She
von EviAngel
Sie sah toll aus. Die Neununddreißig sah man ihr nicht an, selbst wenn sie in vierzehn Tagen diesen denkwürdigen Geburtstag ein drittes Mal begehen würde. Sie lächelte verschämt, als sie an diese alberne Eitelkeit dachte. Die winzigen Fältchen, die die Natur als Gegenleistung für Lebenserfahrung in ihre Augenwinkel geritzt hatte, gaben ihrem Lächeln Herzlichkeit und hatten offensichtlich mit dem Alter nichts zu tun.
Wenn man sie in dem Rockcafé am Fenster sitzen sah, wäre sie auch für Anfang dreißig durchgegangen. Ihre helle Haut wirkte wie die eines Pfirsichs und ihr zart geschnittenes Gesicht erweckte den Eindruck, als sei es aus Porzellan. Hätte sie jemandem der Anwesenden erzählt, dass ihre Enkeltochter in wenigen Wochen zwei Jahre alt werden würde, es hätte niemand geglaubt.
Sie wirkte auf jeden Betrachter, als sei sie rein und unschuldig. Diese Einschätzung traf im Großen und Ganzen auch zu, jedoch erlaubte sie der Unschuld und der Reinheit ab und zu eine gewisse Auszeit zu nehmen. Manchmal ritt sie der Teufel und sie war gezwungen, jede Vorsicht über Bord zu werfen und Ausflüge in die Sünde zu unternehmen. So wie man immer wieder auf einen schmerzenden Zahn beißt um den unangenehmen Schmerz erneut zu erleben, dachte sie häufig an ihre Abenteuer und erlebte sie in Gedanken nach. Sie bezeichnete sie für sich als Ausflüge zu der dunklen Seite der Macht. Wenn ihr Mann, ihre Verwandte oder gar ihre Kinder oder auch ihre Freundin nur die entfernteste Ahnung von ihren Eskapaden hätten, sie würden es nicht glauben und wahrscheinlich nicht überleben.
Ihre Freundin war auch der Grund, warum sie sich in dieses Jugendcafé geflüchtet hatte. Hier war es laut, hier wurde sie nicht immer wieder von der Erinnerung an die heftigen Worte eingeholt, die ihr mit schriller Stimme entgegen geschleudert worden waren.
„Du bist Großmutter nun steh auch dazu. Du kleidest dich wie ein junges Mädchen, das bist du aber nicht mehr. …“ und so weiter. Bisher hatte Margarete es bei Sticheleien belassen, aber heute war der Gaul mit ihr komplett durchgegangen. Sie hatte kein gutes Haar an ihr gelassen, vor allem nicht an dem wilden Wuschelkopf, wie Margarete Shes Frisur nannte und mit der She seit Jahren zufrieden war. Margarete hatte auf ihre eigene 'Betonfrisur' verwiesen.
She konnte sich ein Lachen kaum verkneifen, als sie an Margaretes graumelierte Kurzhaarfrisur dachte, die kein noch so heftiger Wind in Unordnung bringen konnte und sie mit ihrer rötlich-blonden Mähne verglich, die jeder Windhauch neu gestalten durfte. Margarete war richtiggehend ausfallend geworden und als She sich von der Kritik nichts annahm, letztendlich entrüstet abgerauscht. She hatte erst lachen müssen, mittlerweile wurde sie jedoch von einer mittleren Depression geplagt.
„ … what a drag it is gettin' old!“, drang es aus den Lautsprechern.
Der alte Stonestitel passte exakt zu ihrer Stimmung, es stand ihr nur leider kein 'little helper' zur Verfügung.
Margarete hatte sie in einer Form beschimpft und beleidigt, die sie bisher nicht kannte. Die blitzenden Augen, die gefletschten Zähne und der geifernde Mund erinnerten sie eher an einen eingesperrten Hund, als an die kultivierte Freundin.
„... aufgetakelte alte Schachtel, die träumt, immer noch in den achtziger oder neunziger Jahren zu leben und sich wie ein Teenie benimmt. Schau mal in den Spiegel! Du bist Großmutter, also benimm dich auch so!“
Sie wusste, dass Margarete sich in einigen Tagen bei ihr entschuldigen würde, jedenfalls ging sie davon aus.
Diese Schimpfkanonade hatte dazu geführt, dass die lockere Stimmung, die von der dunklen Seite ausging und in der sie seit etlichen Tagen voller Vorfreude schwelgte, verschwunden war und Trübsinn Platz gemacht hatte. Ihre Niedergeschlagenheit nährte Zweifel, ob ihre Freundin recht hatte und sie ein spießiges Leben führen müsste, ein Leben, Margaretes gleich, eines von der Sorte, die sie immer verachtet hatte.
Sie war unsicher, ob die Erwartungen, die man wegen ihres Alters hatte, berechtigt waren. Musste man sich irgendwann seinem Alter entsprechend benehmen? Musste man eine graumelierte Beton-Frisur tragen, durch die der Wind nicht fahren und sie zerzausen durfte? Musste man in gedeckten Farben und konservativ gekleidet herumlaufen?
Oder konnte man dem Wahlspruch leben 'Man ist so alt, wie man sich fühlt'?
Ihrem Mann und ihr gefiel der Lebenswandel den sie führte, Margarete und auch ihren eigenen Kindern gefiel er nicht. Diesem kritischen Publikum alles Recht zu machen, hieße Supergirl zu sein, überlegte sie frustriert, spießiges, überspießiges Supergirl.
Sie versuchte, sich selbst aus dem Treibsand der hinunter ziehenden Gefühle zu befreien, indem sie ihre Erlebnisse hervor kramte und das Positive daraus noch einmal nacherlebte, das Verrückte, Ausgeflippte, das Ungeheuerliche, das Lustvolle, das Schmutzige und Verderbte.
Wenn Margarete von ihren Erlebnissen wüsste!
Die Erinnerung war für sie immer noch so heiß, dass sie ihre Wangen wärmten. Zum Beispiel, als die ganze Meute vom Parkplatz sich um sie drängte und die Männer ihren Trieben nachgaben, sie nahmen und sie sich nicht mehr befreien konnte. Sie bekam jetzt noch eine Gänsehaut, wenn sie an diese Wehrlosigkeit, an das brutale Genommen-werden dachte. Sie hatte sich schutz- und rückhaltlos diesen Urgewalten ausgesetzt, war ihnen begegnet, hatte selbst ihre Triebe ausgelebt. Sie hatte die Kräfte, die auf sie einwirkten genossen, von ihnen gezehrt und sie verzehrt, bis die Kräfte verbraucht waren und von der männlichen Pracht nur noch verlegene Gesichter übrig geblieben waren und sie sich stark und schön und unbesiegbar gefühlt hatte.
Schade dass sie es Niemandem erzählen konnte. Schade auch, dass sie niemals über ihre Ängste sprechen konnte, die Ängste, die sie ausgestanden hatte, bis sie die Ergebnisse des Aids-Testes vorliegen hatte.
Sie würde das Haus, in dem die wildeste aller Episoden ihren Anfang genommen hatte, wiederfinden, dessen war sie sich sicher, ganz sicher.
Sollte sie dort anklingeln und sagen:
„Nimm mich, ich bin der Frühling“?
Sie kicherte albern und schaute sich verstohlen um, ob sie etwa jemand beobachtete. Erst da bemerkte sie, dass das Rockcafé mittlerweile gesteckt voller junger Menschen war, alle Plätze waren besetzt, die Stehtische umlagert, nur an ihrem Platz saß sie allein, überall sonst drängte sich das junge Publikum.
Die Stühle, die zu ihrem Tisch gehörten, wurden mittlerweile anderweitig verwendet, ihre Tischplatte benutzten die Kids um sie herum als Abstellfläche für ihre Gläser. Die Kellnerin hatte hinter dem Tresen alle Hände voll zu tun und den Service in der Gaststube eingestellt, deswegen sah es für ein Getränk für sie schlecht aus.
Einer der Jungs aus der Clique, die um den Stehtisch nebenan auf einem Barhocker saß, bemerkte ihren suchenden Blick:
„Brauchst du was?“
Er duzte sie einfach, so ein Jüngelchen. Es war ihr recht, sie fühlte sich damit akzeptiert und zugehörig.
Eine heiße Schokolade wäre jetzt nicht schlecht, es wäre jedoch bei dem Gedränge wohl nicht realistisch zu erwarten, dass sie eine bekäme. Sie wusste nicht, was sie wählen sollte.
„Ja“, sie lächelte verzagt, „etwas zu trinken. Was trinkt ihr denn?“
„Bacardi-Red-Bull!“
Sie lächelte bejahend, der Junge gab ihre Bestellung weiter und reichte ihr nach einiger Zeit ein Glas. Sie langte nach der Tasche um es zu bezahlen, da grinste sie dieser Bube an und meinte:
„Lass stecken.“
Er drehte sich auf seinem Hocker so, dass sich seine prallen Schenkel unter der modischen Hose deutlich abzeichneten. Radfahrer oder Leichtathlet tippte sie, anders waren diese voluminösen Muskeln nicht zu erklären. Klein war er auf keinen Fall, sie konnte die hockende Gestalt nur grob schätzen. Athletisch war er, extrem jung und ziemlich groß.
„Prost“, er hob sein Glas, sie grüßte mit ihrem Drink in der Hand zurück und trank.
„Ich hab dich schon paar Mal hier gesehen,“ tastete er sich vor, „bist oft hier, stimmts?“
Sie nickte nur. Bei der Lautstärke der Musik und dem Stimmengewirr war keine Unterhaltung möglich.
„Wir haben etwas zu feiern, deswegen sind wir ein wenig lauter.“
Sie winkte ab, um ihm zu bedeuten, dass sie Verständnis habe.
„Hier, der Dennis, hat seinen ersten Autounfall überlebt, das feiern wir“, er wies dabei auf seinen Nachbarn, der ein blaues Auge und eine genähte Augenbraue stolz präsentierte.
„Ihm hat der Airbag das Handy in die Fresse geknallt, ansonsten fehlt ihm nichts. Das Auto müsstest du mal sehen.“
Er drehte sich zu seinem Nachbarn. „Dennis, Dennis!“, brüllte er ihn an. Er reichte ihr das Smartfone von Dennis, auf dessen Display ein völlig zerstörter Kleinwagen zu sehen war.
„Das war seiner. Hat er davon, wenn er während der Fahrt eine SMS schreibt. Sein Vater hat ihm schon einen Neuen bestellt.“
Sie hatte diese kräftigen Schenkel direkt vor Augen.
„Komm hier rauf zu uns, kannst meinen Hocker haben“, lud er sie ein und klopfte einladend auf die Sitzfläche.
Sie folgte gehorsam und saß mit diesen lärmenden jungen Leuten an einem Tisch, grinste verlegen in die Runde, die von ihr keine Notiz nahm.
„Wir waren eine Clique in der Schule und treffen uns immer noch“, brüllte er ihr ins Ohr,
„ich studiere in Bochum, Betriebswirtschaft. Mir ist nix besseres eingefallen, mein Onkel hat ne Firma, soll ich übernehmen. Aber erst mal studieren. Onkel meint, ich soll in die Staaten und dort studieren, aber ich weiß nicht. Ausland ist nicht so mein Ding.“
Er plapperte und plapperte in voller Lautstärke. Sie trank mit ihm, seine Clique kümmerte sich nicht um sie.
Sie fuhren mit einem Taxi zu ihm, er hatte sie gefragt und sie hatte eingewilligt.
Sie war beschwipst aber wusste haargenau was sie tat, die prallen Schenkel gingen ihr nicht aus dem Sinn.
Er hieß Kevin und war über zwei Meter groß, ein Riese.
„Wir müssen leise sein“, flüsterte er im Hausflur.
Sie schlichen sich wie Teenies durchs Dunkel, Dennis zog sie an der Hand hinter sich her. Sie fand sich in einem Jugendzimmer wieder, das von einem schmalen Bett dominiert wurde. Am Fenster stand ein Schreibtisch mit Stuhl. Eine große Menge Unterhaltungselektronik war über das Zimmer verteilt, deren Verkabelung wild verschnürt auf dem Boden lag. Die Wände waren tapeziert mit Postern von Autos, Mädchen und Sportlern.
Sie setzte sich aufs Bett, Kevin neben sich. Er sprang gleich wieder auf und besorgte etwas zu trinken, irgend etwas mit Cola. Sie war aufgekratzt von dem ungewohnten Coffein, ihre Hände zitterten, sie war angetrunken und die Lockerheit und die Hitze sangen in ihr: „Jetzt geht’s lohos, jetzt geht’s lohos!“
Kevin versuchte ungeschickt, sie zu küssen.
Sie lächelte ihn freundlich an, nahm gelassen sein Gesicht zwischen die Hände und küsste ihn ganz ausführlich. Der Junge ging ab und übernahm die Initiative. Er schien mehrere Hände zusätzlich bekommen zu haben, denn sie fühlte sich an vielen Stellen gleichzeitig berührt, gestreichelt, gepresst und erregt.
Sie war ziemlich schnell nackt und der Blitz traf sie in Form eines Zwei-Meter-Hünen, der sich über sie hermachte und sie in die Matratze seines Jugendbettes nagelte. Es war so kraftvoll, so gewaltig und so schnell vorüber, dass sie verlegen lachen wollte. Sie ließ es aber, da sie um die Empfindlichkeit der männlichen Seele wusste.
„War ich gut?“, fragte der Knabe.
Sie lachte wieder nicht.
„Das kann man nicht anders sagen, ja, sogar sehr gut“, sie knabberte an seinem Ohr.
„Der beste, den du hattest?“
Auch jetzt lachte sie nicht sondern erwiderte ernsthaft:
„Um das festzustellen, müssten wir mindestens noch eine Runde drehen.“
„Ouh!“, stöhnte der muskulöse Riese und warf sich auf den Rücken.
Meingott, was für ein Mann! Sie bewunderte den Adonis-Körper, der schweißnass in dem gedämpften Licht glänzte. Allein diese Beine. Solche starken Oberschenkel.
„Was treibst du für Sport?“
„Bis vor einem Jahr Zehnkampf, aber jetzt, mit dem Studienstress, da geht im Moment garnix. Ich fahr nur ein bisschen Rad, das ist alles.“
Sie musste unbedingt diese Oberschenkel anfassen.
Mein Gott, was für eine Muskelmasse.
Sie legte sich auf diesen wundervollen Körper, der nur aus Muskeln, nur aus Kraft und Jugend bestand.
'Mothers little Helper', sie amüsierte sich über sich selbst, über ihr Alter und über die Spießerin.
Wobei, 'little' war er nirgendwo wirklich.
'Doctor please, some more of these'
Yeah!
Sie drehten eine zweite Runde. Davon war sie so angetan, dass ihr gleich verwegene Ideen durch den Kopf spukten.
Das Kinderzimmer war ein zu begrenzter Raum für das, was ihr mit diesem Mann vorschwebte und was zu realisieren wäre.
Während ihr jugendlicher Liebhaber ruhte, rang sie mit sich. Wenn sie ihr Zuhause als Veranstaltungsort für eines ihrer Erlebnisse öffnete, lief sie Gefahr, dass ihre Passion entdeckt werden würde. Dem gegenüber standen die Möglichkeiten ihres Hauses, dessen Vorteile nach Ausräumen einiger Bedenken überwogen. Die Gefahr war riesig und deswegen tat sie es.
Sie gab ihm ihre Nummer, mit der Maßgabe, auf keinen Fall vor 8:00 Uhr oder nach 20:00 Uhr anzurufen.
Sein erster Anruf erreichte sie am nächsten Morgen um Viertel nach Sieben, während sie mit ihrem Mann am Frühstückstisch saß. Als seine Stimme aus dem Handy erklang, sackte ihr Blut vor Schreck und Aufregung in die Magengrube, sie kam sich ertappt vor und war gleichzeitig erregt von der Gefahr. Am Ohr den Liebhaber, gegenüber ihren Mann, der von der wahren Absicht ihres Gesprächspartners nichts wissen durfte und sie neugierig beobachtete.
Sie blieb äußerlich kühl:
„Wer ist dort?“
„Du weißt nicht mehr, wer ich bin?“, fragte Kevin entgeistert.
„Ach du bist es! Natürlich, hab dich nicht gleich erkannt. Wir telefonieren nach 8 Uhr, wie vereinbart, ich rufe zurück.“
„OK“, Kevin war eingeschnappt, sie lächelte verstehend.
„Wer war das?“, fragte ihr Mann interessiert.
Sie erwog nur ganz kurz, eine völlig neue Geschichte zu erfinden, jedoch die Gefahr, nahe an der Wahrheit zu bleiben, war zu verlockend:
„Kevin, ein junger Mann aus der Gruppe, wir wollen uns verabreden, um gemeinsam etwas zu erarbeiten.“
'Erarbeiten'? Sie amüsierte sich im Stillen über die Formulierung. Sie wollte mit dem schönen Jungen mehrere Orgasmen erarbeiten, sie wollte mit dem Modellathleten diverse Stellungen erarbeiten, sie wollte aus Kevin das herausarbeiten, was er als Liebhaber zu leisten imstande war.
Diese Arbeit musste, von ihr aus, nicht unbedingt heute erledigt werden, jedoch ihr jugendlicher Freund schien Eile zu verspüren. Die Vorfreude auf das Verbotene stärkte ihr Körpergefühl. Ja, ja, ja, sie würde gleich sehr verbotenen Sex haben. Die Erinnerung an die mächtigen Oberschenkel und den gewaltigen Brustkorb verursachte ein mulmiges Gefühl.
Ja, ja, ja!
Sie konnte ihrem Mann nicht in die Augen schauen, deswegen fixierte sie die Butter.
„Kenn ich den?“, ihr Mann fragte höflich nach, er schien mit der Planung seines eigenen Tages beschäftigt zu sein.
„Weiß nicht“, erzählte sie der Butter beiläufig, träufelte Honig auf ihre Brötchenhälfte und während sie hinein biss zeigte sie ihrem Mann die Augen.
Sie fuhr mit vollem Mund fort der Butter zu erzählen:
„Es ist der Enkel einer Bewohnerin, ich komm jetzt nicht auf ihren Namen. Er ist erst kurz dabei, nee, ich glaub nicht, dass du ihn kennst. So eine Kante! Studiert Betriebswirtschaft.“
„Und der engagiert sich für Demenzkranke?“
Kevin engagierte sich ganz sicher nicht für Demenzkranke, was für ein amüsanter Gedanke. Kevin sorgte sich um sein Sexleben, um sonst nichts und sie interessierte auch nicht sein soziales Engagement, sondern seine herausragenden Fähigkeiten als Hengst. Sie wollte heute schauen, wie er sie im Swimming-Pool verwöhnen könnte, eventuell auch die Sauna oder den Fitnessraum testen. Die Erwartung ausgefallenen und ausgedehnten Sexes ließ eine Hitzewelle durch ihren Körper wallen, ihre Wangen wurden warm.
„Durch seine Oma ist er öfter da“, erfand sie das Märchen vom aufmerksamen Enkel Kevin, „Wenn sie uns verlässt, wird auch er uns verlassen, denke ich.“
Kurz nach Acht rief sie zurück.
„Sorry“, er klang zerknirscht, „Wir hatten nach Acht verabredet, aber ich konnte nicht warten. Ich muss dich sehen.“
'Ich muss dich ficken!', berichtigte sie im Stillen und wurde rot.
Eine halbe Stunde später öffnete sie ihm die Türe.
Es war ein Leichtes für sie, ihn mit Kühle in der für ihn fremden Umgebung auf Distanz zu halten. Sie lockte ihn in die Küche an ihren Frühstückstisch und nötigte ihn zu einer Tasse Kaffee, die er nicht anrührte. Zu essen lehnte er ab.
Er schaute sie an, wie sie ihm hochgeschlossen gegenüber saß. Sie wünschte sich, dass er ihr die Kleider vom Leibe riss und sie auf dem Tisch rammelte, jedoch war er für eine solche Aktion durch das fremde Haus und ihre Kühle zu sehr eingeschüchtert.
Wie er auf dem Platz ihres Mannes saß, wurde seine riesige Statur erst richtig deutlich.
Sie zwängte sich am Tisch vorbei auf seinen Schoß und durchwühlte seine Haare. Er küsste sie schüchtern.
„Ich hab nichts drunter“, gab sie ihm die Richtung vor, die sie sich vorstellte.
Darauf tobte der Tornado los, er überprüfte ihre Behauptung umgehend, schob ihr das Kleid hinauf bis über de Brüste, warf sie mit der Schulter in die Butter und knallte sie mit der ihm eigenen Kraft und Heftigkeit auf dem Tisch.
Es war wunderbar, ganz wunderbar: Diese Urgewalt, diese ungezügelte Energie, dieses Ungestüme! Sie spornte ihn mit lauten Rufen an, ließ sich anstecken von seiner Wildheit, erwiderte seine Leidenschaft, wollte es jetzt erleben, jetzt!
Leider wieder zu schnell vorüber.
Sie führte ihn an der Hand.
„Komm“, rief sie unternehmungslustig. Splitternackt, ausgelassen wie ein junges Mädchen, zog sie ihn ins Schwimmbad.
Aufkeimenden Trübsinn wegen ihrer Mädchenhaftigkeit erstickte sie im Keim, sie warf sich ins Wasser und zog Kevin gleich mit. Der verweigerte sich so lange, bis er sein T-Shirt über den Kopf gezogen hatte und kam mit einem Hechtsprung gleich in ihre Arme.
Sie küsste ihn leidenschaftlich, kletterte an ihm empor und umklammerte ihn mit den Beinen.
Sie wollte nicht vernünftig sein, nicht erwachsen-distanziert, sie wollte die unbeschwerte und unmittelbare Hitze erleben, jetzt, hier.
Er ließ sich nach vorn fallen, tauchte sie unter, sie hielt an ihm fest.
Wenn er sie ertränken wollte, dann sollte es so sein. Jetzt und hier zu sterben wäre nicht das Schlechteste. Sie wäre weg, ganz weg. Keine Routine mehr, kein weiterer Alterungsprozess, keine Rechtfertigungen, keine Abenteuer, dies hier ihre letzte Sünde, endgültig.
Verführerisch.
Ihr jugendlicher Freund erhob sich, nahm sie mit aus dem Wasser, zurück ins Leben.
Sie aßen sich fast auf mit ihren leidenschaftlichen Küssen, er nahm sie am Beckenrand und in der Sauna und dort, endlich, erlebte sie ihren Orgasmus. Die Welt verschwand im Glück das wie ein Feuerwerk explodierte und ihr das Bewusstsein raubte. Schwer atmend meldete sie sich in der Gegenwart zurück. Sie kam sich vor wie ein Vanillekipferl, mürbe, ausgebacken, süß und lecker. Atemlos lachte sie ihn an.
Ihr jugendlicher Held verharrte im Liegestütz und schaute ihr andächtig zu.
„Wow!“, meinte er bewundernd, „Das war ein Orgasmus.“
Sie lächelte glücklich. Ja, das war ein Orgasmus.
Sie schaffte Ordnung hinter Kevin, ruhte eine Stunde und machte sich dann auf in den Fitnessraum. Um mit dem Jungen mithalten zu können, brauchte sie Kondition und sie hatte, bei kritischer Betrachtung, einige Stellen an ihrem Körper entdeckt, die nicht so straff waren, wie sie es sich wünschte.
Ihr Mann fand sie abends auf der Hantelbank sitzend, ausgelaugt und verschwitzt nach ihrer zweiten Trainingseinheit an diesem Tag.
„Was treibst du denn hier?“, fragte er überrascht.
„Ach, frag mich nicht“, winkte sie ab.
„Wie war dein Tag?“, stellte sie ihre rituelle Frage, wenn er von der Arbeit kam.
„Ach, frag mich nicht“, bekam sie eine Retourkutsche. Er grinste, betrachtete sie nachdenklich.
„In einer halben Stunde Abfahrt zu Achmed? Oder zum Toni? Oder zum Kovi?“
„Kannst du Gedanken lesen?“, fragte sie ihn freudig überrascht.
„Deine schon“, meinte er trocken.
'Wenn du wüsstest', war ihr spontaner Gedanke.
„Kovi wäre toll.“
„Gebongt.“
In ihrem Lieblings-Steakhouse fragte er sie:
„Was treibt dich in den Fitnessraum? Wechseljahre? Midlifecrisis?“
Sie schaute konsterniert. Wechseljahre? Sie? Unmöglich! Jetzt noch nicht.
Midlifecrisis? Achwas.
„Ach, frag mich nicht“, sie lachten beide. Das war das Wunderbare, ihr Mann war auch ihr bester Freund.
Er schlief an dem Abend mit ihr und brachte sie mühelos in den siebten Himmel. Sie scherzten noch und schliefen eng umschlungen ein. Das war mit einem anderen Mann undenkbar.
Sie wachte nach kurzem Schlaf wieder auf.
Was machte sie eigentlich? Sie riskierte ihre Ehe. Für was? Sie hatte alles, alles was man sich wünschen konnte. Die Gefahr? War es die Gefahr, die sie suchte?
Was für ein Unsinn.
Gleich morgen wollte sie Kevin in den Wind schießen.
Gleich morgen.
Sie kuschelte sich an ihren Mann und schlief weiter.
Sie saßen beim Frühstück, jeder einzelne ihrer Muskeln schmerzte, aber sie fühlte sich gut und voller Spannkraft und Lebensfreude.
„Hast du Angst, dass du nicht knackig genug bist?“, fragte er unvermittelt, ganz harmlos, während er Leberwurst auf sein Brötchen strich.
„Wie meinst du nicht knackig genug?“, fragte sie misstrauisch.
Er aß sein Brötchen, schaute sie nicht an.
„Wo zum Beispiel? Für wen zum Beispiel?“, ihr Ton wurde ungewollt aggressiver.
Wusste er etwas? Ahnte er etwas? Sie würde etwas ahnen und sie hatte auch schon geahnt, war noch gar nicht so lange her, die letzte Ahnung. Sie ging davon aus, dass ein Mann nicht bemerkte, wenn seine Frau, äh, außerhalb, äh, Erlebnisse hatte, aber das war ein Vorurteil, von dem sie nicht wusste, inwieweit es begründet war.
„Für mich zum Beispiel.“
'Puh!', die Antwort erleichterte sie.
„Findest du mich nicht knackig genug?“, versuchte sie ihn in die Defensive zu drängen.
„Heh, heh, heh“, er lachte gekünstelt. Mit Aggressivität kam sie bei ihm nicht weiter, Gelegenheit, das zu lernen hatte sie in den letzten 23 Jahren genug. Auch, dass er morgens immer so ekelhaft ausgeruht und tatendurstig war.
„Bin ich für dich knackig?“, versuchte sie die Wogen zu glätten.
„Für mich schon, sogar sehr knackig“, antwortete er und biss in sein Brötchen.
„Für wen bin ich denn nicht knackig?“, sie musste wissen, ob er etwas ahnte. Oder wollte er sie in eine Falle locken?
„Keine Ahnung“, meinte er geduldig, „sag du es mir, du musst doch wissen, für wen du dich so anstrengst.“
Er ahnte anscheinend nichts, gottseidank.
„Margarete lästert immer, sie hat mich eine abgetakelte alte Schachtel genannt, die sich wie ein Teenie gibt.“
„Deswegen strengst du dich so an?“, fragte er erstaunt. Sein Gesichtsausdruck änderte sich schlagartig, er schaute verschmitzt und raunte verschwörerisch: „Wenn abgetakelte alte Schachteln so aussehen wie du, dann bekenne ich mich als Fan abgetakelter alter Schachteln.“
Sie hätte für ihn töten können, so sehr liebte sie ihn in diesem Moment.
„Wenn du weiterhin so schaust, Süße, dann vergesse ich meinen Termin und schleppe dich ins Schlafzimmer!“
Sie schaute weiter so und er schleppte sie ins Schlafzimmer und schlief mit ihr.
Sie blieb liegen, als er aufbrach um zur Arbeit zu fahren.
Kevin rief an. Sie fühlte sich außerstande, seiner Jugendlichkeit heute Morgen zu begegnen, sie vereinbarte ein Treffen für den nächsten Tag.
Außerdem wollte sie ihn in den Wind schießen.
Jedoch wollte sie ihn nicht jetzt, nicht am Telefon von ihrem Entschluss unterrichten.
„Musst du denn nicht studieren?“, fragte sie.
„Ach, das kann ich mir einteilen. Die Mindestzahl an Scheinen hab ich bereits, passt schon. Ich bin ganz in deiner Nähe, kann ich kurz auf einen Kaffee hereinkommen?“
Sie dachte an die massiven Schenkel, an die Kraft und die Herrlichkeit.
„Aber nur ganz kurz, ich muss gleich weg“, ließ sie sich breitschlagen.
'Ganz kurz' wurde zu ihrem allerersten, extrem wilden Akt im Hausflur. Sie wurde genommen, geschüttelt, gerammelt und bestens versorgt.
„Du liebe Güte!“, brachte sie hervor, als sie ihrem Lover einen Abschiedskuss aufdrückte.
Ihre Knie zitterten.
„Und tschüss“, meinte Kevin nur und verschwand.
Sie musste nach dem erlebten Vulkan erneut ruhen. Eine Ruhepause nach der Liebe hatte sie noch nie nötig, nicht in dem Maße.
Während des Ausruhens fasste sie einen Entschluss und verwarf einen anderen.
Sie musste an ihrer Fitness arbeiten wenn sie mit dem Jungen mithalten wollte. Entschlossen machte sie sich wieder im Fitnessraum zu schaffen.
Ihrem Mann tischte sie ein Abendessen auf, dass der aus dem Staunen nicht herauskam.
„Hast du ein schlechtes Gewissen oder womit rechtfertigst du das hier?“, ihr Mann versuchte den Beweggrund für den Luxus zu erraten, er wedelte mit seiner Hand über den außergewöhnlich dekorierten Tisch.
Sie lachte, weil seine Bemerkung berechenbar war und sie sie vorausgesehen hatte.
„Nalogo, Schatz“, sie schmuste sich bei ihm an und küsste ihn, „Ich hatte heute zehn nackte Neger zu Besuch. Wenn die Nachbarn dich drauf ansprechen, weißt du Bescheid.“
„Man sagt nicht Neger“, meinte er strafend und schaufelte sich Delikatessen auf den Teller.
Kevin rief an, als sie im Bad stand und sich bettfertig machte:
„Ich muss dich sehen!“
„Ist es vor 20:00 Uhr?“
„Nein, es ist nach 22:00 Uhr, aber ich muss mit dir sprechen.“
„Das muss bis morgen warten.“
„Nein, es muss jetzt sein. Wenn du nicht kommst, stelle ich mich vor deine Haustüre und hupe so lange, bis alle Nachbarn auf der Straße stehen.“
Sie schlüpfte in sein Auto, das um die Ecke auf dem Parkstreifen stand.
„Du spinnst wohl“, begrüßte sie ihn sauer.
Er wurde gleich handgreiflich. Sie ließ ihn machen und blieb stocksteif sitzen, auch seinen Kuss erwiderte sie nicht.
„Nu sei doch nicht so“, schmollte er.
„Hör mal zu mein Freund, ich bin nicht zu deinem Spaß auf der Welt. Wenn du dich nicht an die Spielregeln hältst, dann werden wir nie mehr Kontakt miteinander haben. Und denke nicht, dass du mich erpressen kannst, mein Lieber, dann lernst du mich kennen, das verspreche ich dir!“, sie redete sich in Rage.
„Heh, komm, sei doch nicht sauer. Ich lieb dich doch, da muss ich dich einfach manchmal sehen.“
„Ruf nie mehr an, verstanden?“, ordnete sie im Befehlston an, sie war außer sich.
„Machst du jetzt Schluss?“, fragte er zaghaft und schaute sie unsicher von der Seite an.
„Wonach hört sich das denn an?“, fragte sie, immer noch laut, jedoch durch seine devote Haltung besänftigt.
Er saß da mit hängendem Kopf, die Realität riss ihn aus den Träumen.
„Och komm, bitte. Bittebitte! Du liebst mich doch auch“, er bettelte wie ein junger Hund.
„Wenn auch, ich bleibe beim Nein. Wenn du die neue Regel beachtest, rufe ich dich an.“
Sie fügte an:
„Vielleicht.“
Eine solche Mutter-Kind-Diskussion war nicht das, was sie sich erträumt hatte.
„Wann rufst du mich an?“, fragte er hoffnungsfroh.
„Das hörst du am Klingelzeichen, jetzt fahr nach Hause und du gehst morgen zur Uni, sonst wirst du mich nie mehr anfassen. Verstanden?“
Sie sprang aus dem Auto und ging.
„Was war denn?“, fragte ihr Mann schlaftrunken.
„Ach, Gitte und ihre blöden, dämlichen Probleme“, redete sie sich heraus. Ihrem Mann standen Gittes Probleme im Hals und die würde er bestimmt nicht anrufen, um den Wahrheitsgehalt ihrer Ausrede zu kontrollieren.
„Gitte?“, fragte ihr Mann noch und war eingeschlafen.
Sie hingegen fand keine Ruhe. Die Aktion von Kevin vorhin war nicht das, was sie gebrauchen konnte. Ein schmollender Jüngling, der sich als Stalker verstand oder als unentbehrlicher Macho dem niemand widerstehen konnte oder ... egal was ihn trieb, es ging ihr gegen den Strich.
Sie lag noch lange wach und regte sich auf und es dauerte Stunden, bis sie sich abgeregt hatte und schlafen konnte.
Am nächsten Tag hörte sie nichts von ihrem jugendlichen Liebhaber, musste sich allerdings einige Frotzeleien ihres Angetrauten am Frühstückstisch gefallen lassen.
„Ich hab gehört, dass eine Drücker-Kolonne im Anmarsch ist, Zeitschriften! Die requirieren ihre Mitarbeiter im Kamerun. Bereite dich schon mal drauf vor.“
„Mh“, meinte sie schlagfertig sein zu müssen, „da muss ich doch mal meinen Bestand an Präsern kontrollieren. Wie viele sollen das denn sein?“
Sie prusteten gleichzeitig los. So war es schön, so locker und ungezwungen, es war so wie früher.
Vielleicht ahnte er etwas und gab sich entsprechend mehr Mühe. Oder sie wirkte attraktiver, weil jemand anderer sie ebenfalls begehrte.
Oder sie gab sich ausgeglichener, lockerer, weil sie Alternativen hatte. Egal warum, ihr Zusammenleben gefiel ihr.
Sie schaute sich im Internet das Vorlesungsverzeichnis von Dennis' Uni an. 10:30 war die Zeit, in der sich alle Studiengänge mitten in einer Veranstaltung befanden, sie rief ihn an.
Er meldete sich flüsternd.
„Ich versteh nicht, wer ist da?“, fragte sie überflüssigerweise.
„Hier ist Kevin.“
„Kevin, bist du dran?“, schrie sie in ihren Apparat.
„Ja“, die schiere Verzweiflung schwang in seiner Stimme mit.
„Ist die Verbindung so schlecht?“
„Nein, die Verbindung ist gut, ich kann nur nicht sprechen.“
„Hallo? Kevin? Hörst du mich?“
„Ja! Ja! Ja! Was ist denn?“
Sie fand, dass sie ihn genug auf die Folter gespannt hatte, nun der zweite Teil.
„Kevin?“
„Ja?“
„Ich bin so geil“, sie sprach so, wie sie dachte, dass es sich verrucht und geil anhörte.
„Oh nee“, stöhnte er.
„Kannst du herkommen?“, fragte sie in dem verruchten und geilen Tonfall.
„Ja, heute nachmittag, es ginge um ...“
„Bist du verrückt?“, unterbrach sie ihn entsetzt, „Jetzt! Es muss jetzt sein! Heute Nachmittag ist es zu spät! Ich bin jetzt geil!“
„Telefonieren Sie etwa? Schalten sie sofort ihr Handy aus!“, hörte sie eine autoritäre Stimme im Hintergrund, die Verbindung wurde unterbrochen.
Sie kicherte schadenfroh vor sich hin.
Kevin rief an.
„Wo bist du?“, fragte er herrisch.
„Ich bin hier, wo bist du?“
„Ich steh draußen vor deiner Tür, mach auf!“
Sie lachte ihn aus.
„Ich sitze im Café auf der Kö. Tu mir den Gefallen und mach keinen Krach, ok? Nicht dass sich die Nachbarn gestört fühlen.“
„Wo bist du? Wieso bist du nicht zu Hause? Ich denke, du bist so geil!“
„Das war ich heute morgen, aber da hattest du keine Zeit für mich. Geh jetzt bitte aus der Leitung, ok?“
Abends rief er wieder an, sie bereute sehr, ihn so nah an sich heran gelassen zu haben und nahm sich wieder vor, ihm den Laufpass zu geben.
Sie vereinbarte einen Telefontermin am nächsten Morgen, um 8:15 Uhr.
„Um 8:14 ist mein Telefon noch ausgeschaltet und um 8:16 ist es wieder ausgeschaltet, ok? Wenn du nicht um 8:15 anrufst, dann brauchst du überhaupt nicht anzurufen, capito?“, sie imitierte eine Jugendliche und kam sich für einen Moment jung vor.
„Na, nu mach mal nicht die Welle, sowas wie mich kriegst du nie mehr wieder!“, meinte ihr jugendlicher Stecher. Er wurde sauer. Sie erwog, ihn soweit sauer werden zu lassen, dass er von sich aus die Verbindung abbrach, nahm davon jedoch vorerst Abstand.
„Wenn du das meinst, dann brauchst du morgen um 8:15 nicht anzurufen, dann hat sich das erledigt. Ganz einfach.“
„Du liebst mich doch!“, rief er und hörte sich dabei verzweifelt an.
„Bis morgen“, meinte sie rigoros und beendete das Gespräch.
Am folgenden Tag auf die Sekunde genau meldete er sich. Sie verabredete ein weiteres Telefongespräch am darauf folgenden Morgen, ebenfalls 8:15, ebenfalls die strenge Maßgabe.
'Wollen wir doch mal sehen!', dachte sie.
Er rief pünktlich am nächsten Morgen an. Sie ließ sich auf ein kurzes Gespräch ein, aber zu keiner weiteren Aktion überreden. Sie beendete zu seiner Enttäuschung das Gespräch abrupt.
Es war ihr klar, dass Kevin eine Belohnung brauchte und auch verdient hatte. Sie hatte ebenfalls eine Belohnung der Kevinschen Art nötig, wie sie sich eingestand. Wenn sie an diese Schenkel, an diese wilde unbändige Kraft und die ungezügelte Leidenschaft dachte, dann wurde ihr ganz anders.
Sie rief ihn um 10:30 Uhr an. Zu ihrer Überraschung antwortet er ganz locker, war offensichtlich nicht in einer Vorlesung.
„Nöh, sitz mit ein paar Kommilitonen in der Altstadt und flippern. Was isn?“, fragte er sehr locker. Sie überwand sich und sagte das, was sie sagen wollte, obwohl die Situation eine ganz andere war, als sie sie sich vorgestellt hatte und für die sie diese Ansprache erdacht hatte.
„Ich bin ganz schauderhaft geil. Kannst du kommen?“
Sie hatte die Absicht gehabt, ihn damit in der Vorlesung aus dem Konzept zu bringen, er jedoch antwortete:
„Oh? Echt jetzt?“, und schien wirklich überrascht.
„Ja“, flüsterte sie in der Tonart, die ihrer Meinung nach ihre Behauptung untermauerte.
„Okay, bin unterwegs“, meinte er trocken und beendete das Gespräch.
Sie war von dem Gefühl, das sie für sich nicht beim Namen nennen, ihm aber unverblümt vorlügen konnte, fast gelähmt. Dieses unaussprechliche Gefühl, das sie keinesfalls benennen konnte und das ihr als erwachsener Frau nicht widerfahren konnte, nicht durfte, überrannte sie. Es machte ihr weiche Knie. Sie würde ES gleich jetzt erleben, er, Kevin, Zweimeterathlet, würde über sie kommen wie eine Naturgewalt.
Ihre Knie zitterten, es machten sich in ihrem Magen Schmetterlinge bemerkbar. Sie schaute in den Spiegel. Ohgott, wie sah sie überhaupt aus? Wie lange brauchte er von der Altstadt bis zu ihr? Wieviel Zeit blieb ihr, um sich zurecht zu machen?
Ohgott!
Sie fand einen Kompromiss, indem sie sich bei geöffneter Badezimmertür vor den Schminkspiegel setzte. Sie trug als einziges Kleidungsstück ein durchscheinendes, kurzes Negligé.
Die Haustüre hatte sie angelehnt, hoffend, dass nicht ausgerechnet jetzt die Drückerkolonne aus dem Kamerun anrücken werde. Sie griente bei dem Gedanken und dachte darauf: 'Warum eigentlich nicht?' Sie kicherte wiederum.
Wahrscheinlich würde Kevin bei ihrem Aufzug nicht bemerken, dass ihr MakeUp nicht fertig war.
„Hallo?“, meldete er sich von der Schwelle der Haustüre aus. Sie antwortet nicht, sondern tuschte sich konzentriert die Wimpern.
„Ach hier bist du, wieso antwortest du nicht?“, sprach er von der Tür aus, als er sie endlich gefunden hatte. Dann realisierte er ihren Aufzug.
„Mein Gott“, meinte er und betrat den Raum, „Du scheinst ja tatsächlich …“
Dann nahm er Besitz von ihr. Sie fühlte sich gepackt, gehoben, getragen, ungestüm geküsst.
„Wo geht es denn hier zum Bett?“
Sie leitete ihn. Am Ziel angekommen, warf er sich in voller Montur auf sie, aß sie beinahe auf. Sie aß ihn, er aß sie.
Ihr Mund wurde umgehend wund von seinem Bart, von der Heftigkeit, mit der sie beide ihrem Verlangen Ausdruck gaben. Das unsagbar wohlige, ordinäre, unaussprechbare Gefühl überschwemmte sie. Es nahm alles mit fort, Anstand, Hemmung und Sitte. Sie packte mit Schwung und Wollust den Wonneproppen aus, betrachtete ihn, reizte ihn mit der Hand, jenseits von Sitte und Anstand. Sobald sie den erregenden Lustspender oder er ihre Lippen berührte machte es 'Klick' in ihrem Kopf und sie tat Dinge, die sie nie tun würde, sie sagte Worte, die sie nie sagen würde. Kevin war sprachlos und hin und weg von dem, was sich ihm eröffnete.
Sie fühlte sich göttlich, teuflisch, menschlich, nur Frau. Bereit sein, es, ihn, Kevin, den göttlichen, immer aktiven, immer überschwänglichen Kevin, geschehen lassen, machen lassen, ihn lenken, selbst aktiv sein, sich ihm öffnen, ihn geschehen, ihn passieren lassen, ihn empfangen, ihn fühlen, nur fühlen, seine Nähe spüren, seine Kraft empfangen, seine Wärme, seine Hitze spüren, seine Lust spüren, die er sich an ihr verschaffte, selbst von Lust überwältigt werden, krampfen, schreien, krallen, alle Beherrschung verlieren, letztendlich gegen die Decke knallen.
Sie kam auf dem Boden der Tatsachen wieder zu sich, schwitzend, schwer atmend, fertig, absolut fertig, befriedigt, erledigt.
„Boh eh!“, sagte jemand neben ihr, „Geil eh! Das werd ich vermissen, leckofanni.“
Der Nachhall ihrer Gefühle hatte nicht nur ihre Atmung, Lunge, Herz und Kreislauf, sondern auch ihre Gedanken mit Beschlag belegt. Die Jugend und die Sportlerkraft hatten sie fertig gemacht.
Das wollte sie haben, das wollte sie nicht mehr missen. Um das zu erhalten würde sie alles tun.
Sie brauchte nur einen Anruf zu tätigen und 20 Minuten später gab es den geilsten Sex aller Zeiten.
Das war der wahre Luxus.
Wofür brauchte sie ein Cabrio und einen SUV? Das war kein Luxus, das war Verschwendung.
Der geile Sex jetzt, das war Luxus, Luxus pur. Dafür benötigte man nur ein Bett, na, und Kevin.
'Die tollen Dinge im Leben sind billig', dachte sie und kicherte.
„Heute Abend geht’s noch ab“, meinte Kevin.
„Abends kann ich nicht, da ist mein Mann hier“, antwortete sie. Sie war immer noch beseelt von diesem Gefühl, dem Gefühl, dass ihr befahl, seinen einschrumpelnden Penis erst in die Hand und dann in den Mund zu nehmen, obwohl er so roch wie er roch und obwohl er so aussah, wie er nach der Beanspruchung aussah.
„Boh eh!“, stöhnte Kevin, „Geil eh!“
Sie empfand exakt ebenso, jedoch war sie zu beschäftigt, um außer Wonnegeräuschen noch etwas von sich zu geben.
Als der Lustbolzen auferstand, fand sie seine Dimensionen göttlich, wunderbar, erfüllend. Die Reaktion, der immer heißer werdende Blick des damit verbundenen Mannes war höchst erregend. Der Junge ließ es sich gern gefallen, was sie mit der Zunge zu leisten imstande war.
„Yes!“ sagte sie, als sie von der Übung genug hatte. Sie schwang sich bei ihrem jungen Lover in den Sattel, führte sich das göttliche Glied langsam, langsam ein und verharrte darauf mit entzücktem Gesichtsausdruck. Es dauerte einige Zeit, bis sie dieses Gefühl und diesen Zustand ausgekostet hatte. Als sie so weit war, öffnete sie die Augen und betrachtete mit verschleiertem Blick ihren jungen athletischen Gespielen. Sie bewegte das harte Glied in sich um wenige Millimeter hinaus, ganz langsam, die wenigen Millimeter wieder hinein, ganz langsam und genießerisch. Langsam hinaus und wieder hinein, millimillimeterweise.
„Oh ist das geil“, flüsterte sie und legte sich auf ihren Lover, berührte ihn, streichelte ihn mit ihren Brüsten. Dabei millimillimeterweise rein und raus.
Dem jugendlichen Ungestüm ging das anscheinend zu langsam oder es war ihm nicht energisch genug. Er packte seine Geliebte, wälzte sie beide herum, bog eines ihrer Beine, bis das Knie ihre Stirn berührte und knallte die Bettgenossin in dieser angespannten Stellung. Die große Kraft, die hohe Geschwindigkeit mit der er seinen Pin, seine Hüfte zu ihrer Hüfte bewegte, der sexuelle Druck, den ihr Lover ausübte und die Stellung, die sie zur Nehmenden machte und zur Bewegungslosigkeit verdammte, löste in ihr ein unerhörtes Lustgefühl aus. Der heranrasende Orgasmus ließ sie keuchen und stöhnen, sich willenlos dem Rausch der Gefühle hingeben.
Der nahende Höhepunkt lähmte sie komplett, ihre Atmung, ihren Verstand, nur das Herz raste. Im Kopf begann es zu rauschen, es explodierte unter der Schädeldecke. Die Raserei in ihrem Unterleib, das Pochen, die hämmernde Hüfte sandte ihre Impulse unausgesetzt aus, raste, trieb sie weiter in die Lust, Kevin war noch nicht so weit. Die Urgewalt und ihre Hilflosigkeit setzten sich fort. Die Lust behielt das Kommando, ihr ordnete sie sich unter. Kevin begann zu jammern, stöhnte laut und ergoss sich.
„Leck mich am Arsch!“, meinte er keuchend.
„Das ist so geil!“, rutschte es ihr heraus, sie küsste ihren jugendlichen Lover hemmungslos, fasste das liebe Gesicht und küsste und küsste, „Du bist ein so starker Hengst“, fuhr sie leiser fort. Sie streichelte seine Wange.
Kevin griente schief.
Mit weichen Knien ging sie zum Bad, um sich zu säubern. Sie war sich nicht sicher, ob sie Fisch war oder Fleisch oder Pflanze oder Venusmuschel, sie war mindestens Dreierlei. Ihr Verstand war ohne Zweifel weg, vervögelt.
Sie kontrollierte ihr Aussehen im Schminkspiegel. Mit dem wenigen MakeUp war jedoch alles in Ordnung, kein Wunder.
Kevin kam herein und staunte sie an.
„In dem Fummel siehst du vielleicht geil aus!“
Er rieb seinen Penis.
„Bleib mal so stehen“, befahl er. Sie stützte sich auf der Tischplatte ab, fremd jeder gesellschaftlichen Stellung, fern jeder Verantwortung als Ehefrau und Mutter. Sie war einfach Weib, schmachtendes, unanständiges, nach Sex rufendes, wildes, ungehöriges fortpflanzungswilliges Weibchen. Sie öffnete bereitwillig die Beine, drückte ihr Kreuz durch und bot ihm ihre saftglänzende Frucht zur Befriedigung an. Er näherte sich ihr, packte das Fleisch und schob sich ein.
Für sie war diese jugendliche Potenz unfassbar und unbegreiflich, jedoch fern ihrer wirklichen Gedanken und Gefühle. Sie beobachtete ihn im Spiegel, wie er ihre Hüfte packte, seinen harten und heißen Speer in ihre immer noch bereite Liebesmuschel rammte und sie mit wiederum hoher Frequenz zu vögeln begann.
„Meingott ist das geil!“, rief er. Auch er beobachtete sie und sich im Schminkspiegel. She konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten, gab sich in seine Hände, überantwortete ihm wieder einmal ihr Leben. Der junge Stecher rammte sie in den siebten Himmel, von dort ging es weiter in die unendlichen Sphären der Lust. Ihr Bewusstsein machte nicht mehr mit, gesteuertes Denken und Handeln schaltete sich ab, sie war reines Lustobjekt, Objekt seiner und ihrer Begierde, schoss sie in das Lustnirvana, hinein in die Unwirklichkeit der Welt der Orgasmen.
Mit einem Schrei löste sich bei ihm der neue Spermienschwarm, er pumpte drei-viermal, kickte sie damit noch einmal über den Gipfel. Er verharrte kurz und ließ von ihr ab.
Sie blieb mit dem Oberkörper, geschafft, am Ende ihrer Kräfte, in den Schminkutensilien liegen, die Wange auf der Tischoberfläche, ihr keuchender Atem beschlug den Spiegel. Die Beine bestanden aus schlaffem Gummi und waren nicht mehr in der Lage, sie zu tragen. Nach geraumer Zeit huschte sie zu Kevin in die Duschkabine und umarmte den riesigen Jungen.
„War echt geil, meine Güte“, meinte er, „war mein Abschiedsbesuch.“
Sie hatte das Ohr an der Brust des Riesen und lauschte seinem Herzschlag, das Wasser rauschte über sie beide hinab. Durch das anliegende Ohr verzerrte sich seine Stimme, sie dachte, nicht richtig verstanden zu haben.
„Bitte?“
„Ja, ist mein Abschiedsbesuch. Ich wollte es auch nicht glauben. Heute Abend geht mein Flieger. Onkelchen hat mir einen Studienplatz in Philadelphia verschafft. Soll sogar ne Elite-Uni sein. Phylli ist ne bedeutende Stadt in den Staaten, in der die Unabhängigkeitserklärung …“
Sie hörte dem Jungen nicht zu. Die Nachricht ließ ihre Knie zittern, sie hielt sich an dem Riesen fest.
Erst eine halbe Stunde nachdem er sie verlassen hatte, kam ihr zu Bewusstsein, dass dieses ihr letztes Zusammentreffen der überirdisch-kraftvollen Art gewesen war. Sie verdrückte ein paar Tränchen, weil sie ihn nie-nie-niemals wiedersehen würde, empfand jedoch auch Erleichterung. Die Gefahr war damit aus dem Haus. Die Gefahr, dass ihre Passion erkannt würde, war gebannt.
Sie bezog die Betten neu, räumte das Bad auf, legte sich unter die Sonnenbank, kochte und wartete auf ihren Mann. Ihre Episoden hatten immer ein Ende und diese hatte ihres jetzt, heute.
Kommentare
(AutorIn)
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Danke dass du meine Geschichte ausgewählt hast.
Dieses ist der zweite Teil einer Fortsetzungsgeschichte.
Du erkennst die Folgen daran, dass dem Titel der Geschichte immer ein 'She' vorausgesetzt wird. Die Admins oder die Einleser bekommen es anscheinend wegen des großen zeitlichen Abstandes zwischen den Episoden nicht mit, dass es eine Story ist.
Wenn jemand die ganze Geschichte im Zusammenhang lesen möchte, hier die Episodennamen und das Erscheinungsdatum. Die ersten beiden Episoden heißen dummerweise auch beide nur 'She', bitte auf das sevac-Erscheinungsdatum achten:
She 1 - 16.03.2012 Eine Frau auf Abwegen
She 2 - 03.07.2013 Mothers little helper
She 3 - Frischfleisch 05.01.2016
She 4 - Schulung der Lehrerin 11.02.2016
She 5 - Verkauft! 18.04.2019
She 6 - Vivienne und 5 Freunde 13.9.2019
She 7 - Der erste Seitensprung 14.6.2019
Viel Spaß
Vielen Dank fürs Lesen, über eine Bewertung und einen Kommentar freue ich mich besonders.
Wenn du mit mir chatten möchtest, so kannst du das unter https://www.facebook.com/evi.engler
Viel Spaß mit meinen Geschichten.
Evi Engler :-)«
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die emotionalen aufzählungen waren mir in gänze etwas zu üppig, ansonsten habe ich deine geschichte gerne gelesen.
vielen dank.«
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Erfahrung gegen Jugend - Gejagter oder Jäger. Nur die Zeit tauscht im Leben oft die Rollen.
Kompliment!!!«
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