Von den Wonnen des Onlineübersetzens vor KI
von Susi M Paul
Eine aufstrebende und begabte junge Schriftstellerin, nennen wir sie Luisa, hat jüngst die folgenden Zeilen verfasst, die uns zweifelsohne nobelpreisverdächtig und selbstredend erinnerungswürdig erscheinen:
»Sie steckte sich zitternd vor Begierde seinen Schwanz in den Mund. Er öffnete vorsichtig ihre Schamlippen, um die Lustknospe zu beglücken. Wenig später fuhr er steif in sie ein. Sie empfing ihn voller Freude, um bald in einen lustvollen Orgasmus auszubrechen. Er seinerseits gelangte in ihr spritzend zu seinem Höhepunkt.«
Zu ihrem tiefen Verdruss hatte sich jedoch noch niemand gefunden, der diese weltbewegenden literarischen Ergüsse im Ausland übersetzt hätte. Aber sie wollte einfach herausfinden, wie ihre Zeilen in anderen Zungen klingen. Da ihre eigenen Fremdsprachenkenntnisse beschränkt, ja, wie sie sich selbst eingestand, sogar extrem beschränkt waren, unterzog unsere vielversprechende Autorin diesen Gipfel ihres erotisch-literarischen Schaffens einem Experiment. Zu diesem Behufe kopierte sie die kurze Geschichte in das Fenster eines der gängigen Online-Übersetzungsprogramme. Dieses antwortete auf ihre Anfrage prompt:
»She put herself trembling with eagerness his cock in her mouth. He carefully opened her lips to bless the pleasure bud. A little bit later he went stiff in it. She received him horny, soon to break out into a pleasurable orgasm. He reached his hand into her splashing at its peak.«
Welch eine anregende Alliteration trat Luisa da entgegen: „bless the pleasure bud“. Warum war ihr eine so wohlklingende Wendung nicht selbst eingefallen. Doch richtig freudig angespannt wurde sie erst am Ende: „reached his hand into her splashing“. Woher da im Englischen plötzlich seine Hand kam, denn so viel verstand sie noch, war ihr zwar nicht klar. Aber ihr Magen zog sich sanft zusammen, als sie „splashing, splashing, splashing“ mehrmals langsam vor sich hin sprach.
Um den vollen Genuss aus dieser Version zu ziehen, wollte sich Luisa natürlich nicht mit dem reinen Klang begnügen. Sie sehnte sich danach, auch die anscheinend etwas verschobene und verschrobene Bedeutung dieser Sprachmusik zu erfahren. Geschickt bat sie mittels copy-and-paste ein anderes Programm, ihr dies Geheimnis zu lüften. Und siehe da, der Computer war nicht müßig:
»Sie legte sich zitternd mit Eifer seinen Schwanz in den Mund. Er öffnete vorsichtig ihre Lippen, um das Vergnügen Knospe segnen. Ein wenig später ging er in sie steif. Sie empfing ihn mit Prickeln, die bald ausbrechen zu einer genussvollen Orgasmus. Er streckte seine Hand in ihr Spritzwasser auf dem Höhepunkt.«
Da trat des Schwanzes Eifer schier körperlich an ihre Lippen heran, zu segnen ihrer Knospe Vergnügen. An dieser Stelle hielt sie inne, um die Augen zu schließen, auf dass sie die ganze Sinnlichkeit des von grammatikalischen Regeln völlig losgelösten Infinitivs des nächsten Satzes ertragen könnte: Verwies hier „ausbrechen“ nicht schon souverän auf den Höhepunkt des Schlusses? Und bereitete der etwas prosaisch anmutende „Orgasmus“ nicht bereits das sinnlich tangible und sprachschöpferisch-metaphorische „Spritzwasser“ vor?
Ungeduldig nestelte sie an ihren Kleidungsstücken herum, bis sie dort angelangt war, wo sie tastend forschen wollte, nämlich in den Tiefen ihrer Wasseradern. „Was reine Sprache doch zu bewirken in der Lage ist“, sagte sie sich, zufrieden in die Feuchte gleitend, und fuhr fort in ihrem Unternehmen.
»Elle a mis sa bite dans sa bouche trembler d’impatience. Délicatement, il ouvre ses lèvres pour bénir le bourgeon de plaisir. Un peu plus tard, il entra dans leur raideur. Elle le reçut avec ecitation, qui bientôt éclater à un orgasme agréable. Il atteint sa main dans son démarrage au sommet.«
Des Französischen völlig unkundig, bat sie ihr heiß geliebtes Laptop, ihr dies vorzulesen. Es erschütterte sie im Innersten, was aus ihrem Text geworden war. Welche erotische Anmut, welche Melodie, welche Anstiftung, tiefer zu bohren in sich. Bei „éclater“ angelangt, hatte sie es geschafft, sich des störenden Höschens zu entledigen. Die o-Töne von „son démarrage au sommet“ ließen ihr keine Alternative als nochmals einzuhalten, um geschwinde drei Finger in ihr eigenes, inzwischen vollständig durchnässtes O zu stecken. Safttriefend kopierten diese sodann den neuen frankophonen Text in ein anderes Programm, um der Erregung weitere Nahrung zu geben:
»Sie hat ihren Schwanz in ihrem Mund gestellt, vor Ungeduld zu zittern. Delikat öffnet er seine Lippen, um die Vergnügenknospe zu segnen. Ein wenig später ging er auf ihre Steifheit ein. Sie erhielt es Hitzigkeit, die bald an einem angenehmen Orgasmus zu explodieren. Er erreicht seine Hand in seinem Start beim Gipfel.«
Oh ja, das kam Luisa entgegen. Wie hatte sie doch schon immer gezittert beim Anblick von surrealistischen Bildern. Nun hatte sie eines vor sich, bereit, interpretiert zu werden. Ihr eigener Schwanz in ihrem Mund! Das konnte nur der dicke Knubbel in ihrer triefenden Kuhle sein, auf der sie saß und den Schreibtischstuhl benetzte. Das Segnen der Knospe des Vergnügens oder des Vergnügens der Knospe, in dieser Doppeldeutigkeit und erotischen Spannung war ihr dies in den Versionen zuvor nicht aufgegangen. Unsere Autorin zuckte, als sie in ihren Lustspross kniff, um sofort danach von der realen Steifheit der liebreizenden Klit wieder auf die des Textes zurückzukommen.
Allerdings schien ihr nun der letzte Satz gänzlich fehl am Platze: zu männlichkeitsorientiert, zu streng maskulin das verdoppelte „seine“. So gar nicht geeignet, ihr sich anbahnendes, rein weibliches Vergnügen zu steigern. Daher ersetzt
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hoedur