Skandal im Wellness-Hotel
von MarcLelky
Kapitel 1 – Der Hausbrauch
Susanne überlegte, ob sie ein Taxi nehmen sollte, doch so groß und schwer war ihr Koffer nicht. Noch dazu schien das Klima tatsächlich einen Hauch milder als in der Stadt zu sein, wo von der Winterkälte auch nicht mehr viel zu spüren war. Sie drehte sie sich um und ließ ihren Blick von der verwitterten Holzkonstruktion des kleinen Bahnhofs in Richtung des Fußweges gegenüber schweifen. Entlang einer großen Wiese schlängelte er sich die Anhöhe hinauf, wo sie am Waldrand ihr Hotel sehen konnte. Es nannte sich „Wellness-Oase“, wurde erst vor wenigen Jahren eröffnet und hatte die Besonderheit, dass es sich nur an Damen wandte.
Mit ihren 28 Jahren hatte sie bereits viel erlebt. Nicht nur bei ihrer Tätigkeit als Beraterin, wo sie den Leuten half, ihre privaten Probleme in den Griff zu bekommen. Viele persönliche Tragödien waren ihr auf diesem Weg begegnet, doch sie schaffte es meistens, die nötige professionelle Distanz zu bewahren. Es waren mehr die Schwierigkeiten mit ihrem Freund, ihrem Ex-Freund, die sie zu diesem Erholungsurlaub bewegt hatten. Es war nie so ganz ihr Freund gewesen, mehr jemand, der sie schnell besteigen wollte und schnarchend eingeschlafen war. Nun hatte er ohnehin eine, der das wahrscheinlich nichts ausmachte.
Sie näherte sich dem langgestreckten, niedrigen Gebäude aus viel Glas und hellen Holzteilen und versuchte, das gesamte Ausmaß der Anlage zu überblicken. In der Werbung war viel versprochen worden. Zimmer in absoluter Ruhelage, eine riesige Saunalandschaft, Massagen nach Wunsch – und keine Männer, die einem lästig sein konnten. Ob es dann am Ende …? Ganz konnte sie ihre Gedanken darüber nicht verdrängen, was sich hinter geschlossenen Türen tatsächlich abspielte. Vor einigen Jahren hatte sie selbst einmal Erfahrungen mit einer anderen Frau gesammelt, doch es war nichts, das sie begeistern oder besonders erregen konnte. Schließlich handelte es sich um eine seriöse Einrichtung, die wenig an solchen Presseberichten oder Gerüchten interessiert sein würde. Sie wollte dort nur ihre Ruhe haben und Abstand gewinnen.
Die Schiebetür öffnete sich lautlos, und sie betrat den Eingangsbereich, der sich in geradlinigen Formen und hellen Farben präsentierte. Drinnen plätscherte ein kleinerer Brunnen als draußen. Ob es Mineralwasser direkt von der Quelle war? Sie sah jemand in einen der breiten Gänge verschwinden – einen Mann, oder täuschte sie sich? Sonst war sie allein. Die Rezeptionistin blickte auf, als sie sich näherte, begrüßte sie freundlich. Susanne legte ihre Unterlagen vor, und die Dame gab etwas in ihren Computer ein.
„Oh!“
„Gibt es ein Problem?“
„Ja, leider. Ich sehe … Ihr Zimmer ist noch nicht bezugsbereit. Ab 14 Uhr sollte es das sein, sollte … aber wenn sich jemand nicht an die Zeiten hält …“
Die Empfangsdame lächelte bemüht, schien nicht ins Schwitzen zu kommen, als sie sich intensiver mit dem Computer beschäftigte … aber was sollte das bitte? Das konnte nicht wahr sein! Susanne überlegte, ob sie einfach warten sollte, doch wie lang? Ob sie wenigstens ihre Anzahlung zurückbekam?
„Na gut, das kann schon vorkommen, aber was machen wir jetzt? Ich habe es schon bezahlt.“
„Warten Sie … einen Moment bitte … ich könnte … Sie auf ein anderes umbuchen. Kostet natürlich nichts extra.“
„Gut, wenn das geht, dann machen Sie das bitte.“
Sie wartete noch eine Minute, erledigte die restlichen Formalitäten und bekam eine Karte, die als Schlüssel diente.
„Falls Sie noch etwas brauchen …“
„Ja, ich hätte nur eine Frage“, näherte sich Susanne ein Stück weiter und wurde leiser, „das ist doch hier nur für Damen, oder? Kann es sein, dass da vorhin …?“
„Oh … also üblicherweise schon. Es kann natürlich sein, dass wir kurz einmal Lieferanten im Haus haben, aber sonst …“
„Natürlich, kein Problem … hat mich nur interessiert.“
Sie setzte ihren Weg fort, und beim Finden ihrer Zimmernummer gab es wenigstens keine Schwierigkeiten. Eine weibliche Stimme begann nach dem Öffnen der Tür zu sprechen.
„Herzlich willkommen in unserer Wellness-Oase! Wir hoffen, Sie hatten eine angenehme Anreise …“
Auf dem Bildschirm folgten Aufnahmen der Anlage im Sommer und ein Schwenk über das Waldgebiet mit seinen Wander- und Radwegen. Die Sauna wirkte noch interessanter als auf den Bildern im Internet. Ihr Blick blieb jedoch am Whirlpool in ihrem Zimmer hängen, der das eigentliche Badezimmer wie eine Abstellkammer aussehen ließ. Es war doch einer, oder? Wenn sie das einer Frau zu verdanken hatte, die gröbere Probleme im Leben haben musste, auch schön. Arm war sie nicht, aber wollte es bei ihrer Buchung nicht übertreiben.
* * *
Susanne hatte einen Spaziergang in der näheren Umgebung unternommen, bei dem ihr sogar mit einem dünnen Jäckchen nicht kalt geworden war. Vielleicht würde sie tags darauf eine längere Wanderung unternehmen. An diesem Tag wollte sie sich nur mit allem vertraut machen und rechtzeitig zurückkehren, bevor es dämmrig und zu kühl wurde. Bis zum Abendessen blieb noch mehr als eine Stunde Zeit, und es lockte sie, den Pool auszuprobieren. Oder durfte sie ihn nicht benutzen oder musste doch etwas aufzahlen?
Sie setzte eine Fußspitze in das sehr warme, noch nicht unangenehm heiße Wasser, befand die Temperatur für genau richtig und ließ sich zur Gänze in der riesigen Wanne nieder. Das große Fenster war ihr beim Ablegen ihrer Kleidung nicht ganz geheuer. Es bot jedoch nur einen Blick in Richtung des dichten Waldes, aus dem sie höchstens Rehe und Wildschweine beobachten konnten. Nur das Blubbern lag in der Luft, als sie ihre Arme entlang des Beckenrandes ausbreitete und für einen Moment die Augen schloss. Die Luftblasen hüllten sie komplett ein – und zeigten Wirkung.
Es war ihr irgendwann in einer Therme passiert, vor allen Leuten. Bei einer Frau fiel es weniger auf, erst recht unter der Badekleidung, doch welche Probleme mussten Männer erst haben, auch unter ihren heute üblichen weiteren Badeshorts? Sie dachte keineswegs ständig an Sex, in den letzten Wochen war ihr ziemlich alles vergangen. Mit einem Mal brachte sie jedoch das Bild dieses Typen in dem Sprudelbecken nicht mehr aus dem Kopf. Er mochte 20 oder 25 gewesen sein, und so gut kannte sie sich aus, ihm sein Problem nach nicht einmal zwei Minuten deutlich angesehen zu haben. Es waren nicht nur seine Bauchmuskeln gewesen, die sich spannten. Woran dachte sie nur wieder?
Sie ließ ihre Hände nach unten wandern, und die Hitze übertraf jene des Wassers noch einmal deutlich. Alles fühlte sich angespannt und geschwollen an. Ob es eine gute Idee war, ausgerechnet in dieses Hotel zu fahren? Vielleicht konnte sie Typen wie ihn haben, wenn sie sich anstrengte. Schließlich machte sie sich manchmal Gedanken, ob sie zu dünn war, und ihre Gesichtszüge schienen die Männer eher anzuziehen als zu sehr einzuschüchtern. Aber jedes Mal kam bald die Freundin um die Ecke, manchmal ein Freund. Auf diesen Singlebörsen tat sie sich schwer, solche Männer unter den hunderten notgeilen zu finden, die ihr ständig schrieben. Den Gedanken daran, wer sie wahrscheinlich in der Dorfdisco ansprechen würde, verdrängte sie lieber sofort.
Für einen Moment zögerte sie und zappelte herum, dann setzte sie zwei, drei Finger an und ließ es sich nicht nehmen, lange Versäumtes nachzuholen. Er hatte es fast nie bei ihr gemacht, meistens nur auf ihre Frage hin und es nicht einmal so wirklich geschafft, sie zum Höhepunkt zu bringen. Sie hatte seine Finger geführt, ihm gezeigt wie sie es am liebsten mochte – und es dann lieber gleich selbst gemacht.
Sie brachte ein Stöhnen hervor, das kaum jemand hören würde, rieb weiter herum und steigerte das Tempo, konnte das Jucken kaum mehr ertragen. Einen Finger der anderen Hand ließ sie durch ihre Spalte gleiten, drang ein Stück ein, stellte sich vor … oh, zu spät!
Ein Blitzschlag raste durch sie, sie warf den Kopf zurück, ihre Beine spannten sich, sie hörte nicht auf, noch etwas bahnte sich an, noch gewaltiger – und wieder. Sie atmete schwer, schnappte nach Luft, die Hitze um sie wurde unangenehmer, doch sie konnte noch nicht aufhören … bis sie endgültig außer Atem geriet.
Ihre Haut fühlte sich aufgeweicht an, und langsam stieg sie aus dem Wasser. Einige Minuten davor wären ihre Knie noch zu weich gewesen. Sie griff nach dem großen Badetuch und überlegte, was sie für den Abend anziehen sollte.
* * *
Ein Glas Weißwein und eine üppige Salatplatte schienen ihr als guter Kompromiss. Sie hätte genauso etwas mit fettigen Pommes haben können, aber schließlich wohnte sie in einem Wellness-Hotel. Der Speisesaal bot sehr viel Platz und zahlreiche Tische in gemütlichen, ruhigen Nischen. Eine reifere Dame schlenderte an ihr vorbei. Sie konnte ihre Mutter sein und die Falten in ihrem Gesicht kaum mehr verbergen, doch wenn sie ihren Urlaub als privaten Kuraufenthalt sah, schien er bereits zu wirken.
„Sind Sie auch heute angekommen?“, sprach sie Susanne an.
„Ja, heute Nachmittag.“
„Ist nicht schlecht hier, wirklich ruhig oder?“
„Na gut, aber ich habe gleich Probleme mit dem Zimmer gehabt, dafür habe ich eines mit Whirlpool bekommen.“
„Oh, ist doch schön! Was ich sagen wollte, Sie werden vielleicht vom Hausbrauch hier gehört haben … und als eine, die letztes Jahr schon hier war …“
Die Frau stützte sich mit beiden Händen auf der Tischplatte ab und wurde leiser.
„… wollte ich Ihnen nur sagen, wo Sie etwas Unterhaltung bekommen können.“
Sie griff in ihre Handtasche, zog eine kleine Karte heraus und legte sie direkt vor die Finger von Susanne. Sie nahm sie, warf einen flüchtigen Blick darauf, ohne den Text zu lesen und steckte sie ein.
„Danke“, erwiderte sie und fragte sich wofür.
„Wir sehen uns ja wahrscheinlich noch … also dann noch einen guten Abend!“
Susanne warf einen genaueren Blick auf die Karte, als sie wirklich allein war. „Leo“ stand in goldenen, eingeprägten Buchstaben auf dem weißen Karton, darunter eine Telefonnummer. Wer sollte das bitte sein?
* * *
„Ja, bitte? … Natürlich! … In einer halben Stunde? … Aha, gut … das entscheidet sich vor Ort … bis später!“
Ob ihm die leichten Magenschmerzen sagten, das alles doch keine so gute Idee war? Bis jetzt war es gut gelaufen. Neben seinem Studium konnte Leo das Geld gut brauchen und sogar sehr gut davon leben, doch wie lange würde das so weitergehen? Am Anfang war es nur ein Scherz gewesen, dass jemand, der so aussah wie er, daraus Kapital schlagen könnte. Er hatte sich darauf eingestellt, übergewichtige Herren massieren zu müssen, für einen dreistelligen Eurobetrag, wenn es dabei blieb. Womit er in diesem Hotelzimmer nicht gerechnet hatte, war die Geschäftsfrau in ihren besten Jahren. Obwohl er Frauen in etwa seinem Alter bevorzugte, würde er nie vergessen, wie es ihm schon bei ihrer ersten Berührung gekommen war, hatte noch ihr lange anhaltendes Lachen im Ohr. Später war es einfach nur noch Arbeit, oder zumindest eine gute Show.
Er machte sich auf, und im Hotel angekommen begrüßte ihn die Empfangsdame wortlos mit einem zurückhaltenden Lächeln, mehr mit einem lange anhaltenden, direkten Blick. Dezent zog er den Geldschein aus seiner Hosentasche, legte ihn hin, und sie zog ihn sofort weg. Wo das Zimmer ungefähr lag, wusste er bereits, ohne die Wegweiser zu studieren.
* * *
Susanne glaubte ein dezentes Klopfen und ein Räuspern zu hören, und wer sollte es sein, wenn nicht er? Worauf hatte sie sich eingelassen? Nur auf ihre Neugier? Sie hatte von solchen Dingen schon gehört, einmal einen angeblich echten Bericht darüber gelesen – sollte sie es glauben? Ein Fußpfleger war er wohl nicht, nun stand er vor ihrer Tür – und sie öffnete.
„Guten Abend!“, begrüßte sie Leo.
Seine Stimme klang tief und passte fast mehr zu einem Mann mittleren Alters, obwohl er höchstens 25 sein konnte. Der winzige, fast nicht sichtbare und sehr gepflegte Bart unterstützte seine männliche Ausstrahlung, passte gut zu seinen mittellangen schwarzen Haaren.
„Bitte, ko … kommen Sie doch herein!“
Er schloss die Tür behutsam hinter sich, platzierte seine Jacke auf der Kleiderablage und stellte sich in die Raummitte, blickte leicht nach oben.
„Leo? Darf ich?“
„Natürlich.“
Sie trat näher, direkt vor ihn, legte ihre Hände auf seine Schulter, ließ sie vorsichtig ein Stück seine Arme hinabwandern. Trotz des dazwischen liegenden Stoffs konnte sie seine Muskulatur deutlich spüren. Sie stellte sich vor, wie er nur ohne das weiße Hemd aussehen würde, wollte ihn gar nicht seiner Hose berauben. Ob sein Name echt war? Er sah wild wie ein Löwe aus und doch sanft wie eine Hauskatze.
„Ja, gut, also …“, wandte sie sich wieder an ihn und löste ihre Hände, „… ich habe so etwas noch nie gemacht, ich meine ich habe schon, aber nicht …“
„Verstehe“, erwiderte er und lächelte, „wir können uns gern einmal unverbindlich unterhalten, und dann … äh …“
„Susanne!“, half sie ihm. „Und … du … kannst ruhig …“
„Gut, Susanne, ich setzte mich gern einmal mit dir hin, und dann …“
„Ja, das würde ich gern.“
Es war nicht ihr erstes Mal mit einem Mann. Warum wurde sie bei seinem Blick, der zum großen Bett schweifte, so nervös? Das waren doch keine Schweißperlen, die sie an sich fühlte, oder? Sie wusste nicht einmal, was es kosten würde, hatte nur ungefähr übliche Preise im Kopf. Im Vergleich zu sonstigen Vergnügungen, die sie sich schon geleistet hatte, waren sogar weit über 100 Euro kein Problem, wenn er wirklich machte, was sie sich vorstellte. Wenn das der Hausbrauch war, warum hatte sie nie davon gehört?
Er ließ sich auf dem Bett nieder, stützte sich mit den Handflächen auf der Matratze ab, schaukelte einige Male auf und ab und ließ sich leicht nach hinten fallen. „Oh!“, kommentierte er es kurz, als sie seine Hand wegschob, um neben ihm Platz zu haben. Erneut berührte sie seine Schultern und tastete sich dieses Mal mehr nach vorne.
„Leo … kannst du dein Hemd ausziehen?“
Wortlos begann er damit, die Knöpfe zu öffnen. Ob er das jeden Tag mehrmals machte? Sie stoppte ihn, als er es ganz ausziehen wollte. Die Brustmuskeln mancher Männer kamen dem nahe, was sie selbst zu bieten hatte. Bei ihm war es weniger extrem, und genauso fest wie seine Oberarme. Sie bemerkte kein einziges Haar – und wenn sie für ein, zwei Stunden kaufen konnte, was sie sah, dann wollte sie es haben.
„Ach ja … wie viel …?“
„Zweihundert“, hauchte Leo und strich mit zwei Fingern über den Arm, der ihn berührte, „ist das in Ordnung?“
„Ja“, entgegnete sie nach mehreren Sekunden Zögern.
Es war keine schwache Summe, aber Geld hatte sie genug. Wenn sie es damit verglich, was das Zimmer kostete …
„Das ist pro Stunde, oder?“
„Ach, das ist nicht so genau.“
Sie zerrte nur leicht an seinem Hemd, und er verstand und legte es ganz ab. Kurz hielt sie den Atem an, hatte bis dahin geglaubt, so etwas gäbe es nur auf Bildern – doch es war echt, neben ihr, beinahe schon liegend. Susanne strich ihm über den Rücken und merkte an seinem Gesicht, dass er seine Regung unterdrückte.
„Ist das angenehm? Du kannst ruhig ja sagen.“
„Oh … ja … wenn du es sagst“, gab er halblaut von sich, beinahe gestöhnt.
Sie drückte ihn langsam nach unten, so dass dieser Mann nun auf ihrem Bett lag, und strich durch seine Haare, so dunkel und gepflegt wie seine Stoffhose. Durfte sie ihren Erwerb auspacken, obwohl sie ihn noch nicht bezahlt hatte? Bei etwas besseren Callboys war es doch üblich, das Honorar dezent im Nachhinein zu überreichen, glaubte sie einmal gehört zu haben.
Langsam strich sie durch sein Haar. Sie beobachtete seine Gesichtszüge und wie sich seine Bauchmuskeln bewegten, wie er auch dann nicht außer Atem zu kommen schien, als sie jede Linie an seinem Oberkörper erkundete.
„Zieh deine Hose aus.“
Das war doch nicht ihre Art, dachte sie sofort danach. Gerade dass sie es neutral gesagt und ihn nicht angeherrscht hatte. Leo entledigte sich schnell seiner Schuhe, die in der Luft hangen, öffnete die Gürtelschnalle und streifte die Hose ab. Susanne bemerkte die tiefrote, knappe Unterhose. Ihr wurde heiß, als sie die fülligen Formen bemerkte. Er war schließlich ein Mann, wenn auch ein Profi, aber bald würden sie fester werden, oder waren es wahrscheinlich schon. Etwas hielt sie davon ab, ihre Hände nach unten wandern zu lassen, sie hatte ja selbst noch fast nichts abgelegt.
Susanne legte sich neben ihn, an seine Schulter, betastete noch einmal die glatte, straffe Haut, ohne genau hinzusehen. Bald würde er seine männlichen Probleme bekommen, und sie war schuld daran. Sie konnte doch einfach so liegenbleiben, konnte alles, was sie wollte. Seine Hand legte sich vorsichtig in ihre und schien nach einer Weile weiter zu wandern.
„Gut, in Ordnung, ich glaube … das genügt für heute. Warte …“
Sie sprang auf, kramte in ihren Sachen und legte einige gezählte Geldscheine auf das Kästchen neben der Tür. Noch einmal ließ sie sich neben ihm nieder, bis er sich aufraffte.
„Ja, also … wenn du noch länger hier bist, kannst du gerne wieder anrufen. Ich hoffe, es war …“
„Alles bestens, aber wie gesagt, für heute …“
Ohne ein Wort zog er sich an, schüttelte ihr die Hand und schritt zur Tür. Sie wartete, bis sie das Geräusch des Zufallens hörte und sah bei der Kleiderablage nach. Nur einige der Scheine fehlten. Wie lange war er hier gewesen?
Sie warf sich auf das Bett, machte sich frei, berührte sich, berührte sich intensiv. Er hätte das machen können, warum nur hatte sie ihn weggeschickt? Sie sollte ihn anrufen, er konnte noch nicht weit sein, aber was würde er denken? Sie zog den Rest aus, kümmerte sich nicht darum, wo ihre Kleidung hinflog, steigerte das Tempo, fühlte die Säfte fließen, schon die ganze Zeit. Ihre Beine zerfurchten das Bettzeug, die Decke rutschte halb auf den Boden, ein Zucken fuhr durch sie. Ihr Körper spannte sich, sie sog tief Luft ein, holte sich noch einen Höhepunkt und schlang sich um den Polster, so wie sie es mit ihm hätte tun sollen. Sie wollte Leo haben, das wusste sie – und sie wollte ihn in sich haben.
Kapitel 2 – Ein neuer Versuch
Susanne trat ins Freie, und statt eines eisigen Luftzugs fühlte sie ein mildes Lüftchen, das die kräftigen Sonnenstrahlen begleitete. Es stimmte, die Gegend war klimatisch begünstigt, so dass sie an eine längere Wanderung an diesem Tag dachte. Sie spazierte durch den im modernen Stil gestalteten Kurpark, genoss das Zwitschern der Vögel – und war dort vorne nicht die Frau vom letzten Abend? Von wem hatte sie sich gerade verabschiedet?
„Oh, guten Tag!“, schritt diese auf sie zu.
„Ja, es ist ein schöner Tag.“
„Und, gestern noch einen angenehmen Abend verbracht?“
„Ja … das ließe sich so sagen. Und dieser Leo … den kennen Sie schon länger?“
Die reifere Dame trat einen Schritt näher und wurde leiser.
„Ich buche ihn öfters, der ist einfach … aber ganz im Vertrauen, fragen Sie auch einmal bei der Rezeption nach …“
Sie unterbrach ihre Erläuterungen, als sich jemand näherte.
„Also dann, viel Vergnügen noch!“
„Ja … ebenfalls.“
Am Waldrand folgte sie einem Wegweiser und gelangte auf einen einsamen, sanft ansteigenden Pfad. Wirklich kalt fühlte es sich nicht an, obwohl nur einzelne Sonnenstrahlen durch die Baumwipfel drangen. Der Frühling lag in der Luft, das Leben begann aufzublühen – doch alles, an das sie denken konnte, war dieser Callboy. Er machte, was sie wollte, wurde nicht lästig und verschwand dezent mit seinem sehr großzügigen Trinkgeld – was sollte er dann sonst sein? Sie hatte ihn getestet und für gut befunden und sollte es durchziehen, vielleicht schon am frühen Nachmittag. Was sie privat auf ihrem Zimmer machte, war schließlich ihre Sache.
An einer kleinen Lichtung blieb sie stehen, griff nach ihrem Telefon, fand die zuletzt gewählte Nummer … sollte sie es wirklich tun? Ob sie ihn besser fragen sollte, ob sie sich anderswo treffen konnten? Sie wählte die Nummer … und brach den Anruf ab.
* * *
Am frühen Nachmittag ging sie wieder am Empfang vorbei, blieb stehen. Ihr Puls schnellte in die Höhe, sie atmete einige Male tief durch – und ging zu der Frau dort, dieses Mal eine andere.
„Ähm, Entschuldigung, nur eine Frage …“
„Ja, bitte sehr?“
„Es ist nur so … mir wurde gesagt, ich könnte hier … Sie wissen schon … oder auch nicht …“
„Ah, verstehe!“
Die Enge in ihrem Hals ließ nach und ihr Puls begann zu sinken.
„Es ginge heute mit Robert, oder mit Leo, oder mit …“, setzte die Rezeptionistin fort.
„Ja, bitte mit Leo, der war es!“
„Oh!“, bemerkte sie mit einem kurzen, tiefen Blick und zog etwas aus einer Ablage hervor.
„Moment … heute um 16 Uhr? Es ginge auch …“
„Nein, nein, ist gut, perfekt!“
„Sehr gut, eine gute Wahl … dann noch viel Vergnügen!“
Was ging hier vor? Wussten es alle, nur sie nicht? Wer war es, den sie noch haben konnte? Was wäre, wenn es jemand auf Facebook oder sonst wo ausplaudern würde? Aber warum sollte das jemand tun? Es war doch nicht illegal, er war erwachsen, und überhaupt … hatte sie nicht immer davon fantasiert? Warum sollten nur Männer diese Möglichkeit haben? Es blieben noch mehr als zwei Stunden. Vielleicht sollte sie sich in die Sauna setzen, die ganze Aufregung herausschwitzen … und dann bereit für ihn sein.
* * *
„Ich bekomme in diesem Monat noch 500“, machte er Leo klar.
„Aber ausgemacht waren …“
„Kalkulation hat sich geändert! Also, wie schauen wir aus?“
„Ich … habe momentan nicht so viel.“
„Dann sieh, dass du heute was verdienst. Wo wärst du ohne mich? Eben!“
* * *
Das Klopfen und das Räuspern war ihr bereits vertraut, und als Begrüßung genügte ein Lächeln von ihm. Er stellte sich in die Mitte des Raumes, wie eine von diesen Statuen in der Fußgängerzone. Dieses Mal hatte sie das Geld bereits im Voraus bei der Kleiderablage in einem unverschlossenen Kuvert platziert, so dass der obere Schein zu erkennen war. Die Nervosität vom letzten Mal fehlte bei ihr. Nur leichtes Herzklopfen machte sich bemerkbar, als er auch noch sein Jackett ablegte und einen Blick auf das Bett warf.
Susanne lächelte ihn intensiver an, richtete ihren Blick ebenso in diese Richtung und befahl ihm nur mit einer Geste, sein Hemd zu öffnen. Es lag ihr fern, jemand zu dominieren oder gar zu schlagen, doch sie begann das Gefühl zu lieben, hier das Sagen zu haben, alles zu bestimmen. Sie dachte an diese Typen, mit denen sie viel zu oft mitgegangen war, und die sie manchmal auch noch schwer los wurde. Mit Leo würde das anders sein. Es war nicht so, dass sie ausgefallene Wünsche hatte, es schien ihr schwierig genug, richtig guten Sex zu erleben. Wenn dann jemand vor ihr stand, der bald explodierte und sich trotzdem beherrschen konnte und wusste, was eine Frau wollte …
Es fiel ihr schwer, ihren Mund zu schließen, als sie seinen unverhüllten Oberkörper betastete. Wie es wohl weiter unten bei ihm aussah? Sie legte ihre Hände auf seine Schultern und blickte ihn entschlossen an.
„Gut … möchtest du erst einmal duschen gehen?“
„Gute Idee!“, erwiderte er dezent lächelnd mit seiner tiefen männlichen Stimme.
Leo hielt sich an ihrer Schulter fest, als er auf einem Bein stand und seine Hose auszog, seine Socken. Bei der ihr schon vertrauten roten Unterhose machte er Halt, als sie ihre Bluse öffnete.
„Oh, möchtest du mitkommen?“
„Vielleicht … geh ruhig schon einmal vor.“
Sie tatschte leicht auf seinen Hintern, als er sich in dem knappen Höschen in Richtung Badezimmer aufmachte. Sonst war sie keine Frau, die so etwas machte, auch wenn die meisten Männer wahrscheinlich darauf standen, hier durfte sie es wohl. Ihr wurde heißer, als sie das Plätschern des Wassers bemerkte, und sie legte rasch ihre restliche Kleidung ab.
Schwaches Licht erhellte das Bad, wahrscheinlich wusste er bereits, wie es sich herunterregeln ließ, und auf dem Badezimmerkästchen lag der rote Slip. Ein Mann stand unter ihrer Dusche, hinter der trüben Glaswand – was hatte er mit Mitkommen genau gemeint? Gehörte es zum Service, zu ihm steigen zu dürfen, oder blieb das seine Privatsphäre? Bemerkt haben musste er sie und würde nicht einmal direkt nach einem Badetuch greifen können, wenn er hinaustrat.
„Oh!“, bemerkte er, als sie noch in ein großes Tuch gehüllt die Schiebetür öffnete.
„Darf ich hinein?“
„Selbstverständlich!“
„Dann musst du mir das hier abnehmen.“
Leo trat nach vorne, ließ seinen Blick konzentriert über sie schweifen und fasste an die Stelle knapp über ihren Brüsten, wo das Badetuch eingeschlagen und befestigt war. Kurz zögerte er noch, um sie dann mit einem Ruck zu entkleiden. Im ersten Moment wirkte sein Blick, als ob er seit Jahren keine nackte Frau mehr gesehen hatte, Sekunden später bat er sie mit einem Lächeln zu sich. Obwohl die Duschkabine mehr als genügend Platz bot, trat er zur Seite.
Das warme Wasser auf ihrer Haut hüllte sie sofort ein, ließ den letzten Rest von Nervosität verschwinden. Sie stellte sich hinter ihn, halb neben ihn, umfasste seine Hüften. Wenn er wirklich ein Profi war, dann … sollte seine Männlichkeit füllig, jedoch noch nicht zu allem bereit sein. Genau so, wie es tatsächlich bei ihm aussah. Sie nahm ein wenig Duschgel, verteilte es auf seinem Rücken und musste erst fassen, was sie sah, die kräftigen, starken Formen. Nur ein Stück weit ließ sie eine Hand nach unten wandern … vielleicht etwas zu weit.
„Bin ich zu schnell?“, fragte sie.
„Nein … keineswegs.“
Er konnte seine Schwellung immer schlechter beherrschen … und sollte auch nicht. Wahrscheinlich würde er nicht sofort alle seine Energie verschießen und bald wieder zu Kräften kommen, falls sie doch zu weit ging … und vielleicht sollte sie es. Der Anblick des Wassers, das von seiner Haut abperlte, ließ sie nicht los, war eng an ihn gepresst, hatte ihm fest im Griff. Aber warum musste sie das für ihn machen?
„Dreh dich um, ich würde gern sehen, wie du …“
„Oh … gut, gerne.“
Er stand am anderen Ende der Duschkabine, gewährte ihr zum ersten Mal völlig freien Einblick – und seine Standfestigkeit war enorm. Die Länge lag einen Hauch über dem, was sie gewohnt war. Die Dicke bewegte sich im üblichen Rahmen, so dass sein Körperteil perfekt zum Rest passte, ohne sich schreiend vorzudrängen. Nun musste er sich selbst helfen, und die Muskeln in seinen Armen würden nicht so rasch ermüden, was immer sie so geformt hatte. Sein Griff erschien fest, und er machte es nicht so, als ob es schnell gehen sollte. Nein, er musste jede einzelne Bewegung genießen, atmete stoßweise aus und hatte die Augen halb geschlossen.
Auch sie konnte ihren Blutfluss längst nicht mehr verbergen, war beinahe geschockt von ihren festen weiblichen Schwellungen, die für alles aufnahmebereit schienen … und sie wollte ihn. Für einen Moment warf er ihr beim Anblick ihrer flinken Finger ein Lächeln zu, für das sie nur einen Ausdruck wusste – süß. Selbst wenn er ihr alles vorspielte, was sie wollte, machte er das perfekt.
Kurz streifte sie noch über ihn, bevor sie die Duschkabine verließ, und legte eines der großen Badetücher direkt neben sein Höschen. Sie trocknete sich ab – und auf dem Weg zurück zum Bett blieb ihr Blick an seinen Sachen hängen? Ob er …? Vorsichtig und nur von außen tastete sie seine Hosentaschen ab – und traf auf etwas, das sich eckig und in der Mitte rund anfühlte. Sie zog zwei Kondome heraus, platzierte sie auf der Bettkante, so dass sie kaum zu übersehen waren. Ganz bequem legte sie sich hin, kuschelte sich in den Polster, schloss die Augen und spreizte leicht ihre Beine.
Sie atmete tief ein und aus, fühlte ihren Herzschlag – und bemerkte, wie das Rauschen des Wassers aufhörte. Schritte folgten, näherten sich, und sie öffnete die Augen auch dann nicht, als sich jemand neben sie setzte. Warme, noch leicht feuchte Finger strichen über ihre Beine, weiter nach oben, erkundeten die Konturen ihrer Oberweite. Er musste ausgestreckt neben ihr liegen. Ein Finger wanderte ihren Hals entlang, über ihr Kinn, strich um ihre Lippen, und sie ließ einen Seufzer los. Die andere Hand streichelte durch ihr Haar, während er sich enger an sie drängte.
Im nächsten Moment spürte sie, wie beide seiner Knie ihre Beine berührten. Sie bemerkte seine Finger an ihrer Gefahrenzone, und wie sie in Aktion traten. Sein Reiben blieb zart und übertraf dennoch alles, das sie sich in den letzten Tagen allein verschafft hatte. Ein Finger fuhr ihre anderen Lippen entlang, drang nicht in sie ein – dafür Sekunden später seine Zungenspitze.
Susanne konnte ihre Augen nicht mehr geschlossen halten, als sie aufstöhnte. Leo, der große, starke Mann kniete beschäftigt vor ihr, und aus dieser Perspektive schienen seine Schultern noch breiter, noch fester geformt zu sein. Es juckte sie, etwas wie „mach es endlich“ zu verlangen, doch lieber schloss sie ihre Augenlider und versuchte, ihre Beine noch ein Stück zu spreizen. Es zuckte durch sie, als er ein Stück weiter eindrang, sie wand sich unter ihm – dann bemerkte sie ein Rascheln.
Ein knapper, verschwommener Blick bestätigte ihr, dass er die Verpackung öffnete. Sie ließ sich zurückfallen, versuchte sich noch mehr zu entspannen und alles außer ihn aus ihren Gedanken zu verbannen. Sie spürte seine Hände an ihren Beinen, etwas drängte sich an sie, machte nicht Halt – und drang ganz langsam in sie ein. Jeden einzelnen Zentimeter glaubte sie mitzubekommen, den er sich mit ihr verband, sie der pochende, harte Stab ausfüllte. Manchmal dachte sie, dass sie zu eng sei, doch ihr Beglücker hatte keine Schwierigkeiten, so weit es bei ihr ging in sie zu dringen. Er musste ahnen, dass sie es weniger rasant bevorzugte.
Es waren keine hektischen Bewegungen, vielmehr schien er genau zu wissen, wie das ein echter Gentleman machte. Seine Bewegungen waren nicht nur Stöße, jeder davon war eine Reise in ihr Innerstes, zu der sie ihn gerne einlud. Sie öffnete die Augen und er erschrak kurz, als sie direkten Blickkontakt hatten. Das stoppte ihn jedoch nicht dabei, weiterhin durch sie zu gleiten. War sie tatsächlich nur seinetwegen so feucht, dass sie die Nässe schon überall an ihren Schenkeln fühlte? Der Anblick seiner deutlich, wenn auch nicht extrem geformten Bauchmuskeln, und wie sie sich bei jedem Näherkommen spannten, ließ es ihr noch heißer werden.
Ob sie sich mit ihm umdrehen sollte? Nein, sie wollte keine Akrobatik, sie wollte einfach nur richtig genommen werden, von einem richtigen Mann, in Ekstase versinken. Auch ein Profi konnte jedoch nicht mehr verbergen, ebenfalls langsam ins Schwitzen zu kommen. Ihre Haut war zu glatt und bereits viel zu verschwitzt, als dass er noch viel Halt finden konnte. Er atmete schwerer, tiefer, wurde ruckartiger, versuchte kurze Pausen zu machen. Als sie sich nochmals tief in die Augen sahen, zwinkerte sie ihm zu und nickte dezent.
Leo steigerte das Tempo, ihm entkam ein lauteres Stöhnen. Gleichzeitig schien das Gefühl in ihr nicht zu verlaufen und baute sich stetig auf. Er schien sich zu bemühen, den Blickkontakt nicht zu verlieren, achtete auf ihre Reaktionen, auf ihren Körper, der sich längst nicht mehr halten konnte und völlig außer Kontrolle war. Er schrie – und sein Körper spannte sich. Sie verzieh ihm das stumpfe, zu feste Hämmern, während sein Mund weit aufgerissen und sein Kopf nach hinten gerissen war – dann geschah es bei ihr.
Eine Welle riss sie mit, überwältigte sie, ebbte nur kurz ab, um erneut mit aller Gewalt über sie hereinzubrechen. Sie spürte noch, wie seine Stöße sanfter wurden, bekam noch sein schweres Atmen mit, und wie er sich aus ihr zurückzog. Er streifte das Kondom ab, ihr Blick darauf blieb zu flüchtig, um die Menge zu erahnen, und setzte sich direkt neben sie auf das Bett. Sie lächelte zufrieden, während sich ihr Puls beruhigte.
„Ich habe geglaubt, Callboys sollten einen Orgasmus nur vortäuschen.“
„Woher weißt du, dass das echt war? Ja … also wenn es gewünscht wird, kann ich das schon … vielleicht.“
„Nein, ich wollte dich kommen sehen … und wenn ich mir keine Sorgen machen müsste, hätte ich … am liebsten alles drinnen gehabt.“
„Das mache ich nicht einmal gegen Aufpreis. Ich weiß, manche vielleicht, aber …“
„Keine Angst, ich bin schon vernünftig.“
„Sehr gut!“
Er verschwand nach einem neuerlichen Lächeln ins Bad, und sie bekam das Plätschern des Wassers mit. Wie lange war es dieses Mal gewesen? Sie verhüllte sich erst einmal in ihr Badetuch, setzte sich auf und wartete auf seine Rückkehr. Hastig sah er nach der Uhrzeit, zog sich an und verabschiedete sich zur Tür.
Wenn er ein echter Escort war, musste sie ihn auch als Begleitung zum Essen buchen können, vielleicht in ein Lokal unten im Ort – aber was das wieder kosten würde? An Geld für gewisse Freuden im Leben mangelte es ihr nicht wirklich, ihr Geschäft ging schließlich nicht schlecht, doch sie wollte nichts übertreiben. Susanne sah bei der Tür nach und bemerkte, dass dieses Mal das ganze Geld fehlte. Beinahe fühlte sie sich schlecht, weil sie ihm nicht noch mehr Trinkgeld in die Hand gedrückt hatte, aber ob das üblich gewesen wäre?
* * *
Innerhalb der Anlage konnte sie sich im Bademantel bewegen und hatte beschlossen, sich in jenem des Hotels in Richtung der Sauna-Landschaft aufzumachen. Am Nachmittag schien sie besser besucht zu sein, während ihr nun, gegen 21 Uhr, kaum noch jemand begegnete. Sie wandelte durch das Dampfbad, das mit Natursteinen ausgekleidet war, genoss die Hitze, bis sie zu unangenehm wurde, und wollte noch in der finnischen Sauna vorbeischauen. Kurz vor der Glastür glaubte sie ein Lachen und andere Geräusche zu hören, und Aufguss gab es laut Zeitplan gerade keinen.
Sie blickte um sich, schlich sich weiter, riskierte einen Blick, bemerkte eine Frau auf der mittleren Saunabank – und vor ihr einen Mann, der seine Hüften schwang. Der Dame war das Lachen vergangen, sie gab ein schrilles Stöhnen von sich – und Susanne, noch unerkannt, ergriff die Flucht.
Kapitel 3 – Der Andere
Geschlafen hatte Susanne sehr gut, wenn auch mit seltsamen Träumen. Es war kaum mehr ein Geheimnis, wo sie hineingeraten war, und es wunderte sie immer noch, dass sie es für ein übliches Wellness-Hotel gehalten hatte. War da doch die eine oder andere Andeutung in den Kommentaren im Internet gewesen, noch bevor jemand die Löschung veranlasst hatte, oder täuschte sie sich? In ihren Träumen wirkte alles viel abgedunkelter als tatsächlich, viel intimer, nicht offen und hell, und die zur Auswahl stehenden Herren präsentierten sich gleich in der Hotelhalle.
„Heute möchte ich einmal … mit ihm!“
„Eine gute Wahl!“
„Ja … schreiben Sie es auf meine Rechnung.“
Die Wirklichkeit schien nicht weit davon entfernt. Wahrscheinlich würde es früher oder später Gerede geben, dass manchmal Männer auftauchten, doch was sollte sonst viel passieren? Alle wussten es, alle behielten es für sich, und Ruhe, Erholung und Entspannung gab es so oder so. Vielleicht sollte sie sich heute massieren lassen – nur, würde das eine diplomierte Masseurin machen, oder auch ein Mann?
* * *
„Nur so eine Frage, ganz im Vertrauen …“, fragte Susanne nach dem Frühstück an der Rezeption.
„Ja?“
„Ja, also … es gäbe doch auch Zimmer … für einzelne Tage, oder nicht?“
Die Empfangsdame blickte auf und wirkte für fünf Sekunden so, als ob sie eine blöde Schlampe genannt worden wäre, bis sich ihre Miene völlig änderte.
„Üblicherweise eher nicht, aber wenn Sie nach Ihrem Aufenthalt später wieder einmal kommen, ließe sich das schon vereinbaren. Wir halten …“
Sie wurde leiser.
„… immer Zimmer frei, am beliebtesten ist von 14 bis 16 Uhr, oder von …“
„Danke, ich werde mir das überlegen.“
Das war alles, was sie wissen musste. Irgendwie hatte sie die Sache geahnt, ohne tatsächlich etwas wie hier erwartet zu haben. Hätte sie dennoch ihren Urlaub hier gebucht, oder wissen müssen, was eine Bewertung mit der Höchstnote unter einem weiblichen Namen und nur einer Reihe von Smiley-Symbolen bedeutete?
Vielleicht sollte sie an diesem Tag wieder eine Wanderung unternehmen, dem Weg nach unten folgen, der in das weite, menschenleere Tal führte.
* * *
„Ich gebe dir 400 Euro, in Ordnung?“, schlug Leo vor.
„Hallo? Weißt du noch, 500 waren ausgemacht!“
„Ich habe dir schon gesagt, dass das nicht geht. Und überhaupt …“
„Weißt du was? Gib mir jetzt 400 und nächsten Monat dann 200 extra, dann passt es für alle … oder nicht?“
„Aber …“
Leo griff nach einigen Geldscheinen, klatschte sie auf den Tisch, drehte sich um und verließ den Raum.
„Ich warte darauf!“
Ohne ein Wort zu sagen trat er auf die Straße hinaus und nahm sich zusammen, um nicht die Tür hinter sich zuzuschlagen. Klar, ohne ihn wäre die Sache nie ins Laufen gekommen, aber was bildete er sich ein? Es blieb noch genug, doch langsam grenzte es an Erpressung. Vielleicht sollte er sich wirklich völlig selbstständig machen. Ganz woanders, wo er ihn nicht finden konnte, auch wenn er dann wieder bei Null anfangen müsste. Dabei schien es ihm fast wie gestern, als ihm eine von diesen Geschäftsfrauen Geld zugesteckt hatte und sich nicht nur über das Wetter unterhalten wollte. Ihm, dem einmal gesagt wurde, er könnte auch als Model gehen, wenn sein Studium schlecht lief. Sie hatte jemand gekannt, der jemand gekannt hatte – und dabei war es geblieben.
Wenig später läutete sein Telefon.
* * *
Das Klopfen an der Tür hörte sich dieses Mal dezenter an, um kaum zehn Sekunden später lauter und ungeduldig zu werden. Susanne hastete auf die Tür zu, im Bademantel, unter dem sie nichts trug – und ein anderer Mann stand vor ihrer Tür. Kurz dachte sie daran, sich vielleicht getäuscht zu haben, er schien ungefähr so groß wie Leo zu sein – doch schließlich wurde ihr nur gesagt wann, und nicht wer. Ob er beschäftigt war, mir dieser …?
Immerhin sah der junge Mann für sie ebenfalls nicht übel aus, und sie ließ ihn eintreten. Er legte seinen schwarzen Mantel ab, zog seine Schuhe aus, sah sich um und setzte sich auf das Bett. Sein Blick schweifte leicht nach oben und durch den Raum.
„Und?“, fragte er.
„Ich hätte mir gedacht …“
Sie blickte in Richtung Whirlpool, und sein Gesichtsausdruck wurde deutlich erfreuter, als er es merkte. Er sprang auf und legte sanft seine Hände auf ihre Schultern. Als er ihr beim Ausziehen helfen wollte, machte sie einen Schritt zurück.
„Das kann ich allein … aber du könntest inzwischen …“
Sie setzte den Pool in Gang, verschwand ins Badezimmer und beobachtete, wie er verloren herumstand, um sich schließlich doch auszuziehen. Bei ihr war das nicht mehr nötig. Sie behielt den Bademantel an, wartete noch eine Weile, und trat wieder hinaus.
Der Typ hatte es sich im sprudelnden Wasser gemütlich gemacht und beanspruchte beinahe den gesamten Platz für sich. Er wirkte überrascht, als sie sich näherte, erschrak leicht, und fixierte ihre Körpermitte, als sie das weiße Stoffband öffnete. Sein Mund blieb für einige Sekunden offen, als sie ihm vollen Einblick auf ihren nackten Körper gewährte, obwohl sie seinen von den Schultern abwärts noch kaum erahnen konnte.
Hastig rückte er zur Seite, als sie ins Wasser stieg, konnte es nicht lassen, sie anzustarren, bis sie sich gegenüber von ihm niederließ und ihre Beine um seine schlang. Sie fühlten sich glatt an, wie ihre, und bei seinen Armen bestätigte sich ihre Vermutung, als er sie aus dem Wasser nahm. Sie lehnte sich zurück, schloss die Augen und dachte an den Tag ihrer Ankunft. Hätte sie sich nicht genau in dieser Lage und in diesem Moment einen Mann gewünscht, der sie glücklich machte, um sie gleich danach in Ruhe zu lassen? An sich wollte sie ihn später noch ins Bett mitnehmen, aber wenn sie ihn so vor sich hatte …
„Hinter dir findest du die Schutzkleidung … und den Rest überlasse ich dir.“
Er drehte sich um, suchte herum, entdeckte die Kondome auf der Ablage und unterdrückte ein leichtes Lachen.
„Gerne!“, bemerkte er, und erhob sich langsam. Gut in Form war er, vielleicht nicht ganz wie Leo, aber er würde seine Sache gut machen. Warum dachte sie wieder an ihn? Sie hätte auf ihm bestehen können, wenn es so wichtig war. Es lag an einer Mischung aus Neugier und dem Wunsch, überhaupt und nicht vielleicht später am Abend einen Mann zu bekommen. Sie hatte einen … und die ihm zur Verfügung stehenden Möglichkeiten waren auf volle Größe angewachsen. Waren das noch zwei Zentimeter mehr?
Er drehte sich um, hantierte herum, fluchte leise, seine Kehrseite bot ebenfalls einen straffen, festen Anblick – und wandte sich wieder ihr zu. Fachgerecht angelegt. Sie legte den Kopf zurück, schloss die Augen, klammerte sich an den Beckenrand und spürte bald seine Hände auf ihren Knien. Sie spürte seine Finger an sich herabwandern, sich auf ihr Lustzentrum konzentrieren, stöhnte – und legte ihre Finger dazu. Nicht so schnell, dachte sie und hielt seine fest, bremste ihn ein, und er verstand. Sie genoss die langsam kreisenden Bewegungen und saugte die dampfende Luft um sie herum ein.
„Oh!“
„Was ist?“
Sie bemerkte, dass nichts mehr war, jedenfalls nicht in voller Größe. Das konnte schon einmal passieren, oder war sie zu langsam für ihn, zu sehr zurückhaltend? Susanne umklammerte seine Beine, zog ihn näher zu sich, strich mit der Zungenspitze um ihre Lippen – und griff lieber zu, als er direkt vor ihr stand.
Nun entkam ihm ein Stöhnen. Sie fühlte das Pulsieren in ihrer Hand, wie die Manneskraft rasch zurückkehrte, kraulte und massierte seine Anhänge, und entließ ihn gestärkt. Erneut schloss sie die Augen, versank im sprudelnden, heißen Wasser, suchte nach einer bequemen Position und spürte seine Hände an sich, und wie er sie zurechtrückte.
Es war kein Finger mehr, den sie an ihrer Körpermitte spürte. Er suchte herum, drückte kurz gegen die falsche Stelle – und drang mit einem Ruck an der richtigen ein. Sie ließ einen spitzen, langen Schrei los, er hielt kurz inne und legte erneut los, als sie ruhig wurde. Seine Hände suchten verzweifelt Halt, begrapschten ihre Brüste, klammerten sich an ihre Schultern, und sie wünschte sich nicht, dass er das Tempo zurücknahm. Unentwegt rammte er sich bis zum Anschlag in sie – und sie wollte, dass es bald vorbei war. Ihre Finger richteten sich nach seiner Geschwindigkeit, sie konnte nicht von sich lassen, während er direkt daneben ein und aus glitt.
Er ging zu sehr in die Knie, verlor kurz den Kontakt, musste ein bisschen Wasser verschluckt haben, fand dieses Mal schneller in sie zurück, ohne dass sie ihm helfen musste – und es wurde zu viel für ihn. Sie beobachtete sein angestrengtes Gesicht, wie er die Zähne zusammenbiss und tief Luft holte.
„Oh … war ich zu schnell?“
„Na ja, also … ist schon in Ordnung. Ich glaube, für heute genügt es.“
Sein Lächeln, als er aus dem Whirlpool stieg und beinahe auf dem Rand abrutschte, wirkte auf sie nicht überzeugend, aber immerhin bemüht.
„Oh, ach ja, wegen …“, sprach er sie an, als er fast komplett angezogen war.
„Das Geld liegt vorne bei der Tür, ich hoffe, es stimmt so.“
„Ja, danke, wird schon so sein. Also dann …“
Er schüttelte ihr die Hand, sie wartete, bis die Tür zufiel, und erledigte den Rest selbst.
Kapitel 4 – Zwischentag
Susanne überlegte, ob sie mit ihrem Ex-Freund schlechteren Sex gehabt hatte, oder mit diesem Typen vom vergangenen Tag. Irgendwie war er sogar süß, und wenn es um nichts Ernsthaftes ging, mochte sie durchaus Männer, die sich so anstellten. Einem hätte sie fast einmal aus Mitleid sein Getränk bezahlt, wenn das üblich gewesen wäre. Zumindest fühlte sie sich nicht benutzt, einfach genommen und liegengelassen, sondern gönnte ihm das Geld. Er würde es brauchen und bei anderen Frauen vielleicht mehr Erfolg haben. Bei einem dieser Machotypen hätte sie Stunden damit verbracht, alles von sich abzuwaschen, so konnte sie sich einfach zurücklehnen und nachdenken.
Die reifere Dame hatte sie beim Frühstück angequatscht. Entweder war sie ständig so, oder die Mischung aus allen Arten von Wohlfühl-Angeboten zeigte bei ihr eine besonders starke Wirkung. Susanne antwortete knapp und ausweichend, unterdrückte leichten Frust darüber, dass womöglich sie Leo bestellt und ihr weggenommen hatte. Wie lange sollte es überhaupt so weitergehen? Sie würde bald abreisen, er war jemand, der Geld dafür nahm, die Wünsche von einsamen Frauen zu erfüllen. Kaum jemals hatte das einer besser gekonnt, und vielleicht würde sie zwischendurch wiederkommen und sich ihn leisten. Es waren kaum zwei Stunden, wenn sie eine gute Zugverbindung erwischte. Einmal im Monat, oder alle zwei Wochen, oder … vielleicht sollte sie das alles vergessen und ihren ursprünglichen Plänen nachgehen.
* * *
Leo überlegte sich wieder einmal, wie lange er diese Sache noch mitmachen sollte. An einem Tag hatte seine Potenz bei vier Damen mitgespielt, von denen einer ein einziges Mal nicht genug war, oft hatte er sich auch schon herausgeredet. Seine Provision musste er so oder so abliefern, sein Chef, wenn er es war, nannte den Geldbetrag zumindest so. Ob es bei seinen Kollegen, wenn es denn seine waren, ähnlich ablief? Er kannte nicht einmal alle, traf sie lediglich, wenn sie sich zufällig über den Weg liefen. Nur noch bis zum Sommer, nur noch ein bisschen Geld verdienen, dann sollte er es lassen und froh sein, wenn er selbst nicht einer Frau etwas zustecken musste.
Immerhin fühlte es sich an diesem Tag noch eine Spur wärmer als sonst an, und er beschloss, keine Zeit für Aufträge zu haben und lieber andere Dinge zu unternehmen.
* * *
Vielleicht würde Susanne endlich länger unterwegs sein. Bereits am Vormittag war sie aufgebrochen, die Natur lockte sie mehr als die Sauna oder Sprudelbecken, überhaupt bei den wirklich kräftigen Sonnenstrahlen auf ihrer Haut. Zu der bei ihrem Paket noch inkludierten Massage konnte sie später gehen. Ein ständiges Zwitschern lag in der Luft, auch für ziemlich alle Vögel musste der Winter endgültig zu Ende sein. Sie setzte ihren Weg durch den Wald fort. Kannte sie die Abzweigung dort vorne schon?
Kapitel 5 – Aufbruch
Sie dachte an die stundenlange Wanderung entlang der sonnigen Hänge des Tals am vergangenen Tag und an die äußerst gute Arbeit der Masseurin am Abend. Ihr Durchkneten war fest und doch nicht schmerzhaft, die Verspannung in ihrem Nacken endlich verschwunden, und der folgende Schlaf ebenso gut. Sie erlebte endlich ihren Traumurlaub – und an diesem Vormittag hatte sie es doch wieder getan. Bei ihrer Frage nach Leo meinte jemand, es würde wahrscheinlich gehen – nur wahrscheinlich?
Dieses Mal trug sie keinen Bademantel und auch kein umgebundenes Badetuch, wollte jedes einzelne Kleidungsstück vor seinen Augen ausziehen, wenn er tatsächlich auftauchen würde. Sie wartete und wartete – und hörte ein halblautes Klopfen und ein Räuspern.
Susanne riss die Tür auf, und Leo stand vor ihr. Seine sonst perfekt gekämmten Haare sahen leicht wild aus, durcheinander, dafür strahlte er umso mehr. Rasch huschte er in ihr Zimmer – und sie umarmte ihn, drückte ihn an sich. Durfte sie das?
„Oh, ich wollte nicht …“
„Ist schon in Ordnung.“
„Ja … was ich fragen wollte … darf ich dich küssen? Ich meine, ist das üblich bei …?“
„Bei mir schon … wenn es jemand möchte.“
Sie deutete ein zartes Nicken an, legte ihre Hände auf seine Schultern, er machte einen Schritt nach vorne – und sie neigte zuerst ihren Kopf. Ihre Lippen trafen auf seine, noch etwas kalt, doch in Sekunden warm und feucht. Erneut umarmte sie ihn, ohne dass er sich wehrte, wollte ihn nicht sofort wieder loslassen – und spürte für einen Moment seine Zungenspitze. Ihr wurde zu heiß und sie brauchte Luft.
„Willst du etwas trinken?“, fragte sie, als sie sich von ihm löste und weiter in den Raum ging. Sonst trank sie kaum etwas, an diesem Tag hatte sie eine Flasche Wein vorbereitet.
„Wenn du möchtest, können wir gern.“
Er setzte sich auf das Bett, machte es sich bequem, sie suchte herum – und bemerkte, wie sich seine Körperhaltung änderte. Er schien angespannt, sich auf etwas zu konzentrieren – und dann hörte sie es auch. Sonst war es sehr ruhig und die Straße zum Hotel eine Sackgasse, hauptsächlich ein Fußweg, sogar von Lieferfahrzeugen kaum befahren. An diesem Tag musste das anders sein. Die Feuerwehr erwartete sie nicht und vertraute den Brandmeldern. Ob jemand schlecht geworden war? Nein, es wurde deutlicher, klang nach … Polizei, und nicht nur nach einem Fahrzeug.
Leo sprang auf, sagte knapp „Warte!“, rannte zur Tür und auf den Gang hinaus und 20 Sekunden später erneut auf sie zu.
„Was ist los?“
„Ich muss von hier weg … schnell … ich kann dir das jetzt nicht erklären, aber …“
„Aber …?“
„Könnte sein, dass sie dir auch Schwierigkeiten machen, aber wenn ich nicht dabei bin …“
Er sah sich hektisch um, eilte nochmals zur Tür, zurück – und sein Blick blieb bei dem großen Fenster hängen, das sich kippen oder ganz öffnen ließ. Leo hantierte am Griff, blickte nach unten – und sie berührte seinen Rücken.
„Dann sollte ich mit dir verschwinden.“
„Aber es könnte gefährlich sein, vielleicht ist es besser, wenn du …“
Sie griff in die Schublade mit ihrem Geld und Ausweisen, steckte ihr Telefon ein, zog sich rasch an, ihre Schuhe – und sah Leo mit einem Bein über der Fensterbank. Ihre Hand legte sich in seine, er zog sie nach – und so hoch war es auch wieder nicht. Sie trat gleichzeitig mit ihm auf einen Mauervorsprung und sprang auf das breite Geländer des unbenutzten Balkons direkt darunter. Dieser lag nur etwa einen Meter über der leicht ansteigenden Wiese – und keine hundert Meter weiter der Wald.
Ihr plötzlicher Schweißausbruch beruhigte sich, als sie auf dem weichen Boden aufkam, nur das nun zu sehende Blaulicht ließ sie nochmals nervös werden. Er rannte voraus, sie wenige Meter hinter ihm. Sie knickte ein, spürte seine Hand, wie er sie an sich zog – und sie erreichte mit ihm den Waldrand. Ein Brombeerstrauch versperrte den Weg, das Buschwerk daneben schien weniger dornig, ließ sie ungehindert vordringen. Sie vernahm das Klopfen eines Spechts. Je mehr nichts außer dem Vogelgezwitscher, Ansätzen von Frühlingsduft und dem leichten Windgeräusch in den Baumkronen in der Luft lag, desto langsamer wurde er.
Er mühte sich stetig mehr ab, eine Schneise zu finden, sie hatte eine Ahnung, drückte einige Zweige zur Seite, zupfte ihn am Arm – und stand mit ihm auf einem Wanderweg.
„Warte, Moment, das kenne ich … wenn du möglichst weit weg willst, sollten wir hier entlang.“
Dieses Mal ging sie voraus, und er folgte ihr nach einigen Sekunden. Ständig drehte er sich um, sie ebenso. Doch sie war mit ihm allein und setzte ihre Wanderung fort, nur etwas gedrängter, als sie es allein getan hätte. Zehn Minuten oder auch viel länger war sie mit ihm schnell gegangen, nicht gelaufen, bis sie langsamer wurde.
„So, und jetzt erklärst du mir, was los ist. Ich meine, ich kann es mir ungefähr vorstellen, aber …“
„Illegale Prostitution, Sperrbezirk und so, Erpressung, Nötigung, vielleicht Geldwäsche … da könnte schon was zusammenkommen.“
Sie stoppte, verwarf die aufgekommenen Gedanken daran, ihm ihre Hand zu geben und erhob ihre Stimme.
„Was? Du hast …?“
„Nein! Ich habe niemand erpresst oder solche Sachen, aber er … ich weiß nicht, ob ich dir das alles erzählen sollte.“
„Oh, gut … und was solltest du mir erzählen?“
„Ich war sogar am Überlegen, ob ich das offiziell machen soll, am Anfang war es nur Spaß … aber nur Ärger mit den Behörden. Vielleicht muss ich Steuern nachzahlen, sonst wird nicht viel sein … und bei dir höchstens ein paar unangenehme Fragen.“
„Ja … und warum sind wir dann hier? Bin gespannt, wie ich meine Sachen wieder bekomme.“
„Dann waren wir halt gerade unterwegs, ist ja nicht verboten, eine Wandertour zu unternehmen.“
Es war er, der ihr seine Hand anbot, mit einem Lächeln. Als sie seine Handfläche spürte, wurde ihr heiß, vergaß sie völlig, dass es im Schatten der Bäume noch recht kühl war. Die Hitze breitete sich besonders zwischen ihren Beinen aus, und es wurde schlimmer, als sie sich das bei ihm vorstellte. Nur leicht drückten sich seine Finger um ihre, und sie erkannte jene Stelle, wo ein Weg in das unbewohnt wirkende Tal hinabführte. Es gab keine Wegweiser weit und breit, ebenso deutete nichts darauf hin, dass hier der Durchgang verboten war. Sie fragte sich, ob sie lieber zurückwandern sollten – oder sie mit ihm den Pfad hinunterklettern.
* * *
Die auf fast allen Seiten von Bäumen umgebene Hütte wirkte, als sei sie seit Jahren verlassen. Zumindest sahen die Holzbretter vom Wetter gezeichnet und an manchen Stellen vermodert aus. Das Loch im Dach musste beinahe einen Meter Durchmesser haben. Den verbogenen und kaum mehr zu lesenden Wander-Wegweiser aus Blech an einer Ecke schätzte sie grob auf 1970. Ob sich ebenso lange niemand um das kleine Gebäude gekümmert hatte? Sonst schien es durchaus stabil, und Susanne probierte, ob sich das große Eingangstor bewegen ließ.
Obwohl der Nachmittag weit fortgeschritten war und in den Abend überging, fiel genügend Licht ins Innere. Das Stroh schien noch nicht so lange überdauert zu haben, und da es sich drinnen einen Hauch wärmer als draußen anfühlte, strahlte der Ort sofort Gemütlichkeit aus. Sie setzte sich auf einen halb zerfallenen Strohballen, blickte nach oben und sah sich um.
„Was ist“, fragte Leo, „willst du vielleicht hier bleiben?“
„Ja … interessante Idee. Vielleicht ist es eine Außenstelle vom Hotel. Pool, Saunalandschaft und Massagen haben alle, das hier ist doch echtes Abenteuer!“
„Zur Not könnten wir mit dem Handy-Licht gehen … du könntest vielleicht … obwohl …“
„Was?“
„Zu mir mitkommen, aber … andererseits, ich bin mir nicht einmal sicher, ob sie auch nach mir suchen.“
Sie stand auf, schritt auf ihn zu, sah ihm drei Sekunden in die Augen – und küsste ihn. Sie spürte seine Hände an sich, spielte nur kurz mit seiner Zunge, und er blieb knapp vor ihr stehen.
„Bleiben wir wirklich da!“, setzte sie fort. „Du hast nichts mehr zu verlieren, ich auch nicht. Diese Quelle war doch nur ein paar Minuten von hier, oder? Nur zu essen haben wir nicht viel.“
„Warte …“
Er suchte in seinen Taschen herum – und reichte ihr einen Müsliriegel.
„Oh, danke, das ist ein Anfang … hast du sonst noch Überraschungen?“
Leo blieb ruhig stehen, schien zu überlegen – und sie schritt auf ihn zu und drückte ihn in Richtung Stroh. Dieses Mal zögerte sie nicht so lange, als sie ihn küsste, und er ließ sich selbst auf den weichen Untergrund fallen. Sie hörte nicht auf, spürte, wie sich seine Arme um sie schlangen und wälzte sich mit ihm herum. Als sie nach Luft schnappte, bemerkte sie die Enge in seiner Hose. Es schien ihn nicht zu stören, als sie sich mit einer Hand auf dem Stoff davon überzeugte. Er brachte nur ein Lächeln hervor, auch als sie sich an der Gürtelschnalle zu schaffen mache – und er begann herumzusuchen.
„Was ist los?“, erkundigte sich Susanne.
„Äh, ich glaube, ich … habe keine Kondome.“
„Toll.“
Sie ließ von ihm ab, kuschelte sich neben ihn, ohne seine Hand loszulassen. Einfach so lag sie neben ihm, streichelte gelegentlich über seine Handrücken und beobachtete durch das Loch im Dach, wie der Himmel dunkler wurde.
„Wir brauchen nicht unbedingt eines“, hauchte sie.
„Ich weiß nicht … ich könnte dir vertrauen, du mir, ich weiß dass ich gesund bin, es hätte in letzter Zeit keine Gelegenheit gegeben, mir ernsthaft was zu holen …“
„Oh, du möchtest ohne?“, wurde sie etwas lauter.
„Lieber nicht.“
„Nein … was ich gemeint habe ist, wir müssen ja nicht gleich …“
„Das ist eine gute Idee.“
Dieses Mal stoppte sie nicht an seiner Gürtelschnalle, er sie ebenfalls nicht. Noch fiel genügend Licht in den Raum, um deutlich seine füllige, eng anliegende Unterhose zu sehen. Fast lieber wandte sie sich seinen Lippen zu, spürte, wie sich seine Zungenspitze schüchtern ihrer näherte. Für mehr als nur einen Moment schloss sie die Augen, und jene Hand von ihr, die sich nicht um seine Schultern legte, ertastete zunehmend festere Tatsachen. Seine war längst unter ihre Bluse gewandert, und obwohl noch etwas im Weg stand, konnte auch sie nicht mehr viel verheimlichen.
Ihre Hand tastete sich vorwärts, unter den Stoff, und legte frei, was ihr nicht mehr ganz fremd war. Sie verwarf den dummen Gedanken, dass sie das am Ende den Tarif für eine ganze Nacht kosten könnte, und konnte sich in diesem Moment kaum eine schlimmere Frage vorstellen. Sein Stöhnen blieb halblaut, beinahe gehaucht, als sie ihn mit den Fingern umschloss, und es nicht dabei beließ.
Sie zog Leos Hose noch ein Stück nach unten, strich über dessen Beine und bemerkte seinen weit geöffneten Mund, als sie sich über ihn beugte. Als daraus ein Lächeln wurde und er den Kopf langsam nach hinten neigte, wagte sie sich weiter vor. Die Spitze ihrer Zunge berührte seine angeschwollene Spitze. Der erste Kontakt verursachte ein Zucken, er rückte sich zurecht – und sie öffnete den Mund noch ein Stück mehr. Nur wenige Zentimeter nahm sie ihn in sich auf, und obwohl sie seinen Blutfluss noch mehr verstärkte, schien das Ende in sicherer Entfernung.
Ganz langsam und nur ein Stück wagte sie sich vor, während sich seine Hand auf ihre legte, mit der sie sich an seinem Oberschenkel abstützte. Es war mehr ein tiefes Durchatmen und ein langes, gehauchtes „Ja“ und nicht nur ein Stöhnen, das er von sich gab. Kurz verleibte sie sich die gesamte Länge ein, konnte sich kaum erinnern, wann sie das zum letzten Mal wirklich genossen hatte, bis sie pausieren musste.
Sie hielt seine Hand, er atmete weiterhin so, als ob sie nicht aufgehört hätte, und entdeckte etwas in einer Tasche.
„Oh … super!“
„Was ist los?“
„Ich habe doch eines!“
Erst als sie ihm die kleine, quadratische Verpackung zeigte, änderte sich sein Gesichtsausdruck, erkannte Susanne in Leos Augen ein … Bitten? Sie stellte sich seine Reaktion vor, wenn sie nun Geld verlangen würde, unterdrückte ein böses Lachen, atmete tief durch. Ihm fiel das schwerer, als sie das Kondom auspackte, die Spitze zwischen zwei Fingern hielt und auch den Rest für ihn erledigte.
An diesem Tag trug er ein weißes T-Shirt unter dem dünnen Pullover, und sie schob alles ein Stück nach oben. Die Abmachung war einfach: Wenn sie sich ausziehen sollte, musste auch er sich frei machen, nicht nur unten herum. Noch knickte bei ihm nichts ein, doch wie lange noch? Sie wollte alles, außer ihn drängen, hatte keine Eile, alles bis auf ihr knappes, dunkelrosa Unterhöschen und ihren BH vor seinen Augen abzulegen. Im gleichen Moment, als sie diesen öffnete, zog er sein T-Shirt aus und konnte nun weder das nervöse Zucken seiner Bauchmuskeln verbergen, noch jenes ein Stück weiter unten.
Sie blickte ihm tief in die Augen. Sein Strahlen endete auch dann nicht, als sie die Unterhose abstreifte. Er atmete tief ein und aus, als sie sich näherte. Kurz prüfte ihre Hand noch, womit sie es zu tun hatte, führte sein heißes, pochendes Fleisch zu sich – und ließ ihn mit einem Ruck in sich eindringen.
Ihre Hände klammerten sich an seine Schultern, als sie mit ihm in Fahrt kam. Sie versuchten durch seine Haare zu streicheln, die kaum noch zerzauster werden konnten, und ihre Lippen verlangten nach seinem Mund. Sie spürte seine Hände an ihrem Rücken, die kaum Halt finden konnten, sie mochte es zumindest in diesem Moment, wenn bei jedem Stoß alles wippte, dass sie als Frau zu bieten hatte. Nur um genug Luft zu bekommen, löste sie sich von ihm, um sofort in einen neuerlichen tiefen Kuss zu versinken.
Irgendwie war es kälter geworden, doch der kurze, kühle Luftzug konnte sich der Hitze kaum entgegenstellen, die sie einhüllte. Sie half selbst mit den Fingern nach, seine drängten sich dazu, aber es schien kaum nötig, so sehr brannte sie innerlich. Etwas bahnte sich an, das ihm bereits einmal gelungen war, dieses Mal fühlte es sich gewaltiger und ungehemmter an. Lag alles daran, dass sie sich keine Gedanken mehr darüber machte, wie lange sie schon mit ihm im Bett lag? Es war nicht einmal ein Bett, lediglich Stroh in einem Bretterverschlag, trotzdem konnte sie sich keinen Ort vorstellen, wo sie lieber sein wollte.
Sie schlang sich fester um ihn, als es sich nicht mehr aufhalten ließ, konnte kaum kontrollieren, was vor sich ging, wurde mitgerissen – während er noch bei der Arbeit war. Sein Atmen wurde schneller, so wie sein Stoßen – und dieses Mal klang es wie ein gewaltiges Brüllen, als es ihm kam. Kraftvoll und dennoch nicht hektisch glitt er noch einige Male durch ihr Inneres. Was Sekunden davor nur eine deutliche Ahnung war, wandelte sich zu einem neuerlichen Höhepunkt – nicht nur einem.
Susanne schrie alles von sich, klammerte sich so fest sie konnte an Leo, wurde von ihm gestützt. Er ließ nicht von ihr ab und massierte sie, bis es vorbei war. Sie fühlte das zarte Streicheln der warmen Hände über ihren Rücken, wie sie sich ihrem Gesicht zuwandten. Ein lange nicht mehr erlebtes Gefühl schoss plötzlich durch sie, als sie ihn küsste und nicht sofort wieder losließ.
Vorsichtig kletterte sie von ihm, spürte seinen Rückzug aus ihr, und erneut lagen sie nebeneinander, als ob nichts gewesen wäre. Ihr Puls war immer noch erhöht, und als sie sich zu ihm tastete, spürte sie, wie auch sein Herz noch raste. Sie kuschelte sich enger an ihn, nicht nur weil sie auf einmal die Kälte um sich spürte, gab ihm nur ein kurzes Küsschen. Er beugte sich mehr zu ihr, und ihre Lippen und Zungen blieben viel länger verbunden.
„Irgendwie ist es ziemlich kalt“, meinte sie und presste sich enger an ihn.
Leo studierte sein Smartphone, außer dem Licht den Bildschirms erhellte praktisch nichts mehr den Raum.
„Toll“, meinte er.
„Was gibt es denn?“
„Weißt du, wie weit wir weg sind? Über 10 Kilometer, und dann noch die Steigung dazwischen.“
„Dann bleiben wir wirklich hier … aber mir ist echt kalt.“
„Vielleicht solltest du dir was anziehen.“
Er durchsuchte seine Kleidung, suchte noch länger, und präsentierte ihr ein Feuerzeug.
„Willst du alles niederbrennen?“
„Wieso nicht? Kann auch nützlich sein, wenn jemand nicht raucht. Wir können ein kleines Feuer machen, es kann durch das Dach abziehen.“
„Gut, wenn du meinst … und was hast du noch alles? Vielleicht noch was zu essen?“
„Ja, warte einen Moment …“
Noch einmal kramte er herum und zauberte einen weiteren Müsliriegel hervor.
„Oh toll … sonst nichts?“
„Nein, aber der ist mit Erdbeeren.“
Sie biss gierig ab, gab ihm die Hälfte, die er nach einigen Sekunden Zögern nahm, und zog die meisten ihrer zusammengesuchten Sachen an.
„Ich möchte noch ein bisschen … mich frisch machen, zu der Quelle, sonst bleibt uns ja nichts übrig … du kannst gern mitkommen.“
Ohne Hektik kleidete er sich ebenso wieder an, stützte sich an ihrer Schulter ab, und leuchtete ihr den völlig finsteren Waldweg aus. Die Richtung stimmte, und es waren keine 100 Meter bis zu jener Stelle, wo kristallklares Wasser über Steine aus einem Berghang plätscherte und sich in einem kleinen Bach fortsetzte. Auf dem Rückweg machte sie ihn auf einige Steine und auf dem Boden liegende Äste aufmerksam, die sich als nützlich erweisen konnten.
Das Holz in der notdürftig umgrenzten Feuerstelle ließ sich mit dem trockenen Stroh bald in Brand stecken. Zwar stand sie kurz davor, vor dem beißenden Rauch die Flucht zu ergreifen, doch er hatte Recht damit, dass dieser sich bald verziehen würde. In sicherem Abstand legte sie sich mit ihm hin, hielt seine Hand, und merkte ihm seine Müdigkeit langsam an. Er musste an diesem Tag viel mehr als sie erlebt haben, und es war sein gutes Recht, an ihrer Schulter einzuschlafen.
Die Strahlungswärme hatte den Raum aufgeheizt, und selbst wenn nur noch schwache Glut übrig war, würde es nicht sofort wieder kalt werden. Kurz schreckte er noch auf, doch als sie die letzten Glutnester sicher auslöschte, machte er es sich wieder bequem und deckte sich mit seiner Jacke zu. Sie warf noch einen Blick auf die Sterne über ihr, kuschelte sich an ihn und streichelte unter seinem T-Shirt seinen Rücken, und fühlte, wie sie immer schläfriger wurde.
Kapitel 6 – Die Abrechnung
Draußen herrschte noch die Morgendämmerung. Sie erkannte kühles Blau und tiefes Rot, und Susanne glaube nicht, dass sie noch weiterschlafen konnte. Sonst stand sie nicht so früh auf, doch es musste an der schneidenden Kälte um sie herum liegen. Zwar hielt sie ihre Winterkleidung und die von Leo halbwegs warm, und sie genoss seine Körperwärme, doch ihre Füße waren eiskalt.
Er schlief noch, als sie auf und ab ging und ihre Zehen auftauen ließ, und sie macht einen Blick nach draußen. Gedämpftes Licht lag über der kleinen Lichtung und dem kahlen, dichten Wald, der nur wenige Wochen davon entfernt sein konnte, in üppigem Grün zu erstrahlen. Es musste sehr lange her sein, dass sie einen morgendlichen Wald erlebt hatte, und das kaum mit einem Mann. Als sie zurückkehrte, raffte er sich gerade auf und streckte sich.
„Guten Morgen!“, begrüßte sie ihn.
„Guten Morgen! Auch so gut geschlafen?“
„Ja … aber es ist wirklich kalt!“
„Ich mache wieder ein Feuer, und dann überlegen wir, was wir machen, in einer Stunde ist es vielleicht schon viel wärmer draußen.“
Gemeinsam mit ihm marschierte sie zu der Wasserstelle, und bald saß sie wie am gestrigen Abend mit ihm vor den lodernden Flammen. Sie rückte näher und saugte sie Hitze in sich auf, nicht ohne ihre Hand in seine zu legen.
„Ach ja“, durchbrach er zusätzlich zum Knistern die Stille, „wir sollten noch abrechnen. Da wäre das Honorar für eine ganze Nacht, ich könnte dir wegen der Umstände einen Rabatt geben …“
„Das meinst du nicht ernst!“
„Du willst also nicht zahlen? Dann müssen wir uns was überlegen.“
„Ich werde dir einmal was sagen, du … du … weißt du, was mein Tarif ist? Einmal französisch, und einmal …“
„Gut, gut, dann gleicht es sich wieder aus.“
Sie berührte seinen Handrücken, schloss ihre Finger um seine – Sekunden später schmiegte er seine um sie, deutlich fester. Ihr Bein legte sich über seines, sie rückte noch enger an ihn, an seine Schulter.
„Das hast du vorhin nicht ernst gemeint, oder?“, setzte sie fort.
Er spielte mit ihrer Hand herum und scharrte mit einem Bein über den Boden.
„Nein, natürlich nicht“, entgegnete er lachend.
Der Ernst kehrte in sein Gesicht zurück, als sich ihre Hand sanft über ihn legte, und sie ihm mit halb geöffnetem Mund direkt in die Augen sah. Für einen Tag fernab der Zivilisation wirkte er noch sehr frisch, die zerrauften Haare waren schon zuvor einfach … süß gewesen, und überhaupt war er …
Sie näherte sich mit halb geöffnetem Mund, er schloss beinahe ganz die Augen, und ihre Lippen berührten seine, wollten nur noch küssen. Sie konnte nicht von ihm lassen, bemerkte die zart streichelnden Hände an sich, lehnte sich mit ihm zurück. Nie mehr wollte sie ihn loslassen, als sie wieder dieses Gefühl durchfuhr …
„Und was machen wir jetzt?“, fragte er, als er nach Luft schnappen musste.
„Vielleicht … sollten wir uns einmal nach einer heißen Dusche umsehen.“
„Keine schlechte Idee, und dann?“
„Dann … gehe ich ins Hotel zurück und kläre meine Sachen, und du klärst deine.“
* * *
„Prostitutions-Ring gesprengt … In einem Hotel … bla bla bla … Er betrieb eine schwunghafte Callboy-Vermittlung und soll dabei … bla bla … wurde wegen des Verdachts der Zuhälterei, schwerer Nötigung und zahlreicher weiterer Delikte vorläufig festgenommen.“
„Was? Was liest du da?“
„Regionalnachrichten.“
Leo zeigte Susanne den kleinen Bildschirm, und sie blieb stehen und las den Rest.
„Oh … und das heißt?“
„Kann sein, dass ich gegen ihn aussagen muss, sonst wird nicht mehr viel sein. Jetzt ist es sein Problem, er hat ja alles bestimmt, wäre nicht so leicht gegangen, einfach aufzuhören.“
„Ach ja … die haben einmal einen Kollegen von dir auf mein Zimmer geschickt. Der war eine Katastrophe, aber falls du ihn kennst … habt ihr auch einmal … Teamarbeit gemacht?“
„Das war wahrscheinlich Robert“, kommentierte er lächelnd. „Mit Teamarbeit meinst du …?“
„Du und er abwechselnd mit mir … oder gemeinsam … würde mich nur interessieren, ob er dann auch so ist. Ich meine, er ist süß … nicht so süß wie du …“
Sofort umarmte er sie, und sie ließ ungefähr fünf Küsschen folgen.
„Ich werden sehen, was sich machen lässt.“
* * *
Die Frau an der Rezeption lächelte sie an, als ob nichts gewesen wäre. Schnellen Schrittes eilte Susanne auf ihr Zimmer … alles noch da. Am Ende blockierte sie noch das Zimmer für alle anderen … wenn es noch andere geben würde. Hastig begann sie damit, ihre Sachen in den kleinen Koffer zu stopfen … oder sollte sie zuerst eine heiße Dusche nehmen, oder frühstücken, wenn es noch etwas gab?
* * *
„Oh, schön, dass wir uns wieder sehen! Haben Sie das gehört? Furchtbar! Was wird jetzt aus diesem schönen Hotel?“
Die schon wieder! Saß sie den halben Tag in der Hotellobby herum? Immerhin, von ihr hatte sie überhaupt erst von Leo erfahren … und sollte ihr dankbar sein.
„Einfach wieder nur ein Hotel?“
„Ja, aber … ja, und haben Sie vielleicht etwas von Leo gehört?“
Susanne stellte sich mit verschränkten Armen vor die Dame und setzte ihr böses Lächeln auf.
„Wenn Sie nett zu ihm sind und ihn auf einen Kaffee einladen, und damit meine ich ein Heißgetränk … und wenn Sie wollen ein bisschen Trinkgeld für alle … dann können wir vielleicht weiterreden.“
„Ja, aber …“
„Ich muss dann weiter … auf Wiedersehen … vielleicht!“
* * *
Susanne überlegte, ob sie Leo nochmals nach dem Weg fragen sollte, doch es konnte nur am Ende der Gasse dort vorne sein. Immerhin hatte sie nun seine wirkliche private Nummer. Das Wohngebiet bestand aus zwei- oder dreistöckigen Häusern, deren Fassaden sich seit vielen Jahren nach einer Renovierung sehnen mussten, genauso grau und staubig wie die Straße davor. Sehr bald würde auch hier alles aufblühen, noch lastete der Winter über diesem Ortsteil, der mehr im Schatten lag als das Hotel auf der Anhöhe.
Zum Glück war ihr Koffer nicht allzu schwer und einer mit Rollen, trotzdem hatte sie sich den Weg, der ihm bestens vertraut sein musste, etwas kürzer vorgestellt. An sich wäre es Zeit, in den nächsten Zug zu steigen und die Rückreise in die Stadt anzutreten, doch ob sie dort an diesem Tag oder einige später ankam, war im Prinzip egal. Ja, sie freute sich darauf, ihn wiedersehen zu können, aber ob es eine gute Idee war, diesen Robert hineinzuziehen? Vielleicht würde er sowieso nicht auftauchen und sie Leo ganz für sich allein haben.
Sie fand keine andere Möglichkeit, außer an die Tür zu klopfen und darauf zu hoffen, dass er es hören würde. Eine halbe Minute verging – nichts. Sie räusperte sich sehr laut – 10 Sekunden später wurde ihr die Tür geöffnet.
„Oh hallo, schöne Frau, treten Sie doch ein!“, begrüßte sie Leo.
„Ja … ich freue mich auch, dich zu sehen.“
Sie sah sich um und entdeckte einen Bereich mit einer Küche, einen Türstock ohne Tür und mit einem Vorhang, wo sich ein Badezimmer verbarg, größer als erwartet. Das Bett schien für ihn allein sehr groß und für zwei eine Spur zu klein zu sein. Sie zog ihre Schuhe aus, legte den Wintermantel über ihren Koffer und ließ sich auf der Matratze nieder.
„Ach ja, was ich noch fragen wollte, ich kenne mich da nicht so aus … wie viel …?“, wandte er sich an sie, gleich darauf ein Lachen zurückhaltend.
„Ach, weißt du … ich bin ein ganz billiges Flittchen. Sagen wir 20 Euro?“
„Das heißt, du musst mich ungefähr 15 Mal besuchen, damit es sich ausgleicht?“
„Ja … aber das ist viel zu wenig oft.“
Er setzte sich neben sie, nahm ihre Hand, und streichelte durch ihr Haar, über ihren Rücken. Ohne weitere Worte sah sie diesen Mann an … mit dem sie nur in einen tiefen Kuss verfallen konnte. Sanft drückte er sie nach hinten und warf sich etwas wilder über sie, sie drehte sich mit ihm zur Seite. Er behielt doch die Oberhand, dann wieder sie. Sie wusste, dass sie ihn heute nicht mehr loslassen wollte, morgen ebenfalls nicht – und verdrängte das Morgen.
* * *
Jemand stand vor der Tür. Wie spät war es überhaupt? Leo ignorierte es zunächst und raffte sich erst auf, als ein lauteres Klopfen folgte. Er brachte jemand mit, der ihr bekannt vorkam.
„Das ist Robert, ich glaube, ihr kennt euch schon … Robert, darf ich vorstellen, Susanne.“
Sie richtete ihren Blick langsam auf den Gast, der ihr ein verhaltenes Lächeln zuwarf und ihr zart die Hand schüttelte. Als er sich zu ihr beugte, hätte sie fast erwartet, dass er über den Bettrahmen stolperte. Leo setzte sich neben sie und legte seine Hand in ihre, während Robert schwieg, sie nicht direkt ansah und einige Schritte nach links und rechts machte.
„Weißt du, was ich gerne ausprobieren würde?“, durchbrach Susanne die Stille. Beide Männer sahen sie wortlos an.
„Glaubst du … Leo … in deiner Dusche … ist Platz für drei?“
„Ja, also …“, begann dieser nur zu stottern, während Robert der Mund offen stand.
Es war das erste Mal, dass sie Leo so erlebte. Stets hatte er sofort eine vernünftige Antwort parat, nun war sie zu weit gegangen. Sie hatte beide bereits in voller Pracht erlebt, doch zu dritt im Bad? Was wäre … wenn sich Robert in Wirklichkeit nicht so sehr für Frauen interessierte, aber diesem Job ebenfalls nicht widerstehen konnte? Auch er musste sich wohl nach einem anderen umsehen und beide hatten Glück, nicht noch schlimmere Probleme bekommen zu haben.
„Ich gehe schon einmal voraus!“, bekundete Robert und machte sich schnellen Schrittes in Richtung Badezimmer auf. Susanne und Leo blieben sitzen, warteten, er zuckte mit dem Schultern, und beinahe gleichzeitig sprang sie mit ihm auf.
Robert hatte beinahe alles abgelegt und ließ sich selbst unter ihren Blicken nicht beirren, auch noch seine Unterhose auszuziehen und in die Dusche zu treten. Es war keine von diesen Kabinen mit einer Schiebetür aus Kunststoff oder Glas, sondern ein recht großer Bereich aus hellblauen Fließen. Eine Zwischenwand und ein Vorhang trennten diesen vom restlichen Raum. Zumindest für zwei sollte genügend Platz sein – und sie wollte sich davon überzeugen.
Das Wasser begann zu rauschen. Sie stützte sich an Leo ab und begann ihre Sachen abzulegen. Er half ihr bei ihrem BH, blieb jedoch selbst nur ruhig neben ihr stehen.
„Was ist … kommst du zu uns?“
„Ich glaube später.“
„Na komm schon!“
Er machte einen Schritt zurück, sie drückte ihm ihr Höschen in die Hand und schob den Vorhang zur Seite. Robert zuckte kurz zusammen und machte Platz für sie. Nein, sie musste ihn nicht davor beschützen, auf dem glatten Boden auszurutschen, er konnte selbst auf sich aufpassen. Sanft drückte sie sich von hinten an ihn, während er mit dem Duschgel hantierte, und riskierte einen Blick über seine Schulter. Etwas Magie würde noch nötig sein, damit sein Zauberstab richtig in Form kam.
Sie nahm sich das Duschgel, noch bevor er es abstellen konnte, verteilte etwas davon auf seinem Rücken, massierte ihn, und er stieß einen zufriedenen Laut aus. Zögernd tastete sie sich nach vorne, überlegte, ob sie … und der Vorhang öffnete sich. Leo hielt einen Fuß hinein, schien mit der Temperatur zufrieden zu sein, und drängte sich dazu. Er fand tatsächlich hinter ihr Platz, und sie fühlte sich mit einem Mal ziemlich bedrängt. Wenn Robert jetzt anders herum stehen würde …
Etwas drückte sich von hinten an sie, und es waren nicht nur seine Hände und seine Bauchmuskeln. Sie sollte aufpassen, dass nichts geschah, dachte sie sich. Alle drehten sich, wie sie bemerkte, und hatten dennoch zu wenig Platz. Leo verließ sie wieder, sie stellte sich vor Robert und züngelte provokant ein bisschen herum. Er streckte seine Zuge noch ein Stück weiter heraus und sie berührte sie. War das ein Kuss? Noch einmal strich sie über seinen Rücken, dann ließ sie ihn allein.
Leo stand noch draußen und reichte ihr ein großes Badetuch. Er hatte eines umgehängt, das eine Seite seines Körpers verdeckte. Sie konnte längst nicht mehr abstreiten, den scharfen Formen seines Rückens verfallen zu sein, und das war lange nicht alles. Er ging voraus, ließ sich auf das Bett fallen, streckte sich aus, und sie warf sich über ihn. Noch wäre bei ihm nichts einsatzbereit gewesen, nicht wirklich, und nach ihr konnte es ruhig noch länger so bleiben. Sie stützte sich auf seinem Oberkörper ab, beugte sich nach vor. Auch wenn seine Arme jederzeit losgelassen hätten, wollte sie mehr als nur ein kurzes Küsschen. Warum hatten sie sich vorhin überhaupt unterbrechen lassen? Sie hatte nach dem anderen gefragt, aber ob es eine gute Idee war?
Susanne setzte sich auf, schüttelte ihre Haare zurück und rückte ein Stück aus seiner privaten Zone, nur um diese gleich darauf mit beiden Händen zu verletzen. Er streckte sich unter ihr durch, spannte sich, und bald regte sich mehr. Sie mochte die Art, wie er stöhnte, wild und kraftvoll und doch dezent zugleich. Nur auf ihre Hände wollte sie sich nicht beschränken, auf keinen Fall, ließ wieder ihre Zunge spielen und näherte sich dem Objekt ihrer Begierde.
Schmeckte er anders, intensiver, am ersten Tag, an dem sie ihn wirklich privat traf? Mit Gewalt konnte sie nichts anfangen, wirklich nicht, doch sie nahm sich vor, ihm ins Gesicht zu schlagen, nur leicht, falls er wieder anfing, über Geld zu reden. Sie probierte, ob sie ihn noch ein Stück weiter in ihren Mund aufnehmen konnte – und spürte eine zarte Handberührung auf ihrem Rücken.
Robert stand hinter ihr, nicht einmal mit einem Handtuch bekleidet, letzte Wassertropfen liefen entlang seiner Haut – und auch sonst stand bei ihm alles steil in die Luft. Mit einem Mal wurde ihr heißer, fühlte sie einen Schweißausbruch, löste sich von Leo und richtete sich auf. Er streckte sich zur Seite, kramte in einer Lade seines Nachtkästchens und förderte eine Handvoll Kondome zu Tage. Ob sich sonst nichts in der oberen Lade befand? Schließlich musste das lange genug sein Arbeitsmaterial gewesen sein.
Sie fühlte noch mehr Schweißtropfen herablaufen, gleichzeitig mit der Feuchtigkeit an anderer Stelle, als er die Verpackung aufriss. Die Freiheit, seine Härte zu prüfen, nahm sie sich, doch Hilfe brauchte er beim Anlegen keine. Noch mehr als sein Stöhnen mochte sie diesen Ausdruck in seinem Gesicht, der nicht deutlicher nach ihr verlangen konnte und trotzdem nicht zu sehr darauf drängte. Umso lieber rückte sie näher, bemächtigte sich seiner Männlichkeit, nahm das Gefühl in sich auf, wie sich Wärme und Pulsieren an sie schmiegten – und nahm alles von ihm auf.
Es bereitete ihm keine Schwierigkeiten, tief in sie vorzudringen, er hätte viel rasanter sein können, doch das war nicht sein Stil. Bei jedem Zentimeter schien er auf ihre Reaktion zu achten, hielt zwischendurch inne, und sie bemühte sich, zustimmend zu lächeln, wollte mehr von ihm, alles. Als sie vollständig vereint waren, bewegte sie sich ihm entgegen, ging bei seinen Schwüngen mit. Sie war in seine Gesichtszüge versunken, wie er hilflos unter ihr lag und dennoch zeigte, was er konnte und dabei seine Bauchmuskeln trainierte.
Die Hand an ihrem Rücken beachtete sie kaum, auch nicht, als sie tiefer ging. Erst als sie von einer kühlen und glitschigen Schicht bedeckte Finger an sich bemerkte – an ihrer Hintertür – drehte sie sich um.
„Hey … was …?“
Robert zuckte leicht zusammen, ließ seine Finger draußen, ohne sie ganz wegzuziehen, und stellte die Tube mit dem Gleitgel ab. Leo wurde langsamer, zuckte nur noch ein bisschen in ihr herum, und tausend Gedanken durchfuhren sie in diesem Moment. Jemand hatte es einmal bei ihr gemacht, sie dazu überredet und sie es für besser gehalten, darauf einzusteigen. Doch sie hatte kaum daran gedacht, es zu wiederholen. Am Anfang war es ein ungewohntes Gefühl, vielleicht genau das, von dem alle redeten, doch dann … irgendwie unangenehm. Vielleicht nur, weil er zu schnell war, zu brutal, und sie ihn nicht unterbrechen wollte? Das kurze Eindringen mit zwei Fingern fühlte sich anders an, nicht wie ein unangenehmer Druck … nur wie ein Rausch, dem sie sich dieses Mal hingeben wollte.
Sie zwinkerte ihm zu, lächelte, nickte leicht, zog ihn zu sich – und Leo warf ihm ein Kondom zu. Er konnte es nicht gleich fangen, schnappte es sich doch noch und packte die Schutzkleidung aus. Susanne fühlte mehr von dem kühlen Gleitgel und wie es bald wärmer wurde, bemerkte, wie sich Robert auf das Bett kniete und sich von hinten an sie kuschelte – und es nicht dabei beließ. Nur etwas beugte sie sich nach vor. Leo, der nichts von seiner Standfestigkeit verloren hatte, kam wieder in Fahrt – und sie spürte dieses Gefühl an sich, das so lange zurück lag.
Susanne holte tief Luft, hielt die Zähne zusammengebissen, ertrug das Spannen kaum, als er probierte, sich Einlass zu verschaffen, und war froh, als Robert den ersten Versuch sein ließ. Sie blieb ganz ruhig mit Leo vereint, küsste ihn hastig, brauchte sein Streicheln, und spürte gleichzeitig, wie das Gefühl in ein angenehmes Prickeln überging. Robert wartete noch etwas, hielt so fest er konnte ihre Hand, und setzte zum nächsten Anlauf an.
Auch dieses Mal brannte es, wenn auch erst später. Es verschwand schneller, als sie sich wünschen konnte, dass er es lassen sollte. Lieber genoss sie das Gefühl, wie er sich langsam und stetig in sie schob, spürte das Pulsieren und hatte Angst, dass sich beide wegen ihrem Kreischen und Stöhnen zurückhalten würden. Nein, sie wollte, dass sie nicht nur Robert durchnahm, sondern gleichzeitig auch ihr Leo. Zum Glück schienen beide keine Männer zu sein, die bei jeder flüchtigen Berührung eines anderen Mannes in der Hitze des Gefechts in Panik verfielen. Sie beugte sich noch mehr nach vor, bis sie das Gefühl hatte, dass beide den besten Zugang fanden – und wurde vollkommen ausgefüllt.
Es lag nur noch ihr Kreischen und tiefes, männliches Stöhnen in der schwülstigen Luft. Ständig wieder fand sie mit allen in einen Rhythmus, versuchte ihn zu halten, obwohl sie innerlich kochte. War sie gerade gekommen, oder war das nur …? Leo musste es ähnlich gehen, er wurde hektischer, sein Gesicht schien wie von Schmerzen verzerrt. Er atmete nur mehr stoßweise – und ließ einen finalen Schrei los. Seiner Festigkeit hatte das kaum geschadet, sie ließ nicht sofort nach. Robert schien es als Ansporn zu nehmen, noch schneller zu werden – und rutschte aus ihr.
Erfolglos suchte er wieder nach ihrem Hintereingang, Leo regte sich unter ihr, musste sie langsam verlassen – und sie drehte sich auf den Rücken. Robert stand direkt vor ihr, noch einsatzbereit, zitterte leicht, schien sich kaum auf den Beinen halten zu können – und sie spreizte ihre Beine und lockte ihn mit einem Finger zu sich.
„Na komm schon!“
Erneut versuchte er anzusetzen, sie half ihm dabei, bemerkte erst jetzt die plötzliche Leere – und mit einem Ruck füllte er sie erneut. Sie war völlig im Schweiß versunken, seine Finger auf ihren Schenkeln und weiblichen Hügeln fühlten sich noch heißer an, sein Gesicht verzerrte sich, das Stoßen wurde kurz unangenehm – und dann brüllte er seinen Höhepunkt heraus und riss sie mit. Es ließ nach, doch sie konnte es nicht lassen, musste mit ihren Fingern nachhelfen, noch einen heraufbeschwören, seine kamen dazu – und sie bemerkt, dass Leo direkt neben ihr lag und an sich selbst herumspielte.
Seine Beine durchpflügten das Betttuch, rissen es weg, noch etwas bahnte sich an – und ihre und seine Schreie verbanden sich. Erneut fühlte sie diese Leere, als Robert aufstand, aber dieses Mal beruhigte sich alles, ging in Entspannung und Geborgenheit über.
Robert legte sich links neben sie, während Leo rechts neben ihr an sie gekuschelt blieb. Beide hielten ihre Hand, sie überzeugte sich davon, dass beide alles gegeben hatten und musste leise lachen.
Robert setzte sich auf und steuerte auf das Badezimmer zu. „Wenn du noch nicht genug hast, darfst du …“, rief sie ihm zu, und Leo versuchte sein leises Lachen zurückzuhalten. Sie hörte das Geräusch des Wassers – und noch ein anderes?
„Wann fährt dein Zug?“, fragte Leo.
„Keine Ahnung … ist das wichtig? Vielleicht überhaupt nicht mehr.“
„Das wäre ja nicht so schlecht.“
Langsam begann er über ihren Oberkörper zu streicheln, ließ kaum eine Stelle aus, bis sie seine Hand festhielt. Da war es wieder, dieses leichte Prickeln in ihr, das sofort in ein tiefes, innerliches Ziehen überging, entlang ihrer Arme und Beine lief, sie durchdrang, als sie ihn anblickte. Sie strich durch seine Haare, er drehte sich zu ihr, sie spürte seine Hände an ihren Schultern und fühlte auch sein Herz rasen, als sie in einen tiefen Kuss versank.
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