentare: 51
schrieb am 31.10.2016:
»Eine nette Geschichte am Rande der FSK ab 6 Jahren.«

tomy27
dabei seit: Jan '04
Kommentare: 115
schrieb am 02.11.2016:
»Ich gehe mal davon aus, dass es sich um den ersten Teil einer wirklich langen Geschichte handelt. Auf den 19 Seiten werden die Protagonisten vorgestellt. Renate, Georg und Pesmy, drei Archeologen die zu Grabungen in die Türkei gereist sind. Die Geschichte beginnt gleich mit einem Knall bzw. Erdbeben und das ist, vermute ich mal, der Auslöser für alles was noch kommt. Für sich genommen ist die Geschichte nur ein Fragment und es ist noch nicht absehbar wie und wohin sie sich entwickelt, aber ich kann sagen sie ist extrem gut geschrieben und ich bin auf die weiteren Teile gespannt. Ach ja, Sex und Erotik kommen bisher nur auf Vorabendprogramm-Level vor, aber alles andere würde auch nicht zur Geschichte passen.«

Charonier
dabei seit: Okt '14
Kommentare: 2
schrieb am 07.11.2016:
»Einfach unglaublich! Das man sowas hier finden kann... Das sieht schon recht professionell aus. Wenn ich könnte würde ich mehr als 10 Punkte geben.«

dryver
dabei seit: Apr '05
Kommentare: 255
schrieb am 11.11.2016:
»Herrlich geschriebener Einstieg«

hoedur
dabei seit: Apr '06
Kommentare: 87
hoedur
schrieb am 17.11.2016:
»es geht unter die Haut...«

morgenfreund
dabei seit: Nov '04
Kommentare: 40
schrieb am 28.11.2016:
»eine Supergeschichte«


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