21.8.04, 14:40 Uhr | |
-Serenity- | Fremdgehen: Sind wirklich immer beide schuld? Herr M. ist verzweifelt. Er hat das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Er weiß nicht, was er falsch gemacht hat. Seine Ehe ist zerbrochen und er versteht die Gründe dafür nicht. Vor 13 Jahren lernte Herr M. seine Frau kennen. Schnell verliebte er sich in ihre temperamentvolle lebenslustige Art. Früher sei sie fröhlich und ausgelassen, manchmal aber auch aufbrausend und launisch gewesen. Er selbst beschreibt sich als eher zurückhaltend und abwartend. Sie war der Motor in der Beziehung, er der Stabilisator. Sie waren sehr glücklich und heirateten nach kurzer Zeit. Heute sind ihre beiden Kinder 7 und 9 Jahre alt. Seine Pflichten als Vater habe er immer sehr ernst genommen. Die Familie ging ihm über alles. Er habe in den letzten Jahren viel im eigenen Betrieb gearbeitet. Sie haben sich ein schönes Haus gekauft und eingerichtet. Er fühlte sich in seinem Leben behaglich und wohl. Er liebte seine Frau sehr und habe versucht, sie auch glücklich zu machen. Immer wieder sei er auf ihre Wünsche eingegangen, auch wenn ihm manche davon unsinnig erschienen, wie z.B. eine neue Wohnzimmereinrichtung, obwohl die alte erst vier Jahre alt war. Seine Bemühungen seien wohl gründlich gescheitert. Heute habe er das Gefühl, es sei alles umsonst gewesen. Egal wie sehr er sich auch bemüht habe, die Partnerschaft zu erhalten, er habe keine Chance gehabt. Er sei schon seit ein paar Wochen misstrauisch gewesen. Seine Frau habe sich sehr zurückgezogen, auf seine Fragen, was denn los sei, habe sie aber nur ablehnend reagiert. Sie wolle einfach nur ihre Ruhe haben, fuuml;hle sich eingeengt und wü;nsche sich mehr Freiraum. Zufällig habe er dann - durch gespeicherte SMS in ihrem Handy - herausgefunden, dass sie schon seit über einem Jahr eine intime Beziehung zu einem seiner engsten Freunde habe. Der Schock und der Schmerz sei fast unerträglich. Er könne sich kaum noch konzentrieren und funktioniere nicht mehr zuverlässig in seinem Betrieb. Wenn seine Kinder nicht wären, hätte sein Leben keinen Sinn mehr. Sein Hausarzt schickte ihn in meine Praxis für Psychotherapie und Paartherapie. Dieser Mann war sein Leben lang fleißig, ehrlich, treu und bodenständig. Seine Grundwerte waren zutiefst erschüttert. Er wußte nun schon seit etwa vier Wochen von dem „Verhältnis“ seiner Frau, konnte sich aber nicht entscheiden, wie es weitergehen sollte. In gemeinsamen Gesprauml;chen beteure seine Frau zwar, ihn nicht verlieren zu wollen und ihn weiterhin zu lieben. Er würde die Ehe beenden, wolle die Kinder aber nicht verlieren, die nach einer Trennung sicher bei der Mutter leben würden. Er könne aber seiner Frau nicht vergeben. Er glaube nicht daran, ihr je wieder vertrauen zu können. Zusätzlich zu seiner großen Enttäuschung über den Betrug und der Trauer über den erlittenen Vertrauensverlust, fühlte Herr M. eine große Wut. Er habe schon mit Freunden über seine Situation gesprochen. Alle seien der Meinung, dass beide Partner beteiligt seien, wenn einer fremdgeht. Er sei sich aber keiner Schuld bewußt, habe immer alles getan, worum ihn seine Frau gebeten habe. Für ihn haben Vertrauen und Treue in der Ehe oberste Priorität. Jetzt soll er am Scheitern der Beziehung einen genauso großen Anteil haben wie sie? Tatsächlich ist die gauml;ngige Meinung der Paartherapeuten, dass am Scheitern einer Beziehung immer beide zu gleichen Teilen beteiligt sind. Ein Fall wie der von Herrn M. spricht jedoch dagegen. Ich habe in meiner Praxis mit vielen Paaren gesprochen, und bin mittlerweile zu folgender Überzeugung gekommen: Natürlich geht ein Mensch nicht einfach so fremd, wenn er in seiner Partnerschaft glücklich ist. Dennoch hat jeder eine individuelle Frustrationstoleranzgrenze und eine eigene Definition von Glücklichsein. Was der eine noch als gut befindet, ist für den anderen vielleicht schon langweilig und leer. Die Standards werden schon in der Herkunftsfamilie festgelegt. Welche Partnerschaft haben uns unsere Eltern vorgelebt. Wie gingen sie mit Problemen um. Haben sie sich getrennt, waren sie sich wohlgesonnen oder gab es ewig Streit. Wir alle haben in unserer Kindheit gelernt, was in der Beziehung wichtig ist und was wir überhaupt nicht haben wollen. Kinder von getrennten Eltern, trennen sich als Erwachsene auch hauml;ufiger vom Partner als Paare, deren Eltern zusammen alt wurden. Einen wichtigen Einfluss auf die Partnerschaft haben auch die Dimensionen Nähe und Distanz. Unterscheiden sich die Partner in ihren Intimitätserwartungen stark voneinander, so ist auf Dauer viel Frustration vorprogrammiert. Diese Paare kouml;nnen dennoch eine gute Beziehung führen, wenn sie gelernt haben, damit umzugehen. Wenn sich zwei Menschen ineinander verlieben, gibt es zwei Familien-Systeme, die aufeinanderprallen. Am Anfang ist das natürlich spannend, aber nach einiger Zeit wird es umso anstrengender, je unterschiedlicher die beiden Systeme sind. Viele offene Gesprauml;che und Kompromisse sind erforderlich. Und genau an diesem Punkt zeigt sich, ob beide Partner gleichviel in ihre Beziehung „investieren“. Wenn sich nur einer stauml;ndig bemuuml;ht, der andere aber seinen eigenen Weg geht, wird die Partnerschaft leiden. Ob das Paar sich trennt, hängt von vielen Faktoren ab, z.B. dem Grad der materiellen Abhängigkeiten, dem eigenen Anspruch und vor allem auch von der Hoffnung, noch einmal eine bessere Partnerschaft eingehen zu können. In dem o.g. Beispiel hat Herr M. sich ernsthaft alle Muuml;he gegeben, ein guter Ehemann zu sein. Er hauml;tte nach seinen Worten „alles fuuml;r seine Frau getan“, auf die er sehr stolz war. Frau M. war als Einzelkind schon früh daran gewöhnt, ihren Willen durchzusetzen. Ihr Mann war mit seinem eigenen Betrieb eine gute Partie, er sah gut aus und sie liebte seine ruhige und ausgeglichene Art. Nach einigen Jahren jedoch empfand sie ihr Leben langweilig. Sie gingen zwar viel aus und fuhren oft in Urlaub, doch sie wurde im Laufe der Jahre immer unzufriedener mit ihrer Rolle als Hausfrau und Mutter. Ihre Berufstätigkeit in einer Behouml;rde hatte ihr nie Freude gemacht und sie tauschte damals gerne, die Bürostelle gegen ihre Mutterrolle ein. Nun war sie Mitte Dreißig und fühlte sich in einer Sackgasse. Kämpfen und anstrengen musste sie sich bisher nie besonders, dafür waren zuerst die Eltern, später der Ehemann zuständig. Dementsprechend traute sie sich außerhalb des Hauses wenig zu. Der einfachste Weg, Bewegung in ihr eintöniges Leben zu bringen, war wohl eine Affäre. Natürlich hat sie diesen Schritt nicht bewusst gewählt. Aber ein Zufall ist das nicht. Sie flirtet heftig mit einem engen Vertrauten aus dem gemeinsamen Freundeskreis. Sie weiß, er ist auch verheiratet und will nur ein Abenteuer. Sie verlieben sich, treffen sich heimlich und sind glücklich miteinander. Zu Hause konstruiert sie ein kompliziertes Lügengebilde. Sie hat ihrem Mann gegenüber ein schlechtes Gewissen, will ihn und die damit verbunden Annehmlichkeiten auf keinen Fall verlieren, aber die Liebe zu dem andern wird immer stauml;rker. Unweigerlich muss die Situation früher oder später in einer Katastrophe enden. Die Folgen sind bittere Enttäuschung, Wut und Misstrauen auf der einen Seite, Schuldgefühle und Verwirrung auf der anderen. Es hat einige Therapiegespräche und viel Zeit gebraucht, bis das Ehepaar M. die Krise einigermaßen überwunden hat. Sie haben sich nicht getrennt, schon wegen der Kinder. Eine Narbe wird immer bleiben. |
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22.8.04, 20:17 Uhr | |
chevie Beiträge: 1/5 dabei seit: Jan '01 | @SheherazadeFremdgehen bedeutet für mich eher, wenn mein Partner hergeht und eine intensivere Vertrauensbasis zu einer anderen Person aufbaut, nicht mehr das Leben nur mit mir teilt, sondern seine Sorgen, Probleme und Nöte erst mit jemand anderem austauscht, dann mit mir. Oder lieber mit der anderen. Wenn auch das Herz mitspielt - und sei es auch nur Verliebtheit. Wenn die Verbundenheit mit meinem Partner durch jemand anderen aufgebrochen wird, dann ist das für mich schlimmer, als wenn er sexuell mit jemand anderem Kontakt hat. Genau meine Gedanken (siehe einige Zeilen weiter oben), danke Dir das ich damit nicht alleine stehe. Chevie |
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7.10.04, 20:43 Uhr | |
blaundblubb Beiträge: 0/1 dabei seit: Okt '04 |
Ich denke, man sollte das in einer Partnerschaft klären, schliesslich sieht das jeder anders. (Wie hier ja schon oft erwähnt wurde) Prinzipiell gilt für mich, ich tue immer nur dass, was ich meiner Partnerin auch erlaube(n würde- sie muss es ja nicht nutzen)! Persönlich bin ich der Meinung, das CS, anderen hinterherschauen, etc. zum Flirten gehört. Flirten gilt als Gesund und in diesem Sinne sollte es auch in einer Partnerschaft erlaubt sein. |
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8.10.04, 18:22 Uhr | |
PaarKL Beiträge: 26/44 dabei seit: Apr '04 | Hi Ich habe mir vor langer Zeit genau diese Fragen gestellt und denke ich habe ien paar wichtige sachen mir dabei überlegt. 1. Vertrauen ist wichtiger als Monogamie. Vertrauen bedeutet aber auch dass man nichts heimlich mit jemanden anfängt Das eigentlcihe Fremdgehen beginnt da wo man wissentlich etwas mit eine manderen tut von dem ma nweiß dass es dem partner weh tut |
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3.12.04, 11:59 Uhr | |
sfue Beiträge: 0/5 dabei seit: Jan '01 | katalina: das würde ich auch unterschreiben lg Etzel |
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14.12.04, 13:03 Uhr | |
bastei Beiträge: 1/1 dabei seit: Aug '04 | Fruchty: Fremdgehen ist eigentlich falsch, denke ich. Denn zu dem man geht kennt man ja, wenigstens den Namen. Scherz beiseite: hat man sich entschieden, jemand anderen zu treffen, sollte man so weit gehen, wie der andere oder man auch selbst möchte. Soweit, dass man später sich nicht vorwürfe macht. Sagen wie es so: Soweit, dass es zur Not auch einen Rückweg gibt. |
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7.1.05, 22:51 Uhr | |
Blaufeuer Beiträge: 0/2 dabei seit: Aug '03 | Fruchty:ich denke das chatten nichts mit fremdgehen zu tun hat |
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14.1.05, 02:40 Uhr | |
AdrianMakenzie Beiträge: 1/8 dabei seit: Jan '05 | Fruchty: Sehr interessantes Thema, was wahrscheinlich von beiden Seiten wieder grund verschieden gesehen wird. Hierzu eine kleine Geschichte, wo ich mal auf eure Meinung gespannt bin. Meine Freundin und ich gingen getrennt raus, um mal einen Männer- bzw. Frauenabend zu machen. Einige Freundinnen meiner Freundin, waren in der Disco wo ich mit meinen Fußballkoleggen war. Wie es halt ist, wird viel getrunken, getanzt etc. und man lernt neue Leute kennen. Vor allem wenn diese sehr reizvoll sind. Ein Mädel hatte es mir besonders angetan. Wir tranken viel zusammen, quatschten etc. Als es langsam dem Ende zu ging, saßen wir auf einer Couch und unterhielten uns. Sie hatte einige enttäuschende Beziehungen hinter sich, und ich legt ihr dabei den Arm um. Ab und an streichelte ich ihr üben den Rücken, was aber keiner sehen konnte. Bei einem Liebeslied, gingen wir auf die Tanzfläche und tanzten eng zusammen, aber jeder hatte seine Hände da wo sie "ok" waren. Dann war Ende in der Disco. Nach beidseitigem Einverständniss gingen wir zusammen in die nächste Disco die nur ein paar Meter weiter war. Wir also raus und Arm in Arm dort hin geschlendert. Leider machte die Disco auch zu. Wir quatschten dort noch etwas und beschlossen zu fahren, wir teilten uns ein Taxi da wir relativ nah bei einander wohnten. Sie bot mir an, dass ich bei ihr schlafen könne, obwohl es eigentlich Schwachsinn (kleine Entfernung). Trotzdem machte ich es, und hatte am nächsten Morgen den größten Streit den ich je hatte. Tja, jetzt die Definition des Fremdgehens. Für mich war es kein Fremdgehen. Wir haben uns kein einziges Mal geküsst, näher gekommen etc. Ehrlich gesagt, habe ich nicht einmal dran gedacht, dass wir was hätten machen können. Ich habe daran wirklich keinen Gedanken verschwendet, obwohl ich mich im nachhinein gewundert habe, dass mir diese Idee nicht in den Sinn kam. Ich fand, dass ein "geiler" Abend war, aber naja, die Frau des Hauses war da nicht so glücklich drüber. Persönlich finde ich, alles was nicht mit küssen, fummeln etc. zu tun hat, ist für mich kein Fremdgehen. |
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28.2.05, 15:14 Uhr | |
katalina | AdrianMakenzie: ich denke, der fehler liegt darin, dass alle für sich selbst eine definition von fremdgehen entwickeln und die dann als maßstab dem partner aufzwingen. natürlich muss man sich einmal für sich selbst damit auseinandersetzen, ab welchen handlungen, gedanken und gefühlen fremdgehen für einen nicht mehr tragbar wäre. es dann aber dabei zu belassen ist unvollständig! natürlich musst du deine definition mit der deines partners austauschen und sie eben so gut wie möglich angleichen. zwei verschiedene defintionen von fremdgehen sind nichts wert in einer beziehung. erst der kompromiss aus beiden definitionen ermöglicht es dir dich in einem rahmen zu bewegen der solche troubles ausschließt. lg kata |
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15.3.05, 23:20 Uhr | |
dukesfile Beiträge: 0/1 dabei seit: Jan '04 | Fruchty: Ich denke FREMDGEHEN oder BEKANNTGEHEN, das definiert einzig und alleine die/der PartnerIn. Wenn die Grenze von Ihm oder Ihr als überschritten angesehen wird, jilft auch keine Diskussion mehr weiter, dann ist es eben so. Wer einen anderen Menschen mehr schätzt oder dem anderen Menschen mehr Aufmerksamkeit entgegenbringt als dem eigenen Partner, sollte sich keine Gedanken über Fremdgehen, sondern über SCHLUSSMACHEN machen. Denn was will der dann noch mit seinem Partner? |
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27.3.05, 21:52 Uhr | |
freund-chen Beiträge: 1/7 dabei seit: Mär '05 | Fruchty: und dann habe ich gelesen; habe versucht, Worte bei anderen Menschenskindern zu finden fand ich auch und dann wieder nicht so richtig Will sagen: es gibt keine allgemeingültigen Worte für diese "Fremd-Gehen-Frage", weil es uns selten sofort, auf JETZT, gelingt, eine Antwort auf ein Warum zu finden. Ich denke, es sind die konkreten Details und die Möglichkeiten. Und schon geht das Problemchen los. Bei mir so: Bin kommunikativ arbeite denke lebe habe Verantwortung für andere und meine Kids bin belesen ein-gebildet gut-aussehend (alles Worte!) Menschen, die mich als "unbekannt" erleben - denken und sagen auch: Interessant. Da geht dann der Reiz los. Ein Reiz Aufmerksamkeit Genaueres Hinsehen Diskussionen Berührungen Gefällt Warum nicht. Sex. Unbefriedigend. Fremdgehen? Ja, wenn der andere in der Partnerschaft (Partner also) nicht wüsste, dass ich immer wieder Kommunikation um mich herum brauche, dafür und damit lebe. Also Nein. Nein, wenn der Partner die sogenannte Monogamie als Allheilmittel für Reize, eigenes Erleben... ansieht - ist nicht so. Also auch hier Nein. Fremdgehen = Nein in Bezug auf Besitz des Ganzen am Anderen. Niemand besitzt einen geliebten Menschen. Wenn der andere damit nicht klar-kommt ist dieser nicht der richtige Partner. Klar. Beziehungen leben heißt arbeiten - aber wer will schon immer arbeiten. Möglich, dass es solche Menschen gibt. Fakt also: Wir akzeptieren die Unterschiede und leben diese (in der Konsequenz) auch gemeinsam; denn: Verlassen (im Sinne von Schluss und AUS) habe ich meine Partnerin noch nie. |
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18.5.05, 11:48 Uhr | |
blacklymind | Mein Freund ist bi (mehr homo, als hetero) und ich habe überhaupt kein Problem damit (finde es sogar ziemlich geil), wenn er mit Jungs rummacht. Da empfinde ich es auch gar nicht als "fremdgehen". Bei einer anderen Frau würde ich sofort eifersüchtig werden. Da würde ich mich fragen, was die hat, was ich nicht habe aber bei einem Mann ist das ja wohl offensichtlich Das macht ihm auch überhaupt nichts aus, da er wie er selbst sagt, sich für 90% eh nur für Männer interessiert. |
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