27.10.04, 14:50 - Betreff: Götterdämmerung | |
MarquisSauvage | Irgendwie kann ich mich nicht aufraffen, an meiner eigenen Geschichte weiter zu schreiben. Aber um wenigstens etwas in Übung zu bleiben, schreibe ich nochmal etwas zu einer anderen Geschichte Dies ist erst meine dritte Geschichte, die ich von der Autorin gelesen habe, und ich muss sagen, jedes Mal war der Plot genau nach meinem Geschmack. Von daher habe ich diese Geschichte aus eigenem Vergnügen als "Opfer" auserwählt. Was natürlich sofort auffällt, ist die hohe Dichte an Adjektiven. Kann man sagen, dass dies ein vorwiegend weibliches Problem ist? Oder habe ich da nur eine subjektive Wahrnehmung? Aber gehen wir mal in medias res, oder wie das auch immer heißt.
Drei Adjektive hintereinander, um ein Substantiv zu beschreiben, finde ich heftig. Lieber zwei, besser noch eins, dann aber präzise. Ich weiß, ist nicht einfach, das zählt auch zu den Punkten, an denen ich selbst regelmäßig verzweifele. Übrigens, da mir der Hang der Autorin nach wissenschaftlichem Detailreichtum aus einer anderen Geschichte bekannt ist, hier noch ein inhaltlicher Verbesserungsvorschlag: Ein Wassertropfen an sich ist bereits kondensiert. Also müsste es "kondensierter Wassertröpchen" heißen. Das ist natürlich ähnlich aussagekräftig wie "tote Leiche", also hätten wir hier schon ein Adjektiv zum Rauswerfen. Nun beinhaltet Tröpfchen bereits etwas kleines, also könnte man "fein zerstäubter" eigentlich auch streichen. Aber unsere deutsche Sprache wäre nicht so toll, wenn es nicht für die meisten Adjektiv+Substantiv-Kombinationen ein spezielles Substantiv gäbe. Man könnte also schreiben: "Ein Hauch kalten Sprühnebels" Und dann vielleicht noch besser "kühl" als "kalt", wenn es die gewünschte Aussage nicht zu sehr aufweicht.
Ich bin nicht so der Farbenfreak, habe schon Schwierigkeiten mir die obere Farbbeschreibung vorzustellen. Aber es würde micht nicht wundern, wenn es nicht schon eine Farbe gäbe, die so aussieht. weiß einer, wie sie heißt?
Mal abgesehen von Situation, in denen Einschübe bewusst zur Spannungssteigerung eingesetzt werden (Siehe Blondes gift 2), sollten unnötige Kommata vermieden werden. Hier ließe sich die Holprigkeit so auflösen: "erhob sie sich graziös von ihrem angestammten Platz." (Wobei ich mir auf einmal überhaupt nicht mehr sicher bin, ob im Original dort überhaupt Kommata hinmüssen. Kennt einer die Komma-Regeln? )
Hier ein schönes Beispiel für ein Füllwort in Form eines Adjektivs. Was bedeutet hier "prachtvoll"? Erst mal steht es für mich im Widerspruch zu "fledermausartig", denn deren Schwingen sind ledrig, knochig, hautdünn, fast schon fadenscheinig. Aber selbst ohne diesen Widerspruch sagt das Adjektiv so gut wie nichts aus. Besser wäre die konkrete Beschreibung einer Eigenschaft, aus der klar wird, dass die Schwingen prachtvoll sind.
Wieso wirkt die Springquelle archaisch? Besser die Springquelle so beschreiben, dass jedem Leser automatisch klar wird: Boah, ist die archaisch!
Drei Adjektive, dazu noch drei mal die Silbe "un". Wenn man es nicht bewusst auf Alliterationen abgesehen hat, sollte man sie vermeiden.
Dieses Wort gibt es im Deutschen (noch) nicht. Von daher müsste es "jegliche" heißen.
Roter, schwerer Wein? Da fehlt noch Jahrgang und Anbaugebiet Diffundierende Alkoholpartikel? Partikel wäre hier nicht das richtige Wort. "Moleküle" müsste es heißen. vielleicht so: "Der bereits in der Blutbahn zirkulierende Wein/Alkohol festigte seinen Mut.
Die schönsten Adjektive in verschwenderischsten Mengen sind machtlos, wenn auf einmal nur noch schnödes Ethanol an meiner Blut-Hirn-Schranke vorbei will. Ist also ganz klar ein Stilbruch, egal, wie informativ und bildend er auch sein mag.
Das ist doch mal eine kreative Wortschöpfung
Hier würde ich auch wieder zwei Adjektive verschwinden lassen. Die Leckereien deuten schon darauf hin, dass die Früchte weder vergammelt noch fade sein werden. Also am besten nur "exotische" stehen lassen.
Moment, Weinkrüge und Dienende waren bemüht, die Kronen und Gedecke nachzufüllen? In diesem Satz müssten die Beziehungen geklärt werden. "Überall auf dem Tisch verteilt waren Blumengedecke, Erntedank-Kronen aus Weizenähren und auch Weinkrüge. Dienende waren ständig eifrig bemüht, nachzufüllen." "ständig" und "eifrig" geht zu sehr in dieselbe Richtung, also am besten eins streichen.
Hier müsste es "anzüglich" heißen.
Es sollte wohl "Wangen" heißen, oder handelt es sich um Paviane?
Hier noch mal ein Beispiel für unnötige Adjektive: "mit samtenen und schimmernden Polstern bedeckten Lager" beinhaltet doch irgendwie "bequem", oder? So, hier soll mal Schluss sein. Gefallen hat mir die Geschichte auf jeden Fall sehr gut. Aber ich bin mal gespannt, was andere dazu zu sagen haben. MS |
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27.10.04, 16:12 Uhr | |
MarquisSauvage | Serenity_chance: Ach ja, stimmt ja! *mitdrück* MS |
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27.10.04, 19:39 Uhr | |
katalina | vielen lieben dank für das feedback zu meiner letzten story! ich freue mich immer sehr, meine geschichten im spiegel anderen sehen zu dürfen um nicht zu sehr von meinem eigenen blickwinkel eineschränkt zu sein. ich will gar nicht näher auf die angeführten punkte eingehen. nur so viel dazu: ich gebe dir in einigen punkten recht und werde versuchen sie mir bei weiteren schreibakten bewusst zu halten. von ein paar der kritisierten punkte, kann ich mich trotz des Verständnis für die kritik allerdings schwer trennen, weil ich sie einfach als eine liebgewonnene marotte empfinde. bei wieder anderen punkten habe ich bewusst so geschrieben und mir etwas dabei gedacht. die menge der adjektive mag vielleicht für die meisten die geschichte nicht gerade leicht und flüssig lesbar machen. aber ich kann euch schwer erklären was für ein genuss es für mich ist auf diese art und weise zu schreiben und mein Innerstes nach außen zu kehren bzw. die inneren Bilder in mir auf diese detaillreiche weise zum leben zu erwecken. es stellt sich die frage warum und für wen man schreibt. ich tue es für mich, es ist ein kreativer schöpfungsakt, ein ausleben innerer dämonen, ein sich nach außen spiegeln und ein gebiet auf dem ich einzige und wahre freiheit empfinden kann. euch meine geschichten darzubieten ist einfach eine form das spiegeln zu intensivieren und meine exhibitionistische ader auszuleben indem ich euch tief in mein seelenleben blicken lasse. es ist einfach schön euch an mir teil haben zu lassen und euer interesse zu verspüren. deswegen ist es für mich kein leichter balance-akt zwischen "mein-ding-genauso-wie-ich-es-will-und-tue" und "anpassen-an-andere". Mir ist aber auch klar, dass ich durch euer feedback und dieses anpassen auch lernen kann. und da ich noch ganz am anfang stehe, werde ich noch viel zu lernen haben und ich bin euch dankbar dafür, wenn ihr mich dabei unterstützt. danke auch fürs daumendrücken wegen der diplomarbeit. und ach ja, für meine kommas übernehme ich keine Gewähr, komma-regeln sind mir nämlich leider gänzlich unbekannt. lg katalina |
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30.10.04, 11:49 Uhr | |
katalina | ich wollte damit aber keineswegs weitere kommentare abwürgen! lg katalina |
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9.11.04, 22:41 Uhr | |
BFBeast | Wenn die Geschichte bei mir "Bilder im Kopf" auslöst, dann ist sie in meinen Augen "gut". Und IMHO gibt es wenige Leute, die den Pinsel so meisterhaft schwingen wie Katalina. Schön bunt alles :-) |
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19.1.05, 12:57 Uhr | |
SabineR Beiträge: 13/48 dabei seit: Jun '03 | Also ich finde nicht, dass Adjektive ein Problem sind. Mein subjektiver Geschmack läuft auch darauf hinaus, dass mir Männergeschichten oft deshalb nicht gefallen, weil sie im Regelfall arm sind an Adjektiven. Keine Regel ohne Ausnahmen ;-). Ich liebe diesen Pomp an Emotionen und Detailtreue bei Katalinas Geschichten. Ich wünschte, es gäbe mehr Schreiberlinge wie sie. Sie setzt sich meines Erachtens wohltuend von der Masse ab :-). Eine tolle Geschichte. Dankeschön Katalina :-) |
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19.1.05, 13:38 Uhr | |
Messerjocke | TommyCasagrande: Hi! Da gebe ich dir recht. Adjektive dienen der genaueren Beschreibung, dadurch ergibt sich eine höhere atmosphärische Dichte, die Charaktere und ihre Handlungen werden facettenreicher und plastischer. Zweifelsohne liegt so eine Art zu schreiben den Frauen besser, weil sie eher in Bildern denken können, als ein Mann. @Marquis:/@Katalina Es ist zwar nicht so wichtig, finde ich, aber da das hier schon angesprochen wurde: Der Satz: "....erhob sie sich graziös von dem ihr angestammten Platz" brauch auch, wie Katalina ihn geschrieben hat, kein einziges Komma. "dem Platz" und "ihr angestammten" sind doch nur zwei verschiedene Segmente, das ist keine Einschiebung. Genau so, wie "dem ersten Platz", oder "der ihr zugewandten Seite". Da würde man ja auch kein Komma setzen. Bei dem Satz: "kräftigen, orange untersetzten Rosa" jedoch muss ein Komma gesetzt werden, das ist eine Aufzählung von zwei Adjektiven, "kräftigen" und "orange untersetzten". Aber daran verzweifel ich auch immer, berufen wir uns doch einfach auf das Recht der "Künstlerischen Freiheit", das Argument zieht immer lg,Mj |
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26.1.05, 16:51 Uhr | |
katalina | ich verschlinge mit freuden jeden kommentar von euch. vielen lieben dank! fühlt sich jemand von euch vielleicht in der lage meine neueste story korrektur zu lesen bzw. mir eventuelle bearbeitungstipps zu geben? ist meine längste story bisher und deswegen fühl ich mich mit der nachbearbeitung ein wenig überfordert... lg kata |
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26.1.05, 17:39 Uhr | |
Messerjocke | katalina: Hi, Wenn du willst, kann ich mir deine Geschichte gerne mal ansehen. Habe bisher so um die 40-50 Kurzgeschichten geschrieben allerdings erst 5 Erotische. Bin auch erst seit kurzem bei Sevac, wenn du also lieber jemanden Vertrauteren suchst, ist das verständlich. lg,MJ |
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27.1.05, 10:22 Uhr | |
MarquisSauvage | Messerjocke: Hi, gibt es denn etwas davon hier zu lesen? Wenn ja, unter welchem Autorennamen? MS |
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27.1.05, 14:56 Uhr | |
Messerjocke | MarquisSauvage:Messerjocke: Hi, Wie gesagt, bin erst seit kurzem hier, mein Erstlingswerk ist noch im Einlesepool. Die Geschichte war für mich eher ein Experiment, deshalb habe ich sie auch nie überarbeitet. Aber mittlerweile habe ich daran gefallen gefunden und schreibe weiter. Will mal sehen, wie sie bewertet wird und bei den Lesern ankommt. lg,Mj |
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27.1.05, 17:23 Uhr | |
katalina | Messerjocke: ich würde mich freuen! ich bin rechtschreibtechnisch nämlich leider alles andere als sattelfest und einen angemessen spannungsbogen über einen 35 seiten zu ziehen war für mich auch eine neue herausforderung. hinterlass hier einfach deine e-mail-addi für mich oder schreib mir gleich selbst, dann schick ich sie dir zu! danke! lg katrin ps.: wenns noch weitere freiwillige gibt, einfach melden, ist sicher interessant mehrere meinungen dazu zu hören! |
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13.2.05, 23:17 Uhr | |
Artax Beiträge: 0/1 dabei seit: Apr '01 | erhob sie sich graziös von dem, ihr angestammten, Platz Kleiner Tip: Es gehört gar kein Komma hin! |
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13.2.05, 23:20 Uhr | |
-Serenity- | Artax: Überflüssige Kommata kann man vermeiden, wenn man sich weniger umständlich ausdrückt. |
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24.2.05, 17:52 Uhr | |
katalina | Serenity_chance: Du verlangst fast unmögliche Dinge von mir! *lach* |
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