Sammael (Teil 3)
von Dark Angel
Die gesamte Zeit hinweg, als ich sie zu ihrem Auto begleitete, sah sie mich kein einziges Mal an. Ich spürte und konnte aus ihren Gedanken lesen, dass sie sich nicht nur vor mir sondern vor allem vor sich selbst schämte.
So sprachen wir nicht. Stattdessen geleitete ich sie nachdenklich und über das Geschehene sinnierend über den kaum beleuchteten Asphalt hin zu ihrem Auto, in das sie zu steigen und zu flüchten wünschte. Das Halsband trug sie natürlich noch immer - doch, wie ich fand, unwillig und störrisch, was sich leicht erkennen ließ, da sie immer wieder danach fasste und daran zog. Aber ich hegte die Hoffnung, dass sie ihre Lektion gelernt hatte und sie es tatsächlich nicht mehr abnehmen würde.
An ihrem dunklen Opel angekommen wurde die Entsperrung über den bereit gehaltenen Schlüssel gelöst. Die hinteren Schlusslichter leuchteten zweimal kurz auf, sie öffnete die Tür und verharrte einen Augenblick. Sogar ich fühlte, dass ein seltsamer, verdichteter Raum zwischen uns stand, den ich in dieser Form noch nicht erlebt hatte. Einerseits waren wir vor wenigen Augenblicken noch so intim gewesen, wie man nur sein konnte, andererseits standen sich hier und jetzt zwei völlig fremde Menschen gegenüber, die sich abseits der absurden Sache nichts zu sagen hatten.
„Warte“, durchbrach ich das Schweigen, umrundete flink ihren Wagen und stieg auf der anderen Seite ein. Zögernd und irritiert folgte sie meinem Beispiel und sie glitt neben mir ebenfalls in das Auto.
Mit unbestimmten aber durchaus verblüfften Blick starrte sie mich an.
„Fahr nach Hause“, bemerkte ich fast nebenher, wobei meine Stimme ruhig und unaufgeregt blieb.
Es war unübersehbar, dass sie sich unbehaglich fühlte und etwas antworten wollte, doch sie tat es nicht. Für einen kleinen Moment saß sie einfach nur da, sie atmete nicht, sie blickte in meine Richtung aber dennoch ins Leere, doch dann gab es einen kleinen Ruck, sie warf die Tür ins Schloss und sie starte wortlos den Motor.
So fuhren wir also los, tauchten in den Verkehr ein, wir beobachteten die pulsierende Stadt, ihre Menschen und ihre Hektik. Dann gelangten wir in eine ruhigere Gegend, voller Bäume und Häuser, die dicht an dicht standen und einen gewissen Wohlstand auszudrücken versuchten.
An einem der zahlreichen dunklen Häuser hielten wir schließlich an. Sie parkte sich gekonnt ein, stellte den Motor ab und verharrte unschlüssig in ihrer Position. Ruhe kehrte im Wageninneren ein - und hätte ich einen Sinn dafür gehabt, so hätte ich sie als gespenstisch beschrieben.
Ich konnte sie in der Dunkelheit (die nächste Straßenlaterne stand einige Meter entfernt) fast nicht sehen. Ihr ebenes Antlitz konnte ich gerade noch erahnen, ihren flachen, zurückhaltenden Atem hörte ich ganz leise, ihre Wärme fühlte ich, und … ihre Gedanken las ich;
Oh wie schön sie für mich waren.
Denn dieser abgrundtiefe Hass, den sie mir mental entgegen warf, gepaart mit Schockiertheit, Prüderie, Gelähmtheit und Selbstbezichtigung regte mich dermaßen an, dass ich selbst aus meiner Lethargie herausgerissen wurde und ich mir ein knappes, erleichtertes Lächeln erlaubte.
Meine Zähne zeigten sich.
Dann schnallte ich den Gurt ab, drehte meinen Körper und bewegte mich bedächtig ihrem Gesicht - sprich ihren Lippen - zu.
„Du wirst mich jetzt vor deinem Haus küssen.“
Ihre Muskeln spannten sich, ihr Atem stockte und dann geschah etwas, womit ich nicht gerechnet hatte. Ihr zuvor noch so reger Gedankenfluss riss ab und wurde durch etwas durchschnitten, oder besser gesagt durchdrungen, dass ich so nicht erwartet hatte. Dieses Etwas floss in die Gedankengänge hinein und wusch sie weg, die wenigen Reste bäumten sich auf, wurden ein letztes Mal mächtig, bis aber auch sie hinweggeschwemmt und vernichtet wurden.
Ich nahm noch ihre Augen wahr, die mir ebenfalls von diesem Etwas erzählten, als meinen Lippen auf ihre Lippen auftrafen. Mir selbst wurde warm dabei, ja, auch ich konnte einen Hauch an Leidenschaft fühlen, was meine Lippen öffnete und meine Zunge hervortreten ließ.
Tief tauchte ich in ihre Seele ein, spürte, wie das zuckende, gequälte und verzweifelt erhitzte Teil in ihrem Mund tanzte, sich ereiferte, nicht wusste, wie es seine Gier entladen sollte; ich konnte auch ohne Gedankenlesen wahrnehmen, dass die Frau von der Absurdität des eigenen Hungers überwältigt und überrannt wurde. Ein schmerzhafter, süßer Stachel steckte in ihrem Fleisch, der sich unbarmherzig hineingebohrt hatte und dessen Spitze bis zu ihrer Seele vorgedrungen war.
Im Innenraum waren unsere Zungen vernehmbar, es gab sehr leise, kaum hörbare Geräusche wenn sie sich vereinigten, wenn ihre Energien aufeinander losgingen oder wenn die Energien absorbiert und weitergetragen wurden.
„Wenn dich deine Familie so sehen könnte…“ warf ich ihr entgegen.
Sie stöhnte leise auf. Ihre Zunge wirbelte wie besessen.
„Was würde dein Mann sagen…“
Stöhnen. Jetzt war ein leises, leidvolles, zersetzendes Stöhnen zu hören.
„Was würde er von dir halten…“
Ihr Lippen öffneten sich noch ein Stück, ihre Zunge drang dabei nunmehr vollständig heraus und zuckte willfährig und wie eine im Sturm durchgebeutelter Fahne hin und her.
Meine Finger glitten an ihren Beinen hinab, sie schoben sich an das mir abgewandte Knie, kippten nach innen und fuhren langsam an den warmen Innenschenkel zum Allerheiligsten hoch. Meine Fingerkuppen krochen unter das von meinem Sperma verschmutzte Höschen und tasteten sich bis zur klatschnassen Spalte hin, in die sie schließlich versanken.
„Du gehörst mir, hörst du mich, du bist mein Eigentum…“
Sie schrie auf, ihr Oberkörper wurde hin und her geworfen, doch ihr Gesicht blieb mir zugewandt, ihre Zunge schleuderte sich mir entgegen, ihre Augen starrten mich so verzweifelt an, als ob ein Massenmörder auf ihr hockte und ihr ein Messer ins Herz zu rammen wollte.
Nach wenigen Augenblicken war auch diese Phase vorbei. Wie unter harten Hieben mit der Peitsche durchzuckte ein gewaltiger Orgasmus ihren Körper, der dabei ungezähmt und aggressiv im Sessel durchgebeutelt wurde.
Als auch dieser Sieg zu Ende ging ließ ich von ihr ab. Meine Mission war erfüllt. Ich stieg aus, warf einen letzten Blick auf sie und schloss leise die Beifahrertür.
Alles verlief so, wie es sein sollte.
VI.
Das Bett fühlte sich sicher und warm an. Martha lag in Embryostellung darin, ihr Körper zitterte, die Welt in der sie einst lebte hatte ab diesem Abend endgültig aufgehört zu existieren.
Die Nacht wurde lang, sie schlief nicht, sie weinte nicht. Die Erlebnisse kamen hoch und es war unvermeidlich, sie immer und immer wieder zu durchlaufen. Dieser Schrecken der sie gepackt hielt, war nicht mehr nur der Junge allein, nein, es war der Schrecken über ihr eigenes Manko, dass nun endgültig und in voller Schärfe über sie hereingebrochen war.
Gab es noch einen Ausweg?
Wie sehr nur hatte sie sich dem Jungen ausgesetzt. Wie musste er wohl über sie lachen? Ihre Finger griffen nach dem Halsband, dass sie verwirrenderweise nicht abgenommen hatte. Wie sollte sie das Halsband der Familie erklären?
Verschämt drückte sie ihre Augen zu. Sie presste ihren Körper an sich, die Wärme tat ihr gut, doch das fiebrige Zittern hörte einfach nicht auf.
Wie war das alles nur möglich geworden? Diese plötzlichen, so unglaublich schmutzigen, abartigen Gedanken, die über sie hereinfielen, als sie der Junge berührte, waren alles andere als das, was sie sich sonst in gewissen Stunden erdachte. War sie von allen guten Geistern verlassen worden?
Sie haderte mit sich selbst. Wie konnte das einer erfahrenen, reifen Frau passieren?
Du Idiotin.
Du törichte, dumme Idiotin machst dich lächerlich.
Schließlich fand sie im Morgengrauen noch eine Mütze voll Schlaf, der sich ihrer doch noch annahm und so gut es ging beruhigte.
Der Samstag verlief danach wie immer. Die üblichen Rituale wurden innerhalb der Familie zelebriert, die Gewohnheiten aufgenommen und der Tag gemeinsam oder alleine verbracht. Dieser fest eingefahrene Ablauf half Martha, er half ihr in der Aufarbeitung und in ihrer Analyse. Sie forschte über sich selbst nach, sie versuchte aus der Verzweiflung auszubrechen und sich für eine befreiende Lösung zu öffnen. Natürlich war sie stiller als sonst, müder, übte sich vielleicht auch nicht in der Aufmerksamkeit, die sie sonst ihrer Familie schenkte. Doch all das blieb ihrem Mann und ihrem Sohn verborgen.
Zu gut und zu eingespielt begegneten sich die einzelnen Mitglieder, so dass einstweilen niemand Verdacht schöpfte.
Nur die Halskette fiel irgendwann doch auf. Nicht übermäßig und übertrieben, aber sie fiel auf, weil sie vermutlich so gar nicht zu ihrem üblichen Stil passte.
Routiniert hatte sie aber eine Geschichte parat gehabt. Ein altes Schmuckstück aus ihren Jugendtagen sei es, das sie wieder gefunden habe und sie nun wieder tragen wolle, erzählte sie.
Sehr leicht und auch ohne besonderes Interesse, wie sie fand, gaben sich ihr Mann und ihr Sohn damit zufrieden, was zwar in ihrem Sinne war, dennoch eine Gleichgültigkeit signalisierte, die dann doch etwas schmerzte.
Aber auch dieser Tag verstrich, Martha nahm ein heißes Bad und sie setzte sich im flauschigen Bademantel vor den Fernseher. Ihr Sohn ging aus und meldete sich ab, er würde wohl bei seiner Freundin nächtigen, ihr Mann nahm einen kleinen Cognac zu sich, wie er es immer tat, leistete ihr noch etwas Gesellschaft und legte sich schließlich schlafen, da er am frühen Sonntagmorgen mit einem alten Bekannten an den nahen See angeln fahren wollte.
Die plötzlich einkehrende Ruhe wirkte entspannend, wohltuend, und so schweiften ihre Gedanken vom Fernsehprogramm ab und entglitten in die Ferne. Auch sie nahm einen Schluck aus dem Cognacschwenker, dessen Inhalt ihre Anspannung löste. Die Muskeln lockerten sich und sie nahm ihre Füße hoch, atmete durch und dann… ja dann, krochen die lockenden, heimtückischen Gedanken, die sie mittlerweile nur zu gut kannte, aus ihren dunklen Ecken hervor.
Langsam schob sich das brutale Gesicht des Jungen vor ihr geistiges Auge. Sie sah ihn verschlagen grinsen und sie unverschämt anstarren. Gleichzeitig sagte er zu ihr, dass sie nur ihm gehöre, sie sein Eigentum sei.
Eine Gänsehaut legte sich auf ihre Haut.
Die Zähne des Burschen bleckten ihr weiß entgegen und seine Augen blitzten sie gefühlskalt an. Sein Gehabe wirkte zielstrebig, berechnend aber auch irgendwie gleichgültig. Er stand jetzt breit und stark vor ihr. Trotz der Stärke sah er auf einmal jünger aus als sie ihn in Erinnerung hatte, wie ein Knabe mit Milchbart, gleich wie der schüchterne Bub des Hauses gegenüber, dem sie ab und an begegnete und den sie mit einem knappen lächeln grüßte, so dass er errötete.
Martha schob die Gedanken zur Seite und erhob sich, schenkte nach und nahm noch einen Schluck. Der Alkohol lief seiden ihre Kehle hinab und hinterließ einen scharfen Geschmack, den sie genoss und sie leicht schwindeln ließ. Danach kuschelte sie sich wieder auf das breite Sofa, streckte sich und sah auf den Bildschirm, auf den sie sich aber nicht konzentrieren vermochte.
Wieder entstieg der Junge ihren Gedanken. Er hatte jetzt enge, schwarze Lederkleidung an. An seinen Fingern blinkten dicke, verchromte Ringe, Totenkopfringe die spitz und scharf wirkten.
Er ballte seine Fäuste, seine Muskeln spannten sich und ließen ihn noch bulliger erscheinen. Hinter ihm lagen zwei Männer mittleren Alters, die er brutal zusammengeschlagen hatte – und plötzlich lag an einer Ecke eine barbusige Frau, die offenbar von ihm missbraucht und geschändet worden war.
Sein kalter Blick galt ihr. Würde sie das gleiche Schicksal erleiden?
Marthas Hand rutschte wie von selbst in den Bademantel hinein. Die suchenden Finger wurden von ihrer heißen Haut empfangen, sie fassten nach dem Fleisch ihrer Brüste, gruben sich hinein, so dass die hart gewordenen Nippel hervorquollen.
Leise sog sie die Luft ein.
Ach. So abstoßend. So absurd.
Dann stand sie mit dem Jungen an der gleichen Ecke, wo zuvor die barbusige Frau gelegen war. Der Junge hatte sie derb gepackt und so hart gegen die Kante gepresst, dass es schmerzte. Sie trug einen hautengen, viel zu kurzen Rock, den sie seinetwillen trug. Aus dem Rock wuchsen in leicht gespreizter Stellung ihre Beine, die in Nahtstrümpfen steckten, wie sie es bei den Nutten in der Nähe des Stadions gesehen hatte.
Sie drückte erneut in ihr Fleisch. Diesmal heftiger. Die süße Berührung brachte Energie in ihren Körper, Energie, die sich immer heftiger aufzuschaukeln begann.
Dann befand sie sich im Stadion. Ein Fußballspiel lief, doch sie befand sich nicht auf den Rängen sondern auf der übel riechenden Herrentoilette, wo sie sich vor dem Jungen hingekniet hatte und wartete, bis er fertig uriniert hatte. Sie sah zu ihm hoch, wartete ungeduldig auf den Moment und stöhnte schließlich dankbar auf, als er ihr den schmutzigen Penis auf die Zunge legte.
Martha konnte nicht mehr anders als ihre Finger tiefer gleiten zu lassen und sie flugs zwischen ihre Schenkel zu schieben. Ihre Augenbrauen hoben sich, die Nässe an ihren beiden Schamlippen war atemberaubend und schon zerflossen die Bilder in einen wilden, ruppig schönen Traum, aus dem sie nach ein paar Minuten erschöpft erwachte.
VII.
Ihr Sohn kam am nächsten Tag mittags nach Hause und sie aßen von dem von ihr köstlich zubereiteten Huhn, dass er gierig verschlang. Martha beobachtete ihn und lächelte, seine jugendliche Ausgelassenheit und Kraft machte sie stolz. Danach verzog sich Martin auf sein Zimmer, wo wenig später der dumpfe Bass einer viel zu lauten Musik durch die Wände hämmerte.
Für die Lehrerin Zeit, sich ihrerseits in ihr Büro zu begeben und Schularbeiten zu verbessern, für die sie am Vortag keine Zeit gefunden hatte. Einigermaßen gelöst und mit denkbar guter Laune bereitete sie die Hefte auf, holte sich aus der Küche eine Kanne kalten Tee und schlug routiniert das erste Heft des Stapels auf, als sich ihr Handy plötzlich mit einer eingegangen SMS meldete.
Sie erschrak, denn es war Lamed:
„Sieh beim Fenster hinaus.“
Verflucht, was ging hier vor? Sie sah sich gehetzt im Zimmer um und wusste im ersten Moment nicht, was sie tun sollte. Sie hielt für einen Moment inne, trat dann aber vorsichtig zum Fenster hin und blinzelte verstohlen hinaus.
Vor dem Fenster stand mitten auf dem Rasen der Junge, in Lederbekleidung, und zwar ganz genau der gleichen, wie sie sich das gestern Abend ersonnen hatte… Ein riesengroßer Kloß steckte plötzlich in ihrem Hals. Sie wusste in diesem Moment nicht wirklich, was sie denken sollte. War das ein irrer, kranker Zufall?
Sie sah zu, wie er breitbeinig dastand, sein Handy betrachtete und in aller Ruhe Tasten drückte.
Es folgte die nächste Nachricht:
„Du weißt was du anzuziehen hast.“
Ihr schwindelte. Alles nicht wahr. Alles war falsch. Sie wankte zurück, Hitze wurde plötzlich produziert, alles drehte sich. Als ob der Junge wusste, welche Phantasien gestern geboren wurden. Das war einfach… einfach unmöglich, geradezu unheimlich.
Sie versuchte einen klaren Gedanken zu fassen, das musste ein dummer Zufall sein, ein Missverständnis ihrerseits, nichts weiter. Tief atmete sie ein, sie versuchte sich zu orientieren, zu fangen, was sollte sie jetzt tun? Desorientiert setzte sie sich auf ihren Stuhl, die Musik ihres Sohnes noch immer lautstark im Hintergrund wahrnehmend, aber verblassend.
Letzte Nachricht:
„In einer halben Stunde beim Stadion. Eingang „F“.“
Für einen Moment war sie weg. Schwarze Flecken traten vor ihre Augen und sie fiel beinahe zu Boden, als sie rechtzeitig aufwachte und sich fing. Was in aller Welt?
Nicht die Dreistigkeit des Jungen verwirrte sie. Vielmehr – wie konnte er dieselbe Kleidung wie in ihrer Phantasie tragen… das Stadion… und „du weißt was du anzuziehen hast…“
Fieberhaft las sie die Nachrichten erneut. Kein Zweifel.
Wieder schwarze Flecken. Sie geriet in Panik. Sie verstand es nicht.
Minuten später wurden ihre Gedanken ruhiger. Sie ordneten sich, sie wurden leiser, sie wurden unterspült von demselben Etwas wie im Auto, als sie… nein, nur nicht darüber nachdenken.
Sie trat erneut zum Fenster, wo war er? Auf dem Weg zum Stadion?
Dieses Etwas in ihr, dieser Hunger, verschaffte sich weiter Gehör und wurde mächtiger.
Die vorherigen Gedanken nach dem „wie“ verloren sich. Nicht das „wie“ oder das Unheimliche standen jetzt im Vordergrund, nein, sie erlebte etwas Neues, etwas Frisches. Eine erschreckende Neugierde packte sie, eine aus dem Hintergrund hervorkriechende Spannung breitete sich in ihrem Körper aus, die sich auf das Stadion konzentrierte, wo etwas auf sie wartete… etwas, was sie sich selbst ersonnen hatte?
„Du Närrin“, schalt sie sich. „Idiotin.“
Wieder drang die Musik aus dem Zimmer ihres Sohnes in ihr Bewusstsein. Er würde den Nachmittag über beschäftigt sein, er würde sie nicht vermissen…
Langsam schob sie sich in ihr Schlafzimmer, mit zittrigen Fingern öffnete sie den Kleiderschrank, entnahm Teile die ihr vorschwebten, entkleidete sich rasch und zog sich die gewissen Teile an. Diese Teile – ja, es war seltsam – diese Teile übten richtige Magie auf sie aus - aus dem Material schien etwas in ihren Körper hinein zu strömen, das sie noch nie zuvor erlebt hatte. Es war ein bestimmter Reiz, ein Erlebnis, eine Berauschtheit, die sich steigerte, als sie sich im Spiegel betrachtete.
Sie nahm sich nun Zeit und dachte nach. Dann erblickte sie das Halsband, dass ihr einen schmerzhaften Stich versetzte. Kam sie dem Wunsch des Jungen nach? Sollte sie in dieser Aufmachung zum Stadion fahren? Und dann? Was würde er über sie denken? Wieder ein Stich, ihre Brustwarzen stellten sich auf, ihr Körper geriet in Hitze, sie brannte... Idiotin!
Kurz darauf streifte sie sich gekonnt ihren leichten Sommermantel über, stieg in die Pumps, die sie sich aus dem hintersten Winkel des Regals geholt hatte und fuhr atemlos zum Stadion, das unweit von ihrem Haus gelegen war. Dort parkte sie. Es war windig, der riesige Parkplatz gespenstisch leer, doch das „F“ des Haupteinganges war zum Glück gut sichtbar.
Dachte sie während der Fahrt überhaupt noch an irgendetwas anderes als das sie gleich dem Jungen gegenüberstehen würde? Und dann würde er… ja was würde er nur… was hatte er vor? War sie schon so weit, dass sie sich gar nicht mehr zur Wehr setzte?
Ihre Schritte hallten geräuschvoll und im Takt auf dem glatten, in der Sonne glänzenden Asphalt des Parkplatzes, und sie näherten sich dem bewussten Eingang, bis sie ihn schließlich erreichte und den Jungen etwas innerhalb erblickte. Mit verschränkten Armen stand er da, sein glattrasiertes Gesicht wirkte heute verjüngt, bubenhaft, ja fast wie das eines Kindes.
Martha schluckte, seine strahlenden Augen hatten den Glanz einer Eiseskälte, die nicht von dieser Welt zu stammen schien.
„Ma’am, “ sagte er rau und nickte ihr zu. Dabei deutete er auf den kleinen, offenen Spalt des riesigen Tores.
„Geh die Treppen hinauf, dort wirst du das tun, was deine Natur ist.“
Etwas verwirrt blieb sie stehen, sie raffte ihren leichten Mantel etwas zusammen und blickte ihn unentschlossen an.
„Geh“, hörte sie ihn wieder sagen, was einem Startschuss gleichkam.
Ihre Beine bewegten sich wie von selbst. Langsam aber stetig erklomm sie die überbreiten Stufen, erblickte das grüne, leere Spielfeld, die bunten Sitze und den oberen Rundweg, der zu Geschäften mit herabgelassenen Läden und zu den Toiletten führte.
Toiletten. Sollte sie tatsächlich dorthin…?
Pochenden Herzens ging sie auf das aus der Wand ragende Schild „Herren“ zu, überlegte sich, was sie hier eigentlich tat, blieb kurz stehen, doch nur, um am Ende die letzten Meter doch noch zurück zu legen. Etwas ängstlich öffnete sie dann schließlich die Aluminiumtür, die tatsächlich nicht verschlossen war.
Sie trat also ein und vernahm sofort den Geruch, der bei vollem Betrieb unmenschlich sein musste. Langsam tastete sie sich vor, trat an den Spiegeln vorbei und kam in einen hallenartigen Raum, an dem dicht an dicht weiße Urinale montiert waren.
Auch wenn sie sich noch so angestrengt hatte, leise und unauffällig zu sein, so verursachten ihre Bewegungen doch einen gewissen Lärm, der sich in einer verfliesten, leeren Halle wie dieser verstärkten und bis in die letzten Winkel getragen wurde.
Hier stand sie nun, unschlüssig, ratlos, aber noch immer mit heftig pochendem Herzen, das ihr einen richtiggehenden Schwindel einbrachte.
„Dort wirst du das tun, was deine Natur ist…“ so hatte sie seine Worte in Erinnerung. War sie hier richtig? Meinte er tatsächlich die Toilette, wie sie es in ihrer gestrigen Phantasie erdacht hatte?
Kaum hatte sie ihre Fragen zu Ende gestellt, als sie ein Windhauch streifte und sie seitwärts blicken ließ.
Lamed war eingetreten und stand am Eingang der Halle.
„Such dir eines der Pissbecken aus. Du weißt was zu tun ist.“
Martha wurde bleich und rot zugleich. Sie trat einen Schritt zurück, verschränkte ihre Arme, spürte den Autoschlüssel in der Tasche, was ihr Halt gab und versuchte ihren Schwindel zu besiegen.
Ihr Leben wurde auf den Kopf gestellt. Gerade eben saß sie noch in ihrem Büro, führte dort ein geordnetes, geschütztes Leben, wie es viele taten. Und wenige Minuten später stand sie in einer Herrentoilette, völlig außer sich, voller Erregung und banger Erwartung nach… ja nach was eigentlich? Was erwartete sie sich, oder schlimmer, was erhoffte sie sich hier?
„Und zieh den lächerlichen Mantel aus.“ Seine Stimme hallte unangenehm laut durch den Raum. Sie klang uninteressiert, hochmütig aber gleichzeitig so bestimmt, dass sie keinen Zweifel aufkommen ließ, das sie es ernst meinte.
Das Herz schlug nun bis zu ihren Schläfen hinauf. Was sollte sie tun? Es war soweit, sie musste Farbe bekennen, was immer das zu bedeuten hatte. Doch bevor sie sich bewusst zu etwas entschließen konnte, kam ihr das Etwas zuvor. Es entschied. Und so rutschte ihr ein „Ja“ über die Lippen. Gleichzeitig löste sie den Knoten und ließ den Mantel von ihren Schultern gleiten. Dort blieb er zu ihren Füßen liegen.
Auch wenn es angenehm warm war, so fröstelte sie plötzlich, als sie in seinen Augen einen Ausdruck wahrnahm, der ihr nicht gefallen konnte. Er betrachtete sie von oben bis unten. Er stierte auf den hautengen, viel zu kurzen Rock (den sie sich in der Phantasie vorgestellt hatte), blickte auf die Nylons, auf die weiße, leichte Bluse, durch dessen Stoff der ebenfalls weiße Büstenhalter aus Spitze schimmerte. Auch blieb sein Blick am Halsband hängen, den sie als einzigen Schmuck trug.
Und so wusste und spürte sie es in diesem Moment überdeutlich: sie sah zwar scharf aber
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Bitte auf jedem Fall Teil 4 schreiben... TOP..«
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