30.5.06, 23:37 - Betreff: The L Word | |
KoshvonThar | So - da ist es also passiert: Sexszenen, wie wir sie sonst nur auf RTLII Freitag Nacht gewohnt sind, haben ihren Weg ins Abendprogramm gefunden. Der Pilotfilm zu "The L Word" ist gerade zuende. Und ich muss zugeben, dass er einen etwas seltsamen Eindruck hinterlässt. Die Schauspieler sind OK. JEde Serie muss ihre Charaktere erst noch formen. Die Story an sich ist ein wenig dünn. Ähnlich wie in "Sex and the City" geht es um einen Kreis lesbischer Freundinnen mit ihren jeweiligen Erlebnissen und Problemen. Ein Pärchen aus der Gruppe sucht z.B. einen Spender für eine künstliche Befruchtung, eine andere ist single und ständig heiß und heterophob, eine weitere schleppt alles ab, was sie kriegen kann ohne Rücksicht auf Gefühle. Es viel über Sex geredet und hauptsächlich geht es um das Leben als Lesbe. Im Prinzip ist die Idee ja ganz witzig, aber wenn die Serie wirklich in das Leben von Lesben einführen soll, dann ist es schlicht zu flach gemacht. Sex and the City hatte damals einen Weg gefunden über Sex zu reden, ohne vulgär zu werden. The L Word stellt das Leben von Lesben so dar, als ginge es wirklich nur um das Eine. Es ist eh etwas problematisch einem das Leben als Homosexueller erklären zu wollen. Allein der Versuch macht ja deutlich, dass Homosexuelle "anders" sein müssen. Sonst müsste man nichts erklären. Aber selbst, wenn man das noch durchgehen lässt, dann finde ich eines wirklich langsam bedenklich: In einer Szene hat ein Pärchen Sex. Recht deutlich zu sehen, in nahezu aller Ausführlichkeit gezeigt. SIE hat zuvor zwei Lesben beim Sex beobachtet und ER fordert sie auf, davon zu erzählen. Ich fand das peinlich. Und zwar nicht wegen der Sex-Szene, sondern wegen des Gesprächs. Eine solche Form von Dirty-Talk gehört eben in den intimsten, zwischenmenschlichen Bereich hinein, den man haben kann und nicht unbedingt ins Fernsehen. Dabei ist es nicht so, dass man alle Nase lang ein lesbisches Paar beim Vögeln sehen würde. Aber wenn wer Sex hat, dann so, dass es echt von den normalen Pornos kaum unterschiedlich ist. Auf der anderen Seite tauchen wieder Aspekte auf, die gar nicht so schlecht sind. Wie der Typ, der seinen Samen nicht spenden möchte, weil er nicht damit leben will, ein Kind zu haben, an dessen Erziehung er keinen Anteil hat. Also Vater zu sein, ohne Vater zu sein. Das regt wieder zum Nachdenken an. Mich würde wirklich interessieren, wie Lesben diese Serie betrachten. Genauso wie ich gern wissen würde, wie Schwule die Serie "Queer as folk" betrachten, die, meiner Meinung nach, echt nicht besser ist. Naja, vielleicht wirds ja noch besser. -Artex- |
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31.5.06, 18:32 Uhr | |
Rai Beiträge: 0/1 dabei seit: Mär '05 | Hallo, deine Aufregung kann ich nicht nachvollziehen, oder wir haben zwei verschiedene Sendungen gesehen. Unter Sexszenen versteh doch noch etwas anderes das was da gezeigt wurde ist nicht viel mehr wie in vielen anderen Soap´s nicht auch schon gesehen worden wäre. Das bischen Gefummel und der Ansatz zu einer Nummer deren fortgang sich in erster Linie im Kopf abspielt reicht nicht ganz, um den Ankündigungen über den Inhalt und der Aussage:"Ein Muss für jeden Sex and the City Fan", gerecht zu werden. Ob die Serie dazu angetan ist die Männerwelt ultimativ in die letzten Geheimnisse lesbischer Lebens- und Liebesweise einzuweihen wage ich zu bezweifeln und ob sie das Niveau und den Unterhaltungswert von Sex and the City erreicht werden die nächsten zwei bis drei Folgen zeigen. Ich lass mich da einfach mal überraschen. Rai |
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31.5.06, 20:43 Uhr | |
Akes25 Beiträge: 1/5 dabei seit: Feb '06 | Na, da ich ja glücklicherweise gerade einen Fernseher habe - woher bloß - will ich jetzt auch was zu dieser "netten" Serie von mir geben. Artex, ich bin ähnlich enttäuscht wie du und bezweifle es ernsthaft, dass sich lesbische Frauen diese Serie anschauen werden. Ich denke viel eher, dass sie die Klischees, die es über gleichgeschlechtliche Liebe zwischen Frauen gibt, weiter breittritt und damit vielmehr ein männliches Klientel anspricht. (Wer weiß, ob das nicht sogar Absicht ist!) Ähnlich denke ich auch über "queer as folk", wobei ich dazu sagen muss, dass einiges stimmt und es in der Szene wirklich so abgeht, wie dort transportiert wird. Und grade aus dem Grund ist es für die Leute, die selbst homosexuell sind, eben nicht interessant sich diese Serien reinzuziehen. Andererseits bleibt die Frage: Warum sind manche Menschen heute so geil darauf, eine soap zu sehen, die nichts anderes als das Leben beschreibt? Und wo steckt der Reiz in den Dingen, die einem jetzt in Sachen Sex überhaupt nicht liegen? Sind wir heute wirklich schon so komisch im Kopf, dass uns unsere eigene Fantasie nicht mehr reicht und wir alles möglichst schon im Bild transportiert bekommen wollen, mal ganz abgesehen davon, dass die Geschichten hier alle besser sind als die mühsam zusammengestückelten Drehbücher der meisten soaps, die oft nicht mal einen schönen Rahmen bieten. Naja, mein Ding ist es nicht und den Fernseher, der mir grad die langweiligen Stunden vertreibt, werd ich dafür sicher nicht nochmal anmachen. Übrigens es lebe die Neugier, damit hab ich wohl meine eigenen Fragen schon beantwortet Akes |
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1.6.06, 10:28 Uhr | |
katalina | Akes25: Zur neuen Serie kann ich nichts sagen, da ich sie nicht gesehen habe, zu "queer as folk" ebenso nicht. Allerdings weiß ich von schwulen Freunden, dass sie recht begeistert über die Serie waren, weil überhaupt mal der "schwule Lifestyle" zum Thema gemacht worden war und dadurch ein wenig Normalität erlangt hat. Im übrigen verlangen wir etwas viel von solchen Serien. Wieviel unglaublich viele Serien gibt es zu allen anderen Themen und wieviel davon sind qualitativ relativ wertvoll? Diese homosexuellen Serien sind doch noch völlig neu, da können nicht gleich die ersten ein qualitativer Erfolg werden, der seriell filmische Umgang muss damit auch noch gelernt werden. Sex and the City scheint immer noch eine Sonderstellung einzunehmen, es wäre jedoch unfair von uns die werbeschwangeren Vergleiche damit ernst zu nehmen und umzusetzen. Akes25: Diese Fragen verwundern mich. Ein maßgebliches Bestreben im Leben eines Menschen ist es sich, sein Denken und sein Handeln ständig mit anderen abzugleichen. Es war immer schon überlebensnotwendig dass wir wussten wie wir im Vergleich zu anderen stehen, ob wir stärker oder schwächer sind,, intelligenter oder dümmer, ob wir mit unseren Entscheidungen/Meinungen richtiger oder falscher liegen als andere. Wir müssen ständig abgleichen und kontrollieren was wir tun und was andere tun. Früher war das der Dorftratsch, das Leben der anderen lag offen vor einem. Jetzt in den großen Städten und der Anonymität und Einsamkeit vieler Menschen ist das nun mal nicht mehr so gegeben. Dazu wird das Leben und die Lifestyles immer vielfältiger, Orientierung fällt in dieser steigenden Komplexität immer schwerer. Nun setzen mit Film und Fernsehen eben andere Möglichkeiten ein, man bringt den "Dorftratsch" bis ins Wohnzimmer hinein, ganz ohne wirklichen menschlichen Kontakt. Wir beginnen immer mehr uns mit dem abzugleichen mit dem wir mehr Kontakt haben und in vielen Fällen ist das nun mal mehr oder weniger stark ausfallend der Fernseher mit seinen Soaps usw. ... Was das Niveau dieser Serien angeht bitte ich um weniger Engstirnigkeit. Sieh dich doch mal um, wir hier machen wahrscheinlich nur eine Minderheit aus. Die Masse ist nun mal nicht so gebildet wie die Elite, hat frustrierende Jobs, befindet sich in auslaugenden Abhängigkeiten, kämpft mit existentiellen Problemen, mit Aggressivität und Frustration. Wenn so ein Mensch nach seinem harten Job endlich nach Hause kommt, dann hat er nun mal in vielen Fällen keinen Bock auf gehobene Unterhaltung, die ihn fordert, sondern er will abschalten, leicht und oberflächlich berieselt und beglückt werden und sehen, dass andere sich genauso durch den Alltag kämpfen wie er. Mich wundert an diesen Entwicklungen gar nichts, sie sind ledigleich ein Spiegel unseres Menschseins, unseren gesellschaftlichen und sozialen Entwicklungen. |
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7.6.06, 04:09 Uhr | |
Angelus- Beiträge: 15/408 dabei seit: Okt '02 | katalina: *hmmm* frag mich dabei immer öfter wer spiegelt wen? Erfolgreiche Soaps können nur überleben wenn sie gute Einschaltquoten haben, also müßen sie zwar den Puls der Leute treffen, aber braucht mit der Realität nicht übereinstimmen. Heißt also das sie nur einen Tick verrückter, abgedrehter sein müßen. Effekt man spricht drüber auf der Arbeit oder Partys und schwupps findet plötzlich ein Abgleich statt. Man redet so wie in der Serie oder zieht ähnliche Klamotten an, findet es halt cool Verhalten zu imitieren. Dorfklatsch beruht zumindest zum Teil auf Realität. |
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7.6.06, 14:17 Uhr | |
katalina | Angelus-: Natürlich findet eine Wechselwirkung statt. Und manchmal läuft die Ursache-Wirkungsrichtung sogar auch gegenläufig. Vor allem wenn bspw. in der Werbung gezielt Trends gesetzt werden. Trotzdem beziehen Serien und Filme immer noch viel aus der Realität, woraus auch sonst? Das Problem ist bloß, dass diese Abbildung der Realität natürlich abgeändert, getrimmt, optimiert und verzerrt wird, zu welchen Zwecken auch immer. Dass der Dorftratsch näher an der Realität liegt will ich nicht abweisen, aber man sollte nie vergessen wieviel allein schon in der Gerüchteküche im kleinen Dörfchen verändert, aufgepuscht und manipuliert wird. Die Mechanismen sind für mich die Gleichen, nur die Reichweiten, das weniger Offensichtliche, das zu Komplexe und natürlich die vielen Zwischenschritte und Mitverdiener beim Fernseher können die ganze Sache beim Fernsehen unkontrollierbarer machen. |
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27.6.06, 22:24 Uhr | |
barkas | Angelus-: stimme dir zu. das selbe gilt m.M. auch für diese dämlichen vorabendsoaps wie GZSZ usw. Nicht zu vergessen die Volksverdummung durch Talkshows, Gerichtssendung und andere Pseudo-Realistische Serien. Da werden Vorstellungen und Weltbilder kreiert in den Köpfen grade junger Menschen (Kids, dass einem schlecht werden kann.Aber viele der s.g. "Eliten od Leistungsträger/Innen" in der Politik sprechen nur noch im Comic-Stil mit Blick auf die nächsten Umfragewerte. |
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