8.6.06, 22:42 Uhr | |
tyami | -Serenity-: Ich denke da eher an die NPD-Kampagne zur "weißen Nummer 25" gegen Patrick Owomoyela. Und auch wenn das jetzt sicher nicht "typisch deutsch" ist, passt es wieder mal ins Klischee... |
melden |
9.6.06, 03:26 Uhr | |
bert40 | tyami:-Serenity-: So sehe ich das auch. Darüberhinaus: Die Proteste der Studenten werden nicht stattfinden, weil gerade WM ist, sondern weil z.B. in Hamburg während der WM über die Einführung der mehr als unsinnigen Studiengebühren entschieden wird. Und die Politiker haben diese Termine nicht umsonst so gelegt, sie hoffen, dass ihre Dummheiten in diesen Tagen nicht weiter zur Kenntnis genommen werden. Somit mißbrauchen sie die WM und nicht die dagegen protestierenden Studenten. Und auch wenn ich weit über das Studentenalter hinaus bin, und selbst wenn diese Demos mich behindern werden, sie haben allemal meine Unterstützung. Ansonsten bin ich ein glühender Fußballfan, manche nennen mich diesbezüglich gar einen Junkie. Keine Minute der WM wird mir entgehen, so viel steht fest. Aber wozu es dabei Nationalgefühl, ensprechende Flaggen und ähnliches Brimborium braucht, erschließt sich mir in keinster Weise. Jede Form des Nationalismus, und sein sie noch so "harmlos", ist nichts als Ausdruck grenzenloser Dummheit. Kein Volk, kein Staat, keine Nation ist besser als irgendeine andere, schon gar nicht, weil elf (oder 23) von ihnen besser kicken können als andere. Und Nationalismus, auch in seiner "mildesten" Form, bedeutet immer und zwingend, sich über andere Nationen zu stellen. Da ist es auch keine Ausrede, dass solcherlei anderswo normal und gesund erscheint. Das Gefasel von der "grande nation" oder "god`s own country" ist nicht minder dämlich als "Deutschland, Deutschland über alles..." (zumal dieser Text im Sinne des Autor ganz anders zu interpretieren ist, als es landläufig, und insbesonders bei den Nationalisten der Fall ist). Und dennoch drücke ich den Klinsmännern ganz feste die Daumen. Das ist die Mannschaft meiner Region, meines Kulturkreises, neiner Sprache. Das sind die Spieler, die ich gesehen habe, bevor sie auf dem internationalen Parkett noch niemand kannte. Das reicht mir völlig zur Identifikation mit der Mannschaft. Dennoch lasse ich mich genauso gerne von den Künsten eines Ronaldinho oder Rosicky, eines Raul oder Figo in den Bann ziehen. Es möge nur bitte keiner gewinnen, dessen nationale Arroganz eh schon zur geistigen Verblendung geführt hat. Aber da weder Franzosen, noch Italiener, Holländer oder Engländer bei mir wirklich im Verdacht stehen am Ende den Titel gewinnen zu können, bin ich da recht optimistisch. Aber eine versöhnliche Bemerkung zum Schluß: Trotz dieser widerwärtigen NPD, trotz der Unbeachtheit mancher "normaler Fans", bin ich der Meinung, dass unter dem Strich der Nationalismus hierzulande noch recht erträglich ist. Das haben wir der Geschichte zu verdanken, und dabei nicht nur dem von den Nazis angerichteten Grauen. Deutschland hat eben als Nationalstaat nicht die Historie wie manche unserer Nachbarn. Und das ist dann eben mitunter auch ganz gesund. |
melden |
9.6.06, 09:44 Uhr | |
EviAngel | bert40: Jedem, der eine Deutschlandfahne schwenkt, Chauvinismus, also den Glauben an die Überlegenheit der eigenen Gruppe, zu unterstellen, ist maßlos übertrieben. Es erinnerte mich beim Lesen an André Hellers Ausspruch: "Deutschland ist der Schlips, auf den sich jeder getreten fühlt" Jetzt schau doch mal, was Du für sprachliche Verrrenkungen machst, um nicht sagen zu müssen, daß Du der deutschen Nationalmannschaft deswegen die Daumen drückst, weil Du Deutscher bist: bert40: Gruß Evi |
melden |
9.6.06, 12:50 Uhr | |
ganja Beiträge: 0/9 dabei seit: Jan '01 | katalina: na abba hat man nicht den besten blickwinkel aus einer gewissen entfernung bzw. höhe, sprich wenn man versucht sachlich zu bleiben und sich nicht in rage zu bringen? |
melden |
9.6.06, 14:08 Uhr | |
ganja Beiträge: 0/9 dabei seit: Jan '01 | EviAngel: mhh, eigentlich wirklich die richtige zusammenfassung! bienchen! |
melden |
9.6.06, 14:13 Uhr | |
katalina | ganja:katalina: Natürlich hast du recht. Jedes Bestreben nach Höhe bzw. Distanz in Ehren, im Endeffekt können wir (bzw. ich) doch nicht fliegen und hocken in unserer eigenen Ecke, was ich mir mit meiner verbalen Raserei wieder mal deutlich vor Augen führen musste. Was ich mit den Ecken eigentlich meinte war folgendes, das was ich beschrieben habe, diese Ecke gibt es selbstverständlich, aber ein Raum besteht nun mal aus mehr als einer Ecke und das vergaß ich explizit zu erwähnen, bzw. das was ich sagte über alle anderen, die nicht so sind, zu relativieren. Ich hab halt auf was Bestimmtes fokusiert, während es um was ganz anderes Allgemeines ging. Ach, ich lasse es lieber. Ich rede mich bei dem Thema anscheinend eher um Kopf und Kragen als mich verständlich auszudrücken. Irgendwie erwecken diese ganzen Fahnen rund um mich eine sonderbare Aggression, bei der ich nicht weiß wo sie herkommt. Vielleicht liegt es daran, dass ich das einfach nicht so gewohnt bin ... |
melden |
9.6.06, 14:49 Uhr | |
ganja Beiträge: 0/9 dabei seit: Jan '01 | katalina: ach grosse ick könnte dir stundenlang zuhören, abba manchmal liegt in der kürze die kraft bzw. würze. also auf ein neues! |
melden |
10.6.06, 00:02 Uhr | |
bert40 | EviAngel: Eine selten schwache, weil absolut argumentationsfreie Entgegnung. Aber eben nicht untypisch für jene, die gerne gedankenlos Nationalfähnchen schwenken. Und solcherlei drückt doch eben nichts anderes aus, als plumpen Nationalismus. Was auch sonst??? Von Chauvinismus sprach ich zwar nicht, aber auch dieser Begriff bringt es durchaus auf den Punkt. Wenn zudem mein letzter, von Dir zitierter Satz, der klar und deutlich formuliert ist, für Dich schon eine sprachliche Verrenkung darstellt, so liegt das Problem dann wohl ausschließlich bei Dir. Aber das sollte man vorsichtshalber nicht weiter kommentieren, zumal Du auch so schon deutlich gemacht hast, wessen Schlips hier tatsächlich getreten wurde. So viel zu Dir. Dass ich Dutscher bin, steht tatsächlich in meinem Pass. Aber was sagt das schon? Kann man auf sowas stolz sein? Sicher nicht, denkt man auch nur einen Moment lang darüber nach. Denn ich kann nichts dafür, dass ich hierzulande das Licht der Welt erblickte. Und stolz kann man berechtigerter Weise nur auf etwas sein, zu dem man aktiv beigetragen hat, alles andere ist Trittbrettfahrerei der untersten Kategorie. Ich bin diesbezüglich nur dankbar, aber sicher nicht stolz. Ich bin dankbar in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts in Westeuropa das Licht der Welt erblickt zu haben. Denn bei aller Kritik an herrschenden Verhältnissen, konstatiere ich gerne, dass man kulturell, politisch und wirtschaftlich kaum einen besseren Zeitpunkt und eine bessere Region hätte erwischen können. Warum ist das so? Weil diese Länder, und hier insbesondere deren führende Politiker, genau in dieser Zeit begriffen haben, dass der Nationalismus, den all diese Länder kurz zuvor noch pflegten, ein ebenso fataler wie tödlicher Irrweg ist. Diese Politiker, die sehr oft - und meist auch zu recht- sehr in der Kritik standen, waren hier ihren Völkern immer wieder einen, und allen Nationalisten sogar etliche Schritte voraus. Sie haben eben nicht mehr ihre Nationalfähnchen geschwenkt, sondern sich längst auf einem höheren Niveau bewegt. Und mit diesen Gedanken identifiziere ich mich sehr viel mehr, als mit meinem zufälligen Pass. Könnte ich den eintauschen gegen den der EU, ich würde keine Sekunde zögern. Wenn Katalina von einer sonderbaren Agression erzählt, die sie bei Anblick der billigen Fähnchen beschleicht, kann ich das absolut nachvollziehen und sehe das für mich genau in diesen Punkten begründet. Darüberhinaus identifiziere ich mich mit der Region, in der ich geboren und aufgewachsen bin, und in der ich viele Jahrzehnte verbracht habe. Das ist in meinem Fall der Westen und der Norden der Republik. Dabei habe ich sehr viel mehr Berührungspunkte zu benachbarten Völkern wie Holländern und Dänen entwickeln können, als zu den eigentümlichen Riten mancher Bayern oder Sachsen , die aus nicht weiter erklärbaren Gründen aber den selben Pass in der Tasche haben. Aber auch dies ist nicht nur rein subjektiv, sondern hat historische Ursachen. Die Geschichte, die Kultur und oft auch die Sprache der Regionen haben meist mehr mit den jeweiligen Nachbarländern gemein, als mit weit entfernten Bundesländern. Was sich heute NRW nennt, ist nun mal viel enger mit den Niederlanden verwoben, als etwa mit Bayern. Hamburg oder Schleswig-Holstein hat viel mehr mit den Dänen gemein, als mit Sachsen, usw... Dass ich es im Fußball mit den Klinsmännern halte, ist einzig und allein darauf zurückzuführen, dass meine Region historisch das Kernstück des deutschen Fußballs ist. Niederen Instinkten, wie etwa nationalen Gefühlsduseleien, folge ich damit keineswegs. Das überlasse ich allzu gerne anderen. |
melden |
10.6.06, 04:15 Uhr | |
ganja Beiträge: 0/9 dabei seit: Jan '01 | hi bert40, na letztenendes kommt aber bei raus, dass du der nationalmannschaft die daumen drückst, weil du deutscher bist. daran ist, so wie du es darlegst auch nichts negatives. oder andersherum wenn deine heimatregion so stark mit den niederlanden verwoben ist, warum schlägt dein herz nicht für van basten? identität, ich weiß ein weitläufiger begriff, hat nichts mit nationalismus zu tun! oder doch? |
melden |
10.6.06, 08:21 Uhr | |
EviAngel | bert40: Hallo, Bert, Du kannst Dich drehen und wenden, wie Du willst und du kannst noch so wortreich Deine Komplexe hier veröffentlichen, ich halte es mit Friedrich dem Großen: 'Es soll jeder nach seiner Facon selig werden' Ich freue mich, in meiner Region leben zu dürfen, hier kenne ich mich aus, hier sprechen die Menschen meine Sprache, hier habe ich meine Wurzeln, hier habe ich meine Verwandten und Freunde, hier liegen meine Ahnen begraben, hier bin ich zu Hause und meine Region heißt Deutschland. Die Flaggenfarbe meiner Region ist schwarz-rot-gold, eine sehr schöne Farbkombination, und wenn jemand die Flagge meiner Region schwenkt, so empfinde ich das nicht als störend oder provokant, sondern einfach als Ausdruck der Freude, in dieser Region zu Hause zu sein und anderen zuzuwinken: Hi, ich bin Deutscher und ich freue mich, daß ich in Deutschland lebe! Was Du dort hineininterpretierst ist total überzogen, wenn nicht gar paranoid. Ich bin sehr häufig in Holland, es gibt dort fantastische Motorrad-Touren durchs Binnenland über die Deiche. Ich spreche recht gut niederländisch und kann die Niederländer sehr gut leiden. Ich empfinde ihre Toleranz Andersartigen gegenüber total gut, einzig Deutschen gegenüber sind sie sehr reserviert. Wenn Du mit einem Kleinwagen mit deutschem Kennzeichen durch Nijmegen fährst, dann weiß Du, daß 'reserviert' eher unterkühlt ausgedrückt ist. Aber den Niederländern fühle ich mich nicht verwandt, kein Stück. Ich freue mich, bei Sportereignissen, wenn ein Deutscher oder eine deutsche Mannschaft gewinnt und mit denen fiebere ich in einem Wettkampf auch mit. Andere Sportler kann ich toll finden, aber es ist nicht das Gleiche, als wenn sie Deutsche wären. Tja, so ist es! Gruß Evi |
melden |
10.6.06, 11:16 Uhr | |
zerozero | Man könnte zu diesem Thema sicherlich unendlich viel schreiben, zum Beispiel das auf meinem Deutschen Pass noch über Bundesrepublik Deutschland Europäische Union steht, aber das Thema dieses speziellen Freds hier ist doch eigentlich die Fußball WM. Und da gibt es zu konstatieren, ein Tag rum, Deutschland und Ecuador (juhu) gewannen ihre Spiele und desweiteren war es auf den Straßen eher eine große Party, als eine Katastrophe, was sehr positiv ist. Vielleicht finden wir zurück, warum wir die WM mögen oder nicht mögen. Lg Zero *der trotz dieser Worte mal daran erinnern muss, das sie schwarz rot goldene Flagge für Gleichheit, Demokratie, Menschenrechte und Freiheit steht. Für diese Flagge und diese Ideale haben viele unschuldige, aber tapfere Menschen (zum Beispiel 1848) ihr Leben gelassen. Ich bin beruhigt, so lange diese Flaggen draußen hängen, sobald es die schwarz rot weißen sind, fange ich an mir Sorgen über zu viel Nationalismus in Deutschland zu machen* |
melden |
10.6.06, 16:38 Uhr | |
Why-Not | Kriegt euch mal wieder ein, Leute. Ich bin zwar bekennender Fußballmuffel und schwenke auch sonst keine Fahnen, aber aus dem - zugegebenermaßen nervigen - Marketing-Getöse mit Fußball-Devotionalien aller Art und schwarz-rot-goldenen Fähnchen gleich auf das Ausbrechen einer nationalistisch-faschistischen Gesinnung schließen zu wollen, halte ich für ziemlich übertrieben. Streitet euch doch lieber darüber, welcher Spieler wann was besonders gut oder schlecht gemacht hat, wie sich das für richtige Fußballfans gehört. Und seid so nett und verstopft nicht die Innenstädte, damit ich da auch mal dort hin kann, ohne mich durch endlose Staus und gröhlende Fans quälen zu müssen. Why-Not |
melden |
20.6.06, 12:31 Uhr | |
Angelus- Beiträge: 15/408 dabei seit: Okt '02 | katalina: lol das hab ich jetzt abba wirklich nicht verstanden, kannste das mal auf Kölsch übersetzen? Why-Not: Also nach einer Woche Urlaub mit Freunden und absoluten Fußball Fans kann ich nur bestätigen das Sie die Fahnen und das andere Gedöns nur als Ausdruck zur Zugehörigkeit der eigenen Mannschaft betrachten. Kam mir oft vor wie im Kölschen Karneval. Von daher, Fähnchen an den Autos finde ich sogar irgendwie witzig. Denn damit erreichen wir deutsche doch nur ein Stück Normalität gegenüber den anderen Ländern. zerozero: Da wäre auch bei mir Schluß mit lustig und Ende der Fahnenstange! |
melden |
26.6.06, 11:29 Uhr | |
u577503 | Also ich bin froh wenn der Kinderkram vorbei ist. Halbbekleidete erwachsene Männer, die sich in aller Öffentlichkeit um den Hals fallen und abknutschen? Das ist ja wie am CSD Habe noch nie kapiert, was an dem Fußballspielen sein soll. Eines jedoch ist mir aufgefallen (nur momentan nicht) Wir gehen irgendwohin, irgendjemand mein fußballgucken, dann geht es reihum: ja ja ja Wenn es an mir ist, sage ich immer Nein, damit will ich nichts zu tun haben, totenstille und schon ziehn einige ihr ja zurück, Seltsam Das ist so wie bei einer Besprechung: Kaffee? Kaffee! Kaffee! Kaffee! habt Ihr auch Tee? ja, selbstverständlich O.K. Tee für mich. ääähm könnte ich statt Kaffee auch Tee bekommen? e.t.c. Ist eben der Herdentrieb des Menschen, Keiner will in solchen Situationen außenvorstehen und sich von der Masse abheben. Er/Sie könnte ja anders sein als alle anderen und das in so etwas wichtigem. Übrignes ist es nicht so, daß die Deutschen ursprünglich Leichtathleten und Turner waren? Dann kam da so ein Herr aus Braunau, der wollte alles geleichgeschaltet, Mannschaftsspieler die später einmal gut in eine Uniform passen. Und ein Bolzplatz konnte problemlos in der hinstersten Provinz des Reichs errichtet werden. Absolut schwachsinnig finde ich außerdem, daß Leute, die bis vor einigen Wochen nicht einmal in der Lage waren, unsere Nationaflagge zu beschreiben sich plötzlich an allen möglichen und unmöglichen Stellen "Schwarz-Rot-Gold" präsentieren. Das sind genau die Typen, die sobald die "Männer in kurzen Hosen" eine übergezogen kriegen, sofort ihre Fähnchen u.s.w. einpacken. Ich stehe und stand immer dazu Deutscher zu sein, mein Nationalbewußtsein muß nicht von so einer Geldmacherei aufgebaut werden. Ein Land, bekannt für sine Biere und guten Würste. Und wir müssen außerhalb der Sperrzone bleiben. Mein Wunsch wäre, die deutschen Brauereien, Metzgereien, Bäcker, Imbißbuden stellen sich direkt an der Sperrzone auf und verkaufen dirket vom LKW herunter. Soll doch 'mal die FIFA sehen, wo die mit ihrem geschmierten AmiBier und MacDoof bleiben. Jetzt hoffe ich, daß ich hier keinem auf die Füße getreten bin und aus Sevac fliege. Allerseits Mahlzeit P.S. Mein Mittagessen besteht aus Bauernbrot, roher, geräucherter Polnischer, fränkischem Merrettich und einem gut gekühltem Kellerbier. |
melden |