skrupellos Kapitel II
von RebeccaMontez
Herbert Wallin, Richter am Landgericht München konnte sich nicht erinnern, zu welchem Zeitpunkt in seinem Leben er sich etwas mehr gewünscht hatte, als dass das Mädchen ihr Versprechen wahrmachen und in dem Cafe auf ihn warten würde.
Es war schon nach 18 Uhr, als er endlich die Verhandlung um einen Versicherungsbetrug vertagen und das Gerichtsgebäude verlassen konnte.
Unkonzentriert war er gewesen, den gesamten Nachmittag, er bekam das Bild des Mädchens nicht aus dem Sinn und eine Melody nicht aus dem Ohr.
„Young girl, get out of my mind“,
er war siebzehn Jahre, als Gary Pukett mit diesem Song einen Welthit landete und erst jetzt, mehr als 25 Jahre später begriff er den tiefen, den verstörend wahren Hintersinn des Songtextes.
Eilig lief er nun, ja er rannte fast, den kurzen Weg hin zu dem kleinen Cafe.
Abrupt verlangsamte er seinen Lauf, er hatte sie durch die große Fensterfront schon entdeckt.
Sie saß an dem kleinen Tischchen gleich bei der Türe.
Er blieb stehen und da sie ihn nicht sehen konnte, nahm er sich etwas Zeit und betrachtete sie.
Der Blickwinkel zeigte sie von der Seite, er sah ihre Silhouette.
Und trotz der Entfernung konnte er deutlich ihr dunkelbraunes, schulterlanges, gelocktes Haar erkennen.
Ihre Augen konnte er zwar nicht sehen, wusste jedoch von dem vis a vis im Restaurant am Mittag, sie waren ein faszinierendes Dunkel, fast Schwarz.
Sie hob die Tasse an den Mund, pustete leicht und trank einen kleinen Schluck.
...Er versank in Gedanken, dieses Mädchen Julia ist…, doch ihm fiel kein passendes Wort ein.
Eine Schönheit? Viel zu schwach...
Vielleicht die begehrenswerteste Frau schlechthin?
Die schöne Julia, abgeleitet von „Die schöne Helena“?
Jener griechischen Göttin, die als die schönste Frau die jemals lebte galt.
Ihre Schönheit soll, so sagt man, so groß gewesen sein, dass jeder Mann, der sie sah, sie besitzen wollte.
Ja, das dürfte ziemlich exakt auf Julia zutreffen.
Er selbst wäre bereit für eine Nacht mit ihr, ein Jahr seines Lebens zu geben,...na ja, oder zumindest einen Monat...
„Ich freue mich sehr Julia“, hatte er zur Begrüßung gesagt und ihre Hand geküsst.
Julia hatte eine Tasse, er lächelte, eine Tasse Schokolade mit einem Häubchen Schlagober vor sich stehen.
Ob sie sich freute auch ihn zu sehen?
Er war sich fast sicher, obwohl sie eher unberührt wirkte.
„Darf ich Sie zum Abendessen einladen?“, hatte er gefragt.
Und als sie in dem italienischen Ristorante saßen, genügte wiederum nur eine kleine Frage und ihre Worte sprudelten, wie schon am Mittag in dem thailändischen Restaurant.
„Wartet jemand auf Sie in Mühldorf Julia, ein Freund vielleicht?“, hatte er sie während der Anti-Pasta gefragt und obwohl es ihn brennend interessierte, hatte er doch darauf geachtet, dass sein Tonfall gleichgültig, fast nebensächlich klang.
„Nein niemand, nicht mehr, ich habe einen Freund gehabt dorten, aber es ist nun vorbei, endgültig, Schluss, aus, Ende“.
Sie dachte zurück.
„Es war manchmal aber sehr schön mit Gerald“, sagte sie leise.
Er war drei Jahre älter und hatte auch schon ein eigenes Auto. Sein Vater sei Professor und Chefarzt einer nahen Klinik.
Sie sei sehr verliebt gewesen.
Verlegen schlug sie die Augen nieder.
„In seinem Auto haben wir uns geküsst“.
Julia nippte an ihrem Glas mit Apfelsaft.
Plötzlich schrak sie auf, ihr wurde erst jetzt bewusst was sie gesagt hatte.
„Ich kann Dir doch trauen?“.
Automatisch war Julia vom „Sie“ auf´s „Du“ übergegangen.
„Unbedingt Julia“.
Sie schaute ihn prüfend an, nickte dann, wie um sich selbst zu bestätigen, dass es so ist und sprach weiter.
„Auch meinem Papa konnte ich nämlich alles erzählen, auch das von den Küssen“.
Er habe sie eigenartig angeschaut, habe sogar etwas geseufzt, aber er liebte sie so sehr, dass er ihr nicht böse sein konnte.
„Er war der beste und allerliebste Pa...pa“.
Tränen kullerten plötzlich über ihre Wangen und tropften auf das weiße Tischtuch und automatisch griff sie Trost suchend nach des Richters Hand.
„Ich vermisse ihn so sehr“.
Er holte ein Stofftaschentuch aus seiner Saccotasche und tupfte zärtlich und liebevoll die Tränen von ihrer Wange.
Sie wartete geduldig bis er fertig war, nahm dann seine Hand mit dem Taschentuch und führte sie zu ihrer Nase und schnäuzte geräuschvoll hinein. Sie dachte sich nichts dabei, sicherlich hatte ihr Vater es tausendmal so bei ihr gemacht.
Durch den dünnen Stoff konnte er die behagliche Wärme der Flüssigkeit fühlen.
...Er dachte, mein Gott, was für ein wahrhaftiges Mädchen.
Niemals, nicht einmal zu seiner Pennälerzeit auf dem Gymnasium war ihm etwas derart natürliches begegnet.
Er hatte das Gefühl, sie begann in ihm einen Vaterersatz zu sehen.
Sollte er diese Rolle annehmen?
Es wäre einerseits verlockend...
Sie würde ganz sicher empfänglich dafür sein und manches würde leichter, aber würde es weitergehenden Aktivitäten nicht entgegen stehen?
Väter vögeln im allgemeinen nicht ihre Töchter.
Er würde noch warten, musste sich nicht sofort entscheiden...
Er ließ ihr Zeit und erst beim Tiramisu stellte er, wie beiläufig die Frage, die so sehr brannte in ihm.
„Wie ging es weiter mit dem jungen Mann?“.
Sie senkte ihren Blick, schaute auf ihren Teller, dennoch, sie hatte sich wieder gefangen und mit fester Stimme sprach sie.
Ihre Freundin hatte sie gewarnt, hatte ihr gesagt, dass er sich mit Küssen schon bald nicht mehr zufrieden geben würde, dass er mehr wolle.
Und so sei es auch gekommen.
Er habe sie an einem Freitagabend, zu Hause abgeholt und sie wollten Tanzen gehen. Er sagte dann, er habe noch etwas vergessen.
Erst habe sie ja nicht mit reinkommen wollen, es aber dann doch getan.
„Komm doch mit rein, Du musst doch nicht im Auto warten“, hatte er vor dem Haus seiner Eltern zu ihr gesagt.
„In seinem Zimmer dann nahm er mich in den Arm und küsste mich und mehr als das, seine Hände waren irgendwie überall...“.
Zuerst habe sie sich gewehrt, dann aber, sie könne nicht sagen weshalb und warum, plötzlich lag sie mit ihm auf seinem Bett und küsste nun auch ihn und...und als alles vorbei war, habe sie sich sehr geschämt, am liebsten wäre sie im Boden versunken.
Kaum dass sie sich richtig angezogen hat, schon war sie weg und nach Hause gerannt.
„Tage, … nein Wochen danach schimpfte ich mich noch eine dumme Pute, …nackt hatte er mich gesehen und dafür hasste ich ihn, aber auch mich,...ich wollte ihn danach nicht mehr sehen, nie mehr“.
Sie trank wieder einen Schluck Apfelsaft.
„Das ist nun zwei Jahre her und ich...“.
Sie hatte die ganze Zeit den Kopf gesenkt gehabt, aber nun schaute sie den Richter an.
„Verabscheust Du mich jetzt?“, fragte sie leise.
„Himmel nein Julia. Du bist ein so anständiges Mädchen und warst einfach noch nicht bereit dafür und dieser Schuft...
...was gebe ich dafür an seiner Stelle gewesen zu sein...
...dieser Schuft hat skrupellos deine Lauterkeit ausgenutzt“.
Schweigend saßen sie einige Zeit und keiner sprach ein Wort.
...Herr hilf, ich kann nicht länger warten...
„Julia, ich wohne alleine in einem großen Haus. Du hättest dein eigenes Reich, also Schlafzimmer mit Bad.
Du würdest mir eine große Freude machen, wenn Du, solange bis Du etwas gefunden hast bei mir wohnen würdest“.
Gespannt schaute er sie an.
Das wäre sehr freundlich von ihm, aber sie habe in der Zwischenzeit schon in einer Pension ein Zimmer genommen.
„Aber Julia, das ist doch Unsinn, Geld dafür ausgeben und bei mir steht alles leer. Bitte komm doch zu mir“.
Julia´s Blick wurde unstet, wie schon heute Mittag, wanderte er durch das Cafe.
„Ich vertrauen Dir“, sagte sie schließlich.
„Julia, ich weiß, die Ehre eines Mädchens ist ihr höchstes Gut und weil ich das weiß kannst Du mir natürlich Vertrauen, das verspreche ich hoch und heilig, nichts, rein gar nichts wird in diesem Haus geschehen, das in irgendeiner Weise deinen guten Ruf beflecken wird.
***
Seinen heißen Atem, stoßweise und keuchend auf ihrem Gesicht spürend, seine Stimme, die atemlos immer wieder „Julia“ hechelte, als sie unter ihm lag, sich zwang ihm Gefallen vorzuspielen, während sie doch nur ungeduldig darauf wartete, dass es endlich vorbei war, so wusste sie doch, ich hab ihn und als er wenig später auf ihr zappelte wie ein Fisch auf dem trockenen und ein letztes Mal Julia röchelte, ihr solcherweise seinen Orgasmus mitteilte, hätte sie ihm am liebsten ins Gesicht geschrien: „Du altes, verkommenes Dreckschwein...“. Trotzdem log sie ihm schamlos, in das nur wenige Zentimeter entfernte Gesicht, als sie ihm in die Augen schaute und zärtlich flüsterte: „Es war so schön“.
...nun war es geschehen, am dritten Tag des Kennenlernens war es endlich geschehen.
Er hatte Geduld bewiesen und es hatte sich ausgezahlt.
Sie wollte es nicht, noch nicht wie sie sagte, gab seinem Drängen aber schließlich nach.
Hatte ihm auf ihre tugendhaft Art in die Augen gesehen.
„Du darfst mich nicht anschauen dabei“, hatte sie gesagt.
Es war unverkennbar, sie hatte noch nicht sehr viele Männer gehabt, zu sehr genierte und errötete sie in mancherlei intimen Situationen.
Verlegen lag sie da, bedeckte ihre Scham mit beiden Händen, als ihm unbedachter Weise „Du bist ja unrasiert“ herausfuhr und er schimpfte sich sogleich einen Narren, natürlich war dieses Mädchen unrasiert, sie hatte ja mit Geschlechtlichkeit wenig im Sinn.
Schamrot wurde sie und leicht zitterte sie, als er männlich forsch zur Tat schritt.
Etwas später dann, als er sie fragte ob er in ihr kommen dürfe, hatte sie ihm in die Augen geschaut, zwei, drei Sekunden gezögert, dann ihre Augen geschlossen und genickt...
***
„Nie erzählst Du mir etwas über deine Arbeit Herbert“.
Sie lag auf dem französischen Bett des Richters, es war einen Tag nach Beginn der Verhandlung gegen Papa.
„Kannst Du denn nicht verstehen, dass ich alles über Dich wissen möchte, das mich einfach alles interessiert was Du tust?“.
„Aber Julia, das sind doch nur eintönige Rechtssachen. Das würde Dich doch nur langweilen“.
Er beugte sich zu Julia hinab und wollte sie küssen, hatte schon wieder Lust auf sie, unglaublich, nur eine Stunde war seit den letzten Intimitäten vergangen und er könnte schon wieder, doch … sie wandte sich ab.
„Verstehst Du denn nicht, dass eine Frau die ihren Mann liebt, auch alles über ihn wissen will?“.
Er setzte sich auf die Bettkante.
„Natürlich verstehe ich das“, er wollte ihre Hand nehmen, doch sie entzog sich ihm.
„Lass mich bitte“.
„Julia komm, liebhaben ein klein bisschen“, bettelte er.
„Nein … lass mich. Ich denke ich sollte besser gehen, ... wenigstens für Heute“, sprachs, stand auf und begann sich anzuziehen.
Der Richter war bestürzt.
Verstand nicht, wie aus einem derart nichtigen Anlass und harmlosen Gespräch plötzlich eine Trennung und sei es auch nur für diese Nacht im Raum stehen konnte.
„Julia bitte, lass uns vernünftig sein, ... wo willst Du denn hin?“.
„Ich? Ich suche mir endlich ein Zimmer. Ach, ich hätte gar nicht hier einziehen dürfen. Was sollen denn nur die Leute denken“.
...was die Leute denken ist doch scheißegal, wollte er sagen, tat es aber nicht…
„Bitte Julia, ich liebe Dich doch, lass uns vernünftig sein“.
„Vernünftig? Ich bin vernünftig und tue jetzt etwas sehr Vernünftiges“, sagte Julia und ging in das Badezimmer.
...sie hat nicht den tumben Gang der meisten barfüßigen Frauen, die mit der gesamten Fußfläche auftraten und je nach Eigengewicht den Raum zum Beben brachten, dachte er, nein Julia ging graziös, ihre Fersen berührten kaum den Boden...
Sie trug ein rot-weißes, knielanges Kleid als sie wieder aus dem Bad kam und sein Blick ruhte auf ihrem mädchenhaften Körper, während sie in ihre Schuhe schlüpfte.
...sie war so anders als die andere Frauen, mit denen er bisher intim verkehrte.
Zwar hatte er zu viele Frauen gehabt, als dass er vorschnell dem Irrtum der Liebe erlegen wäre.
Schon lange beging er nicht mehr den Fehler unerfahrener
Männer, sexuelles Verlangen mit Gemütsbewegungen zu verwechseln.
Obgleich, wenn er ehrlich war, diese Gefahr in der Vergangenheit sowieso kaum bestanden hatte.
Zahllose Gespielinnen waren es geworden in den Jahren.
An die Meisten konnte er sich nicht mehr erinnern, weder an Name noch Aussehen, noch an Gesichter und nur wenige schafften es, sich einen bleibenden Platz in seinem Gedächtnis, zu sichern und natürlich hing dies nie mit Empathie oder Zuneigung zusammen, sondern vielmehr mit ungewöhnlichem Geschlechtsverkehr zusammen.
Überraschend stellte er nach einiger Zeit fest, er war bindungs- und beziehungsunfähig.
Er konnte nicht lieben. Für keine dieser Frauen konnte er auch nur das geringste Gefühl aufbringen und nach einer, höchstens zwei Wochen, wenn seine Libido nachließ und er ein anderes Objekt der Begierde ins Auge gefasst hatte, beendete er regelmäßig die Affären.
Affären, die ohnehin nicht sehr aufregend waren.
Er war zu bequem geworden, wählte nicht mehr aus, griff wahllos zu und das waren häufig Frauen in seinem Alter, nicht mehr unbenutzt, gingen sie schon auf die 40 zu.
Sie waren leicht zu haben, zierten und genierten sich nicht und gingen schon nach wenigen Stunden des Kennenlernens mit.
Mit in ein Hotel, niemals nahm er sie mit zu sich nach Hause, das wäre zu intim, wie er fand.
In den ungezählten Nächten aber dann danach und oft, die immer gleichen, lästigen Gespräche.
Und natürlich wusste er, was sie hören wollten.
Einzig ein kleines Kompliment sollte er aussprechen, nur er konnte es nicht.
Stattdessen meditierte er stumpfsinnig über das Vergehen alles Schönen.
Manchmal, meist nach einem anstrengenden Prozesstag bestätigte er auch, dass sie mit ihrem Verdacht, langsam unattraktiv zu werden, nicht völlig einem Irrtum unterlagen.
Und oft war das auch das Ende dieser Beziehung, etwas das er immer sehr gleichgültig akzeptierte.
Nicht immer, aber doch hin und wieder taten ihm die Frauen leid und er unterdrückte jegliche negative Resonanz.
Verstand er doch, wie sie sich fühlen mussten.
Fast ihr gesamtes Leben war ausgerichtet auf Sexappeal.
Und nun machte die Physis nic
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