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Kommentare: 9 | Lesungen: 1539 | Bewertung: 8.15 | Kategorie: Soft Stories | veröffentlicht: 23.01.2012

The Winner Takes It All

von

[i]Eine Geschichte zum Lied von ABBA[/i]

Man beobachtet andere Leute nicht beim Sex. Sofern sie nicht dafür bezahlt werden, sich dabei beobachten zu lassen, heißt das. Aber das war hier nicht der Fall.


Und im Grunde erzog mich meine Mutter auch durchaus so, dass ich mich an so einfache Grundregeln zu halten vermochte. Aber manchmal ist etwas so… beeindruckend, dass man einfach nicht wegsehen kann.


Ich hatte in meinem Leben bis dahin sicherlich leicht hundert Pornofilme gesehen, aber etwas so… Intensives war niemals dabei rübergekommen.

Die zwei Körper auf dem Bett waren nicht einfach nur miteinander intim. Dieses Wort war viel zu… banal.


Sie wirkten wie von den Göttern füreinander geschaffen.


Als ich den ersten, zufälligen Blick erhaschte, passte ich offenbar genau den Moment ab, in dem er beschloss, in sie einzudringen. Allem Anschein nach hatte vorher schon so einiges stattgefunden. Das Bett war zerwühlt und die beiden, nackten Körper glänzten vor Schweiß. Aber dennoch war es ein besonderer Augenblick, selbst wenn es keine Premiere des Tages sein mochte.

Gott was hätte ich dafür gegeben, die Beherrschung und Kontrolle dieses Mannes aufzuweisen. Er hatte nicht nur einen muskulösen Traumkörper, sondern sah auch noch vom Gesicht her wirklich hammermäßig aus.


Ich bin nicht schwul oder auch nur bi, aber man muss sowas auch mal anerkennen können.


Und sie…? Oh my… Das war eine Frau. Bei Lilith hatte Gott sich übernommen, also schuf er Eva. Aber offenbar wollte er es noch einmal wissen.


Sie war groß. Knapp eins achtzig. Und ihr einziges, verbliebenes Kleidungsstück fügte dem noch über zehn Zentimeter Heels hinzu. Aber ihr Lover war groß genug, um sie trotzdem noch um ein oder zwei Zentimeter zu überragen. So wie ich selbst, was aber auch die einzige Parallele zwischen ihm und mir gewesen sein dürfte.


Grundsätzlich waren High Heels nichts, womit ich viel anfangen konnte. Der sagenhafte Reiz, den sie auf manche ausübten, ging völlig an mir vorbei. Aber hier… Auhauaha…

Vermutlich werde ich bis an mein Lebensende nicht vergessen, wie sich ihr Bein von der Hüfte aus nach oben schwang, um dann oberhalb seiner Taille abzuknicken und sagenhaft weit nach unten zu verlaufen, bis es in einen bezaubernden Fuß auslief, der eben in diesem Schuh steckte.


Wann immer ich an Eleganz und Formvollendung dachte, hatte ich bis zu diesem Moment vielleicht den Kotflügel einer Corvette im Sinn. Aber danach nie wieder.


Aber ich muss natürlich zugeben, dass mein Blick seinen Weg auch wieder zurück fand. Zu dem flachen, straffen Bauch mit dem klaren Stein im Bauchnabel, der ebenso wie der Film aus Feuchtigkeit auf ihrer Haut, das Licht reflektierte.


Hinauf zu den beiden Erhebungen, an denen sich Schönheitschirurgen mal ein Beispiel nehmen könnten. Voll, rund und prall, aber trotzdem so straff, wie man es nur mit viel Training hinbekam. Und gerade in jenem Augenblick ganz leicht bebend vor Anspannung.


Ich konnte es aus meinem Blickwinkel nur an seiner Hüftbewegung festmachen, aber ich wäre eine Wette darauf eingegangen, dass er ganz, ganz langsam mit seiner Eichel ihre Schamlippen teilte. Glatte, tausendprozentig sicher völlig von Haaren befreite Lippen, die den Eingang zu ihrem Allerheiligsten markierten.

Was hatte dieser Kerl mit der Frau angestellt, dass sie schon bei dieser winzigen Berührung vibrierte und den Atem anhielt? Zumindest bis sie ihn aus tiefster Kehle stöhnend wieder ausstoßen musste, bevor sie das Bewusstsein verlor.


Angespannt hob sie ihm ihren Kopf entgegen. Die Muskeln und Sehnen an ihrem Hals traten leicht hervor und das engelsgleiche Gesicht reckte sich hinauf zu seinem Mund, der wissend lächelte.


Ihre Augen waren fast geschlossen, aber trotzdem war da überall auf ihrer Miene ein Ausdruck von Hunger und Sehnsucht, der seinesgleichen suchte. Wortlos zunächst flehte sie ihn an, endlich ganz tief in ihren Körper einzudringen. Aber er hielt stand. Was für eine Selbstbeherrschung. Ich an seiner Stelle hätte schon längst losgerammelt wie ein Karnickel.


Aber vermutlich war das einer der Gründe dafür, dass ich nie von einer Frau die folgenden Worte zu hören bekam:

„Nimm mich…“, hauchte sie mit ihrer unvergleichlich zarten Stimme, die trotz ihrer Unschuld und Reinheit vor Begehren überfloss. „Nimm mich in Besitz. Mach mich… Ahh!“

Timing! Mann-o-Mann der Bursche hatte einen Sinn dafür.


Und offenbar einen Zauberstab zwischen den Beinen, denn alles an ihr floss ihm regelrecht entgegen, als er sich in ihrem Schoß versenkte. Ihre langen Beine packten seine Hüfte. Nicht auf diese ‚Porno-Klammer-Weise‘, sondern viel eleganter. Sie legten sich an seine Seiten, zogen ihn zu sich und ihre Unterschenkel verschmolzen mit seinen Oberschenkeln.


Ihr Oberkörper hob vom Bett ab und bildete eine Einheit mit seiner glatten Brust. Was den vollen, weiblichen Eindruck ihres Busens nur noch mehr verstärkte, wenn man sich das vorstellen kann.


Ihre Hände fanden ihren Weg zu seinem Nacken und in seine Haare, als ihre Lippen aufeinandertrafen. Aber nicht zu einem tiefen Kuss. Noch nicht. Zuerst musste dieses erlöste, tiefe Stöhnen ihrer Kehle entrinnen, an dem sie sonst erstickt wäre. Es musste Platz machen für nur noch mehr Lust und Gier, wie ihre Augen bewiesen, die sich am Scheitelpunkt seiner Bewegung plötzlich weit öffneten und seinen Blick suchten.


Selbst als unbemerkter Zuschauer konnte ich die unglaublich intensive Zwiesprache in diesem Blick erkennen. Er füllte sie aus, wie wahrscheinlich noch kein Mann vor ihm. Und sie drohte vor Glück zu platzen.

Der Anblick war gleichzeitig so unfassbar erregend und so unglaublich ergreifend, weil er so voller Emotionen steckte, die nicht erst ausgesprochen werden musste, um real zu werden, dass mir die Tränen in die Augen stiegen. Vor Rührung. Aber auch vor Neid. Und vor Trauer, denn so etwas würde ich wohl niemals erleben.


Aber leider ging mir auch die Kontrolle über meine Muskeln flöten und mein Rucksack schlug dumpf auf dem Boden auf.


Vielleicht wäre das sogar unbemerkt geblieben, denn die Leidenschaft hatte die Beiden fest im Griff, aber die beiden leeren Glasflaschen darin schlugen laut klirrend aneinander. Und damit war der Zauber gebrochen.

Ihre Köpfe fuhren zu mir herum. Absolut gleichzeitig.


Ich werde nie das Gefühl von Selbsthass vergessen, dass in diesem Moment in mir hochkam.


Auch weil ich diesen magischen Moment zerstört hatte, aber nicht nur…

„Markus?“, fragten sie beide wie aus einer Kehle in einer zweistimmigen Harmonie.


Fuck! Sogar ihre Stimmen passten perfekt zusammen.

Was hätte ich sagen können? Hätte ich mich entschuldigen sollen? Oder einen blöden Spruch machen?


Vielleicht hätte ich das Folgende sagen können:


„[i]Oh hallo Herr Brenner. Schön, dass sie meine Freundin schon kennengelernt haben. Ich mach dann mal einen Kaffee, während sie ihr das Hirn raus vögeln und sie die Englein singen hören lassen. Und wenn sie fertig sind, dann reden wir über das Projekt und essen wie geplant zu Abend? Oder soll ich doch lieber gehen und wir reden morgen auf der Arbeit?


Oh… Dummerweise ist das [b]meine verschissene Wohnung und sie treiben es gerade in meinem verfickten Bett mit meiner Freundin! Also raus hier, oder ich brech dir die Nase, du Dreckssau[/b][/i]…“

Hätte…


Aber mal ehrlich…


Versteht irgendwer, dass selbst ein mutigerer, selbstsicherer und erfahrenerer ‚Ich‘ das nicht hätte tun können?


Es war so simpel, auch wenn es weh tat: The winner takes it all.

Ich ging einfach.


Ließ meinen Rucksack liegen. Und auch meine Jacke und ging nach draußen in den Regen.


Irgendwohin.


Nirgendwohin.

Mein Handy klingelte. Der letzte Rest Pflichtbewusstsein ließ mich nachsehen, ob es die Firma war.


Aber sie war es.


Ich nahm an. Fast gegen meinen Willen.

„Markus…“


Es klang aufgelöst. Weinte sie? Bereitete [i]ich[/i] zu allem Überfluss nun auch noch [i]ihr[/i] Schmerz?


Es kam von irgendwoher tief in mir drin, als ich auf das Display starrte. Und ich musste es raus lassen.


Die dumme Vorliebe eines dummen Nerds für die ‚gute alte Zeit‘…


Aber ohne diese Art von Stütze hätte ich gar nichts zu sagen gewusst.

“I don't wanna talk, about things we

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Kommentare


Kojote
(AutorIn)
dabei seit: Jul '04
Kommentare: 156
Kojote
schrieb am 30.01.2012:
»Ich danke für die Kommentare, die mir aufzeigen, dass es insgesamt wohl doch ein wenig zu viel Song war.
Ich hatte bei diesem Experiment einfach Lust mich wirklich komplett am Songtext entlang zu hangeln und habe bei der anderen ABBA-Geschichte einen etwas anderen, aber sehr ähnlichen Weg beschritten.

Und ich werde auf jeden Fall weiter experimentieren. Einfach weil manche Lieder geradezu danach schreien, vertextet zu werden... ;-)

@ Helios
In dem Punkt muss ich dir widersprechen. Ich gehöre zu den Freaks, die gerne mitsingen und ich hasse es, falsch mitzusingen. Also lerne ich die texte meiner Lieblingslieder.
Ein zusätzlicher Bonus: Ich kann oft Situationen mit passenden Songtextteilen kommentieren und die Leute damit mal nerven und mal zum Lachen bringen. Manchmal sogar zum Weinen. ;-)

@ Mondstern
Danke. Ich verstehe, was du mit der 'Schwierigkeit Englisch' meinst und habe mich diesem Problem auch schon von anderer Seite genähert.
Wofür ich aber wirklich danken will ist, dass sich die Geschichte berührt hat. Trotz der Schwächen. Das sagt mir, dass die Idee an sich durchaus Potential hat.«

minarik
dabei seit: Jan '01
Kommentare: 105
schrieb am 23.01.2012:
»Tolle Betrachtung, fast schon philosophisch.«

tyami
dabei seit: Dez '03
Kommentare: 106
tyami takez
schrieb am 24.01.2012:
»Stimmt. Es ist ein zweischneidiges Schwert, wenn eine Geschichte versucht, ein Lied perfekt widerzuspiegeln.«

Leichtgewicht
dabei seit: Mär '10
Kommentare: 279
Leichtgewicht
schrieb am 28.01.2012:
»Interessanter Versuch. Hat nicht geklappt, weil zu viel ABBA drin ist. Songtexte sind geborgte Worte und damit meist Fremdkörper. wenn man Glück hat stimmen eine oder zwei Zeilen.

Und sonst? Tolle Story, anrührend geschrieben. nur das Experiment mit dem Song hat nicht geklappt,

meint Leichgewicht.«

helios53
dabei seit: Aug '11
Kommentare: 404
Helios53
schrieb am 29.01.2012:
»Ich habe eigentlich nie eingesehen, wozu ich Songtexte auswendig hätte lernen sollen, wenn ich nicht als Sänger aufzutreten die Absicht hatte.
Nun kenne ich ein Anwendungsgebiet. Aber ich werde es doch nicht tun. Denn noch viel weniger kann ich mir vorstellen, im Falle eines Falles die auswendig gelernten englischen Songtexte zu telefonieren. Das kommt mir absurd vor. Man könnte vielleicht daran denken, aber sprechen würde wohl jeder Mensch, den ich mir vorstellen kann, ganz und gar anders.«

mondstern70
dabei seit: Sep '04
Kommentare: 441
Mondstern
schrieb am 29.01.2012:
»Oh, Hallo Herr Brenner ... das war für mich der perfekte Hook. Die Gefühlslage deines Erzählers finde ich sehr stimmig.
Zur Hintergrundidee: Ich liebe es, Szenen mit Songtexten zu kombinieren. Das wirklich Zweischneidige ist die Rechtslage. Texte sind urheberrechtlich geschützt, und sofern eine Story kommerziell vermarktet werden soll, wird's schwierig.
Man muss außerdem schon gut englisch können, um den tieferen Sinn zu verstehen, sonst kommt es zum querlesen.
Ich hätte dir empfohlen, den Text in deutsch, UND mit eigenen Worten wiederzugeben. Ich denke, deine Kernidee wäre dann immer noch gut rübergekommen.

Generell gefällt es mir, wenn Schreiberlinge ein wenig experimentieren. Die Geschichte ansich, hat mir sehr gut gefallen.
LG Mondstern«

stephi99
dabei seit: Dez '04
Kommentare: 104
schrieb am 29.01.2012:
»Gute Idee, aber auch für mich zu viel ABBA...«

-Faith-
dabei seit: Okt '02
Kommentare: 102
Faith
schrieb am 28.07.2012:
»Hey Kojote,

ich bin auch immer wieder versucht, Lieder in meine Geschichten einzubauen und musste schon lernen, dass diese Stimmung beim Leser meist nicht oder nur sehr abgeschwächt ankommt. Dennoch oder gerade deswegen ist dieses Experiment recht gut gelungen.

lg
Faith«

Draco_
dabei seit: Apr '07
Kommentare: 3
schrieb am 23.02.2015:
»Hallo Kojote.
Ist zwar schon etwas her, dass du die Story gepostet hast, aber mich hat der Text wirklich berührt (*ganzlautschief*). Ich hatte bisher immer nur das 'Schicksal' der beiden ABBA Paare im Kopf, wenn ich dieses Lied gehört habe, aber du hast es in ein fast alltägliches Umfeld gestellt, grossartig.
Die Schwierigkeit mit dem englischen Songtext sehe ich nicht so kritisch, aber möglicherweise deshalb, weil ich den Songtext selber sehr gut kenne.
In jedem Fall danke für diese andere Interpretation des Textes, die du mir hier gezeigt hast.
Draco«



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