11.2.06, 18:03 - Betreff: Hauptsach erodisch? | |
-Serenity- | Beim Überflug der Kommentare zu aktuellen Geschichten fand ich sehr nette Bemerkungen, die ich hier mal in Fragen kleiden möchte (nicht, dass mir langweilig wäre, aber ich verspüre im Moment keine Lust, an einer Geschichte weiterzuschreiben): Wieviel Saumagen muss eine Geschichte beinhalten, um als erotisch zu gelten, oder ist Erotik gleichzusetzen mit männlichen U-Booten, die professionelle Sexakrobatinnen im Doppel penetrieren und zu Spermien mutierte Torpedos, die im aufnahmefähigen Leib explodieren? Nee, ganz ohne Sch ... Was versteht ihr unter Erotik, was unter Pornografie in Geschichten? Für die, denen die Begriffe nicht klar sind: Hauptsach erodisch Serenity *ich trau mich gar nicht zu fragen, was in diesem Zusammenhang eine Perversion ist |
melden |
11.2.06, 20:03 Uhr | |
tyami | Ahoi...-Serenity-: Nachdem die nicht gestellten Fragen meist die interessantesten sind: Der Hinweis auf die (Zitat!) "perversen Neigungen" kam wiederholt im Text vor. Insofern ist die Frage, wo wir "Perversion" (um das noch problematischere "Abartigkeit" zu vermeiden) ansetzen, durchaus, wenn auch nur implizit, in der Geschichte enthalten. Nicht enthalten im Kommentar ist mein Werturteil, ob und wie weit diese "Perversion" Geschmacksgrenzen überschreitet. Ich könnte und dürfte es auch nur für mich persönlich beantworten, und tu es auch. Die Frage Pornografie versus Erotik beschäftigt (und behindert ) mich seit einiger Zeit. Meine Übersetzung: Erotik ist "Kopfkino", (literarische) Pornografie "Wortkino". Erotik lebt vom Verborgenen, Verbotenen, nicht Dargestellten, aber vom Leser Ersehnten. Sie zwingt ihn, die eigene Fantasie anzukurbeln, um sich das Gewünschte vorzustellen. Pornografie ist Konsum, ist Luxus, ist Schlaraffenland. Man wünscht tiefe Einblicke, kein Problem. Sie lädt ein zu immer mehr, immer schneller, höher, weiter, tiefer... solange, bis die eigenen Geschichten fett und dekadent werden und die (stilistisch meinetwegen gelungene ) Darstellung des perfekten Gemeinschaftsorgasmus jede Handlung ersetzt. Die Meisterschaft in dieser Sparte besteht, wenn ich das richtig mitbekommen hab, in der schmalen Gratwanderung zwischen zu viel und zu wenig Darstellung - wobei es nur die Möglichkeit gibt, einmal zu viel, einmal zu wenig zu zeigen. Die Waage muss in der Schwebe bleiben, sonst sind die Leserchens furt... Im Grunde ähnlich wie bei einem Krimi: Zu viele Verbrechen, zu viele Morde - Abstumpfung. Zu wenige - Langeweile. Obwohl ich mir ja wirklich ein spezielles Buch "Wie schreibe ich eine gute Sexstory" wünschen würde... *-Serenity- anguck* Eins noch: Ich hab inzwischen rausgegoogelt, dass man Saumagen auch essen kann (deutsche Küche, tsts...). Das war nicht gemeint, sondern die österreichische Redensart: "Einen Magen wie eine Sau haben." Schweine sind bekanntlich Allesfresser und dementsprechend unempfindlich. Uns trennt wohl doch, wie schon Karl Kraus bemerkte, die gemeinsame Sprache. bye, tyami |
melden |
11.2.06, 20:25 Uhr | |
-Serenity- | Der schmale Grat zwischen Erotik und Perversion:tyami: Keks, dein Name ist ... Scherz |
melden |
14.3.06, 10:41 Uhr | |
katalina | -Serenity-: Irgendwie fühl ich mich da so an meine Story "Blau" erinnert, wenn ich mir das Bild anseh. *lach* tyami: Ich finde du machst eine sehr wichtige Unterteilung, die oft untergeht. Du setzt "Perversion" nicht automatisch mit "schlechtem Geschmack" gleich. tyami: Die Frage Pornografie versus Erotik beschäftigt (und behindert ) mich seit einiger Zeit. Kann ich so gut nachvollziehen, geht mir genauso. tyami: Im Großen und Ganzen ist mir dein Trennungsversuch schon klar und auch nachvollziehbar. Aber ich denke, man soll bei allen Definitionsbereichen nicht vergessen, dass Erotik und Pornografie einfach nicht immer zu trennen sind, nicht immer als zwei verschieden behandelbare Aspekte betrachtet werden können. Was ist wenn die Pornografie selbst nur als eine Metapher dasteht um damit etwas Verborgenes, nicht unmittelbar sichtbares auszudrücken? Ich stelle mir das eher wie einen Eisberg vor. Der sichtbare Teil, die in Worten beschriebenen sexuellen Handlungen können doch auch mehr sein als ein reines "sexuelles Tätigkeitsprofil". Wie jemand mit dem anderen sexuell umgeht, kann doch auch sehr viel über die verborgene emotionale, psychologische usw. Beziehung der Beschriebenen zueinander und zur Welt ausdrücken. Mitten in einem äußerst pornografischen Akt, können Gedanken, Assoziationen und Empfindungen gesponnen werden, die auch die Erotik oder gar ganz andere Themenbereiche bedienen. Ich bin auch dafür Begriffe voneinander abzugrenzen damit wir überhaupt wissen wovon wir sprechen, aber man sollte auch darauf acht geben, dabei nicht auch die Möglichkeiten mitzutrennen, die dafür viel zu sehr ineinander verwoben sind. tyami: Finde das etwas unglücklich formuliert, weiß aber dennoch was du meinst und gebe dir recht. Es geht darum den Spielraum den man hat auszunutzen und sich nicht bloß in eine Ecke zu legen. Eine in Summe ausgewogene Abwechslung, die durchaus ihre kleinen Ausreisserchen in verschiedene Richtungen pflegt. Ein gewisses Gefühl für das "was passt wann" wird aber niemanden abgenommen werden können und ist durchaus ein streitbares Thema und dabei sehr vom persönlichen Geschmack abhängig. Lg von der ausgewanderten Ösi - wie kann man bloß was namens Saumagen essen? |
melden |
14.3.06, 13:05 Uhr | |
mondstern70 | -Serenity-: Hi Serenity, ich verstehe darunter sicherlich etwas anderes wie die meisten Männer hier :-) Aber so salopp formuliert - finde ich Pornos eher doof! Eine Anreihung von Bildern über Geschlechtsteile und "Rudelbums" macht wohl nur Jungs an :-) Beziehe mich jetzt auf Videos! War letztens erst mit meinem Mann in der Videothek und es ist einfach unglaublich was für ein Dreck dort angeboten wird! Allein die Wortwahl bei den Titeln ist abstoßend! Wir liehen uns dann auch kein Hardcore aus, sonder nahmen "Showgirl" mit. Dieser Film hat alles für mich. Erotik - weil ich auch gern tanze, schöne Frauen :-), eine super Handlung und auch schockierende Szenen die mich sehr bewegt haben. Dabei fällt mir grad ein, wie währe es mit einem Thread über "sehenswerte Filme" im Erotik bereich? ;-) Die Erotik spricht mich dahingehend an, das man nicht alles sehen muss, nicht alles sagen muss, nicht alles detailliert schreiben muss ... sie läst Raum für eigene Gedanken ... wie ein Geschlechtsakt funktioniert brauche ich keinem zu erklären, ihn zu beschreiben ist zwar notwendig, aber ohne damit hergehenden Emotionen ... währe es nur eine Pornostory!!! LG Anja |
melden |
14.3.06, 19:51 Uhr | |
NoidenT | Gar nicht mal so einfach die Frage. Ich schieb natürlich alles erstmal auf den Geschmack jedes einzelnen. Für den einen ist es wohl erotisch zu lesen, dass man sich stundenlang angeschaut hat, sie ihm ein bissel Brust gezeigt hat und irgendwann verführt hat, gefolgt von einem "wir hatten Sex die ganze Nacht". Für mich entfaltet sich die Erotik, wenn die Geschichte drum herum einen Sinn macht und den Umständen entsprechend realistisch ist. Wenn dann die eigentlichen Sexszenen noch gut umschrieben sind, dann ist für mich eine Geschichte erotisch. Weil mit einem einfachen "wir hatten schnell mal Sex" kann ich nichts anfangen, da kann man sich zwar alles mögliche vorstellen, nur irgendwie erfahr ich dann nichts über die Vorlieben der Charaktäre... |
melden |