Tausendschmerz - ein romantisches SM-Märchen
von Faith
Es war einmal ein junger Prinz, der ritt durch seines Vaters Land, als ihn ein altes Weib um Hilfe bat: »Ach edler Prinz. Mein Karren ist in den Graben gerutscht, bitte helft einem alten Weib, ihn wieder auf den Weg zu ziehen. Es wird bald dunkel.«
»Das ist nicht die Aufgabe eines Prinzen«, antwortete er hoch zu Ross.
»Aber es wäre dir ein Leichtes und ich käme zurück in die Stadt, bevor die Tore schließen«, bat ihn das alte Weib ein letztes Mal.
»Deinetwegen mach ich mich nicht schmutzig«, sagte der Prinz erbost über die Beharrlichkeit des Weibes. Er wollte weiterreiten, als die Alte sein Pferd am Zaumzeug hielt und sagte: »Deine Arroganz soll dir zum Fluche werden: Du wirst fortan quälen, was du liebst!«
Der Prinz erschrak, als ein kühler Wind durch seine edlen Kleider fuhr. Er gab seinem Pferd die Sporen und eilte ins Schloss und wollte nicht glauben, verflucht zu sein.
Der Sommer verging und nichts trübte das Leben des Prinzen, sodass die Worte des alten Weibes allmählich ihren Schrecken verloren. Als es Herbst wurde, begann die Zeit der festlichen Empfänge. Der Adel aus nah und fern folgte den Einladungen des Königspaars und sie brachten ihre heiratsfähigen Töchter mit, denn es wurde Zeit, dass sich der Prinz vermählte.
Der Prinz genoss die Gunst, aus den Reihen der Debütantinnen wählen zu dürfen. Eine Baroness, deren Liebreiz die Schönheit alle anderen Mädchen überstrahlte und die in seinen Armen leicht wie eine Feder tanzte, eroberte sein Herz im Sturm. Nach dem ersten Tanz mit ihr wollte er keine andere mehr im Arm halten. Anstatt ihr das zu sagen, sprachen seine Lippen: »Ihr solltet ein Leben im Kloster wählen, dort wird eure niedere Erscheinung und eure plumpe Behäbigkeit mit Barmherzigkeit bedacht.«
Der Glanz in den Augen des Mädchens brach und sie flüchtete bitterlich weinend in die Arme ihrer Eltern. Der Prinz konnte sich nicht erklären, wie diese Worte über seine Lippen kamen, dennoch empfand er eine ungeahnte Genugtuung über das Leid des Mädchens. Ein Raunen ging durch den Festsaal, ehe die Musik weiterspielte und bei den restlichen Bewerberinnen neue Hoffnung keimte. Zweifelsohne musste die Ersterwählte einen schweren Fehler begangen haben.
Eine Prinzessin, mit der er auf dem Balkon des Schlosses in den Sternenhimmel schaute, gab sich ihm zu einem ersten zaghaften Kuss hin und schwelgte mit geschlossenen Augen, als er ihr eine schallende Ohrfeige gab. Ihre Tränen und die Fassungslosigkeit in ihren Augen berauschten ihn mehr, als es der Kuss vermochte. Sie eilte davon und kam nicht wieder.
Einer adeligen Tochter, die sein Interesse mit Wortwitz und Eloquenz weckte, kniff er in die Spitzen ihrer Brüste, bis ihr das Lachen verging und sie tränenüberströmt um Gnade flehte. Auch sie kam nicht zurück.
Bald sprach es sich über die Landesgrenzen herum, dass der Prinz keinen guten Umgang mit Frauen pflegte. Auf den festlichen Empfängen des folgenden Jahres wurde die Auswahl an heiratswilligen Damen für ihn spärlicher und selbst die robusteren Töchter des niederen Adels hielten seinen verfluchten Liebesbekundungen nicht stand.
Seine Eltern starben krank vor Scham, nachdem der Prinz drei Jahre erfolglos auf Brautschau gewesen war. Er bestieg den Thron ohne eine Frau an seiner Seite und fortan gab es keine Feste mehr. Es wurde still in den Hallen des Schlosses. Die Bediensteten folgten ihrem Tagwerk, doch sah man wenig Freude in ihren Gesichtern. Tief in seinem Inneren wusste der junge König, dass der Fluch des alten Weibes auf ihm lastete, doch sprach er mit niemandem darüber. Er las viel und ließ seine Bibliothek stets mit neuem Wissen aus aller Welt füllen.
Außer Büchern erfreute ihn die Jagd in seinen Wäldern. Als er mit der Armbrust auf einen Hirsch anlegte, wurde das Tier durch das Knacken eines Astes aufgeschreckt. Der sichere Schuss ging daneben. Erbost schaute sich der Prinz vom Rücken seines Pferdes um und sah eine Gestalt in Lumpen, die trockene Äste sammelte.
»Was fällt dir ein, mich bei der Jagd zu stören!«, herrschte er die Lumpengestalt an und ließ sein Pferd zu ihr traben. Als sie nicht antwortete, gab er ihr einen Tritt mit dem Stiefel, wovon sie zu Boden geworfen wurde.
»Erkläre dich!«
»Ich bin nur eine Verstoßene, die etwas Feuerholz für die Nacht sammelt.«
»Du hast kaum etwas auf den Rippen und bald kommt der Winter«, stellte der junge König fest und fragte: »Warum hat man dich verstoßen?«
»Mein Herr war der Meinung, dass es mir an Gehorsam und Fleiß mangelte.«
»Dennoch kann ich dich hier nicht dem sicheren Tod überlassen«, urteilte der König. Der Fluch des alten Weibes hatte ihn gelehrt, auch die Not der Ärmsten zu erkennen.
»Du wirst mit aufs Schloss kommen und die niedersten Arbeiten verrichten. Du erhältst gerade so viel Wasser und Brot, dass es zum Leben reicht.«
Der Winter brachte viel Schnee und eisige Kälte, sodass dem König nurmehr der Platz am Kamin seiner Bibliothek blieb. Er dachte längst nicht mehr an die Lumpengestalt. Vertieft in Bücher, störte ein Kratzen und Schaben seine Konzentration. Die monotone Beharrlichkeit dieser Geräusche nagte an seinen Nerven. Er schaute sich um und sah die Gestalt in Lumpen. Sie kniete auf dem Boden und fegte die Steinplatten mit einem Handfeger und einem Kehrblech.
»Sei leise bei deiner Arbeit!«, befahl der König und sah, dass die Gestalt daraufhin noch langsamer arbeitete, ohne hörbar leiser zu werden. Es war schlicht nicht möglich, die Borsten lautlos über den Stein zu ziehen. Dem König gefiel es, ihr diese unmögliche Aufgabe dennoch zu stellen und kam zu ihr gelaufen.
»Leiser«, ordnete er von oben herab an.
»Ja, Herr«, sagte sie und führte die Borsten kaum hörbar über den Boden.
Er ging neben ihr in die Hocke und diktierte: »Noch leiser und werde nicht schlampig dabei. Dort ist es noch staubig.«
»Ich versuche es, Herr.«
Nachdem er minutenlang jeden hauchfeinen Besenstrich beobachtet hatte, fragte der König: »Macht es dich nervös, beobachtet zu werden?«
»Ja, Herr«, sagte die Gestalt mit hörbarem Stöhnen.
»Was war das eben?«, schnauzte er sie an.
»Nichts. Ich habe nur geatmet, Herr.«
»Du wirst die ganze Bibliothek auf diese Art fegen und den Blick immer gen Boden gerichtet halten. Es kann jederzeit passieren, dass ich dich beobachte, hast du das verstanden?«
»Ja, Herr.«
Der König widmete sich wieder seinen Büchern und schaut nur gelegentlich auf, um zu sehen, wo die Lumpengestalt gerade am Werk war. Im Allgemeinen schikanierte er seine Bediensteten nicht unnötig, bei diesem Ding aus dem Wald machte er eine Ausnahme, immerhin durfte es den Winter unter seiner Gnade im Schloss verbringen.
»Ich bin fertig Herr«, hörte er nach langer Zeit.
»Gut, dann geh«, sagte er mit herablassender Gleichgültigkeit. Als die Gestalt zum Ausgang lief, hielt sie das Kehrblech demonstrativ ungeschickt, dass der Kehricht herunterrieselte und sie eine Staubspur hinter sich her zog. Der König sprang aus seinem Sessel und stieß die Lumpengestalt zu Boden. Mit dem Knie zwischen ihren Schulterblättern drückte er ihr Gesicht in den Schmutz und schrie: »Willst du erneut verstoßen werden und hinaus in den bitterkalten Wald, wo die hungrigen Wölfe lauern?«
Ohne auf eine Antwort zu warten, drehte er die Gestalt auf den Rücken und sah ihr Gesicht zum ersten Mal. Der Schmutz vermochte die Strahlkraft ihrer tiefgrünen Augen nicht zu verbergen und für einen Moment fehlten dem König die Worte.
»Du stinkst wie ein nasser Fuchs und dein Haar ist so rot wie sein Fell.«
»Alles, was ihr sagt, ist richtig, Herr«, schnaufte das Mädchen und setzt sich nicht zur Wehr gegen die Kraft des schweren Männerkörpers.
»Wer bist du? Du Ding aus dem Wald!«, schrie sie der König an. Trotz ihrer sichtbaren Angst erkannte er das Funkeln in ihren Augen. Sie fragte hörbar schnaufend: »Stimmt es, dass ihr eine Prinzessin so fest in ihre Brüste gekniffen habt, dass sie weinend auf die Knie gefallen ist?«
»Was fällt dir ein, mich auszufragen?«, herrschte der König mit einem Groll, wie er ihn noch nie zuvor empfunden hatte.
Schwere Stiefel hallten auf dem Boden, als zwei Wachen hereinstürmten, die vom Schreien des Königs alarmiert worden waren.
»Macht das Ding Ärger, Herr?«, fragten die Wachen. Der König rang um Fassung und ließ von der Gestalt ab. Er richtete seine Kleider und befahl: »Werft es ins Turmzimmer. Reißt dort das Stroh aus den Fensterlöchern und löscht das Kaminfeuer. Das Ding aus dem Wald soll den Winter kennenlernen.«
Die Nacht brachte dem König wenig Schlaf. Nach dem Frühstück ließ er einen Pagen schicken, der nach dem Ding aus dem Wald schauen sollte.
»Es lebt noch, Herr«, meldete er kurz darauf. Der König versuchte seine Gedanken auf etwas anderes zu lenken. Doch kein Buch und kein Spiel in seinem Schloss wollte ihn heute interessieren und im Winter gab es wenig Regierungsarbeit zu erledigen. Kurz vor Sonnenuntergang eilte er in den Turm und spähte durch den Türschlitz ins frostklirrende Zimmer.
Die Lumpengestalt lag zusammengerollt auf altem Stroh. Reglos und mit blauen Lippen. Der König erkannte Atemwölkchen aus ihrer Nase stoben. Sie öffnete ihre Lider und sagte mit kraftloser Stimme: »Ich erkenne eure sanften Augen und sie sagen mir, was ihr mit Worten und Taten nicht ausdrücken könnt.«
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Kommentare
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Auden James
Eine so phantasievolle, erotische und kurzweilige Geschichte wie die vorliegende ist Goldmund also lediglich 7 Punkte wert, aber eine substanzlose, überlange Sexschilderung, der es überdies an lebendigen Charakteren ebenso wie an erotischer Spannung, einer stimmigen Handlung und einem vorzeigbaren Stil fehlt, wie "Auf der Trauminsel" ist ihm 9 Punkte und also fast die volle Punktzahl wert?! Pff, daß ich nicht lache! Und da frage ich mich ungewollt einmal mehr, wieso sich jemand, der offensichtlich keinen blassen Schimmer von Literatur hat, dazu berufen fühlt, über selbige zu urteilen! Noch dazu im Gewand hoheitlicher Autorität als Sevac-Einleser! Ein Unding ist das, eine Unverschämtheit und ein Greuel für jeden literarisch auch nur halbwegs gebildeten Leser!
Aber genug davon.
Über den vorliegenden Text ist angesichts der für gewöhnlich hier veröffentlichten Texte nur das größte Lob auszuschütten. Es ist schlechthin der beste Text, den der Autor seit langem veröffentlicht hat! Eine wundervolle Idee, welche die traditionsreiche Form des Märchens auf erotische Weise ausgestaltet und mit BDSM-Anleihen würzt. Das ist originell, erotisch und bietet kurzweilige Unterhaltung! (Zwar finden sich auch ein paar Schwächen, die ich in meinem Kommentar "Eine wundervolle Idee mit noch mehr Potential" auf Literotica genauer beleuchte, die aber letztlich nur unter Beweis stellen, wie viele - noch ungenutzte - erzählerische Möglichkeiten die Prämisse der vorliegenden Geschichte birgt.) Das ist so unterhaltsam, daß man sich wünscht, der Autor hätte die Geschichte letztendlich nicht so knapp, sondern viel ausführlicher erzählt! Und wie viele Texte gibt es hier - und auf ähnlichen Seiten -, von denen man ehrlich dasselbe behaupten könnte? Eben, nicht gerade viele.
Von daher gibt es von mir eine klare Lektüreempfehlung!«