Vier Mädchen, Kapitel 26 und 27, Epilog
von andreashava
ANJA
Anja legte ein ganz schönes Tempo vor.
Dabei hatten wir doch einige Mühe, uns an unsere neuen Kleider zu gewöhnen. Der beidseitig bis zu den Hüften geschlitzte Stoff ermöglichte uns zwar große Schritte, andererseits stimulierte die so eng anliegende Viskose unsere erogenen Zonen auf wunderbare Weise.
„He, nicht so schnell“, rief Claudia mit keuchender Stimme hinter Anja her.
Die blieb tatsächlich stehen, wandte sich uns mit in die Hüften gestemmten Händen zu, registrierte mit verzücktem Lächeln, dass sich auf Lisas kobaltblauem und Yasminas dunkelgrünem Kleid bereits kleine, feuchte Flecken über dem Schritt gebildet hatten.
„Wenn wir weiter so rennen“, hechelte selbst Anne, „dann sind unsere Kleider verschwitzt und ruiniert, ehe wir überhaupt auf der Party angekommen sind.“
„Oh, ja“, pflichtete ihr Aishe bei, „nach dieser Fahrradtour klebt meine Haut ohnehin wie nichts Gutes.“
Dabei hatte sie die Tüte in der Hand, diese schwarze Papiertüte mit dem goldenen Aufdruck „she“, in der Ingrid unser T-Shirts und Minis verstaut hatte.
Anne hatte Recht, und Lisa war die Erste, die ihr Kleid über den Kopf zog, die Menschentraube, die sich um uns gebildet hatte, interessierte sie nicht, auch nicht, dass wir uns in einem sehr belebten Gässchen dieses malerischen Provinz-Städtchens befanden. Eine Frau steuerte panisch ihren Kinderwagen aus dem Zentrum des Geschehens, hatte dabei aber erheblich mehr Mühe, ihren Mann hinter sich her zu zerren.
„Wow“, stieß Lisa in einem Gefühl der Erleichterung aus, legte ihr Kleid in Anjas Arme, streckte, drehte und räkelte sich, als sei sie gerade aus dem Bett gestiegen, „das tut gut, endlich frische Luft.“
„Lisa ist ein echtes Ferkel“, säuselte mir Anne zu, „aber ich bin auch eins!“
Und schon hatte auch sie sich ihres Kleides entledigt, forderte Lisa zu einem Walzer auf, dessen Dreivierteltakt von der klatschenden Menge vorgegeben wurde. Selbst den beiden Polizisten, die vermutlich herbeigerufen worden waren, um uns wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses zu verhaften, fielen fast die Augen aus dem Kopf.
Grinsend stellte ich fest, dass die Uniformhosen niederländischer Ordnungshüter offenkundig nicht ganz so weit geschnitten sind, wie die der unsrigen. Einen Polizisten mit dicker Beule in der Hose hatte ich in Köln jedenfalls noch nie gesehen, na, ja, zumindest hatte ich nie so sehr darauf geachtet.
Der geschwollene Auftritt der „politie“-Herren gab mir zumindest für einen Moment die Sicherheit, dass uns keine unmittelbare Festnahme drohen würde. In Windeseile waren wir alle sechs splitternackt, Aishe bat mich zum Tanz, Yasmina führte Claudia zu diesem spontan inszenierten Middelburger Opernball. Ein Tanzvergnügen der etwas anderen Art, denn niemand musste eine Schleppe tragen.
Anja schien sich mit der Rolle der Kammerzofe abgefunden zu haben, über ihrem rechten Arm wehten unsere Kleider, mit der linken Hand hielt sie die Papiertüte aus Ingrids Laden sowie Claudias Handtasche.
Aus Anjas lüsternem Blick las ich, dass sie in diesem Moment nur zu gerne eine dritte Hand gehabt hätte.
Yasmina ließ Claudia eine um die andere Pirouette drehen, wobei der Feuerglanz aus Claudias zweitem Mundwinkel die Menschen um uns herum völlig aus dem Takt brachte.
Auch Aishes und meine Tanzschritte verwandelten sich mehr und mehr in einen langsamen, verschlungenen Schmuseblues. Wie zwei mit Schutzkappen versehene Stacheln massierten ihre Brüstchen meine erigierten Nippel, während Aishes zu voller Pracht durchpulste Klit gierig meine Perle aus ihrem Versteck lockte. Hatten wir eben noch Wange an Wange getanzt, verloren wir uns jetzt in einem wilden, gierigen Spiel unserer Lippen und Zungen.
Doch Anja, ein Kind dieses Städtchens, hatte feinste Antennen, sie würde es fühlen, wann sich die geduldig ertragene Geilheit der beiden Ordnungshüter in aggressives Besinnen auf ihre dienstlichen Pflichten verkehren würde - und das geschah just in jenem Moment.
„Los, abhauen!“, schrie Anja derart panisch, dass wir ihr stante pede folgten, die beiden Polizisten dicht hinter uns. Deren gellende Trillerpfeifen passten sich dem Rhythmus des Atems an, keuchten bald genauso wie ihre Besitzer.
Anja, mit enger Hüftjeans, hervorblitzendem String, knappem Top und Turnschuhen bekleidet, rannte vorneweg. Wie ein Brautschleier flatterten unsere bunten Kleider im Wind, wir sechs Nackedeis dicht dahinter. Die Polizisten hatten tatsächlich Mühe, Schritt zu halten, selbst Claudia lief in ihrer nackten Panik zu sportlicher Höchstleistung auf.
Es war der Sturz eines Fahrradfahrers, der uns vor dem Zugriff der königlich-niederländischen Staatsgewalt bewahrte.
Vermutlich dachte er, Anja hätte uns die Kleider geklaut, jedenfalls verkeilte er das Vorderrad beim Herumreißen des Lenkers derart, dass er unmittelbar vor die Füße der über ihn stolpernden Polizisten stürzte.
Anja schlug einen weiteren Haken, führte uns in eine kaum belebte Gasse, dort in einen offen stehenden Hauseingang. Ich, die Letzte, schloss die Tür.
„Ist das krass!“, keuchte unsere Retterin, nachdem wir uns alle von den ersten Anstrengungen der Flucht erholt und sich unsere Augen an die Dunkelheit des Hausflurs gewöhnt hatten.
Ein widerwärtiger, beißender Gestank beleidigte unsere Nasen, der ätzende Gestank von Urin und Müll. Ich glaubte, sogar eine fette Ratte gesehen zu haben, die Schutz im weit - über den kaum noch als solchen zu erkennenden Boden - verstreuten Unrat suchte, verschwieg diese Beobachtung allerdings meinen Freundinnen.
„Hier wohnst du?!“ - Ekel und Abscheu klangen aus Yasminas Frage, doch Anjas Antwort ließ unsere peinlich betroffene Löwin derart erröten, dass wir alle mit ihr litten.
„Du bist wohl voll bescheuert!“, giftete Anja zurück, „meinst du, nur weil ich im Coffeeshop arbeite und selbst gelegentlich kiffe, würde ich in so einem Dreck hausen?!“
„Das ist mal wieder typisch Deutsch“, redete sie sich weiter in Rage, „ihr sauberen Krautfresser und wir stinkenden Käsis!“
„Entschuldige“, erwiderte Yasmina kleinlaut, „aber, wenn du es genau wissen willst, ich mag überhaupt kein Sauerkraut.“
„Aber ich“, lachte Anja, und damit war der deutsch-niederländische Nachbarschaftsstreit ein für allemal begraben.
„Das war echt 'ne geile Nummer, die ihr eben abgezogen habt“, sinnierte unsere neue Freundin, „doch ich weiß noch nicht, wie wir da wieder rauskommen sollen. Aber jetzt zieht erst mal eure alten Klamotten wieder an!“
Das kostete in diesem abscheulichen Ambiente einiges an Überwindung, aber splitternackt konnten wir nun wirklich nicht zurück auf die Straße.
„Was meinst Du mit ,rauskommen'?“, stammelte Aishe, hatte den Ernst der Lage noch nicht begriffen.
„Ey, Schätzchen!“, klärte sie Anja auf, „Eure süßen Visagen hängen im Schaukasten an der Kirche, wer weiß, wo sonst noch. Da brauchen die nur noch groß ,Wanted!' drüber zu schreiben.“
„Wir haben aber doch nichts Böses getan“, war Aishe den Tränen nahe.
„Nein, nichts Böses“, sagte Anne mit sanfter, tröstender Stimme, schloss dabei Aishe in ihre Arme, „aber etwas Verbotenes.“
Wie die begossenen Pudel standen wir da, Verbrecherinnen, die sich in einem schmuddeligen, bestialisch stinkenden Flur versteckt halten mussten.
Wie tief waren wir nur gesunken.
„Es war meine Schuld“, meldete sich Lisa zu Wort, „ich hab' mich doch als Erste ausgezogen.“
„Jetzt fang' nicht wieder mit diesem Blödsinn an!“, fuhr ich ihr verärgert über den Mund, „Dein ständiges ,Ich bin schuld' kann ich bald nicht mehr hören!“
„Ey, sachte, sachte, ganz cool bleiben“, mischte sich Anja deeskalierend ein, „mir fällt da gerade was ein ...“
Erwartungsvoll hingen wir an den Lippen unserer Freundin, deren Vortrag selbst für Yasmina überaus plausibel klang.
„Ich bin mir ziemlich sicher“, eröffnete Anja ihre Ansprache, „dass die beiden Cops das Ganze auf sich beruhen lassen werden, wir dürfen ihnen nur heute nicht mehr in die Quere kommen. Oder könnt ihr euch vorstellen, dass die geilen Bullen in ihre Station dackeln und ganz cool von ihrer Heldentat berichten?!“
„Genial“, frohlockte Yasmina, „Anja, du bist einfach nur genial. Na, klar, das ist es doch: Die beiden wären für alle Zeit dem Gespött ihrer Kollegen ausgeliefert.“
„Oh, ja“, lachte Anne, „zwei kräftige, schwanzgesteuerte Polizisten verfolgen sechs kleine, harmlose, nackte Mädchen und lassen sie dann entwischen. Das würde für ein großes Hallo auf der Wache sorgen.“
Ich konnte mich diesem abrupten Stimmungswandel nicht mit der Euphorie anschließen, die meine Freundinnen letztlich von mir erwarteten. Es war dieser abartige Gestank, dieser widerliche Dreck, der jegliches zart aufkeimende Gefühl von Hoffnung oder gar Fröhlichkeit in einen tiefen Morast der Depression stürzen ließ. Ich war äußerst skeptisch, hatte eher den Eindruck, dass wir gerade dabei waren, unsere ausweglose Situation künstlich schön zu reden.
Selbst Claudia, die dank ihrer Nonchalance schon so manche heikle Situation in ein freudiges Ereignis gekehrt hatte, schien am Boden zerstört.
„Wenn sie aber vor der Tür lauern“, wisperte sie mit belegter Stimme, „dann kriegen sie uns ...“
Die ganze Aufregung und Anstrengung der Flucht steckte unserer Feuermöse tief in den Knochen. „Und was ist, was ist, wenn mein Onkel etwas davon erfährt!?“, schluchzte sie laut auf.
Aishe weinte ebenfalls, und auch ich hatte Mühe, meine Tränen zurückzuhalten, während sich Lisa erneut in jämmerlichen Selbstbezichtigungen übte.
Das war mein Weckruf, ich konnte ihr permanentes Schuldgedusel wirklich nicht mehr ertragen.
Statt ihr jedoch in die Parade zu fahren, besann ich mich auf den Optimismus, den Anne und Yasmina verbreiteten, ja, Anja sowieso.
Ich schloss Lisa in meine Arme, bettete ihre Wange sanft auf meine Schulter, streichelte zärtlich ihren tatsächlich glühend heißen Feuerkopf.
Yasmina und Anne trösteten Aishe gleich vierhändig, Anja widmete sich Claudia, versuchte ihre immer noch kläglich schluchzende Halb-Landsschwester zu beruhigen, säuselte ihr gar niederländische Liebesschwüre ins Ohr, deren Inhalt wir nicht verstehen konnten, die aber sichtlich dazu beitrugen, Claudias Miene zu erhellen.
Ich war völlig perplex, denn bis zu diesem Zeitpunkt hatte die krächzende Sprache unseres Nachbarvolkes für mein Verständnis von Sprachästhetik soviel mit Erotik zu tun, wie ein unter Brechreiz vorgetragenes Poem von Novalis oder Eichendorff.
Aber aus Anjas Mund klang das alles so anders, so wunderbar erotisch und verführerisch ...
„Die Bullen sind sicher weg“, wechselte Anja zurück ins Deutsche, „die sind hier nicht so hart drauf, wie bei euch.“
„Und schon gar nicht so hart und geil wie dein edles Teil“, säuselte sie, fasste dabei ungeniert in Claudias Schritt, „mmh, wie geil sich das anfühlt ...“
„Nicht hier!“, unterband Lisa das aufkeimende zärtliche Liebesspiel der beiden, schubste mich dabei von sich weg. „Nicht in diesem Drecksloch!“
Anja löste sich von Claudia, was diese sichtlich bedauerte, aber Lisa hatte Recht. Wir mochten - bis zu diesem Moment unseres gegenseitigen Tröstens und zärtlichen Schmusens - tief gesunken sein, aber wir hatten Stolz und Würde, und das sollte auch so bleiben.
Ich hatte mich bei Claudia eingehakt, während wir auf dem Weg zu Anjas Wohnung fröhlich durch die Gässchen flanierten. Ja, etliche Passanten nahmen die von uns ausgesandten Sonnenstrahlen als willkommenen Zauber auf,
Glück kann doch so ansteckend sein.
„Jetzt sag' aber mal, was dir Anja ins Ohr geflüstert hat“, platzte ich fast vor Neugier, „womit hat sie dich aus deiner Trauer gerissen?“
„Willst du das wirklich wissen?“
„Oh, ja, ich brenne darauf ...“
Claudia hakte sich aus, wandte sich mir frontal zu, schaute mit ihren zum Dahinschmelzen schönen Augen tief in meine Seele, so durchdringend, dass ich nicht einmal ihr schelmisches Grinsen bemerkte.
„Sie hat mir gesagt, dass sie mir gleich eine dieser wässrigen, holländischen Salatgurken bis zum Anschlag in mein geiles, schmieriges Arschloch rammen wird und mir gleichzeitig die triefende, nach altem Fisch stinkende Nuttenfotze bis tief in die Gebärmutter mit diesen bestrahlten holländischen Treibhaustomaten stopft, so dass der Glanz meiner Rubine auf ewig verblassen wird ...“
Ich war völlig entsetzt, begriff aber durch das Kichern meiner Freundinnen, dass mich Claudia in meiner Neugier gerade ganz gemein auf den Arm genommen hatte.
„Hey, Claudia“, schüttelte sich Lisa vor Lachen, „Dirty Talk ist nicht dein Metier. Du solltest dich lieber auf das Ausbrüten von Tulpenzwiebeln beschränken, ehe du deinen Muttermund mit Tomaten öffnest!“
Mit zwei, drei erläuternden Sätzen hatte Yasmina unserer verdutzt dreinschauenden Anja den Sturz in Onkel Tons Tulpenbeet geschildert, ehe sich Anja, mit einem zärtlichen Lächeln im Gesicht, mir zuwandte.
„Ich habe längst gemerkt, dass du unsere Sprache nicht magst“, sagte sie mit freundlicher Stimme, „aber die eure ist auch nicht gerade sehr melodiös, schon gar nicht erotisch.“
Oh, da irrte Anja, aber ich hatte mich ja auch geirrt.
„Ich habe Claudia etwas zugeflüstert, was ihr alle ruhig hören könnt. Ich habe ihr gesagt, dass ich unendlich glücklich bin euch getroffen zu haben, dass es für mich einer der schönsten Tage seit ganz langer Zeit ist, dass ich meinen Freund Piet liebe, ihn nie verlassen werde, dass ich mich aber auch in euch verliebt habe, alle sechs, so wie ihr seid ...“
Wow!
Behutsam küsste ich eine der Freudentränen weg, die ganz zart aus ihren Augenwinkeln geronnen waren, doch Anja stieß mich zurück, streckte ihre Fäuste in den Himmel, führte einen wahren, von euphorischem Irrsinn motivierten Freudentanz auf.
„Jaahh!“, schrie sie aus voller Kehle, „Ihr seid die scheißigsten, liebsten, geilsten, verdammtesten Tussen auf der ganzen Welt. Ich liebe euch!!!“
Dass gerade Holländer, vielleicht noch getoppt von unseren angelsächsischen Freunden, überaus extrovertiert und dabei unglaublich laut sein können, das hatte ich als Jugendliche in Spanien erstmals erlebt. Damals musste ich mich nicht nur wegen des peinlichen Verhaltens meiner deutschen Landsleute schämen. Anjas euphorischer Ausbruch aber war der Gipfel, so irrwitzig, dass auch die vielen Passanten schleunigst das Weite suchten.
„Scheißig“, gab Yasmina einen ihrer wieder einmal besonders scharfsinnigen Kommentare ab, „gibt's in der Deutschen Sprache nicht.“
Aber das war jetzt auch egal.
Wir schulterten die neue Königin der Niederlande, trugen sie wie auf einer Sänfte die letzten Meter bis zur Eingangstür ihrer Wohnung, sangen voller Inbrunst „We'll lick your clit, lovely A-anja, we all love you more than you will know.“ - Auch sie schien den Song zu kennen, stimmte das „wo, wo, wo“ mindestens genau so laut und fröhlich an, wie wir das nachfolgende „Hey, hey, hey – hey, hey, hey.“
Schade, dass Anja eine relativ dicke Bluejeans trug, doch die Hitze, die ihr um meinen Nacken geschlungener Schritt ausstrahlte, elektrisierte jede Faser meines Körpers. Ich wollte sie spüren, ihre Nässe auf meiner Haut, ihren Nektar auf meiner Zunge, ihren Honig in meine Brüste und Wangen massieren ...
„Hier wohnst du also“, sagte Yasmina voller Bewunderung, nachdem wir Anja – sehr zu meinem Bedauern - in unserer Mitte abgesetzt und sie den Schlüssel aus der engen Hosentasche gekramt hatte.
Es war eines dieser auch bei uns nur noch selten anzutreffenden so genannten Dreifensterhäuser, hier allerdings nicht verputzt, sondern der natürlichen Patina ausgesetzt, die der grau-gelbe Sandstein im Laufe von sicher mehr als hundert Jahren ausblüht.
„Das Haus ist aus dem 17. Jahrhundert“, erklärte Anja voller Stolz, „ein altes Bürgerhaus, dessen miefiger Geist zum Glück vertrieben ist.“
„Allerdings“, lächelte sie Claudia mit einem Ausdruck des Bedauerns zu, „wohne ich ganz oben - im Dachgeschoss.“
„Na, und“, knurrte Claudia, „meinst du etwa, dass ich das nicht mehr schaffe? Was wollt ihr eigentlich ständig von mir? Wer war denn wohl die Schnellste auf der Flucht vor den Bullen?“
„Anja“, antwortete Lisa lächelnd, und das entsprach ja auch den Tatsachen.
„Aber ich war die Zweitschnellste!“, gab Claudia keineswegs klein bei, und damit hatte auch sie Recht.
„Genug der Frotzeleien“, beendete Anja diesen unsinnigen Disput, „mir nach!“
Bereits dieses Treppenhaus war eine Augenweide: das kunstvoll verschnörkelte, mit Grünspan überzogene Geländer, der von schweißnassen Händen im Laufe der Jahrhunderte schlohweiß polierte Handlauf, die in der Mitte ausgetretenen, matt schimmernden Steinstufen der Treppe – ja, in einem derartigen Haus hätte auch ich gerne wohnen mögen.
Doch es war die auf so angenehm erfrischende Weise wirkende Kühle, die den Anstieg bis zum vierten Stockwerk zu einem erholsamen Spaziergang werden ließ.
Nicht, dass wir sechs jetzt eine luxuriöse Wohnung ŕ la Onkel Tons Hütte erwartet hätten, doch bei Anjas kleiner Führung quollen uns fast die Augen aus dem Kopf - drei schmucke Zimmer, zugegebener Maßen reichlich unordentlich, mindestens zwei Schrägen in jedem Raum, doch die als Atrium angelegte und von vier Seiten aus zugängliche Dachterrasse war der absolute Hit.
„Na, ihr scheißigen, liebsten Tussen, gefällt's euch?“
Und wie es uns gefiel.
Yasmina verzichtete diesmal sogar auf einen ihrer belehrenden Kommentare, wollte stattdessen wissen, wie sich Anja eine derartige Stadtwohnung leisten könne.
„Die Wohnung gehört nicht mir, sie gehört Piet“, klärte uns Anja auf, „genau genommen Piets Eltern, aber wir dürfen hier mietfrei wohnen. Meinen Freund muss ich jetzt übrigens mal kurz anrufen, schaut euch derweil ruhig ein bisschen um.“
„Das ist ja wie im Paradies, einfach fantastisch, zauberhaft“, schwelgte Anne in Superlativen, wobei Lisa und Claudia bezweifelten, dass es bereits im Paradies derart intensiv duftende Gewächse gegeben habe, wie sie auf dieser Dachterrasse in gut einem Dutzend Blumenkübeln um den leicht verwitterten Campingtisch mit den vier nicht minder ramponierten Stühlen gruppiert waren.
„Ein Traum!“, schwärmte Aishe. Und das nahmen wir ihr mit Blick auf ihre bereits leicht glasig wirkenden Augen und dem unkontrollierten Zucken ihrer Wangen ohne weiteres Nachfragen gerne ab.
„Das kann doch nicht sein, dass Aishe alleine vom Geruch der Cannabispflanzen völlig abdreht“, sorgte sich Anne um den Zustand unserer schwarzen Löwin.
„Duft!“, korrigierte unsere blonde Löwin, „Geruch hatten wir eben, das hier ist Duft, himmlischer Duft!“
„Seid ihr eigentlich völlig bescheuert?!“, polterte Claudia los. „Das war kein Geruch in diesem Loch von Hausflur, sondern allerwiderwärtigster, allerekelhaftester Gestank!“
„Falsch, mein Schatz“, korrigierte Yasmina erneut, „die Grammatik der deutschen Hochsprache lässt derartige Steigerungen, also allerwiderwärtigst oder allerekelhaftest, nicht zu, das müsstest selbst du wissen, liebste Claudia.“
Oh, weia. Jetzt war auch Yasmina völlig übergeschnappt.
Lisa, Claudia, Anne und ich zogen uns zu einer kurzen Beratung ins Wohnzimmer zurück, wo Anja gerade das Telefonat mit ihrem Freund beendet hatte. „Hey“, rief sie uns in fast kindlicher Freude zu, „Piet schmeißt den Laden bis Neun alleine, da kann ich euch sogar noch zu eurer Party bringen.“
„Schön“, erwiderte Lisa, doch nach Freude klang das nicht.
Unsere eher betretenen Gesichter irritierten Anja, die nach dem Verkünden ihrer frohen Botschaft doch eigentlich erwartet hatte, dass wir ihr um den Hals fallen und die Kleider vom Leib reißen würden.
Das alberne Gekicher von der Dachterrasse setzte aber auch sie rasch ins Bild.
„Hey“, grinste uns Anja an, „die beiden haben wohl in ihrem ganzen Leben noch nie gekifft, oder was?“
Wir wussten es nicht, allerdings war Anjas Vermutung naheliegend.
Dass unsere beiden Löwinnen kichernd um die Pflanzen tänzelten, eine nach der anderen der noch zarten Blütenknospen abrissen und sich gegenseitig in die Nasenlöcher stopften, das Niesen mit einem jeweiligen „Gesundheit, meine Liebste!“, kommentierend, das war jetzt auch Anja endgültig zuviel.
So wütend und gleichzeitig derart sprachlos hatten wir sie noch nie erlebt, doch wir hielten sie mit vereinten Kräften zurück, bewahrten Aishe und Yasmina davor, dass ihnen Anja an die Gurgel ging.
Anne hatte „Plan B“, wie sie ihren Vorschlag nannte: „Du machst den beiden einen starken Kaffee, und dann stecken wir sie in die Wanne, da kommen sie ganz sicher auf andere Gedanken.“
„Ich mach' uns allen erst einmal Kaffee“, ging Anja auf Annes Vorschlag ein, „aber, bitte, bitte, haltet diese Wahnsinnigen von Piets Pflanzen fern, der macht mich kalt, wenn er das sieht.“
Wieder einmal bedurfte es einer konzertierten Rettungsaktion, deren Regie Claudia in die Hand nahm. Sie und Anja würden den Kaffee zubereiten, Lisa solle das Bad einlassen, Anne und ich die übergeschnappten Löwinnen zähmen.
Gerecht war das nicht, doch zum Protestieren zu spät, denn Claudia und Anja hatten sich postwendend in Richtung Küche verkrümelt, Lisa suchte achselzuckend die richtige Tür zum Bad.
„Wir beide haben offenbar die Arschkarte gezogen“, seufzte Anne, drückte mir einen tröstenden Kuss auf die Wange und griff meine Hand.
Doch nicht wir hatten die Arschkarte gezogen, sondern unsere beiden Löwinnen, und was für eine süße Arschkarte sie da für uns aus dem Hut zauberten ...
Yasmina lag, inzwischen völlig nackt, mit angewinkelten und gespreizten Beinen auf dem bedenklich wackelnden Campingtisch, während Aishe, ebenfalls vollständig entkleidet, mit einem dicken Büschel der gefiederten Cannabisblätter ganz sanft und behutsam über Yasminas Gesicht strich.
Beide schnurrten wie die Kätzchen.
„Mehr, mehr, mehr!“, forderte unsere blonde Löwin, und auch Aishe fand zunehmend Gefallen an diesem geilen Spiel. Yasmina zitterte und bebte vor Erregung, als Yasmina den betörenden Büschel erst ganz sacht, fast flüchtig über die steil aufragenden Nippel ihrer Freundin huschen ließ.
Ich aber spürte Annes Hand, die sich mit leicht kreisenden Bewegungen unter mein Röckchen schob, meine Backen mit spitzen Fingern knetete. Mit ihren Knöcheln öffnete sie den Reißverschluss meines Minis von innen, ließ dabei für Sekunden ihren Zeigefinger durch meine Furche gleiten, spannte ihre Hand, fuhr damit unter den Saum des Röckchens, kitzelte meine Lendenwirbel, wölbte ihren Handrücken, bis endlich der Knopf wie eine Rakete ins Zimmer schoss, und ich unvermittelt mit entblößter Scham neben der spitzbübisch grinsenden Anne stand, die auf ähnliche Weise auch ihren eigenen Mini zu Boden schweben ließ.
„Die Dinger brauchen wir heute eh nicht mehr.“
„Mmh, was für geile Knackärsche“, kommentierte Lisa, die sich uns auf leisen Sohlen von hinten genähert hatte, mit verrucht klingender Stimme die sich ihr bietende Pracht. „Wenn ihr die nicht mehr braucht, dann nehme ich sie gerne in Zahlung.“ Mit zwei kräftig zupackenden Griffen versuchte sie, ihren Besitzanspruch zu zementieren.
Wäre sie ein Mann gewesen, dann hätte sie just in diesem Moment die erste schallende Ohrfeige ihres Lebens kassiert.
„Nix da! Mein Arsch ist unverkäuflich!“, protestierte ich, war dabei aber mehr von Aishes und Yasminas zunehmend erregender wirkenden Fächerspielen fasziniert, als von Lisas plumpem Annäherungsversuch.
„Das geht gleich schief“, stellte Anne mit Fingerzeig auf den mittlerweile mehr als bedenklich ächzenden und wackelnden Tisch fest, „los, Mädels, da müssen wir eingreifen.“
Nur zu gerne ...
„Endlich!“, rief Aishe sichtlich erleichtert. „Ich brauche Hilfe, ihr müsst den Tisch festhalten, der bricht gleich zusammen!“
Oh, wie eine, die von Sinnen ist, wirkte Aishe ganz und gar nicht.
Sicher, die Shirts der beiden Löwinnen und auch ihre Minis hingen zur Hälfte in der Dachrinne, doch aus Aishes ratlos vorgetragenem Hilfegesuch klang die reine Lust – so ein Fächerspiel kann tatsächlich überaus anregend sein.
Aber doch nicht auf einem derart maroden Tisch, der jede Sekunde auseinander zu brechen drohte.
Yasmina protestierte energisch, als wir sie behutsam herunterhoben und ins Wohnzimmer trugen, wo Lisa bereits den Couchtisch zur Seite gezogen hatte.
Der gute alte Flokati schien auch in Holland noch in Mode zu sein.
„Was soll das?!“, giftete die in Annes und meinen Armen wild strampelnde Yasmina, wir hatten wirklich Mühe, die zur Furie gewordene Löwin zu halten.
„Ganz ruhig, meine Liebste“, beruhigte sie Aishe mit sanfter Stimme, „es geht gleich weiter.“
„Dann ist's ja gut“, seufzte Yasmina und schloss gleich wieder ihre Augen.
Sie schien immer noch in einer ganz anderen Welt zu sein, ließ sich widerstandslos auf den Teppich betten, während ich mein zu einem Band gefaltetes T-Shirt über ihre Augen legte und es mit einem doppelten Knoten am Hinterkopf der Löwin fixierte. Wie wunderbar sich die Wogen der Lust bei verbundenen Augen zu einer wahren Sturmflut steigern können, das hatte ich ja selbst schon zweimal genießen dürfen.
Anne und ich spreizten Yasminas Arme, ließen unsere bereits vor Erregung feuchten Fötzchen auf ihre Handgelenke sinken, unsere Becken kreisen, bis auch die inneren Blütenblätter sich fest um ihre Knöchel geschlungen hatten. „Mmh, ist das geil“, stöhnte Yasmina, versuchte, mit ihren Fingern unsere schleimigen Spalten zu berühren, doch wir ließen ihr nicht die geringste Chance.
Lisa und Aishe hatten in gleicher Weise Yasminas Beine gespreizt und es sich auf den Schienbeinen der Löwin gemütlich gemacht, die noch ein paar Mal vergeblich versuchte, sich aufzubäumen, sich aber dann hingebungsvoll in ihr Schicksal ergab.
Aishe hatte ihren gefiederten Palmwedel schwesterlich mit Lisa geteilt, ganz behutsam ließen beide die Cannabis-Blätter über Yasminas Flanken streichen, über die bebende Bauchdecke gleiten.
„Aufhören!“, schrie Yasmina. „Das kitzelt.“
Dabei hatten wir noch gar nicht richtig angefangen.
„Und wie kitzelt das?“, wollte Lisa wissen, als sie die Blätter quer über das Gesicht unserer Löwin streichen ließ.
„Mmh, geil!“, hatte Yasmina ihre Meinung rasch geändert, versuchte sogar mit dem Mund nach den Blättern zu schnappen. Doch Aishe und Lisa waren schneller, rieben den Fächer über Yasminas stolze Brustwarzen, deren prachtvolle Größe selbst einer Königin zu Ehren gereicht hätte.
Unsere Königin zappelte, zuckte, bebte, stöhnte, schrie, wimmerte, versuchte sich aus unserer Umklammerung zu winden, während Aishe und Lisa ihr perfides Spiel mit dem allergrößten Vergnügen fortsetzten.
„Aufhören, aufhören!!“, schrie Yasmina, „nein, weiter, weiter, ich werde wahnsinnig!!“
„Das bist du doch schon, meine Süße!“, zwitscherte Lisa, die ihren Teil des Blätterwerks auf und in Yasminas vor Erregung dampfender Grotte fast weich gegart hatte, schließlich den erschlafften, triefenden Wedel zur Seite warf und mit ihren Fingern der nur noch zum Wimmern fähigen Geliebten weitere Orgasmen entlockte, bis endlich auch Yasminas sich mit gewaltigem Druck gegen meine Pussy aufbäumendes Handgelenk an Kraft verlor, so dass auch ich mit wenigen, kreisenden Bewegungen meines Beckens einen leisen, zarten Höhepunkt feiern durfte. Annes verklärter Blick verriet mir, dass es ihr ähnlich ergangen war.
„Der Kaffee ist fertig!“, störten Anja und Claudia unsere Begeisterung für die völlig verausgabte, aber so glücklich lächelnde Yasmina. Wie schön unsere Löwin doch war, die immer noch über dem höchsten Gipfel ihrer Lust schwebte, während wir behutsam ihre Augenbinde entfernten und ihre Gelenke von unseren sich schmatzend lösenden Mösenfesseln befreiten.
„Wow, ist das geil“, ließ Anja ihrer lustvollen Begeisterung freien Lauf, „dass es Frauen so geil miteinander treiben, hätte ich nie zu träumen gewagt.“
Dabei schlang sie liebevoll ihren Arm um Claudias Hüfte, und uns blieb angesichts dieser beiden glänzenden Körper nicht verborgen, dass sich die beiden nicht nur aufs Kaffeekochen beschränkt hatten.
„Du könntest ja wirklich meine Zwillingsschwester sein“, staunte Lisa, die, wie wir alle, Anja zum ersten Mal nackt sah.
In ihrer Statur, ihren Proportionen, glichen sich beide wirklich wie ein Ei dem anderen. Anja hatte eine etwas hellere Haut, dafür aber nur ganz wenige Muttermale, ein etwas größeres - wie niedlich - direkt auf dem Schambein oberhalb ihrer ebenfalls blank rasierten Möse.
„Ich werde mir auch so einen Barbell zulegen“, überraschte uns Anja, „Claudias Rubine sind einfach nur geil!“ Und dann wölbte sie ihren Hügel vor, zog ihre Lippen auseinander, dass wir alle einen rosig glänzenden Einblick gewinnen konnten, „oder meint ihr nicht, dass mir auch so ein Rubin gut stehen würde?“
„Um Himmels Willen keine Rubine!“
Wer war das denn?
Wow, Yasmina war der Wolke der Wollust entstiegen, und begab sich, immer noch leicht benommen, in die von Anne und mir gestützte Sitzposition.
„Rubine passen nicht zu deiner süßen Zuckerpussy“, dozierte Yasmina in ihrer von uns so sehnlichst vermissten, einzigartigen Manier, „feuerrot auf blassrosa, das funktioniert nicht. Schon dein Lippenstift passt nicht zu deinen Haaren. Ich würde dir als Edelstein einen Peridot empfehlen.“
„Einen was?“, wirkte selbst Claudia als Freundin edler Mineralien verblüfft, und auch wir anderen hatten diesen Namen noch nie zuvor gehört.
„Ein Peridot“, setzte Yasmina ihren Vortrag unbeirrt fort, „ist ein Edelstein von sattem, intensiv grünem Glanz, dessen Ausstrahlung selbst bei geringen Lichtverhältnissen nicht verblasst ...“
„Wow, Yasmina, was du alles weißt“, zeigte sich Anne begeistert, und mit ihrer Bewunderung für Yasminas herausragende Kenntnisse war sie nicht die einzige.
„Peridot“, grinste die Allwissende in einem Anflug von Überheblichkeit, „ist vom griechischen ,peridona – Fülle geben' abgeleitet. Die alten Ägypter liebten diesen Stein, heute kommen die schönsten aus Pakistan. Wollt ihr noch mehr wissen?“
„Nee“, erwiderte Anja, sichtlich konsterniert, „ich weiß nur, dass ich für so ein Piercing lange sparen muss.“
„Das musst du gar nicht, meine Liebste“, ergriff Claudia erneut das Wort, „der Peridot, oder wie auch immer das Steinchen heißt, soll deine Belohnung sein ...“
„Was 'en für 'ne Belohnung?“, verstand Anja Claudias Angebot nicht.
Ich allerdings sofort: „Du hast immerhin sechs steckbrieflich gesuchte Exhibitionistinnen verführt. Los, Claudia, rück' endlich das Kopfgeld raus, ehe wir zur Hinrichtung schreiten dürfen.“
Dabei hatte unsere Feuermöse längst Onkel Tons zehn Fünfziger aus ihrer Handtasche gekramt und auf den Wohnzimmertisch gelegt.
Anja zierte sich noch ein wenig, war aber letztlich überglücklich. „Ihr seid wirklich die scheißigsten, allerliebsten Tussen ...“
„Keine weitere Sprachverwirrung“, unterband Yasmina Anjas euphorischen Standardspruch im Ansatz, zog unsere neue Freundin stattdessen zu sich auf den Flokati.
Wow, die Geilheit unserer Löwin schien heute unersättlich zu sein, unsere aber auch. Und schon bald wirbelte ein Knäuel sich küssender, schleckender, penetrierender, reibender, keuchender, stöhnender, hechelnder Mädchen über den Teppich – eine Orgie ungezügelter Wollust.
Den Kaffee hatten wir glatt vergessen.
„Wenn ich meinen Piet nicht hätte“, seufzte Anja, als wir uns, frisch gebadet, der Galerie näherten, „dann wäre ich garantiert auch lesbisch.“
„Was nicht ist, kann noch werden“, lächelte Anne.
Ja, ja, meine Liebste hatte ihre Erfahrungen.
Aber die gingen Anja nichts an, sie sollte sich zu nichts verleitet fühlen, was nicht ihrem ureigenen Willen, ihren Gedanken und Gefühlen entsprach.
Ihr Glück hieß Piet, und das war auch gut so.
Ein paar letzte zärtliche Küsse und Umarmungen, und dann standen wir vor der Galerie, entdeckten unser Bild im Großformat.
Keine Klebestreifen der Zensur.
„The sweetest toprow.“
Die Tür war verschlossen, das Innere, so weit wir es durch die Scheibe erkennen konnten, vollkommen dunkel.
„Ey, Mädels“, stieß Claudia in einem Anflug des Entsetzens hervor, „da ist keiner, wir sind verarscht worden!“
Doch ehe wir uns in weiteren Zweifeln und kruden Gedanken verloren, wurde die Tür von innen geöffnet.
„Willkommen, ihr Süßen!“
Und das war unsere nächste Überraschung:
Ingrid.
KARIBISCHE NACHT
„Willkommen zu eurem Abend!“
Dass Ingrid eine nach der anderen umarmte, und uns dabei auch noch alle sechs auf den Mund küsste, war mir weniger angenehm.
„Keine Angst, Schätzchen, mein Lippenstift ist kussecht“, lachte mich Ingrid an. Offensichtlich hatte sie gespürt, dass ich meine Lippen fest zusammengepresst hatte.
„Ihr seht einfach umwerfend aus“, schwärmte die schrullige Irokesin, „zum Anbeißen schön.“
Das hätte ich von ihr nicht gerade behaupten wollen. Sie trug immer noch dieses lange, schwarze Trägerkleid vom Nachmittag, und geduscht hatte sie offenbar auch nicht ...
„Ich dachte“, stammelte Claudia, „dass hier, ich meine, dass hier 'ne Party sein soll ...“
Das hatten wir alle gedacht, doch im Moment befanden wir uns in einem eher schmucklosen Ladenlokal, etliche Kameras, nicht die neuesten Modelle, in den Wandregalen, Werbetafeln für Fotofirmen, die vermutlich schon vor 20 Jahren ihre Tore geschlossen hatten, einige erotische Fotos an den Wänden, zum Beispiel das mit den beiden sich zärtlich küssenden Mädchen, deren Körper in herbstliches Laub gebettet sind. Das Bild kannte ich aber schon seit Jahren von Postkarten, schön, wenn es von Franziska stammte.
Franziska, ja, wo war Franziska, wo war ihre Freundin Trienetje?
In mir wuchs das Gefühl, Opfer einer Verschwörung zu sein, und den verängstigten Blicken meiner Freundinnen entnahm ich, dass sie ähnlich dachten. Doch keine von uns brachte ein Wort hervor, wir waren paralysiert, alle sechs. Selbst Yasmina schien vollkommen sprach- und ratlos zu sein.
Und Ingrid? Die stand breit grinsend vor uns und musterte uns von oben bis unten, schien sich königlich über uns zu amüsieren, schon dafür hätte ich sie hassen können.
„Wo ist Franziska?“, überwand Anne als Erste unseren traumatisierten Zustand, „was soll dieser ganze Scheiß!?“
Anne war richtig wütend, wir anderen aber auch.
Doch die uns zunehmend unsympathischer werdende Schrulle ließ sich nicht beirren. „Lekker hijtsig Meijsjes seid ihr, wenn ihr wisst, was das bedeutet.“
„Ja, süß und geil“, knurrte Claudia, „aber das kannst du dir und uns ersparen, wir wollen wissen, was hier Sache ist, und zwar sofort!“
Endlich begriff Ingrid, dass sie uns mit ihrem dämlichen Gefasel nur noch wütender gemacht hatte.
„Ich will euch nicht länger auf die Folter spannen“, erklärte sie in ruhig-sanftem Ton, „aber, wie ihr schon richtig erkannt habt, findet die Party natürlich nicht in diesem schmucklosen Ladenlokal statt, das ist quasi nur die Tarnung ...“
„Hey, spinnst du!?“. Yasmina war drauf und dran, der mysteriösen Alten Gewalt anzutun. „Sind wir hier in einem üblen Sado-Maso-Film gelandet, oder was?!“
„Nein, im Gegenteil“, ließ sich Ingrid nicht beirren, „aber ich möchte euch jetzt auch nicht weiter mit kryptischen Andeutungen verunsichern. Die Galerie ist im Obergeschoss, dieses schmucklose Entrée dient nur dazu, unliebsame Gäste fern zu halten. Wir haben euch kommen sehen, und ich wurde auserkoren, euch hier zu empfangen. Also Mädels, ihr müsst keine Angst vor mir haben, vertraut mir jetzt einfach mal, auch wenn es euch noch so schwer fällt ...“
„Das ist ja alles schön und gut“, erwiderte Lisa, „aber jetzt stehen wir hier seit mindestens zehn Minuten und kommen uns, gelinde gesagt, ziemlich verarscht vor ...“
„Langer Rede kurzer Sinn“, unterbrach Ingrid Lisas sich in Empörung steigernde Ansprache, bestätigt durch unser Kopfnicken und verständnislose Blicke in Richtung der skurrilen Empfangsdame, „ihr werdet mir, natürlich nur, wenn ihr wollt, einfach mal folgen.“
Und mit diesen Worten öffnete sie einen schmuddeligen, schwarzen Vorhang, den ich zuvor auch bemerkt, aber eher für den Blickschutz einer seit Jahrzehnten nicht mehr benutzten Fotokabine gehalten hatte. Ein enger, dunkler Flur schloss sich an, endete an einer eisernen Wendeltreppe.
„Das hier ist eigentlich ein altes Fabrikgebäude“, erklärte Ingrid das ungewöhnliche Ambiente, „Franziska und Beatrix haben es vor einigen Jahren gekauft und für ihre Zwecke umgestaltet.“
Das klang plausibel, doch ich sehnte mich nach Anjas Treppenhaus, überhaupt nach Anja. Wir kamen uns so verloren vor, so ausgeliefert.
„Vertraut mir einfach und folgt mir“, bemerkte Ingrid unser Zögern, mit ihr gemeinsam diese vor Rost strotzende, knarrende Wendeltreppe z
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Kommentare
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Kommentare: 94
andreashava
@bcorsar: Ich hatte nach so langer Zeit schon mit gar keinem Kommentar mehr gerechnet und freue mich darüber umso mehr.
@ maffay: "Schon zu Ende" ist gut, das sind 182 Seiten ...
Ich möchte den Abschluss der "Saga" aber nutzen, um all den Lesern und Leserinnen zu danken, die mir mit ihrem Voting gezeigt haben, dass ihnen die Geschichte gefallen hat. Ein paar Kommentare mehr hätten es vielleicht schon sein dürfen, aber da muss ich zugeben, dass ich hier bei sevac selbst auch nicht die "Allerkommentierfreudigste" bin, obwohl es hier hervorragende Geschichten zu lesen gibt.
@ HG1: Danke für das Kompliment eines Kollegen. Traurig bin ich nicht, es ist doch auch verdammt harte Knäcke, sich durch ein derart langes Werk zu wuseln.
@ XXX-Zine, der mir mit seinem Kommentar zu meiner ersten Folge wertvolle stilistische Tipps gegeben hat, auch dafür Danke.
@ kleiner Zwerg: ich freue mich, dass dir die Serie gefallen hat, danke! ...
Und dir, @ Mondstern, möchte ich einfach nur sagen, dass ich viele deiner Geschichten liebe, sie sind so ganz anders als die meine, aber du schreibst auch mit dem Herzen und Temperament auf der Zunge, und deine Freundschaft ist mir etwas sehr Kostbares.
LG Andrea«
Kommentare: 47
Habe sie jedoch bereits auf einer andern Seite gelesen.
Gruß vom kleinen Zwerg«
Kommentare: 66
HG1
Gratulation zu dieser herrlichen Geschichte, die ich noch vollständig lesen muss, aber alleine schon, dass jeder Teil mit 9 eingelesen wurde, verdient Respekt. Es ist wirklich eine Schande, dass du nicht mehr Lob erhältst, mich macht das wütend!
Dir sei aber versichert, dass ich dich als Autorin sehr hoch einschätze und respektiere. Lass dich von den wenigen Kommentaren nicht verunsichern.«
Kommentare: 441
Mondstern
Ich bin schon gespannt, was du noch so alles schreiben wirst.
Kollege HG hat recht, ärger dich nicht über die wenigen Kommentare und sei stolz auf das was du geschaffen hast.
LG Mondstern :-)«
Kommentare: 9
Kommentare: 3
LG Bluecorsar«
Kommentare: 214
aweiawa
LG
Elmar«
Kommentare: 103
Wohl der Autorin, die so schreiben kann.
Herzliche Grüsse an Dich aus Tennesee«
Kommentare: 5
Terginum
wie schon an anderer Stelle ausführlich gesagt, mir hat dein Mehrteiler super gefallen und du hast ja mitbekommen, ich habe ihn an einem Tag gelesen.
Wirklich klasse, die richtige Mischung zwischen Erotik und Ferkeleien.
lg
elke«
Kommentare: 1
Kommentare: 14
Kommentare: 90
Kommentare: 4
Gruß Willi«
Kommentare: 1
Kommentare: 2
eine sehr schöne und sehr anregende Geschichte. Ich habe alle Kapitel mit entzücken gelesen. Ich wurde sehr schnell nass und musste mich immer wieder anfassen.
Ich freu mich sehr auf weitere Geschichten.
Liebe Grüße
Kirsten«