20.11.11, 19:37 - Betreff: Erotik oder Pornographie? | |
Silberlocke55 Beiträge: 1/0 dabei seit: Nov '11 | Viele Geschichten werden unter Pornographie eingeordnet. Wo ist da der Unterschied zur Erotik? |
melden |
20.11.11, 21:01 Uhr | |
Krystan | Milkyman11159: Das ist normal eine gesellschaftliche Grauzone, welche vorallem etwas mit Moralischen Vorstellungen zu tun hat. Wobei ich es einfach nur als scheinheilige Doppelmoral empfinde. Eine genaue Trennung gibt es nicht, aber in der Regel wird es ungefähr so definiert: Erotik ist es, wenn es für die mehrzahl der Betrachter sexuell anregend wirkt, ohne ihre Schamgrenze zu überschreiten. Pornographie ist dann alles, was über dieser Grenze liegt. Bei Texten ist diese Grenze recht schwer zu ziehen, da es oft von der Fantasie, dem Wortschatz, und vielen anderen Faktoren beim Leser an kommt. Für die meisten wird diese Grenze überschritten, sobald es dabei um die Explizite Nennung des Geschlechtsaktes, einer entsprechenden Wortwahl, usw. geht. Eine genaue Definition wirst du jedoch nicht finden, da die Trennung ansich schon widernatürlich ist, und alleine dem momentanen gesellschaftlichen Moralverständnis geschuldet ist. |
melden |
21.11.11, 15:57 Uhr | |
Leichtgewicht | Für mich persönlich beginnt die Pornographie beim Spiel mit den Tabus, die es reichlich in und um Sex und Liebe gibt. Aber diesem Standpunkt muss niemand folgen. Liebe Grüße Leichtgewicht |
melden |
21.11.11, 17:16 Uhr | |
mondstern70 | Ein Thema über das man sicherlich endlos diskutieren kann, und am Ende auf keinen gemeinsamen Nenner kommt. Will man hingegen etwas veröffentlichen, dann ist das eine wichtige Frage. Ich zitiere mal Aramis, der etwas sehr interessantes zu dem Thema gepostet hat
|
melden |
21.11.11, 19:55 Uhr | |
Leichtgewicht | Nach dieser Definition würde ich nur Erotik schreiben. Ich könnte sogar für jede Geschichte die Prämisse angeben. Aber ich bin mir da gar nicht sicher, ob ich mit dieser Auffassung durch käme. Ich möchte es auch nicht darauf ankommen lassen. Liebe Grüße das Leichtgewicht mondstern70: |
melden |
21.11.11, 22:08 Uhr | |
Krystan | mondstern70: Nette Faustregel, nur gibt es oft genug Werke ohne ferklige Szenen, die weit entfernt von einer vernünftigen Geschichte sind :D |
melden |
22.11.11, 00:27 Uhr | |
helios53 | Krystan:mondstern70: Man kann aber auch den Schluss ziehen, dass gut drei Viertel der hier veröffentlichten Geschichten außer ferkeligen Szenen KEINE VERNÜNFTIGE GESCHICHTE aufweisen, weil sie als pornographisch eingestuft wurden. Irgendwie ist da der Wurm drin. |
melden |
22.11.11, 05:36 Uhr | |
aweiawa | helios53: Nee, glaube ich nicht. Erstens ist das Verhältnis eher Halbe Halbe, meiner Meinung nach, und zweitens: Eine Story mit, sagen wir mal, drei Seiten, die auch noch ordentlich viel Sex enthalten will ... hat gar keinen Platz mehr für eine vernünftige Geschichte. Je kürzer eine Story, desto eher ist sie pornografisch. Und das scheint mir auch von den Einlesern so gehalten zu werden. LG Elmar |
melden |
22.11.11, 10:46 Uhr | |
Leichtgewicht | Das sehe ich auch so, aber jetzt fühle ich mich herausgefordert. Ich werde mal eine etwas kürzere, in meinen Augen nichtpornographische Geschichte in den Pool werfen. Mehr als zwei Seiten hat sie aber schon. Liebe Grüße das Leichtgewicht aweiawa:helios53: |
melden |
22.11.11, 11:33 Uhr | |
Leichtgewicht | Zurückruder. Lang ist sie nicht, aber kurz auch nicht. Leichtgewicht (jetzt heißt es warten) |
melden |
22.11.11, 16:37 Uhr | |
helios53 | aweiawa:helios53: Nun, das täuscht wohl, aber Zahlen sagen mehr als Worte: Laut offiziellen Zahlen sind aktuell 7973 Geschichten online, von denen man 1497 ohne Altersnachweis lesen kann. Das sind die "erotischen, aber nicht pornographischen" Geschichten. Aufgerundet 19%. Also sind 81% pornographisch und daher per Definition "ohne vernünftige Handlung rund um den Ferkelanteil". Ich sag ja, da ist irgendwo der Wurm drin. |
melden |
22.11.11, 18:45 Uhr | |
Krystan | helios53:aweiawa:helios53: Ein gutes Beispiel ist Söldnerleben von HG1. Keine leichte Kost, aber klasse Story und mit ungefähr 150 Seiten, sicher auch nicht gerade kurz. Die zahl der Sexszenen ist insgesammt vielleicht 5-10% der Geschichte. Trotzdem wird sie hier als Pornographisch geführt. Ich kann es zwar verstehen, dass es so ist, aber sie trifft die Definition nicht. Sie ist ehr mit Game of Thrones oder die Borgias vergleichbar, die ja auch nicht wirklich als Porno gelten, auch wenn sie nicht ohne sind. |
melden |
22.11.11, 22:12 Uhr | |
Aramis Beiträge: 218/1403 dabei seit: Nov '98 | helios53: Mit dem Wurm hat es Folgendes auf sich: 1.472 Geschichten sind als pornographisch klassifiziert. 1.523 Geschichten sind als erotisch klassifiziert. Der große Rest weiß noch nicht so recht, was es ist. Krystan: Bei BDSM-Geschichten besteht eine Ausnahme. Hier haben sich schlaue Leute ausgedacht, dass diese möglicherweise geeignet sind, die Entwicklung von Kindern oder Jugendlichen oder ihre Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit schwer zu gefährden. Das dürfte auch auf andere "Extreme" zutreffen, also bspw. NS und KV. Hier ist die Faustregel - welch passendes Wort - noch mehr in Richtung Inhalt zu modifizieren. Bei zünftigen BDSM (NS/KV)-Geschichten wird man nur schwer zur Erotik-Klassifizierung gelangen. Aramis |
melden |
22.11.11, 23:10 Uhr | |
helios53 | Aramis: Danke Aramis. Das heißt also, "der große Rest" ist prophylaktisch pornographisch! |
melden |
22.11.11, 23:39 Uhr | |
andreashave | helios53: Hallo Heli, wenn ich deine Spitzfindigkeiten so lese, dann komm' ich doch echt ins Grübeln. Am Ende sind auch wir noch miteinander verwandt, meine Uroma war ihrerzeit des Öfteren in Österreich und mein Opa hatte gewisse Merkmale, die ihn von seinen sieben Geschwistern unterschieden. Nein, ganz im Ernst: Was konstruierst du hier für eine Diskussion? Sorry, eine alberne Diskussion, denn du suggerierst mit Wortklaubereien, dass sich Sevac ganz eigenwillige Interpretationen von Inzest zu Eigen machen würde, dabei hält sich Sevac strikt an die hierzulande geltende Gesetzgebung. Kein Gesetz ist so perfekt formuliert und bis ins kleinste Detail durchdacht, dass es nicht mit Spitzfindigkeiten auseinander genommen werden könnte. Aber warum? Warum muss ein Autor schreiben, dass die Schwester mit dem Bruder fickt? Oder die Oma mit dem Dackel und der gleich darauf mit der Enkelin? Nur aus Provokation? Kann sein, dass es die pure Lust an der Provokation ist, die manche Autoren zu derartigen Grenzüberschreitungen bewegt. Wobei Grenze in meinen Augen immer das ist, was ich selbst mit meinem Ethos vereinbaren kann. Mal ganz andersherum gedacht: Auf welches Publikum schielen Autoren, die die Überschreitung eigener Moralvorstellungen (vielleicht haben sie ja auch gar keine) zur Maxime ihres Schreibens gemacht haben? Verklemmte Typen, die Sexualität nie als das Schöne erfahren haben, das sie eigentlich ist? Sorry, mein lieber Heli, aber hier gibt es keine Regeln zu präzisieren, sondern alleine den Anspruch eigener Moral, den ein Autor oder eine Autorin an sich selbst stellt. LG Andrea |
melden |
22.11.11, 23:54 Uhr | |
Krystan | Ich habe gerade von einer Freundin im Skype eine gute Definition gehört. Erotik ist, wenn es ohne explizite Visualisierung(durch Wort, Bild, oder Ton) erregend ist und die Fantasie anregt. Porno ist, wenn die Erregung primär durch die Visualisierung(Beschreib des Sexaktes) erzielt wird. Wenn es die Urinstinkte eines Menschen weckt, ohne das man darüber nach denken muss. Was den Jugendschutz angeht, so halte ich es jedoch für ein Gerücht, dass Erotische oder Pornographische Geschichten einen schädlichen Einfluss auf Jugendliche haben. Denn wer dafür noch nicht reif ist, schaut weg und ließt es nicht. Denn niemand zwingt einen dazu. Und wenn einem der Stoff zu häftig ist, lege ich selbt als Erwachsener manchmal ein Buch weg. |
melden |
23.11.11, 02:35 Uhr | |
helios53 | andreashave:helios53: Liebe Andrea! Erstens bist du da im falschen Thread gelandet und zweitens führt es zu nichts, wenn du bloße Polemik absonderst. Natürlich ist das Gesetz ziemlich präzise und Sevac in diesem Punkt völlig schwammig. Und, wie andernorts schon festgestellt, hat das Sevac-Hausrecht mit dem Gesetz im Grunde gar nichts zu tun. Sevac kann sagen, das und das und das darf nicht sein, z.B., um es zu Abstrahieren: Es darf niemand mit dem Vornamen "Andrea" vorkommen (in den Texten). Das wäre zwar absurd, aber als Regel klar definiert und man müsste sie befolgen. Wer als Verwandter im Sinne des Inzestparagrafen zu gelten hat, ist im Gesetz sehr genau definiert, bei Sevac nicht. Und was die Moral betrifft, so hätte ich in dem Fall doch gern gewusst, wie moralisch ich sein muss, denn moralischer als es das Gesetz vorschreibt, muss ich ja hier allemal sein. Ich will nur wissen um wieviel. |
melden |
23.11.11, 02:54 Uhr | |
Krystan | andreashave: Kann mir das jemand übersetzen? Ich habs nicht so mit der unmoralischen Moral :D |
melden |
23.11.11, 09:34 Uhr | |
Leichtgewicht | Fremdinterpretation einschieb: Ich denke, es geht nicht um Moral, sondern um Tabus. Pornographie spielt gerne mit Tabus und bricht oder verletzt sie. Die Moral kommt erst rein, wenn man für sich als Autor oder Leser entscheiden muss, welche Tabu ist für mich bindend, welches nicht. Im Übrigen war auch Ehebruch einmal ein starkes Tabu. Der Reiz für eine Geschichte ist immer noch da. Und es kann sehr viel Leid aus Ehebruch entstehen, weil er meist nur für einen von zweien sexuell schön ist. Aber der Aspekt wird in Erotikforen nicht thematisiert. Liebe Grüße Leichtgewicht p.s. und schön, dass Du noch da bist Andrea. Ich hoffe, du liest meine Zwiebelgeschichte, wenn sie rauskommt. :-) Krystan:andreashave: |
melden |
23.11.11, 11:47 Uhr | |
-Serenity- | Leichtgewicht: Die Zwiebeln werden gerade geschnitten. ...aber keine Panik, es wird keine Tränen geben. |
melden |
23.11.11, 12:38 Uhr | |
Krystan | Leichtgewicht: Jetzt wird es ja noch komplizierter. Bei Tabus muss ich z.B. explizit nicht an Pornographie denken, denn gerade das Brechen von Tabus. Das Anschneiden von Grenzbereichen, macht in meinen Augen aus einen dummen Porno, Liebesgeschichte, Krimi, eine wirklickliche Geschichte, die dann in den Bereich Kunst fällt. Die 120 Tage von Sodom ist wohl eines der besten Beispiele dafür. Aber auch diese dicke Buch, was sehr oft verkauft wird und nur selten Gelesen wird, veranschaulicht Inhaltlich neben vielem anderen auch den Fakt, dass zwei Töchter ihren Vater betrunken machen und dann mit ihm schlafen und sich schwängern lassen. Trotzdem ist die Bibel frei erhältlich. Das Thema Ehebruch ist natürlich auch eine gutes Beispiel von dir Leichtgewicht. Allerdings ist es in der heutigen Zeit kein Tabuthema mehr, wenn es das überhaupt je war. Denn das Fremdgehen ist ja wohl genau so alt, wie die Idee der Monogamie. Und wenn ich den Erzählungen meiner Großmutter zuhöre, war das auf dem Dorf nie ein großes Geheimnis, welcher Bauer gerade welche Magd oder fremde Bäuerin beglück hatte. Das wurde dann meist mit einem Schulterzucken hingenommen, wenn der Gehörnte es nicht auf sich sitzen lassen wollte, mit einer ordentlichen Prügelei geregelt, weil Scheidung damals nicht so üblich war wie heute. Aber nachdem heute ca. 50% Menschen die in einer Beziehung leben, fremd gehen und bei den anderen 50% sich vermutlich einfach keine gute Gelegenheit gegeben hat, ist das ja glaube ich nicht so wild mit dem Leidfaktor. Denn Leid und Schmerz kann schließlich auch in rein Monogamen Beziehungen zur Genüge entstehen. |
melden |
23.11.11, 12:51 Uhr | |
Leichtgewicht | Krystan: Ja, wer sagt denn, dass es simple ist. Und wenn ich von pornographischen oder von erotischen Geschichten spreche, dann meine ich nicht Gonzo in Versen. Für die Sache mit den Bibelgeschichten hätte ich eine Erklärung, würde damit aber jedem Gläubigen auf die Füße treten, und unterlasse es deshalb. Was das Fremdgehen angeht gebe ich Dir Recht. Ein Tabubruch war es trotzdem, denn es verstößt gegen die zehn Gebote, und die Kirchenmoral war früher mächtiger als heute. Auch gab es den Skandal erst, wenn die Herrin des Hauses und nicht der Herr mit der Magd... Was den Leidfaktor angeht, da kenne ich leider viel zu viele Beispiele, bei denen ich hoffen würde, ich kenne sie nicht. Für unsere Ausgangsdiskussion versuche ich mich weiterhin an Tabubrüchen, ohne jemanden in ein moralisches Dilemma zu stürzen und ohne gegen die Hausregeln zu revolutionieren. Nur in einen Topf gehören diese drei Dinge für mich nicht. Es sieht das alles heiter das Leichtgewicht |
melden |
23.11.11, 13:18 Uhr | |
Krystan | Leichtgewicht: Meinst du den Leser oder die Figuren, die du nicht in ein moralisches Dilemma stürzen willst? |
melden |
23.11.11, 14:55 Uhr | |
helios53 | Andrea hat euch wohl alle aus der Bahn geworfen?? Hier geht es doch gar nicht um Moral, Ehebruch oder Tabus, sondern darum, nach welchen Kriterien die Einleser einen Text als erotisch oder pornographisch einstufen. Im Endeffekt ist es wohl Geschmackssache, manchmal entscheidet wohl die "Tagesform". |
melden |
23.11.11, 17:58 Uhr | |
Leichtgewicht | helios53: Lach, wo Du Recht hast, hast Du Recht Leichtgewicht |
melden |
24.11.11, 02:14 Uhr | |
andreashave | helios53: Hm, das wär' ja mal was, wenn es gerade mir gelungen wäre, einige Sevacianer aus der Bahn, sprich: sich der Selbstreflektion entziehenden Denkschablonen zu werfen. Nennt es eigene Moral oder Tabus, wie es Leichtgewicht formuliert hat. Was ich sagen wollte, was mir vielleicht nicht so ganz gelungen ist, dass für mich die Freiheit (auch die der Kunst) da ihre Grenzen erreicht, wo sie die Freiheit eines anderen einschränkt oder gar massiv beeinträchtigt. Da geht es auch gar nicht darum, ob die Form eher erotisch oder eher pornografisch ist (man könnte ja tatsächlich ein Oma-Dackel-Enkel-Verhältnis derart subtil und distanziert beschreiben, dass es hier glatt als erotische, nicht pornografische Geschichte durchlaufen würde.) Das, lieber Heli, meine ich mit "Spitzfindigkeiten", wobei ich noch dazu sagen muss, dass ich zwar die Schwammigkeit mancher Regeln sehe, und im Gegenzug aber auch mein "Warum": Warum muss ein Autor die Grenzen überschreiten, die er sich selbst im realen Leben setzen würde? Diese Diskussion hier hat für mich etwas von einem, der mit 120 durch eine 30er Zone brettert, weil er gerade den Tipp bekommen hat, dass die Blitzer in der Nachbarstadt aufgebaut worden sind. Vielleicht war ich mit "Moral" nicht so präzise in meiner Ausdrucksweise, wie ich es gemeint hatte. Vielleicht wäre auch "Verantwortung" das bessere Stichwort. Wer was schreibt, egal was, ist zunächst vor sich selbst dafür verantwortlich ... oder macht einer Ferrero dafür verantwortlich, dass er dank Nutella an Herzverfettung leidet? Um es auf den Punkt zu bringen: Ich sehe das Schreiben erotischer Geschichten als eine Facette der Lust, eine sehr anregende noch dazu. Vielleicht bin ich ja auch ein bisschen falsch gepolt. Für mich kann Sexualität im Zusammenhang mit Gewalt jeglicher Art, dem Dominieren über die Selbstbestimmung eines Anderen, keinen Lustgewinn bringen. Als Autorin versuche ich, diesen Gedanken zu vermitteln, als Mensch bekämpfe ich jede Art von Gewalt, die gegen die Zustimmung des vermeintlichen oder tatsächlichen Opfers erfolgt. Selbst S/M kann für manche Menschen lustvoll sein, das will ich auch gar nicht verhehlen, selbst wenn es nicht meins ist. Meine Idee (und auch Hoffnung) ist, dass sich jeder Sevac-Autor bewusst ist, was er schreibt und warum er das schreibt. LG Andrea |
melden |