Unter Kollegen
von GhostWriter
„Guten Morgen, Sonja Berger vom Empfang. Ihr Besuch ist da", verkündete die Dame am anderen Ende der Leitung. Der Mann, der den Anruf entgegen genommen hatte, versicherte sich darum zu kümmern, und sich auf den Weg zu machen, um die Besucher abzuholen.
Nachdem er einige Sekunden fast bewegungslos verharrt war, wuchtete er sich aus seinem Stuhl. Während er gemächlich zur Bürotür schlurfte, drehte er sich zu seinen Kollegen um.
„Wir treffen uns drüben, im alten Besprechungsraum!“
Gelangweiltes Kopfnicken begleitete ihn durch die Tür, die schwungvoll hinter ihm ins Schloss fiel. Mit dem Knall, den die Tür verursachte, änderte sich schlagartig auch die Stimmung im Büro. Die drei verbliebenen Personen, sprangen hektisch von den Stühlen. Einer begab sich an die Tür, um durch die darin eingelassene Glasscheibe sicherzustellen, dass ihr Chef nicht überraschend wieder zurückkam. Ein anderer streckte den Kopf durch die interne Verbindungstür ins Nachbarbüro. „Es geht los“, zischte er. Auch der dort wartende Kollege kannte seine Aufgaben. Der Dritte im Raum griff zum Telefon.
Drei Wochen Planung, näherten sich endlich dem großen Finale.
Ein paar Wochen früher:
„Was machen wir denn zum Jubiläum vom Chef? Hat jemand eine Idee?“
Die Fragen lösten ratloses und träges, kollektives Schulterzucken aus. Fünf Männer, zurückgelehnt in ihren Bürostühlen, sonst auf zwei Büros verteilt, saßen zusammengerückt in einem Büro, um gemeinsam die Frühstückspause zu verbringen. Dampfende Kaffeetassen standen auf unordentlichen Schreibtischen, aufgerissene Brötchentüten lagen auf achtlos beiseitegeschobenen Tastaturen. Messer klapperten auf billigen, verschrammten Tellern. Der Geruch nach deftiger Wurst und noch deftigerem Käse, breitete sich im Raum aus. Im Hintergrund verkündete der Radiosprecher die letzten Meldungen der 9 Uhr Nachrichten. Niemand nahm davon Notiz.
„Wir lassen Eine kommen, die auf dem Tisch tanzt“, verkündete einer mit vollem Mund, worauf er zustimmendes Gelächter erntete.
„Das ist doch langweilig“, konterte der Fragesteller. „Die wackelt eine Weile mit dem Arsch, macht dich geil, bis du so richtig scharf bist, und dann zieht sie sich an und haut wieder ab.“
„Es gibt doch welche, die dich im Büro besuchen und...naja ihr wisst schon“, gab Nummer Zwei vor zu wissen, während er seine Kenntnisse durch eine eindeutige Geste mit beiden Händen untermauerte.
„Mit denen ist mehr drin, als nur anschauen!“
„Stimmt. Wir brauchen eine, die er ordentlich durchnudeln kann, nachdem sie ihn geil gemacht hat“, bestätigte Nummer Drei.
„Ihr wisst schon, dass wir von unserem Chef reden?“ gab der Fragesteller zu bedenken.
„Seit der Werner geschieden ist, hat der doch Staub auf der Nudel“, erklärte Nummer Drei.
„Wird bestimmt Zeit, wenn der mal wieder was vor die Flinte kriegt!“
„Du treibst dich doch immer auf Poppen, oder KaufMich, oder wie die Internet Dinger heißen, herum“. Der Fragesteller wandte sich damit grinsend an Nummer Vier, den jüngsten Kollegen im Raum.
„Gibt es da nichts für uns?“
„Für Geld gibt es dort alles“, antwortete der angesprochene gelassen, zwischen zwei kräftigen Bissen von seinem Wurstbrot. „Ihr labert ja doch nur rum, Ihr alten Säcke!“ Er grinste die anderen reihum provozierend an, was ein minutenlanges durcheinander, wildester Proteste und sich übertrumpfender Räubergeschichten auslöste.
„Dann sagt mir, was Ihr wollt und wie die Tussi aussehen soll, die Ihr euch da vorstellt“, unterbrach der jüngere das Geplapper der anderen.
„Auf jeden Fall schwarzhaarig“, begann der Fragesteller mit der Auflistung.
„Jung und schlank“, steuerte Nummer Eins bei.
„Nicht rasiert“, fügte Nummer Drei hinzu, worauf alle fünf erneut in schallendes Gelächter ausbrachen.
„Offensichtlich erinnert sich noch jeder daran, wie er die Tochter vom Keßler beim Grillfest angeschaut hat, als die vom Baden heim kam!“ bestätigte Nummer Drei. Zur Demonstration öffnete er den Mund, starrte mit glasigem Blick auf eine Stelle irgendwo an der Wand und ließ die Zunge dabei heraushängen.
„Der Kleinen hätte ein Rasierer aber auch wirklich gut getan“, warf der Fragesteller ein.
„So winzig wie der Bikini war!“
Ein kurzes andachtsvolles Schweigen folgte, als fünf Augenpaare ins Leere starrten, um sich die 19-jährige Tochter des Abteilungsleiters ins Gedächtnis zu rufen, die sehr zum Leidwesen ihres Vaters, in einem superknappen Mikrobikini durch die Gartenparty geschlendert war. Dass sie dort, wo das winzige, schneeweiße Bikinihöschen, die Blicke der Männer geradezu magisch anzog, nicht rasiert war, hatte ihren Chef am meisten angemacht. Und ihren Abteilungsleiter am meisten schockiert.
Ihr Chef hatte der jungen Frau noch den halben Abend regelrecht aufgelauert, und sich fast schon grotesk lächerlich in deren Nähe verhalten. Jedenfalls so lange sie in dem Bikinihöschen herumgelaufen war. Genauer gesagt, bis ihr Abteilungsleiter sie aus dem Garten verbannt hatte.
„Also eine schwarzhaarige, schlanke, unrasierte, vermutlich nicht älter als 30 Jahre alt“, fasste der jüngste zusammen, während er seine Vesperutensilien zusammenpackte. Er stand auf, schubste seinen Bürostuhl durch die Verbindungstür hinüber in sein Büro und folgte ihm, nachdem der dort gegen seinen Schreibtisch geknallt war.
„Ich bin ja mal gespannt. Ihr zieht das doch sowieso nicht durch“, rief er von dort und ignorierte die Beschimpfungen, die wie er wusste, weder ernst noch böse gemeint waren.
Der Haufen war schon ganz in Ordnung. Und er sollte eines besseren belehrt werden. Zum ersten Mal, seit er vor 4 Jahren, mit seinen knapp über 20 Jahren, zu dieser eingeschworenen Truppe, schon länger zusammen arbeitender Mitvierziger, hinzugestoßen war, wurde aus einer Pausenidee tatsächlich ernst.
Am nächsten Tag präsentierte er seiner Truppe, auf seinem privaten Laptop ein Online Kontakt Magazin, in dem Damen und Paare, über einschlägige Profile, ihre sexuellen Dienstleistungen anboten. Bei entsprechender Bezahlung und etwas Recherche, war hier so gut wie alles zu finden, was legal war. Und so tat er sich auch nicht schwer, in kürzester Zeit das Angebot von „Dirty Hairy“ zu finden, die in ihrem Profil freizügig verkündete:
Ich bin die ergebene Lustdienerin meines Herren. Er führt mich Männern vor, die eine elegante, gepflegte, naturbehaarte, sehr liebenswerte und doch verdorbene Frau zu schätzen wissen, und gibt mich zur Benutzung frei. Mein Herr ist stets bei diesen Vorführungen anwesend, da dies meine Lust steigert und ich ihm zeigen will, wie ergeben ich ihm bin. Ich bin stolz auf meine Naturbehaarung und präsentiere diese auch in der Öffentlichkeit, ob in der Sauna, im Restaurant, oder anderen Anlässen. Ich bin sehr exhibitionistisch veranlagt und erfülle diesbezüglich auch ausgefallene Wünsche. Ich liebe es, mich sexy zu kleiden – beispielsweise mit High Heels und Netzstrümpfen im kleinen Schwarzen. Ich liebe es sowohl Soloherren, als auch kleinen Gruppen vorgeführt zu werden, die mich gemeinsam sexuell gebrauchen und mir als Belohnung ihren Saft geben.
Dem Text folgten etwa 20 Bilder einer schlanken, augenscheinlich äußerst sportlichen Frau. Die Bilder waren alle am Hals abgeschnitten und zeigten die Dame im Bikini, in kurzen Strandkleidern oder nackt. Auf vielen Bildern hatte sie die Arme erhoben und präsentierte eine üppige Achselbehaarung. Ihre Schamhaare waren unrasiert und praktisch auf allen Bildern zu sehen, oder gar in den Vordergrund gerückt. Einige Bilder zeigten sie an einem Strand mit einem winzigen Bikini, der die Haare nicht mal im Ansatz verdecken konnte. Die Ankündigung, ihre Naturbehaarung auch in der Öffentlichkeit stolz zur Schau zu tragen, unterstrichen diese Bilder in aller Deutlichkeit.
Am Rande der Seite waren ihre „Daten“ aufgelistet: 33 Jahre alt, 173cm groß, 50kg, schlank, Körbchengröße B, lange schwarze Haare, südeuropäischer Typ, Bisexuell, Nichtraucher, keine Tattoos, keine Piercings. Der Kontakt war nur über das Nachrichtensystem der Plattform möglich. Eine Telefonnummer gab es nicht. Außerdem war sie zu Haus- Hotel- und Bürobesuchen bereit, aber ausdrücklich selbst nicht besuchbar.
Die Reaktionen seiner Kollegen auf das Profil waren überraschend. Obwohl „naturbehaarte“ Damen in der heutigen Zeit eine absolute Randerscheinung waren, zeigte sich diese Dame auf ihren Bildern in höchstem Maße erotisch. Vielleicht gerade weil sie auf allen Bildern die Arme nach oben gereckt, und ihre Schambehaarung geradezu provozierend, in den Vordergrund rückte.
Hatte er insgeheim Hohn und Spott für seine Auswahl erwartet, so wurde er von den staunenden Augen der anderen eines Besseren belehrt.
„Wie kriegen wir die hier her?“ durchbrach der erste die Stille. Seine Frage löste allgemeine Zustimmung aus. „Die hat was. Alle Achtung!“
„Wartet erst, was sie alles anbietet“, heizte der jüngere die Stimmung weiter an. Er klickte auf einen Link, der die Überschrift „Dienste“ trug. Eine nicht enden wollende Liste an Praktiken erschien, die mit „Dirty Hairy“ möglich waren. Keiner der Männer, die alle auf die Aufzählung starrten, traute sich zu fragen, was all die Abkürzungen und Sexpraktiken bedeuteten die dort standen.
„Aber hier steht, sie kommt nur in Begleitung ihres Herren“, gab einer zu Bedenken. „Ist das eine Sklavin, oder so was? Und was soll das kosten?“
„Und wie schleusen wir die hier rein?“
In den nächsten Minuten erläuterte der Jüngste seine Idee, während die Kollegen gespannt an seinen Lippen hingen. Eine Frühstückspause später, war aus der fixen Idee ein Plan geboren. Eine Woche später hatte der Plan konkrete Formen angenommen. Grundsätzliches war geklärt, Details vorbereitet.
Die Überraschung zum 25-jährigen Firmenjubiläum ihres geschätzten Teamleiters nahm ihren Lauf.
Gegenwart:
Johannes (Jo) Lehmann, der zum Telefon gegriffen hatte, gab das Startsignal an Kollege Nummer Fünf, der in der kleinen Kaffeeküche wartete. Paul (Paule) Martinek, schnappte sich die rote Box, die er auf der Theke abgelegt hatte und folgte seinem Chef, der Sekunden zuvor an ihm vorbeigelaufen war. Die Box war ein stabiler roter Karton, in Größe und Form einer Schuhschachtel. Als Umverpackung eines High-Runner Produkts der Firma, war sie beinahe unbegrenzt und kostenlos verfügbar, weshalb sie immer wieder für alle möglichen anderen Einsatzzwecke umfunktioniert wurde. Die Box, die Paul Martinek sich unter den Arm geklemmt hatte, diente heute dazu, die kleine HD-Kamera zu tarnen, die unter ein paar Blättern Papier versteckt, in die Box geschnallt war. Die kleine Öffnung für die Linse, an der Stirnseite der Box, war so geschickt ins Firmenlogo eingebracht worden, dass sie nur aus nächster Nähe auffallen würde.
Sieghard (Hardy) Benz und Konstantin (Tina) Beug, die sich mit Johannes Lehmann das Büro teilten, in dem ihr Chef bis eben gesessen hatte, grinsten sich erwartungsvoll an. Verschmitzt rieben sie sich die Hände. Nebenan kontrollierte Markus (Stoner) Steiner, der Jüngste, das Videobild, das die Kamera in Martineks Box an seinen Computer sendete. Der Laptopmonitor zeigte das Livebild seines Chefs, der gerade das Gebäude verlassen hatte. Er lief etwa 20 Meter vor der Linse, mit dem Rücken zu ihm. Das Bild war hochaufgelöst, gestochen scharf und trotz Martineks Bewegungen vollkommen stabil.
Mit routinierten Handgriffen wechselte er zu einem zweiten Bild. Ein Standbild, das einen leeren Besprechungsraum, mit einem großen ovalen Tisch und 10 Stühlen darum zeigte. Zwei Kaffeekannen, mehrere kleine Mineralwasserflaschen, Tassen und Gläser standen in der Mitte des Tisches. Ein diffuses blaues Licht erleuchtete den Raum. Steiner wusste, das war der Beamer, den er Minuten zuvor selbst eingeschaltet hatte und der auf ein Eingangssignal wartete. Ein Signal, das er heute nicht bekommen würde, denn er war nur zur Tarnung eingeschaltet. Den benötigten Laptop dazu hatte er vor sich stehen. Der würde heute für andere Zwecke gebraucht werden.
Das Livebild stammte aus einer weiteren roten Box, die genau wie die von Martinek präpariert war. Die winzige Linsenöffnung war ebenso geschickt in das Firmenlogo getarnt wie in der ersten. Der quer darüber gelegte Leitz-Ordner, verdeckte nicht nur die Kamera, sondern auch das kleine WLAN-Modul. Die Box hatte er vor wenigen Minuten dort auf einem Sideboard platziert.
Die drei Kollegen aus dem Nachbarbüro scharten sich um ihn. Rollten ihre mitgebrachten Bürostühle heran und drängten sich um seinen Monitor. „Ist er schon dort?“ fragte Beug gerade. Steiner wechselte wieder auf die andere Kamera und startete die Aufnahme. Martinek war jetzt wieder ihr gemeinsames Auge.
Er machte seine Sache gut, trug die Box so, dass sie möglichst waagerecht nach vorne zeigte und nicht wackelte. In Gedanken erschien eine Zielscheibe auf dem Rücken seines gemächlich vor ihm laufenden Chefs, auf den er die Öffnung der Linse ausrichtete, wie einen Laserstrahl. Die Herausforderung war nicht den Chef möglichst formatfüllend im Bild zu halten, sondern die Box so unauffällig wie sonst, neben sich her zu tragen. Er folgte ihm zum Haupteingang.
Werner (der Chef) Böser, bemerkte von all dem nichts, auf seinem Weg über das weitläufige Firmengelände. Er steuerte zielstrebig das Verwaltungsgebäude an. Sein Ziel war der Empfang, an dem sich externe Besucher anmelden mussten. Er freute sich, dass seine Kollegen den anstehenden Präsentationstermin geplant, und ihn aus allen Vorbereitungen und Details herausgehalten hatten. Ganz so, wie es ihm am liebsten war. Warum schafften sie das nur so selten?
Im Eingangsbereich hielten sich neben Sonja Berger, der Dame die ihn angerufen hatte, nur zwei weitere Personen auf. Ein Mann saß in einem der schwarzen Ledersessel. Böser sah nur den Kopf im Profil und eine dunkle Anzughose. Sein Augenmerk richtete sich sogleich auf die Dame, die ihm den Rücken zuwandte. Ihre schwarzen Haare waren zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst, der über die Schulter nach vorne fiel. Sie trug ein ärmelloses, rotes Oberteil, mit für ein Business-Outfit zu schmalen Trägern.
Die schwarze Kostümjacke, die über das Oberteil gehörte, trug sie in der einen Hand. Ein kleines schwarzes Handtäschchen mit goldener Umhängekette hing von ihrer rechten Schulter. Ihr weißer Rock war gerade noch lang genug, um als sittlich durchzugehen, spannte sich dafür aber so unverschämt eng um ihre Hüften, dass der flexible Stoff sich leicht dehnte. Die Spitze des hohen Gehschlitzes, dessen umgedrehtes V so breit war, dass man zwischen ihren Beinen hindurchsehen konnte, schien wie ein Pfeil auf ihren wohlgeformten Hintern zu deuten.
Ihre braungebrannten, sehr schlanken Beine, mit fast schon muskulösen Waden, steckten in schwarzen High-Heels mit roten Sohlen, die sich glänzend vom hellen Steinboden abhoben. Durch die hohen Absätze wirkte sie sehr groß. Durch die Art wie sie stand, fast schon breitbeinig, mit durchgestreckten Knien und gespreizten Füßen, sorgte das Sonnenlicht, das ihren Rock anstrahlte dafür, dass ihre langen Beine als Silhouette unter dem Stoff erkennbar waren.
Der Herr im Sessel erhob sich, als Böser nahe genug heran war. Nachdem er sich als Frank Baumann vorgestellt hatte, übernahm er auch den Part der Frau, indem er mit einer Geste auf sie deutete. Sarah Aigner. Während Böser seine üblichen Begrüßungsfloskeln abarbeitete, nach dem Verkehr auf der Straße und der Fahrzeit fragte, kam ihm irgendetwas an der Situation seltsam vor. Ein Gedanken, den er nicht greifen konnte, während er die Dame von vorne betrachtete, deren Vorderansicht mindestens so ansehnlich war, wie die Rückseite. Sie lächelte schüchtern, fast schon unsicher und hatte während der Vorstellung kein Wort gesprochen.
Ihr rotes Top war weit genug ausgeschnitten, um den Ansatz ihrer Brüste zu erkennen. Eine schwarze Perlenkette, die eng um ihren Hals lag, lenkte von dem Dekolleté ab, das auch von vorne etwas mehr Haut präsentierte, als er das üblicherweise von weiblichen Geschäftspartnern kannte. Wie auch die meisten wohl die Kostümjacke übergezogen hätten, bevor sie ihrem Gastgeber gegenüber getreten wären. Es war zwar frühlingshaft warm, aber bei weitem nicht zu heiß dafür.
Er schalt sich einen Trottel, sich daran zu stören. Was blieb, war das irritierende Gefühl, das ihn auf dem ganzen Weg über das Gelände begleitete. Der Mann wirkte irgendwie hölzern in seinen Bemühungen, das Gespräch am Laufen zu halten. Nicht die beste Strategie, wenn man etwas verkaufen möchte, dachte Böser sich. Sarah Aigner blieb weiter stumm. Nur ihre High-Heels klackerten laut vernehmlich auf dem Asphalt, woran Böser auch ohne sich umzudrehen erkennen konnte, dass sie mit ihnen Schritt hielt.
Er schob den vagen Gedanken beiseite, der wie dichter Nebel in seinem Bewusstsein schwebte, als sie die leeren Flure ihrer Abteilung erreichten.
Paul Martinek, der ihnen auf Schritt und Tritt mit seiner roten Box unter dem Arm gefolgt war, hatte er nicht bemerkt.
Böser schritt voraus in Richtung des Besprechungsraumes. „Wir sind hier gerade ausgezogen“, erklärte er mit einer vagen Handbewegung, die das ganze Gebäude einschloss. „Wir nutzen nur noch den Besprechungsraum, weil die Technik im neuen noch nicht komplett installiert ist.“
Er öffnete die Tür, erwartete seine fünf Kollegen und stutzte, als er den Raum leer vorfand. Irritiert hielt er inne, überlegte kurz ob er einen Fehler gemacht hatte, sah dann aber den Beamer und die Getränke, und kam zum dem Schluss, dass seine Kollegen nur mal wieder allesamt zu spät waren.
„Dann würde ich gerne schnell die Toilette aufsuchen“, verkündete Frank Baumann der Bösers zögern genauso bemerkt hatte, wie den leeren Raum.
„Ich bin nicht sicher, ob dort noch alles installiert ist“, rief Böser ihm scherzend hinterher. Als er sich plötzlich umgedreht hatte, um Baumann den Weg zu weisen, hatte sich Martinek gerade noch rechtzeitig, hinter die alte Theke der Kaffeeecke ducken können. Das Bild auf dem Monitor der Kollegen im Nachbargebäude, wackelte schwindelerregend. Sekundenlang war nur eine schmutzig weiße Wand zu sehen. Steiner wechselte auf das Bild des Besprechungsraumes und startete dort die Aufnahme, nachdem er die andere Aufzeichnung gestoppt hatte.
In das Standbild kam Bewegung. Sie sahen zu, wie Böser hinter Sarah Aigner den Raum betrat. Die Tür lehnte er nur an. Baumann fehlte ja noch.
Während sie ihr kleines Handtäschchen von der Schulter streifte, wurde Böser schlagartig bewusst, was ihn seit ihrer Ankunft irritiert hatte: Die beiden waren ohne jedes Gepäck erschienen.
Keine Taschen, keine Unterlagen, keine Laptops. Nichts von dem, was Geschäftskunden auf einem Außentermin sonst mit sich herumtragen würden. Während er den Gedanken noch zu Ende führte, blickte Sarah Aigner ihn an. Sie trat auf ihn zu, näherte sich ihm bis auf eine Armlänge. Unwillkürlich wich er einen Schritt zurück. Dabei drückte er die Tür ins Schloss. Als sie anfing zu lächeln, ihre Kostümjacke, die sie die ganze Zeit über dem Unterarm hängen hatte, am Kragen aufnahm und an der Öse des Aufhängers fasste, wurde er rot. Die kleine Garderobe mit den Kleiderhaken hing links neben der Tür, direkt neben ihm. Sie wollte nur ihre Jacke aufhängen.
Indem sie diese hoch hielt, den Ellbogen vom Körper abgewandt, höher als eigentlich nötig, präsentierte sie sich ihm auf eine Weise, die ihn erneut ins Schwanken gebracht hätte, wäre er nicht immer noch an der Tür gelehnt.
Etwas war speziell und es hatte nur eine Millisekunde gedauert, bis er erkannt hatte, was an Sarah Aigner so anders war. Was so besonders war, dass er vor ihr stand wie ein kleiner Junge vor dem Süßigkeiten Regal. Mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen.
Sarah Aigners Achselhöhle war unrasiert und dicht behaart. Ein schneller Blick auf ihre Arme und die langen, gebräunten Beine und schnell war klar, dass der sichtbare Rest völlig glatt rasiert war.
Er hatte das Gefühl sein Herz setze einen Schlag aus.
Er hatte diesen Fetisch. Einen Fetisch der in der heutigen Zeit, in der realen Welt nur schwer zu befriedigen war, und sich daher fast ausschließlich übers Internet erfüllen ließ. Einen Fetisch der sich mit stark behaarten Frauen befasste, mit der für ihn wichtigen Einschränkung, dass die Haare sich nur an intimen Zonen befinden durften. Behaarte Beine oder Arme, fand er genauso unattraktiv wie die meisten anderen Männer und Frauen.
Flashbacks seiner gesammelten Internetschätze tanzten plötzlich vor seinem geistigen Auge. Die Highlights, die ihn an so manchen, einsamen langen Abenden, seit seiner Scheidung abgelenkt hatten.
Und auch die realen Erlebnisse. Die junge Frau im Schwimmbad vor einigen Monaten, deren hellblauer Bikini einen dichten schwarzen Busch erfolglos zu verdecken versuchte, was ihn völlig um den Verstand gebracht und in den darauffolgenden Tagen noch unzählige Male ins Schwimmbad gelockt hatte, ohne sie je wieder zu sehen. Oder die Aushilfskellnerin bei seinem Lieblingsitaliener, die eine etwas weit ausgeschnittene Bluse getragen hatte und ihn mehr Mineralwasser und Espressos hat trinken lassen, als ihm gut getan hatte. Nur um ihr mehrmals unter die Arme schauen zu können. Und natürlich die Tochter von seinem Abteilungsleiter, die ihn während der Grillparty mit einem Dauerständer versorgt hatte. Bis der Chef ihr befohlen hatte, sich endlich mehr anzuziehen, worauf sie das knappste aller Bikinihöschen, das er je gesehen hatte, mitsamt ihren darunter hervor sprießenden Schamhaaren unter einer Hotpants verstecken musste.
Sarah Aigner jedoch, stand plötzlich ganz real und völlig unerwartet vor ihm. Beinahe wäre ihm schwindlig geworden, während er in sekundenbruchteilen all seine im Kopf gespeicherten Highlights mit dem Live Bild verglich.
Was er zu sehen bekam, nachdem die Jacke nicht mehr ihre Hüfte verdeckte und sein Blick nach unten schwenkte, raubte ihm den Atem. Plötzlich hatte er nichtmehr nur das Gefühl sein Herz setze einen Schlag aus, sondern war sich dessen absolut bewusst.
Jetzt, da sie nur wenig mehr als einen Meter vor ihm stand, erkannte er einen roten, vielleicht zur Farbe des Tops passenden Slip, durch den weißen, gedehnten Rock hindurchscheinen. Der Stoff des Rocks schmiegte sich so eng an sie, dass die Erhebung ihres Venushügels erkennbar war. Das Top war durch ihre Haltung ein klein wenig nach oben gerutscht. An den Rändern des roten Slips quollen Schamhaare so dicht und dick hervor, dass sie sich als dunkler Schatten unter dem Rock abzeichneten. Als ob dies für seine zitternden Knie nicht schon genug gewesen wäre, waren sie auch oberhalb davon zu erahnen.
Für einen Haarfetischisten stand die Offenbarung vor ihm. Sie sorgte für ein so unkontrolliertes Zittern seiner Knie, dass er wieder rücklings gegen die Tür prallte.
An den Rand seines Bewusstseins drang die Erkenntnis, dass sie bereits am Empfang und auf dem ganzen Weg über das Firmengelände, ihre Jacke in der Hand gehalten, sie beinahe schüchtern vor sich hergetragen hatte. In Gedanken spulte er die Minuten zurück, versuchte sich zu erinnern, ob und wo er früher Anzeichen dafür hätte erkennen können. Wut, nicht besser darauf geachtet zu haben, überrollte ihn wie eine Welle, als er erkannte, dass es Gelegenheiten gegeben hätte.
Die wenigen Sekunden die seit Betreten des Raumes vergangen waren, kamen ihm wie eine Ewigkeit vor, weshalb ihre leise Stimme ihn erschreckte und zusammen zucken ließ.
„Ihnen gefällt was Sie sehen, stimmt’s?“ Sarah Aigner grinste schelmisch bei der Frage. Es waren ihre ersten Worte überhaupt. Ihre Stimme war leise und dialektfrei.
Es kam keine Antwort, aber die hatte sie auch nicht erwartet.
In Zeitlupe nahm sie beide Arme über den Kopf, genoss das erregte Zucken im Gesicht von Werner Böser, als der ihre Achseln betrachtete. Seine Augen flogen rastlos von links nach rechts, als könnten sie sich nicht entscheiden, welche von beiden Seiten sie anstarrten sollten. Sie ließ sich endlos viel Zeit, das Haargummi in ihrem Pferdeschwanz zu finden und zu lösen. Sie hielt die Arme selbst dann noch oben, als ihr die Haare längst offen über die Schultern fielen, um sie ein ums andere mal aufzuschütteln, obwohl es längst keinen Unterschied mehr machte.
Aber seine Kollegen hatten reichlich bezahlt für diesen Auftritt. Einen Auftritt, der noch längst nicht zu Ende war und von dessen weiterem Verlauf Werner Böser noch Monate träumen sollte. Und andere auch.
Diese anderen, drängten sich im Büro von Markus Steiner um das Live Bild aus dem Besprechungsraum, aufgenommen aus Steiners roter Box, die links vor der Wand, unscheinbar auf dem Sideboard stand und den Raum beinahe in der totalen erfasste.
„Glaubt ihr, er merkt schon was?“ Die Frage kam von Martinek, der gerade die Runde vervollständigte. Er schloss leise die Tür, grinste beim Anblick dessen, was auf dem Monitor zu sehen war. Seine Hände waren leer. Die rote Box stand im Flur vor dem alten Besprechungsraum. Würde Steiner die Ansicht wechseln, würde sie einen leeren Flur mit einer Tür am Ende zeigen. Mit einem wartenden Frank Baumann, den Kopf nahe an die Tür gelehnt und horchend, was dahinter vor sich ging.
„Er hat noch nichts gesprochen“, beantwortete Konstantin Beug die Frage. Alle wandten sich wieder dem Monitor zu, auf dem Sarah Aigner die Arme gesenkt hatte, um bis auf wenige Zentimeter an den Chef heranzutreten. Während die Beobachter die Szene aus größerer Entfernung, von der Seite betrachten mussten, hatte Werner Böser die Gelegenheit, tief in Aigners grüne Augen zu blicken. Die waren ihm inzwischen so nah, dass er den Duft ihrer Haare, zusammen mit dem zarten Duft ihres Parfüms einsog.
Er stand da wie vom Donner gerührt, die Arme schlaff an den Seiten herunter hängend. Sein Herz begann zu rasen, als Aigner ihn an den Händen nahm, um ihn einen Schritt von der Tür weg zu ziehen.
Sie hauchte ihm ins Ohr: „Nicht so schüchtern, Herr Böser. Das gehört alles Ihnen. Nehmen Sie es sich.“
„Frau Aigner!“ ertönte Frank Baumanns Stimme schneidend. Böser erschrak beinahe zu Tode. Er fluchte lautlos, weil Baumann so leise und ausgerechnet in dieser Sekunde, die Tür geöffnet hatte.
„Wollten wir nicht ein professionelles Verhalten an den Tag legen? Ich hatte Sie gewarnt!“ Er fixierte sie mit zusammengekniffenen Augen von der Tür aus. Böser wandte sich ihm zu, hob beschwichtigend die Hände. Die Situation war ihm furchtbar peinlich.
„Es ist nichts passiert“, hörte er sich selbst sagen, während er sich unbewusst einen Schritt von Sarah Aigner entfernte.
„Es tut mir leid, Herr Böser. Ich entschuldige mich im Namen unserer Firma.“ Baumann taxierte Aigner streng. „Frau Aigner, Sie können nicht bei jedem Besuch Ihre weiblichen Reize in den Vordergrund stellen. Wir verkaufen unsere Produkte nicht, indem wir uns den Interessenten an den Hals werfen.“
„Das wäre mal eine Abwechslung“, widersprach Böser, um mit einem Scherz die peinliche Situation zu entschärfen. „Also mir würde die Entscheidung leichter fallen.“
Frank Baumann schien von seinem Scherz unbeeindruckt.
“Leider scheint sich Frau Aigner dieser Strategie besonders zugetan. Das ist schon das dritte Mal, das so etwas passiert.“ Er taxierte Aigner mit strengem Blick.
Böser fand es ziemlich unpassend, dass er das vor ihm erwähnte. Den neugierigen Seitenblick zu Aigner konnte er trotzdem nicht vermeiden. Auch Baumann hatte ihn bemerkt.
Mit einem resignierten Schulterzucken setzte er nach: “Andererseits, wir sind auch nur Männer, stimmt’s?“ Ohne auf Antwort zu warten, fuhr er fort: “Und unsere Frau Aigner ist schon etwas Besonderes, nicht wahr? Also, warum möchten Sie nicht einfach fortfahren und versuchen Ihre Verkaufsstrategie an Herrn Böser zu verfeinern? Vielleicht funktioniert es ja auch hier, wenn Sie sich ausziehen, bevor Sie ihm an die Hose gehen?“
Böser glaubte sich verhört zu haben. Staunend, mit weit aufgerissenen Augen, starrte er Baumann an.
„Ach, ich habe es satt, mit dem ganzen Mist“, versuchte der sich zu rechtfertigen. „Man hat mir die Schlampe aufs Auge gedrückt, und wenn ich mich über ihr Verhalten beschwere, dann stehe ich am Ende selbst als der Idiot da, weil ihre Zahlen stimmen und meine nicht.“
Er deutete auf Böser und wandte sich wieder Aigner zu: „Also, Frau Aigner. Worauf warten Sie noch?“
Böser war schockiert über die Wendung, die die Szene in Sekundenschnelle genommen hatte. Er wollte die peinliche Situation beenden, doch es fielen ihm keine passenden Worte ein. Zumal die Lage immer weiter aus dem Ruder zu laufen schien, als Baumann die Stimme erhob:
„Ich sagte, worauf warten Sie“, schrie er beinahe. Er machte einen Schritt nach vorne, packte Aigner an den Haaren und zog sie zu sich hin. Er näherte sich ihr bis auf wenige Zentimeter.
Erneut beschlich Böser das seltsame Gefühl, dass an dieser bizarren Situation etwas nicht stimmte. Aigners Gesichtsausdruck passte nicht zur Situation. Ihr Blick war eher abwartend als erschreckt, eher gelassen als überrascht. So als hätte sie auf Baumanns Wutausbruch gewartet, der Böser genauso hölzern und auswendig gelernt vorkam, wie dessen gesamtes Auftreten bisher. Einen kurzen Augenblick fühlte er sich inmitten einer der Daily Soaps aus dem Vorabendprogramm, mit Amateurdarstellern, die lachhaft primitive Dialoge ohne Mimik herunterleiern. Doch wie zuvor, als er das fehlende Gepäck bemerkt hatte, blieb ihm der Grund für seine Vermutungen, wie durch dichten Nebel verborgen.
Aigner löste den Blick von Baumann und richtete ihn auf Böser. Trat auf ihn zu. Baumann hatte noch immer die Hand in ihren Haaren. Als Böser genauer darauf achtete, erkannte er, dass sie eher von ihm geführt wurde. Ihr Kopf lag leicht schief, als ob sie sich gegen den Druck anlehnte. Wenige Zentimeter vor seinem Gesicht hielt sie inne.
Er blickte in ihre grünen Augen, roch wieder die Mischung aus Shampoo und Parfüm, die sie umwehte. Seine Knie begannen schon wieder zu zittern. Obwohl sich alles in ihm gegen diese Nähe sträubte, die so falsch und so unangebracht schien, inmitten seines Arbeitsplatzes, bewegten sich seine Beine keinen Millimeter. Die Kollegen kommen jede Minute herein, kam ihm in den Sinn. Trotzdem bewegte er sich nicht.
Sarah Aigner hob einen Arm, um sich mit den Fingern die Haare aus dem Gesicht zu streichen, die Baumann mit seinem Griff durcheinander gebracht hatte. Er sah ihre Achselhaare. Er müsste nur ebenfalls den Arm heben, um sie zu berühren. Nur die Finger ausstrecken. Was war schon dabei? Nur ein einziges Mal. Nur ganz sachte mit den Fingerspitzen darüber streichen. Nur ganz kurz.
Er verdrängte den Gedanken und richtete sich an Baumann: „Ich weiß ja nicht, was das ganze hier soll, aber jetzt müssen wir das kleine Schauspiel beenden!“ Er taxierte ihn mit strengem Blick, in der Hoffnung, er würde Aigner loslassen. Doch der bewegte sich nicht.
„Wir sind hier an meinem Arbeitsplatz. Ich möchte den noch eine Weile behalten, aber wenn hier gleich jemand herein kommt, dann stehen meine Chancen ziemlich schlecht“, setzte er in milderem Tonfall nach.
„Sie haben den schon 25 Jahre, wie man hörte“, zwinkerte Baumann ihm zu. Endlich nahm er die Hand aus Aigners Haaren. „Außerdem scheint hier niemand mehr zu sein.“ Mit einer ausholenden Bewegung machte er auf das leerstehende Gebäude aufmerksam. „Und wir könnten ja abschließen.“ Er drehte sich zur Tür, um sich zu vergewissern, dass sie auch ein Schloss hatte, in dem ein Schlüssel steckte.
„Wir können nicht am helllichten Tag hier abschließen.“ Böser deutete auf die Tür. „Außerdem werden meine Kollegen bald erscheinen. Ich frage mich sowieso, wo die bleiben.“
Er hielt kurz inne. Woher wusste Baumann, von seinem Jubiläum?
Baumann zuckte die Schulter, streckte Aigner die Hand hin, die diese sofort ergriff.
„Meine Kollegin wäre ganz schön enttäuscht“, sagte er leise, wobei er die Kollegin besonders betonte. Er war einen Schritt auf sie zu gegangen, hatte sich zu ihr herunter gebeugt und ihr ins Ohr geflüstert. Gerade laut genug, damit Böser es noch hören konnte.
Böser bemerkte wie sie erschauerte, während ihre grünen Augen Baumann anfunkelten. Er spürte Gänsehaut am Körper. Die Nähe der beiden und die Art wie sie sich plötzlich anschauten, hatte etwas elektrisierendes, das sich auf ihn zu übertragen schien. Schon vorhin war ihm die Strenge in seiner Stimme ebenso aufgefallen, wie der devote Blick mit dem Aigner ihn dabei ansah. Ihre Augen und ihre Mimik strahlten ein derartiges Verlangen aus, als würde es sie größte Anstrengung kosten, es zurück zu halten. Als ob sie nur auf ein Fingerschnippen warten würde, um endlich alle Schranken fallen, und alle Regeln vergessen zu können. Die Szene hatte plötzlich etwas so privates, so intimes an sich, dass Böser versucht war sich abzuwenden.
Eine gefühlte Ewigkeit später, löste Aigner den Blick von Baumann, um sich wieder Böser zu widmen. Sie trat nahe an ihn heran. Die Absätze ihrer Schuhe klickten zwei Mal. So viele Schritte musste sie gehen, bis ihre Brüste ihn berührten. Er spürte die Brustwarzen durch sein Hemd. Zum ersten Mal seit sie ihn zuvor aufgefordert hatte, sich zu nehmen was ihm gehörte, sprach sie überhaupt wieder ein Wort.
„Schieben Sie mir die Hand unter den Rock“, flüsterte sie. Ihre Stimme war nur ein Hauch. Böser stand wie erstarrt. In einer anderen Umgebung, einer anderen Situation, wäre er ihrer Aufforderung ohne langes Zögern nachgekommen, doch an seinem Arbeitsplatz, konnte er sich nicht so gehen lassen.
Obwohl er spürte, dass ihre Nähe und Direktheit seine Skrupel gehörig ins Wanken brachten.
„Nicht hier. Nicht in diesem Raum. Nicht an meinem Arbeitsplatz“, hörte er sich sagen. Schon im nächsten Augenblick verfluchte er sich dafür. Wie oft wird dir diese Situation noch begegnen, schalt er sich selbst? Wenn eine Frau vor dir steht, dich auffordert deine Hand zwischen ihre Beine zu legen, dann greif gefälligst zu, du Idiot. Wie oft in den letzten Tagen, seit alle anderen ausgezogen sind, war hier jemand hereingekommen? Die Kollegen steckten sowieso irgendwie mit drin, das wurde ihm jetzt immer deutlicher. Unbewusst warf er einen schnellen Blick zur Tür.
Was hätte er dafür gegeben, wenn ihm in dieser Sekunde jemand gesagt hätte, dass in Paul Martineks roter Box, die der mit sich herumgetragen hatte, als er ihn verfolgte, nicht nur die Kamera, sondern auch ein selbstgedrucktes Schild gewesen war, das jetzt unten an der Eingangstür hing, und den Besprechungsraum als geschlossen auswies. Und dass selbst die, die es trotzdem versuchen würden, vor verschlossener Tür stehen würden!
„Ihre Hand...“, Aigners Stimme war so leise, dass er sie fast nicht mehr hörte. Sie hatte einen flehenden, fast schon verzweifelten Unterton, als sie fortfuhr:“...unter meinen Rock.“ So als würde es ihr Schmerzen bereiten, von denen er sie nur befreien konnte, wenn er ihrer Aufforderung endlich folgte.
Als er sich nach einer gefühlten Ewigkeit wieder bewegte, glaubte er, Zuschauer von sich selbst zu sein, sah sich seinen Arm heben, bis seine Finger den Rand ihres Rocks erreichten. Seine Fingerspitzen fanden den Weg unter den eng anliegenden Stoff, der ein klein wenig mit nach oben rutschte, bis die Wölbung ihrer Pobacken den Saum aufhielten. Seine Handfläche schob sich über ihre Haut, bis seine Fingerspitzen ihre Schamhaare berührten. Weil sie so nahe vor ihm stand, war die Haltung seiner Hand sehr ungünstig. Sein zu stark abgewinkeltes Handgelenk, erlaubte ihm nicht weiter nach oben vorzudringen.
Am besten wäre es, sie würde sich umdrehen und ihren Rücken an seine Brust lehnen, dachte er. Dabei blitzte die Erinnerung, wie Baumann sie auf ihn zugeführt hatte, vor seinem inneren Auge auf.
Letztlich waren es ihre Augen und der Blick, mit dem sie ihn angeschaute hatte, die zu seinen nächsten Schritten führten. Er drehte Aigner kurzerhand um, zog ihre Schultern zu sich heran. Sofort lehnte sie sich mit dem Rücken an seine Brust. Ihre Haare fielen ihm ins Gesicht. Tief atmete er ihren Duft ein. Er streichelte die Haut an ihren Schultern, über die Oberarme bis zum Ellbogen und zurück. Mit beiden Daumen strich er durch ihre Achseln, die sich warm und trocken anfühlten. Sofort hob sie die Arme. Mit den Fingern streichelte er durch die Haare, bis er den Ansatz ihres Tops erreichte. Seine Knie zitterten. Er fühlte sich schwach. Sein Herz raste, als ihm bewusst wurde, dass er vergessen hatte zu atmen.
Pfeifen und Grölen erfüllte Steiners Büro, als seine Kollegen mitverfolgten, wie ihr Chef sich aus seiner Lethargie löste. Bösers Hände schienen plötzlich überall gleichzeitig an ihrem Körper zu sein. Er griff ihr an die Brüste, die sich wunderbar straff unter dem roten Top anfühlten. Er spürte ihre Brustwarzen, die sich hart gegen den Stoff abzeichneten. Sie trug keinen BH wie er schnell feststellen durfte. Er griff ihr wieder unter die Arme, spürte die Haare, strich ihr durch die Achselhöhle, über den Bizeps und wieder nach unten bis zum Ansatz des Tops. Sie hatte die Augen geschlossen, sich an ihn gelehnt und gab sich eine gefühlte Ewigkeit seinen Berührungen hin.
Seine Hände glitten den Rock entlang nach unten, fanden den Saum, zogen ihn nach oben, bis er über ihre Hüftknochen rutschte und er ihren Slip komplett frei gelegt hatte. Der Rock war eng genug, um knapp über ihrem Bauchnabel einfach hängen zu bleiben, ohne wieder nach unten zu rutschen. Aigner lehnte sich mit ihrem ganzen Gewicht gegen seinen Oberkörper. Er versuchte ihre Haare aus seinem Gesicht zu pusten, was ihm nicht recht gelang. Seine Hände waren unten, an den Seiten ihres winzigen Slips und erfühlten die Schamhaare die rechts und links neben dem Stoff zu spüren waren.
Sie half ihm den Blick nach unten, über ihre Schulter werfen zu können, indem sie den Kopf neigte, die langen schwarzen Haare aus seinem Gesicht strich, und über die andere Schulter fallen ließ. Ihre Wangen berührten sich. Er spürte Creme auf seiner Haut, nahm so noch deutlicher den Duft ihres Parfums an ihrem Hals wahr.
Der Slip war ein klassischer, schnörkelloser String, ohne Rüschen und Schnickschnack, mit hohem Beinausschnitt und sehr wenig Stoff. Wäre der rote Streifen an ihren Hüftknochen nicht gewesen, er hätte von oben nicht die Farbe feststellen können, weil die Schamhaare die oben herausquollen, den Blick auf den Stoff verdeckten.
Seine Knie zitterten immer schlimmer. Eine Traumfrau für einen Haarfetischisten und er hatte sie im Arm. Er konnte sein Glück kaum fassen. Sein Schwanz presste sich schon hart in ihren Rücken.
Er war gefangen in all seinen Fantasien, den Berührungen und Anblicken, die er am liebsten alle gleichzeitig ausgeführt hätte, unter denen er sich jetzt nicht ent
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