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Kommentare: 20 | Lesungen: 5830 | Bewertung: 7.91 | Kategorie: Sonstiges | veröffentlicht: 29.04.2008

Small Talk 2 Am Baggersee

von

Fußball, Autos und Frauen sind wohl Bestandteil jeder Männerrunde im Biergarten. Was aber reden Frauen, wenn sie unter sich sind? Es ist schon schwer genug für Männer, nur einer einzelnen Frau zuzuhören. Mehrere bei einem Gespräch zu belauschen? Nahezu unmöglich.

Das inspirierte mich zu dieser Serie. Nimm deine Decke, lege dich einfach neben uns hin und höre zu.

*** *** ***

Am Wochenende war das Bundesliga Derby zwischen dem VFB Stuttgart und seinem badischen Erzrivalen. Im Vorfeld hatte ich meinen Arbeitskollegen - denjenigen, die es interessierte und ebenso den Kollegen, denen es am Hintern vorbeiging - großspurig erklärt, dass der VFB sich auf etwas gefasst machen könne, wenn er beim Zweitligameister antritt. Wenn wir verlieren würden, dann könnte ich leicht behaupten, dass man den budgetschwachen Karlsruher Aufsteiger, ja unmöglich mit dem amtierenden Deutschen Meister vergleichen könne, und ihnen somit jeden Wind aus den Segeln nehmen.

Da mir der badische Sieg aber nicht soooo wichtig war … okay – gelogen - da ich das natürlich völlig genoss, kam ich am Montag mit dem blauen KSC Aufstiegs T-Shirt ins Büro. Natürlich schmeckte das meinen schwäbischen Kollegen nicht wirklich, aber – was soll’s.


Am meisten freute mich, dass bei dem Spiel die befürchteten Krawalle und die vulgären Hasslieder ausblieben, für beides hatte ich noch nie Verständnis.

***

Im Großraumbüro war relativ wenig los und ich fand wirklich nichts dabei, bei 30 Grad Außentemperatur meine Schuhe auszuziehen, die Hose bis an die Knie hochzukrempeln, und meine Füße in eine Wanne mit kaltem Wasser zu stellen.


So lümmelte ich mich im Bürostuhl, betrachtete abwechselnd den Monitor mit den Datentransfers und den anderen Bildschirm mit den geöffneten Kalkulationsprogrammen. Nebenbei bearbeitete ich eines der Formulare mit der Maus, die ich mühevoll auf dem Oberschenkel steuerte. Aber irgendwie war ich nicht wirklich fit.

Der berühmte Fünf-Minuten-Büroschlaf soll doch angeblich neue Lebensgeister wecken und den Elan zurückbringen. Unter diesem Beweggrund ruhte meine Stirn auf der Schreibtischplatte und meine Arme baumelten locker nach unten, als eine Stimme an ein Ohr drang.


„Ist das die Frau Müller?“


„Bin nicht da!“, murmelte ich, den Kopf immer noch auf der Schreibtischpatte liegend. Doch dann schwante mir Böses. Mist! Die Stimme kannte ich doch irgendwoher … nee, oder?


Ich hob langsam den Kopf und schaute meinen Abteilungsleiter verlegen lächelnd an.


„Bin leicht urlaubsreif.“


Er schmunzelte: „Das bin ich auch, Frau Müller. Noch zwei Wochen und ich fliege mit meiner Frau nach Griechenland. Wann haben Sie Urlaub, Frau Müller?“


„Ab Übermorgen – endlich.“


„Dann schlafen Sie mal schön weiter“, meinte der Vorgesetzte augenzwinkernd. „Ach so, Frau Müller. Ihr T-Shirt ist – furchtbar!“


„Das sagt mein Mann auch!“


„Er interessiert sich für Fußball?“


„Hardcore-VFB-Fan!“


Er lachte.


„Dann hatten Sie bestimmt einen angenehmen Sonntagnachmittag!“

Wieder etwas fit spulte ich die Routinearbeiten ab, bis eine Kollegin plötzlich neben mir stand. Ein kurzer Blick in ihre Plastiktüte, eine Info, mein Rechner gesichert und kurze Zeit später stand ich im KiK, kämpfte mich an den Wühltisch und schnappte mir alles, was ich noch bekommen konnte. Von 4,95 auf einen Euro heruntergesetzt, da kann man nicht viel falsch machen - oder doch?

Ich wartete brav in der Schlange vor der Kasse, und betrachtete die etwa zehn Stringtangas, die ich mir erkämpft hatte. Nicht wirklich bequem, eher die Marke „kleine Schlampe“. Oder anders gesagt, genau das, was Jürgen an den Rand des Wahnsinns bringt, wenn ich so nach dem Duschen vor ihm herumwackle.

„Finde ich auch!“


Eine Männerstimme riss mich aus meinen Gedanken, und mit offenem Mund sah ich den neuen Arbeitskollegen an.


„Die stehen Ihnen bestimmt ausgezeichnet, Frau Müller!“


Er zwinkerte mir frech zu und diese unpassende blöde, rote Substanz veränderte den Farbton meiner Wangen. Da stand ich nun wie ein kleines Mädchen, den Hauch aus Nichts wie der Greifer eines Baggers umklammert, und überlegte, wie dieser Zauberspruch lautete, der einen verschwinden ließ. Dann fiel mir aber dieser andere Spruch ein: Angriff ist die beste Verteidigung!

„Anja! Nenn mich Anja, wenn du mich schon mit meiner Unterwäsche gesehen hast!“


Er lachte: „Gern Anja, freut mich. Ich bin David!“


Er reichte mir die Hand, was allerdings im Anbetracht der Umstände schwer zu erwidern war. Wir mussten beide lachen. Er reagierte sogleich, lief an die Kasse und kam mit einem Einkaufskorb zurück. Ich legte die winzigen Wäschestücke hinein und wir konnten uns dann endlich „offiziell“ bekannt machen.


Er versprach zu schweigen, aber bestimmt verplappere ich mich mal in trauter Kollegenrunde.


Die letzten beiden Stunden vermied ich es, noch etwas Produktives zu leisten und hielt meine Kollegen von ihrer Arbeit ab, lästerte fleißig weiter über die VFB Schlappe und irgendwie ließ mich das Gefühl nicht los, das einige sich dann doch freuten, als ich Feierabend hatte und winkend das Büro verließ.

Aus dem Büro raus und sofort den Hebel umlegen, hatte ich mir mal zu Neujahr als Vorsatz vorgenommen. Ich brauchte zwar einige Zeit, um das zu lernen, aber mittlerweile klappt es ganz gut. Schon relativ entspannt fuhr ich direkt auf den Parkplatz am Waldsee.


Für 13 Uhr hatte ich mich mit meinen beiden Schwestern am See verabredet und freute mich auf ein paar unterhaltsame Stunden. Ich stellte mein Auto in den Schatten eines Baumes und stieg aus.

Bis auf ein Pärchen, das gerade Richtung Sonnenwiese schlenderte, war niemand zu sehen. Schnell zog ich die Leinenhose aus, den Slip herunter und schlüpfte in den zitronengelben Stringtanga. Wieder ein kurzer Rundumblick: immer noch keiner zu sehen. Umständlich öffnete ich den Verschluss des BHs, fasste mit der Hand unter das T-Shirt und zog den Träger erst über die Schulter, dann über den angewinkelten Ellenbogen und schließlich über meine Hand. Dasselbe auf der anderen Seite und ich zog ihn durch die Öffnung eines Ärmels. Den BH warf ich zu den anderen Klamotten auf die Rückbank. Das Bikinioberteil stopfte ich in meinen Korb, in dem auch die weiteren lebenswichtigen Sachen waren: Mineralwasser, Obst, Sonnencreme, zwei Handtücher, Haarbürste, Feuchtigkeitscreme, Zigaretten, Kaugummi - und noch eine Haarbürste …

Ich holte die Decke aus dem Kofferraum, zog die Birkenstock an und trottete los. Schlagartig blieb ich stehen, verdrehte die Augen und ging wieder zurück zum Auto. Das dunkle T-Shirt wollte ich doch gegen ein luftiges Top auswechseln. Ich streifte es über den Kopf und warf es zu den anderen Sachen. Natürlich passierte jetzt das, was immer passierte. Wo zum Henker war mein Top? Ich scannte den Innenraum ab, ging zum Kofferraum, aber es war nirgendwo zu finden. Ein Pfiff erinnerte mich plötzlich daran, dass ich hier ‚oben ohne’ neben der Straße stand. Eine Gruppe Radfahrer düste vorbei, und wie Männer im Rudel nun mal sind, pfiffen sie albern, und als ob sie noch nie einen nackten Frauenoberkörper gesehen hätten, verdrehten sie ihre Hälse, dass es fast zu einer Massenkarambolage kam. Ich verschränkte noch schnell meine Arme vor der Brust und grinste zurück. Augenblicklich fiel mir auch wieder ein, dass ich das Top ja vorhin schon in meinen Korb gesteckt hatte.

Was soll’s! Es gab Schlimmeres. Ich streifte mir das Top über, packte meine Decke wieder unter den Arm, zog die dunkle Sonnenbrille von der Stirn und lief mit dem Korb in der Linken zu unserem ausgemachten Treffpunkt.

Meine Haut hatte fast ihre dunkelste Pigmentierung erreicht und der Kontrast zum gelben String gefiel mir gut. Das kleine Etwas musste ich einige Male möglichst unauffällig „justieren“, bis es nicht mehr kniff.

Es war über 30 Grad heiß und es wehte nur ein lauer Wind. Viele Leute tummelten sich auf der Wiese in der Nähe des Parkplatzes. Cool stolzierte ich an den vielen Grüppchen vorbei, wackelte etwas mehr als erforderlich mit dem Hintern, wenn mir einer der Jungs gefiel, und genoss das Gefühl, zu wissen, dass er mir hinterher sah.

Mein Ziel war der sandige Bereich auf der Südseite, wo es erfahrungsgemäß immer etwas weniger überlaufen war, weil viele nicht so weit laufen wollten. Schon von Weitem sah ich meine Schwestern und winkte ihnen zu. Die beiden entdeckten mich und winkten zurück. Andrea in ihrem Bikini und Claudia oben ohne. Ein Blick in ihren Aschenbecher verriet mir, dass sie schon eine Weile hier waren.

„Hi, ihr beiden!“


„Hallo! Schön, dass du da bist“, begrüßte mich Andrea, meine ältere Schwester.


„Hallo Anja!“


„Hey! Sieht geil aus!“ sagte ich zu Claudia. Meine ein Jahr jüngere Schwester hatte sich die Haare schwarz gefärbt und trug sie zur Abwechslung mal nicht zusammengebunden.


„Mit offenen Haaren gefällst du mir viel besser!“, sagte ich und gab ihr einen Kuss. Bei Claudia machte ich das automatisch zur Begrüßung, bei Andrea eher selten.

Ich legte meine Decke neben die meiner Schwestern, zog das Top über den Kopf und sprang ins kühle Wasser. Einige Minuten schwamm ich und war wie neu geboren, als ich aus dem Wasser kam. Den Oberkörper nach vorne gebeugt wrang ich die langen Haare aus, schüttelte zwei-dreimal den Kopf und genoss die leichte Brise, die meinen Körper kühlte. Ich zog den Stringtanga aus und warf ihn auf meine Decke. Dann setzte ich mich nackt im Schneidersitz neben meine Geschwister und steckte mir eine Zigarette an, während Andrea mir eine Blechtasse mit Kaffee reichte.

„Ist das hier erlaubt?“, fragte sie.


„Kaffee zu trinken?“, fragte ich scheinheilig.


„Quatsch, ich meine doch, FKK zu machen!“


„Wer soll es denn verbieten? Hier ist offiziell ja nicht einmal Baden gestattet.“


„Nicht? Das wusste ich gar nicht!“


„Oh je, Andrea. Du machst etwas Illegales! Tz tz tz“, lästerte Claudia.


Ich cremte mich inzwischen mit meinem „Tiroler Nussöl“ ein und genoss die Sonnenstrahlen auf meiner nackten Haut.

„Pass auf, dass du dir nicht einen Sonnenbrand auf den Lippen einhandelst!“, sagte Claudia.


Mich weiterhin eincremend, griff ich in meinen Korb und zeigte ihr den Labello.


„Ich meinte die anderen Lippen!“, sagte sie grinsend.


Ich verdrehte die Augen.


„Was ist das denn?“, fragte Claudia erstaunt.


„Was?“


„Na das!“, meinte sie und zeigte zwischen meine Beine.


„Das nennt man Vulva. Wird fälschlicherweise auch oft als Vagina bezeichnet!“


„Ha ha ha! Ich meine die Härchen!“


„Mit Beginn der Pubertät entwickelt sich an manchen Stellen ein Haarwuchs …“


„ANJA!“


Ich grinste und meinte zu Andrea: „Weißt du, welches Wort Claudia in einem Kreuzworträtsel für weibliches Geschlechtsteil mit fünf Buchstaben und ‚V’ am Anfang schreiben würde?“

„Ha ha ha! Du weißt doch genau, was ich meine!“


„Es fing damit an, dass mir mal wieder die Rasierklingen ausgegangen waren … Nee, stimmt nicht. Das ist eine kleine Racheaktion!“


„Wegen Jürgens neuer Kurzhaarfrisur?“


„Also abgesehen davon, dass ich es nicht als Frisur bezeichne – Ja! Genau!“


„Ich dachte, du hast ihm angedroht, dir dein Lockenköpfchen kurz zu schneiden, wenn er seine noch mal auf drei Millimeter runterraspelt.“


„Ich habe geblufft! Das Problem ist nur, er wusste das natürlich. Deshalb auch der Irokesenschnitt!“


„Mit Schamhaaren finde ich es schöner. Lässt du das jetzt so?“, fragte Andrea.


„Glaub nicht! Außerdem pfinzt Jürgen dauernd rum. Er meint, ich bin verpflichtet, ihm zu gefallen und er will es nun mal ‚glatt’.“


„Aber auf dem Kopf können sie ihm nicht lang genug sein!“, stellte Claudia fest.


Ich nickte.


„Ihr hättet erleben sollen, was der für einen Aufstand gemacht hat, als ich meine Haare letzte Woche zehn Zentimeter kürzer schneiden lassen wollte.“


„Und dann hat Anja es natürlich nicht gemacht!“


„Genau! Die kleine unterwürfige Anja macht stets, was ihr Gatte erwartet.“


„Du hast schon Recht, Anja. Lange Haare muss man halt regelmäßig nachschneiden lassen, sonst gehen sie kaputt“, wusste Andrea.

Ich fuhr mit den Fingern durch meine Haare, schüttelte kurz den Kopf und die nassen, herabhängenden Haarspitzen verdeckten meinen Busen.


„Ich finde sie so, wie sie jetzt sind gerade lang genug. So will ich sie - und fertig! Übrigens Andrea, deine sind zurzeit viel empfindlicher!“


„Wieso?“


„Weil du sie halblang trägst. Deine Haarspitzen liegen auf der Schulter auf und das ist das Problem. Wenn sie länger werden und über die Schulter fallen, wird’s besser. Dann fransen sie nicht mehr so schnell aus.“


„Ja stimmt. Die spalten sich, und wenn man sie dann nicht schneiden lässt, passiert es dir wie mir damals. Haare am Arsch!“


„Du hast Haare am Arsch, Claudia? Das ist ja … irgendwie ekelig!“, meinte ich lästernd und gleich an Andrea gewandt: „Übrigens! Geht mich ja im Grunde nichts an, aber bist du freigesprochen worden?“


„Wer? Ich? Wieso?“


Claudia schmunzelte: „Als du deinen Frisör erschossen hast, meint Anja.“


Unsere große Schwester schnappte nach Luft, wollte gerade loslegen, als ihr auffiel, dass wir beide grinsten.

„Mir gefällt der Schnitt und die Farbe ist auch schön.“


„Schnitt ist cool. Wie nennt sich der? Catweazle nach durchzechter Nacht?“


„Lästere nicht, Anja, das ist halt modern!“, meinte Andrea selbstbewusst, gab dann aber doch zu: „Ich bin richtig erschrocken, als ich mich zum ersten Mal im Spiegel sah. Zum Glück wachsen meine Haare aber relativ schnell nach.“


„Was ist das für ein Farbton?“, fragte ich.


„Aubergine.“


„Ich hatte mal eine ähnliche Farbe, nur etwas dunkler. Aber schwarz finde ich am besten – bei mir!“ meinte Claudia und dann an mich gewandt: „Deine sind auch gefärbt, oder?“


„Blond färbt man nicht, das bleicht man! Und nein – alles Natur! Sofern die Sonne kommt, werden meine Haare von alleine heller. Aber ich stehe auch dazu, dass ich sie den Winter über mit Strähnchen aufhellen lasse.“


„Ich finde trotzdem, dass deine Haare total verschnitten sind, Andrea! Aber egal, notfalls kannst du ja eine Kappe aufsetzen.“


„Jürgen kaschiert seine neuerdings mit einem Basecup. Er ist der Meinung, es zieht ihm am Kopf.“

Während wir uns unterhielten, stimmte Claudia plötzlich eine Melodie an und sang: „Ich hab die Haare schön … ich hab die Haare schön … und die Möpse auch.“


„Hans ärgert sich über seine Geheimratsecken … und … ich denke er würde … hätte gern …“, stammelte Andrea zusammen und schaute fassungslos auf unsere jüngste Schwester, die mit beiden Händen ihren Busen hoch drückte.


„Das ist doch kein Weltuntergang. Sieht man halt mehr vom Gesicht! Aber man sollte dazu stehen und nicht versuchen, mit aberwitzigen, lächerlichen ‚Seitenlanges-Haar-über-die-Stirn-gescheitelt’-Frisur rumzulaufen.“


„Ein bisschen schummeln ist erlaubt.“


„Klar ist ja auch in Ordnung. Mach ich selbst ja auch“, gab ich zu.


„Mit deinen Tittchen?“, lästerte Claudia.


„Ja, mit meinen Tittchen! Na und? Hat ja nicht jede so Oschies wie du!“

Und wieder wurden wir mit ihrem Gesang bestraft: „Ich hab die Haare schön … ich hab die Haare schön … und die Möpse auch.“


„Habt ihr etwa keine Push-ups im Schrank?“


„Brauch ich nicht!“, meinte Claudia und reckte demonstrativ ihre Brust heraus.


„Aber du trägst auch BHs, die dein Dekolletee hervorheben“, sagte Andrea.


„Klar, war doch nur ein Witz. Natürlich habe ich auch Push-ups. Ist doch geil, wenn’s die Titten richtig rausdrückt.“


„Ich mag das nicht. Das wirkt so billig“, sagte ich.


„Zu tiefe Ausschnitte wirken auch billig. Geschenke sind noch schöner, wenn sie nett verpackt sind“, meinte Andrea.


„Genau das meinte ich!“


„Frau muss ihre Titten zeigen! Aber, dass ihr beiden Hühner das nicht versteht, weiß ich schon lange.“


„Ich würde mir voll blöd vorkommen, so aufgepumpt im hautengen Top rumzulaufen“, erklärte ich den beiden.


„Aber das machst du ja nie!“, sagte Andrea.


„Eben! Ich will mir ja nicht blöd vorkommen!“


„Ich fühle mich so als richtige Frau. Mir schauen auf jeden Fall mehr Männer hinterher als dir, Anja!“


„Ich gönn’s dir ja, Claudia!“, antworte ich lächelnd.

„Ich habe mir so selbstklebende Haftschalen besorgt, die befestigst du einfach unter dem Busen und brauchst keinen BH“, sagte Andrea.


„Du meinst so Dinger, die man unterm schulterfreien Kleid anziehen kann?“


„Ja genau.“


„Und taugt das was?“ fragte Claudia und imitierte die Haftschalen mit ihren Händen.


„Ich glaub das hält nicht lange, oder?“, fragte ich skeptisch nach.


„Zu Hause habe ich es getestet, da war es gut. Aber wahrscheinlich ziehe ich wieder meinen BH mit den transparenten Trägern an.


„Iiiih, das kann ich gar nicht leiden. Das klebt immer so.“


„Einen Tod muss man sterben! Diese trägerlosen BHs sind ja auch alle Schrott!“


„Ohne!“, sagte ich in die Runde.


„Ohne BH? Nee, das mach ich nicht!“, meinte Andrea und Claudia nickte zustimmend.


„Würdest du so auf eine Gala gehen?“


„Ich würde so nicht auf ein Betriebsfest gehen. Auch nicht zu Tante Ernas 75. Geburtstag. Aber auf eine Party? Wieso nicht? Muss natürlich ladylike rüberkommen und keine Tittenshow sein!“


„Und was ist jetzt so schlimm, wenn ich Dekolletee zeige?“


„Gar nichts, Claudia! Das habe ich ja nicht gesagt. Zeig du den Männern deine Titts, und lass sie bei mir vermuten, ob ich Unterwäsche unterm Kleid trage.“

„Unterwäsche? Du hättest aber wohl hoffentlich einen Schlüpfer an?“, fragte Andrea überrascht nach.


„Mann, Andrea! Schlüpfer trägt Tante Erna oder unsere Mutter.“


„Oder Andrea, in Form von Baumwollliebestötern!“, lachte Claudia.


„Ihr beiden könnt ganz schön nerven. Aber mal eine Frage: Was würdet ihr denn unter das Abendkleid anziehen!“


„Was wohl – Stringtanga! Was denn sonst?“


„Eine andere Antwort habe ich von dir ja nicht erwartet, Claudia. Du weißt doch, dass ich die Dinger echt nicht gern anziehe!“


„Kommen aber gut unterm Kleid!


„Apropos Stringtangas. Heute ist mir da was echt Unglaubliches passiert. Ich war schnell im KiK gegenüber, und …“, berichtete ich über den peinlichen Moment vom Morgen.


„Ich wäre vor Scham im Boden versunken“, meinte Andrea, als ich mit meiner Erzählung fertig war.


„Du wieder! Es ist ein völlig normaler Vorgang, wenn sich eine Frau Unterwäsche kauft!“


„Genau! Aber um auf dein Problem zurückzukommen, Andrea. Bei s.Oliver habe ich welche gesehen. So Mikrofasermaterial. Trägt nicht auf und kostet um ’nen Fünfer“, sagte ich.

„Oder geh doch unten ohne, wie Anja!“


„Ähhh … habe ich das etwa behauptet?“


„Brauchst du nicht. Ich setz es einfach mal voraus.“


„Cool Claudia! Und weil ich gern nackt in der Sonne liege, poppe ich auch mit jedem, oder wie?“


„Ich vögel gern mit jedem, und liege nie ganz nackt am See!“


„Und ich habe selten Lust mit Hans zu schlafen und ziehe wohl lieber meinen Hosenanzug an!“

Sofort verstummte unsere Stupfelei und fast gleichzeitig kam ein. „Bitte nicht!“ über unsere Lippen.


„Wieso? Sieht das nicht gut aus!“


Claudia und ich schüttelten mit gerümpfter Nase den Kopf.


„Dann muss ich noch unbedingt drei, vier Kilo abspecken, sonst komme ich nicht in mein Abendkleid“, meinte Andrea.


„Die Woche beginnt ein neuer Aerobic-Kurs“, informierte ich sie.


„Das ist nichts für mich.“


„Klar, da müssten sie dich auch nach zehn Minuten raustragen und unters Sauerstoffzelt legen.“


„Mach ich lieber eine Diät.“


„Höre doch auf, das ist doch Mist. Nach der Geburt von Sarah war es recht einfach, wieder auf mein altes Gewicht zu kommen, aber bei Svenja eine Katastrophe. Monatelang machte ich rum und versuchte allen möglichen Schrott.“


„Also ich erinnere mich, dass du recht schnell wieder schlank warst.“


„Das vielleicht, aber so ne Wampe blieb trotzdem.“


„Und wie hast du dann deine – so mordsmäßige - Wampe weg bekommen?“


„Als Erstes – keine Diät mehr!“


„Wie bitte?“


„Ernährungsumstellung heißt das Zauberwort. Iss, was dir schmeckt. Lieber mehrmals ’ne kleine Portion und, vor allem - lerne Kochen.“


„Das hast du von Jürgen, stimmt’s?“


„Ja, der ist total schleckig. Aber ich lernte das Kochen von der Pike auf von meiner Schwiegermutter.“


„Und das funktionierte?“


„Nein, nicht ganz. Ich bin ins Fitnessstudio zu einer Expertin und habe ganz gezielt für meine Problemzone trainiert!“


„Für einen flachen Bauch?“, fragte Andrea noch mal nach.


„Genau! Ausdauersport, aber auch gezielte Bauchübungen!“


„Bauchaufzüge?“


„Ja, sit-ups.“


„Habe ich auch mal vorm Fernseher versucht. Drei Mal zehn Stück, dann war ich kaputt“, meinte Andrea.


Ich musste lachen: „Wow! Du bist ja eine Rakete!“


„Wie viel machst du denn?“


„Kommt drauf an, wie ich Bock habe. Aber wenn, dann so – tausend!“


„Eintausend?“


„Ja. Das hört sich vielleicht jetzt viel an. Aber es dauert kaum zwanzig Minuten.“


„Zwanzig Minuten können sehr lange sein!“


„Versteif dich doch nicht auf Zahlen. Mach, soviel du kannst. Wenn es nicht mehr geht, beiß die Zähne zusammen und mach weiter, bis wirklich nichts mehr geht. Das ist entscheidend für den Muskelaufbau. Und noch was – immer den unteren Rücken am Boden lassen!“

„Das ist mir alles zu anstrengend. Außerdem habe ich dazu echt keine Lust.“


„Jede, wie sie will! Wird ja niemand gezwungen.“


„Dann steh doch zu deinen Fehlerchen und betone deine Schokoladenseite“, meinte Claudia.


„Tue ich doch! Aber das, was ich ändern kann, ändere ich halt, sofern es mich stört und mir der Aufwand es wert ist.“


„Heul nicht gleich, Anja! Im Übrigen meinte ich auch Andrea. Ich finde ja nur, dass an einer Frau schon was dran sein kann!“


„Jürgen steht auch nicht auf Gerippe. Oder willst du sagen ich sei mager?“


„Nee, das nicht.“


„Frauen müssen ihre Rundungen schon behalten.“


„Viele Männer mögen Frauen mit Po und Hüften, man muss nicht mager sein, um geliebt zu werden.“


„Das finde ich auch, aber ich habe gern einen durchtrainierten Körper. Verwechsle mager nicht mit schlank! Was denkst du, weshalb ich über den Winter mindestens eine Ergometer-Trainingseinheit einlege? Ich brauche meine Muskeln, und ohne Training verkümmern sie.“


„Ja genauso wie dein Hirn!“


Ich nahm einen erbsengroßen Kieselstein und warf ihn Claudia an den Kopf.


„Au! Spinnst du?“


„Manchmal! Müsstest du doch mittlerweile wissen.“

„Typisch für diese Hungerharken ist doch, dass sie so gut wie keine Muskeln haben. Würden sie, wie sie oft behaupten, Sport treiben, wäre das anders“, meinte Andrea, die uns gerade fassungslos zugesehen hatte.


„Ich sollte dich mal wieder verschlagen!“, meinte Claudia und rieb sich immer noch an der Stirn.


„Definiere: wieder!“


„Na so wie früher halt, als wir Kinder waren!“


„Claudia! Das war nicht die Frage. Ich will wissen, wann du mich jemals verschlagen hast. Du hast doch immer mit der Hand am Boden abgeklatscht, wenn ich dich im Schwitzkasten hatte.“


„Weil du total unfair warst. Ich habe dich nie gebissen oder gekratzt!“


„Hättest du aber können!“


„Das war aber nicht …“

„HALLO!“


Wir sahen unsere ältere Schwester erstaunt an. Die schüttelte nur den Kopf.


„Tut mir leid, Claudia. Das Steinchen sollte dir nicht wehmachen.“


„Schon gut, ich werd`s überleben.“


„Hier steht was Interessantes. So ein Ernährungsguru schreibt: Essen Sie nur das, was man jagen, fischen, pflücken oder sammeln kann!“, las Andrea aus ihrer Illustrierten vor.


Claudia sah sie nur an und meinte: „Regenwürmer kann man auch jagen!“


„Oder sammeln! Oder nach einem Regenschauer im Gartenbeet pflücken.“


„Und nach einem heftigen Wolkenbruch sogar fischen!“

„Das ist aber ein sehr bekannter Ernährungswissenschaftler …“ verteidigte Andrea den Autor.


„… der auch nur sein eigenes Buch, als der Weisheit letzter Schluss verkaufen will“, meinte ich leicht genervt. „Das Hauptproblem ist der Jojo-Effekt. Das wisst ihr doch! Der Körper lässt sich nun mal nicht austricksen, zumindest nicht längerfristig.“


„Ich habe so eine Tabelle zu Hause, da kann man ablesen, wie viele Kalorien die einzelnen Lebensmittel haben …“, meinte Andrea.


„Kalorienzählen finde ich albern. Erstens hängt es von der Zusammensetzung der Nahrungsmittel ab und zweitens ist der Stoffwechsel bei jedem Menschen anders.“


„Schade, dass man nicht einfach so beim Schlafen abnehmen kann“, sagte Claudia.


„Kannst du! Erhöhe deine Muskelmasse, die verbrennt beim Schlafen mehr Kalorien als das Fettgewebe!“


„Dazu muss ich aber erst welche antrainieren!“


„Du siehst, Claudia. Letztendlich reduziert es sich immer wieder auf – Sport!“

„Kann man sich bei dem Aerobic-Kurs noch anmelden?“


„Ich würde auch mitmachen. Wann ist das denn genau?“


„Ich schau mal zu Hause nach und gebe euch die Zeiten durch!“


„Machst du da auch mit, Anja?“


„Nein, sind doch Anfängerkurse! Aber ich kann ja ab und zu mal mitmachen und dann trinken wir noch gemütlich was an der Bar oder gehen in die Sauna.“


„Das mit der Bar finde ich okay!“, meinte Claudia schmunzelnd.


„Und in die Sauna geht ja Claudia nicht, weil sie sich schämt“, stupfelte Andrea. Ich wunderte mich ein wenig, weil dafür normalerweise ich zuständig war.


„Ich schäm mich nicht. Aber es geht mir, im Gegensatz zu euch beiden, halt keiner ab, wenn ich angegafft werde!“


„Ladys only, meine Liebe!“, sagte ich. „Die Ausrede zieht schon mal nicht!“


„Mir ist das zu heiß und unangenehm!“


„Das ist okay, aber dann schwätz nicht immer dumm raus und schieb’s auf die Männer!“


„Männer sind doch alle gleich, Dummschwätzer und blöde Wichser!“


„Dann mach eben Schluss mit ihm. Mann! Claudia, deine Frustration geht mir zunehmend auf den Sack!“


„Leck mich doch, Anja!“


Ich schaute sie böse an, vermied es aber, weiteren Zündstoff nachzulegen. Claudias teilweise sehr aggressive Haltung gegen Männer nervte mich schon eine ganze Weile. Allerdings versuchte ich auch weiterhin, für ihre Situation Verständnis aufzubringen.

Andrea, die sich bis jetzt herausgehalten hatte, nahm die Unterhaltung wieder auf: „Victoria Beckham wird auch immer dünner! Schaut euch mal das Foto an.“


Andrea drehte die Zeitschrift und wir blickten auf die neuesten Fotos des Glamour-Paars.


„Ich schau mir lieber den David an, den würde ich auch nicht von der Bettkante stoßen!“, meinte Claudia, die absolut nie nachtragend war.


„Du würdest überhaupt keinen Mann von der Bettkante stoßen, Claudia!“, meinte ich.


„Wenige!“, grinste sie zurück.


„Ich dachte, alle Männer sind Dummschwätzer und blöde Wichser?“, stichelte ich ein wenig.


„Mensch Anja, leg doch nicht jeden meiner Gefühlsausbrüche auf die Goldwaage.“


„Das tue ich sicher nicht! Aber du beleidigst ständig meinen und Andreas Mann! Falls dir das noch nicht selbst aufgefallen ist!“


Claudia sah mich mit offenem Mund an, blickte zu Andrea, die meine Aussage durch ein Nicken bestätigte.


„Ihr seid doch beide bescheuert …!“, brauste sie auf. Wir sahen sie weiterhin mit ernster Miene an. „Hey! Ihr wisst doch genau, wie ich es meine!“

„Hier steht, dass die Beckham Größe Null trägt, und dass es bereits bei uns Boutiquen gibt, die solche Größen auch anbieten“, erzählte Andrea, die damit auch ein wenig die dicke Luft entschärfen wollte.


„Sarah hat Size Zero! Und die ist dreizehn! Ich habe Konfektionsgröße vier und das ist für eine erwachsene Frau voll okay!“


„Was ist das in Deutsch?“


„36!“


„Das Problem ist, dass die meisten innerhalb kürzester Zeit abnehmen wollen und einfach nichts mehr essen!“


„Eiswürfel lutschen, oder manche schlucken sogar in Wasser, Tee oder Saft getunkte Watte“, erklärte Andrea.


„Watte? Das ist ja krank!“


„Stimmt aber. Habe ich in RTL-Explosiv selbst gesehen.“


„Richtig brutal sind diese Abnehmpillen oder zum Beispiel Vicodin. Ein verschreibungspflichtiges Schmerzmittel mit einem beliebten Nebeneffekt. Es bremst den Hunger. Oder Clenbuterol, ein Asthmamittel für Pferde. Damit kannst du dir drei bis fünf Kilo pro Woche bequem weghungern.“


„Krank! Woher weißt du das?“


„Hat Ellen im Fitnesscenter erzählt!“


„Ist das die, die den Aerobic Kurs geleitet hat?“


„Nein, das war Tatjana. Ellen ist die mit der schwarzen Punkerfrisur!“


„Ach, die kleine Lesbe?“


„Weiß man nicht genau. Sind nur Gerüchte!“


„An allen Gerüchten ist auch ein Funke Wahrheit“


„Null Komma Null Fünf Prozent ist für viele auch ein Funken Wahrheit! Um das Thema abzuschließen. Man sitze nicht jeden Abend mit einer Tüte Chips und zwei Liter Cola vor der Glotze und wundere sich, dass man immer runder wird.“


„Die schmecken aber so fein, und wenn ich erst mal begonnen habe, kann ich nicht aufhören, bis die Tüte leer ist.“


„Trenndiät nennt man das. Erst die Chips futtern, dann die Schokolade.“

Bei all dem Gerede über Diäten fiel Claudia ein, dass sie noch einen Beutel mit Erdnüssen dabei hatte und ähnlich wie bei den Chips, konnten wir einfach nicht aufhören, bevor das Zeug weg war.

***

„Servus Anjamaus!“


„Hi ihr beiden!“, antwortete ich und winkte den sportlichen Dreißigjährigen zu, die mit riesiger Badetasche und Sonnenschirm an unserem Platz vorbei gingen.


„Wenn du eine Massage willst, heute bin ich in Geberlaune!“


„Mal sehen! Aber heute wohl nicht.“


„Null Problemo. Du weißt ja, wo wir liegen!“


Sie gingen weiter an die berühmt berüchtigte Ostseite und meine Schwestern sahen ihnen nach.

„Anjamaus? Massage? Was war das denn?“, fragte Andrea nach.


Ich grinste nur.


„Madame lässt sich von hübschen, fremden Männern massieren?“, wollte Claudia wissen.


„Nur von dem einen!“


„Und was sagt Jürgen dazu?“, fragte Claudia.


„Muss Jürgen alles wissen?“


„Kennst du die Männer?“


„Nein Andrea. Jeder der mich sieht, nennt mich automatisch Anjamaus!“


„Der Dunkelhaarige sieht geil aus. Kannst mich dem mal vorstellen?“


„Gern Claudia, nur an dem beißt du dir die Zähne aus!“


„Wieso? Ist er in festen Händen? Das ist für die meisten zwar ein Grund, aber kein Hindernis!“


„Er ist in festen Händen, sieht es aber sexuell gesehen ziemlich locker!“


„Ist ja super! Genau meine Kragenweite!“


„Wenn da nicht ein klitzekleines Problemchen wäre …“


Meine Schwestern sahen mich fragend an.

Anstatt einer Antwort stimmte ich eine Melodie an: „Wo das süße Wasser stirbt, weil es sich im Salz verdirbt, trag ich den kleinen Prinz im Sinn, ein König ohne Königin. Wenn sich an mir ein Weib verirrt, dann ist die helle Welt verwirrt …“


„Mann gegen Mann! Gleich und gleich gesellt sich gern!“ sang Claudia weiter.


„Wie bitte?“, fragte Andrea nach, deren Musikgeschmack sich doch sehr von unserem unterschied.


„Schwul, Andrea! Die beiden sind schwul!“


„Freunde der gleichgeschlechtlichen Liebe!“


„Ohh! Und wo lässt du dich massieren?“


„Na hier am See“, blinzelte ich ihr zu.


„Och Menno, Anja! Verarsch mich doch nicht immer. Ich meine doch am Rücken oder wo …?“


„Überall! Ist sehr geil!“


„Geil?“


„Absolut! Mir geht fast einer dabei ab!“


„Echt?“


„Klar, vor allem, wenn mich beide gleichzeitig massieren und betratschen und befummeln und …!“, erklärte ich meiner leicht schockierten älteren Schwester.


„Im Ernst?“


Ich verdrehte die Augen und Claudia, die unserem Dialog kopfschüttelnd zugehört hatte, lachte: „Mensch Andrea. Die Typen sind zwei Schwuchteln!“


„Ja aber, sie sind Männer …“


„Die auf Männer stehen.“


„Ich weiß, was Schwule sind, aber man wird ja noch mal nachfragen dürfen!“, tat Andrea leicht beleidigt.

„Okay! Sorry. Ich kenne die halt so vom See und plaudere gern mit ihnen. Sie sind nett, cool und vor allem – die machen mich nicht blöd an. Mike, also der Dunkelhaarige, hatte mal ein Buch über Massagen dabei und ich diente als Versuchskaninchen. Seitdem massiert er mich halt ab und zu, und er kann das echt sehr gut.“


Gebannt hörte Andrea zu und ich sah es ihrem Gesichtsausdruck an, dass da noch eine Frage auf ihren Lippen stand.


„Und Nein! Er findet mich in keinster Weise sexuell anregend!“


„Bist du dir sicher?“


„Sorry, ich habe ja Augen im Kopf. Da rührt sich nicht das Geringste. Wenn Jürgen mich massiert, oder zumindest das macht, was er dafür hält, dann endet es meist darin, dass er mit ’nem Steifen dasitzt und ich wieder hinhalten muss!“


„Ich bedaure dich, wenn ich mal Zeit habe!“, meinte Claudia schmunzelnd.


„Tu das, Claudia. Jürgen mag die beiden aber nicht so!“


„Wieso, ich dachte sie baggern dich nicht an!“


„Mich nicht! Aber er meint, sie würden ihm immer so auf den Arsch starren und das findet er sehr seltsam, um nicht zu sagen - beängstigend!“

„Also, ich wette, ich würde bei dem trotzdem was zum Stehen bringen.“


„Claudia, die Wette verlierst du!“


„Wieso? Das sind bestimmt keine Engel!“


„Du hast einen Freund, Claudia!“, meinte Andrea mit ernstem Ton.


„Ach was – der Penner hat mich seit vier Wochen nicht angerührt, der ist doch grad selber schuld, wenn ich mit einem anderen vögel.“


„Dann trenn dich von ihm …“


„Bitte nicht schon wieder! Themawechsel! Das bringt doch nichts, immer die gleiche Leier“, sagte ich genervt.


„Trotzdem Anja, sie soll endlich mal die Konsequenzen ziehen …“


„Habe ich doch schon. Ich habe ihm erzählt, mit wem ich ihn die letzten Monate so alles betrogen habe!“


Andrea fiel die Kinnlade herunter. Fassungslos sah sie erst Claudia und dann mich an.


„Claudia versteht darunter, ihm zehn Lügengeschichten und eine wahre zu erzählen, und das auch nur, um ihn zu provozieren“, klärte ich Andrea auf.

Wir beide schüttelten nur den Kopf. Hier passte das Motto: Sie können nicht miteinander und nicht ohne sein! Claudia grinste und rieb sich ihren Oberkörper mit meinem Sonnenöl ein.


„Cremst du mir auch den Buckel ein, Claudia?“, fragte ich beiläufig.


„Buckel? Tz tz tz. Kleiner Rückfall in Dorfdialekt?“, stupfelte sie, weil ich normalerweise immer über die beiden lästerte, wenn sie solche Wörter gebrauchten.

„Warum ist eine Flasche Sonnencreme besser als ein Mann?“, fragte Andrea, die wieder in ihrer Illustrierten blätterte.


Wir zuckten mit der Schulter.


„Wenn die Flasche leer ist, besorgt man sich eine Neue! Sie braucht keine Stunde Pause, wenn man sie mal benutzt hat. Sie entfaltet ihre Wirkung erst nach 30 Minuten – dann aber hält sie auch mehrere Stunden“, las Andrea vor und fragte: „Und weiter? Was noch?“


„Die Flasche ist nicht beleidigt, wenn man den Inhalt nicht schlucken will!“, sagte ich trocken.


Claudia lachte und Andrea verzog angewidert das Gesicht.

Ich genoss Claudias Kurzmassage an der Schulter und sie war so lieb, mir den gesamten Rücken einzucremen. So splitternackt in der Sonne zu liegen war einfach herrlich.


„Da ist aber kein Sonnenschutzfaktor drin, oder?“


„Nein, das ist nur Öl.“


„Würdest dich jetzt lieber von dem Dunkelhaarigen massieren lassen?“


„Nee, wieso? Du machst das auch gut!“


Claudias Hand berührte meinen Po und ich rief: „Halt!“


Erschrocken nahm sie ihre Hände weg.


„Was ist denn los?“


„Mir ist gerade eingefallen, dass das Öl am Hintern fehl am Platz ist!“

Andrea reagierte sofort und warf Claudia die Sonnenmilch mit dem Sonnenschutzfaktor zu. Ich grinste:


„Der hat dieses Jahr noch nicht allzu viel Sonne gesehen.“


„Du musst halt wie ich, jede Woche ins Solarium gehen“, meinte Claudia und verstrich die Creme sorgfältig auf den weißen Stellen, die der Stringtanga hinterlassen hatte.


„Ja, klar! Ich liege im Hochsommer im Solarium …“


„Solarium soll gar nicht gesund sein, habe ich gelesen!“, trug auch Andrea ihren Beitrag bei.


„Ach was! Du wieder! Es ist geil! Ich mach’s mir da meistens selbst!“


„Gibt’s eigentlich auch was, wobei du nicht an Sex denkst?“


„Echt? So richtig?“, fragte ich neugierig nach.


„Und du bist kein Deut besser, Anja!“

***

Wir unterhielten uns weiter über Themen, die die Welt nicht braucht und ich döste ein wenig vor mich hin. Es war einfach nur geil, entspannt in der Sonne zu liegen, bis ich einen Wortfetzen aufschnappte. Porno? Habe ich gerade Porno verstanden? Und hat es tatsächlich Andrea gesagt? Hastig richtete ich meinen Kopf auf.


„Was hast du gerade gesagt?“, fragte ich meine ältere Schwester erstaunt.


Sie grinste frech: „Ja, du hast schon richtig gehört. Ich hab mir übers Wochenende ein paar Pornos ausgeliehen!“


„Du hast was?“


Verdutzt richtete ich mich auf und sah meine ältere Schwester entgeistert an.


Sie lachte: „Ich habe allen Mut zusammen genommen und bin in die Videothek gegangen. Über eine Stunde kämpfte ich mit mir, aber dann habe ich es doch gewagt!“


„Wow! Cool, das traue ich mich nicht mal. Ich schicke immer Jürgen vor und der ist dann auch Schuld, wenn mir der Film nicht gefällt!“


„Ich dachte Hans war übers Wochenende auf einem Meeting?“


„Eben drum! Meinst du, ich würde mit ihm zusammen so Zeugs anschauen?“


„Geil! Unsere Schwester taut langsam auf, Anja!“, meinte Claudia und löcherte sie mit Fragen, welche Themen die Hardcorestreifen denn hatten. Ich lag wieder auf meiner Decke und hörte mit geschlossenen Augen zu.

„… ich persönlich sehe am liebsten so Rudelbumszeugs!“, teilte Claudia mit. „So was, wo alle mit allen vögeln, oder eine Frau mit mehreren Kerlen vögelt! Wie nennt man das gleich wieder, Anja?“


„Gang-Bang.“


„Ja genau. Gang-Bang. Und ich stell mir dann vor, ich sei die Frau.“


„Das ist mir doch etwas zu krass. Ich will eine gute Handlung sehen und nicht nur so Nahaufnahmen, wie die miteinander schlafen“, meinte Andrea.


„Die schlafen nicht miteinander, die ficken sich das Hirn raus.“


„Und genau das will ich nicht sehen!“


„Ich auch nicht!“, mischte ich mich wieder in die Unterhaltung ein „Naive, klischeehafte Darstellerinnen, die als Lustobjekte fungieren – ich empfinde das als Dreck. Allein schon das billige gekünstelte Gestöhne ist ätzend.“


„So weit würde selbst ich nicht gehen, Anja. Es sind doch nur Filme“, meinte Andrea.


„Was spricht denn dagegen, wenigsten gute Filme zu drehen?“


„Die Frauen wollen das!“, sagte Andrea.


„Falsch! Die Konsumenten, oder zu deutsch – die Männer, wollen das sehen und deshalb wird es gedreht!“, verteidigte ich meine Meinung.


„Und die geilen Böcke hocken vor der Kiste und schütteln sich einen!“, meinte Claudia grinsend und zeigte uns das auch zugleich in einer eindeutigen Geste.


„Wie nennt man das eigentlich bei uns?“, fragte Andrea.


„Wichsen? Nee, oder?“


„Onanieren würde ich sagen, oder einfach - es sich machen“, mischte ich mich ein, weiterhin in der Sonne schmorend.


„Ich hole mir einen runter? Ich masturbiere. Ich … onaniere hört sich auch blöd an?“, meinte Claudia.


„Unter Runterholen verstehe ich aber was anderes! Außerdem finde ich es nicht in Ordnung, dass Männer so was machen!“


„Sollen sie ins Kloster gehen oder ins Bordell? Davon abgesehen, soll es auch Frauen geben, die sich Pornos ausleihen!“

„Was wäre denn, wenn du deinen Schatz so – onanierend – auf eurem Sofa vorfinden würdest, Anja?“


„Würde ich mich freuen, dass er in unserer Ehe auch mal mit Hand anlegt!“


„Wirklich?“, fragte Andrea.


„Nee! Es wäre mir ehrlich gesagt peinlich. Aber ich mach keinen Laden auf, wenn er es sich ab und zu mal selbst macht. Männer ticken nun mal etwas anders, aber er soll bitte so viel Cleverness haben, sich nicht von mir erwischen zu lassen“, antwortete ich.

Während meine Schwestern weiterhin über Sinn und Unsinn der Selbstbefriedigung diskutierten, überlegte ich, was daran eine Erlösung sein soll, mal eben ins Betriebsklo zu huschen und sich einen runterzuholen. Da ich aber nicht wirklich jeden Wesenszug eines Mannes verstehen muss, ließ ich es dabei beruhen und – wenn gut tut – oder sie es eben grad mal brauchen …

„Hast du es dir dabei selbst besorgt?“, wollte Claudia wissen.


Ich öffnete ein Auge und schaute gespannt zu Andrea, der das Gespräch anscheinend peinlich wurde. Aber da hatte ich mich wohl gewaltig geirrt.


„Ja!“


„Ja?“ fragte Claudia, die sicherlich mit einer anderen Antwort gerechnet hatte.


„Ich hab’s mir sogar mit meinem neuen Vibrator gemacht!“


Mit weit aufgerissenen Augen sah ich meine große Schwester an und richtete mich auf. Auch Claudia war für einen Moment sprachlos.

„Jetzt schaut mich nicht so entgeistert an. Ihr macht das doch auch!“, meinte Andrea leicht gekränkt.


„Also ich mach’s mir oft – und gern. Ich steh dazu“, meinte Claudia selbstbewusst.


Die beiden sahen mich herausfordernd an.


„Ja, ich mag’s auch. Manchmal“, gab ich zu.


„Schön, freut mich, dass man mit euch auch mal sachlich reden kann!“, freute sich Andrea und ich hatte das Gefühl, dass es ihr sehr schwer gefallen war, sich zu outen. Verwundert hörte ich zu, wie meine sonst so biedere Schwester ins Schwärmen geriet.

„Wow! Da hat es jemand aber echt mal gebraucht!“, sagte ich und bereute es im gleichen Moment schon wieder. „Sorry, ich … äh … ich wollt sagen …“


„Keine Sorge, Anja. Du hast schon Recht, ich hätte das schon viel früher ausprobieren sollen. Und das Beste – es ist mir nicht einmal peinlich.“


„Ich erinnere mich an eine, die sagte vor ein paar Minuten, sie finde es nicht in Ordnung, dass Männer es sich selber machen!“


„Und wichst selber, tz tz tz!“


Sprachlos zuckte Andrea mit der Schulter.


„Schon klar, was interessiert mich mein Geschwätz von gestern!“


„Genau Anja!“

„Mir ist das alles viel zu theoretisch!“, meinte Claudia.


„Würdest du das gern mal real erleben?“, fragte Andrea sie.


„Was?“


„Na so eine Gruppensexszene?“


„Klar! Aber ohne Frauen. Fünf, sechs Männer und dann bitte für die nächsten vier Stunden nicht stören.“


„Dann wärst du wund, Claudia!“


„Wetten nicht?“, zwinkerte sie mir zu.


„Das wäre mir viel zu extrem. Aber mit so einem Dunkelhäutigen, das hätte schon was“, sagte Andrea und ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. War Claudias Geist gerade in einer Art Seelenwanderung auf meine andere Schwester übergegangen?


„Schlaf doch öfters mit deinem Mann, der würde sich freuen!“


„Der ist aber nicht schwarz!“


„Nachts schon!“

„Hey, Anja. Und was ist mit dir?“


„Danke, mir geht’s gut.“


„Ha ha ha. Du weißt, was ich meine. Wir haben unsere geheimsten Gedanken offenbart und deine fehlen noch!“


„Diese oberflächlichen Aussagen sollen eure tiefsten und geheimsten Fantasien sein? Ich bitte euch! So was kann ich in jeder Frauenzeitung lesen.“

„Okay! Anja hat recht. Ich bin die Älteste von uns und fange an. Also, mein geheimster Wunsch, … oder besser gesagt meine Fantasie wäre es …“, begann Andrea. Sie brach den Satz an, schaute uns an, betrachtete ihre Fingernägel und der Ruck, den sie sich gab, war fast zu hören. „Also … mich würde es anmachen … mich beim chatten … auszuziehen. Also während ich chatte meine ich. Wenn mir jemand zusieht!“


„Das gibt’s sogar im Netz. You**** oder so ähnlich heißt das.“


„Ist das der Link, den du mir mal geschickt hast, Anja?“


„Ja genau.“


„Da sind jede Menge selber gedrehter Amateurstreifen, die man ansehen kann!“


„Das meine ich aber nicht!“, sagte Andrea. „Ich will das live erleben. Also die sollen mir zuschauen, während ich …!“


„Während du was?“, hakte Claudia nach.


Wieder sah Andrea uns abwechselnd an, sie nickte – wahrscheinlich in der Hoffnung, dass wir von selbst darauf kommen würden. Aber Claudia und ich sahen uns nur fragen an.

„Und was genau willst du machen? Strippen oder … “, frage ich meine ältere Schwester.


„Was wohl?“


Claudia begann zu grinsen: „Du willst es dir machen! Vor der Webcam!“


Andrea nickte verlegen und zündete sich nervös eine Zigarette an.


„Und wie? So richtig ordinär? Auf einem Stuhl sitzen, Beine breit, Kamera unter den Schreibtisch und Dildo reinschieben“, trieb es Claudia auf die Spitze.


Ich vergaß beinahe Luft zu holen und beobachtete, wie die rote Farbe langsam wieder aus Andreas Wangen wich.


Sie atmete durch, lächelte Claudia frech an und meinte völlig selbstbewusst: „Genau kleine Schwester! Genau das ist meine geheimste Fantasie!“


„Ach so, du willst es also nicht wirklich tun?“


„Deswegen nennt man es Fantasie und nicht Plan!“, erklärte ich Claudia und an Andrea gewandt: „Wir können ja mal zusammen ein paar Jungs heiß machen! „Ich weiß, wie das geht und du hast die Cam!“


„Können wir machen.“


„Cool! Ich meine es aber ernst.“


„Kein Problem, Anja. Ich bin dabei!“

Claudia schüttelte nur den Kopf.


„Ihr beiden seid wirklich Schwestern, kein Zweifel möglich! Davon abgesehen, dass ich mich lieber ficken lasse, geht mir dieser ganze exhibitionistische Scheiß echt am Arsch vorbei!“


„Und wie üblich drückst du dich dabei ganz ladylike aus!“


„So bin ich halt. Ich halte nichts von, blöd um den heißen Brei rumzulabern.“


„Exhibitionismus ist nichts ‚Böses’. In der Sauna oder am See genieße ich es nackt zu sein. Es ist einfach natürlich und ein schönes Gefühl. Und ich stehe auch dazu, dass es mich manchmal ziemlich anmacht, wenn andere mich nackt sehen.“


„Nackt in der Sauna ist für mich auch normal. Aber ich kann es nicht leiden, wenn ich angestarrt werde“, meinte Andrea.


„Ich rede ja auch nicht von den primitiven Spannern. Das ist ein Spiel aus Mimik und Gestik, und für mich ist die Reaktion des Fremden wichtig.“


„Wieso muss es denn ein Fremder sein?“


„Weil ich vor Bekannten so was nicht mache!“, sagte ich.


„Verstehe ich jetzt nicht. Ihr wart ja alle schon zusammen in der gemischten Sauna!“, meinte meine jüngere Schwester.


„Och Mann, Claudia. Du nervst! Gerade sagte ich dir, dass Sauna etwas anderes ist. Dabei habe ich keine Hintergedanken!“


„Du vielleicht nicht, aber die Männer schauen trotzdem!“


„Jeder schaut! Ich nehme mich da auch nicht aus, aber ich starre nicht und ich sitze auch nicht breitbeinig auf der Pritsche und lass mir in den Hals hochsehen!“


„Dann würde es dir vor einer Webkamera keinen Spaß machen, Anja?“, fragte Andrea.


„Ich weiß nicht! Vielleicht müssten wir es ja mal ausprobieren? Aber ich denke nicht! Und schon gar nicht, wenn Leute zusehen, die ich nicht kenne!“

„Komische Logik. Vor Bekannten am See ziehst du dein Höschen nicht aus. Wenn dir Arbeitskollegen in der Sauna begegnen, heulst du rum, und jetzt auf einmal stört es dich, dass Unbekannte zusehen.“


Ich musste grinsen. Ganz Unrecht hatte Claudia nicht.


„Ich entscheide, wer mich sieht und wer nicht! Außerdem, wer sagt, dass ich logisch handle?“


„Das wäre mir egal, nur mein Gesicht würde ich nicht zeigen“, sagte Andrea.


„Weißt du, was für mich komische Logik ist, Claudia?“, meinte ich.


„Ich denke, das wirst du mir jetzt sagen!“


„Es soll Frauen geben, die hüpfen mit einem Typen, den sie keine drei Stunden kennen, in die Kiste, haben aber Komplexe, in die gemischte Sauna zu gehen!“


„Ich war keine zwei Stunden in der Disco, bis ich mit dem Discjockey im Bett lag.“


„Du kleine Schlampe!“, meinte ich grinsend.


„Wieso klein? Aber ich sag dir eins, an dem war nichts klein, im Gegenteil – der hatte den größten Schwanz, den ich jemals gesehen habe.“


„Gesehen nennt man das jetzt?“


„Da gebe ich Anja recht. Das, was du treibst, ist bei weitem schlimmer, als ein bisschen Haut zu zeigen“, sagte Andrea.


„Für euch vielleicht. Aber ihr seid auch zwei prüde Hühner!“


„Stimmt! Jetzt wo du’s sagst!“, antwortete ich grinsend, und Claudia zwinkerte mir zu.

„Also, ich mach mal weiter“, nahm Claudia unser Outing wieder auf. „Ich will noch mal in einen Swingerklub gehen! Mich richtig durchvögeln lassen. Aber nicht nur von einem, so ein … Wie heißt das gleich wieder, Anja?“


„Gang-Bang!“


„Genau! Das will ich machen. Aber ohne andere Frauen, ohne Webkamera und ohne Spanner! Nur ein paar geile Kerle, die bei mir Schlange stehen.“


„Du bist echt irre! Ich dachte, wir reden über Fantasien?“, meinte Andrea und ihrem Gesichtsausdruck zu urteilen war sie leicht geschockt!


„Was ist schlimm daran, seine Wünsche in die Realität umzusetzen?“, fragte Claudia nach.


„Die Wünsche selbst?“


„Häää?“


„Ist doch logisch! Es kommt drauf an, was man sich wünscht. Ich finde, man sollte sich mit seinem Mann absprechen.“


„Gute Idee, Anja! Ich frage meinen Freund, ob er zusehen will, wie ich mich durchvögeln lasse!“


„Und ich meinen Mann, ob er mir im Internet zusehen will!“

Und ich verzichtete auf eine Antwort, hörte meinen Schwestern zu, wie sie die absonderlichsten Vorstellungen ausdiskutierten.

„Und was willst du, Anja?“


Die Frage musste kommen und um eine Antwort würde ich mich auch nicht drücken können.


„Ich will nichts!“


„Komm, du Hasenfuß! Oder traust du dich nicht?“

„Ich möchte auf einem großen, runden Bett liegen. Alles in Weiß. Ein Raum – abgedunkelt und Musik im Hintergrund. Kuschelrock!“, begann ich mit geschlossenen Augen zu sinnieren. „Ich bin völlig nackt. Um mich herum – Männer! Süße, schnuckelige, durchtrainierte Jungs, aber keine Bodybuilder.


Sie sind ebenfalls nackt und finden mich begehrenswert. Ich kann ihre Erregung sehen, spüren … sie sollen mich anfassen … Sanft und zärtlich streicheln … überall …“


Ich machte eine längere Pause.


„… und dich durchvögeln?“, fragte Claudia.


Ich öffnete die Augen und sah sie an.


„Ich bin keine Nymphomanin, die sich stundenlang poppen lassen will. Das stelle ich mir auch irgendwann unangenehm vor.“


„Und was willst du dann von den Typen? Dich nur anfassen lassen?“


Ich grinste: „Mehr verrate ich nicht, das müsst ihr euch schon selbst vorstellen. Und außerdem ist mir gerade etwas heiß geworden und ich brauch eine Abkühlung.“

„Warte Anja, ich komm mit!“, rief Andrea.


„Jetzt noch ins Wasser? Wir wollten doch so langsam gehen?“


„Was willst zuhaus’?

„Und Claudia? Kein Bock, mal nackt zu schwimmen?“, fragte ich meine Schwester. Andrea grinste und zog ihren Bikini aus. Beide sahen wir Claudia an.


„Komm schon! Zieh`s Höschen aus! Es ist unglaublich geil, nackt zu schwimmen!“


„Anja hat recht. Probier’s doch einfach mal oder traust dich nicht?“


„Was ihr euch traut …!“, meinte Claudia trotzig und streifte den Stringtanga ab. Verschämt sah sie sich um. Ein Mann hob neugierig den Kopf.

Splitternackt gingen wir zusammen ans Ufer und tasteten uns langsam über den steinigen Untergrund. Als das klare Nass unsere Oberschenkel umspülte, ließen wir uns nach vorne fallen. Es war herrlich erfrischend und erlösend, als ich untertauchte und mich die Stille umgab.

© Mondstern

Nachwort: Inspiriert durch den Schlaflosen Single, der eine seiner Geschichten auf dem Handy (!!!) schrieb, habe ich die gesamte Story am Baggersee mit Kugelschreiber in ein Ringbuch gekritzelt. Reale Unterhaltungen, Fantasie und eine Frauenzeitschrift lieferten die Basis. Nur das spätere Abtippen war langweilig.

Kommentare


Mondstern
(AutorIn)
dabei seit: Sep '04
Kommentare: 441
Mondstern
schrieb am 04.05.2008:
»Vielen Dank für die Kommentare. Ich freu mich, dass euch die Geschichte ein wenig unterhalten hat :-)

Weitere Teile sind zwar geplant bzw. schon angefangen, die Motivation sie fertig zu stellen aber bei der allgemeinen Desinteresse hier eher gering.

LG Mondstern, die selbstverständlich auch Männer mit kurzen Haaren süß findet, Konfetti mag und mit Anhängern der verschiedensten Klubs befreundet ist :-)

Nachtrag: Dialoge und eine unterschwengliche Erotik - das wollte ich schreiben ... und freue mich riesig, dass einige "gelauscht" haben.«

sent
dabei seit: Nov '01
Kommentare: 2
schrieb am 30.04.2008:
»Ich liebe diese Art Geschichten. Vielen Dank, Mondstern! Hat sehr viel Spaß gemacht, die Story zu lesen, ich hab mich direkt mitten drin am Baggersee gefühlt. Schön geschrieben, gut beschrieben, glaubwürdige Dialoge - und interessante Einblicke gab es auch noch... Auch wenn ich jetzt weiß, dass aus uns beiden wohl nichts mehr wird, mit meinen kurzen Haaren und deiner Neigung zu blau-weiß :-D
Auf jeden Fall hoffe ich, dass das nicht die letzte Episode dieser Art war, an der du uns teilhaben lässt! Ich freue mich schon auf die Nächste.«

-Faith-
dabei seit: Okt '02
Kommentare: 102
Faith
schrieb am 01.05.2008:
»wieder mal nix los auf der Seite der Neuerscheinungen ... doch ganz unten hat sich ein kleiner Mondstern versteckt!

Hallo Anja,

mittlerweile weiß ich, dass du als allererstet den Handlungsstrang zu Konfetti verarbeitest und ihn dann um deinen Alltrag herum drappierst.
Mit diesem Wissensvorsprung konnte ich die Geschichte sehr genießen. Vor allem der Anfang im Büro ist sehr gut vorstellbar und nachvollziehbar beschrieben - hat mich echt amüsiert. ;-)

lg

catsoul
dabei seit: Jan '04
Kommentare: 105
catsoul
schrieb am 02.05.2008:
»Hi Anja,

ich saß neben euch und habe gelauscht ... war schön! :-)

Liebe Grüße

cat«

berni05031
dabei seit: Jul '04
Kommentare: 18
schrieb am 04.05.2008:
»Hi Anja, eine äußerst spannende wie sehr amüsante Story. Das Ganze war sehr sehr kurzweilig zu lesen. Toll, wie ihr drei euch die Bälle zugespielt habt und dazu die oft coolen Sprüche. Es wurde mal wieder deutlich, Frauen sollte man(n) lieber allein lassen bei solchen Gesprächen, um nicht rote Ohren zu bekommen *grins
Super geschrieben!
Bernd
«

astweg
dabei seit: Jun '01
Kommentare: 152
TetraPack
schrieb am 06.05.2008:
»Tja, eigentlich sollte ich einen Grinser weniger vergeben für die Tatsache, dass in dieser Geschichte die Sympathien beim KSC liegen und der VfB zudem noch falsch geschrieben wird. Sieht man von diesem Malus ab, ist hier eine kurzweilige und amüsante Geschichte entstanden, die eine hohe Bewertung rechtfertigt.
Gruß
astweg«

XXX-Zine
dabei seit: Apr '01
Kommentare: 136
Der XXX-Zine
schrieb am 06.05.2008:
»Mondsternchen lässt uns Jungs (und natürlich auch die Mädels) mal wieder so wunderschön 'spannen'. Heimlich liegen wir daneben (wohl sicherheitshalber aber auf dem Bauch ;-) und horchen den drei Schwestern :-):«

skipp20
dabei seit: Apr '03
Kommentare: 40
skipp20
schrieb am 07.05.2008:
»mal wieder ne echt klasse Mondstern-Geschichte, in sich folgerichtig, klug aufgebaut und sprachlich nahezu perfekt! Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist, umfangreiche Diskussionen in direkter Rede zu formulieren, ohne dabei den Faden zu verlieren - besser als in dieser story hab ich es selten gelesen! Chapeau!!
Skipp«

Strangerboy
dabei seit: Nov '04
Kommentare: 34
schrieb am 08.05.2008:
»Hallo Anjamaus,

dich würde ich auch gerne mal massieren....Smile

Du hast eine besondere Gabe uns einen Blick ins Innere des weiblichen Gefühlslebens zu gewähren.

Manches davon ist erwartet, vieles aber erstaunlich überraschend.

Frauen sind eben auch sehr unterschiedlich...
...sie haben aber letztlich die gleichen Bedürfnisse wie wir Männer.

Ich finde das unglaublich spannend....
...und erotisch.

LG
Tom

«

Amason
dabei seit: Jun '06
Kommentare: 6
schrieb am 15.05.2008:
»Wie oft haben es sich die Männer schon gewünscht, einen kleinen Einblick in da zu bekommen, was Frauen so alles bequatschen? Danke Mondstern, dass du uns diese Möglichkeit gegeben hast. Eine Story, ohne großen Akt - und trotzdem mit latent knisternder Erotik: Sehr schön! ...hoffentlich kommt noch vieles mehr von dir! Danke, Amason.«

aweiawa
dabei seit: Sep '04
Kommentare: 214
aweiawa
schrieb am 21.05.2008:
»Herrlich versaute Gespräche und dennoch mit Niveau, wo sonst kann man das lesen. Schön, dass du uns gestattest, euch drei Nixen zu belauschen. Wie immer, ein typischer Mondstern. :-) «

Silvia1973
dabei seit: Mär '02
Kommentare: 88
schrieb am 01.06.2008:
»wie immer ein herrlicher Mondstern mit gekonnten Dialogen, auch wenn ich finde, dass es damit vielen Männern zu leicht gemacht wird. Ein wenig sollten sie schon selbst herausfinden ;-)
Eine Frage musst du mir aber beantworten:
Wer oder was ist der KSC? ;-)

liebe Grüße
Silvia«

salamander69
dabei seit: Apr '05
Kommentare: 248
schrieb am 16.08.2008:
»ein genuss wie immer, wenn mondstern schreibt...«

DerSanfte
dabei seit: Aug '12
Kommentare: 17
schrieb am 30.08.2012:
»Frauengespräche so nett dargestellt - sehr unterhaltsam..«

stef1954
dabei seit: Sep '15
Kommentare: 57
schrieb am 30.01.2016:
»Hallo Anja,

es war mal wieder ein Genuss eine deiner erotischen Geschichte zu lesen.

Gruß stef«

Leichtgewicht
dabei seit: Mär '10
Kommentare: 279
Leichtgewicht
schrieb am 25.05.2016:
»Danke für den Hinweis. Spannende Lektüre«

John1961
dabei seit: Aug '16
Kommentare: 11
schrieb am 16.08.2016:
»jetzt weiss ich warum ich immer ins wasser gehe wenn das mädelspläuschchen los geht;-))
oder hätte ich erst den 1. teil lesen sollen :-D«

haifisch54
dabei seit: Aug '18
Kommentare: 19
schrieb am 07.08.2018:
»toll ich liebe es solche Gespräche zubelauschen und frage mich welche warst du«

zauberer50
dabei seit: Jul '18
Kommentare: 31
schrieb am 30.10.2018:
»hallo
wieder eine sehr schöne und fassende geschichte, freu mich wie immer auf die nächste, lg Jürgen«

Hafada6x
dabei seit: Mai '19
Kommentare: 21
schrieb am 23.05.2019:
»Hallo Anja,
Auch dieses Mal alles mit Genuss gelesen... - interessante Dialoge und Themen, aufgelockert durch die beiden Herren, machte wie immer Spaß, ich mag auch Deinen Humor und das abschließende Nacktbad von euch drei Schwestern hatte was... - bei dieser Erzählung hatte ich die Bewertung vergessen, jetzt müssten eigentlich alle gelesenen Erzählungen auch eine Bewertung und einen Kommentar haben...
VLG Thorsten«


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