Schwarz
von katalina
Es war der erste warme Tag des beginnenden Frühlings. Die Sonne strahlte und wärmte die Erde unter ihr. Ein Bächlein plätscherte sprudelnd dahin, gefüllt mit dem Wasser der letzten Schneeschmelze. Die Natur erwachte langsam wieder zum Leben. Vom ersten zarten Grün der verborgenen Wiese, hinter dem kleinen Wäldchen, hob sich das Schwarz der jungen Novizinnen ab. Sie veranstalteten ein Picknick, streckten sich auf mitgebrachten Decken aus und ließen die Sonne ihre dunklen Kutten aufwärmen. Ihre jungen, aufreizenden und aufblühenden Körper mussten unter ihrer schwarzen Verhüllung verborgen werden. Doch immerhin ließ man ihre Gesichter frei.
Ungezwungen aßen, lachten und plauderten sie im Schutze der Abgelegenheit des Ortes. Nacheinander wurde bewundernd gelobt, wie schön geschwungene Lippen die eine hatte, was für strahlend blaue Augen eine andere. Sie erzählten einander wie beste Freundinnen ihre intimsten Geheimnisse und neckten einander dabei liebevoll. Eine jede hatte eine eigene Geschichte zu erzählen. Manche wurden als Findelkind ausgesetzt und in die Abtei aufgenommen. Andere sollten von ihren Eltern in ein Kloster weggesperrt werden, damit sie keinen Unfug trieben. Wieder andere Eltern konnten die Mitgift für eine Hochzeit nicht bezahlen und schoben deshalb ihre Mädchen in einen günstigeren Konvent ab. Nicht wenige der Mädchen waren von ihrem Zuhause getürmt, weil sie nicht ungefragt mit irgendeinem Mann vermählt werden wollten. Und manche von ihnen konnten schlichtweg mit Mutter- und Hausführungspflichten nicht viel anfangen und waren begierig Bücher zu lesen und ihr Wissen über die Welt zu erweitern.
Eine von den Nonnenanwärterinnen war besonders neugierig was ihre Schwestern so bewegte. Ihre Kutte verdeckte einen makellosen, schlanken Körper und wallendes, dunkelblondes Haar. Sie war bereits voll erblüht. So sinnlich ihr Körper war, so sinnlich nahm sie ihre Welt wahr, auch ihre zukünftigen Mitschwestern. Als sie hörte, dass eine von ihnen sich wünschte, einmal so richtig leidenschaftlich geküsst zu werden, rutschte sie kurzerhand näher und fasste an den Nacken des Mädchens. Sie zog ihre Freundin an sich, legte ihre Lippen aufeinander und drang mit ihrer Zunge leicht und zart wie eine Feder in den Mund der anderen Novizin. Die rosa Brustwarzen des dunkelblonden Mädchens versteiften sich und rieben wie Knospen gegen die raue schwarze Nonnenkluft. Ein warmes Gefühl rieselte zwischen ihre Beine. Sanft berührten sich die Zungen, tänzelten miteinander und steigerten ihr Crescendo bis man den Kuss tatsächlich als leidenschaftlich bezeichnen konnte. “Dajana! Nicht! Was ist, wenn man uns sieht? “ riefen die anderen nach einem Moment der stillen Faszination, dem sich keine von ihnen entziehen konnte. Dajana winkte trotzig ab und ließ nur ungern von ihrer Gespielin ab, die noch gar nicht fassen konnte wie ihr gerade geschah. Kämpferisch und mit einem Blitzen in ihren blaugrauen Augen reckte sie ihre geballte Faust in die Höhe und verfluchte hitzig, dass ihnen ständig alles vorgeschrieben werden musste. Es half alles nichts, die schöne Stimmung war dahin und das Unbehagen aufzufliegen machte sich breit. Die Novizinnen sammelten betreten ihre Sachen auf der Wiese zusammen und kehrten schweigend in ihr Kloster zurück.
Hoffentlich hatte niemand etwas mitbekommen!
Die Äbtissin stand auf der Brüstung, ließ die Sonne ihr schwarzes Ornat erwärmen und atmete tief ein. Sie schaute über ihr kleines Reich. Die gepflegten Gärten, die zwischen der gesamten Anlage angelegt waren, die Wohn- und Haushaltsgebäude, die in Stand gehalten werden mussten und nicht zuletzt verfolgten ihre moosgrünen Augen ihre Schutzbefohlenen, die auf den Wegen zwischen den Gebäuden unterwegs waren. Als sie sich etwas über das Geländer beugte, baumelte ihr Kruzifix zwischen ihrem Busen hin und her. Sie war im mittleren Alter angekommen. Ihr braunes, welliges Haar trug sie zu einem strengen Zopf geflochten, unter ihrem schwarzen Schleier versteckt. Die Äbtissin schloss die Augen und konnte sich kaum von der ersten wärmenden Frühlingssonne lösen. Doch es gab viel zu erledigen und sie musste ihre Schwestern anleiten, das Richtige zu tun. Vor ihr lagen große Herausforderungen. Es wurde Zeit, diese vorzubereiten und so fasste sie sich ein Herz.
Die Vorsteherin des Klosters deutete ihrer Assistentin an, sie solle alle zusammen rufen. Nach und nach trudelten die Schwestern unter ihr im Hof ein und warteten gespannt auf die Bekanntgabe. Luna sah auf die Menge unter ihr. So viele Gesichter blickten sie erwartungsvoll an. Die jungen Novizinnen, die noch so lebendig waren und so wenig von der Welt wussten. Frauen in einem ähnlichen Alter wie sie, die richtig Hand anlegen konnten und dafür sorgten, dass die täglichen Abläufe in der Abtei funktionierten und sinnvoll ineinander griffen. Und dann noch die älteren Damen, die viel Lebenserfahrung in die Gemeinschaft einbringen konnten.
Apropos, da fehlte noch eine. Die Leiterin des Konvents musste sich mit ihrer Rede noch einen Moment gedulden.
Eine schwarz gewandete Gestalt war durch den Wald gewandert und las auf, was sie brauchen konnte. Im Sommer Kräuter, im Herbst Pilze, im Winter herabgefallene, interessant gegabelte Äste und jetzt die ersten Frühlingsblumen. An ihrer Seite lief ein Wolfshund, ihr treu ergeben. Sie war in die Jahre gekommen und immer mehr Falten zierten ihr ebenmäßiges Gesicht. Ihre Augen erschienen in dunkelsten braun, man konnte ihre tiefgründige, dunkle Iris kaum von den schwarzen Pupillen unterscheiden. Das schwarze, lange Haar war von ehrwürdigen, grauen Haarsträhnen durchzogen, unsichtbar unter dem Nonnenschleier gelegen. Ihre geheimnisvolle Aura hatte dazu beigetragen, dass man sie zumindest meistens mit dem ihr gebührenden Respekt behandelte. Für ihr Alter war sie immer noch schön und ihr Körper drahtig und erfahren. Sie hatte schon viel erlebt in ihrem Leben. So viel Wandel, so viele Veränderungen. Sie durfte gute Zeiten erleben, voller Lebensfreude, Ekstase und Verbundenheit. Und auch schlechte Zeiten, voller Mangel, Verlust und Zwang. Sie hatte sich in all diesen Zeiten behaupten können und ihre Eigenständigkeit bewahrt. Doch zu den jetzigen Zeiten war das nur mehr im Versteckten möglich. Und so verbarg sie ihre wahre Macht unter dem Mantel der Nacht und der Kutte der Nonnen. Ausgerechnet die Tracht, in der Frauen einen Gott anbeten sollten, der ihre Lebendigkeit und Vielfalt als sündig und verboten unterbinden ließ.
Melana lächelte, als sie die Pforte des Klosters betrat. Sie wusste mit dem Schwarz der züchtigen klerikalen Verklemmtheit wahrlich besseres anzufangen.
Doch das musste warten. Jetzt musste sie erst einmal der gerade zusammen gerufenen Versammlung beiwohnen.
Als auch die letzte Nachzüglerin angekommen war, holte die Äbtissin noch einmal tief Luft. Dann begann sie mit ihrer Ansprache. Sie erläuterte allen knapp und trocken die bevorstehende Situation und verteilte die Aufgaben, die hierzu zu erledigen waren. Es kam Bewegung in die Menge, aufgeregtes Flüstern war zu vernehmen und eilig liefen alle los und bemühten sich, den Aufträgen ihrer Vorsteherin nachzukommen.
Im Anschluss daran war die oberste Nonne wieder allein. Ihre volle Brust hob und senkte sich im Takt ihrer Atemzüge. Sie schloss die Augen. Es war so schwer gewesen, so weit zu kommen. Die Zeiten waren hart für Frauen wie sie, hart für alle Frauen. Luna wollte ihr Leben so gestalten, wie es sich gut für sie anfühlte und auch anderen dabei helfen. Doch das war in diesem Land nicht möglich. Der männliche Klerus hatte alles fest im Griff und ließ Weiblichkeit und Andersartigkeit, wenn überhaupt, nur in diffamierter und unterdrückter Form zu. Sie war gezwungen, sich zu beugen und ihr Selbst zu verleugnen. Nach Jahren erreichte sie endlich ihr Ziel, eine Frauengemeinschaft anzuführen. Der einzige Ort an dem dies in diesem Land möglich war, war ein Kloster. Dort pflegten die Bewohnerinnen Kranke, Verletzte und Sterbende, versorgten Bettler und kümmerten sich auch um Schwangere, Gebärende und ihre Säuglinge. Doch dies alles war nur in begrenztem Maß möglich. Sie wurden streng überwacht vom männlichen Klerus. Lange Gebetszeiten und Kasteiungsperioden wurden ihnen in ihren Kammern vorgeschrieben. Der Bischof hatte Angst, dass die Nonnenabtei mit ihrer unkomplizierten und nahbaren Nächstenliebe zu beliebt beim Volk wurde. Immer mehr bemühten sich die Klerikalen, die Frauen klein zu machen und sie als verdorben zu stigmatisieren, um dieser Beliebtheit entgegenzuwirken.
Lunas reifer Körper voller satter Rundungen war schon länger von der klerikalen Kutte verschluckt worden. Anfangs hatte sie sich noch heimlich, nachts, im Schutze der schwarzen Dunkelheit, um die Bedürfnisse ihres Körpers gekümmert und hatte ihre Säfte fließen lassen. Doch nun war sie so sehr in ihre Pflichten, Probleme und Sorgen eingebunden, dass ihr keine Muße mehr dafür blieb.
Im Moment gab es jedoch sowieso Wichtigeres für sie zu tun.
Luna, die Äbtissin, schritt mit gesenktem Kopf den langen Gang entlang. Links und rechts waren Kruzifixe und Bilder von ernst und trostlos dreinschauenden Heiligen aufgehangen.
Er ging aufdringlich neben ihr her und belehrte sie. Immer wieder musste sie sich sein arrogantes Gefasel anhören. Sie war es so leid. Doch sie war nicht in der Position ihre Meinung kund zu tun.
Der Abt des Nachbarklosters war auf Visite und es war ihm wichtig, dass alles genauso ablief, wie er es sich vorstellte. Schließlich musste er für dieses Nonnenkloster gerade stehen. Er wollte vor dem Kardinal punkten, damit er weiter voran kam in der klerikalen Hierarchie.
Die Vorsteherin des Konvents musste demütig nicken, zustimmen und die überheblichen Worte kommentarlos empfangen. Sie war geübt darin, ihn bei Laune zu halten, ihm das Gefühl zu geben, er habe jederzeit recht. Sie durchschritten das ganze Klostergelände und er konnte kein einziges gutes Haar an dem lassen, was sie mühevoll zum Gemeinwohl aller aufgebaut hatte.
Schließlich gelangten sie in die Mitte des überdachten Kreuzganges, wo im begrünten Innenhof alle Bewohnerinnen des Klosters versammelt aufgestellt waren. Ein Meer aus schwarzen Kutten. Nur der Wind ließ es wogen, denn die Nonnen sollten stillstehen und zu Boden sehen. Die schwarze Robe verschluckte die Frauen förmlich. Die Vielfalt der Weiblichkeit wich der züchtigen Uniform, die sie zu einem braven, niederen Geschlecht machen sollte. Auch hier setzte der Abt zu einer Rede an. Schließlich sollten die Nonnen wissen, dass er die Zügel in der Hand hatte und sie sich Mühe geben mussten für den Ruf, den er zu verteidigen hatte. Mit künstlich wichtiger Stimme verdeutlichte er den Frauen, dass sie dankbar sein durften, dass er sich der schwachen weiblichen Seelen in diesem unbedeutenden Kloster annehme und nach dem Rechten sähe.
Die Vorstehende hoffte innig, dass alle sich an das Protokoll hielten, damit diese unangenehme Situation bald ein Ende fände. Zwei Gesichter in der Menge machten ihr diesbezüglich besonders Sorgen. Ein junges, blendend schönes mit zarten Antlitz und funkelnden blaugrauen Augen und ein älteres mit ein paar Fältchen, das eine ähnlich attraktive Linienführung zeigte wie das junge Gesicht. Auch das ältere tiefdunkle Augenpaar blitzte bedrohlich aus der Menge. Die beiden Gesichter waren dem der Äbtissin nicht unähnlich. Es handelte sich um ihre Tochter und um ihre Mutter. Luna hatte die beiden geheim halten müssen. Doch als sie es geschafft hatte, sich hochzuarbeiten, schleuste sie ihre Familie in ihrem Konvent ein.
Als der Abt wieder eine besonders affektierte Bemerkung machte, fingen besagte Gesichter, Dajana und Melana, an, dermaßen zu husten, dass kaum noch jemand das hochtrabende Gerede des Mannes hören konnte. Beleidigt zog der Mann wieder in die Innenräume des Gebäudes ab. Luna verdrehte hinter ihm die Augen. Jetzt durfte sie ihm wieder zu Kreuze kriechen. Sie war gezwungen, ihn wohlgesonnen zu stimmen, denn ihm oblag die Obhut über ihre Klostergemeinschaft.
Die Äbtissin und der Abt kehrten in ihr Büro zur Nachbesprechung zurück. Er baute sich vor ihr auf und verdeutlichte, dass sie ihre Schar strenger an die Kandare nehmen sollte. Sonst sähe er sich gezwungen, mit dem Kardinal über die Schließung des Klosters zu sprechen. Erst schaute die Oberin erschrocken, dann funkelten und blitzten auch ihre grünen Augen. Das würde er doch nicht wagen?
Der Abt bemerkte Lunas veränderte Mimik und machte einen Schritt auf sie zu. Er dachte, dass er sie jetzt so weit hätte. Sie sollte ihm so zu arbeiten, wie es ihm gefiel. Er hob ihr Kinn und merkte triumphierend an, dass sie sich durchaus gefällig zeigen könnte, um das Unheil vielleicht doch noch abzuwenden.
Das Gehirn der Oberin lief auf Hochtouren. Was meinte er damit genau und wie konnte sie es umgehen?
Er deutete mit seinem Blick nach unten. Er hielt ihr weit unten seinen Abtsring zum Küssen hin, damit sie sich für die vorgeschriebene Geste des Respektes tief bücken musste. Als sie widerwillig ihrer Pflicht als rangniedere Äbtissin folgte, lächelte der Vorstehende der Mönche. Er konnte seinen Impuls nicht bremsen und drückte ihren Kopf auf die Höhe seines Schoßes unter seinem Habit, seiner standesgemäßen Kleidung. Die oberste Nonne und ihre schwarze Tracht schienen von seiner wallenden, weißen Robe verschluckt zu werden. Gerade als sich die Oberin schon bemüßigt fühlte, alles zu riskieren und sich erbost an seinen Weichteilen auszulassen, erschien ihre Mutter Melana an der Schwelle der Tür. Luna rutschte vom Abt weg. Die unheilvollen, fast schwarzen Augen der älteren Nonne waren dem Geistlichen unheimlich. Säuerlich ertappt raffte er sein Gewand und verschwand eilig aus dem Raum. Im Gehen drohte er verbissen an, dass dies ein Nachspiel haben werde.
Die ältere Frau half ihrer Tochter auf und sah dem Mann böse hinterher. Als er aus dem Zimmer war, zischte sie einige Verwünschungen. Dann wandte sie sich an Luna: „Glaubst du mir jetzt, dass wir etwas tun müssen? Du kannst Veränderungen nicht ewig ausweichen.” Die Äbtissin nickte nun betreten und zustimmend. Lange hatte sie die Wut über die männliche klerikale Übermacht unterdrückt, aber nun war der Abt zu weit gegangen.
Melana kündigte an, ihren Kreis zu einer außerordentlichen Versammlung einzuberufen. Luna wusste über die Frauenrunde Bescheid, die ihre Mutter um sich gesammelt hatte. Sie ahnte zwar, was bei diesen Treffen vor sich ging, hatte aber selbst zu viel um die Ohren, um sich damit auseinanderzusetzen. Sie hatte keine Ahnung, ob der Kreis etwas bewirken konnte, doch sie war für jede Unterstützung dankbar.
Als alle Teilnehmerinnen des besonderen Grüppchens informiert waren und sich vorbereitet hatten, sammelten sich die Eingeweihten vor einer versteckten Tür in den Gewölben des Klosters. Melana wartete dort bereits mit dem Schlüssel an der Pforte und führte die Riege der schwarz gekleideten Nonnen mit einer Fackel in der Hand an. Der Fackelzug schritt eine Treppe tief hinunter und erhellte die Schwärze um sie herum mit ihrem rötlich flackernden Licht nur kurz. Die geheimnisvolle Anführerin führte ihren Zirkel in die verborgenen Katakomben unter dem Hauptgebäude. Düster und dunkel ragten die steinernen gemauerten Gänge über den Frauen auf, bis sie endlich in eine große Halle mit kleinen Nischen tief unter der Erde ankamen.
Die erhabene, ältere Frau entflammte ein paar wenige Fackeln an der Wand, trat vor und berichtete ihrer versammelten Runde über den Frevel des Abtes. Ein ärgerliches Raunen ging durch die Reihen. Es wurde Zeit, andere Seiten aufzuziehen. Heute Abend sollten sich die üblichen Rituale nur um eines drehen. Sie mussten gemeinsam stark sein!
Dann verteilte die Mutter der Äbtissin die Frauen auf einen eingezeichneten Kreis mit einem sternförmigen Zeichen in der Mitte der Halle. Der ausgedehnte Raum war nur dürftig mit dem lodernden Feuer ausgeleuchtet und die Gesichter der Nonnen wirkten finster und gespenstisch. Wie auf ein unsichtbares Zeichen hin begann eine jede ihre Nonnentracht auszuziehen und sie feierlich unter sich auszubreiten. Als das tiefe Schwarz des rauen Leinens sich von den Leibern hob, kam eine Vielfalt an nackten Frauenkörpern zum Vorschein. Kleine, große, feste und weiche Brüste mit ausladenden oder kleinen spitzen Brustwarzen und - höfen schaukelten im Takt der Bewegungen. Die Dunkelheit ließ nur erahnen, wie viele verschiedene Hautfarbenschattierungen vorhanden waren. Alle knieten sich auf ihrer Montur hin, fast genauso wie sie es als Nonnen taten. Nun jedoch mit dem Unterschied, dass sie ihre Schenkel wie eine Einladung weit dabei öffneten. Ein Kranz an Vulven präsentierte sich nun mit unterschiedlichen Arrangements an inneren und äußeren Schamlippen. Die fast schwarzen Augen der Anführerin sahen wohlwollend auf die schmalen, drallen und üppigeren Mitstreiterinnen ihres Kreises. Alle boten ihrer Hohepriesterin ihre kraftvollste Körperstelle für die gemeinsame Aufgabe dar.
Würdevoll begann Melena nun zu sprechen: „Wir haben uns hier vereint, um unsere Kräfte für ein gemeinsames Gebet zu bündeln. Wir rufen dich an, oh große Göttin, spende uns deine Unterstützung in unserem Kampf gegen die klerikale Unterdrückung! Wir alle sind hier, um dir unsere Lust gleichsam als Opfer wie auch als Triebkraft für die Erfüllung unserer Bitten darzubringen.“ Dann nickte sie ihrem Zirkel andächtig zu. Alle Augen ruhten auf ihr. Während sie weiter beschwörerische Gebete murmelte und ihre Gruppe mit einer Geste entsprechend dirigierte, kam Bewegung in die bisher still knienden Okkultistinnen. Manche fanden sich zu Pärchen oder Gruppen zusammen, andere blieben lieber für sich. Aber alle hatten ein gemeinsames Ziel. Lust zu gewinnen als Hauptzutat für ihre schwarze Magie. Diese wollten sie dann anhand ihrer gemeinsamen Imagination und mit Hilfe ihrer dunklen Magierin auf ihr gewünschtes Ziel richten. Die Mystikerinnen legten sodann Hand an. An sich selbst und an den Vulven der Mitstreiterinnen. Es wurde gestreichelt, gerieben, gedrückt und massiert. Wo es möglich war, fanden auch Zungen ihren Weg und Speichel war nicht der einzige Körpersaft, der die sinnlichen Leiber benetzte. Ein Choral an Stöhnen, Ächzen und Seufzen begleitete die Stimme Melenas, die die Anwesenden mit ihren magischen Beschwörungen begleitete und die freigesetzten sexuellen Schwingungen aufnahm, verschmolz und konzentrierte.
Als eine jede der sinnesfreudigen Schwarzkünstlerinnen in Gedanken an das gemeinsame Ziel zum Höhepunkt gekommen war und freisetzte was sich an Lust gesammelt hatte, war das Ritual schließlich beendet. Alle dankten ihrer großen Göttin und Melena entließ sie mit Hoffnung in den Herzen in ihre bescheidenen Kammern zurück.
Die Tage verstrichen und es kehrte wieder Alltag im Kloster ein. Die Mädchen und Frauen beschäftigten sich eifrig im Garten, bauten Gemüse, Obst und Kräuter an. Sie arbeiteten in der Küche, um alle, die sich auf dem Gelände aufhielten, mit Speisen zu bewirten oder kochten Heiltränke für Kranke und Verletzte, die das Kloster aufsuchten. Andere kümmerten sich um die Tiere in den Ställen. Manche studierten Bücher, schrieben selbst welche oder transkribierten sie aus dem Lateinischen. Auch die klassischen klerikalen Gebetssprüche zum Essen und während der Gebetsstunden wurden regelmäßig aufgesagt. Oberflächlich gesehen glich das Leben den Abläufen eines normalen Klosters. Die Gemüter beruhigten sich und die Eingeweihten dachten, das letzte Zauberritual habe seinen Zweck erfüllt.
Als wieder Ruhe im Kloster einkehrte, holte Dajana ihre Jagdutensilien aus ihrem Versteck und verbarg sie unter ihrer schwarzen Tracht. Sie wollte ihrer Lieblingsbeschäftigung nachgehen. Sie war gern allein im Wald, lauschte den Geräuschen und beobachtete die Tiere. Dabei fühlte sie sich wohl und frei. Es gab ihr auch ein gutes Gefühl, die Klostergemeinschaft zu unterstützen und den Mittagstisch mit etwas schmackhaftem Wild aufzubessern.
Fröhlich machte sich die junge Jägerin auf den Weg. Auch die Äbtissin war auf dem Außengelände unterwegs und sah ihre Tochter gerade aus der Klosteranlage gehen. Luna mahnte sie an, sie solle sich draußen an die Regeln halten. Dajana aber ließ sich nicht aufhalten und war schon durch das Portal geschlüpft. Die Novizin wanderte entlang ihrer üblichen Route und genoß die Natur um sie herum. Sie legte sich schließlich im Dickicht auf die Lauer und bereitete Pfeil und Bogen vor. Es dauerte nicht lange und ein Beutetier trat nichtsahnend in ihr Visier. Ein gut gezielter Schuss und der Hase fiel zur Seite. Im gleichen Moment ließ sie ein Knacken hochschrecken. Sie lauschte und sah in der Weite einen prächtigen Hirsch auf die Lichtung treten. Fasziniert von dem imposanten Tier schlich sie so lautlos wie möglich näher, bemüht nicht im sondern gegen den Wind zu stehen. Sie war unschlüssig, ob sie es wagen sollte, das großartige Tier ebenfalls zu erlegen oder ob sie es einfach nur bewundern sollte.
Ein Geräusch hinter ihr lenkte sie ab und sie blickte zurück über ihre Schulter. Doch da war nichts zu erkennen. Als sie sich wieder zu dem kapitalen Hirsch umdrehte, war dieser weg. Verwirrt suchten ihre graublauen Augen nach ihm. Wie konnte er so schnell verschwunden sein? Enttäuscht gab sie ihre Deckung auf, erhob sich und wollte den Heimweg antreten. Doch als sie sich zum Gehen umwandte, fuhr es ihr eiskalt über den Rücken. Sie konnte sich vor Schreck nicht bewegen. Wenige Meter vor ihr stand der riesige Hirsch und blickte sie unverwandt an. So etwas hatte sie noch nie zuvor erlebt und sie wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Als der Hirsch langsam auf sie zutrat, wollte Dajana nach ihrem Pfeil und Bogen greifen. Doch etwas in dem Blick des Waldbewohners sagte ihr, dass sie das besser lassen sollte. Das Tier kam noch näher und das Herz der jungen Jägerin schlug ihr bis zum Hals. Vorsichtig streckte sie ihre Hand aus und ließ das Tier mit seinen samtigen Nüstern daran schnuppern. Es schien sich weich an ihre Haut zu drücken. Da wurde auch das Mädchen zutraulicher und strich zärtlich und vorsichtig über das braune Fell des Tieres. Sie betrachtete fasziniert das mächtige Geweih und berührte es neugierig. Sie umfing den Hals des Tieres und schmiegte sich an ihn. Dajana schloß die Augen. Sie hatte sich noch nie so verbunden gefühlt. Sie nahm den Geruch des Tieres auf und genoß den warmen Körper. Auch das Wildtier schmiegte sich ganz ruhig an sie.
Die Tierliebhaberin wusste nicht, wie lange sie so da stand in inniger Verbindung mit dem großen Hirsch. Einer Eingebung nach und in der Sehnsucht diesem Wesen noch näher zu sein, entledigte sie sich ihrer störenden schwarzen Nonnenkutte. Sie fühlte sich so frei, fasste sich ein Herz und schwang sich, nackt wie Gott sie schuf, auf den Rücken des Tieres. Der Hirsch drehte sich nach hinten, leckte über die schlanken Beine der jungen Maid und begann schließlich mit ihr loszutraben. Als sie sich an seinen Rythmus gewöhnt hatte, wurde er immer schneller und schneller. Dajana schien es als würde sie nur so durch den Wald fliegen, während sie sich am Hals des Tieres festklammerte. Sie fühlte sich so erregt durch das Abenteuer, die Gefahr und von der unerwarteten Zärtlichkeit aber auch Wildheit des Tieres. Und was ihr gar nicht so bewusst war, auch durch ihre nackte Scham, die sich während des wilden Rittes am Fell des Hirsches rieb.
Sie wusste nicht, wo das Tier mit ihr hinwollte. Sie wusste nicht einmal mehr wo oben und unten war, so sehr raubte ihr der wilde Galopp die Sinne. Kurz bevor sie das Bewusstsein verlor, hörte sie Männer rufen. Dann nahm sie nichts mehr wahr.
Als das Mädchen aufwachte, war sie mit ihrer Nonnenkutte bedeckt. Einige Bauern aus der Umgebung standen um sie herum und starrten sie fragend an. Hastig scheuchte sie die Keuschler davon und schlüpfte in ihre schwarze Uniform. Verwirrt und beschämt machte sie sich auf den Weg zurück ins Kloster. Sie hoffte inständig, dass ihre Mutter, die Äbtissin, nichts davon erfuhr, dass Außenstehende sie in solch einem Zustand gefunden hatten.
Nur wenige Tage nach diesem Zwischenfall tauchte der Abt des benachbarten Mönchsklosters aufgebracht im Nonnenkonvent auf. Scheinbar war das Ritual, das Melana mit ihrem Zirkel durchgeführt hatte, nicht stark genug gewesen.
Luna und ihre Mutter waren gerade nicht im Hause. Sie waren zu einem gemeinsamen Spaziergang mit ihrem Wolfshund aufgebrochen.
Der Kleriker stürmte ungehindert mit seinen Begleitern das Gebäude und ließ sich Dajana bringen. Er befahl die anderen Nonnen aus dem Zimmer, in dem er sich breit gemacht hatte. Dann drückte er die Novizin auf einen Stuhl und begann sie mit seinen Begleitern grimmig zu umkreisen.
Als er sich seiner einschüchternden Wirkung sicher war, setzte er an, das Mädchen peinlich genau zu dem Zwischenfall im Wald auszufragen: „Mit wem warst du im Wald?”... “Wolltest du dort Unzucht treiben?” … “Warum warst du nackt?” … “Hast du dich an verbotenen Stellen berührt?” … “Zeig uns wo!” … “Hat dich jemand berührt?” … “Hast du unkeusche Gedanken gehabt?” … "Hast du deine unreinen Körperteile an etwas gerieben?” … "Hast du Lust empfunden?"... Die Fragen prasselten immer wieder quälend auf Dajana ein, die peinlich berührt mit hochrotem Kopf da saß und langsam nicht mehr ein und nicht mehr aus wusste. Den Hirsch erwähnte sie nicht, man hätte ihr sowieso nicht geglaubt. Der Abt und seine Mönche aber merkten, dass die Novizin etwas verheimlichte. Und der Geistliche war wütend. Denn wenn der Kardinal erfuhr, dass sich in seinem Verantwortungskreis Novizinnen nackt dem Volk zeigten, war seine mögliche Beförderung Geschichte. Es gefiel ihm, dass er seinen Ärger an jemanden auslassen konnte. Er und seine Männer fanden geheime Erregung daran, die Kleine so zu bedrängen. Mit grausamen Vergnügen bohrten die Mönche weiter in sie. In herrischen Ton fuhren sie das Mädchen an: “Du triebhaftes, verkommenes Weibsstück! Schäm dich, ja, schäm dich für deine Schäbigkeit!” Von allen Seiten prasselten die Beleidigungen und Nötigungen auf sie immer wieder ein. Dajana kämpfte tapfer gegen die unbarmherzigen Männer an.
Nach zwei Stunden pausen- und gnadenlosen Verhör brach das Mädchen schließlich in sich zusammen und fing bitterlich zu weinen an. Der Abt und seine Mönche werteten dies als Eingeständnis, ließen das Mädchen völlig aufgelöst zurück und stürmten wieder aus dem Gebäude. Sie drohten schlimme Konsequenzen an.
Als Luna und Melana von ihrer Wanderung durch den Wald zurückkamen, erfuhren sie mit Entsetzen von dem Besuch des Abtes und liefen zu Dajana, um ihr nach diesem Erlebnis beizustehen. Die junge Maid war jedoch eine Kämpferin und hatte sich wieder gefangen. Als die beiden Älteren in ihre Kammer traten, wetzte das Mädchen gerade fluchend ihr Jagdmesser und verkündete mit funkelnden Augen: „Ich bring ihn um, ich bringe diesen erbärmlichen Bastard einfach um!“ Es folgten eine Reihe weiterer garstiger Schimpfwörter und Flüche.
Die beiden Älteren kannten ihren Nachkömmling gut. Sie ließen ihr Zeit die Wut erst einmal abzureagieren. Als Dajana langsam die Worte ausgingen und sich der Zorn etwas legte, trat ihre Mutter zu ihr und umarmte sie wortlos. Tränen liefen dem Mädchen die Wange hinab und sie ließ sich von ihrer Mutter an die Bettkante setzen. Die Älteste gesellte sich zu den beiden dazu und nahm die Hand der Jüngsten: „Wir müssen nun weise vorgehen", begann die ältere Frau schließlich. Als ihre Tochter und ihre Enkelin die Münder auftaten, um eifrig ihre jeweiligen Vorhaben kundzutun, stand die ältere Frau auf und deutete ihnen an, still zu sein. Sie tat dies auf eine so respekteinflößende Art, dass tatsächlich überraschte Ruhe herrschte. „Du, meine liebe Dajana, bist so kriegerisch und würdest den Abt am liebsten mit deinen Waffen stellen und ihn im Kampf vernichtend schlagen. Und dann auch den Zorn aller weiteren Klerikalen auf dich ziehen… Und du, meine liebe Luna, sorgst dich um das Konvent und das Ergehen deiner Schützlinge. Lieber würdest du dich selbst opfern und dich dem widerlichen Abt ausliefern, als die Bewohnerinnen deines Klosters aufzugeben.“ Wieder setzten die beiden Jüngeren zu Erklärungen an und wieder deutete Melana ihnen mit einer resoluten Geste den Mund zu halten. „Es gibt allerdings noch einen dritten Weg, den wir gehen können.“ Erstaunt blickten ihre beiden Nachkömmlinge sie an. “Dieser Weg ist aber nur etwas für erfahrene Frauen. Dajana, bitte verlasse den Raum. Wir werden uns darum kümmern.“ Das Mädchen schnaubte und protestierte. Es schwor, dass es reif genug sei, um mithelfen zu können. Es wetterte, dass dies jetzt ja auch ihre Angelegenheit sei. Doch alles Lamentieren half nichts. Ihre Großmutter sah sie mit strengem Blick an und schüttelte resolut den Kopf. Da war nichts zu machen. Die Jüngste musste das Zimmer verlassen. Die Novizin deutete aber dabei an, dies nicht auf sich beruhen zu lassen.
Melana wartete indes ein wenig ab und fuhr dann etwas leiser zu ihrer Tochter fort: „Bald beginnt der Mai und mit ihm blüht die Natur im jährlichen Kreislauf auf. Eine Zeit voller Kraft, die wir nutzen können für ein ganz besonderes Ritual. Dieses wird sehr viel mächtiger sein als alles, was wir bisher versucht haben. Es wird jedoch Opfer verlangen.“ Luna verlangte zu wissen, worum es sich handelte und was getan werden musste. Ihre Mutter legte es ihr aus und die Äbtissin sah betroffen zu Boden und fasste sich grübelnd an die Stirn. Sie brauchte Zeit, um zu verdauen, was ihr da vorgeschlagen wurde. Doch es schien die einzig effektive Möglichkeit zu sein.
Schließlich stimmte sie zu Melanas Weg tatsächlich in Angriff zu nehmen. Für die Vorsteherin des Nonnenklosters war klar, dass sie sich das größte Opfer selbst auferlegen musste. Von niemand anderem konnte sie dies verlangen, nicht wenn es in ihrer Verantwortung lag. „Wenn du diesen Weg wirklich gehen willst …“, erwiderte ihre Mutter: “... dann wird das Schicksal entscheiden, wer von uns welche Bürde auf sich nimmt. Doch denk daran: Gehen wir diesen Weg, wird nichts mehr so sein, wie es einmal war!“
So war es eine beschlossene Sache und die beiden arbeiteten konkrete Pläne aus.
In den nächsten Tagen ging es emsig zu. Es gab viel vorzubereiten.
Der Ort des Geschehens musste schlau gewählt werden. Versteckt sollte er sein, aber wenn man doch bei den Vorbereitungen gesehen werden würde, musste eine Erklärung bereitgelegt werden. Die Frauen einigten sich auf ein abgelegenes Plätzchen im Wald, eine vergessene und halb verwilderte dreifache Weggabelung auf einer kleinen Lichtung umgeben von Dickicht. Der Platz war ideal und in der Nähe befand sich ein geheimer Zugang zu den Katakomben unter dem Kloster.
Ein großer Altar wurde aufgebaut, Halterungen für Fackeln befestigt, die Umgebung mit Blumenketten geschmückt und der Boden von losen Ästen und kleinen Gebüsch befreit. Es sollte genug
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Mr Zebra
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Michael
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