Victorias Körper
von Hopper
Erster von drei Teilen
* * *
Samstag
Oxford, endlich! Ich hieve meinen schweren Koffer aus dem Zug und atme einmal tief durch. Mein erster Eindruck: kalt und klamm, ungemütlich. Der Oktober hat gerade erst begonnen, aber die Nachtluft ist frostig und riecht schon nach Winter. Nichts verändert sich jemals in Oxford, sagen sie hier gerne, aber ich bin mir da nicht so sicher. Keine drei Monate war ich weg, trotzdem fühlt sich die Stadt jetzt völlig anders an. Im Juni, in den ausgelassenen Tagen nach dem Ende des Studienjahres, war Oxford Wärme, Freiheit, Lebenslust, war Partys, Champagner und Feuerwerke in scheinbar endlosen Sommernächten. Jetzt kriecht mir ein kalter Lufthauch in die Klamotten und dunkle Wolken drücken auf die Stadt wie eine schwere nachtgraue Decke. Ich stelle den Kragen meines Mantels hoch und breche auf.
Das winzige Dachzimmer im College, in dem ich seit zwei Jahren wohne, empfängt mich mit dem vertrauten Duft von Staub, muffigem Teppich und fünfhundert Jahre altem Mauerwerk. Das kleine Bleiglasfenster zum Hof ist von innen beschlagen, auf dem Fensterbrett haben sich die Tropfen zu kleinen Pfützen zusammengefunden. Ach, wie habe ich ihn vermisst, den ganzen Wohnkomfort des sechzehnten Jahrhunderts.
Fenster auf, dann weit hinauslehnen in die kalte Luft. Ich beginne mein drittes und letztes Studienjahr an der eitlen, alten Universität Oxford, wie ich auch Jahr eins und zwei begonnen habe: mit einem Panorama dieser absurden Stadt. Vor mir, schemenhaft in der Dunkelheit, recken sich die Spitzen und Türmchen der anderen Colleges in den Nachthimmel. Von hier aus sehe ich All Souls, Trinity, Balliol, Exeter und Jesus. Dazwischen liegt die Bodleian Library, Verschlingerin meiner Lebenszeit.
Vier Stockwerke unter mir liegt still und leer der große Innenhof meines eigenen Colleges. Vollständiger Name: the College of Saint Paul the Apostle of the University of Oxford, kurz: St. Paul's, gegründet zwölfhundertdreiundsechzig. Von der ersten College-Anlage ist längst nichts mehr vorhanden, heute ist St. Paul's ein prunkvoller, schwer zu durchschauender Wildwuchs an Gebäuden, Innenhöfen und Grünanlagen aus ganz verschiedenen Epochen. Der Hof unter mir heißt Old Quad und ist heute das Herzstück des Colleges, eine beeindruckende Anlage von vielleicht dreißig auf fünfzig Metern, elegant ausgebreitet unter den reich verzierten Renaissance-Fassaden der College-Gebäude. Den Rand des Hofs formt ein breiter Weg aus glattgetretenem Kopfsteinpflaster. Dominiert wird der Old Quad aber von einer großzügigen Rasenfläche, deren Gras so eben und fein ist, dass man Billard darauf spielen könnte. Betreten verboten, versteht sich.
Man hört nicht viel von Oxford hier oben, nur irgendwo hinter mir in der Dunkelheit läutet die schwere Glocke von Christ Church Schlag um Schlag den Anfang der Nacht ein. Nichts rührt sich im Old Quad, aber vom Eingang der College-Kapelle dringt warmes Kerzenlicht in den Hof. Aus dem Inneren der Kirche tönen gedämpft die alte Orgel und glockenhell und vielstimmig der College-Chor. Ich lausche einen Moment, dann erkenne ich das Stück. Sie singen das Magnificat.
Keine Ahnung, wieso, aber irgendwie mag ich den anglikanischen Gottesdienst mit seinen vom Chor gesungenen Hymnen und Psalmen. Die Musik berührt mich einfach. Entdeckt habe ich das gleich zu Beginn des ersten Studienjahres, als ich regelmäßig im Umfeld der Chapel zu finden war. Mit Religion hatte das nichts zu tun, eher schon mit einer wilden, kleinen Waliserin, deren atemberaubende Stimme und unzähmbare rotbraune Locken es mir angetan hatten. Betty war ihr Name. Oder Becky? Wie auch immer, der ganze Aufwand lohnte sich jedenfalls. Hier auf meinem schmalen Bett ließ sie sich am Ende vögeln, eine ganze Nacht lang in allen Positionen, in die ich sie biegen konnte. Sogar ihre Schreie hatten eine Melodie.
Sie war meine erste Eroberung in Oxford, die erste in einer langen Reihe von One-Night-Stands, erotischen Eskapaden und kurzen Fickbeziehungen. Darum dreht sich hier alles, nicht ums Studieren.
Die Universität Oxford besteht aus knapp dreißig eigenständigen Colleges, erklärte mir Richard, als wir beide hier ganz neu waren. „Wahrscheinlich kann man nicht in allen eine flachlegen“, verkündete er dann lächelnd, „aber man kann es zumindest versuchen.“
Oxford ist ein Paradies für jeden Kerl Anfang zwanzig, eine endlose Parade schöner kleiner Mädchen, die absolut nicht darauf vorbereitet sind, was wir hier mit ihnen machen. St. Paul's ist ein großes College, siebenhundert Studenten oder so. Jedes Jahr gehen knapp fünfundzwanzig Prozent von ihnen mit Abschluss ab und werden ersetzt durch jüngere Ausgaben ihrer selbst. Von den Neuen ist die Hälfte weiblich, macht also Pi mal Daumen neunzig frische Muschis pro Jahr, um die wir uns streiten können. Plus neunundzwanzig andere Colleges voller aufregender Möglichkeiten.
Ich liebe jede Sekunde hier. Morgen beginnt endlich das neue Studienjahr. Ich kann es kaum erwarten.
Sonntag
Los geht's. Heute startet, ganz offiziell, die Freshers' Week: sieben Tage unmittelbar vor Beginn der Vorlesungszeit, vollgestopft mit Einführungen, Veranstaltungen und Rundgängen für tausende neuer Studenten. Man erkennt sie an ihren großen Augen und der rührenden Ernsthaftigkeit, mit der sie durch die mittelalterliche Märchenwelt der Colleges wuseln.
Als ich vormittags mein Fahrrad bei der Bibliothek ankette, steht ein Rudel von ihnen staunend vor der berühmten Radcliffe Camera. „Genau wie bei Harry Potter“, sagt einer ehrfürchtig.
Manche Dinge ändern sich offenbar nie. Ich hasse Harry Potter.
Selbst im Lesesaal begegne ich ein paar ganz Übermütigen, die schon über Bücher gebeugt an den Tischen sitzen. Diese lächerliche Seriosität, mit der sie in ihre Texte starren! Zwischen den nur halbherzig konzentrierten oder vom Dauerstress aufgeriebenen älteren Studenten wirken sie in etwa so exotisch wie Außerirdische. Aber was soll's? Irgendwann war ich vermutlich auch mal so.
Ich setze mich neben das einzige ansehnliche Mädchen und sichte innerlich seufzend die Liste mit Lektüreempfehlungen für das anstehende Jahr. Sie ist einhundert Seiten lang und ziemlich deprimierend.
* * *
Abends treffe ich ein paar meiner Freunde: Richard, Tobias und Jorge, alle St. Paul's. Wir wollen in die College-Bar, wo eine Willkommensparty für die Freshers stattfindet. Schon auf dem Weg durch den Old Quad hämmert uns dumpf der harte Beat irgendeiner Partyhymne entgegen.
Die offiziellen Einführungsveranstaltungen sind schön und gut für die Neuen, aber für uns Ältere besteht die Freshers' Week vor allem aus den Nächten und den unzähligen Partys, die überall in den Colleges, Bars und Clubs stattfinden. Jorge behauptet, er kommt durch die Woche ohne je völlig nüchtern zu werden. Wir tingeln von Party zu Party, immer auf der Suche nach hübschen neuen Mädchen, die uns ohne großen Aufwand in ihre Höschen lassen. Es gibt praktisch immer welche. Und das Beste ist: Meistens ist ihnen ihr Freshers' Week-One-Night-Stand hinterher ein bisschen peinlich und sie meiden uns den Rest des Jahres. Ein sehr angenehmes Arrangement.
Unten in der Bar ist es qualvoll heiß. Die Luft ist praktisch frei von Sauerstoff und stinkt nach Schweiß, Alkohol und Adrenalin. Viel zu viele Menschen auf zu wenig Raum, der Lärm ist ohrenbetäubend. Überall bekannte Gesichter, dazwischen neue Leute. Wir schieben uns vor zum Barkeeper, begrüßen, schütteln Hände, klopfen auf Schultern und mustern dabei immer auch die Neulinge. Irgendwo hier steht sie vielleicht schon, meine erste Eroberung im neuen Jahr, und gibt ihr Debüt im unübersichtlichen sozialen Geflecht von St. Paul's.
Irgendwann haben wir unsere Drinks und stehen an der Bar. Tobias erzählt uns, wie er den Sommer verbracht hat. Jedenfalls versucht er es, ich verstehe kein Wort in diesem Lärm. Er ist Deutscher, genau wie ich, und manchmal ein ziemlicher Trottel, aber irgendwie mag ich ihn trotzdem.
Mein Blick fällt auf eine atemberaubend schöne Blondine, die sich am anderen Ende des Tresens mit ein paar Studentinnen unterhält. Von den anderen kenne ich nur eine, Jezzy, aber sie interessieren mich auch nicht. Die Blonde hat meine volle Aufmerksamkeit. Sie hat ein ziemlich hübsches Gesicht: attraktiv, sympathisch, voller Ausstrahlung. Wirklich spektakulär ist aber ihr Körper, den sie unter einer engen Jeans und einem knappen ärmellosen Shirt versteckt hat. Alles an ihr ist ein Superlativ. Sie ist groß, vielleicht einsfünfundsiebzig, schlank, wo Mädchen schlank sein sollten, und ansonsten voller aufregender Kurven. Ihre Schenkel münden in einen – man kann es wirklich nicht anders sagen – absolut sensationellen Arsch, um den sich ihre enge Jeans spannt wie eine zweite Haut. Über ihre mädchenhaft schmalen Hüften wölbt sich ein Paar aufsehenerregende Brüste, straff, rund und geradezu skandalös erotisch.
Aus irgendeinem Grund muss ich immerzu auf den schmalen Streifen nackter Haut zwischen ihrem Gürtel und dem Saum ihres Shirts schauen, der immer dann kurz zu sehen ist, wenn sie sich bewegt. Meine Fantasie läuft auf Hochtouren. Ich will mit meiner Hand dort hineinfahren und sie in Besitz nehmen: den flachen Bauch, die aufregende Wölbung über ihrem Rippenbogen, die festen, geschmeidigen Brüste und ihre rauen Nippel. Gott, wie gerne würde ich mich zwischen ihre Schenkel schieben und ihren göttlichen Körper mit meinem erobern.
Das Beste ist: Ich habe sie schon kennengelernt. Sie heißt Victoria und ist gestern in das Zimmer direkt neben meinem gezogen. Ein Jahr lang werde ich also Wand an Wand mit einer der schönsten Frauen wohnen, die ich je gesehen habe. Wunderbare Aussichten, in jeder Hinsicht. Sie ist zweifellos dieses Jahr unter den neuen Mädchen der Hauptgewinn.
„Wow!“, ruft Jorge, der meinem Blick gefolgt ist und im Moment wahrscheinlich ganz ähnlichen Gedanken nachgeht.
Gegen das Inferno aus Stimmen und Musik muss man ankämpfen. „Ich weiß“, schreie ich zurück und bringe Richard damit zum Lachen.
„Wer ist das?“, will Tobias wissen.
„Meine neue Nachbarin“, rufe ich. „Heißt Victoria.“
„Die ist echt heiß“, verkündet Tobias. Laut zu sagen, was allen längst klar ist, gehört definitiv zu seinen Talenten.
„Spar dir die Mühe“, ruft Jorge ihm zu und legt einen Arm um seine Schultern. „Bis morgen früh sind dreißig Leute hinter ihr her, und wenn sie sich zum ersten Mal in eine Vorlesung setzt, sind es hundert.“
Ich schaue rüber zu Richard. Der lächelt mich fragend an, eine Augenbraue hochgezogen. Du hast mir gar nichts von ihr erzählt, soll das heißen. Wir brauchen für sowas keine Worte.
Ich schiebe mich dichter an ihn heran und sage: „Ich weiß nichts von ihr. Zwei Minuten mit ihr gesprochen, gestern Abend. Weiß nicht mal, was sie studiert.“
In Wahrheit hat sie es mir schon gesagt, aber ich habe es sofort wieder vergessen, weil es mich kein bisschen interessiert. Vielleicht Literatur, vielleicht Sprachen, ganz egal. Ich will sie vögeln, nicht kennenlernen.
Kurze Zeit später tippt Richard mich an und nickt in Richtung Eingang. Dort stehen drei Typen, die jeder in St. Paul's kennt, und sehen sich neugierig um. Henry, Tom und Rufus.
Schau an, denke ich, der College-Adel gibt sich die Ehre.
Henry, Tom und Rufus kommen aus alten, steinreichen Familien und gehören alle drei zur obersten Sahneschicht der englischen Upperclass. Richard, der die drei viel besser kennt als ich, hat mir einmal Henrys private Visitenkarte gezeigt. Sein voller Titel hat kaum aufs Papier gepasst: Lord Henry William Albert Spencer-Courtenay, Earl of Sunderland. Er ist der älteste Spross und Erbe des zwölften Duke of Marlborough, irgendwann wird er selbst mal der Dreizehnte werden.
Auch die Schönen und Reichen dieser Welt müssen irgendwo studieren, das verstehe ich schon. Am Anfang fand ich es trotzdem ziemlich bizarr, Tür an Tür mit dem alten englischen Hochadel zu leben. Ich selbst komme aus der oberfränkischen Provinz und habe nicht mal einen zweiten Vornamen. Eine private Visitenkarte auch nicht.
Besonders irritierend finde ich ihren Blick, diesen ganz eigenen Ausdruck, mit dem Henry, Tom, Rufus und ihresgleichen in die Welt schauen. Auf der Oberfläche neutral und gelassen, aber direkt dahinter herablassend, besitzergreifend und vor allem absolut und unerschütterlich selbstsicher. Mit diesem Blick, stelle ich mir vor, hat der englische Kolonialadel einst in Indien Kinder bei der Baumwollernte beobachtet, in der einen Hand einen Gin & Tonic, in der anderen einen Rohrstock.
Wahrscheinlich gewöhnt man sich so einen Blick ganz von selbst an, wenn man so wie Henry in einem verdammten Palast aufgewachsen ist. Und wenn man in Eton mit den oberen Zehntausend aufs Internat geht, oder in St. Gallen. Alle Kinder in Henrys Familie landen nach der Schule im St. Paul's College Oxford, jedenfalls die Jungs. Alte Familientradition. Das College drückt wohl schon mal ein Auge zu, wenn der nächste Spross der Familie vielleicht nicht ganz so clever ist, wie es sich für eines der richtig prestigeträchtigen Colleges in Oxford gehört. Im Gegenzug freut sich das College über großzügige finanzielle Zuwendungen. Kein Wunder also, dass Henry sich jetzt hier umschaut, als sei der ganze Zirkus nur zu seinem Privatvergnügen in der Stadt.
Dann fällt Henrys Blick auf uns und er lächelt. Ein paar kurze Worte zu Rufus und Tom, dann schiebt er sich durch die Menge zu uns herüber.
„Gentlemen“, sagte er trocken zur Begrüßung, als er uns endlich erreicht. Und dann: „Richard: Du siehst scheiße aus, schlechten Sommer gehabt?“ Sein Lächeln ist spöttisch und amüsiert.
„Fick dich, Henry“, erwidert Richard voller Zuneigung und die beiden schütteln sich freundschaftlich die Hand. Sie kennen sich aus Eton.
Dann hat Henry plötzlich ein dunkelrotes Armband in der Hand, schmal, aus festem Stoff, wie man es von Festivals kennt. Mit einer zwanglosen Geste hält er es Richard vor die Brust. „Clarendon Club-Party, Dienstag, die übliche Zeit, der übliche Ort.“
Clarendon Club – der Name hat Klang in Oxford. Es gibt hunderte selbstständiger studentischer Gruppen an der Universität. Jedes College hat seine Sportclubs und Interessengemeinschaften zu allen Themen von Lyrik bis Menschenrechte. Daneben existiert eine Reihe vornehmerer, meist geschlossener Vereinigungen, die sich ein bisschen hochtrabend „Dinner Clubs“ oder „Drinking Societies“ nennen. Manche sind jahrhundertealt, manche exklusiv oder geheimniskrämerisch, andere machen einfach nur eine Menge Trara um ihre Aktivitäten. Die meisten sind meiner Meinung nach Schwachsinnsvereine für reiche, gelangweilte Arschlöcher, die sich in ihren teuren Smokings wichtig fühlen möchten.
Der Clarendon Club ist von einem ganz anderen Kaliber. Kein Club in Oxford ist so berühmt, so berüchtigt, so einflussreich, so umrankt von Gerüchten und Geschichte wie Clarendon. Genau fünfzehn Mitglieder, allesamt männlich, reich, weiß, privilegiert. Öffentlich tritt nur die Clubspitze in Erscheinung, traditionell drei Studenten aus St. Paul's. Im Moment: Henry, Rufus und Tom. Niemand kann mit Sicherheit sagen, wer die anderen Mitglieder sind. Gerüchte und Geschichten zu dieser Frage sind immer im Umlauf, denn der Clarendon Club gilt als eines der besten Netzwerke im ganzen Vereinigten Königreich. Wer es zur Mitgliedschaft bringt, dem stehen hinterher alle Türen offen in Politik, Wirtschaft und Verwaltung. Wie hat Richard mal gesagt? Man wird nicht britischer Premierminister, bloß weil man im Clarendon Club war, aber es hilft wie die Sau.
Richard nimmt Henry das Armband ab und lächelt. Ich weiß, dass er immer eingeladen ist, wenn der Club eine seiner skandalös dekadenten Partys feiert. Ich war noch nie da. Nicht, dass mich das überraschen würde. Aus Henrys Sicht bin ich vermutlich nicht viel mehr als Dekoration in seinem College.
Aber dann dreht er sich plötzlich zu mir und sagt direkt in mein verdutztes Gesicht: „Du ruderst doch auch für das College, oder? Hier, für das ganze Team.“ Er drückt mir einen Schwung der roten Armbänder in die Hand.
Clarendon-Party? Ich? Eingeladen? Ich bin nicht auf den Mund gefallen, aber jetzt weiß ich nicht, was ich sagen soll. Meine Fassungslosigkeit nimmt Henry mit einer amüsierten Genugtuung zur Kenntnis.
„Für die tollkühnen Männer des St. Paul's Boat Club, genauer: erster Herren-Achter. Ihr seid alle eingeladen. Wir wollen doch die offiziell beste College-Ruder-Crew in Oxford auf unserer bescheidenen Feier dabei haben.“ Er erklärt es mit einer Prise Spott in der Stimme, aber nicht unfreundlich.
„Vielen Dank“, bringe ich schließlich heraus und nehme die Bänder. „Wir kommen gerne.“
„Davon gehe ich aus“, bemerkt Henry trocken und nimmt mich schon gar nicht mehr wahr.
Ich schaue zu Richard. Du wusstest das, oder?, frage ich ohne Worte, aber er grinst nur geheimnisvoll.
Tobias und Jorge werfen sich ebenfalls aufgeregte Blicke zu. Auch für die beiden wird die Clarendon-Party eine Premiere.
Plötzlich steht Tom, zweiter der Clarendonians, neben uns. „Einladungen an die üblichen Verdächtigen verteilt“, teilt er Henry mit, klopft Richard zur Begrüßung auf die Schulter und verkündet dann in die Runde: „Jetzt zum vergnüglichen Teil des Abends: Materialschau. Irgendwelche besonders vögelbaren Freshers dabei dieses Jahr?“
Richard nickt stumm in Richtung Victoria.
„Himmel!“, entfährt es Tom, als er sie sieht, und ein zufriedenes Grinsen hält Einzug in sein Gesicht. Liebenswürdig wie eine Raubkatze auf der Jagd.
Alle schauen jetzt rüber zu Victoria, die sich immer noch angeregt mit Jezzy und den anderen Mädchen unterhält.
Da erscheint Rufus neben ihr, der dritte der Clarendon-Jungs. Er gesellt sich zu den Mädchen, schüttelt ein paar Hände, stellt sich vor. Mit der lässigen Unverbindlichkeit eines Chefs, der ein paar neue Angestellte begrüßt. Dann sagt er Victoria etwas ins Ohr, das sie zum Lachen bringt. Bei dem Lärm hier ist selbst über die kurze Distanz kein Wort zu verstehen, aber auch im Stummfilm merkt jeder, dass er sie anbaggert.
Tom ist ganz aufgeregt. „Jetzt gib ihr halt endlich eine Einladung, du Schwachkopf“, ruft er in Richtung Rufus.
Er kann das nicht gehört haben, trotzdem zieht Rufus eines der roten Bänder aus der Tasche und zeigt es Victoria. Sie hört sich seine Erklärung an – zuerst verwirrt, dann interessiert, dann erfreut. Am Ende nimmt sie das Band und bedankt sich.
Damit wäre die Sache eigentlich erledigt, aber aus irgendeinem Grund beginnt Jezzy jetzt auf Rufus und Victoria einzureden. Ich habe keine Ahnung, was sie will, aber sie sieht richtig wütend aus. Gut, das ist jetzt nicht völlig ungewöhnlich: Jezzy ist eigentlich immer wütend.
Rufus hört ihr ein paar Sekunden lang mit gerunzelter Stirn zu, dann winkt er mit einer ziemlich abfälligen Geste ab. Er lächelt Victoria an. Hör nicht auf die, die ist halt verrückt, sagt dieses Lächeln.
„Warum muss die blöde Fotze jedes Mal Stress machen?“, beschwert sich Tom neben mir.
Henry beugt sich zu ihm: „Forsythe hat mir erzählt, dass sie sich offiziell beim College über unsere Party beschwert hat. Sie und ihre kleine Feministentruppe sagen, wir sind asozial und sexistisch und gehören verboten.“
Toms Antwort verstehe ich nicht, aber ich bin ohnehin noch bei dem, was Henry gesagt hat. Forsythe? Warum gibt ein Professor am College solche Interna an Studenten weiter? Ich werfe Richard einen fragenden Blick zu, aber der zuckt nur mit den Schultern, als sei das alles ganz normal.
Als ich wieder zu Victoria hinüberschaue, ist der Konflikt zwischen Jezzy und Rufus zu einem hitzigen Wortgefecht eskaliert. Jezzy brüllt ihn an. Sie ist klein und schmal, hat aber die Wucht einer Dampframme. Ich kann sie nicht leiden.
Rufus antwortet irgendetwas. Er sagt es gelassen, aber freundlich ist es nicht. Man sieht die Verachtung in seinen Augen selbst von hier aus. Rufus kann ich auch nicht leiden. Arrogantes Arschloch. Mit seinen rabenschwarzen Haaren und ebenso dunklen, intensiven Augen könnte er problemlos in jedem Hollywood-Streifen den Psychopathen spielen.
Jezzy ist überhaupt nicht glücklich über das, was Rufus gesagt hat, was es auch immer gewesen sein mag. Sie verpasst ihm mit der flachen Hand eine ziemlich heftige Ohrfeige.
„Woah!“, ruft Tom. „Das war unnötig!“
Henry runzelt nur die Stirn.
„Sie hat ihm eine reingehauen!“, stellt Tobias fest, hilfreich wie immer.
Rufus reagiert nicht gerade wie ein Gentleman. Mit einer Hand drückt er Jezzy von sich weg. Es ist kein Schlag, eher ein Schubser, aber es genügt, um sie aus dem Gleichgewicht zu bringen. Sie stolpert in die Leute hinein, die hinter ihr stehen. Drinks werden verschüttet, Gläser fallen, Jezzy landet unsanft auf ihrem dürren Arsch. Rufus verschwindet ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen.
* * *
Zwei Stunden später sitze ich auf dem bequemen blauen Sofa in Richards Zimmer. Die Party geht hier in einem kleineren Kreis weiter. Fünfzehn, zwanzig Leute drängen sich dicht aneinander, im Hintergrund läuft Radiohead. Richards Musik.
Im Vergleich zu meinem Kämmerchen ist seine College-Unterkunft ein Palast: geräumig, neu, hochwertig ausgestattet, mit einem schönen Blick auf die St. Paul's Lane. Sogar ein eigenes Bad hat er. Das gesamte Monatseinkommen aus meinem Stipendium würde wahrscheinlich nicht für die Miete hier reichen. Aber Geld gehört wahrlich nicht zu Richards Problemen.
Neben mir aufs Sofa gequetscht sitzt eine zierliche, süße Brünette mit einem Drink in der Hand und lacht über meinen mittelmäßigen Scherz. In der Enge sitzen wir viel zu dicht aufeinander, irgendein Teil ihres schönen Körpers reibt ständig an mir. Ich bin mit der Entwicklung des Abends bisher sehr zufrieden.
Ich habe sie in der Bar entdeckt und dann angesprochen, weil sie sich alleine an ihren Cocktail klammerte und irgendwie verloren wirkte. Über meine Aufmerksamkeit freute sie sich sichtlich, und weil sie neu war und irgendwie interessant aussah, blieb ich bei ihr. Aber dann bekam ich Zweifel, ob sie die Mühe wert war. Mit ihrer zurückhaltenden, fast schüchternen Art passte sie so gar nicht in mein Beuteschema. Was soll ich mit einer, die rot wird, wenn man ihr ein Kompliment macht?
Mit der Zeit wurde es dann aber besser. Ich kann das ganz gut: Mädchen das Gefühl geben, dass ich sie für etwas ganz Besonderes halte. Ist im Wesentlichen Übungssache. Und dann gibt es ja noch Alkohol, den großen Mutmacher. Mit jedem Drink taute sie ein bisschen weiter auf. Irgendwann erzählte ich ihr eine peinliche Geschichte über Tobias, über die sie so lachen musste, dass ihr die Tränen kamen und sie kaum noch atmen konnte. Spätestens da waren meine Zweifel vergessen. Wir hatten eine Menge Spaß, und als ich sie fragte, ob sie noch zu Richard mitkommen wolle, sagte sie ohne jedes Zögern ja.
Und jetzt sitzt sie da neben mir, eins von tausenden beinahe identischer Mädchen, die jedes Jahr hier an die Uni strömen: Familie ohne Geldsorgen, dafür mit Ambitionen fürs Töchterlein, wohlbehütet zur Schule gegangen auf irgendeinem lächerlich teuren Mädcheninternat irgendwo am Arsch der Welt in England, Abi mit lauter Spitzennoten und dann, gerade volljährig geworden, Aufnahmeprüfungen bestanden und ab nach Oxford, um irgendetwas mit Prestige und Karriereaussichten zu studieren. Im Fall meiner kleinen Brünetten: Jura. Es ist wirklich immer dieselbe Geschichte.
Sie sind alle gleich, diese Mädchen. Kommen hierher, zum ersten Mal in ihrem Leben wirklich unabhängig und erwachsen, mit völlig übertriebenen Erwartungen an ihr Studium. Beste Zeit ihres Lebens und so. Alle sind sie clever und ehrgeizig, aber eine Ahnung, wie es hier zugeht, haben sie nicht. Begeistert malen sie sich aus, was sie in Oxford alles tun werden: Freunde fürs Leben finden, ihre große Liebe kennenlernen, sich selbst neu erfinden, neue Welten entdecken und brillante Gedanken denken, Foucault und Nietzsche lesen, diskutieren und sich engagieren für eine bessere Welt. Und so weiter und so fort. Alle wollen sie jung sein, frei sein, wild sein.
Im Vergleich dazu sind unsere Absichten ziemlich simpel und sehr konkret: Wir wollen sie bloß vögeln.
Als hätte sie ein Stichwort bekommen, beginnt die Kleine mit leuchtenden Augen zu erzählen, was sie in ihrem ersten Studienjahr alles machen will. Das interessiert mich nicht besonders, gibt mir aber immerhin die Gelegenheit sie einmal ausführlich und ungestört zu betrachten.
Sie hat nicht Victorias unglaublichen Körper, sieht aber auf ihre eigene Art wirklich gut aus. Das nussbraune Haar halblang und ziemlich widerspenstig – sie hat es mit einer Haarklammer am Hinterkopf locker hochgesteckt. Einige Strähnen fallen ihr spielerisch ins Gesicht, sie wischt sie immer wieder abwesend zur Seite. Gefällt mir gut. Ihr Gesicht ist fein geschnitten, wirkt delikat, die Nase schlank und freundlich, unter schwungvollen Augenbrauen zwei große, sympathische Augen, die genauso braun sind wie ihr Haar. Victoria hat makellose Schönheit und rohen Sexappeal, die Kleine hier ist auf dezente Weise irgendwie elegant, anmutig, attraktiv.
Fasziniert beobachte ich ihren Mund. Er formt Worte, die nicht in meinem Gehirn ankommen. Ich sehe nur noch ihre weichen Lippen und den feuchten Glanz darauf. Ab und zu zeigt sich beim Sprechen eine nasse Zungenspitze zwischen weißen Zähnen. Ich will diese aufregenden Lippen zwischen meinen Beinen spüren.
Erwartungsvoll blickt sie mich an.
„Entschuldige, was?“, frage ich, plötzlich aus meinen erotischen Fantasien gerissen.
„Ich wollte wissen, warum du vorhin mit deinen Freunden in der Bar halbnackt getanzt hast.“
Gut, die Frage musste früher oder später kommen.
Etwas peinlich ist mir die Sache ja schon: Vor ein paar Stunden habe ich in Boxershorts – nur in Boxershorts – mit dem Rest der Ruder-Crew auf den Billardtischen in der Bar zu „Eye of the Tiger“ getanzt. Kein Höhepunkt in meinem Leben, aber manchmal hat man eben keine Wahl.
„Boat Club-Tradition“, erkläre ich. „Das Team, das die großen Ruderrennen im Sommer gewinnt, muss tanzen, in Unterhosen.“
„Ist das was Besonderes, da zu gewinnen?“
„Für St. Paul's auf jeden Fall. Das letzte Mal war neunzehnhundertzwölf. Eigentlich gewinnen immer Christ Church oder Oriel.“
„Neunzehnhundertzwölf? Wow!“ Sie zögert. „Aber trotzdem ... warum sich bis auf die Unterhose ausziehen, nur weil man beim Rudern gewonnen hat? Ist das nicht ein bisschen … pubertär?“
Ich muss lachen. Sie hat natürlich recht: Es ist völlig bescheuert. Aber erstens kann ich das nicht sagen und zweitens würde ich es jederzeit wieder tun. Mit Richard und den anderen Jungs in unserem Boot gesessen und dieses letzte Rennen gewonnen zu haben, das war vielleicht der beste Moment in meinem ganzen Leben. So viel Adrenalin, so viel Freude und Stolz, so viel Liebe – das kann auch einmal Strippen auf dem Billardtisch nicht zerstören.
Und ganz abgesehen davon: Ich muss meinen Körper wirklich nicht verstecken. Von dem wabbeligen Bauch, den aufgedunsenen Backen und den schlaffen Ärmchen, die ich nach Oxford mitgebracht habe, ist nach zwei Jahren nichts mehr zu übrig. Semi-professionelles Rudern, ständiges, hartes Krafttraining und viel, viel Ausdauerlauf: Mein Oxford-Ich ist ein zweiundzwanzigjähriger, voll durchtrainierter, sichtbar muskulöser, einsneunzig großer Kerl mit – sagen mir jedenfalls die Frauen, und um die geht es ja auch – attraktiven Augen und allgemeinem Sexappeal.
Aber was antworte ich jetzt meiner kleinen Brünetten auf ihre Frage? Ich entscheide mich für die ungeschminkte Wahrheit: „Hier hast du genau zwei Möglichkeiten, wenn die Leute ein bestimmtes Verhalten von dir erwarten. Option eins: Du machst es einfach, egal wie bescheuert du es findest, dann bist du jemand und gehörst dazu. Option zwei: Du tust, was du für richtig hältst und sagst nein, dann wirst du im besten Fall ziemlich schnell ignoriert. Wenn du Pech hast, bekommst du ganz schön was ab.“
Das irritiert sie, man kann es sehen. Entschuldigend hebe ich die Arme. Tut mir leid, ich hab die Regeln nicht gemacht, soll das heißen. Sie sagt nichts, aber so richtig überzeugt hat sie meine Antwort auch nicht.
Ich habe das Gefühl, ich sollte unser Gespräch wieder auf eine andere Ebene bringen. „Schön, dass du dich mit mir abgibst, obwohl du mich für einen gehirnlosen Trottel ohne eigene Meinung hältst“, sage ich fröhlich.
Das bringt sie zum Lachen, eine fröhliche, spontane, nicht mehr ganz nüchterne Freude. Sie schaut mich ein wenig verschämt aus dem Augenwinkel an: „Ich fand es tatsächlich ziemlich bescheuert ... aber der Anblick war trotzdem ganz nett.“
Ein paar Minuten später lässt sich Richard schwungvoll neben uns auf die Sofalehne fallen und drückt mir ein kleines Tütchen mit einem feinen weißen Pulver in die Hand. „Anschließend weitergeben“, sagt er und ist schon wieder weg.
Die Kleine starrt entgeistert und irgendwie auch fasziniert auf das Tütchen in meiner Hand. „Sind das Drogen?“, fragt sie entsetzt. Damit hat sie ganz offensichtlich nicht gerechnet.
„Nur ein bisschen Kokain“, erwidere ich lächelnd und schütte ein kleines Häufchen auf meinem Handrücken auf. Nichts Wildes, ich will uns ja nicht abschießen. Sie hat offensichtlich keine Erfahrung mit dem Zeug und ich, wenn ich ehrlich bin, auch nicht wirklich. Das ist eher Richards Domäne.
Als ich mit der Menge zufrieden bin, biete ich ihr meinen Handrücken an. „Hier, für dich. Kleiner Muntermacher, da passiert nicht viel“, behaupte ich. Keine Ahnung, ob das stimmt. Woher zum Teufel soll ich wissen, wie sie das Zeug verträgt? Laut sage ich: „Länger feiern, bessere Stimmung, mehr nicht.“ Ich schenke ihr mein freundlichstes Lächeln.
Ihre Reaktion ist sehenswert und ich muss mich beherrschen, um nicht zu lachen. Sie sagt kein Wort, aber in ihrem Gesicht spiegelt sich überdeutlich der Sturm aus verschiedenen Emotionen, der in ihrem Kopf tobt: Konfusion, Unsicherheit, Abenteuerlust, Angst, Neugierde, Zweifel. Soll ich oder soll ich nicht? Wie sich so ein Kokainrausch wohl anfühlt? Kann man eigentlich von einer Dosis abhängig werden? Bin ich vorsichtig oder bin ich experimentierfreudig? Spaßbremse oder Partykönigin? Wer bin ich? Wer will ich sein?
„Komm schon, da ist nichts dabei. Hier ist keiner ein Junkie“, drängle ich. „Ich hab dir ja erzählt, wie es hier läuft. Dabei sein oder nicht dabei sein – ist deine Entscheidung.“
Ich weiß, ich weiß: Ich bin ein Arschloch.
Sie kann sich einfach nicht entscheiden. Wie gelähmt starrt sie auf das weiße Häufchen vor ihrem Gesicht.
„Ok, ist ja kein Problem, wenn dir das zu wild ist“, sage ich nach einer langen Pause. „Sicher eine vernünftige Entscheidung.“ Mein Tonfall ist nicht allzu verständnisvoll.
Das Koks ziehe ich dann eben selbst in die Nase, sie beobachtet mich genau dabei. Es dauert nicht lange und ich spüre das bekannte Kribbeln. Es fühlt sich großartig an, wie ein Feuerwerk in meinem ganzen Körper.
Dann beuge ich mich vor, um die Tüte an Jorge weiterzugeben, der am Fuß des Sofas mit einer etwas pummeligen Blondine rummacht, die ich nicht kenne. Ich will ihm eben auf die Schulter klopfen, da greift die süße Kleine doch noch nach meinem Handgelenk und hält mich zurück. „Warte“, bittet sie und lächelt tapfer. „Machst du mir auch ein bisschen was?“
Na also, geht doch.
Einen Augenblick später sind wir wieder da, wo das alles angefangen hat: Sie sitzt wortlos da und starrt auf ein kleines Häufchen Koks. Der einzige Unterschied ist, dass es dieses Mal auf ihrem Handrücken liegt. Sie ist richtig nervös, es ist geradezu ergreifend.
„Was mache ich hier nur?“, ruft sie, als wären es letzte Worte, dann schnieft sie das Kokain etwas ungeschickt in ihre schöne Nase.
Eine Weile lang blicken wir uns schweigend an, sie angespannt in ihren Körper hineinhorchend, ich mit ganz ehrlicher Neugierde. Auf einmal beginnt ihr ganzes Gesicht zu leuchten und sie sagt begeistert: Oh, krass!“
Darüber lachen wir beide.
Aus einem Impuls heraus nehme ich ihre Hand in meine und schiebe mit dem Zeigefinger die Überreste des weißen Pulvers, die noch an ihrer Haut haften, zu einem winzigen Häufchen zusammen. Ich nehme es auf die Fingerspitze.
„Darf ich?“, frage ich sie und lege ihr meinen Finger auf die Unterlippe ohne auf eine Antwort zu warten. Sie lässt es regungslos geschehen, als mein Finger ihre feuchten Lippen teilt, öffnet ihren Mund dann mit einem ganz leisen Seufzen. Ihr heißer Atem streicht über meinen Finger, während ich das Koks ganz langsam und bedächtig in die feste Haut über ihren Schneidezähnen einmassiere. Aus glänzenden, riesigen Augen schaut sie mich dabei schweigend an. Ihr Atem geht schwer. Es knistert ganz schön in der Luft zwischen unseren Körpern.
Irgendwann bin fertig. Einen Moment länger als nötig lasse ich meinen Finger über ihre Lippen streifen, da umfasst sie plötzlich meine Hand und schließt ihren Mund fest um meine Fingerspitze. Ganz langsam stülpt sie ihre Lippen darüber und leckt auch noch das letzte bisschen Koks von meiner Haut. Dann zieht sie sich zurück und reibt ihre Lippen genüsslich aneinander. Sie strahlt. Es ist nicht das zurückhaltende, harmlose Lächeln, das ich bisher von ihr gesehen habe. Nein, dieses Lächeln ist pure Erregung.
In meiner Hose ist es ziemlich eng geworden. Kleine, du gehörst mir heute Nacht.
* * *
Nur wenig später sitzen wir zu zweit auf dem schmalen Bett in meinem Dachzimmer und küssen uns. Sogar hier oben im vierten Stock spürt man noch den dumpfen Beat der Freshers' Party, mehr Vibration als Geräusch. Dazwischen mischt sich der erregte Klang unserer tanzenden Zungen. Ich bin high und spüre jede Berührung ihrer warmen Lippen und ihrer rauen Zunge wie einen kleinen, geilen Stromschlag. Es ist ganz einfach sensationell.
So schön es ist sie zu küssen, ich will mehr. Also ziehe ich erst mir das T-Shirt, dann ihr das Top über den Kopf. Während ich ihren BH öffne, betrachtet sie meinen nackten Oberkörper und fährt versonnen mit zarten Fingern über meine Brust.
Dann ist auch ihr Oberkörper nackt. Ihre Titten: unerwartet großartig! Nicht besonders üppig, aber makellos schön, fest und rund. Sie hat kleine braune Brustwarzen und harte Nippel, die sich zurzeit weit hervorgestreckt haben. Sehr schön ist das, genau mein Geschmack.
Ich drücke sie sanft nach hinten und sie lässt sich willig in die Kissen fallen. Ich streichle sie, betrachte ihren Körper: den festen, perfekten Bauch, auf dem sich in der kühlen Nachtluft eine Gänsehaut gebildet hat, die tollen Brüste, die sich mit ihrem Atem heben und senken, ihr schönes, erregtes Gesicht, eingerahmt in eine sich auflösende Frisur. Ein Körper, wie man ihn nur mit achtzehn haben kann.
„Wow! Du siehst großartig aus“, sage ich, weil es stimmt.
Sie lächelt zu mir hinauf, dankbar und ein bisschen stolz, ziemlich high.
Und vielleicht auch ein bisschen ängstlich? „Bitte sei sanft mit mir.“ Sie flüstert es fast.
Wie jetzt, sanft? Das ist nicht wirklich, was ich hören will. Aber was soll's. Meine Erfahrung ist: Sobald man einmal in ihnen steckt, kann man ganz nach Belieben sanft oder auch nicht so sanft sein. Sie machen die Beine breit und lassen mich einfach machen. Am Ende sind alle zufrieden. Beschwerden gab es jedenfalls noch keine.
Sagen kann ich das natürlich nicht, also antworte ich stattdessen: „Alles genau so, wie du es willst.“
Dann küsse ich jeden Zentimeter ihres Oberkörpers, unter besonderer Berücksichtigung ihrer famosen Titten. Sie schließt die Augen und genießt es seufzend.
Das war kein schlechter Start, aber irgendwie gibt es danach keinen richtigen Fortschritt mehr. Die Zeit verrinnt, ihre Hose bleibt zu. Leichter Frust meinerseits. Ich werde das Gefühl nicht los, dass ihr das hier alles auch ein bisschen unheimlich ist. Meine kleine Brünette ist scheinbar kein Mädchen für die erste Nacht.
Nach endlosen, quälend langen Minuten voller vertrauensbildendem leichten Petting lässt sie mich dann endlich doch noch in ihr Höschen. Noch immer in einen intensiven Kuss verschmolzen habe ich erst ab und an ihren jeansbedeckten Arsch gestreichelt, dann unregelmäßige und vorsichtige Exkursionen zu den Innenseiten ihrer Schenkel unternommen. Das schien ihr zu gefallen, und irgendwann habe ich mich dann getraut ihre Beine mit sanftem Druck zu öffnen.
Mit der Hand fahre ich jetzt langsam hinauf bis zu der Stelle, wo sich ihre Schenkel treffen. Sie seufzt und drückt sachte ihre Lenden gegen meine flache Hand.
Na endlich, denke ich.
Jetzt muss ich mich ganz schön bremsen, um ihr nicht sofort die Hose vom Leib zu reißen. Ganz bedächtig öffne ich stattdessen den Knopf an ihrer Jeans, dann den Reißverschluss. Meine Finger schiebe ich vorsichtig in ihren Slip, vorbei an einem kurzgeschorenen Streifen Schamhaar bis hinunter in den heißen, engen Schlitz, um den sich hier alles dreht. Schön langsam und sachte. In meiner Vorstellung ist sie ein scheues Rehkitz: Eine hektische Bewegung und sie flieht ins Unterholz.
Vielleicht mache ich mir aber auch zu viele Gedanken, denn als ich eintauche in ihre feuchte Mitte und langsam eine Fingerspitze in ihr versenke, reagiert sie auch nur so wie alle anderen: Mit Erregung. Sie legt den Kopf in den Nacken, Augen geschlossen, und atmet lustvoll und hörbar einmal aus, bis keine Luft mehr in ihrem Brustkorb ist. Dann öffnet sie die Augen und lächelt mich an, selig und zufrieden.
Jetzt will ich mehr, und zwar zügig. Ich ziehe ihr die Hose aus und werfe sie achtlos auf den Boden. Übrig bleibt ein langweiliges, unschuldig weißes Höschen, über das ich innerlich schmunzeln muss. Passt. Ich fasse es sachte am Saum und ziehe es vorsichtig an ihren Schenkeln hinunter. Als sie ihren Hintern kurz hochdrückt, um es mir leichter zu machen, erhasche ich einen ersten kurzen Blick auf ihre kleine Muschi.
Und dann liegt sie endlich völlig nackt vor mir. Ein schmal gebauter, fast zierlicher Körper, aber wundervoll geformt, erotisch, jung und fest. So richtig zeigen will sie sich aber nicht. Die Beine sind schüchtern zusammengelegt und zur Seite gedreht. Ganz wohl ist ihr immer noch nicht.
Also eben noch ein Umweg, denke ich resigniert. Anstatt wie geplant direkt zwischen ihre Schenkel zu tauchen, lege ich mich neben sie, streichle sie und küsse sie und knabbere an ihrem Ohrläppchen, ganz so als interessiere mich ihr kleines Loch da unten gar nicht.
Erst nach einer ganzen Weile fahre ich mit der Hand langsam zwischen ihre Beine und öffne ihre Schenkel so weit, dass meine Finger Platz haben. Sie lässt sich streicheln. Ich errege sie, berühre ihren kleinen Kitzler, dringe erst oberflächlich in sie ein, dann ein bisschen tiefer, schließlich stoße ich sie ganz sachte und langsam mit einem Finger. Das entlockt ihr ein erstes echtes Stöhnen, so lustvoll als hätte sie unendlich lange darauf warten müssen.
Das, meine Kleine, hättest du wegen mir auch schon vor einer Stunde haben können.
Nach einer Weile entspanne ich mich vollends, denn sie genießt meine Berührungen, genießt sie sogar sehr. Nach und nach – und mit der Geschwindigkeit eines Gletschers – spreizt sie ihre Schenkel für mich, macht Raum für meine Hand. Wir küssen uns wieder, nur stöhnt sie mir dabei jetzt lauter und drängender ins Gesicht, die Fingernägel in meiner Schulter vergraben. Ihr Körper schiebt sich fordernd meiner Hand entgegen. Keine Frage, jetzt ist sie richtig scharf.
Eben denke ich, sie ist soweit, da mache ich einen blöden Fehler. Ihre weit gespreizten Schenkel haben nicht nur ihre Muschi für mich freigelegt, sondern auch den Graben zwischen ihren kleinen Arschbacken. Irgendwie landet mein Finger auf ihrer Rosette und einen winzigen Augenblick lang massiere ich den weichen Muskelkranz, drücke meine Fingerkuppe einen Millimeter tief in die winzige Öffnung hinein. Das ist keine geplante Aktion, es passiert einfach so.
Viele Mädchen macht das tierisch an. Sie offenbar nicht. Als sie nach ein oder zwei Sekunden realisiert, wo ich bin und was ich dort tue, zuckt sie so heftig von mir weg, als hätte sie in die Steckdose gefasst. Bevor ich kapiere, was überhaupt los ist, kniet sie schon mit vor Entsetzen geweiteten Augen vor mir auf dem Bett, eine Hand schützend auf ihre Muschi gelegt, und starrt mich fassungslos an.
Ich glotze zurück, perplex.
Nach einer sehr unangenehmen Stille, die gefühlt zwei Minuten dauert, gibt sie bekannt: „Nicht da.“
Zum ersten Mal an diesem Abend habe ich keine Ahnung, wie ich reagieren soll. „Ok“, meine ich dann einfach nur. „Tut mir leid.“
Sie fixiert mich, als müsse sie nachrechnen, ob sich in der komplexen Gleichung unserer kurzen Bekanntschaft durch dieses unschöne Ereignis größere Verschiebungen ergeben.
„Ist schon ok“, murmelt sie schließlich und zieht mich in ihre Arme. Als sich ihre Zunge in meinen Mund schiebt, fällt die Anspannung von mir ab. Einen Moment lang dachte ich, ich hätte Bambi in die Flucht geschlagen.
Nach einer Weile lässt sie von mir ab und setzt sich mit angewinkelten Beinen vor mich. Ein amüsiertes Lächeln huscht über ihr Gesicht, während sie mich von oben bis unten betrachtet: meinen nackten Oberkörper, die dunkelblauen Jeans mit dem breiten schwarzen Gürtel, meine nackten Füße. Ihr Blick bleibt an der Hose hängen.
Ohne Vorwarnung beginnt sie plötzlich zu singen, laut, mit einer sicheren, schönen Singstimme und einem fröhlichen Lachen in den Augen. Als ich nach ein paar Takten kapiere, dass sie „Eye of the Tiger“ singt, bricht ein Lachen aus mir heraus, ehrlich, unverstellt und von Herzen. Und einen kurzen, glücklichen Augenblick lang freue ich mich aus Gründen, die nicht das Geringste mit ihrer Muschi zu tun haben, über dieses zierliche brünette Mädchen in meinem Bett.
Jetzt muss ich wohl oder übel die Hosen runterlassen. Nicht, dass mich das stören würde. Ich springe auf die Beine und stehe dann in voller Größe direkt vor ihr auf der Matratze, mein Kopf nur Zentimeter unter der Zimmerdecke. Sie singt, ich strippe. Mit großer Geste öffne ich die schwere Gürtelschnalle und reiße den Gürtel mit einer kräftigen Bewegung durch alle Laschen der Jeans. Mit einem lauten metallischen Klacken landet er irgendwo auf dem Boden vor dem Bett. Sekunden später folgt meine Jeans. Jetzt drückt sich ihr direkt vor ihrem Gesicht mein harter Penis entgegen, soweit der Stoff meiner Boxershorts es erlaubt.
„Weiter“, fordert sie mit einem Lächeln.
„Sorry, nur bis zur Unterhose, so ist die Regel.“
„Nein, nein“, gibt sie sanft, aber amüsiert zurück. „Jetzt will ich alles von dir sehen.“ Dann fährt sie langsam mit beiden Händen meine Oberschenkel hinauf und von unten in die Shorts. Ich spüre, wie ihre Finger meine Eier streicheln. Sie erkundet die weiche Haut rund um meinen Penis und dann – endlich, endlich! – streicht sie über meinen Schaft bis hinauf zur Spitze. Irgendwann muss sich meine Vorhaut von selbst zurückgezogen haben, ihre Finger auf meiner Eichel fühlen sich rau an, schmerzhaft und elektrisierend zugleich. Dann zieht sie ihre Hände zurück und mir die Boxershorts bis zu den Knöcheln hinunter. Jetzt sind wir beide nackt.
Langsam und neugierig schiebt sie mit einer Faust meine Vorhaut über die Eichel, dann wieder zurück, vor, zurück und immer wieder vor und zurück. Winzige Bewegungen, aber sie machen mich noch geiler, als ich ohnehin schon bin.
Als meine Eichel wieder einmal freiliegt, beugt sie sich vor und küsst die Spitze. Da sind sie, die feuchten Lippen, die ich schon den ganzen Abend zwischen meinen Beinen spüren will. Ich schließe die Augen und fiebere erwartungsvoll diesem prickelnden, warmen Genuss entgegen, wenn sich Frauenlippen zum ersten Mal über meinen Schwanz schieben.
Ich warte, spüre ihre Hände und … sonst nichts.
Irgendwann öffne ich die Augen und sehe, dass sie sich wieder zurückgelehnt hat. Sie spielt mit ihren Händen ohne große Ambitionen an meinem Ding und strahlt mich mit großen Augen an.
Was soll denn diese Scheiße jetzt?, denke ich.
Jetzt reicht es mir. Die Zeit für Vorspiel ist vorbei. Ich beschließe: Jetzt wird gefickt.
Ich knie mich vor sie aufs Bett und drücke sie bestimmt mit dem Rücken in die Kissen. Sie lässt es zu und zuckt auch nicht, als ich mit beiden Händen ihre Schenkel weit spreize. Da liegt sie vor mir, ihre winzige Möse mit schmalen, mädchenhaften, leicht geöffneten Schamlippen, zwischen denen leuchtend rosa der Eingang zu ihrem Körper lockt. Alles da unten glänzt feucht von ihrer Erregung.
Ich schiebe mich langsam zwischen ihre Schenkel. Mein Ding ragt waagrecht aus meinem Körper und zeigt genau auf ihre Muschi. Es sind nur noch ein paar Zentimeter zum Glück, da meldet sie sich plötzlich: „Warte.“
Ich stoppe, aber innerlich möchte ich schreien. Einen Moment lang habe ich Lust sie zu erwürgen.
„Hast du keine Kondome?“, will sie wissen.
Ich überdenke meine Optionen.
„Nein, tut mir leid“, antworte ich schließlich mit einem angemessenen Maß an Bedauern in meiner Stimme.
In der obersten Schublade meines Schreibtisches liegt eine angebrochene Packung Kondome, die uns für drei Tage Dauerbumsen reichen würde, aber warum mit der zweitbesten Lösung anfangen?
„Nimmst du nicht die Pille?“, spiele ich den Ball an sie zurück.
Lange Pause.
„Doch, schon...“ Es klingt vage.
Fragend blicke ich sie an. Es entsteht eine lange Stille, untermalt nur von den Geräuschen unseres Atems und dem dumpfen Bass aus der Bar. Sie beißt sich angestrengt auf die Lippe, schaut mir prüfend in die Augen. Immer wieder streicht sie sich die Überreste ihrer Frisur aus dem Gesicht.
„Sag mir, dass es sicher für mich ist“, verlangt sie schließlich.
„Es ist völlig sicher“, sage ich ohne eine Millisekunde zu zögern.
Ich bin sauber, völlig klar. Ich will sie bloß ohne Gummi ficken, das ist alles.
Sie kämpft noch einen Augenblick mit sich, dann sagt sie: „Ok. Ich glaube dir.“
Endlich, endlich ist die Bahn frei! Ich schiebe mich die fehlenden Zentimeter nach vorn und platziere meine Schwanzspitze an ihren kleinen Schamlippen. Mit der Linken öffne ich ihre Beine noch etwas weiter, mit der Rechten drücke ich langsam meinen Schwanz an diesem ersten, erregenden Widerstand vorbei. Es gibt nichts Besseres als dieses erste Eindringen!
Als meine Eichel dann fast vollständig zwischen ihren Lippen steckt, halte ich einen Moment inne. Sie hat den Atem angehalten und schaut mich mit großen Augen an. Dann schiebe ich mit einer kräftigen, fließenden Bewegung meinen kompletten Schwanz in ihren Körper, bis meine Eier gegen ihren Arsch stoßen. Ich stöhne, sie japst nach Luft und verkrampft sich. Eine Explosion elektrisierender, süßer Reize tobt durch meinen Bauch. Was wäre das Leben ohne dieses Gefühl?
Als ich meinen Schwanz dann langsam aus ihrem Unterleib ziehe, glänzt er feucht von ihrem Saft. Unter dem kleinen Vordach ihres Kitzlers pressen sich ihre schmalen Schamlippen eng an meinen Schaft. Ich bin da unten ziemlich kräftig gebaut, sie verdammt zierlich.
Ich liebe diesen Anblick: mein Ding, halb versenkt in einem fremden Körper, in dem heißen Kanal zwischen den Schenkeln irgendeines Mädchens. Erneut schiebe mich ganz in sie, wieder stöhnen wir. Dann wiederhole ich dieselbe Bewegung, wieder und wieder und wieder und wieder.
Ich ficke sie. Und während ich sie ficke, existiert sie für mich eigentlich gar nicht. Ist es so schön für sie? Gefällt ihr das Tempo? Sind ihre Augen geschlossen? Stöhnt sie? Keine Ahnung, ich registriere nichts davon. Und es ist mir auch ziemlich egal. Sie ist jetzt einfach nur noch Körper, ein enges, heißes, feuchtes, geiles Loch, das sich nur in einer Hinsicht von tausenden anderer, ähnlicher Löcher in Oxford unterscheidet: Ich kann heute Nacht meinen Schwanz hineinstoßen, bis es mir kommt.
Ich ficke sie unendlich lange, vielleicht eine Stunde, vielleicht zwei. Ist immer schwer zu sagen, wenn ich high bin. Auf Koks kann ich rammeln wie ein Karnickel, endlos lange und beliebig oft. Es ist mindestens so geil wie ohne, vielleicht sogar noch geiler, und es zieht die Sache auf die erregendste Art und Weise in die Länge.
Ich kann nicht so genau sagen, was ich alles mit ihr mache. Irgendwann drehe ich sie flach auf den Bauch, spreize ihre Schenkel mit meinen Knien, presse mit meinen Händen ihre Arschbacken auseinander und ramme ihr mein Ding von hinten in ihre einladend geöffnete Möse. Ich genieße jeden Stoß. So geht das eine ganze Weile, dann ziehe ich sie an der Hüfte hoch auf die Knie und nehme sie doggy-style. Ihre winzige Rosette, die sich im Rhythmus meiner Stöße jedes Mal ein paar Millimeter öffnet und schließt, macht mich unheimlich an.
Als ich schließlich doch irgendwann aufs Finale zusteuere, drehe ich sie wieder auf den Rücken. Ich biege ihre Schenkel hoch in die Luft, so dass sich mir ihre Möse einladend entgegenneigt. Mit dem Oberkörper lehne ich mich zwischen ihre Beine und drücke meinen Penis tief in ihren Körper. Dann nehme ich sie in langsamen, rhythmischen, kräftigen Stößen, wieder und wieder, und mit jedem Stoß spüre ich, wie sich überall in meinem Körper der süße Rausch eines Orgasmus zu regen beginnt, mehr und mehr und mehr, bis es schließlich kein Zurück mehr gibt und eine Flut aus Reizen über mich hinwegrauscht und ich kostbare, lange Momente auf der Schaumkrone dieser Welle reite und stoße und stoße und stoße und mit jedem weiteren Stoß einen Strahl meines Samens in ihren kleinen Körper pumpe, bis der Strom mit jeder weiteren Wiederholung nachlässt und der Rausch ein wenig weiter abklingt. Mein Schwanz ist noch immer steinhart und ich würde sie am liebsten noch ewig weiterficken, aber mit jedem Mal entfernt sich die Lust ein wenig mehr, bald wird sie verdrängt von einem tumben Schmerz an meinem überreizten Schwanz. Ein letztes Mal presse ich mich so fest an sie, wie ich kann, genieße den erregenden Nachhall meines Orgasmus. Dann sacke ich völlig erschöpft über ihr zusammen.
Montag
Das Erste, was ich bemerke, als ich ein paar kurze Stunden später von meinem Wecker rabiat aus dem Tiefschlaf gerissen werde, ist die Kälte in meinem Zimmer. Nackt und aufgedeckt liege ich auf dem Bett und friere. Neben mir liegt sie und dreht mir den Rücken zu, warm eingewickelt in meine Decke, und schläft tief und fest. Es ist wirklich absurd kalt.
Nackt, wie ich bin, quäle ich mich aus dem Bett. Auf der Bettkante sitzend, das Gesicht tief in den Händen vergraben, warte ich darauf, dass mein Kreislauf anspringt. Mir ist schlecht. Es ist zwanzig nach fünf in der Früh und ich habe vielleicht drei Stunden geschlafen. Der Schädel schmerzt vom Saufen, durch meine Adern fließt das Blut zäh wie Blei. Verdammte Drogen! Meine Muskeln schmerzen von den erotischen Überanstrengungen der letzten Stunden und jede Zelle in meinem Körper ist wie tiefgefroren. Kurz: Ich fühle mich ziemlich scheiße.
Ich würde so gerne weiterschlafen, aber es geht nicht. Bevor ich im Sitzen wieder wegdöse, zwinge ich mich aufzustehen. Im schwachen Schein meines Handyschirms ziehe ich mich an und gehe. Die Kleine lasse ich einfach liegen.
Im Treppenhaus fällt mir auf, dass sich auf den Innenseiten der alten Bleiglasfenster eine dünne Schicht Eis gebildet hat.
Ein paar Minuten später schiebe ich in völliger Dunkelheit mein Fahrrad durch das kleine gusseiserne Seitentor des Colleges hinaus auf die St. Paul's Lane. Im schmutziggelben Schein einer funzeligen Straßenlaterne wartet Richard schon auf mich. Müde und angeschlagen sieht er aus, wie er da so steht, die Hände zum Schutz gegen die unmenschlichen Temperaturen tief in den Taschen vergraben. Aber als er mich kommen sieht, grinst er schon wieder.
So ist er halt. Falls es tatsächlich etwas in Richards Leben geben sollte, das er wirklich und nachhaltig ernst nimmt, habe ich es noch nicht entdeckt. Eine Erklärung dafür: Geld, unfassbar viel Geld. Sein Vater leitet einen gewaltigen Investmentfonds in der Londoner City und ist damit zum mehrfachen Milliardär geworden. Richard ist in einer Umgebung aufgewachsen, in der – wie er selbst sagt – Probleme stark dazu tendieren einfach zu verschwinden.
Sein Vater leitet nicht nur den Fonds wie ein Diktator, sondern auch die Familie. Entsprechend sind die Ansprüche, denen Richard von klein auf genügen musste: harte Arbeit, Disziplin, Fokus auf die wichtigen Dinge, Opferbereitschaft, eine Spitzenausbildung und eine steile Karriere in der Londoner Finanzwelt.
Der Richard, den ich kennengelernt habe, ist allerdings das genaue Gegenteil davon. Richard sagt, er sei quasi aus Notwehr so geworden, wie er jetzt ist: der perfekte Hedonist, immer auf der Jagd nach den sinnlichen Dingen des Lebens, dabei völlig desinteressiert an Arbeit, Karriere oder den Erwartungen, die der Rest der Welt an ihn hat. Konsequenzen interessieren ihn nicht, er hat absolut keinen Respekt vor Autorität oder Tradition und eine Weltsicht, die je nach Thema zwischen ironisch und zynisch pendelt. Ganz egal, was er tut, er tut es wie ein Gentleman der alten Schule.
Keine Ahnung, wieso, aber wir haben uns auf Anhieb blendend verstanden.
Als ich in den Schein der Laterne trete, mustert er mich mit einem neugierigen Lächeln und einer hochgezogenen Augenbraue. „Angenehme Nacht gehabt?“
„Sechs von zehn“, berichte ich knapp.
„Nur? Wie kommt's? Die sah doch eigentlich ganz vielversprechend aus.“
„Abzüge in der B-Note, unter anderem für unerlaubtes Zeitspiel.“
Richard schmunzelt. Er will etwas erwidern, schaut dann aber stirnrunzelnd an mir vorbei und ruft stattdessen mit falscher Begeisterung: „Jorge, wie schaffst du das nur immer? Frisch wie der Morgentau!“
Jorge ist aus dem dunklen Torbogen in den Lichtkegel unserer Straßenlaterne gewankt. Er sieht aus wie eine Leiche und wird begleitet von einer ziemlich toxischen Aromawolke aus Kotze und Schweiß.
„Himmel!“, entfährt es mir, dann muss ich lachen.
Jorge glotzt uns zutiefst unzufrieden an. „Ich hasse dieses Land“, grunzt er. „Es ist Oktober, verdammt nochmal! Warum ist es so scheiße kalt?“ Auch nach zwei Jahren klingt sein kantiger Akzent noch mehr spanisch als britisch. Mit größerer Mühe schließt er ein klappriges Fahrrad auf, das an der Außenwand des Colleges lehnt.
„Kein Glück mit der kleinen Blonden?“, frage ich, obwohl die Antwort ziemlich klar sein dürfte.
Dafür hat er nur einen wortlosen Fluch übrig.
„Warten wir noch auf jemanden?“, erkundige ich mich bei Richard. Mir ist saukalt.
„Nein, alle da. James, Lewis und Michael fahren mit Petr im Auto, Seb ist schon da. Tobias hat geschrieben: Er fährt direkt von Balliol hin. Hat die Nacht dort verbracht.“ In den letzten Satz legt er eine Vieldeutigkeit, die mich aufblicken lässt. Er grinst.
„Wer?“, frage ich neugierig.
„Kennst du Allison Moody?“. Genüsslich zieht er die Frage in die Länge.
„Nein!“, rufe ich ungläubig und schlage lachend die Hände über dem Kopf zusammen. „Ist das ein Witz? Mit der? Unfassbar!“
„Unfassbar“, stimmt Richard zu. „Hat einfach keine Standards, der Gute.“
Dann radeln wir los, am College vorbei über den Radcliffe Square und durch die schmalen Gässchen in Richtung Themse, wo sich das Bootshaus von St. Paul's befindet. Erstes Training im neuen Jahr, ein lockeres Warmlaufen für die kommenden Wochen. Hoffe ich jedenfalls, denn für mehr bin ich heute Morgen noch nicht zu gebrauchen.
Rudern in Oxford ist nichts für Weicheier. Drei-, viermal die Woche, wenn vernünftige Menschen noch schlafen, sitzen wir im Boot und reißen uns den Arsch auf. Jeder, der einmal an einem nebligen Novembermorgen durch den eisigen Nieselregen gerudert ist – mit Feuer in völlig überlasteten Muskeln und Blutgeschmack im Rachen – überlegt sich gut, ob Rudern wirklich der richtige Sport für ihn ist. Denn: Kneifen ist nicht, egal wie hart die Nacht war. Im Team muss sich jeder auf jeden verlassen können, zu einhundert Prozent. Also quäle ich mich hin, jedes verdammte Mal, weil ich diesen Sport liebe, weil die Jungs, die da am Wasser auf mich warten, meine besten Freunde sind und weil ich mich nach jeder Einheit auf dem Fluss fühle, als könne nichts in meinem Leben jemals wieder schiefgehen.
Heute ist die Fahrt zum Bootshaus aber wirklich kein Vergnügen. Die arktische Kälte war schon im Stehen schlimm genug, jetzt schneidet der unbarmherzige Fahrtwind durch meine Kleidung wie Rasierklingen. Nach ein paar Minuten spüre ich meine Nase nicht mehr. Schon nüchtern und ausgeschlafen wäre es eine üble Fahrt, so ist es eine unmenschliche Qual.
Wir biegen in den Grove Walk ein, einen schmalen Weg, der an einem Seitenflügel des Corpus Christi College vorbei zum Fluss führt. Auf Höhe der Studentenunterkünfte nimmt Jorge die Hände vom Lenker, steckt sich ein paar Finger in den Mund und pfeift. Ich kenne niemanden, der so unfassbar laut pfeifen kann wie Jorge. Der schrille Ton schlägt in die friedlich schlummernde Gasse ein wie eine Bombe. Es fiept in meinen Ohren.
Schätzungsweise sitzen in diesem Moment ziemlich viele ziemlich verwirrte Corpus-Erstsemester hellwach und mit Herzrasen in ihren Betten. Jorge lacht wie ein Verrückter, als wir das College hinter uns lassen. Corpus Christi und St. Paul's sind sich in einer jahrhundertealten, von beiden Seiten liebevoll gepflegten, herzlichen Feindschaft verbunden. Niemand weiß, warum.
Als wir es fast über die großen Wiesen vor dem Christ Church College geschafft haben, beginnt es zu schneien. Erst treffen mich nur einzelne Flocken, winzig und hart, aber dann kommt immer mehr und mehr herunter, bis wir schließlich im dichten weißen Schneegestöber den Weg nicht mehr erkennen können.
Wir halten an.
„Wow!“, entfährt es mir ungläubig.
„Oh, wie schön...“, kommentiert Richard mit ganz feinem britischen Sarkasmus.
Jorge stöhnt nur: „Gott, wie ich dieses Land hasse!“
* * *
Ein paar Stunden später schiebe ich mein Rad wieder zurück durch die St. Paul's Lane. Ich bin schlapp und durchgefroren, aber von meinem Kater ist nichts mehr übrig und meine Laune könnte besser nicht sein. Gekokst, gefickt, gerudert, eingeladen zur Clarendon-Party – so darf die Freshers' Week weitergehen.
Eine kraftlose Morgensonne wirft erste fahle Strahlen durch das kleine Fenster in mein Zimmer. Davor liegen wie eingepudert unter einer frischen Schneedecke die zeitlosen, verträumten Türmchen Oxfords.
Die Kleine ist weg.
Bevor sie gegangen ist, stelle ich verblüfft fest, hat sie scheinbar das Bedürfnis verspürt mein Bett ordentlich zu machen. Das habe ich jetzt auch noch nie gehabt, aber gut. Auf meinem sorgfältig ausgeschüttelten Kopfkissen liegt eines der linierten hellblauen Karteikärtchen, wie ich sie zum Lernen benutze. Darauf steht in einer spitzen, routinierten Bleistiftschrift: „Heute Abend in der Bar? Alice.“ Darunter ihre Handynummer.
Und dann hat sie noch, ich kann es kaum glauben, ein Herzchen daneben gezeichnet.
Ich starre auf die kleine Kritzelei: Ein Herz, ausschraffiert.
Ist das ihr Ernst? Wir sind doch nicht mehr sechzehn, verdammt nochmal.
Irgendwie macht mich das fertig, dieses Herz.
Ich setze mich aufs Bett und glotze blöde auf das Kärtchen. Was will sie mir denn damit jetzt sagen? Denkt sie etwa, die letzte Nacht sei der Anfang von etwas Ernsterem gewesen? Liebe? So unbedarft kann doch keiner sein. Oder doch? Ich denke an das zarte Rehkitz mit den großen braunen Augen. Ich werde Bambi zum Weinen bringen müssen.
Oh, Mann... Jetzt habe ich beinahe so etwas wie ein schlechtes Gewissen.
An der Sachlage ändert sich dadurch freilich nichts: Bei mir gibt's One-Night-Stands, bei beiderseitigem Interesse gerne mit ein paar Zugaben. Im Beziehungs-Business bin ich aber ganz sicher nicht. Vielen Dank für letzte Nacht, die Nächste bitte...
Ich zerknülle das Kärtchen und werfe es in den Müll. Dann gehe ich duschen.
* * *
Der Rest des Tages gehört dem Studium. Qualvoll langsam verrinnt die Zeit in der Bodleian Library, kurz Bod, mit Vorbereitungen auf den Beginn meiner Seminare in der kommenden Woche. Mein Betreuer am Institut wird wissen wollen, was ich den Sommer über gelesen habe, und irgendwie glaube ich nicht, dass er „nichts“ als Antwort gelten lassen wird. Also quäle ich mich durch ein paar Kapitel über Jeremy Bentham und Adam Smith.
Zwischendurch tausche ich etwa zweihundertfünfzig sehr unterhaltsame Nachrichten mit Richard, Seb, Lewis, Michael und Jorge über Tobias' erotische Eskapade mit Allison Moody im Balliol College aus. Das halbe College lacht schon darüber.
Ich durchquere gerade die Lobby der Bod, um einen schnellen Kaffee trinken zu gehen, als mich plötzlich jemand anspricht.
„Hi“, sagt ein in Mantel, Schal und Mütze dick verpacktes Mädchen und lächelt mich freundlich an. Blondes Haar quillt unter der fusseligen Norwegerwollmütze hervor. Es ist Victoria, und sogar so sieht sie spitze aus.
„Oh, hi“, sage ich, erfreut, dass sie mich schon zu den Leuten zählt, für die man stehen bleibt. „Hätte dich fast nicht erkannt unter deiner Mütze. Steht dir.“
„Danke.“ Sie wischt sich ein bisschen frischen Schnee vom Mantel.
„Schon eingelebt?“
„Na ja“, lacht sie. „Geht so. So richtig blicke ich noch nicht durch. Mein Institut habe ich noch gar nicht gefunden, und wie man hier einen Bibliotheksausweis bekommt? Absolut keine Ahnung.“
„Oh, das geht überraschend einfach, wenn man weiß, wo man hin muss. Kann ich dir zeigen.“ Aus einer spontanen Eingebung heraus mache ich ihr einen Vorschlag: „Ich wollte grade eine kleine Pause machen. Wie wär's? Jetzt holen wir dir erst schnell deinen Ausweis und dann gehen wir einen Kaffee trinken. Es gibt da so einen kleinen Coffee Shop auf der Turl Street, den man kennen muss.“
Sie seufzt und lächelt leicht gequält. Es ist nicht gerade die Reaktion, auf die ich gehofft habe. „Ach, weißt du… du bist heute schon der dritte Kerl, der mich auf einen Kaffee einlädt. Nimm's mir nicht übel, aber ich weiß nicht so genau ... was ich von diesen Angeboten halten soll.“
Ich bin nicht wirklich überrascht. Aber stehen lassen kann ich das so natürlich auch nicht. Frage der Ehre. „Steckst du mich echt mit den Frustrierten und Verzweifelten in eine Schublade, die auf gut Glück alle hübschen Freshers anquatschen? Ich glaube, ich muss an meinem Image arbeiten.“
Sie mustert mich, unsicher, ich das ernst gemeint habe. Am Ende entscheidet sie sich für die sichere Antwort: „Sorry … ich will dir nichts unterstellen.“
Ich finde, es klingt ernst gemeint. „Nein, bitte, kein Problem. Ich dachte halt, wo wir jetzt ein Jahr lang Zimmernachbarn sind, wäre es doch schön sich ein bisschen zu kennen. Also … was sagst du? Schneller Kaffee in der Turl Street? Ich verspreche, du musst ihn selbst bezahlen.“
Keine Ahnung, ob sie das überzeugt, aber immerhin bringt es sie zum Lachen. Dann legt sie den Kopf schief, lächelt mich an und überlegt einen Moment. „Also gut“, sagt sie am Ende. „Überredet.“
„Na dann los“, sage ich und denke an Victorias sensationellen Körper. Jorge hat schon recht: Nächste Woche sind hundert Leute hinter ihr her, meine Chancen stehen also verdammt schlecht. Aber wer nicht spielt, sage ich mir, kann auch nicht gewinnen.
* * *
Als ich gegen neunzehn Uhr mit einigen Büchern unter dem Arm die Bod verlasse und in die eisige Nachtluft trete, schneit es schon wieder.
Für den Abend gibt es verschiedene Optionen: Freshers' Party am Merton College oder eine ganz ähnliche Feier in Balliol. Merton ist größer, Balliol hat mehr Stil, Leute kenne ich hier wie dort. Oder doch in den Pub, wo ein Bekannter aus dem Institut den erfolgreichen Abschluss seiner Doktorarbeit feiert?
Und dann gibt es natürlich noch Alice, die möglicherweise gerade in der St. Paul's College-Bar auf mich wartet. Vermutlich sollte ich ihr irgendetwas sagen, um diese blöde Sache aus der Welt zu schaffen. Wenn ich ihre Nummer nicht weggeworfen hätte, könnte ich ihr jetzt kurz eine Nachricht schreiben, dass sie sich das Warten sparen kann. Aber die Karte ist zusammen mit dem restlichen Müll längst aus meinem Zimmer verschwunden. Also doch hingehen und meine Meinung zu ihrer Willst-du-mit-mir-gehen-Scheiße persönlich vortragen? Nein, nein, entscheide ich. Ich werfe doch wegen der dummen Kuh nicht einen kostbaren Abend in der Freshers' Week weg. Am Ende heult sie noch und macht mir eine Szene. Nein, danke.
Sie kommt sowieso nicht, wenn sie den ganzen Tag nichts von dir gehört hat, argumentiert ein hilfreicher Teil meines Kopfes. Und falls doch?, fragt mein Gewissen, aber es lässt sich ziemlich einfach ignorieren.
Ich entscheide mich für die Party am Balliol College. Die halbe Nacht lang feiere ich ausgelassen und turbulent mit einem ziemlich hübschen Mädchen aus Mexiko. Frida heißt sie und will gar nicht mehr aufhören mit mir zu tanzen. Sie schüttelt ihre wilden schwarzen Locken und schlingt ihre Arme um mich.
Am Ende der Nacht reicht es leider nur für einen leidenschaftlichen Kuss am Tor vor ihrem College. Sie macht mich ganz schön heiß, lässt sich dann aber auf nichts ein. Sie weiß, wie das Spiel läuft, das kann ich respektieren. Am Ende stehe ich da mit einer zu engen Hose, dem süßen Geschmack ihrer Zunge in meinem Mund, ihrer Telefonnummer und der Aussicht auf mehr in der kommenden Woche. Was soll's? Bumse ich sie halt nächstes Mal.
An Alice habe ich den ganzen Abend lang keinen Gedanken verschwendet. Aber als ich dann heimkomme und fröstelnd unter die kalte Bettdecke in meinem Zimmer schlüpfe, ist es plötzlich, als läge sie noch immer hier an meiner Seite. Die Bettdecke, das Laken, das Kissen: Alles riecht nach Alice. Es ist ein fremder Duft, aber ich mag ihn. Wie Honig, Flieder und Geborgenheit, denke ich noch mit einem Lächeln im Gesicht.
Dienstag
Der Vormittag gehört der Frage, wie ein internationales Finanzmarktregime strukturiert sein muss, damit es sowohl gerecht als auch stabil ist. Wahnsinnig spannend.
Nach dem Mittagessen im großen Speisesaal von St. Paul's treffe ich Richard im Old Quad. Die Rasenfläche im Hof ist nach einer Nacht mit Dauerschneefall unter einer dicken weißen Decke verschwunden, aber immerhin sind die Wege freigeräumt.
„Ok“, sagt Richard und nickt in Richtung Hauptausgang, die Hände tief in den Manteltaschen vergraben. „Geht's los?“
Als wir ein paar Schritte gegangen sind, schaut er mich von der Seite an. „Bist du sicher, dass du einen Smoking brauchst?“
„Du hast doch gesagt, dass wir im Smoking zur Clarendon-Party gehen sollen“, halte ich ihm vor.
„Machen wir auch. Aber du hast doch einen, oder?“
„Nicht seit dem Boat Club-Dinner.“
Richard lacht vergnügt. Das war aber auch wirklich eine Party für die Geschichtsbücher, unsere Siegesfeier nach dem gewonnenen Titel im Sommer. Zugegeben, die Nacht war ein klein wenig ausgeufert. Dr. Kendal, der Dekan von St. Paul's, war stinksauer und hat uns bis auf Weiteres alle Veranstaltungen im Adam-Smith-Room, wo der Boat Club sich traditionell trifft, verboten. Irgendwie hatte das zweihundert Jahre alte Portrait des großen Ökonomen so viel Wodka abbekommen, dass es restauriert werden musste. Dagegen war mein Smoking ein vergleichsweise unbedeutender Kollateralschaden des Abends gewesen.
„Und wo willst du den Neuen holen?“, will Richard wissen.
„Ich dachte H&M.“
Richard bleibt abrupt stehen und schaut mich an, als hätte ich vorgeschlagen in der Altkleidersammlung danach zu wühlen.
„H&M?“, fragt er ungläubig und wirkt tatsächlich schockiert. „Bist du sicher, dass du nicht besser in Bradford oder so studieren gehst?“
Ich ziehe die Schultern hoch und grinse. Dass Richard kein Gefühl für die Einkommensverhältnisse anderer Leute hat, bin ich gewohnt. Mein Vater ist kein Milliardär, sondern Steuerfachangestellter in einer winzigen Kanzlei in Bayreuth. Dass ich in Oxford ganz unten auf der Wohlstandsleiter stehe, hat mich in meinem ersten Jahr geärgert, mittlerweile juckt es mich nicht mehr. Man macht halt das Beste daraus. In diesem Fall ist das Beste eben der Billig-Smoking, den sie hier im örtlichen H&M verramschen.
„Mehr ist mit einem Stipendium des altehrwürdigen St. Paul's College nicht drin“, erkläre ich ihm.
„Ach ja, ich vergesse immer, dass du ein Gossenkind bist.“ Er sagt es freundlich, und ich weiß, es ist seine Art Entschuldigung zu sagen.
Ich will gerade antworten, da sehe ich, wie Alice mit einer anderen Studentin den Hof betritt, keine fünfzig Meter Luftlinie von uns entfernt auf der anderen Seite des Rasens. Sie hat mich nicht gesehen und ich möchte, dass es so bleibt, also nehme ich Richards Arm und ziehe ihn weiter in Richtung Ausgang. „Da ist Alice. Lass uns gehen, ich möchte nicht mit ihr reden.“
„Wer ist Alice?“, fragt er verwirrt, aber immerhin kommt er mit.
„Die kleine Brünette von Sonntag.“
„Na und?“, fragt er zurück, immer noch verwirrt.
Richard hat dieses geradezu lächerliche Talent, seine Bettgeschichten in Freundschaften zu verwandeln. Keine Ahnung, wie er das macht. Ich erzähle ihm von der Nachricht, die Alice mir hinterlassen hat. Als ich das Herzchen erwähne, muss er lachen.
Dann ruft jemand meinen Namen über den Hof. Es ist Alice, natürlich. Zum Glück liegt der Ausgang direkt vor uns und ich kann einfach so tun, als hätte ich sie nicht gehört. In meinem Rücken spüre ich ihre Blicke und bin dankbar, als wir ein paar Sekunden später durch die großen Holztore des Colleges auf die Straße treten und Richtung High Street gehen.
„Stilvoll gelöst“, kommentiert Richard mit einer großzügigen Dosis Sarkasmus. „Warum sagst du ihr nicht einfach, dass du kein Interesse an ihr hast? Machst du doch sonst auch.“
Das ist eine berechtigte Frage, auf die ich keine Antwort parat habe. Ich weiß selbst nicht so genau, warum ich es nicht fertig bringe Alice zu sagen, dass sie mir nichts bedeutet. Wenn solche Gespräche doch mal nötig werden, erledige ich sie eigentlich immer kurz und schmerzlos. Hi, tut mir ja leid, aber es ging mir nur um den Sex, ja, ganz sicher, nein, kein Interesse an Kontakt, ok, verstehe, du mich auch. Fertig.
Warum also ist es anders bei Alice?
Es ist dieses blöde Herzchen, entscheide ich, und alles, wofür es steht. Mit so viel Unschuld und Naivität komme ich nicht klar. Alice zu sagen, dass ich nicht das Geringste für sie empfinde, kommt mir vor, als müsse ich einer Vierjährigen erklären, dass Mama und Papa eines Tages sterben und nie wieder zurückkommen werden. Es war ein Fehler mit ihr zu schlafen. Ich wollte nur Sex, mehr nicht. Aber gibt es keinen Ausweg ohne diesem zarten kleinen Wesen das Herz zu brechen? Ab jetzt keine schüchternen Mädchen mehr, nehme ich mir vor.
Richard mustert mich genau. Ich nehme an, er kann vieles von dem erraten, was mir so durch den Kopf geht. Er kennt mich halt zu gut. „Ich bin sicher, du findest eine … freundliche Art es ihr zu sagen.“
Ich lasse das unkommentiert und er versteht, dass ich das Thema nicht weiter verfolgen will.
Die nächsten Meter gehen wir schweigend. „Ok, zurück zum Smoking“, beginnt er dann. „Wie viel wolltest du ausgeben?“
Ich nenne ihm mein Budget.
„Oh“, sagt er ernüchtert. „Doch so viel.“
„Mehr ist nicht.“
Ohne zu zögern erklärt er: „Sorry, keine Chance. Ich gehe nicht mit dir auf diese Party, wenn dein Anzug aussieht, als hätte ihn deine Mama für dich genäht. Du willst doch, dass diese Leute dich ernst nehmen, oder? Ich sage dir jetzt, wie wir das machen: Wir kaufen dir heute einen richtigen Smoking. Ich zahle. Und wenn du in ein paar Jahren steinreich bist, zahlst du es mir wieder zurück.“
Er sagt es in seinem Standardtonfa
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bolle
Vielen Dank für deine Mühe.«
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Schlichtweg sehr gut geschrieben!
Trotz der (noch) frauenfeindlichen Härte würde ich die Story schon fast als Erotikroman bezeichnen. Soviele Charaktere und nicht sexuelle Handlungen, das hat mit dem üblichen "Rammelgeschreibe" ;-) (und da schließe ich meine drei bescheidenen Versuche nicht aus) nichts zu tun!
Chapeau!«
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Bin gespannt auf die Fortsetzung.«
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um Fortsetzung!!«
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Da freut man sich auf die nächsten Teile und ist gespannt, wohin sich die Handlung entwickelt«
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Ich habe in der letzten Zeit sehr lange keine besser geschriebene Story gelesen, weiter so!
Ich freue mich auf die nächsten Teile!«
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Eumel
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