7.8.04, 05:18 - Betreff: BDSM Beziehung ohne Sex? | |
Maduschka | Hallo, ich habe mich gerade etwas durch das Forum gelesen und da ich real eine absolute Theoretikerin bin, ist gerade eine Gedanke aufgetaucht, bei dem ich nicht weiterkomme. Vielleicht könnt ihr mir da helfen? Können BDSM-Beziehungen ohne Sex existieren? Mein Gedankengang ist der: Die BDSM - Partnerschaft (und im Glücksfall auch die normale Partnerschaft) besteht im allgemeinen zwischen zwei in etwa gleich starken Charaktären, der gegenseitige Respekt und die Achtung vor dem anderen stehen ganz oben und es besteht ein absolutes Vertrauensverhältniss zueinander. Das "sich Fallen lassen" und "das Auffangen", das uneingeschränkte "geben können" und das "annehmen können" ohne dass dafür eine Gegenleistung erwartet oder gefordert wird. Aber hat das zwingerndermassen mit Sex oder mit Erotik zu tun? Beispiel: Jemand, der in seiner privaten und beruflichen Umgebung immer "den Leitwolf" geben muss, hat eine Person gefunden, bei der er immer "schwach" sein darf. Bei dieser Person kann er all seine Ängste und tiefen Empfingungen ausdrücken, sich fallen lassen. Bei dieser Person findet er Trost und uneingeschränkte Akzeptanz. Diese Person empfindet es wiederrum als seelische Befriedigung ihn zu stützen in jeder Lebenslage, eben das Auffangen. Ist das vergleichbar? Kann es sein, dass ich gedanklich irgendwo falsch abgebogen bin? Sabine |
melden |
7.8.04, 11:28 Uhr | |
Why-Not | Hallo SabineKönnen BDSM-Beziehungen ohne Sex existieren? Hmm. Also im Prinzip ist so ziemlich alles möglich. Es kommt halt drauf an, welche Bedürfnisse und Erwartungen die Partner haben. (Außerhalb BDSM gibt es sowas ja auch unter dem Begriff "platonische Liebe".) Jemand, der in seiner privaten und beruflichen Umgebung immer "den Leitwolf" geben muss, hat eine Person gefunden, bei der er immer "schwach" sein darf. Bei dieser Person kann er all seine Ängste und tiefen Empfingungen ausdrücken, sich fallen lassen. Vorsicht, Klischee! Natürlich gibt es auch diese Konstellation. Oft wird es allerdings - gerade in den Medien - so dargestellt, als sei SM eine Art Gegenpol zum sonstigen Leben. Der Manager, der sich von der Domina auspeitschen oder demütigen läßt, um auch mal schwach sein zu dürfen - oder der Schuhverkäufer, der auch einmal mächtig sein möchte. Tatsächlich ist die SM-Ausrichtung unabhängig vom sonstigen Leben. Und die nicht geringe Anzahl von Switchern (die gerne sowohl auf der aktiven als auch auf der passiven Seite spielen) paßt ohnehin nicht in die Vorstellung von SM als "Ausgleichssport" fürs reale Leben. Aber hat das zwingerndermassen mit Sex oder mit Erotik zu tun? SMer unterscheiden sich ja gerade von Vanillas (Nicht-SMern) dadurch, daß Macht & Unterwerfung (oder Schmerz oder ...) für sie einen erotisch-sexuellen Reiz hat. Es geht eben nicht darum, auch mal Macht zu haben (oder schwach sein zu dürfen), sondern darum, daß Macht oder Hilflosigkeit als erregend empfunden wird. SM ohne Erotik ist von daher aus meiner Sicht ein Widerspruch. Ob es zu sexuellen Handlungen kommt, ist eine Frage der persönlichen Präferenzen der Beteiligten (siehe oben - platonische Liebe). Teilweise ist der (einseitige) Verzicht auf Sex auch Bestandteil der SM-Erotik (Keuschhaltung, Orgasmuskontrolle). Meine Sichtweise in Kurzfassung: SM ohne Sex ist möglich (wenn man's mag). Aber SM ohne Erotik ist kein SM. Why-Not |
melden |
7.8.04, 13:22 Uhr | |
Kaki7890 Beiträge: 3/25 dabei seit: Okt '03 | Hallo, schließe mich größtenteils Why-not an. Ich lebe SM erst seit einem Jahr und meine Erfahrung ist: 1. SM ohne Erotik ist kein SM. Das ist für mich der Kick, der erotische Moment. 2. Wenn wir mit Sex Geschlechtsverkehr meinen, so ist das nicht unbedingt notwendig. Auch wenn ich auf SM stehe, habe ich wenig veranlagung mit ständig wechselnden Partnern zu verkehren und eine BEziehung hat sich noch nicht ergeben. Also beschränke ich mich einerseits auf cs und andererseits habe ich einen spanking-Kontakt, aber ohne Sex. So kann ich für mich meine Neigung ausleben und mich ausprobieren, aber "ficke nicht wild durch die Gegend" (Das ist natürlich geschmackssache) 3. Es ist für mich kein Ausgleich zu meinem Alltag, sondern Teil meines Charakters. Aber wie du in deinem Beispiel erwähnst gehört Vertrauen dazu, um sich fallen lassen zu können. Aber außerhalb einer Session bin ich durchaus nicht devot, sondern auch bereit zu stützen oder kann auch herrisch sein. (siehe BDSM im Alltag). Man hat ja meistens beide Seiten in sich, nur unterschiedlich stark ausgeprägt. Deshalb switchen viele ja auch. Zusammenfassend kann ich sagen für mich gibt es SM ohne Erotik, aber wenig Erotik ohne SM und SM ohne Sex, aber wenig Sex ohne SM. Aber das Spielfeld ist so gross, dass jeder seinen eigenen Weg finden muss. Rezepte gibt es nicht. lg Kaki |
melden |
7.8.04, 19:37 Uhr | |
Maduschka | Hi, erstmal Danke für eure Antworten. Eure Ansichten helfen mir doch ein gutes Stück weiter in meinen Überlegungen und jetzt, da ihr es erwähnt habt, erscheint es mir vollkommen logisch. Ohne erotische Spannung "funktioniert" es nicht, weil es ja diese Spannung der ausschlaggebende Punkt ist, ob es nun zu sexuellen Handlungen (egal welcher Form) kommt oder nicht. Mein Beispiel war in dem Sinn nicht der allgemeinen Auffassung nachempfunden, sondern resultierte aus einer bestehenden Beziehung von der ich ein Teil sein darf. So gesehen versuche ich gerade meine eigene Beziehung zu einem sehr lieben Menschen zu analysieren und habe dabei ein paar Paralellen zu einer SM-Beziehung entdeckt, die ich bisher in Partnerschaften so nicht hatte. Der in den Medien verbreitete "Ausgleichssport" scheint mir psychologisch nicht vollkommen aus der Luft gegriffen zu sein, kann aber natürlich nicht pauschal umgelegt werden. Es gibt sicher einige Geschäftsmänner, denen es gut tut, mal die Verantwortung abzugeben. "Das Ventil" ist hier wohl die (gekaufte) Domina, wobei ich nicht glaube, dass all diese Menschen wirkliche SMler sind. Aber ich weiche vom Thema ab... Vielen Dank nochmal Gruss Sabine |
melden |
11.8.04, 11:19 Uhr | |
Antaeus Beiträge: 4/20 dabei seit: Dez '00 | Hmmmmm.... da muss ich aber doch mal widersprechen..! Was ist eigentlich eine SM Beziehung ?? Doch wohl auch eine 24/7 DOM DEV Beziehung, bei der ein Teil komplett die Position des / der Dienenden einnimmt! Ob nun SEX dabei ist, und in welcher Form, sei doch mal dahingestellt! Habt Ihr Euch mal klar gemacht, wie viele weibliche Subs aus Pflegeberufen kommen ? Und glaubt Ihr wirklich, da gäbe es keine Parallelen ?? Gerade bei der " echten " Devotheit, muss meiner Ansicht und Erfahrung nach SEX nicht unbedingt eine Rolle spielen, denn die / der SUB zieht seine volle Befriedigung daraus, jemandem zu dienen! Andere Möglichkeit .. SUB will einfach ( oder muss ) wirklich an die Hand genommen werden, und durchs Leben geleitet werden! Sicher sind beides Randbereiche des SM wo MANN ( DOM ) stark darauf achten muss, daß es keine echte psychische Erkrankung wird! Noch dazu gebe ich mal zu Bedenken, daß bei einigen ab einem gewissen Alter eh SEX eine eher untergeordnete Rolle in eine ( auch SM ) Beziehung spielt! Antaeus ( Sir seines Zeichens! ) |
melden |
11.8.04, 12:04 Uhr | |
katalina |
also kann dazu nur ein gegenbeispiel bringen. mein ex-dom war ein prachtstück von dominanz und krankenpfleger. ich habe ehrlich gesagt keine ahnung wie hoch der prozentsatz an sozialen berufen in der sm-welt ist, aber ich weiß, dass man nur sehr bedingt voon eigenen erfahrungen, die auf einzelfällen beruhen, auf allgemeine häufigkeiten schließen kann. es wäre eine interessante aufgabe solche dinge einmal zu erheben, vielleicht werde ich mir eine wirklich represäntative umfrage auch mal antun. lg katalina |
melden |
11.8.04, 12:26 Uhr | |
katalina |
hm, du befindest dich bezüglich dieser thematk auf einem sehr schmalen gradt und ich muss zugeben, dass ich mir diesbezüglich selbst einiger dinge noch nicht ganz klar bin. ich empfinde mich in disem sinne als "echt" devot. devot zu sein ist für mich nicht nur eine sexuelle spielart sondern es ist auch in meinem charakter verankert. aber gerade bei solchen dingen kommt es oft zu missverständnissen. echte devotheit hat, meiner meinung nach, wenig mit schwäche oder unfähigkeit das leben alleine bewältigen zu können oder mit unwissenheit was man mit sich selbst anfangen soll. zumindest nicht merklich mehr als bei allen anderen. mein dom soll mir nicht nur physisch etwas zu sagen haben, sondern auch psychisch, geistig. es ist wie beim ping pong spielen. ich spiele einfach nicht gerne mit anderen die schlechter oder gleich gut wie ich sind, sondern mit jenen die besser sind wie ich, damit ich von ihnen lernen und an ihnen wachsen kann. ich sehe den idealen dom als eine art geistigen führer an, der mich durch das leben leitet, aber in meinem sinn! ich will jemanden der mich beflügelt ich selbst zu werden und nicht einen der mir einfach nur seinen stempel aufdrücken will. das sind schwer zu erfüllende anforderungen, das ist mir klar und ideal wird das niemandem gelingen, denn nichts auf dieser welt ist -gottseidank- ideal. natürlich kann das aber auch krankhafte formen annehmen, aber dieser gefahr ist wohl fast alles ausgesetzt. dieser geistige aspekt meiner devotheit verdrängt allerdings nicht die physische, sexuelle devotheit. im gegenteil, sie ergänzen sich wunderbar und ich möchte keine von beiden je missen, weil sie für mich als ideal zusammengehören sollten. lg katalina |
melden |
11.8.04, 12:37 Uhr | |
Antaeus Beiträge: 4/20 dabei seit: Dez '00 | Leute Leute, lest doch bitte mal was ich geschrieben habe .... ich habe NICHT geschrieben: Leute in Pflegeberufen sind SUB ! Umgekehrt wird ein Schuh draus: Ich kenne viele Leute, die echte devote Bedürfnisse haben und " unter Anderem deswegen " einen Pflegeberuf haben! Erweitert: Lehrer, Kindergarten, Kellner, Zimmermädchen ... u.ä. Das beruht auf meiner eigenen staunenden Erfahrung .... UND bitte vergesst nicht das eigentliche Thema: Es war die Frage ... geht D/S auch OHNE SEX ! Und das muss ich auf Grund dieser o.a. Erfahrungen bejahen! Hatte allerdings, da ich für mich eine andere Einstellung habe, - nämlich für mich ist SM eine der sexuellen Spielarten die ich noch dazu ausserhalb meiner Ehe auslebe, noch nicht diese Erfahrung ( ohne SEX ! ) Wohl aber mit SEX und JA mit Pflege / Lehr / Sozial - Berufen! UND absolut unabhängig von Bildung und Intelligenz! Gruss Antaeus |
melden |
11.8.04, 13:31 Uhr | |
katalina |
mir fällt auf dass du devot sein besonders mit dienen bzw. im erweiterten (beruflichen) sinn mit service in verbindung bringst. es ist dein gutes recht und es hat sowieso jeder seine eigene definition von diesen begriffen. aber für mich persönlich spielt das dienen in diesem sinne eher eine untergeordnete rolle. ich verbinde mit devot sein eher das bedürfnis nach der stärke, der überlegenheit des anderen. soziale berufe beschäftigen sich doch aber eher mit schwächeren. dort wo ich kranken helfen kann, kindern etwas beibringen kann usw. ... berufe wie kellner oder zimmermädchen dienen dem menschen und der gesellschaft genauso wie ein manager. der kellner dient vielleicht direkt dem menschen, das zimmermädchen aber wieder eher indirekt. was ich damit sagen will ist das alle berufe unter service laufen. nur eben mehr oder weniger direkt am menschen. deswegen kann ich deinen gedanken einfach nicht so ganz folgen und würde mich freuen, wenn du dich weiter erklärst. lg katalina |
melden |
20.8.04, 03:18 Uhr | |
SweetNothing Beiträge: 1/23 dabei seit: Dez '03 | Meiner Meinung nach sind Berufswahl und sexuelle Neigungen unabhängig von einander. Ich hab leider nicht die Erfahrung wie ihr und kann nur von meiner Person sprechen. Ich neige mehr zu dominanteren Berufen, von meiner sexuellen Neigung her aber Sub. Zum Thema: Ja, ich denke schon. Aber es kommt sicherlich auf die Wünsche der Personen an und auf welche Weis es für sie "erfüllend" ist. |
melden |
19.3.05, 13:41 Uhr | |
arndt Beiträge: 0/5 dabei seit: Mai '01 | sub sein hat garantiert nichts mit dem beruf zu tun meine ex-sklavin war erzieherin meine derzeitige ist Chefin eines Unternehmens eine session ohne sexuelle Handlungen kann ich mir nicht vorstellen erscheint mir etwas unlogisch |
melden |