31.1.06, 14:25 - Betreff: Gedanken über das Schreiben | |
uschi- Beiträge: 30/158 dabei seit: Jan '03 | Bestimmt hat der eine oder andere User schöne erotische Sachen erlebt und kann sich durchaus vorstellen dies zu Papier zu bringen und bei Sevac auszustellen; Mir geht es da nicht anders. Doch was ich im Forum so lese, plagen mich mittlerweile große Zweifel: Da fragt ein User ob nicht ein „Profi“ mal seine Geschichte durchlesen könnte um ihn auf evtl. Fehler aufmerksam zu machen (Schreibfehler; Wiederholung von Aussagesätzen usw.) und sofort freundlicher Weise wird man mit Links zugepostet, hier würde man alles finden um ein *guter* Autor zu werden. Na toll…ich möchte aus dem Bauch heraus eine Geschichte schreiben; so wie sie mir in den Sinn kommt. Meine Wort möchte ich benutzen, und nicht was sich laut Buch besser anhört. Ich möchte nicht erst zig Bücher wälzen um meine Geschichten schreiben zu können. Hat es Sinn eine Geschichte zu schreiben, die dann doch keinen Bestand hat bei Sevac veröffentlich zu werden, weil man kein angehender guter Autor ist, oder weil man sprachlich nicht so firm ist wie sehr viele hervorragende Autoren. Hat nicht jeder Autor mal klein angefangen?? . Außerdem möchte ich mich nicht als Autor sondern als Schreiber bezeichnen wollen. Dann kommt die Frage auf, wie wird der Einleser die Geschichte bewerten, macht er die Geschichte nieder? Häufig lese ich von einem Einleser Kritik zu einer vorgestellten Story. Warum belässt man es bei der Vorstellung der Geschichte nicht bei einem Kommentar bzw. bei einer Inhaltsangabe? Warum muss die Kritik sein und wodurch ist ein Einleser zu einer Kritik befähigt? Könnte man die Kritik nicht auch über Mail an den Schreiber/Autor mitteilen? Reicht es nicht aus, das die Leser/innen ihren Geschmack bezüglich der Story entscheiden lassen und durch eine Bewertung zum Ausdruck bringen?? Wie seht ihr das?? LG uschi |
melden |
31.1.06, 15:10 Uhr | |
tyami | uschi-: ahoi... um erst einmal ein mißverständnis auszuräumen: das korrekturlesen und die weiterbildung mit metaliteratur zum schreiben sind zwei voneinander unabhängige dinge. so mag auch jede schreiberin, jeder autor (sind für mich synonym, tut leid ) selbst darüber befinden, ob sie oder er sich eher von der theoretischen seite oder vom instinkt leiten lässt. ich hab bisher aus dem bauch heraus geschrieben, auf plot- und charakterentwicklung völlig verzichtet, weil ich die handlungen und personen so vor augen habe, wie sie dann drinnen stehen. das ergebnis war dementsprechend soso lala. seit ich mich nun mit fachliteratur befasse, kann ich das, was mich bisher unbewusst gestört hat, zumindest ein wenig benennen und behirnen. es ist ein angebot, kein zwang. die frage ist, was du dir erwartest... literatur ist alles, auch diese diskussion. aber wenn dich eine möglicherweise negative bewertung zurückschrecken lässt, dann stellst du an dich ohnehin bereits den erhöhten anspruch, zumindest eine gute amateurin zu werden. dieser wunsch, so gut zu sein, um anderen zu gefallen, mündet aber unweigerlich in "professionalität" (mit quotes, weil das nicht unbedingt "berufswunsch" bedeutet). du scheiterst damit nicht zuletzt an deinen eigenen schranken im kopf, was auch in vielen dieser "schlauen bücher" übrigens bereits auf den ersten seiten erwähnt wird. die meisten, vor allem die aus dem angloamerikanischen raum, sind sehr praxisorientiert und ebenso kurzweilig wie interessant zu lesen. uschi-: ich finde die kritik sehr nützlich und würde mir (für mich) sogar viel deutlichere und härtere kritik wünschen. die befähigung der einleser gehört hier zu den meistdiskutierten themen. wodurch sind (schieds-)richter befähigt? musikkritiker? politische journalisten? allein dadurch, dass wir ihr urteil als fachurteil akzeptieren. so wie batiken, langlaufen oder klavierspielen ohne handwerkliche fertigkeiten nur sehr kurz als befriedigend empfunden werden (zumindest von vielen), so ist das auch mit literatur. ich würde dir vorschlagen, dich einfach mal hinzusetzen und diese "schöpferischen phänomene" an dir selbst auszuprobieren - ohne erfolgsdruck, einfach aus spaß an der freude. wenn du hilfe brauchst, wirst du hilfe bekommen; unabhängig davon, wieviele bücher du vorher gelesen hast, und auch wenn es sich darum handeln sollte, mit kritik umzugehen. das wasser ist längst nicht so kalt und tief, wie es aussieht... und ich bin fest überzeugt, dass du eine gute "schwimmerin" bist. bye, und viel vergnügen beim schreiben wünscht tyami |
melden |
31.1.06, 16:36 Uhr | |
katalina | Ich kann mich tyami nur anschließen... |
melden |
31.1.06, 17:47 Uhr | |
zerozero | uschi-: Lass dich davon bloß nicht irre machen und schreibe deine Geschichten. Ich bin mir sicher, dass was keiner hier wollte, ist jemanden vom schreiben abzuhalten.
Dann tu es. Wenn du schriftstellerisch hoch begabt bist, dann spricht nichts dagegen, es zu machen. Ansonsten geht es vielleicht in die Hose und viele Erstschreiber sind abgeschreckt und finden es schade, dass ihre Fantasien oder ihre Erlebnisse abgewertet werden. Niemand muss Hilfe annehmen, nur weil sie angeboten wird. Aber, wenn nun die "Profi Schreiber" hier, die Geschichte durchsehen, bedienen sie sich im prinzip der selben Hilfsmittel, wie sie hier verlinkt worden sind.
Einige Einleser schreiben selbst und das nicht schlecht. Sie kennen also die andere Seite des Zauns. Die Kritik, die sich findet, wird meistens dankbar angenommen. Und sie beinhaltet auch einen guten Hinweis für die Leser: Sie zeigt schon etwaige Schwächen der Geschichte an und hilft zu filtern. Ist schon angesprochen worden, es gibt wirklich viele Diskussionen um diese Frage (auch von meiner Person losgetreten). Die Kritik ist aber auch eine öffentliche Rechtfertigung: Wenn eine Geschichte nur einen von denen hier bekommt, kriegt man gleich mit, woran es gelegen haben könnte. Würde man es privat in Mails machen, dann fürchte ich, würden die Einleser einen Großteil ihrer Zeit damit verbringen, Emailkorrespondenzen zu führen. Außerdem möchte ich den Einlesern das Recht zur Kritik nicht weg nehmen, sie haben es sich redlich verdient: Wer im warsten Sinne des Wortes hunderte von Geschichten einliest und damit den Konsumenten einen großen Dienst erweist und sich bei einer Geschichte über etwas ärgert oder sie wirklich schlimm findet und sie trotzdem einliest, hat er das Recht sie zu kritisieren. Kein Mensch beschwert sich ja über Lob, dass müsste im gleichen Maße auch wegfallen, wenn man dir folgen würde. Lg Zero *der heute doch sehr in der "rettet das System" Stimmung ist* |
melden |
31.1.06, 19:51 Uhr | |
-Serenity- | Hi Uschi, Deine Sorge ist berechtigt. Kritik kann einen unsicheren "Erstling" verschrecken. Aber auf der anderen Seite ist eine schriftlich formulierte Kritik auch notwendig. Wenige können nicht das Warum erklären. Das merke ich immer wieder an manchen Kommentaren von Lesern zu Geschichten, die ich ohne textliche Hinterlegung mit nur einem oder einem halben bewertet habe. ("Die Geschichte hätte eine höhere Bewertung verdient ...") Es juckt mich in den Fingern, darzulegen, warum, wieso, weshalb, aber der Platz im Einlesekommentar ist nun mal beschränkt. Du wendest ein, dass Du für Dich schreibst. Das ist für sich gesehen auch richtig so. Wenn Du aber eine Geschichte vielen Lesern zugänglich machen möchtest, dann müssen ein paar Anforderungen erfüllt sein, dass der Rezipient in diesem "Kommunikationsprozess" - Himmel hilf, ein Fremdwort - versteht, was Du ausdrücken oder vermitteln möchtest. Wenn Du selbst schreiben möchtest, dann ist es doch eine normale Sache, dass Du nicht sofort loslegst, sondern vielleicht erst einmal über den Gartenzaun schaust und beobachtest, wie andere es "gut" machen, denn diesen Anspruch hast Du ja an dich selbst. Diese Eigenschaften, die man braucht, wachsen langsam heran. Man hat ein starkes Interesse am Lesen, kann Bücher/Geschichten qualitativ einschätzen und wenn es nur aus dem Bauch heraus ist und sich nicht auf Wissen aus Metaliteratur stützt. Wenn dann noch das Interesse erwacht, es selbst zu versuchen, dann sucht man sich den Ort, wo man dies ohne große Probleme kann. Und wie könnte man diesen Ort nennen? ... Richtig" Schreibwerkstatt, wo sich Gleichgesinnte treffen, Geschichten zum Besten geben und gegenseitig verbessern helfen ... und das ist etwas, was bei Sevac noch fehlt. Im Moment ist es noch so, dass man sich entweder auf privater Ebene zusammen tut, oder man springt beherzt ins kalte Wasser (Pool) CAVE Bauchlandung Ich würde mir so eine Einrichtung wünschen, aber wie das umzusetzen ist, da habe ich nur vage Vorstellungen. Vielleicht bekommt diese Idee einen Geburtshelfer ... zerozero: Ich habe einen Spiegel für Dich, aber dazu später mehr, da ich noch einem Freund beim PC einrichten helfen muss. Serenity |
melden |
31.1.06, 23:09 Uhr | |
zerozero | -Serenity-: Na dann. Ich kann mir denken, worum es geht. Auch wenn es mir den Spiegel vorhält, weil ich meine Probleme von Zeit zu Zeit in Mailkorrespondezen bespreche. Zero |
melden |