Tequila Sunrise
von laura
It´s another Tequila Sunrise ...
The Eagles
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20. Juni
Seit fünf Tagen bin ich nun hier in den Vereinigten Staaten von Amerika, seit drei Tagen vor Ort in San Jose. Alles ist wie besprochen abgelaufen, der Flug, die Ankunft in Atlanta, die Weiterreise per Greyhound bis in dieses kleine Nest an der Küste Floridas, das sämtliche Rentner der amerikanischen Mittelklasse zu ihrem Alterssitz erklärt haben dürften, und das sich, Bungalow an Bungalow, als scheinbar endlose Straße neben der Küste entlang zieht, nur von einigen Einkaufszentren und Supermärkten unterbrochen. Als ich den Bus verließ, erwartete ich so etwas wie ein Zentrum von San Jose zu sehen, wurde mir dann aber rasch bewusst, dass dieser Ort keinerlei Erhebung aus der Eintönigkeit der strandseitig gelegenen Bungalows kennt. Also hielt ich mich nördlich, wie besprochen, folgte dem Straßenverlauf per pedes. Die Sonne brannte mich nieder, denn es war so gegen ein Uhr mittags. Ich dachte, ich hätte ohnehin kaum Gepäck, doch mit der Zeit wurde der Koffer immer schwerer in meiner Hand und die Straße verlief schnurgerade.
Weit und breit war keine Biegung zu sehen, die da laut Anweisung hätte sein sollen, so ging ich - im steten Zweifel, ob ich nicht doch die andere Richtung hätte nehmen sollen. Ich hätte längst wen gefragt, obwohl das nicht erwünscht gewesen wäre, doch es ergab sich keine Gelegenheit, niemand war auf der Straße zu Fuß unterwegs, und die Wagen - Jeeps, Carbios, Aircondition-Limousinen - rauschten mit großer Geschwindigkeit an mir vorbei. Endlich, so gegen halb drei, krümmte sich die Straße in westliche Richtung, und, wie beschrieben, lag dort die aufgelassene Tankstelle.
Das baufällige Lokal in ortsüblichen Bungalowstil wirkte verlassen, die Fenster waren mit Brettern vernagelt, die Tür mit einem Vorhangschloss gesichert. Die Tanksäulen hatte man demontiert, nur Vertiefungen und Flecken am Boden zeugten noch von ihrer einstigen Existenz. Auf dem ziemlich ramponierten Flugdach, das die Tankenden einst vor plötzlichen Regengüssen schützen sollte, war immer noch eine Leuchtreklame montiert, die wohl früher in Neonfarben gestrahlt haben dürfte, nun aber faustgroße Löcher im geschwungenen Schriftzug aus Glas aufwies.
Mein Herz schlug rascher, so kurz vor dem Ziel. Ich hatte einen vergessenen Ort wie diesen erwartet, und nun lag er nach langer Wanderung auch vor mir - doch war es der Richtige? Verlassene Tankstellen waren in der Gegend sicher keine Seltenheit. Ein rascher, unauffälliger Rundumblick, mit dem ich mich vergewisserte, dass niemand weit und breit zu sehen war. Gefolgt konnte mir niemand sein - jeder Fußgänger, Radfahrer, jeder Wagen war auf der leeren Straße auffällig und sichtbar wie eine Fliege am Vanilledessert. Nein, niemand war da, niemand außer mir. Dennoch trat ich verstohlen hinter den Zaun, zwängte mich zur Rückseite des Hauses durch, und suchte dort in Ruhe nach dem Schlüssel, den ich in meiner Brieftasche verwahrte. Ein kleiner, silberner Schlüssel, der gut in das Vorhangschloss dort an der Tür passen könnte. Wir werden sehen.
Ich trat zu der Tür, schloss auf, und betrat in die verfallene Hütte, so sicher, als wäre ich der Besitzer, der bloß von einer längeren Urlaubsreise zurückgekommen war. Drinnen war es dunkel und stickig, der Staub, der durch mein Eintreten aufgewirbelt wurde, flimmerte im Sonnenlicht, das durch die Ritzen der vernagelten Fenster hereindrang. Es stank nach Mäusedreck und altem Öl. Ein paar Minuten lang blinzelte ich im Halbdunkeln, bis sich meine Augen erholten und mir eine verfallene Theke, kaputte Sesseln und Tische, herab gefallene Lampen und einen gefährlich tief hängenden, über und über mit Staub beladenen Ventilator zeigten.
Dann entdeckte ich die Tür zum Hinterzimmer. Der Schlüssel hatte gepasst, das Hinterzimmer war da, wo es sein sollte - ich war richtig. Dieses Gefühl wischte Hunger, Durst und Müdigkeit mit einem Streich weg, ich war hellwach und klar. Ich betrat das Hinterzimmer und jubelte. Sie schienen an alles gedacht zu haben. Der weitere Verlauf der Reise würde einfacher sein. Ein Wagen stand mitten im Raum. Groß, flach und geduckt, mit einer Plane bedeckt, auf der kaum Staub lag. Er stand sicher noch keine drei Tage da. Eilig zog ich die Plane weg und hätte beinahe laut aufgeschrieen vor Freude. Wenn es mir auch unklug erschien, dass sie einen derart auffälligen Wagen für mich gewählt hatten, wenn es auch scheinbar der Logik und unseren Grundregeln widersprach - sie hatten sicher ihre Gründe, und ich meine Freude mit der Corvette. Eine Sechzigerjahre-dröhnende-200PS-rote-Targa-Corvette! Der Himmel auf amerikanisch. Auf dem schwarzledernen Fahrersitz lag ein großes Kuvert. Sofort wurde ich wieder dienstlich und nahm es an mich. Es war schwer und dick. Drinnen wie erwartet:
Personaldokumente, Aufenthaltsgenehmigung, Führerschein, Versicherungskarte, Kreditkarten in allen Farben, alles auf den Decknamen ausgestellt und, soweit ich es im Halbdunkel beurteilen konnte, ausgezeichnete Fälschungen. Dann noch der Wagenschlüssel und zwei Bögen chiffrierte Anweisungen. Ich nahm das Buch zur Hand und entschlüsselte den Code im Kopf, ohne mir Notizen zu machen, wie ich es gewohnt war. Die Anweisungen enthielten eine Adresse hier in San Jose, die mein Stammquartier sein sollte, den Weg zum geheimen Postkasten, wo weitere Anweisungen für mich hinterlegt werden würden, und unseren Gruß. Ich entnahm dem Kuvert noch fünftausend Dollar und steckte sie mitsamt den Papieren ein. Dann holte ich die Phiole mit hochkonzentrierter Essigsäure aus meinem Koffer und vernichtete zusammen mit den Anweisungen meine alten Papiere, das Flugticket und die Buskarte. Der Essiggestank war betäubend, verstrich aber schnell und somit auch alle Spuren meiner Ankunft.
Ich faltete die Plane zusammen und legte sie in den Wagen, dann öffnete ich das Garagentor, das aus diesem merkwürdigen Hinterzimmer führte. Die Verriegelung klemmte und ich dachte schon, es sei abgeschlossen, doch als ich mich mit dem ganzen Gewicht dagegenstemmte, ächzten die rostigen Scharniere und die Tür schwang nach oben hin auf. Seufzend ließ ich mich ins schwarze Leder des Fahrersitzes fallen, startete die Corvette, deren Motor sofort mit sattem, lauten Dröhnen antwortete und fuhr hinaus in den gleißenden Sonnenschein.
Quer durch das hohe Gras um die verwahrlosten Tankstelle, dann auf die Straße - niemand war da, niemand sah die funkelnde, rote Corvette die alte Tankstelle verlassen, und als ich das 200 PS-Gerät auf der Straße hatte, war ich Dr. Igor Corbejev, Chemiker, auf seinem Weg ins Feriendomizil San Jose.
Innerlich hakte ich den ersten Teil meiner Reise als gelungen ab. Ich besah den staubigen Gehweg, der mir beim Kommen so endlos erschienen war, und erkannte, dass er nichts besonderes war, wenn man ihn mit siebzig Meilen abfuhr. Der Fahrtwind zauste mein Haar und kühlte angenehm meine Stirn. Erst jetzt nahm ich die Palmenallee richtig wahr, die die Straße umgab. Die amerikanischen Rentner bekamen hier schon etwas geboten. Die Zieladresse lag ziemlich südlich, im untersten Teil von San Jose. Durch die Gärten der Bungalows sah man das Meer blinken. Leuchtendes, frisches Blau. Ich sehnte mich danach, mich von den Wellen tragen zu lassen. Sicherlich würde auch mein Bungalow am Meer liegen, sonst wäre er hier wohl eine ziemliche Ausnahme.
Ich erreichte die Zieladresse um vier Uhr dreißig. Eine Einfahrt und darüber ein Holzschild mit aufgemalter Hausnummer. Die Einfahrt stand offen. Ich lenkte die Corvette über die ungepflasterte, staubige Zufahrt, die von hohen Sträuchern und Palmen gesäumt war und erst spät den Blick auf den Bungalow freigab. Ein geducktes, grünweiß gestrichenes Holzhaus, nicht eben gepflegt, doch das Meer war keinen Steinwurf entfernt und ich war zufrieden. Ich parkte die Corvette unter dem baufälligen Flugdach aus Wellblech, das wohl eine Art Garagenersatz darstellen sollte, einem tropischen Regenguss doch wohl kaum gewachsen war. Dann betrat ich den Bungalow. Es war angenehm kühl innen, obwohl ich keine Anzeichen einer Klimaanlage erkennen konnte. Die grün gestrichenen Fensterläden waren geschlossen, durch die Ritzen fiel das Sonnenlicht und malte schattenfarbene Querstreifen an die weiß getünchten Wände.
Ich fand ein breites, weiß bezogenes Doppelbett vor, über dem ein Moskitonetz wie eine Dunstglocke schwebte, in der Küche kaltgestellte Getränke und ein kaltes Hühnchen unter der Glashaube. Alles sehr umsichtig. Gierig trank ich Ananassaft und erkundete dann die Schränke. Da hingen einige Anzüge, hell und luftig, in meiner Größe. Auch Schuhe, ein Sonnenhut, sogar eine Badehose. Sie hatten alles für einen längeren Aufenthalt ausgerichtet. Sollte mir recht sein.
Ich beschloss, zu allererst das Meer auszuprobieren, zog mich aus und schlüpfte in die Badehose. Barfuss lief ich durch den weichen weißen Sand zum Strand runter. Ein Stück Meer für mich allein - fast so schön wie die Corvette. Oder vielleicht doch schöner? Ich tauchte unter, das Wasser war angenehm kühl und erfrischend. Die nächsten Leute waren so weit entfernt, dass ihre Köpfe nicht größer als Stecknadeln erschienen. Ich hätte auch nackt baden können. Glücklich wie schon lange nicht mehr, schwamm ich ein paar Runden, ließ mich von den hereinrollenden Wellen tragen, dann holte mich das Pflichtgefühl ein und ich lief zum Bungalow zurück, duschte und zog mir einen hellen Anzug an. Anschließend durchsuchte ich den ganzen Bungalow routinemäßig nach Wanzen und Kameras, auch nach eventuell für mich versteckte Waffen, fand aber nichts.
Danach begab ich mich - vom einem Pflichtgefühl getrieben, mit dem ich meine kindische Freude über den schönen Wagen und das private Stück Meer niederkämpfen wollte - noch am selben Abend mit der Corvette aus der Stadt, fuhr ins benachbarte Kaff, parkte den Wagen auf einem Supermarktparkplatz und legte den weiteren Weg zum geheimen Postkasten zu Fuß zurück, wobei ich alle Maßnahmen traf, mögliche Verfolger abzuschütteln. Deshalb erreichte ich den genannten Ort erst, als es bereits ziemlich dunkel war. Dennoch war ich sicher, an der richtigen Stelle zu sein. Sie war leer. Nichts da, nichts hinterlegt. Ich suchte nochmals alles gründlich ab, Ergebnis null. Wahrscheinlich hatten sie nicht damit gerechnet, dass ich so bald schon nach dem Postkasten sehen würde. Also wieder die üblichen Vorsichtsmaßnahmen beim Zurückgehen, dann zum Bungalow.
Dort angekommen fühlte ich erstmals, wie müde ich eigentlich war. Obwohl ich sehr hungrig war, aß ich kaum die Hälfte vom kalten Hähnchen, immer wieder fielen mir die Augen zu. Mühsam schleppe ich mich ins Schlafzimmer, zog gerade die Schuhe aus und fiel dann wie ein Stein ins Bett, wo ich, wie ich war, einschlief. Mitten in der Nacht veranlasste mich das Summen der Moskitos, mehr schlafend als wach, das Netz über das Bett zu ziehen, dann war ich auch schon wieder weg.
Am nächsten Morgen weckte mich das durch die geschlossenen Läden fallende Sonnenlicht schon früh. Ich war in Schweiß gebadet. In diesem Klima eignet sich ein Leinenanzug nicht als Pyjama. Eilig fuhr ich aus den Kleidern, unterließ es diesmal, eine Badehose anzuziehen und lief hinunter zum Meer, um mich abzukühlen. Ich schwamm länger, als ich vorgehabt hatte, doch das Meer war herrlich, zu herrlich, und ich wollte es genießen, solange es ging. Als ich mich dem Bungalow näherte, sah ich sie, bevor sie mich sah. Auch dafür war das Training gut, immerhin war ich splitternackt. Ein wenig schalt ich mich, wegen meines Leichtsinns, nackt herumzulaufen. Ich hätte doch wissen müssen, dass es da jemanden gab, der das Hähnchen bereitet und das Bett gemacht hat. Nun fegte sie mit einem völlig abgekehrten Besen Staub von der Veranda des Bungalows, dazu wiegte sie sich im Takt einer unhörbaren Melodie.
Dunkelhäutig, etwa Vierzig, langes, krauses Haar zu einer Zopffrisur geflochten und hochsteckt. Ein weißes Kleid, vielmehr ein Rock und eine Bluse, wobei die Bluse recht offenherzig war, denn von ihren Brüsten war selbst auf diese Entfernung einiges zu sehen. Sie hatte eine für Schwarze untypische Figur, nämlich schmale Schultern, einen eher kleinen Busen, aber breite, scheinbar knochige Hüften unter dem weiten, weißen Rock, der gerade ihre groben Knöcheln und ihre nackten Füße freiließ. Selbst auf diese Distanz wirkte sie schmuddelig und schlampig, ihre ganze Haltung drückte lässiges Selbstbewusstsein und eine nicht unbeachtliche Laszivität aus, wie sie sich in den Hüften wiegte bei jedem Streich mit dem Besen. Eigentlich war sie überhaupt nicht mein Typ Frau, zu alt, zu dunkel, zu fett und zu lasziv, doch konnte ich nicht leugnen, einen gewaltigen Ständer zu haben, obwohl ich diese Frau auf eine Distanz von etwa zwanzig Metern beobachtete.
Ich schob es auf die Abstinenz der letzten Wochen und das heiße, schwüle Wetter, während ich mich ärgerlich von hinten durch das Unterholz schlich, dann auf der Vorderseite des Bungalows in mein Schlafzimmer einbrach und mich ankleidete, um so, als wäre ich gerade erst erwacht, durch die Küchentür auf die Veranda zu treten. Ich lächelte freundlich und grüßte sie auf Englisch, stellte mich mit meinem Decknamen vor und wollte ein wenig unverfängliche Konversation mit ihr treiben. Neugierig betrachtete ich sie aus der Nähe. Ihre Haut war nicht völlig dunkel, auch ihr Haar war nicht so kraus wie bei den Schwarzen, sie war Creolin, vermutlich. Von denen hatte ich einiges gehört, aber noch nie eine gesehen, daher setzte ich meine Betrachtungen fort, nachdem ich mich auf einem der Verandasessel niederließ und hinter der Zeitung, die sie wohl mitgebracht haben muss, Deckung nahm.
Sie war äußert ungesellig, wie ich feststellte. Außer ihrem Namen sagte sie nichts, nicht Hallo, keinerlei Höflichkeitsfloskeln, nicht einmal ein Lächeln konnte sie sich abringen. Dennoch war ich beim Klang ihrer Stimme fast erschrocken, rauchig, kehlig, eine richtige Soulstimme, obwohl sie nur ein Wort gesagt hat, nämlich auf meine Frage nach ihrem Namen: Christophine. Ein recht unüblicher Name, fand ich, doch sie quittierte es mit einem lässigen Schulterzucken und wandte mir ihre Kehrseite zu. Erst konnte ich nicht zuordnen, was es war, schließlich wurde mir klar: sie roch gut, verdammt gut. Es schien kein eigentliches Parfum zu sein, mehr eine Art Gewürz, aber was? Safran, Vanille, nein, eher frischer, luftiger, doch ich kam nicht dahinter, so nahm ich es als etwas Undefinierbares und genoss es einfach, indem ich hinter meiner Zeitung gierig schnüffelte.
Christophine. Welche Rolle spielte sie in unserem Spiel? Wer war sie? Hausmeisterin? Vertraute? Untere Eingeweihte? Vermutlich nicht. Vermutlich war sie niemand und wusste gar nichts. Hielt mich für den russischen Chemiker, amerikanischen Einwanderer, urlaubsbedürftigen Playboy, den ich darzustellen hatte. Warum, zum Teufel, musste ich immer einen Russen spielen? Meine Wiege stand tausend Kilometer von Rußland entfernt, in Rußland würde ich mich ebenso fremd fühlen wie hier in Amerika. Gut, mein Russisch war perfekt, auf Wunsch konnte ich auch einen leningrader, einen moskauer, sogar einen kirgisischen Dialekt beifügen, aber auch mein Englisch, Hebräisch und Deutsch war perfekt, trotzdem war ich immer der Ruße, niemals der Jude, der Deutsche oder der Brite. Meine Gedanken schweiften wieder zu Christophine. Sie fegte nun die Küche. Durch das Moskitonetz der Tür beobachtete ich sie. Ihr Geruch lag wie eine zarte Wolke in der Luft, schwach, aber himmlisch. Ich überlegte mir einen Vorwand, die Küche zu betreten.
Frühstücken erschien mir angemessen, so begab ich mich in ihre Nähe und fragte sie nach Kaffee. Sie verzog angewidert das Gesicht, in dem die breite Nase und die großen, dunklen Augen dominierten. Sie hatte ein fast rundes Gesicht, das eigentlich gar nicht zu ihrem eher schmalen Körper passte. Die Haut war glatt und straff, Falten zeigten sich keine, dennoch wirkte sie nicht mehr jung, also vierzig war sie sicher. Ihre Augen musterten mich strafend, als hätte ich etwas höchst Ungebührliches verlangt, dann aber hantierte sie lässig mit der Kaffeemaschine, füllte Kaffee ein, Wasser, richtete eine Tasse für mich her.
Obwohl ihr Verhalten ziemlich abweisend war, fragte ich sie, ob sie nicht eine Schale mit mir trinken wolle, denn ich war nicht schüchtern und ihr Geruch, der sich nun mit dem Geruch des frisch aufgebrühten Kaffees mischte, war einfach hinreißend. Sie verzog wieder das Gesicht zu einer gelangweilten Grimasse, als würde ich ihr Gott weiß was abnötigen, dann aber stellte sie auch für sich eine Tasse auf den Tisch. Sie schenkte mir Kaffee ein, dann sich selbst, und ließ sich schließlich auf dem Peddigrohrstuhl mir gegenüber nieder, wobei sie ihren Oberkörper gegen die Tischkante presste und dadurch ihre ohnehin schon ziemlich einsichtige Bluse verschob, wobei die rechte Brust entblößt wurde.
Mit einem Seufzen und der natürlichen Anmut einer stillenden Frau, die niemals Scham kennt, packte sie die Brust wieder ein, dachte aber nicht daran, einen Knopf ihrer Bluse zu schließen, so dass die Beiden immer noch fast bis zu den schwarzen Warzen sichtbar waren. Die Warzen, ziemlich lang und steil aufgerichtet, zeichneten sich gut sichtbar unter dem dünnen weißen Stoff ab, das Schließen der Knöpfe hätte also ohnehin kaum etwas verborgen. Sie hatte meinen stierenden Blick längst bemerkt, denn sie zog die Mundwinkel angewidert herunter und wandte den Kopf gelangweilt zur Seite, als wäre ich ein lästiges Kind, bei dem Verbote ebenso wenig Wirkung zeigten wie gutes Zureden, und das man schließlich ignorierte und hinnahm.
Ich fühlte, wie ich rot wurde. Meinen steinharten Schwanz verbarg ich, indem ich die Beine übereinander schlug, doch es war ziemlich unbequem, weil die Hose drückte. Außerdem wusste ich, dass sie es wusste, obwohl sie mich keines Blickes würdigte. Langsam lag mir daran, diese Frau zu begreifen, gleichermaßen war ich entsetzt, welches Ausmaß an Gedanken ich an sie verschwendete. Ich besah sie mir nochmals und befahl mir, dabei größtmögliche Objektivität an den Tag zu legen.
Eine vierzigjährige Farbige, eher klein, oben schmal, unten breit, primitiv, schmuddelig, mit einer zutiefst erotischen breiten Nase, einem ordinär-lasziven Mund, betont langsamen, schwingenden Beckenbewegungen und der herabwürdigen Art einer Oberpriesterin. Ja, das war´s. In Afrika wäre sie Oberpriesterin einer männervernichtenden Gottheit gewesen und hätte ihre Opfer reihenweise mit einem stumpfen Messer kastriert. Ich versuchte, es mir so vorzustellen, doch die Wirkung blieb aus und mein Schwanz steinhart. Dann schob ich die Wirkung auf den Geruch, den ich nicht zu analysieren vermochte. Mittlerweilen war ich sicher, dass es sich eher um etwas Blumiges handeln müsste, kein Gewürz. Jedenfalls verdammt wirksam. Ich fragte sie, ob ich sie in die Stadt mitnehmen könne und hoffte, die Corvette würde Wirkung auf sie zeigen, doch sie schniefte nur durch die Nase wie ein unwilliges Pferd und schüttelte langsam den Kopf. Dann ging sie mit wiegenden Schritten Richtung Straße und ich befahl mir, ihr nicht wie krank hinterher zu starren.
Als sie weg war, konnte ich endlich wieder klarer denken. Ich überlegte die nächsten Schritte und beschloss, erst wieder gegen Abend am geheimen Postkasten vorbeizuschauen und mich bis dahin wie ein verdammter Urlauber zu benehmen. Dass ich keine Waffe hatte, störte mich. Doch welcher Chemiker fuhr schon bewaffnet auf Urlaub? Wie auch immer, ich nahm eine ausgiebige Dusche, dachte danach an die jungen, knackigen, blonden Weiber in jenem Etablissement in Budapest, das ich gelegentlich zu frequentieren pflegte und hoffte, so von Christophine loszukommen. Ihr Geruch lag immer noch wie ein feiner Dunstschleier in der Luft, ich schnupperte verstohlen und kam endlich.
Der Tag wurde lang und langweilig. Erst joggte ich den Stand entlang, um fit zu bleiben und die Nachbarn kennen zulernen, denen ich die Geschichte vom Chemiker auf Urlaub erzählte und die Geschichte, dass ich frisch geschieden sei, auch gleich. Dann fuhr ich in eines der Einkaufszentren, die die Monotonie der langen Straße durchbrachen, aß dort zu Mittag, danach steuerte ich die Corvette ziellos durch die Gegend und beobachtete, ob ich verfolgt wurde. Nichts und niemand. Endlich wurde es abend und ich beeilte mich, am geheimen Postkasten nachzusehen. Auch nichts. Ich gebe zu, ich war enttäuscht. Noch ein Tag des Nichtstuns.
Am darauf folgenden Morgen wartete ich vergebens auf Christophine. Ich gebe zu, dass ich gewartet habe, gewartet wie ein Hund auf sein Futter. Es war Sieben und ich hatte mich auf die Veranda gesetzt, um sie zu sehen, wenn sie durch das Buschwerk von der Straße her kommt. Um Acht stand ich auf und bereitete mir in der Küche selbst Kaffee. Um Zehn sah ich ein, dass sie nicht mehr kommen würde. Vielleicht kam sie nur jeden zweiten Tag, oder wer weiß, vielleicht gar nicht mehr. Ich war sauer, weil ich sie nicht gefragt hatte.
Als ich runter zum Meer ging, um zu Baden, erfrischte es mich auch nicht mehr so wie am ersten Tag. Langsam wurde ich ungeduldig. Wann geht es endlich los? Wann werden sie mit mir Kontakt aufnehmen, mir Anweisungen geben? Was sollte ich hier in San Jose, wie lange muss ich noch den urlaubenden Chemiker geben? Ich befahl mir Ruhe, verordnete mir ein paar Stunden Tiefschlaf, und als ich erwachte, begann ich im Buchcode diese Aufzeichnungen zu führen, aus purer Langeweile und obwohl es ganz entgegen die Regeln ist!
24. Juni
Abend. Ich sitze auf der Veranda. Die Sonne ist gerade versunken und hat das Meer in Rot aufgelöst zurückgelassen. Vier Tage seit meiner letzten Eintragung. Der neunte Tag in Amerika. Der Siebente hier in San Jose. Die Nachbarn haben mich bereits als frisch geschiedenen, allein urlaubenden Chemiker akzeptiert. Im Moment gelingt es mir noch, ihre Einladungen zum Bar-be-qu plausibel abzulehnen, aber wie lange noch? Ich glaube, die blonde Gattin des Anwalts aus Baton Rouge ist scharf auf mich, oder wie soll ich es sonst verstehen, wenn sie sich mit ihren Titten fest gegen meinen Rücken presst, sowie ihr Alter wegsieht. Blond ist sie zwar, aber nicht mein Typ. Obwohl sie jung ist, jedenfalls jünger als Christophine.
Christophine. Christophine. Allein der Name macht mich noch verrückt, vor allem, wenn ich mir vorstelle, wie SIE ihn ausspricht. Rau, kehlig, mit der Betonung auf dem -ine und einem leichten Akzent, der Kreolisch sein dürfte. Wie habe ich gewartet - auf eine ältere Farbige, die mürrisch und herablassend mit mir umgeht! Ich bin in Sorge um meinem Verstand. Mehr oder weniger war ich immer sicher, dass ich auf Frauen sehr anziehend wirken würde. Wenn ich muskelmässig auch nicht gerade ein Mister-Universum-Typ bin, so haben mir die Jahre des Nahkampf- und Überlebenstrainings doch einen sehnigen, durchtrainierten Körper verschafft, und meine Züge werden im allgemeinen als fein, intellektuell und durchgeistigt beschrieben. Der typische, erfolgreiche Jungakademiker eben, oder der seriöse Geschäftsmann, mitunter auch der chice Pl
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