7.4.08, 23:13 - Betreff: Meinungsmache | |
Silvia1973 | Eine Frage beschäftigt mich schon eine geraume Zeit: Ist es möglich, mit erotischen Geschichten / Sexstorys Meinung zu machen bzw. und/oder Verhaltensmuster / Einstellungen zu prägen? Anders gefragt, wenn in verschiedenen Geschichten immer wieder ein und dasselbe Verhalten zum Erfolg führt, immer wieder eine bestimmte Praktik als die Orgasmus erzeugene gepredigt wird, oder bestimmte Wünsche als die Erstrebenswerten dargestellt werden, führt dies zu einer Verfestigung in den Köpfen? liebe Grüße Silvia |
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8.4.08, 08:21 Uhr | |
Adlerswald | Silvia1973: Liebe Silvia, Geschriebenes prägt immer. Noch nie Erlebtes macht neugierig und verfestigt sich in Wunschträumen. Ich bezweifle aber, ob bestimmte Praktiken oder Abläufe zum Orgasmus Mann und Frau so umkrempeln, dass sie sich grundlegend ändern. Meist wird irgendwann die Neugier gestillt und man fällt wieder in überkommene Verhaltensmuster zurück, die man sich im Kampf um den Höhepunkt angewöhnt hat. Ich denke, bei dir hat sich im Laufe der Zeit auch ein bestimmter Ablauf eingeschliffen, der dir totale Befriedigung schenkt und der einer anderen Frau nur eine geringe Lustlösung bietet. Menschen sind eben keine Maschinen, die immer folgerichtig gleich reagieren. Aus meiner Sicht geben erotische Geschichten einen guten Einblick in die Vielfalt, wie Mann und Frau die schönste Sache der Welt erleben und genießen können und welche Erwartungen zwischen den Geschlechtern herrschen. Auch in unserer aufgeklärten Welt herrscht immer noch die gesellschaftliche Prüderie, die die Beschreibung der Lust als Tabu versteht. Und ich meine, Geschichten darüber helfen, dieses unsägliche Tabu abzubauen. Wenn dies gelänge, hätten erotische Geschichten ihren Zweck erfüllt. In diesem Sinne grüßt dich mit lieben Grüßen Heinz Adlerswald |
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8.4.08, 18:04 Uhr | |
mondstern70 | Silvia1973: Interessante Frage. Geschichten spiegeln die Interessen und Meinungen des jeweiligen Autors. Selbst liest man ja auch nur das, was einen anspricht. Wenn es vom Inhalt oder Stil dann auch noch "gut" geschrieben ist - dann hat man so was wie einen "Lieblingsautoren" gefunden. Ich lese hin und wieder BDSM Storys, auch weil ich wissen will, wieso es jemanden anmacht z.B. Schmerzen zu ertragen. Herausgefunden habe ich es nicht, und ich könnte noch 100 Geschichten lesen wo sich eine "Zum Orgasmus peitschen" lässt - es nachzumachen liegt mir fremd Die Masse meiner Storylines entspring dem normalen Alltag, aber insgeheim hoffe ich schon, das so mancher Leser darüber nachdenkt, und mal überlegt woran es liegen könnte das sein Schatz zu Hause nicht so sehr auf eine der schönsten "Nebensachen" des Lebens steht. Adlerswald: Sehe ich auch so. Jedes Mal mit Bananeblätter bekleidet, als Jane im Bett zu warten, bis sich Tarzan am Kronleuchter ausgetobt hat ... Es sind meist die kleinen Schritte, die für Spannung sorgen. Mal andere Örtlichkeit, mal "Heftig" oder bei Kerzenschein. LG Mondstern |
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8.4.08, 18:31 Uhr | |
Adlerswald | mondstern70: Liebe Mondstern, richtig erkannt ! Wenn in dir nicht die brennende Neigung vorherrscht, es praktisch auszuprobieren, wirst du es nie herausfinden. Zudem zeichnen sich viele Geschichten dadurch aus, dass nur die Praktik an sich, aber nie das empfundene Gefühl beschrieben wird. Würde mehr Wert auf die Gefühlslage der Protagonisten gelegt werden, wäre es sicher für den Leser bzw. die Leserin leichter, sich in die Situation zu versetzen. Übrigens, und da schließe ich mich nicht aus, beschreiben zum überwiegenden Teil nur männliche Autoren BDSM-Praktiken. Der weibliche Part des Geschehens schweigt sich darüber aus. Woran das wohl liegen mag ? Eine hoch interessante Frage, für die ich noch keine Antwort gefunden habe. |
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8.4.08, 20:36 Uhr | |
Silvia1973 | @Adlerswald; @Mondstern, ich danke Euch für Eure Antworten, die ich zunächst nicht kommentieren möchte. Vielmehr hoffe ich, dass sich noch ein paar zu Wort melden, die nicht, wie Ihr, Autoren sind! liebe Grüße Silvia |
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9.4.08, 14:07 Uhr | |
astweg | Liebe Silvia, meiner Meinung nach kommen wir alle ja irgendwo her, sprich, wir haben bereits sexuelle Erfahrungen gesammelt lange bevor wir bei SEVAC oder an andere Stelle Sexgeschichten lasen. Zumeist machen wir unsere ersten Sexuellen Erfahrungen mit uns selbst und finden dabei heraus, welche Methoden uns zum Orgasmus führen und welche nicht. Wir stellen dabei ebenfalls fest, dass das Gehirn, unsere Vorstellungskraft und leider auch unsere Fähigkeit, von Alltagssorgen und Alltagsstress loslassen zu können, wichtige Voraussetzung ist, überhaupt einen Orgasmus zu erreichen. Eine große Umstellung findet statt, wenn es dann irgendwann eine andere Person ist, die einen zum Orgasmus bringen will. Diese Person hat ja aus ihren Vorerfahrungen eine Vorstellung davon, wie sie es angehen wird. Egal, wie sie es anfängt, es wird immer eine Art Abstimmungsprozess zwischen Sexualpartnern stattfinden, was ablaufen und wie es ablaufen soll. Eine immer wieder gelesene Praktik kann neugierig machen, kann aber auch Druck erzeugen, dass mancher schon glauben mag, es müsse jetzt genau so laufen, weil es schließlich alle so machen, es in jedem Porno und jeder Geschichte so vorkommt. Unsere Geschichten sind Ausfluss unserer Fantasie. Da ist es doch klar, dass darin jede Frau begierig darauf ist, Sperma zu schlucken, auch wenn wir wissen, dass es in der Realität nicht so ist. Ein Blick ins Forum hier rückt dann einiges wieder zurecht, hoffe ich. Ach ja, und nicht jede Muschi und nicht jeder Sack muss rasiert sein, nur weil es gerade Mode ist. Gruß astweg |
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9.4.08, 15:53 Uhr | |
kater074 Beiträge: 0/18 dabei seit: Feb '08 | Natürlich nütze ich erotische Geschichten zur Inspiration, auch mein sexuelle Können zu verbessern. Ich finde daran nichts Schlechtes, schließlich ist auch beim Sex noch niemand als Meister vom Himmel gefallen, und auf nicht alle Ideen kommt man immer von alleine. Ob sich eine erotische Geschichte auf mein sexuelles Verhalten auswirkt, hängt von ihrer "Greifbarkeit" ab. Geschichten, die sich so lesen, als hätten sie stattgefunden oder unter realistischen Voraussetzungen stattfinden können, kann man durchaus ein bisschen genauer betrachten in dieser Hinsicht. Da bin ich Mondstern sehr gut verstehen, die mit ihren Geschichten, die "aus dem Alltag" gegriffen sind (wobei sie ja offenbar einen recht angenehmen Alltag lebt ) und zum Nachdenken darüber anregen wollen, wenn es im eigenen Bett nicht so toll läuft. Man darf aber auch nachdenken, wenn es ganz gut läuft, es aber auch in Zukunft gut oder noch besser laufen soll. Geschichten, die von vornherein sehr weit weg sind von der Realität, kann man diesbezüglich eher nicht ernst nehmen. Sie eignen sich aber trotzdem sehr gut zur sexuellen Anregung und zur Beflügelung der Phantasie. |
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9.4.08, 17:36 Uhr | |
mondstern70 | Adlerswald: Lieber Adlerswald, darf ich dir einmal die Geschichte "Leidenschaft" von einer gewissen Mondstern ans Herz legen? Sozusagen eine BDSM Light aus weiblicher Sicht und sicher mit genug Gefühl LG Mondstern |
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9.4.08, 18:57 Uhr | |
Adlerswald | mondstern70: Liebe Mondstern, Ganz lieben Dank für den Tipp. Ich habe die Geschichte nicht mit viel Neugier und nicht ohne Erregung gelesen. Jetzt muss ich mein Urteil etwas differenzieren. Wie heißt es so schön ? Ausnahmen bestätigen die Regel ! Liebe Grüße Heinz Adlerswald |
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15.4.08, 10:15 Uhr | |
Big_Ben Beiträge: 14/257 dabei seit: Nov '00 | Die ursprüngliche Frage ist etwas tricky gestellt. Für mich liest sie sich mehr wie ein "ist es möglich mit Geschichten gezielt Lust auf etwas zu wecken". So als wollte man jemand bekehren doch noch lust an diesem und jenen zu empfinden. Am meisten Kopf zerbrechen macht mir dabei das gezielt. Ich glaube man müsste jemanden schon recht gut kennen, sehr passend schreiben und auch ein offenes Ohr ansprechen, um ihn zum Beispiel mit Geschichten dazu zu bewegen eine neue Praktik aus zu probieren oder sie ihm gar schmackhaft zu machen. Aber für möglich halte ich das. Wenn mich eine Frau neugierig auf etwas neues im Bett machen wollte wäre so eine Geschichte vermutlich einer der effektivsten Wege. Von mir selbst würde ich sagen, dass auch die Geschichten bei Sevac mein Sexualleben entscheidend mit geprägt haben. Zu Pinkelspielen hätte ich zum Beispiel sicher eine deutlich intolerantere Einstellung, aber so richtig neugierig darauf bin ich trotz allem noch nicht geworden. Eine interessante Frage wäre jetzt, wie sehr wird das, was uns Lust macht, durch die Umwelt geprägt? |
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15.4.08, 19:05 Uhr | |
-Serenity- | Silvia1973: Denke ich nicht, denn in der Mehrzahl der Geschichten liest man geschlechtsspezifisch geprägte Wunschvorstellungen. Ich glaube, dass die Umsetzung in die Praxis von vielen, unkalkulierbaren Faktoren abhängt und es sich ähnlich verhält, wie bei Kochrezepten. Ob der eigene Geschmack auf den Punkt getroffen wird ist ein Glückspiel. Mag sein, dass der kreative Geist in der Lage ist, eine Variation zu finden, die mit dem "Ursprungsrezept" nur noch die "Zutaten" gemein hat. Die unterschiedliche Wahrnehmung des Geschriebenen hat auch einen Einfluss. Es gibt Menschen, die auf eine explizite Darstellung des Aktes "abgehen, wie Schmidts Katze." Und wenn sie versuchen, es 1:1 in die Praxis umzusetzen, fahren sie gegen eine Mauer, weil sie einer, oder mehreren gleichartigen *Wunschvorstellungen aufgesessen sind. Andere hingegen empfinden beim Lesen des gleichen Textes weder Erregung noch wird die Fantasie angekurbelt und sie ordnen den Text in der *richtigen Kategorie ein. Es gibt natürlich auch rare Beispiele hervorragender Geschichten, die gar nicht so explizit eine Fantasie schildern, sondern einfach nur die richtigen Worte benutzen, so wie die wie Finger eines Virtuosen auf den Tasten eines Klaviers die richtigen Töne treffen, die in der Gesamtwirkung eine Harmonie erzeugen. Selbst, wenn es hunderte Geschichten gibt, die einen Erfolg bei der Umsetzung in die Praxis suggerieren, verwette ich meine Oma gegen eine alte Bratpfanne, dass es nicht funktioniert. Es kommt auf andere Fähigkeiten an, die in den beteiligten Personen selbst stecken. Gemeint sind gute Beobachtungsgabe, Intuition und Wissen darüber, wie das jeweils andere Geschlecht funktioniert. Die Chancen sind gut, aber eine Garantie gibt es hier wahrscheinlich auch nicht. Dazu sind wir viel zu sehr Mensch. |
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28.4.08, 23:13 Uhr | |
Silvia1973 | Ich denke, mein Warten hat sich gelohnt. Auch wenn meine Frage "tricky" geklungen haben mag, wollte ich doch nichts weiter als eine Antwort auf ein Thema, was mich schon graume Zeit beschäftigt. Und die Antwort habe ich erhalten. Vieles deckt sich mit meiner Einstellung. Es ist wohl wie mit der Zeitung. Ein jeder liest den gleichen Artikel, entnimmt dennoch etwas anderes. Und das ist ganz sicher abhängig von Bildung, Charakter, Erfahrung, Erziehung ... Ich darf mich ganz herzlich bei allen bedanken und möchte natürlich unbedingt Serenity vor dem Abschluß seiner Wette bewahren, schon allein die Idee "tztz"! liebe Grüße Silvia |
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