Sex, Drugs and Hard Rock Cafe (Part II)
von Isadonna
Dreieinhalb Jahre waren vergangen.
Sabina war so aufgeregt wie schon lange nicht mehr. Eine Band, mit deren Mitgliedern sie befreundet war, nahm am Finale des jährlichen Newcomer-awards in Wien teil. Die Band hatte extra dafür 2 Partybusse organisiert, die ihre Fans zur Unterstützung aus verschiedenen Städten zum Ort des großen Showdowns bringen sollten.
Sabina beschloss mitzufahren. Sie wurde ein paar hundert Meter entfernt von der Autobahnauffahrt Richtung Wien von einem der fast vollbesetzten Busse abgeholt. Schon von weitem sah sie, wie die teils betrunkenen Fans – es war 11 Uhr Vormittag – ihr aus den Fenstern entgegen winkten und jubelten. Im Fahrpreis waren auch ein paar Dosen Bier inkludiert. Sabina lehnte dankend ab und versuchte sich in ihr Buch, Anna Karenina, zu vertiefen. 2 Absätze schaffte sie während der ersten Stunde Fahrt. „The boys are back in town“ dröhnte im repeat aus dem Busradio und die Fans gröhlten, tanzten, tranken, verschütteten, lachten und motivierten sich für den Auftritt ihrer Freunde. Erheitert von der Stimmung, sah Sabina dem merkwürdigen Treiben zu und konnte nichts anderes fühlen, als pure Lebensfreude und Ausgeglichenheit.
Während eines kurzen Zwischenstopps, verließen die meisten Teilnehmer des Partyvolkes den Bus. Sabina atmete tief durch und wollte gerade weiter lesen, als sie plötzlich etwas hörte, das das Blut in ihren Adern gefrieren ließ. Der zweite Partybus hatte sich vor ein paar Minuten hinter den ersten geparkt und die Fans ebenfalls aussteigen lassen. War es denn tatsächlich die Möglichkeit?, dachte Sabina, während ihr Herz begann immer schneller zu schlagen. Ein merkwürdiges Kitzeln breitete sich von ihrer Mitte aus in ihren ganzen Körper, bis in ihre Finger- und Zehenspitzen und ließ sie erzittern. Es war nur ein kurzer Moment, nur ein Wort, das Sophie gehört hatte, aber sie wusste sofort, dass sie Hannes Stimme vernommen hatte.
Sie schluckte einen scheinbar melonengroßen Kloß hinunter und klappte ihr Buch zusammen. Mit schnellem und unruhigem Atem, erhob sie sich langsam aus ihrem Sitz und versuchte aus dem Fenster zu lugen. Doch die Stimme, die sie vernommen hatte, erklang von direkt neben dem Bus. Sabina musste also aussteigen, wenn sie sich vergewissern wollte, wessen Stimme sie gehört hatte.
Sie stand direkt vor dem Ausgang, in der Mitte des Busses. Ein paar Augenblicke zögerte sie, nagte aufgeregt an der Haut rund um den Nagel ihres linken Daumens, die schon ganz ausgefranst war. Sie musste es einfach wissen. Alles kam ihr vor wie in Zeitlupe. In ihrem Kopf erschienen tausend Bilder. Draußen wartete die verlockende Ungewissheit, die so große Sehnsüchte in ihr wachriefen, die größer zu sein schienen, als ihr Körper war. Als würde diese Sehnsucht alle Wände sprengen und sie schweben lassen. Sabina fühlte sich wie taub, fast ohnmächtig vor Schwindelgefühl, taumelte sie vorsichtig und langsam die hohen Stufen hinunter. Der kühle Frühlingswind blies ihre dunkelblonden Locken aus dem blassen Gesicht. Sabina sah auf ihre Füße um nicht zu stürzen, hob aber dann ihren Blick um IHN zu sehen…ihn endlich wieder zusehen.
Die vielen Menschen, die sich vor den Bussen tummelten, sahen für sie aus, wie graue oder schwarze Gestalten. Gesichtslose, die nur Statisten waren, in IHREM Film. Da stand er. Hannes.
Sabina zog sich hastig zurück in den schützenden Bus. Ihr Herz raste, sie zitterte am ganzen Leib. Sie wusste nicht, ob sie glücklich war, ihm begegnen zu dürfen, oder einen Weg finden sollte, ihm aus dem Weg zu gehen und nichts in sich wachzurufen, das sie doch so erfolgreich – wie sie versuchte sich vorzumachen – verdrängt hatte. Doch er sah so traurig aus, in seinem Rockeroutfit, in einer Hand eine Dose Bier, in der anderen Hand eine Zigarette, fettige, schulterlange, dunkelbraune Locken, einige Pickel, die er erfolglos beseitigt hatte, einen leichten Schnauzbart, der ihm furchtbar gut stand, dachte Sabina.
In ihrem Gedächtnis quollen all die Erinnerungen an die heißen Nächte, die sie mit ihm verlebt hatte, wieder hoch…Wahnsinnsküsse bei Kerzenschein, seine Finger in ihr, die alle Säfte der Lust erwecken konnten, seinen großen, prallen Schwanz tief in ihren Mund gleiten zu lassen und sich mit ihren Fingern in seinen Haaren zu vergraben, während er sie fickte, als gäbe es kein morgen.
„Hannes!“ rief sie kurzerhand sich selbst überwindend und trat erhaben aus ihrem Versteck hervor.
„Hey! Grüß dich! Wie geht’s dir?“
„Gut danke! Und dir?“
Er nickte und zog an seiner Zigarette. Es war ein realistisches Nicken, nicht so ein „ich hab so ein tolles Leben“-Nicken. Sabina sah seine langen, feinen Finger. Sehnig und mitgenommen sahen sie aus, aber sie konnte nur daran denken, was diese Finger alles an und in ihr berührt hatten. Er hatte genau gewusst, wie sie angefasst werden wollte.
„Hast du deine Kleine zuhause abgegeben?“
„Ja!“ nach einer kurzen Pause ergänzte sie: „alle beide!“
„Ah, zwei sind es jetzt schon! Wow!“ Hannes nickte überrascht und starrte dann wieder traurig zu Boden. „Ja, ich meins auch!“
„Ah!“ entgegnete Sabina und verschränkte stolz ihre Arme unter ihren strammen, spitzen Brüsten. Sie wollte begeistert klingen, aber sie war in höchstem Maße überrascht und verwirrt. „Du bist also auch schon Papa?“
„Eh klar! Es geht dahin!“ Nachdem Hannes diesen Satz ausgesprochen hatte, sah er nur für eine Sekunde in Sabinas Augen. Diese Sekunde traf Sabina wie ein Blitz. Diese Augen. Außen blau, innen braun, oder innen blau, außen braun, sie wusste es nicht mehr. Doch sie waren genau die Augen, die sie sich schon als kleines Mädchen bei ihrem Märchenprinzen vorgestellt hatte.
In diesem winzigen Moment sagten sie: „Es geht mir verdammt beschissen und ich habe mich so unendlich nach dir gesehnt. Halt mich fest und lass mich nie mehr los, ich flehe dich an!“ Dann sah Hannes ausweichend in die Ferne.
Der erste Bus startete seinen Motor. Sabina blickte zum rettenden Schiff, lächelte Hannes noch einmal kurz freundlich an und machte mit einer Hand so eine Art Winken, stieg wieder in den Bus. Hannes nickte ihr zu, wagte noch einen kurzen Blick auf ihren wahnsinnig drallen Apfel-Po und marschierte wankend zu seinen Freunden. Sein Herz hüpfte wie verrückt in seiner Brust herum, als wollte es herausspringen. Er vergewisserte sich kurz, ob er auch bei seinen Freunden stehen geblieben war, oder bei irgendwelchen Fremden, er hätte es im ersten Moment nicht gemerkt.
„Wo war diese Frau nur all die Jahre gewesen, was hat sie erlebt, ist sie denn nun schon verheiratet? Sie trug einige Ringe, bestimmt ist sie verheiratet und wenn nicht? 2 Kinder? Wie kann es sein, dass sie so gut aussieht? Gott, wie viele Stunden habe ich damit zugebracht, über sie nachzudenken…die Fantasien mit ihr noch auszuführen. Wie konnte ich sie nur gehen lassen? Ach, könnte ich diese sanften Lippen doch nur noch ein einziges Mal auf meinen spüren und diese perfekten Küsse genießen, die ich mein Leben lang nie mehr vergessen werde. Könnte ich doch noch ein Mal in sie eindringen. Das ist es, wonach ich trachte und süchtig bin.“ ging in seinem Kopf vor.
Sabina presste sich in ihren Sitz und drückte den dicken Wälzer von Lew Tolstoi fest gegen ihre Brust. Sie musste komplett rot geworden sein, oder zumindest musste jemand hören oder sehen, wie ihr Herz ihr bis zum Hals schlug.
„Ich hätte daran denken müssen, dass er hier sein könnte. Er ist auch schon Vater, oh mein Gott! Ist er mit der Mutter des Kindes zusammen? Ist er am Ende gar schon verheiratet? Und was, wenn nicht? Wieso sah er so traurig und fertig aus? Es geht ihm nicht gut! Und warum verdammt noch mal, muss er in dem anderen Bus mitfahren? Ich will JETZT mit ihm reden!“ dachte Sabina. Doch es gab auch einen kleinen Teil in ihr, der sich freute. Nicht freute, dass es ihm anscheinend schlecht ging, nur darüber, dass sie sich so weiterentwickelt hatte und er anscheinend nicht. Er wirkte sogar so, als hätte er sich zurückentwickelt oder eben in eine falsche Richtung entwickelt. Sie war eine andere Kragenweite geworden…eine Nummer zu groß für IHN.
Endlich in Wien angekommen, hatte es auch zu regnen aufgehört. Sofort nach dem Aussteigen, vergewisserte Sabina sich, ob Hannes auch in der Nähe war, wich seinem Blick aber sofort aus. Sie stellte sich dicht an einen ihrer Freunde und drehte Hannes den Rücken zu, um ihn nicht die ganze Zeit anstarren zu können. Die Fans bewegten sich in kleinen Grüppchen langsam auf die Event-Wiese. Eine große Bühne, auf der bereits aufgebaut wurde, einige Ständchen, die Getränke oder schnelles Stehessen anboten, und viele Musikneugierige befanden sich bereits auf dem Platz. Hinter der großen Wiese, befand sich eine lange, mit rotblühenden Kastanien gesäumte Allee
Einige Stunden ging es so dahin, ausweichende, aber auch suchende Blicke, die sich immer wieder trafen, ein paar Bierchen, Lachen, Musikhören, Menschenschauen, einfach Spaß haben, immer im Hinterkopf behaltend, dass der andere noch da war.
Dann endlich war es so weit. Der Auftritt der befreundeten Band wurde angekündigt. Die vielen Fans versammelten sich vor der Bühne, einige hatten sogar ein Banner gebastelt und hielten es hoch. Die Stimmung kochte. Hannes rief den Bandmitgliedern noch motivierende Worte auf die Bühne. Sabina musste schmunzeln. Er war wieder voll in seinem Element. Der Auftritt begann. In den ersten Reihen begannen schon die ersten Poger herumzuhüpfen. Sabina entfernte sich in die hinteren Reihen, wo sie sich halbwegs sicher fühlte. Hannes war natürlich mitten in der Wall of death. Es gab auch einige stagediver, die sich voll und ganz in der oder in die Wahnsinnsatmosphäre fallen ließen. Mitten drinnen befand sich eine kleine Gruppe von Chinesen in Lederhosen, die sich rege an dem lustigen Treiben beteiligten.
Nach den einzelnen Songs schrieen die Fans so laut wie möglich ihren Beifall. Der Sieger wurde allerdings teils durch voting, teils durch eine Fachjurie ermittelt.
Bis zur Kürung des Siegers sollten aber noch viele Stunden vergehen und einige Bands auftreten. Nachdem „Mandatory“ die Bühne verlassen hatte, ließen sich Sabinas Freunde auf einem Plätzchen am Rande der Wiese nieder um abzuwarten. Sabina blieb aber stehen und setzte sich nicht dazu. Sie suchte zwischen all den bunten Menschen, Hannes.
Er saß auf der anderen Seite der Wiese und winkte ihr zu. Sie winkte zurück und drehte ihm abermals den Rücken zu. Vielleicht tat sie es um sich erhaben zu fühlen, vielleicht weil sie ihm damit sagen wollte; „du musst schon kommen, wenn du reden willst“, aber sie ahnte, dass er es nicht wagen würde. Hannes brannte darauf, mit ihr allein zu sein, wollte jedoch ihr die Wahl des richtigen Zeitpunkts überlassen.
Sabina hielt die Spannung nicht mehr aus. Noch beflügelt von der Stimmung während des Auftrittes ihrer Freunde, schritt sie mutig auf ihn zu, forderte ihn auf, mitzukommen und marschierte davon. Ab und zu blickte sie hinter sich, ob er ihr auch folgen würde und schenkte ihm eines ihrer verführerischen Lächeln über die Schulter. Kaum der Menschenmenge entkommen, schnappte Sabina Hannes am Ärmel seiner Jeansjacke und sie schlenderten wortlos nebeneinander durch den anliegenden Park. Sie ließen sich auf einer Bank unter einer großen, weißblühenden Kastanie nieder.
Sabina fühlte sich immer noch stolz und überlegen. Sie spürte wie seine Blicke an ihr abprallten. Vielleicht sog sie diese auch in sich auf, es war ihr egal. Sie genoss dieses Gefühl der Überlegenheit und strahlte dies auch aus, ohne dabei arrogant zu wirken.
„Also wie alt ist denn dein Kind? Es ist ein Junge nicht wahr?“
„Ja, stimmt!“ Hannes lächelte Sabina verwundert an. „4 Monate.“
„Oh! So klein noch! Und wie heißt er?“
„Naja, du kannst dich vielleicht noch an meine Russland-Leidenschaft erinnern?“
„Ja.“
„Er heißt Lewin.“
„Hm, sehr schön!“ Sabina verschwieg ihm, dass es in „Anna Karenina“ um einen Lewin ging.
„Meine Katja ist nun schon fast 3 und meine Kira wird bald 1 Jahr.“
„Klingen auch russisch, diese Namen!“ erkannte Hannes erfreut.
„Ganz genau!“
Sabina kramte in ihrer Tasche nach dem Handy.
„Hier habe ich ein Bild von ihnen.“
Sabina hielt Hannes das Handy vor die Nase, auf dem sie mit den beiden Mädchen fotografiert war.
„Wow! Die sind schon groß! Ich meine, im Gegensatz zu meinem.“
„Und bist du eigentlich noch mit der zusammen, also deiner damaligen Ex?“
„Nein, schon lange nicht mehr! Das hätte vielleicht geklappt, wenn wir 40 oder 50 gewesen wären.“
„Achso, aber mit der Mutter deines Kindes bist du schon zusammen?“
„Natürlich!“
„Seid ihr verheiratet?“
„Nein. Noch nicht.“ Als er diese Antwort gab, sah Hannes verwirrt in Sabinas Gesicht und tarnte seine Verwirrung mit einem leicht angeheiterten Grinsen. Sabina war nüchtern und fand fast alles an ihm abstoßend.
„Und du? Bist du verheiratet?“
„Nein! Wir wollten zwar eigentlich dieses Jahr im Herbst heiraten, aber…nach dem Hausbau, habe ich einfach Simons wahres Gesicht erkannt! Wir haben uns von ein paar Wochen getrennt.“
Natürlich wäre er ein „guter Fang“ gewesen. Er stammt aus einer wohlhabenden Familie, hatte bereits seine eigene Firma, Firmenautos und las Sabina jeden (materiellen) Wunsch von den Augen ab. Doch nach und nach, konnten auch all die schönen Kleider, der Schmuck, die Blumen… Sabina nicht mehr glücklich machen.
Simon selbst erschien Sabina wie ein Kleidungsstück. Zuerst sah sie es im Schaufenster und träumte eine Weile davon, es einmal ihr eigen nennen zu dürfen. Ohne es anprobiert zu haben, kaufte sie es, weil sie es einfach haben musste. Eine Zeit lang hing es in ihrem Umkleideraum, wie etwas Heiliges. Bei der ersten Anprobe kniff es etwas, aber es sah gut aus. Doch als sie es an einem äußerst wichtigen Abend trug, stellte sich heraus, dass es einfach nicht sitzen wollte. Es zwickte und engte ein. Nach dem Abend beschloss Sabina abzunehmen um besser hineinzupassen, doch es half nichts. Sie versuchte es umzunähen, doch sie schaffte es nicht, es passend zu machen. Sabina konnte nichts anderes tun, als es für immer in den Schrank zu hängen oder eben darauf zu warten, dass es vielleicht jemand anderem passen könnte.
Sabina fühlte sich nach dieser Trennung wahnsinnig erleichtert. Sie kam sich vor, als hätte sie Jahre lang im Dunkeln einer Höhle leben müssen und es nun aus eigener Kraft geschafft, den großen Felsen vor dem Eingang, wegzurollen. Endlich wieder Licht und Luft, einfach frei sein.
Hannes war verwundert, erstaunt. Er konnte dieses Glücksgefühl nicht wirklich nachvollziehen, doch er sagte:
„Ja, ich weiß auch nicht, ob es mit ihr für immer ist! Aber ich will meinem Sohn einfach ein guter Vater sein, denn das ist es doch, worauf es im Leben ankommt.“
Hannes trank ein paar Mal von seiner Bierdose. Sabina saß angeekelt daneben und fragte sich, was sie denn jemals an diesem Typen gefunden hatte und warum sie ein paar Stunden zuvor noch so nervös wegen ihm gewesen war.
„Eines muss ich dir schon sagen! Du siehst echt toll aus! Du bist doch keinen Tag gealtert, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben! 2 Kinder und trotzdem bist du heute hier und siehst aus wie das blühende Leben!“
Sabina lächelte und fühlte sich in ihrer Überlegenheit bestätigt.
„Tja, du bist nicht gerade das blühende Leben Hannes!“
„Ja, ich weiß! Die letzten Nächte waren sehr anstrengend. Der Kleine hatte immer wache Phasen und ich durfte ihn herumtragen.“
„Hm, da bist du aber auch ein Braver! Bei uns hat es das nicht gegeben!“
Hannes nippte wieder an seiner Dose.
„Ich habe viel Zeit damit verschwendet an dich zu denken und mich zu fragen, ob es vielleicht doch mit uns geklappt hätte.“
Sabina lächelte. Wieder fühlte sie sich bestätigt.
„Ja, ich auch ab und zu.“
Hannes lächelte und hob seinen Blick vom Boden.
„Aber eines möchte ich noch wissen!“ sagte Hannes und zog Sabina ganz nah an sich heran.
„Bei einem Thema waren wir uns ja mehr als einig!“ Hannes wollte Sabina küssen, doch Sabina stemmte sich an seiner Brust ab und hielt ihn von sich fern.
„Bist du wahnsinnig?“
„Nein! Komm schon! Um der alten Zeiten willen!“
Dass Hannes ein guter Küsser war, wusste Sabina. Sie brauchte keinen Beweis dafür. Aber es gab etwas in ihr, ein kleines Flämmchen, das züngelte und sagte: „Warum nicht? Ist doch egal!“
„Und was würde deine Freundin dazu sagen?“
„Tja, die ist nun mal nicht hier und muss es ja auch nicht erfahren!“
„Aber du hast ein Kind, Hannes.“
„Dafür gilt das selbe!“
Er zog Sabina ganz fest an sich. Er schien seiner Sache wirklich sicher zu sein.
Sabina ließ sich in diesen Moment einfach hinein fallen und erwiderte seinen Kuss.
Ihre weichen, warmen Lippen berührten sich ganz vorsichtig. Die Zungen begegneten sich. Ein sanftes Zusammenstoßen, ein Verstecken, ein Suchen, ein Umarmen, ein totaler Fall in diese tief verwurzelte Sehnsucht wurde von beiden vollzogen.
Danach fühlte Sabina sich genauso frei wie zuvor, auch noch überlegen. Hannes war ihr immer noch egal. Es war nur ein schöner Kuss.
In Hannes keimte die Sucht nach mehr, doch Sabina stand auf und verließ die Parkbank. Sie lächelte ihn noch einmal an und spazierte dann wieder in Richtung ihrer Freunde.
Diese warteten bereits auf sie. Sie gingen gemeinsam zu einem der umliegenden Lokale und wollten dort die Stunden der Entscheidung auf den Sieger abwarten.
Nach circa einer Stunde bekam Sabina ein Sms auf ihr Handy.
„Wo bist du?“
Sabina hatte Hannes Nummer irgendwann gelöscht, um nicht in Versuchung zu kommen, ihm zu schreiben, ihn anzurufen, oder ihm Songs auf seine Mobilbox zu singen. Aber sie wusste genau, dass diese Nachricht von ihm stammte. Sie lächelte. Er wollte also spielen.
„Na gut, Hannes. Spielen kann ich, sehr gut sogar.“ Dachte sie, nach dem sie schon etwas getrunken hatte.
„Bin beim Mexikaner. Komme aber bald zurück.“
„What the fuck? Schwing deinen geilen Arsch sofort hier her zurück!“
„Geduld, mein Guter!“
Sabina genoss es, ihn leidend und gequält zu wissen.
Nach einer weiteren Stunde – draußen war es bereits dunkel geworden - kehrte sie gemeinsam mit ihren Freunden zurück auf die Wiese und sagte, dass sie noch schnell zur Toilette müsse.
Hannes wartete bereits auf sie an der Kastanienallee. Er sehnte sie herbei, wie ein Verdurstender ein Glas kühles, klares Wasser.
Sie verkörperte für ihn, das was er immer „haben“ wollte, aber glaubte nie haben zu können.
„Was ist denn Hannes? Was willst du denn noch?“
„Du weißt, was ich will!“
„Hannes!“ Sabina seufzte. „Du wolltest doch damals die Funkstille! Das hat mich wirklich verletzt!“
„Ich weiß! Ich würde alles dafür tun, um das wieder gut zu machen!“
„Und wozu?“
Hannes schwieg und neigte den Kopf etwas zur Seite. Sabina kehrte ihm den Rücken zu und wollte gerade weggehen, als eine lähmende Leidenschaft sie dazu zwang, sich wieder umzudrehen und ihn zu küssen.
Sie küsste ihn so le
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