Sommermärchen
von Mondstern
Der Sommer breitete sich mit seiner Wärme über das Land. Die Sonne machte alle Gesichter fröhlicher. Eine gewisse Aufregung war unter den Menschen zu spüren. Unsere Kinder erkannten die Eltern fast nicht wieder. Hunderttausende hatten nur eines im Sinn: Und jetzt war es soweit . . .
Wie das Turnier ausging, weiß wohl jeder. Wir verloren unglücklich im Halbfinale gegen den späteren Weltmeister Italien, gaben die Moral nicht auf, schlugen die Portugiesen mit einem klaren 3:1 im „kleinen Finale“ und errungen den hochachtbaren dritten Platz bei der FIFA Fußball Weltmeisterschaft 2006™.
Mittwoch, 14. Juni 2006 - Deutschland – Polen
Immer wieder schweifte mein Blick von der Uhr zum Fenster, um nach meinem Mann Ausschau zu halten. 18:37 Uhr und Jürgen war immer noch nicht von seinem Rennradtrip zurück. Um 19 Uhr wollten wir eigentlich bei meiner Schwester sein und vorher noch unser Abendessen beim Chinesen abholen.
Endlich hörte ich ihn die Treppe hoch eilen.
„Hi Maus, sorry. Wir hatten die letzte Stunde Gegenwind und es ging einfach nicht schneller!“, sagte er, leicht außer Atem.
„Schon gut. Aber beeile dich jetzt bitte!“, bat ich ihn.
Kurz darauf stand er unter der Dusche und ich räumte noch einige Kleinigkeiten auf.
Das Telefon läutete. Meine Schwester war am Apparat.
„Seid ihr schon unterwegs?“
„Klar Claudia, ich habe mein Festnetzanschluss neuerdings im Auto!“
Ein Moment war Stille …
„Wollte eigentlich deine Handynummer anrufen. Aber ich dachte mir, dass du ja nie pünktlich bist.“
„Ob du es glaubst oder nicht, aber diesmal bin ich unschuldig!“
„Ist ja egal jetzt, ich will nur unsere Bestellung umändern. Könnt ihr uns bitte dreimal gebratene Ente mitbringen?“
„Drei – statt vier?“
„Nein, dreimal gebratene Ente und die Nr. 70 superscharf.“
„Okay, null Problemo. Hey … lass das!“, lachte ich in den Hörer.
„Was?“
„Ich meinte nicht dich, Claudia. Jürgen nervt! Also bis gleich.“
„Tschüss, bis gleich.“
Wenn ich eins nicht leiden kann, dann war es das, wenn Jürgen an mir rumfummelt, während ich telefoniere. Er weiß das nur zu gut und macht es trotzdem immer wieder.
„Dein Körper macht mich geil, Schatz“, betatsche er weiter meinen Hintern.
„Und dein Rumgetrödel macht mich wütend!“, schob ich seine Hände weg.
„Komm, jetzt werd mal locker, wir haben noch genug Zeit, das Spiel beginnt erst um 21 Uhr.“
Fassungslos sah ich ihn an. Er wusste genau, dass wir eine halbe Stunde zu Claudias Wohnung brauchten, erst noch beim Chinesen vorbei und vor dem Spiel gemütlich essen wollten. Allerdings blieb mir auch sein Blick nicht verborgen. Diesen Gesichtsausdruck kannte ich nur zu gut, und leider oft zu den ungünstigsten Zeiten.
„Komm schon! Die Kinder sind unten und wir nehmen uns zehn Minuten“, hauchte er in mein Ohr und küsste mich auf den Hals.
„Jürgen, bitte! Nicht jetzt, ich werd schon ganz nervös. Mach dich bitte fertig!“
„Mach du mich doch fertig! Komm, sagen wir acht Minuten!“
„Nein Jürgen, nicht jetzt! Und was soll das überhaupt werden, in acht Minuten?“
„Das weißt du doch genau“, grinste er mich an.
Klar wusste ich, was er wollte.
„Ich habe jetzt keine Lust dazu.“
„Bitte! Komm! Ich brauch das jetzt! Außerdem ist es besser für unsere Sicherheit, weil ich mich beim Auto fahren dann besser konzentrieren kann!“
„Ich kann auch fahren.“
„Auf dem Rückweg darfst du ja, Maus.“
„Heimwärts muss ich ja wohl oder übel immer fahren!“
„Komm, stell mich nicht gleich als Alkoholiker hin, wenn ich am Wochenende mal zwei, drei Weizenbierchen zwitschere!“
„Heute ist aber Mittwoch.“
„Übrigens, Mittwoch gleich Mittloch – Spitz ins Loch!“
Ich verdrehte die Augen und schüttelte fassungslos den Kopf. Mein sonst so sachlicher und vernünftiger Mann mutierte zum Halbidioten. Und das alles nur wegen eines Blutstaus? Oder war er nur zulange mit seinen Kumpels zusammen?
„Es kann lebensgefährlich für einen Mann sein, wenn er seine Bedürfnisse zurückhalten muss. Das ist nicht gesund für die Herzgefäße.“
Interessante These! Ob ich da einmal einen Quellennachweis fordern sollte?
Die Ausreden wurden immer besser und ich hatte das merkwürdige Gefühl, dass er nicht aufhören würde, mich zu nerven. Außerdem hatte er sein Handtuch bereits über einen Sessel gelegt und seine Lust stand förmlich im Raum.
„Jürgen! Ehrlich. Du regst mich jetzt echt auf!“, wurde ich langsam böse.
„Bitte! Komm Maus! Du willst doch nicht, dass dein Schatz traurig ist“, grinste er mich mit diesem Dackelblick an. Er kam auf mich zu und rieb sein hervorstehendes Körperteil an mir.
„Aber schnell! … Und nur mit der Hand!“, lenkte ich genervt ein.
„Nichts anderes habe ich gewollt, Schatz!“
Spar dir dein „Schatz-Gerede“. Unglaublich! Können wir nicht bis heute Nacht warten und es dann beide genießen? Allerdings hatte ich wirklich keinen Bock, das mit dem gnädigen Herrn jetzt auszudiskutieren.
Er ließ sich in die Couch plumpsen und sah mich erwartungsvoll an. Mit „viel Liebe“ und noch mehr „Begeisterung“ griff ich an die Quelle seines seltsamen Benehmens und begann, die anfallende Ehepflicht routinemäßig zu erledigen.
„Au! Geht’s auch etwas sanfter?“
„Entschuldigung!“
Mechanisch bewegte ich die Hand auf und nieder und sah dabei auf die Uhr des Videorekorders.
Wieder klingelte das Telefon. Meine Schwester änderte noch mal ihre Bestellung und stellte dann auch noch verwundert fest, dass wir ja immer noch zu Hause waren.
„Wir kommen gleich!“
„Ich auch!“, meinte der vorlaute, nackte Mann neben mir. Glücklicherweise hatte Claudia schon aufgelegt.
Ich gebe zu, dass es nicht gerade die romantischste Art für einen Mann war, wenn seine Frau ihm mit der linken Hand das Glied massiert, mit der rechten den Telefonhörer hält und über gebratene Ente in ihren zig Varianten sprach.
„Jürgen, jetzt konzentrier dich endlich!“, sagte ich genervt, weil er immer noch nicht soweit war. „Soll ich eine Sehnenscheidenentzündung bekommen?“
„Liegt das an mir? Du gibst dir recht wenig Mühe, das bringt ja auch nichts!“, schmollte er.
Klasse! Als ob ich ihm nicht schon deutlich gesagt hatte, dass ich wenig bis keine Lust dazu hatte, so war ich jetzt auch noch schuld, dass der gnädige Herr nicht so richtig in Stimmung kam.
Entweder ich stehe auf und er kann sein Sch*** allein weitermachen oder ich zeig ihm mein Sonntagslächeln und rette damit den Abend.
Letzteres erschien mir, auch in Anbetracht des wieder härter werdenden Penis, als die klügere Wahl.
Seine Augen bekamen diesen seltsamen Glanz und ich musste insgeheim den Kopf schütteln. Der Mann fährt Rad, duscht, kommt aus dem Bad, und auf einmal … braucht er „was“! Gerade so? Innerhalb weniger Sekunden? Interessantes Phänomen!
Er grinste, schielte immer wieder kurz auf die Hand zwischen seinen Beinen und nickte dabei. Ich schüttelte den Kopf.
„Bitte!“
„Nein Jürgen, du bist echt unglaublich. Überspann den Bogen nicht … und komm jetzt endlich!“
„Nur ganz kurz, Schatz. Deine Lippen würden es um einiges beschleunigen.“
„Soll ich ihn in den Mund nehmen? … Daran saugen? … Lutschen? … Darf ich es dann auch noch schlucken?“, hauchte ich ihm entgegen.
Er grinste und schüttelte leicht den Kopf. Jürgen kannte seine Frau gut genug und wusste, wie sie es meinte.
„Heute Abend, Anja! Heute Abend wirst du flachgelegt. Das gebe ich dir sogar schriftlich!“, grinste er, während sich seine Atmung beschleunigte.
„Die andre Hand! Nimm die andere Hand! Mir kommt’s gleich!“, keuchte er.
So wechselte ich wieder in die „richtige“ rechte Hand und stellte fest, dass es ihm so gleich besser gefiel. Ich freute mich, wenn auch sehr eigennützig, auf „das Ende“. Allerdings empfand ich meine Körperhaltung als unbequem. So rutschte ich auf den Boden, um mich in eine angenehmere Sitzposition zu bringen. Ich saß noch nicht richtig, war gerade mit dem Kopf über seinem Schritt, als ich zusammenzuckte.
„Iiiiiiiiiihhhhhhhh! JÜRGEN!!! Du Sau!“, kreischte ich.
Er lachte und griff nach dem Handtuch.
„Sorry Schatz.“
Ich rieb mir das klebrige Zeug aus dem Gesicht. Volltreffer! Mitten ins Auge und dann die Wange runter. Jürgen lachte immer noch und entschuldigte sich das dritte Mal.
„Tut mir Leid, Maus. Das war echt keine Absicht.“
„Ja, ja! Danke! Voll ins Auge.“
Ich huschte ins Badezimmer und keine dreißig Sekunden später stand Jürgen, komplett mit Shorts und T-Shirt bekleidet, vor mir und sah demonstrativ auf seine Armbanduhr.
„Du solltest dich ein wenig beeilen, Schatz. Wir müssen vorher noch beim Chinamann vorbei.“
Bevor ich was sagen konnte, machte er sich aus dem Staub.
Trotzdem schafften wir es, unser Chinafood noch vor dem Spielanpfiff zu genießen. Die Kids spielten draußen selbst Fußball, die Männer fachsimpelten vor dem Fernseher und ich tratschte mit meiner Schwester auf dem Balkon über die Highlights der Woche.
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In der 91. Spielminute sorgte Oliver Neuville für die Entscheidung. Nach einer Traumflanke von David Odonkor erzielte er den lang ersehnten Siegtreffer. Wir gewannen 1:0, waren vorzeitig qualifiziert und das ganze Land brach in Begeisterungsstürme aus. Überall schossen Feuerwerksraketen in den Nachthimmel und die zumeist sehr jungen Fans blockierten die Innenstädte mit ihren hupenden Autokonvois.
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Aus der nächtlichen „Flachlegerei“ wurde natürlich nichts mehr, weil wir spät nach Hause kamen und am nächsten Morgen wieder früh aufstehen mussten.
Samstag, 24. Juni 2006 - Achtelfinale Deutschland - Schweden
Meinem Mann zuliebe gingen wir an diesem Nachmittag in die Innenstadt, standen mit Tausenden anderen Menschen vor einer der riesigen Leinwände und gaben uns dem Phänomen Fußball hin. Unsere Kids hüpften in einer gigantischen, aufblasbaren Kletterburg herum und meine Freundin Tina hatte für alles ihre Augen, nur nicht für das Fußballspiel. Ich ließ mich von meinen Töchtern überreden das Gesicht anzumalen und kam mir anfänglich etwas albern vor.
Ihr Mann Thomas und meine bessere Hälfte standen hinter einem Verteilerschrank der Telekom und nutzen diesen als Theke. Wir Frauen standen ein wenig dahinter, an einem der zahlreichen Getränkestände und ließen uns einen Kaffee schmecken.
„Auch eine?“, fragte Tina und hielt mir die Zigarettenschachtel hin.
Ich lehnte kopfschüttelnd ab: „Danke. Noch zu früh für mich.“
Während sie genüsslich an der Marlboro zog, bekämpfte ich den Fünfsekundenimpuls meiner Sucht. Diesmal gewann ich und das Verlangen, mir ebenfalls eine anzustecken, ließ nach.
„Wenn wir Karten bekommen hätten, würde ich mir das gern live in München ansehen“, meinte ich zu Tina.
Kaum hatte ich es ausgesprochen, brach lautstarker Jubel aus. Lukas Podolski brachte die deutsche Elf nach Vorarbeit seines Sturmpartners Miroslav Klose in Führung. In der Wiederholung sah ich dann, dass der schwedische Tormann den Schuss von Klose zwar noch abwehren konnte, gegen den Nachschuss von Podolski aber keine Chance hatte.
Wir hatten kaum Zeit zum durchatmen. Nur zwei Minuten nach dem Führungstreffer hämmerte Podolski einen Fernschuss nur wenige Zentimeter über die Querlatte. Im Gegenzug gelang Larsson fast der Ausgleich.
In der zwölften Minute wieder eine Traumkombination der deutschen Stürmer, die Podolski mit dem 2:0 abschloss. Was folgte, war Offensivfußball vom Feinsten. Die deutschen Fans waren begeistert und die zahlreichen „neutralen“ Zuschauer in den Nationalmannschafts-Trikots ihrer Länder unterhielten sich bei dem spannenden Spiel gut. Die Schweden gaben nicht auf und die Tormänner beider Teams hatten Gelegenheit sich auszuzeichnen.
Die Stimmung war einfach großartig und selbst Tina fand das Spiel „nicht schlecht“.
In der Halbzeit lief Musik und ich brachte unseren halb verdursteten Männern ein frisches Bier. Die beiden wollten ihren „Logenplatz“ nicht verlieren und redeten nur vom Fußball. Grinsend schlich ich mich von ihnen weg und könnte wetten, dass es ihnen noch nicht einmal aufgefallen war. Aber okay – sollen sie diesen Moment genießen. Ich sah nach den Kids, die mich aber genauso wenig brauchten und ging wieder an unseren Platz, wo Tina mit einigen anderen Fans ins Gespräch gekommen war.
Ein vermeintlicher schwedischer Fan outete sich als Laie. Er wollte ursprünglich ein brasilianisches Trikot kaufen, verwechselte es aber ein wenig … „Na ja, … gelb ist gelb“, meinte er abschließend, umfasste fast schon mit akrobatischer Fingerfertigkeit die sechs randvollen Plastikbecher und verabschiedete sich mit dem siebten Bier zwischen den Zähnen.
Die zweite Halbzeit begann und die Party ging weiter. Ein Raunen ging durch die Menschenmassen, als der Schwede Larsson in unserem Strafraum zu Fall gebracht wurde. Den Strafstoß führte er selbst aus, donnerte den Ball aber weit über unser Tor. Wieder ohrenbetäubendes Geschrei.
„Ich würde gern etwas testen?“
„Schön - und was?“, fragte ich nach einer Weile genervt, weil Tina nur gedankenversunken auf ihren Thomas starrte und nicht antwortete.
„Ob Fußball wirklich wichtiger ist als ich!“
„Dann teste es halt“, meinte ich und nippte an der Cola. Wieder der Impuls, eine Zigarette anzuzünden. Wieder gewann ich und nahm stattdessen ein Kaugummi.
„Meinst du es fällt auf, wenn ich ihm … einen runterhole?“
„Ihm wird es auffallen!“, sagte ich grinsend.
„Machst du mit? Wir gehen vor zu ihnen, stellen uns unauffällig hinter sie und … zack-zack! Dann machen wir, als sei nichts gewesen und kommen an den Stand hier zurück.“
„Nein. Wenn meine Kinder dabei sind, will ich das nicht.“
„Deine Kinder tollen dort hinten rum und bekommen das nicht mit.“
„Trotzdem! Tina, das will ich jetzt nicht!“
„Du Memme!“
Unbeeindruckt zuckte ich mit der Schulter. Dann war ich halt eine Memme. Ich grinste und ließ mich nicht von ihr provozieren.
„Hältst du mir wenigstens den Platz frei?“
Noch bevor ich antworten konnte, schob sich Tina durch das Gedränge zu unseren Männern vor. Ich stellte mich auf die Seite, an der Tina die ganze Zeit stand und bemerkte, dass man von dort einen direkten Blick auf den Verteilerschrank hatte. An einem Baum vorbei schauend sah ich Thomas stehen und daneben meinen Mann.
Zehn Minuten nach Anpfiff der zweiten Halbzeit zog Ballack aus 25 Metern ab und Isaksson verhinderte mit einer fantastischen Flugparade, dass wir mit drei Toren in Führung gingen.
Und was machte Tina? Ich schielte zu ihr - sie stand hinter ihrem Mann. Obwohl ich genau hinsah, fiel mir nichts weiter auf. Ich wusste aber, dass Tina sich nur sehr selten von ihren frivolen Ideen abbringen lässt. Manche fand ich cool, bei einigen war ich dabei, aber oft waren sie mir doch zu krass oder zu gewagt. Oder sie überstiegen die von Jürgen und mir selbst auferlegte Grenze und waren Tabu.
Keine zehn Minuten später stand sie wieder neben mir.
„Einer ging und einer kam!“, grinste mich Tina an und griff nach den Zigaretten, die neben ihrer Weinschorle auf dem Stehtisch lagen. Vor einer Minute musste ein schwedischer Spieler den Platz verlassen und das gab Tinas Wortspiel einen tieferen Sinn.
„Was hat Thomas gesagt?“
„Nicht viel! Aber er war doch recht schnell vom Spiel abzulenken.“
„Hat Jürgen es mitbekommen?“
„Er fragte mich, ob du ihn auch gleich besuchen kommst.“
„Das hätte ich mir denken können. Und, was sagtest du ihm?“
„Ich sagte, dass du bei weitem nicht so cool bist!“
Ich lachte.
„Ich bin halt eine kleine, verklemmte Spießerin!“
Michael Ballack schoss zum wiederholten Mal aufs Tor. Den wuchtigen Schuss konnte der schwedische Schlussmann nur abprallen lassen und Klose köpfte übers Tor. Der Pfostentreffer von Schneider sorgte sechs Minuten vor Schluss, dass die Partystimmung nicht abriss.
Pünktlich zum Schlusspfiff stiegen Feuerwerksraketen auf und laute Musik dröhnte aus den zahlreichen Boxen. Unsere Männer erinnerten sich, dass sie verheiratet waren und so sicher, wie jeden Morgen die Sonne aufgeht, war mir das Anliegen meines Mannes.
Da er ein cleveres Bürschchen war, sah er vorher nach unseren Töchtern und erlaubte ihnen großzügig, noch 20 Minuten herumzutollen.
„Ich habe da eine coole Idee, Schatz. Wir könnten den Sieg auf eine neue Art feiern.“
Was mich dazu verleitete, ist mir noch heute schleierhaft. War es die ausgelassene Stimmung oder einfach nur der Reiz? Oder lag es an Jürgens Beständigkeit, seinen Wunsch durchzusetzen?
Wir drängten uns in eine Ecke hinter einem Imbisswagen und ich öffnete ihm einfach den Hosenladen. Ständig liefen Leute vorbei, als wir uns küssten und meine Hand sein Glied umschloss. Selbstverständlich mit dem Rücken zum Menschenstrom, aber wer genau hinsah …
„Komm, hole ihn raus. Er braucht Luft!“
Ich tat was mir geheißen und bewegte meine Hand sehr dezent. Es dauerte dennoch gute fünf Minuten bis Jürgen dann an dem Punkt war, an dem es für Männer kein Zurück mehr gab. Ich grinste ihn an, als er die Augen schloss und zusammenzuckte. Plötzlich hatte er es dann sehr eilig seinen kleinen Freund wieder zu verpacken und ich schaute ihm dabei zu. Ein Pärchen lief grinsend vorbei. Ich zuckte nur mit der Schulter und der Fremde meinte cool: „Was der Körper braucht, soll man ihm geben.“
Freitag, 30. Juni 2006 Deutschland - Argentinien
Überall in Deutschland gab es WM-Partys, Großleinwände oder Grillfeiern. Eigentlich wollten wir in die Innenstadt zur Fanmeile gehen, aber unsere Freunde, Lars und Petra Schröder, luden uns zu ihrer Gartenfete ein. Beginn 15 Uhr. Mitzubringen? – Nichts, außer guter Laune.
Die meisten der 20-25 Anwesenden kannte ich. Petras Eltern und Schwiegereltern waren da und eine Menge Kinder, die kreischend im Planschbecken herumhüpften, Petra machte uns mit den Kollegen ihres Mannes bekannt und ehe ich mich versah, unterhielt ich mich bei einem Glas Sekt-Orange mit den Gästen.
Jürgen und die anderen „Hardcore“ Fußball-Fans saßen im Wohnzimmer, wo jedes Gespräch, das sich nicht um das runde Leder drehte, geächtet war. Die Übrigen machten es sich auf der großen Terrasse unter den noch größeren Sonnenschirmen bequem.
Die meisten der Frauen und einige nicht so „verrückte“ Männer saßen beieinander und stimmten sich mit kühlen Getränken, Musik, Kaffee und Kuchen auf das Spiel ein.
Lars hatte auch hier einen Fernseher aufgestellt, aber anstatt der Vorberichte lief hier MTV.
Überall hingen die schwarz-rot-goldenen Fahnen. Luftschlangen in den gleichen Farben schmückten die Pergola. Fast alle Männer und viele der Kids hatten ihr Deutschlandtrikot an. Ich musste mir von meinen Töchtern die Landesfarben auf die Wangen und Stirn malen lassen und die Mädchen gaben erst Ruhe, als praktisch niemand mehr „ohne“ war.
Ich half Petra noch ein wenig in der Küche und war gerade auf dem Weg nach draußen, als ich eine Stimme aus dem hinteren Kinderzimmer hörte.
„ … So eine blöde Kuh! Kümmer’ dich auch mal um dein Kind, auch mal …“
„Lars? Ist irgendwas?“, fragte ich ihn.
Er hatte seinen 1-jährigen Sohn auf dem Arm und sah mich verwundert an. Dann brach es noch mal aus ihm raus.
„Petra, die blöde Kuh … die weiß genau, wie ich mich auf das Spiel freue und drückt mir einfach das Kind in den Arm: Füttern, trocken machen, und der quengelt nur blöd rum!“
Ich musste schmunzeln. Lars und Petra waren seit 17 Jahren zusammen. Länger als alle anderen Freunde meiner Jugendzeit.
„Wie rücksichtslos von deiner Frau. Liegt draußen in der Sonne und faulenzt den ganzen Tag“, erklärte ich ihm ernst.
„Weiß ich doch selbst, Anja. Sie hat die meiste Arbeit und beklagt sich auch nicht. Aber ausgerechnet jetzt!“
Ich lächelte ihn an. Das war schon ein kleiner Schock für die beiden, als der Nachzügler kam. Ihre Söhne waren 8 und 6 und die Familienplanung eigentlich damit abgeschlossen. Lars war ein toller Vater, doch auch er durfte ab und an einmal kurz die Beherrschung verlieren.
„Diese blöde Kuh ist dein Schatz, den du über alles liebst!“, konnte ich mir nicht verkneifen.
„Ja, du hast ja Recht. Ich habe die Nerven verloren“, schämte er sich seines Wutausbruchs.
„Komm, ich nehme ihn!“
„Nein das geht schon, danke trotzdem!“
„Gib her“, zwinkerte ich Lars zu und nahm ihm den kleinen Racker einfach aus den Händen. „Worauf wartest du noch? Geh dein Spiel ansehen!“
„Ist das auch wirklich kein Problem für dich, Anja?“, fragte er sicherheitshalber noch einmal.
Ein seltsames Gefühl, so einen kleinen Menschen im Arm zu halten. Es faszinierte mich jedes Mal aufs Neue. Einfach süß, der Kleine, aber dennoch war ich nicht unglücklich darüber, dass ich ihn „nach Gebrauch“ wieder zurückgeben konnte.
„Hat Lars dir das Baby aufs Auge gedrückt?“, fragte Petra, als sie mit neuem Kaffee auf die Terrasse kam.
„Nein, er hat ihn mir verkauft!“, antwortete ich grinsend.
Petra streichelte ihrem Sohn über die Wangen.
„Das würde er nie tun. Hat er was zu dir gesagt, ich meine wegen des Babys?“
„Wieso? Was Bestimmtes?“
„Ja, ich habe ihn gebeten, sich auch mal um ihn zu kümmern.“
„Gebeten?“, fragte ich nach.
Sie sah mich an.
„Ich war schon etwas patzig!“, räumte Petra ein. „Ich bin momentan in einer Phase, wo ich am liebsten alles hinschmeißen würde.“
„Ich mach dir einen Vorschlag. Bring deine Jungs übers Wochenende zu uns und gönnt euch zwei Tage nur für euch. Fahrt irgendwo hin, seht euch was an, geht gut essen und poppt die halbe Nacht lang.“
„Das wäre genau das Richtige jetzt. Ein Wochenende mal abschalten ...“
„Dann mach’s doch! Das Angebot steht!“
Kurze Zeit später war das Baby in meinen Armen eingeschlafen und ich brachte ihn in sein Bettchen.
Punkt 17 Uhr schalteten wir dann doch unseren Musikkanal um und die meisten auf der Terrasse sahen zumindest mit einem Auge hin.
Man stelle sich eine Horde Frauen vor, die seit zwei Stunden die verschiedensten Cocktails tranken, von der mörderischen Sonne schon etwas „ga-ga“ waren und zu allem Überfluss nicht wirklich viel von Fußball verstanden. Nach dem fünften Versuch, den Frauen zu erklären, was Abseits ist, gab ich es auf. Letztendlich war ihnen Fußball so egal, wie jener Sack Reis, der in China umgefallen war.
Die vielen kleinen Fouls der ersten Minuten zeigten, dass beide Mannschaften sich Respekt verschaffen wollten. Wir sahen eine spannende und intensiv geführte erste Halbzeit, ohne jedoch, dass sich die Torhüter auszeichnen konnten.
„Wieso bekommt der jetzt Gelb? Das ist doch Schiebung.“
„Taktisches Foul. Gibt immer Gelb!“, erkläre ich ihr.
„Ja aber … immer gegen unsere Jungs!“
„Genau … immer auf die Kleinen mit den Wasserköpfen!“, gab ich dann jeglichen Versuch auf.
Ich schlürfte meinen Longdrink und zog die Sonnenbrille wieder von der Stirn vor meine Augen. Ein kurzer Blick zum Himmel, wo „der Planet“ gnadenlos brannte. Am Grill standen bereits einige der Jungs ohne T-Shirts herum. Die hatten es gut.
Möglichst unauffällig schielte ich in den Ausschnitt meines Tops, um nachzusehen, was ich eigentlich darunter trug.
Der zierliche, schwarze BH konnte durchaus als Bikinioberteil durchgehen. Zumindest für Männeraugen. Kurz entschlossen stellte ich mein Glas auf den Tisch und zog mir das Top über den Kopf.
„Mir ist heiß!“, erklärte ich den anderen und streckte mich erst einmal aus.
„Kannst dich ruhig ganz ausziehen, Anja! Nichts, was ich nicht schon gesehen habe“, grinste Tom und zwinkerte mir zu.
Ich grinste zurück und verstand nur zu gut, wie er es meinte. Damals am Rosenmontag, als ich mit meinem Mann und Ralf in Toms Partyraum ein kleines „privates Spielchen“ spielte, … als Tom morgens mit dem Kaffee kam, … ich die Zudecke über die Schultern gelegt hatte, die ich dann provozierend fallen ließ. Ich grinste und zwinkerte zurück.
(„Fasching“)
Es dauerte keine 10 Minuten und ein Drittel von uns saß auch nur noch im BH da. Wenn eine damit anfängt, trauen sich die anderen plötzlich auch. Außerdem – es war ja nichts dabei! Einige Frauen kamen sogar in langen Hosen. Entweder hatten die den Wetterbericht nicht gehört, oder vergessen, sich die Beine zu rasieren?
Kurz nach Anstoß der zweiten Hälfte, ging ein Raunen über die Terrasse und danach war es totenstill. Argentinien ging in Führung und die Stimmung war bei null. Der argentinische Spielmacher Riquelme schlug eine Ecke vor unser Tor und Ayala köpfte den Ball rein.
Schnell kamen aber die ersten Trotzreaktionen und jeder Ballkontakt unserer Spieler wurde lautstark bejubelt. In der 73. Minute eine weitere Schrecksekunde, als Rodriguez das Außennetz traf. Weitere sieben Minuten Bangen und Daumendrücken.
Beim Ausgleich verstand man sein eigenes Wort nicht mehr. Miroslav Klose erzielte per Kopf das 1:1. Langsam wurde es wieder ruhiger und mit Spannung verfolgten wir das Spiel.
Die reguläre Spielzeit war abgelaufen. Spieler, Trainer und sonstige Verantwortliche bereiteten sich auf die Verlängerung vor. Einige der „Wohnzimmer-Zuschauer“ nutzen die Pause, um eine Zigarette zu rauchen und ihre leeren Gläser aufzufüllen. Hans-Peter, alias H.P, alias Äitsch setze sich neben mich und grinste.
„Würde nicht Deutschland spielen, dann würde ich dir gegenübersitzen und dich die ganze Zeit nur anstarren!“, meinte er, neigte seinen Kopf ein wenig und versuchte, unter meinen Rock zu schielen.
Auch Jürgen kam aus dem Wohnzimmer, um mal wieder ein Lebenszeichen von sich zu geben.
„Macht ihr eine Dessous Party?“, wunderte er sich über die legere Oberbekleidung einiger Frauen.
„Deinem Kumpel fallen wieder mal die Glupschaugen raus!“, lästerte ich.
Die beiden grinsten sich nur an. Früher hatte ich mit H.P. meine Probleme. Wir waren öfter mal richtig aneinander gerasselt, aber das hatte sich seit einigen Monaten geändert. Auch, weil ich nicht mehr jeden seiner Sprüche persönlich nahm.
Wir kannten H.P. aus dem Radclub und ich hasste ihn zeitweise richtig. Seit dem „Bergkönig“ Rennen respektierte er mich als Sportlerin, was viel zu einem besseren Verhältnis beitrug. H.P. wird immer ein Macho und Sprücheklopfer bleiben, aber … love me, love my dog“, wie der Amerikaner sagt. Wenn du mich magst, musst du auch meine Fehler mögen. Der gleiche Grundsatz den ich auch für meine Person fordere, gestehe ich natürlich auch anderen zu. Er war ein verlässlicher Freund von Jürgen und mir machte es auch irgendwie Spaß, hin und wieder mit ihm zu „streiten“.
(Siehe: So ein Tag. Kapitel: Das Wettrennen)
„Also, wenn ich das richtig sehe, dann ist das entweder ein niedliches, knappes Höschen, oder du hast rabenschwarze Schamhaare“, meinte H.P. cool.
„Vielleicht ist es auch ein Fliegenschwarm, der es sich dort bequem gemacht hat“, sagte ich ernst.
Hans-Peter verschluckte sich an seinem Bier und Jürgen musste ihm einige Male auf den Rücken klopfen.
„Sag so was nie wieder, wenn ich gerade was trinke!“, meinte er, nachdem der Hustenanfall vorüber war.
„Auf, Äitsch! Das Spiel geht weiter!“, meinte Jürgen und verabschiedete sich mit einem Kuss bei mir. Ich sah meinem Mann nach und schmunzelte über sein Klassik-Trikot. Es war das Einzige auf der Party mit der Rückennummer „54“.
Die Verlängerung brachte keine Entscheidung und das Elfmeterschießen begann. Alle Anwesenden schauten gebannt auf den Bildschirm und jeder Treffer unserer Mannschaft wurde lautstark gefeiert. Torhüter Jens Lehmann avancierte zum Helden des Tages, indem er zwei Elfmeter hielt. Als der entscheidende Ball im Tor war und wir im Halbfinale standen, überkam mich eine Gänsehaut. Nie und nimmer hätte ich unserer „Gurkentruppe“ das vorher zugetraut und ich war von der heiteren und fröhlichen Stimmung richtig gerührt.
Die Ersten sprachen vom Titel und viele sahen das gar nicht mal mehr als unrealistisch an. Auf der Terrasse war ein reges Treiben zu beobachten. Überall standen Grüppchen beieinander und diskutierten über das Spiel und die möglichen nächsten Paarungen. Aber viele sprachen auch über andere Themen. Insgesamt vier Holzkohlegrills leisteten Höchstarbeit und es roch nach gebratenem Fleisch und den berüchtigten Knoblauch-Mayonnaise Saucen.
*
Das kleine, aufblasbare Planschbecken der Kinder wurde zum Mittelpunkt der Ereignisse. Im Nachhinein wunderte es mich nicht, dass irgendwann mal jemand hineinfiel. Ich hielt mir den Bauch vor Lachen, als Petra auf dem durchnässten, matschigen Boden ausrutschte, wild mit den Armen ruderte und geradewegs in das Becken klatschte. Innerhalb weniger Minuten entwickelte sich eine Wasserschlacht. Einige bekamen ein paar Spritzer ab, richtig nass wurden aber nur zwei.
„Wenn wir das gemacht hätten, gäb’s eine mächtige Standpauke!“, grinste mich meine 11-jährige Sarah an.
Ich gab ihr einen Kuss und drückte sie an mich.
„Mama! Lass mich, du bist klatschnass!“, wand sie sich aus meiner Umarmung und brachte sich kichernd in Sicherheit.
Wie zwei begossene Pudel standen Petra und ich neben dem Pool, der jetzt fast ohne Wasser war - und lachten.
„Mama war zu lange in der Sonne!“, sagte meine jüngere Tochter zu den anderen Kindern, die uns entgeistert ansahen.
„Das trocknet doch schnell bei der Hitze!“, meinte Jürgen.
„Das fühlt sich aber eklig an.“
„Stimmt. Wir gehen uns schnell duschen!“, meinte Petra.
„Zwei nackte Frauen alleine im Badezimmer …!“, zwinkerte ich den Männern zu und hakte mich bei Petra ein.
„Und was wir jetzt unter der Dusche machen, das könnt ihr euch bestimmt vorstellen!“, sagte Petra mit verführerischer Stimme.
Wir ließen sie mit ihren Fantasien einfach stehen und schlenderten ins Haus. Die Kühle dort war richtig angenehm.
„Männer sind seltsame Wesen! Sex und Fußball! Oder Fußball und Sex? Ich würde gern wissen, was jetzt in deren Köpfen vorgeht.“
„Das weißt du immer noch nicht?“, fragte Petra erstaunt.
„Ehrlich? Nein! Und ich denke, das werde ich auch nie wirklich rausfinden!“
„Die wissen schon ganz genau, was wir unter der Dusche machen. Nur stellen sie sich gern was anderes vor“, grinste Petra.
„Auf jeden Fall werden wir ihnen sagen, dass wir zusammen duschten und uns auch gegenseitig eingeseift haben!“
„Na klar! Und immer schön treudoof gucken!“, sagte Petra.
„Und immer nur Anspielungen machen und lächeln. Da werden die ganz verrückt!“
Während ich unter der Brause stand, wusch Petra unsere Unterwäsche, meinen Rock und ihre Shorts im Waschbecken durch.
„Die sind bei der Hitze gleich trocken. Ich hänge sie in den Garten.“
„Ob das so gut ist, wenn wir unsere Unterwäsche vor den Männern in den Garten hängen?“, fragte ich sie, während ich vorsichtig aus der glitschigen Duschkabine ging.
„Ja, hast Recht. Ich häng´ sie auf den Balkon im Schlafzimmer, da ist zwar jetzt Schatten, aber egal – dauert’s halt ein wenig länger, bis sie trocken sind.“
„Hast du was zum Anziehen für mich?“, fragte ich und bürstete meine Haare durch.
„Mehr als genug, Anja! Du kannst ja schon mal ins Schlafzimmer gehen. Der linke Schrank ist meiner.
Ich band mir das Handtuch um, schnappte unsere nassen Klamotten und ging ins Schlafzimmer. Schnell hingen die Kleider auf dem winzigen Balkon und der Rollladen war wieder heruntergelassen. Ich öffnete Petras Schrank und überflog das Angebot.
Petra betrat nackt den Raum und öffnete eine Schublade ihrer Kommode.
„Freie Auswahl, Anja. Nur nicht den weißen mit den Spitzen. Das ist mein Heiligtum, den habe ich zum Hochzeitstag von Lars bekommen.“
Stolz zeigte sie mir den Spitzenslip mit dazu passendem Oberteil. Ich lächelte sie an und spürte im gleichen Moment ein Unbehagen im Magen.
Einige Prinzipien waren daran schuld. Es ist halt so! Ich kann’s nicht ändern, ich bin eben so. Ich verleihe meine Zahnbürste nicht und ziehe nie anderer Leute Unterwäsche an. Selbstverständlich waren Petras Sachen sauber und frisch gewaschen. Natürlich wollte ich sie auch nicht vor den Kopf stoßen. Plötzlich hatte ich eine rettende Idee.
„Bist du schon mal Unten-ohne unterwegs gewesen?“
„Du meinst außerhalb des Hauses?“
Ich grinste sie an.
„Du etwa?“
„Ja, ein paar Mal – Jürgen zuliebe. Beim Spazierengehen oder auf einem Fest, im Sommerkleid.“
„Und, hat jemand was gesehen?“
„Ach was. Ich war natürlich übervorsichtig.“
„Sollen wir?“, fragte sie mich schmunzelnd.
Ich grinste zurück.
„Was ging dir auf dem Fest durch den Kopf, ich meine, es wussten ja nur ihr beide, oder?“, fragte sie neugierig.
„Am Anfang fand ich es blöd. Ich hatte Angst, dass es jemand bemerken würde. Dann fand ich es aber … prickelnd.“
„Verstehe! Geiler Gedanke. Dann lass uns mal sehen, was ich so im Schrank habe“, lächelte Petra.
Sie legte den weißen Spitzenslip wieder sorgfältig in die Kommode und schob die Schublade zu.
„Ich hab’s!“, rief sie entzückt aus und ließ mich einfach alleine vor dem Schrank zurück. Bevor ich recht wusste was los war, stand sie schon wieder mit einer Plastiktüte im Zimmer.
„Habe ich gestern gekauft. Ausverkauf. Waren auf 2,50 Euro reduziert.“
Sie zog ein gelbes und ein orangenes Trikot aus der Tüte und hielt mir das brasilianische hin.
„Du hast ein Käskopf-Trikot gekauft?“, fragte ich ungläubig.
„Es gab nur wenig Auswahl und leider auch nur noch in XL.“
„XL?“, schmunzelte ich.
„Genau“, grinste Petra zurück.
Wenige Sekunden später trugen wir Minikleider und betrachteten uns im Spiegel. Normalerweise trage ich „S“ und das „XL“ ging mir bis etwa zur Mitte der Oberschenkel und auch bei Petra bedeckte es gerade noch die wichtigsten Stellen.
„Ist okay, würde ich sagen. Darfst dich nur nicht versehentlich nach vorne beugen. Immer schön in die Hocke gehen und vor allem beim Sitzen aufpassen!“
„Ich bin gespannt, wie Lars guckt, wenn er es merkt!“
„Wird er es denn merken?“
„Und ob – darauf freue ich mich schon!“, meinte Petra.
Es war 21 Uhr. Italien spielte gegen die Ukraine und einige hatten vom Fußball schauen immer noch nicht genug. Die meisten von uns saßen aber in geselliger Runde auf der Terrasse, wo das Spiel im Hintergrund lief. Mir machte es aber am meisten Spaß, Lars und besonders Petra zu beobachten, die ihren Mann nach allen Regeln der Kunst scharf machte. Wie sie sich aufreizend bewegte und Lars seine Augen nicht von ihr lassen konnte, amüsierte mich. Ich kannte sie aus der Zeit, als ich in der WG meines Bruders wohnte. Und da war ich gerade einmal 17.
Als Petra mit einem eleganten Hüftschwung ins Haus stolzierte, setzte sich ihr Mann für einen Moment neben mich.
„Da weißt es, gell?“
„Keine Ahnung, was du meinst!“
Er lachte.
„Dich habe ich früher schon immer durchschaut, Anja. Dein Pokerface wenn du schwindeln willst, verrät dich oft.“
Da musste ich auch lächeln.
„Übrigens, dass du dasselbe trägst habe ich auch schon durchschaut. Weiß es Jürgen schon?“
„Wüsste er es, würde er mir nicht von der Seite weichen!“
„Vielleicht sollte ich es ihm sagen. Schließlich ist er mein Kumpel!“
„Untersteh dich! Der soll es selbst rausfinden!“
„Was rausfinden?“, fragte Petra und setzte sich auf Lars Schoß.
„Was Frau heute so alles trägt zum Beispiel oder besser gesagt – was nicht!“
„Kannst du ein wenig nach den Gästen sehen, Anja?“, fragte Petra und zwinkerte mir zu.
Ich nickte schmunzelnd und schon waren die beiden verschwunden.
*
Die Zeit verflog. Wir tranken die verschiedensten Cocktails und unterhielten uns prächtig. Irgendwann war dann die Flasche Eierlikör leer und Petra erinnerte sich, noch eine im Kühlschrank zu haben.
„Komm, bleib sitzen, Petra. Ich hole die Flasche!“, sagte ich zu meiner Freundin und lief ins Haus. Wegen der Hitze waren alle Rollläden heruntergelassen. Es war gerade noch so ausreichend hell, dass man, nachdem sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, nirgends dagegen rannte.
Neben der Spüle lag ein Netz mit Zitronen, von denen auch nicht mehr viele auf der Terrasse waren. Ich schaute einen Moment auf das Holzbrettchen und Küchenmesser und beschloss Nachschub mitzunehmen. In Gedanken versunken schnitt ich die Zitronen in Scheiben - als mich eine Stimme erschreckte.
„Hi Schönheit!“
„Erschreck doch keine alte Frau!“
„Dein Trikot macht mich an. Die ganze Zeit schon kann ich an nichts anderes denken, als an dich. Und an das, was unter dem Trikot steckt!“
„Höre auf, so ein Zeug zu reden! Wenn das mein Mann hört, bekommst du Ärger!“
„Dein Mann sitzt im Wohnzimmer und drückt die Daumen für die Ukrainer!“
Der Mann in den schwarzen Nikes und dem Deutschlandtrikot mit der Rückennummer 54, kam näher.
Er grinste mich an.
„Macht es dich geil, ohne Slip rumzulaufen? Nur ein Trikot anzuhaben und niemand weiß es?“
Ich grinste nur und schnitt weiterhin die Zitronen.
Er stellte sich genau hinter mich und ich spürte seinen Blick in meinem Nacken.
„Das beantwortet meine Frage nicht! Bist du erregt?“
„Nein!“
Mit seinen Fingerspitzen streifte er sanft über meine Brüste.
„Lass das!“
„Wieso? Weil du erregt bist? Weil du dann nicht mehr die Kontrolle hast?“
„Ich habe immer die Kontrolle!“
Er hauchte mir seinen heißen Atem an den Hals und ich schauderte.
„Hör’ auf, das kribbelt.“
„Und kribbelt das auch?“, fragte er und seine Hand fuhr über den dünnen Stoff an meinem Po.
„Sag’s mir!“
„Was soll ich sagen?“, fragte ich, die Ahnungslose spielend.
„Dass du geil bist und es brauchst!“
„Und wenn? Willst du, dass uns jemand überrascht?“
„Sag mir, dass du geil bist, Anja!“, flüsterte er in mein Ohr.
Seine Finger fuhren an meinem Hals entlang, am Kinn hoch über meinen Mund. Langsam drückte er seinen Finger gegen meine Lippen, bis ich den Mund öffnete. Ich zuckte zusammen, als er seine Hand gegen meine Brust drückte und lutschte ein wenig an seiner Fingerkuppe.
„Du bist geil und du brauchst es! Sag’s mir!“
„Nicht hier!“
„Doch hier, genau hier und jetzt!“, sagte er mit ruhiger, überlegener Stimme und fasste mir an die Schulter. Er drehte mich einfach um meine Achse und sah mir in die Augen. Seine Finger wanderten langsam über meine Innenschenkel nach oben.
„Komm schon! Sag’s!“
Ich schüttelte verlegen den Kopf. Er küsste mich wieder auf den Hals und ich zuckte zusammen.
„Du wehrst dich nicht gerade! Du willst es genau so!“
„Wenn jemand kommt ...“
„Wer soll kommen? Zieh dein Trikot aus!“
„Nein!“
„Komm, trau dich!“
Er sah mich an und seine dominante Art erregte mich. Ich wusste, dass es nicht ladylike war, was mir durch den Sinn ging. Seine Finger beendeten jeden rationalen Gedanken in mir. Ich stöhnte auf, als sein Finger meine Klitoris streifte.
„Zieh dich aus! Nackt!“
Wie in Trance kam ich dem Befehl nach, streifte das XL-Trikot über den Kopf und stand splitternackt vor ihm. Allerdings legte ich es in Reichweite auf die Spüle. Das erregte nicht nur mich, auch sein Atem ging schneller und ich spürte den zunehmenden Druck, den sein Finger auf meinen Kitzler ausübte.
„Willst du ihn innen spüren?“
„Ja.“
„Wo?“
„Das weißt du doch!“
„Na klar weiß ich das! Ich will aber, dass du es mir sagst!“
„In der Muschi.“
„Das Wort meinte ich aber nicht“, sagte er grinsend.
„Ich weiß!“, antwortete ich, ebenfalls grinsend.
„Du willst es nicht sagen? Nicht einmal jetzt?“
„Nein!“
„Aber du willst, dass ich es sage!“
„Nein!“
Seine Finger rieben über die Klit und die inneren Schamlippen und ich stöhnte auf.
„Du bist so nass wie heute Mittag, als du im Planschbecken lagst!“
Ich sah ihn an und die Vorstellung, etwas „Gefährliches“ zu tun, erregte mich. Ich schloss die Augen.
„Willst du meine Finger spüren?“
„Ja … bitte!“
„Wo?“
Für eine Sekunde öffnete ich die Augen und sah ihn böse an.
„Okay! Hab’s kapiert!“
„Das ist so geil! Der Hammer! Ich liebe es, wenn du so erregt bist“, keuchte er in mein Ohr. Ich klammerte meine Hände in seinen Rücken, als er ohne Vorwarnung in mich eindrang.
„Soll ich dich mit den Fingern ficken?“
„Ja!“
„Komm sag’s! Bitte!“
„Fick mich!“
Wo?“
„Muschi …“
„In deine … Fotze?“, fragte er erregt.
Ich nickte und genoss die prekäre Situation. Jederzeit konnte uns jemand überraschen und das wäre mir megapeinlich. Andererseits sorgten die Cocktails dafür, dass ich mir darüber kaum Gedanken machte.
Seine Finger bewegten sich immer schneller rhythmisch in meinem Körper.
„Lässt du dich gern abfingern?“
„Ja!“, stöhnte ich raus.
„Von jedem … der dich will?“
„Nein!“
„Ach so! Auch noch wählerisch sein!“
„Nur von einem Mann, den ICH will!“
„Und dem bläst du auch einen?“
„Vielleicht!“
„Und wenn ich überhaupt keinen geblasen bekommen will? Wenn ich dich lieber auf den Knien hätte und dich langsam in den Mund … ficken will?“
Ich ging nicht auf seine Frage ein und genoss weiterhin seine Finger.
„Komm, hole mein Schwanz aus der Hose!“
Ich griff an den Stoff und ertastete die knallharten Konturen. Da die Shorts keinen Reißverschluss hatten, fasste ich einfach von oben in die Hose. Während ich sein Glied massierte, machte er es mir immer stürmischer mit der Hand.
Geschickt unterbrach er immer wieder und streichelte über die Klitoris.
„Ich komm gleich … ich … ich komme …!“, waren meine letzten Worte, dann tauchte ich in eine andere Welt ein. Ich warf meinen Kopf in den Nacken, hielt mich an den Kanten der Arbeitsplatte fest und presste mein Becken seinen Händen entgegen. Im Unterbewusstsein spürte ich, wie sein harter Penis in mich eindrang und er schnelle, harte Stoßbewegungen ausführte.
Weitere Orgasmen überkamen mich wie ein Hammerschlag und auch er hatte seinen Abgang. Sanft legte er seine Hände auf meine Schultern und drückte mich nach unten.
Manchmal gab ich nach – jetzt war ein solcher Moment. Noch im Taumel der Lust und mit langsam verblassenden Sternchen vor Augen machte es mich an.
Die Eichel war mit seinem Sperma überzogen und auch der Geschmack meines Körpers war gegenwärtig. Ich kniete vor ihm und ließ mir einfach sein Glied in den Mund stecken. Nach wenigen Minuten zog sich das Blut zurück und der Rausch flaute ab.
„Komm, steh auf und zieh dein Trikot an!“, reichte er mir die Hand und zog mich hoch.
„Wieso? Ist es dir jetzt peinlich?“, fragte ich lachend.
Er grinste nur.
„Macht es dich nicht geil, wenn mich jetzt einer so splitternackt sieht?“
„Nein, jetzt nicht mehr!“, meinte er und ordnete seine Kleider.
Grinsend reichte er mir das brasilianische Trikot und meinte augenzwinkernd: „Ich gehe schon mal vor, nicht dass uns jetzt noch jemand erwischt.“
„Ja wo bleibst du denn, Anja? Mussten die Eier erst noch gelegt werden?“
„Eier? Oh – Mist!“
Ich hatte doch tatsächlich den Likör in der Küche vergessen, stellte schnell die Glasschale mit den Zitronenscheiben auf den Tisch und machte eine Kehrtwendung zurück ins Haus.
„Was soll überhaupt diese Nummer 54 auf deinem Trikot bedeuten?“, fragte Petra den Mann, der sich gerade ein kaltes Schnitzel auf ein Brötchen legte.
„Ich glaube, das ist eine Anspielung auf den ersten WM-Titel, den wir geholt haben“, antwortete Hans-Peter.
„Du glaubst?“
„Ich vermute es. Das Trikot gehört doch Jürgen, wir haben es gerade zum Spaß getauscht!“, lachte H.P.
„Ach so“, lachte meine Freundin, „was tauscht ihr denn sonst noch so?“
„Sonst nichts!“, lächelte der Mann in der schwarzen Nike Hose und man merkte, dass er sich in dem synthetischen Trikot seines Freundes nicht wirklich wohl fühlte.
Als ich mit dem Eierlikör zurück war, klatschten einige und ich durfte auch gleich nachschenken. Zufrieden setzte ich mich neben Jürgen und prostete ihm zu.
„Was hast du denn so lange in der Küche gemacht?“, fragte er grinsend und ich wurde verlegen.
„Nix!“, war meine schlagfertige und nahezu geniale Antwort.
„Tztztztz …“, meinte Petra und auch H.P. grinste frech vor sich hin und genoss sein Schnitzelweck.
© Mondstern
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vielen Dank für eure netten Kommentare (FREU) Ich hoffe der Trikottausch hat euch nicht allzu sehr verwirrt ;-)
Danke auch an Kadiya für den süßen Text :-)
LG Mondstern
@yksi: Ein Suchspiel :-)) Finde die 3 "F" inmitten der anderen 6837 Wörter und du gewinnst das Original Trikot ... :-) Nein im Ernst, ich steh auch nicht sooo drauf, verwende es nur in Dialogen und nur wenn's passt. Hier finde ich - passte es ;-)
«
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LG astweg«
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Liest sich locker und leicht, verführt stellenweise zum schmunzeln und man erkennt sich stellenweise auch wieder..
was will man mehr!«
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Kommentare: 12
Was gibt es da noch schöneres... Marquis de Corvus«
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tolle Geschichte, die einem die Erlebnisse des letzten Sommers noch mal in Erinnerung holt.
Hab mich SEHR gut unterhalten gefühlt. ;-)
liebe Grüße
cat«
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Lieben Gruss Rene«
Kommentare: 214
Grad war eine noch erfolgreichere andere WM, wie wär's Anja? Da war doch sicher auch was los, oder? :-))
LG
Elmar
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Kommentare: 32
die Geschichte reiht sich nahtlos in Deine tolle Serie ein. Ich finde sie wieder total klasse.
Gruß
Georg«
Kommentare: 21
nach dem Handball Wintermärchen hat jetzt auch das Sommermärchen seinen krönenden Abschluß gefunden. Hat mir sehr gut gefallen und toll geschrieben, wie immer. Mal schauen, was dann bei der EM passiert...
Liebe Grüße
Michael
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Kommentare: 142
tja, jetzt war ich auch mal hier nur lesend bei dir unterwegs. ;-))
Wie nicht anders zu erwarten, ist dir wieder ein typischer "Mondstern" gelungen. Eine sehr ansprechende und kurzweilige Geschichte. Einzig, was mir einfach nicht in den Kopf will, warum wird eigentlich heutzutage immer nur noch "gef****? Ein Wort, an das ich mich nie gewöhnen werde.
Danke für die "tieferen" Einblicke in die private Fußball-WM bei und von "Mondsterns". ;-))
Liebe Grüße
yksi«
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wieder eine deine typischen Geschichten Diese Mischung aus Altagsleben und Sex liest sich gut.
Vor allem der Anfang mit der Wichsnummer ist klasse.
Gruß
Thomas«
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wie immer eine wunderbare Geschichte rund um das Sommmermärchen. Und dein Sommermärchen steht dem anderen in nichts nach.
Gratuliere dir dazu.
lg Wolfgang«
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Bernd«
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Werde mich gleich nach den erwähnten Nebengeschichten umsehen.
Tal
goreaner«
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Und erst so komt raus, dass icvh diesen Mondstern ja noch gar nicht komentiert habe.
Juni 2006! Solange ist das schon her!«
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eine sehr gut erzählte Geschichte, die sehr gut zu lesen ist und auch sehr anregend über den Trikottausch berichtet.
Auch die erotik und der Wortwitz sind sehr schön.
gruss Ontario10«
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sehr schöne Erinnerungen an das Sommermärchen 2006 und dazu noch mit Erotik gewürzt, was will das Männerherz noch mehr. Deine Geschichten werden immer besser, Kompliment.
LG Stef«
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und wieder einmal eine wunderschöne und ansprechende Geschichte bitte mehr davon
LG
Zauberbaum«
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wow mal wieder klasse geschichte, bin mal wieder richtig begeistert
lg jürgen«
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Kommentare: 21
wieder schön und anregend geschrieben... - und frivol... - stehe drauf, wie du Deine Geschichten schreibst... - besonders natürlich die anregenden Szenen... Macht nach wie vor Spaß, Deine Erzählungen zu lesen...
VLG Thorsten«
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