The Road To The Championship -3-
von HG1
Der Sommer hielt sich hin, jeder Tag war ein Geschenk. Und mit jedem Tag der verging, rückte das internationale Turnier näher. Am Mittwoch war wie immer Training. Die Vorfreude war deutlich spürbar.
Am Tag darauf erhielt ich einen eingeschriebenen Brief meiner Krankenversicherung. Ich ahnte nichts Gutes. Mit zittrigen Fingern riss ich das Couvert auf. Rasch überflog ich das Dokument. Anschliessend las ich es nochmals, genauer durch. Kaum hatte ich es zu Ende gelesen, klingelte das Telefon.
„Guten Tag, Eppli hier. Ich bin die Betriebsleiterin der Spitex. Ich denke, Sie haben den Brief Ihrer Krankenversicherung auch bekommen.“
„Ja. Leider.“
„Das können Sie sagen. Nun ist es so: Wenn nicht die gesamten Pflegekosten von der Versicherung übernommen werden, geht der Rest zu Lasten des Klienten.“
Ich schwieg. In meiner Brust hämmerte das Herz, mir wurde schwindlig. „Aber ich habe nicht genügend Geld um diese Beträge bezahlen zu können.“
„Dann müssen wir die Pflege reduzieren bis eine andere Lösung gefunden wird. Frau Bauer ist morgen Abend bei Ihnen zum Duschen eingeteilt. Sie wird mit Ihnen eine neue Bedarfsabklärung durchführen.“
So kurz, so kurz nur war die uneingeschränkte Freude gewesen. Jetzt hatte ich schon wieder Sorgen am Hals. Und diese Sorgen betrafen meine Existenz, sie waren nicht nebensächlich oder gar Hirngespinste, wie ich sie manchmal von anderen zu hören kriege, denen es zu gut ging. Auf die Spitex war ich angewiesen, wollte ich nicht in ein Heim.
„Sind Sie noch da?“
„Ja, klar, Frau Eppli.“
„Wenn Sie noch Fragen haben, rufen Sie mich einfach an.“
Meine Stimmung war auf dem Tiefpunkt angelangt. Die Sonne empfand ich als fahl, nichts machte mir mehr Spass, ausser vielleicht das Hockey, aber da wir nur ein Mal pro Woche Training hatten, musste ich bis nächsten Mittwoch warten. Es war erst Freitag …
Einziger, kleiner Trost war, dass in den nächsten Augenblicken wieder einmal Angelina vorbei kommt. Sogleich dachte ich an Jeanne. Müsste ich nicht viel mehr an sie denken, wenn ich verliebt wäre? Aber wie erging es ihr? Dachte sie oft an mich? Ich lächelte. Warum lächelte ich? Weil ich es süss fände, nicht weil ich verliebt war.
Endlich klingelte es. Erwartungsvoll drückte ich auf den weissen Knopf an der Wand, der die Tür aufgleiten liess. Wie die ersten beiden Male trug sie auch heute ihre weissen Stoffhosen – und den weissen Spitex-Schurz, der einen leckeren Anblick unmöglich machte. Warum musste sie so korrekt sein?
„Hallo Philip. Na, wie geht’s dir nach dieser schlechten Nachricht?“
„Nicht so prächtig. Habe schon etwas Schiss, dass ich die Freiheit schon bald wieder aufgeben muss.“
„Verständlich. Wir haben aber Glück. Frau Eppli hat mir heute gesagt, sie werde mich von jetzt an oft bei dir einplanen. Sie meinte, statt die ganze Zeit die älteren Mitarbeiterinnen zu dir zu schicken, plane sie mich, da ich nicht viel älter bin als du.“
Gegen diesen Vorschlag hatte ich nichts einzuwenden. Abgesehen davon, dass Angelina sehr hübsch war, schien sie eine überaus gütige Person zu sein. Zudem fand sie Möglichkeiten, die von der Krankenkasse gewährte Zeit so gut wie möglich auszunutzen. Ich konnte jeden zweiten Tag duschen, hatte jemanden, der mir beim Aufstehen half. Nur beim letzten Einsatz des Tages gab es Engpässe.
„Wir arbeiten abends jeweils höchstens bis zehn Uhr. Wenn du also möchtest, komme ich am Abend kurz vorbei und helfe dir ins Pyjama und kurz waschen oder etwas essen, etwa eine Frucht. Ohne es zu verrechnen.“
„Sozusagen in deiner Freizeit?“
„Kann man so sagen. Wenn ich von der Arbeit komme, bin ich sowieso gerade noch mit den Gedanken drin und auch sonst ist das kein Problem für mich.“
„Wow. Das … ist aber wirklich nicht nötig. Ich meine, du hast doch sicher sonst schon viel zu tun.“
Angelina zuckte mit den Schultern. „Ist echt kein Problem.“
„Danke auf jeden Fall, das ist echt lieb von dir.“
„Eine Selbstverständlichkeit, dafür brauchst du dich nicht zu bedanken.“ Angelina ging zum Badezimmer.
„Ich finde schon. Für mich ist nichts selbstverständlich auf der Welt, schon gar nicht, dass jemand seine Freizeit für einen opfert. Ich bin habe die Erfahrung machen müssen, dass einige Leute für jede Hilfeleistung ein Dankeschön erwarten. Weil ich nicht möchte, dass mir jemand Vorwürfe machen kann, ich sei nicht dankbar, betrachte ich nichts als selbstverständlich.“
„Dann will ich dir da nicht dreinreden, ich verstehe dich auf jeden Fall.“
Während ich meine Blase leerte, wartete die Pflegerin vor der Tür. In ihr hatte ich einen Schatz gefunden. Zu keiner Zeit hatte ich das Gefühl gehabt, Angelina habe dies Angebot widerwillig, nur weil sie das Gefühl hatte, sie müsse es tun, gemacht. Nein, sie wollte es.
„Eines musst du mir versprechen. Du darfst niemandem von der Spitex erzählen, dass ich neben der Arbeitszeit zu dir komme. Es ist nämlich nicht gestattet, privaten Kontakt zu den Klienten zu haben.“ Angelina nahm meine Beine hoch.
„Und du meinst, jemand würde dich verpfeifen?“
„Ist schon möglich. Es gibt Leute, die es mit den Vorschriften sehr ernst nehmen.“ Unwillkürlich musste ich schmunzeln. Wer trug die ganze Zeit den Schurz?
„Ist versprochen, von mir erfährt niemand etwas. Ich möchte unter gar keinen Umständen, dass du wegen mir Probleme kriegst.“
„Das wäre wirklich schade für dich. Wenn das ans Licht käme, dürfte ich wohl nicht mehr zu dir.“
Sie wusch mir die schulterlangen, dunkelbraunen Haare, die ich gerne als Pferdeschwanz trug. Sie massierte nicht zum ersten Mal, denn ihre Finger auf meiner Kopfhaut verbreiteten in mir ein wohliges Gefühl. Ich fühlte mich gleich befreiter, die Sorgen mit der Krankenversicherung waren noch nicht weg, aber dank Angelina war ich sicher, nicht ins Heim zu müssen.
„Gestern habe ich ja die Nachricht von der Kasse erhalten, mir werde die Spitex nicht bezahlt. Der Hauptgrund war: Es sei nicht wirtschaftlich. Sie bezahlt nur das, was sie bei einem Heimaufenthalt zahlen müsste. Das Paradoxe ist: Ein Heim ist nicht günstiger als die Spitex, aber einen Grossteil der Pflegekosten dort übernimmt die Invalidenversicherung.“
Angelina half mir, mich hinzulegen. Währenddessen schüttelte sie den Kopf. „Die heutige Welt ist schon traurig. Einem selbstbewussten, jungen Mann wie dir die Spitex nicht zu zahlen. Diese Schreibtischjuristen wissen nicht, was es bedeutet, in einem Heim zu wohnen.“
„Was meinst du, warum wollten wir nach der Lehre unbedingt ausziehen? Wir hätten zwar ins Wohnheim wechseln können, aber die Leute dort sind dann wirklich behindert. Alte, vergraute Menschen, die sich kaum mehr bewegen können. Da fühle ich mich wie ein Hundertmeter-Sprinter dagegen. Nein, solange ich kann, möchte ich meine eigenen vier Wände haben.“
„An einen solchen Ort gehörst du garantiert nicht. Ich empfinde dich nicht als behindert. Klar benötigst du in einige Dingen Hilfe, aber wer braucht schon nicht irgendwo Hilfe? Dein Vorteil ist vielleicht aber auch, dass du nichts anderes gekannt hast. Du bist nicht durch einen Unfall in den Rollstuhl gekommen.“
„Das einfacher es einfacher machen, ja. Allerdings sagt eine Kollegin, die seit einem Unfall querschnittgelähmt ist, sie sei froh, einmal haben laufen können. Aber im Grossen und Ganzen stimmt es schon, dass es einfacher ist, von Geburt an behindert zu sein. Und geistig bin ich nicht eingeschränkt.“ Ich verzog das Gesicht zu einem schiefen Grinsen. „Nur manchmal etwas komisch.“
Angelina seufzte und lächelte mich an. Für die nächsten Minuten genoss ich das warme Wasser und – zugegebenermassen – Angelinas Hände auf meinem Körper. Wieder musste ich mich kontrollieren, um nicht spitz zu werden. Diesmal gelang es mir.
„Kannst du mir unter den Armen rasieren? Ich hasse es, wenn der Busch unter den Armen hervorquillt.“
„Oh ja! Das ist wirklich eklig, bei Frauen wie bei Männern. Bei euch stören mich die Haare aber nur dort, den ganzen Körper rasiert gefällt mir nicht. Bei uns Frauen finde ich es allerdings unschön, wenn es überall Haare hat.“
Ich verbiss mir die Frage, die mir auf der Zunge lag. Die Antwort hatte mir Angelina ohnehin fast schon gegeben.
„Willst du schon rauskommen?“
„Was, aus der Wanne? Ähm nein, ich bleibe noch kurz.“
„Ist gut, ich gehe noch Wäsche zusammenlegen.“
Hatte ich ein Glück musste ich noch nicht das schützende Wasser noch nicht verlassen, mein Glied hatte sich nämlich zu seiner vollen Grösse aufgeplustert. Alleine schon der Gedanke an Angelinas rasierte … Philip! Beherrsche dich, Angelina ist deine Betreuerin, nicht deine Freundin.
Nach einigen Minuten war in meiner Lende wieder alles auf Normaltemperatur. Ich rief Angelina, ich sei bereit zum Weitermachen.
Wie beim ersten Mal, als sie mit Herrn Drehker vorbeigekommen war, ging ich zum Anziehen aufs Bett. Da es Abend war, zog ich nur das Pyjama, also ein T-Shirt und Boxershorts, an.
„Sitzen die Unterhosen gut?“
„Nein, der Bund sitzt zu weit oben.“
Angelia lachte. „Schon wieder etwas, was wir gemeinsam haben. Es gibt nichts Unbequemeres als so hohe Unterwäsche. Oder Hosen. Darum trage ich ausser bei der Arbeit nur Miss Sixty. Sitzen tief und bequem.
… und sehen prächtig aus, fügte ich in Gedanken hinzu. Wobei die Intelligenz der Trägerinnen dieser nicht immer über alle Zweifel erhaben war. Besonders nicht samstagabends im Ausgang, wenn der String genug weit aus der Hose schaut, dass sich Rapunzels Prinz an ihm hätte auf den Turm angeln können.
Angelina schien mir alles andere als eine Tussi zu sein. Ihre Nase trug sie nicht zum Himmel erhoben, sondern so tief, dass sie auf die zu pflegende Person eingehen konnte. Ich bewunderte sie, denn ich hätte niemanden, selbst, wenn ich keine Behinderung gehabt hätte, pflegen können.
Mit mehr als einem weinenden Auge verabschiedete ich mich von ihr für diese Woche. Schon nächste Woche würde sie aber jeden Abend kurz vorbeikommen.
Jeanne und ich trafen uns am Dienstag in der Stadt. Ich hatte den ganzen Tag Bewerbungen geschrieben und freute mich nun auf etwas Abwechslung.
Jeanne setzte sich auf eine Steinbank ohne Lehne und forderte mich auf, neben sie zu sitzen. Sie lächelte mich an. Ich suchte nach Anhaltspunkten in ihrem Gesicht, ob sie in mich verliebt ist oder nicht. In diesem Moment läutete ein Natel.
„Oh Mist, das ist meines“, fuhr Jeanne hoch. Sie beugte sich nach vorn um an das Telefon zu gelangen, dabei rutschten die weissen Stoffhosen ein beträchtliches Stück und entblössten einen blauen String, dessen Dreieck durch Kettchen am Hüftbändchen befestigt war. „Hab’s gerade abgestellt, niemand soll uns stören.“ Sie setzte sich in den Schneidersitz.
Ich vernahm ein Klicken hinter uns. In einiger Entfernung stand ein Mann mit einem Fotoapparat in der Hand. „Da hat jemand ein Foto von dir gemacht.“
Jeanne sah mich verdutzt an. „Warum sollte jemand Fotos von mir machen?“
„Weil deine Unterwäsche nicht gerade … versteckt ist.“
Jeanne griff nach hinten. „Hast Recht. Na, egal, habe damit keine Problem. Du doch auch nicht, oder?“ Sie klimperte mit den Wimpern und sah mich mit einem Hündchenblick an.
„Nein, durchaus nicht.“
„Willst du gerne … mehr sehen?“
Jetzt wurde es mir warm. Sehr warm. Ich hatte mit vielem gerechnet, aber nicht mit einer solchen Direktheit. Jeanne nahm meine Hand und legte sie auf ihren nackten Bauch. Sie konnte es sich leisten, bauchfreie Oberteile anzulegen, im Gegensatz zu vielen anderen Rollstuhlfahrerinnen.
„Willst du …?“ Gemeinsam, ihre Hand auf meiner, fuhren wir langsam nach oben und versanken derweilen in unseren Blicken. Unsere Münder berührten sich, unsere Lippen liebkosten einander und die Zungenspitzen verwöhnten einander. Ich fühlte wieder diese Flügel, ich war federleicht. Mir und bestimmt auch Jeanne war es egal, dass die Leute um uns herum zuschauen konnten.
Die Küsse wurden rasch intensiver. Ich führte meine Zunge an Jeannes zarten Hals und entlockte dem Mädchen so einen Seufzer. Ich kostete die seidenzarte Haut, die Jeannes engelhaftes Aussehen unterstrich.
Dort, direkt hinter einer Sehne, gefiel es Jeanne besonders, ich spürte es an ihrer Hand, die zusammenzuckte. Seufzer drangen in mein Ohr, während ich mit Lippen und Zunge die Stelle genoss und Jeanne glücklich machte. Sie war es, die den Träger des Oberteils von der Schulter streifte. Ich nahm die Einladung an und küsste jede Stelle ihrer Schulter, immer wieder fuhr ich
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Cäser
Grüße«
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Mondstern
LG Mondstern«
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