Small Talk
von Mondstern
Was will ich mit dieser Geschichte überhaupt sagen? Wie der Titel ja sagt, geht es um Gespräche. Keine Story im herkömmlichen Sinn. Ein Versuch einmal was zu schreiben, das fast ausschließlich auf Dialogen basiert. Drei Frauen beim Kaffeetratsch, über ein Thema das nicht nur Männer am Stammtisch bereden. Setz dich einfach zu uns und spiel „Mäuschen“.
Wer meine anderen Geschichten kennt, erfährt hier wieder einiges Neues.
Viel Spaß beim lesen.
Kapitel: 1
Seit drei Tagen regnet es nun schon ununterbrochen und die Gemütsverfassung vieler Menschen ist angegriffen. Bleib einfach cool! Du kannst es sowieso nicht ändern. Dies versuche ich meine Schwester Claudia gerade rüberzubringen, als das Telefon klingelt.
KLING … KLING – KLING … KLING
Ich greife nach dem Telefon, das neben mir auf dem Küchentisch liegt.
„Ja, Hallo?“
„Ich bin’s, bist du da? Hast du Zeit? Ich komme gleich vorbei!“
„Ähh … ja ... gut. Claudia ist auch …!“, bringe ich noch raus, dann legt meine andere Schwester Andrea auch schon auf. Sie braucht normalerweise 30-35 Minuten zu mir, aber so wie sie gerade geklungen hat, ist sie in 20 hier.
„Was war das denn?“, will Claudia wissen.
„Unsere Schwester. Sie kommt vorbei. Da brennt’s mal wieder!“
Meistens am Freitagnachmittag, nachdem ich meine selbst auferlegte Putzorgie abgehalten habe, kommt meine jüngere Schwester oder anderen Freundinnen auf einen „schnellen“ Kaffee vorbei.
Claudia und ich sind beide um die 30. Sie ist nur ein Jahr jünger als ich und wir wuchsen miteinander auf. Andrea ist die Älteste meiner vier Geschwister und 36. Ich liebe sie natürlich genauso wie die anderen, allerdings hatte ich nie den gleichen engen Draht zu ihr gefunden, wie zu meiner jüngeren Schwester.
Lustig ist, dass Fremde und selbst weitläufigere Bekannte Andrea und mich ständig verwechselten. Wir sind beide mit 165 Zentimeter nicht gerade groß. Zierlich und dunkelblond mit blauen Augen, während Claudia, gute 10 Zentimeter größer ist und mit ihrem dunklen Teint und den fast schwarzen Haaren eher als Südländerin durchgehen könnte.
Ihr ältester Sohn und meine beiden Töchter spielen im Wohnzimmer PlayStation und ich setze noch einmal Kaffeewasser auf. Claudia beginnt über Andreas Problem zu spekulieren und die unglaublichsten Vermutungen kommen dabei raus.
„Du solltest dir wirklich eine Kristallkugel zulegen und eine schwarze Katze auf die Schulter setzen. Erzähl mir lieber weiter was mit dem Typen war, den ihr in eurem Laden beim klauen erwischt habt!“
Wir tratschen über die Highlights der Woche, bis es an der Haustür klingelt. Ich schaue auf die Küchenuhr über dem Rundbogen.
„Cool – 23 Minuten hat sie gebraucht!“, sage ich zu Claudia.
Ich eile von der Küche zum Türöffner im Flur, öffne bereits im vorbeigehen die Wohnungstür und drücke auf den Knopf. Die äußere Tür schnappt auf.
„Komm hoch!“, rufe ich Andrea entgegen und als ich höre wie sie die Eingangstür zu knallt, schreie ich hinterher: „UND LASS BITTE MEINE TÜR HEIL!“
Wie ein aufgeschrecktes Huhn stürzt sie, von den paar Treppenstufen völlig atemlos, in die Küche.
„Hallo ihr beiden! Anja, ich bin völlig fertig, sieh dir an was ich in Nadines Zimmer gefunden habe!“
Andrea kramt eine Schachtel aus einer Plastiktüte und haut sie auf den Küchentisch. Zehn Zentimeter weiter nach links und meine Kaffeetasse wäre Geschichte gewesen.
„Gefühlsecht – Hautfreundlich – verstellbare Vibrationen“, lese ich und lege die Schachtel wieder auf den Tisch. Claudia schnappt sie sich und beginnt gleich zu grinsen.
„Setzt dich erst Mal hin und beruhige dich!“, fordere ich meine ältere Schwester besorgt auf. Sie steht neben dem Tisch und ist völlig aufgedreht.
Ich gehe zur Kaffeemaschine, schalte sie aus, schenke Kaffee ein und hole den Aschenbecher aus meinem Versteck. Ein Notfall, und der berechtigt uns auch ausnahmsweise in der Küche eine zu rauchen. Außerdem kommt Jürgen ja erst heute Abend heim und wird dann nichts mehr von dem Zigarettequalm riechen.
„Das ist doch pervers! Wieso hat sie so ein Dreck?“, legt Andrea los. „Das ist doch total krank! Meine eigene Tochter.“
„Sicher! Pervers ist das schon, … ein neonpinkfarbiger Vibrator! Brennt richtig in den Augen“, antworte ich und blinzle Claudia zu.
„Wo hast du den gefunden? Bei Nadine im Zimmer?“, fragt diese nach.
„Ja, stellt euch das mal vor!“
„Versuche ich grad! Also du gehst in ihr Zimmer und das Ding liegt auf dem Fußboden?“, frage ich genau nach.
Andrea sieht mich verwundert an.
„Natürlich nicht! In ihrem Schreibtisch habe ich das Ding gefunden! Beim saubermachen!“
Im Schreibtisch? Das war wieder mal typisch für sie!
„Und als du den Schreibtisch abgewaschen hast, ist die Schachtel aus der Schublade gehopst?“, frage ich schon etwas provozierender.
„Nein, sie hat ihn im hintersten Winkel versteckt. In ihrem abschließbaren Fach.“
„Hast du den Schlüssel dafür?“, will Claudia wissen.
„Nein, das Schloss kannste mit dem Schraubenzieher aufmachen!“
Claudia und ich sehen uns fassungslos an.
„Mann Andrea! Wann lernst du endlich, anderer Leute Privatsphäre zu respektieren!“
„Das ist meine Tochter! Ich werde wohl noch wissen dürfen, was sie …“
„NEIN! Das geht dich nichts an! Nadine ist 16 Jahre alt und kein Kleinkind! Behandle sie endlich wie eine junge Frau und schnüffle ihr nicht immer hinterher! Das ist ja schon kriminell was du da spielst! Sie hat ihre Gründe, wenn sie es wegschließt!“
Andrea will aufbrausend nachlegen, läst es aber sein. Langsam fängt sie an nachzudenken. Sie nippt am Kaffee. Es tut mir schon wieder leid, dass ich so patzig war.
„Hey – komm schon! Das ist echt doof was du da machst. Nadine wird ihre Gründe haben, dass sie ihr persönliches Eigentum versteckt! PERSÖNLICH! PRIVAT! EIGENTUM! Mensch Andrea, was denkst du wie peinlich ihr das sein wird. Was willst du machen? Es deinem Mann zeigen und sie dann zum Rapport antreten lassen?“
„Hättest du lieber einen Joint gefunden?“, fragt Claudia. „Den hätten wir uns jetzt reinziehen können!“ Sie fängt an zu lachen und ich werfe ihr einen bösen Blick zu.
Andrea nickt nachdenkend, ohne auf Claudias Bemerkung einzugehen.
„Leg die Schachtel dorthin zurück, wo du sie herhast und halt bloß die Klappe!“
„Ich denke du hast Recht! Aber, Anja, wieso kauft sie sich denn so was?“
Ich verdreh die Augen gen Himmel und schüttle leicht mit dem Kopf.
„Um es sich … selbst zu machen?“, sagt Claudia provozierend.
„CLAUDIA!“
„Mensch Andrea, sei doch nicht so prüde! Sie war halt neugierig und die Dinger bekommst du heutzutage ja an jeder Ecke!“ sage ich zu ihr. „Mach doch nicht gleich ein Staatsdrama draus!“
„Ich finde da nichts Schlimmes dabei! Ich hab’s mir mal zwei Stunden lang mit meinem Max gemacht!“, meint Claudia und grinst zufrieden.
„Max?“
„Max Dildo! So nennt sie ihren besten Freund“, kläre ich Andrea auf.
Sie denke kurz nach und fragt: „Und das ist dir nicht peinlich? Ich meine, dass du das jetzt hier zugibst?“
„Nee wieso? Anja weiß das schon lange! Ich steh dazu! Es ist geil!“
„Du wusstest das, Anja?“, fragt Andrea verwundert.
Ich grinse sie etwas verlegen an. Klar wusste ich das! Ich weiß so ziemlich alles was Claudia macht und sie kennt alle meine Schandtaten.
Andrea grinst erst und fängt plötzlich, wie aus heiterem Himmel an zu weinen. Etwas hilflos stehe ich neben ihr und nehme sie in den Arm.
„Hey komm, …!“, versuche ich sie zu trösten, aber finde nicht die richtigen Worte.
„Was ist denn jetzt schon wieder los …?“
„Halt einfach Mal fünf Minuten deine Klappe, Claudia!“
Andrea beruhigt sich wieder und ich lege ihr eine Packung Tempotaschentücher hin. Wir warten schweigend bis sie sich wieder gefangen hat.
„Sie ist doch mein Baby.“
„Natürlich ist sie das. Und das wird sie auch immer bleiben!“, bestätige ich ihr und streichle sie sanft über die Wange.
„Sie ist aber kein Kind mehr! Das musst du endlich einsehen!“, sagt Claudia.
„Übrigens, Schwesterlein – mach dir keine Gedanken, sie vögelt nicht in der Gegend rum! Das wäre ja logischerweise deine nächste Sorge.“
Andrea schaut Claudia fassungslos an.
„Was Claudia mit ihrer charmante Art sagen will“, versuche ich die Aussage zu entkräften. „Nadine schläft nicht mit Jungs. Mensch Andrea, sie wird erwachsen! Sie ist schon längst kein Kind mehr! Aber sie will sich auch Zeit lassen!“
Ich denke nach. Was sage ich ihr, ohne sie zu beleidigen oder ihre Gefühle zu verletzten? Kann man auf die Gefühle überhaupt Rücksicht nehmen, wenn man Klartext reden will?
„Okay, geht mich nichts an, wie du deine Tochter erziehst. Was du meiner Meinung nach auch super gut machst, aber du darfst die Sexualität nicht ausklammern! Sie kam zu mir um über ihre Ängste zu reden.“
„Sie hat Angst?“
„Sorry, falsch ausgedrückt!“, sage ich ihr und suche nach dem richtigen Wort.
„Sorgen! Sie wollte mit mir über ihre Sorgen reden … Gefühle, Schmetterlinge im Bauch und halt über Sex, weil sie sonst nur mit ihren Freundinnen darüber reden kann. Verstehst du? Mit einer Erwachsenen, der sie vertraut!“
Ich trinke einen Schluck Kaffee und beobachte wie Andrea zustimmend nickt.
„Was wollte sie den wissen?“
„Sorry! Details kann ich dir nicht sagen. Das war ein vertrauliches Gespräch.“
Wieder nickt Andrea stumm.
„Aber nichts schlimmes“, lächle ich sie an und streichle über ihren Handrücken. „Sie stellte mir viele Fragen und ist eine sehr vernünftige junge Frau.“
Ein spitzer Blick zu Claudia. „Was man in diesem Alter nicht von jeder behaupten konnte!“
Anstatt einer Antwort zeigte sie mir den Mittelfinger ihrer rechten Hand.
„Du wärst ja heute noch Jungfrau, wenn ich nicht Dampf gemacht hätte!“, stichelt sie.
Ich grinse sie an.
„Vielleicht wäre ich auch lesbisch geworden oder ins Kloster gegangen!“
„Könnt ihr vielleicht mal mit dem Scheiß aufhören! Mir ist nicht zu lachen zumute!“, ärgert sich Andrea.
„Ja Mama!“, sagt Claudia.
„Apropos Mama. Das hättest du mit 14 schon sein können!“, unterstelle ich ihr grinsend.
„Die poppte schon und wusste noch gar nicht was Kondome sind“, erzähle ich Andrea, die das aber im Moment nicht wirklich interessiert.
Wieder sah ich den berühmten Mittelfinger.
„Was wahr ist, darf man sagen!“
Andrea atmet genervt tief ein und aus.
„Manchmal seid ihr richtig kindisch!“
KLING … KLING – KLING … KLING
Als ob das Klingeln eines der Weltwunder wäre, schauen wir das Telefon erstaunt an. Ich drücke auf den Knopf um die Freisprecheinrichtung zu aktivieren.
„Ja Hallo!“
„Einen wunderschönen guten Tag wünsche ich Ihnen. Sie sprechen mit Elvira Sonnenschein. Mit wem spreche ich bitte?“
Elvira Sonnenschein? Noch nie gehört!
„Zu wem willst du denn?“
„Ich würde gern mit Frau Anja Müller sprechen!“
„Ja, bin ich! Was gibt’s?“
„Sie haben Glück Frau Müller. Sie wurden ausgewählt ein Los der süddeutschen Klassenlotterie zum Vorzugspreis …“
KLICK!
„MANN, DIE GEHEN MIR ECHT AUF DEN SACK! Der dritte Anruf seit ich vom Büro zu Hause bin! Süddeutsche Klassenlotterie, Norddeutsche, Glücksspirale, Telekom, Rentenversicherung, Steuer sparen! Meinungsforschung! AOL! Ich kann’s nicht mehr hören!“, rege ich mich über den Anruf auf. „Sogar eine Tonbandstimme hat mir neulich was verkaufen wollen!“
„Bei mir dasselbe! Müsste verboten werden! Ist echt lästig und nervt“, meint Claudia.
„Müsste auch verboten werden, dass sich die Leute am Telefon nicht mit Nachnamen nennen“, sagt Andrea sarkastisch.
„Ja Jürgen! Diskutier das bitte mit meinem Mann. Der nervt mich auch immer damit.“
„Weil er Recht hat!“
„Na und! Ich mach es so wie ich will!“, blocke ich ab.
„Und noch was. Du kannst nicht immer jeden duzen.“
„Ja Jürgen!“
„Da gebe ich ihr aber Recht. Ich kann das auch nicht leiden, wenn mich ein Fremder einfach so duzt“, meint Claudia.
„Oh ja, ich vergaß. Ihr seid ja was Besseres!“
„Schwachsinn Anja. Das ist einfach normal Fremde zu siezen!“
„In Amiland sagt jeder du! Da gibt’s keinen solchen Unterschied!“
„Sind wir in Amerika?“
KLING … KLING – KLING … KLING
„Ja Hallo?“
„Ich finde es sehr Unhöflich einfach aufzulegen, Frau Müller. Ich …“
„Oh verzeihen SIE Frau Elvira Sonnenschein, dass ich Ihnen nicht die notwendige Zeit zum Verkauf Ihrer Dienstleistung eingeräumt hatte. Ich habe kein Interesse! Würden Sie bitte die unendliche Güte haben, meine Rufnummer aus Ihren Unterlagen zu entfernen und mich bitte in Zukunft einfach ignorieren! Einen schönen Tag noch.“
KLICK!
Wenn ich jedem so eine Erklärung gebe, muss ich mir jemanden einstellen, der die Hausarbeit erledigt. Oder ich kaufe einen dressieren Papagei und lass ihn den Telefondienst übernehmen.
„Und war das jetzt höflich genug?“, frage ich meine Schwestern.
Wir schauen uns an und müssen lachen.
„Okay, willst du meine Meinung wissen oder dir nur den Frust von der Leber reden?“, erinnere ich Andrea an das Gespräch vor Frau Sonnenscheins Anruf.
„Nein!“
„Was nein?“
„Sag mir was du denkst.“
„Vertraue Nadine einfach! Höre ihr einfach richtig zu, wenn sie dir etwas erzählen will! Und komm jetzt bloß nicht als die große Freundin daher – du bist ihre Mom und es ist ihr unangenehm mit dir drüber zu reden. Oder hättest du dich damals mit Fragen über Sex an die Eltern gewand?“
„Bestimmt nicht! Ich verstehe was du meinst.“
„Das braucht seine Zeit. Du kannst nicht einfach hingehen und alles ändern. Das hättest du viel früher machen sollen. Bei mir ist Nadine locker und cool und ich gebe ihr bestimmt keine falschen Tipps!“
„Ich weiß Anja, und ich bin dir dankbar, dass du das machst!“
„Du Andrea, das ist für mich Ehrensache. Vielleicht stehen meine beiden Kleinen irgendwann mal bei dir und wollen deinen Rat!“
Andrea lächelt und sogar Claudia nicht zustimmend.
Kapitel: 2
„Hey Mädels, trinken wir CinZano? Ich habe ne Flasche im Kühlschrank! Geschenk von Jürgen.“
Ich stehe auf und hole Gläser aus dem Küchenschrank. Die Flasche aus dem Kühlschrank stelle ich auf den Tisch.
„Schenkelöffner!“, lacht Claudia. „Wollte Jürgen dich flachlegen?“
„Schenkelöffner?“, fragt Andrea nach.
„Mensch Andrea, lebst du hinterm Mond? Kennst du das nicht? So nennt man dieses Zuckerwasser. Ein paar Gläser davon und es vögelt sich leichter. Geiler! Hemmungsloser! Perverser!“
„Du hast aber, außer poppen keine ernsthaften Sorgen?“, frag ich schmunzelnd.
„Im Gegenteil, das ist ja mein Problem. Ich würde gern viel öfters ficken, nur mit wem?“
„Ich finde ficken ein furchtbar vulgäres Wort! Und poppen, wie du immer sagst Anja, finde ich auch doof!“, sagt Andrea.
„Irgendwie muss man es ja bezeichnen. Ich finde das Wort cool. Stammt vom englischen ‚to pop’ ab, was nichts anderes als ‚knallen lassen’ heißt. Passt also doch ganz gut“, sage ich schmunzelnd.
„Entschuldigung! Ich meine natürlich, ich würde viel öfters den Koitus vollziehen, aber leider hat mein Freund nur selten die Muße, mir seinen Penis in die Vagina einzuführen“, meint Claudia leicht genervt dazu.
Eine von Claudias häufigen Anspielungen auf die Lustlosigkeit ihres Freundes. Das wussten mittlerweile auch so gut wie alle ihrer Bekannten.
*
„Übrigens Anja, deine Hose ist neu, oder?“, wechselt Andrea das Thema.
Ich grinse sie an, während ich die Sektgläser noch an der Spüle schnell unter dem Wasserhahn ausschwenke.
„Habe ich bei Quelle gekauft. TIMEZONE Worker Hose! Geil, oder?“
Ich drehe mich kurz vor ihnen und zeige ihnen die helle Baumwollhose, die von der Optik her, wie ein NATO Kampfanzug in Winter-Fleckentarnung aussieht. Abgesehen davon, das die Jungs dort wohl keine Hüfthosen tragen.
„Und die Farbe heißt wie? Weiß mit grau, oliv, braunen Flecken drauf?“, lästert Claudia. „Ich hätte sie in schwarz genommen!“
„Ich aber nicht! Schwarze habe ich genug. Und die Farbe heißt Camouflage!“
„Camo … was?“
„Und wie viel hast du bezahlt!“, fragt Andrea.
„79,95 Euro!“, sag ich leise und ziehe die Augenbrauen hoch.
„Was meinte Jürgen dazu?“
„Och, der war sprachlos“, zwinkere ich den beiden zu. Was im Grunde auch stimmt, nachdem er den Preis erfahren hat.
„Gefällt mir nur nicht, dass der String über den Bund ragt“, meint Claudia.
„Gerade das finde ich geil.“
„String? Das ist mir jetzt gar nicht aufgefallen!“, sagt Andrea, die mal wieder zu eitel ist ihre Brille aufzuziehen.
„Übrigens, das ist nicht einfach nur ein String Tanga, das ist was ganz edles!“, erkläre ich den beiden grinsend.
„Was denn? Einer zum essen?“
„Iiiih Claudia, das ist ja ekelig!“, rümpfe ich die Nase.
„Nee wieso, ist doch geil.“
„Wer’s mag, ich mag nicht.“
„Und was ist das Besondere?“, will Andrea wissen.
Ich grinse. Besonders ist, abgesehen vom Preis, der Umstand dass es ein Geschenk meines Mannes ist. Und das kleine eingenähte Etikett mit dem Namenszug.
„Victoria Secret! Musste mir Jürgen unbedingt in Vegas kaufen! Wir haben fast den allergrößten Streit bekommen, als ich den Preis gesehen habe, aber ihr kennt ja Jürgen. Wenn der sich was in den Kopf gesetzt hat!“
„Würde ich mir nie kaufen, viel zu teuer!“, sagt Claudia.
„Klar, ich ja auch nicht! Obwohl, wenn sie es runtergesetzt haben …“
„Victoria Secret habe ich hier noch nirgends gesehen. Nur in Illustrierten als Werbung“, sagt Andrea.
Ohne darüber nachzudenken, öffne ich schnell den Hosenknopf, ziehe den Reisverschluss nach unten und streif die Hose runter.
„Dann ist heute dein Glückstag! String Tanga von Viktoria Secret präsentiert bei Topmodel Anja Müller!“, lache ich und drehe mich vor ihr.
„Habe noch nie gehört, dass sie jetzt auch Zwerge auf den Laufsteg schicken“, lästert Claudia und fängt an heftig zu lachen. „Und wenn ich mir dich noch in High-Heels vorstelle … oje oje, das gäbe ein Fiasko!“
Ich lache ebenfalls und nicke ihr zustimmend zu.
„Mich würde es garantiert irgendwie von der Bühne hauen! Könnte vielleicht Gartenschürzen mit Gummistiefeln vorführen! So wie diese Frau Flodder aus ‚eine Familie zum knutschen’.“
Andrea, die ebenfalls mit schmunzelt, greift von oben herab an das winzige vordere Dreieck und begutachtet den schwarzen Stoff mit ihren Fingern.
„Fühlt sich gut an! Sieht auch gut aus, aber … das muss doch total unbequem sein!“, sagt sie und zupft am elastischen Bändel über der Hüfte.
„Wieso?“, fragt Claudia.
„Wieso? Das reibt doch in der Ritze!“, sagt sie abfällig.
„Du mit deinen Baumwoll Oma Liebestötern!“, schüttelt Claudia den Kopf. „Die hängst du aber nach dem waschen nicht noch draußen auf der Wäscheleine auf?“
Während ich die Hose wieder hochziehe und zumache, lacht Andrea.
„Nein, so verrückt bin ich jetzt auch nicht. Aber sie sind bequem und halten gut warm.“
„Ich trage nur noch Strings!“, meint Claudia.
„Ich nur, wenn ich Bock habe. Normale Tangas sind mir fast lieber. Zumindest im Büro und tagsüber“, sage ich und stelle die ausgespülten Gläser auf den Tisch. Andrea, die schon die Flasche geköpft hat, schenkt ein.
„Und
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Kommentare
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Kommentare: 441
Mondstern
freut mich, dass euch mein "Schreibexperiment" gefällt.
Ursprünglich wollte ich nur das Schreiben von Dialogen üben. Daraus entwickelte sich dann die Idee, etwas "Small Talk" zu kommunizieren. Als ich fertig war, musste ich selbst schmunzeln. Allerdings fragte ich mich auch, ob das überhaupt eine richtige Geschichte sei, die man veröffentlichen kann. Ich entschied mich es doch zu "wagen" und war ziemlich aufgeregt, wie sie ankommen würde.
Danke für euren Kommentar
LG Mondstern«
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TetraPack
Kommentare: 102
Faith
schon lange schwirrt mir solch eine Idee im Kopf herum, aber ich traute mich nie an die Umsetzung.
Dir ist es gut gelungen.
Der teilweise skurrile Humor ließ mich breit grinsen.
gruß
Faith
16.11.06 Nachtrag:
weil ich nicht weiß was ich sagen soll... ;-))«
Kommentare: 166
z.B. an Carrie, Miranda, Charlotte und Samantha ??
liebe Anja..Du schreibst tolle Storys..auch die hier ist Dir recht gut gelungen...nur auch so einfach zu durchschauen :-)«
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aweiawa
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vielen Dank für deinen Tipp. Ja die Geschichte ist es süß. Da kann man als Mann was lernen. Ich finde es vor allem schön, wie ihr die Dinge mit Humor nehmen könnt. Alles Liebe. Tom«
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Eine sehr kurzweilige Geschichte der anderen Art, es hat sehr viel Spass gemacht sie zu lesen. Leider kenne ich die anderen Geschichten noch nicht die in der Story erwähnt worden sind aber wenn die so sind wie diese dann ist es ein muss das nachzuholen.
Gruß Lienes«
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Und Wuppermike. Und wenn es so wäre, ist es auch egal. Jeder, der die Geschichten noch nicht gelesen hat, hat was verpasst. «
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catsoul
tolle Geschichte! Freu mich schon auf die nächste. ;-)
liebe Grüße
cat«
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das liest sich echt lustig. Vor allem das weitpissen bei Frauen muss irre aussehen ;-)
Ich stelle mir diverse Paralelenen bei den beiden Schwestern meiner Frau vor.
Gruß
Thomas«
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Der XXX-Zine
Es muss nicht immer richtig zur Sache gehen, auch ein schöner SmallTalk hat seinen Reiz. Und dann noch dieses Outing am Ende mit dem Wettbewerb unter euch Frauen in der Dusche!«
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Man sieht Euch Schwestern förmlich alle Drei zusammensitzen, es ist alles so bildlich, man sieht förmlich die Mimik in Euren Gesichtern an vielen Stellen dieses witzigen spannenden Dialags unter Frauen. Für einen Mann sehr sehr interessant :-)
Weiter so Anja !«
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skipp20
Mondstern, Dir ist hier ein großer Wurf gelungen!
Skipp
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ein sehr schöner Smalltalk zwischen Schwestern.
Interessant ist es, wenn man Deine Geschichten vorher gelesen hat, denn dann kennt man den Bezug zu dieser Geschichte. Ich freue mich schon auf die nächste Geschichte.
LG Stef«
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aber weitpinkeln unter der dusche kenn ich noch nicht :-D
nicht schlecht !!!«
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Könnte sogar als TV serie durchgehen :)
Irgentwie fehlt mir der spannungsaufbau,
im vergleich zu deinen anderen geschichten!«
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Auch diese Erzählung ist erfrischend zu lesen; ich fühlte mich wie immer kurzweilig unterhalten, interessant finde ich, wie unterschiedlich Ihr drei Schwestern Euch seid (sei es nun real oder fiktiv...).
Ich bin weiter dabei, mich durch Deine gesammelten Werke zu lesen...
VLG, Thorsten«
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auch diese geschichte hat sehr großem spaß gemacht sie zu lesen;-) bin schon gespannt auf die anderen meiner Lieblings Autorin lg«
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