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Kommentare: 8 | Lesungen: 1742 | Bewertung: 9.05 | Kategorie: SciFi, Fantasy, History | veröffentlicht: 13.12.2015

06 Miriam - Aliens und Gang-Bangs

von

„Hey Schatz, was machst du heute?“, fragte Miriam am nächsten Vormittag per Textnachricht.


„Studieren. Vor heute Abend kann ich leider nicht“, kam als Antwort zurück.


Miriam rollte enttäuscht mit den Augen und übergab das Handy einem der zahlreichen Tentakel, die um sie herum schwebten. V’nyx der IV. zerlegte das Gerät in seine Einzelteile und legte diese der Größe nach geordnet zur Seite.


Das Nest aus Tentakeln, in dem Miriam geschlafen hatte, begann sich zur drehen wie Hunderte Schlangen, die um einen Mittelpunkt kreisten.


Miriams Körper wurde von den stärksten Strängen angehoben. Sie schien aus dem Nest zu schweben und landete schließlich sanft mit ihren Füßen auf dem Boden.


Sie hob die zerrissenen Reste ihres Kleids auf und blickte böse zu V’nyx dem IV.


»Entweder du lernst häkeln, oder du gehst sorgsamer mit meinen Sachen um!«

*

Nach dem Frühstück ging sie in die Stadt, um ihrer neu entdeckten Lust am Shoppen nachzugehen.


Sie fand ein neues Outfit und setzte sich mit ihrem fabrikneuen Rollkragenpullover aus Kaschmirwolle und einem farblich passenden, knielangen Rock in ein Café.


Hochgeschlossen, aber figurbetont in dunklen Grautönen, die Haare zu einem buschigen Pferdeschwanz auf dem Hinterkopf gerafft und in hochhackigen Lederstiefeln gab sie die Bestellung auf: »Eine heiße Milch mit Zimt und zwei Stück von der Sahnetorte, bitte.«

Sie schaltete ihr Smartphone ein und suchte eine Internetverbindung.


Die mysteriöse E-Mail, die sie zu der Datenkapsel von V’nyx dem IV. geführt hatte, blieb weiterhin ein Rätsel. Miriam hatte danach keine weiteren E-Mails mehr von diesem anonymen Absender erhalten, und auch Sven war es nicht gelungen, den Ursprung ausfindig zu machen. Sven konnte lediglich herausfinden, dass die Internetseite, auf der die Landkarte dargestellt wurde, auf einem Servercluster gespeichert war, der jeden Rückschluss auf den Ursprung verwischte.

Im Stillen hoffte Miriam, dass ihr ein unbekannter Fremder einen Gefallen tun wollte, anstatt ihr eine Falle zu stellen. Immerhin war der Vorfall schon einige Wochen her, und bis jetzt war noch kein Sondereinsatzkommando über sie hergefallen.


Dennoch war V’nyx der IV. eine tickende Zeitbombe. Sobald jemand den Cerebrat entdecken würde und es der Polizei oder sonst einer Behörde meldete, war sie erledigt. Sie musste unbedingt dafür sorgen, dass der Wintergarten, in dem V’nyx der IV. bald wohnen würde, mit verspiegelten Scheiben ausgestattet wurde.


Aber vorher müsste sie der Maklerin sagen, dass sie das Haus kaufen wollte.

Ein Haus zu kaufen war eigentlich ganz einfach, dachte Miriam. Eigentlich war sie sich gestern schon sicher, dass sie dieses Haus haben wollte, zumindest war ihr Bauchgefühl davon überzeugt, der Verstand brauchte meist eine Nacht länger. Außerdem empfand sie es als unprofessionell, solch große Entscheidungen spontan zu treffen.


‚Warum eigentlich?‘, fragte sich Miriam und rieb ihr Ohrläppchen verträumt zwischen Daumen zu Zeigefinger.


‚Eigentlich sind alle meine Bauchentscheidungen gut. Sie sind meist sogar besser als abstrakte logische Überlegungen.‘

‚Und warum lässt du dann die dunklen Kreaturen in dem Wald alleine?‘, fragte die knorrige Stimme von V’nyx dem IV.


Miriam verschluckte sich fast an ihrer heißen Milch. Der Cerebrat mischte sich nur selten in ihre Gedanken, wenn sie nicht zu Hause war.


‚Weil ich in diesem speziellen Fall nicht auf mein Bauchgefühl hören kann‘, rechtfertigte sich Miriam in Gedanken, und ihr fiel ein weiteres Argument ein, dass sie entlastete:


‚Außerdem bis du bei dem Rätsel um die dunklen Kreaturen in dem toten Wald auch noch nicht weit gekommen.‘

V’nyx der IV. antwortete prompt: ‚Wie auch? Ich kann diesen Ort alleine nicht besuchen, und du willst da nicht hin.‘


‚Dann werden wir uns gemeinsam darum kümmern, aber ich gebe das Tempo und die Richtung vor‘, sagte Miriam.


Obwohl Miriam dieses Gespräch in Gedanken führte, konnte sie es nicht unterdrücken, die dazu passende Gestik und Mimik auszuführen. Eine ältere Dame, die an einem Nachbartisch in dem Café saß, schaute argwöhnisch zu Miriam und schüttelte mit dem Kopf, als hätte sich ihre negative Meinung über die jungen Leute wieder mal bestätigt.

*

Beim ersten Stück Sahnetorte fragte sich Miriam, ob V`nyx der IV. vielleicht auf Gregs Anwesen besser aufgehoben wäre, als in einem Wohnhaus. Sie wusste, dass der verfallene Bauernhof über weitere Gebäude und weitläufige Grundstücke verfügte. Greg nutzte nur die Scheune, um an seinen Motorrädern zu schrauben.


»Das ist ja fantastisch!«, flüsterte Miriam über ihre eigene Idee. Der Bauernhof lag abseits, wirkte von außen abschreckend und wurde von einem verschrobenen Kriegsveteran bewohnt, der über mehr Schusswaffen und Munition verfügte, als er je in seinem Leben verfeuern konnte.


Miriam nahm sich vor, Greg in den nächsten Tagen zu besuchen. Sie musste dem Griesgram nur schonend beibringen, dass er der optimale Beschützer für einen Cerebrat wäre.

Das leidenschaftliche Wiedersehen mit Greg war ihr noch lebhaft in Erinnerung, und je länger sie darüber nachdachte, desto weniger Bedenken hatte sie bezüglich der Einquartierung von V’nyx dem IV.


Gregs Gastfreundschaft war sehr speziell - aber manchmal war so ein Adrenalinkick genau das Richtige.


`Mal wieder so richtig auf den Putz hauen`, dachte Miriam mit glänzenden Augen.


Überhaupt keine Sorgen machte sie sich darüber, ob Greg mit V`nyx dem IV. zurechtkam. Wenn irgendein Mensch in der Lage war, mit einem Cerebrat auszukommen, dann war es Greg. Vielleicht würde die Auseinandersetzung mit V`nyx dem IV. für Greg wie eine Therapie wirken - er könnte seinen Frust in gewissen Grenzen an der Pflanze auslassen und V`nyx der IV. würde eine Menge über die Denkweise von Menschen lernen.

*

Beim zweiten Stück Sahnetorte, dachte Miriam über die Erlebnisse des gestrigen Abends nach. Sie erinnerte sich an die seltsame Struktur der kahlen Bäume in dem dunklen Wald und suchte einen Block und einen Stift in ihrer Handtasche. Miriam begann, einzelne Bilder von ihrem letzten Besuch in der Anderswelt zu skizzieren.


Sie zeichnete die toten Bäume, die ihr in Erinnerung geblieben waren. Dann versuchte sie, die Gesichtszüge von einigen der dunklen Wesen mit dem Bleistift nachzuzeichnen – es gelang ihr erstaunlich gut, obwohl die Mimik nur so schemenhaft zum Ausdruck kam, wie sie es eben wahrnehmen konnte.

Sie erinnerte sich an die Vision mit dem monströsen Cerebrat, den sie nach ihrem ersten Wochenende mit Sven gesehen hatte. Sie skizzierte die Tentakel, die aus der Tiefe des Waldes ragten.


Auf einem weiteren Blatt versuchte sie, die monströse Blüte dieses Wesen zu zeichnen. Diese Blüte war groß und Furcht einflößend und sie hatte die Farben der Roten Königin!


Miriam hoffte, dass ihr Unterbewusstsein in dieser Hinsicht irgendein vergangenes Erlebnis verarbeitet hatte, denn sie wollte solch einem Wesen nicht in Wirklichkeit begegnen – zumindest nicht ohne Begleitung von einem Dutzend Soldaten mit schweren Waffen.

Die Blüte mit der gezackten Blattkontur nahm die gesamte Fläche des Notizblocks ein. Um dem Bild mehr Ausdruck zu verleihen, holte Miriam ihre Schminksachen aus der Handtasche. Die Blätter waren überwiegend schwarz; dazu nutzte sie ihren Kajalstift. Dann fügte sie mit dem Lippenstift die typischen roten Sprenkel hinzu und fuhr die Blattkonturen nach.


Mit kritischem Blick betrachtete sie ihr Werk: Das Schwarz war nicht glänzend genug und der Rotton zu hell – aber die Proportionen und die Perspektive waren ihr ganz gut gelungen.

Der Typ in dem dunklen Anzug am Tisch gegenüber beobachtete sie seit über zehn Minuten. Miriam blickte ihn direkt an, um das lächerliche Spiel zu beenden.


»Das sieht ganz schön kreativ aus, was Sie da machen.«


»Aha!«, sagte Miriam knapp und schlug ihren Notizblock zu.


»Sind sie Künstlerin?«


Miriam blickte erneut zu ihm und schüttelte fragend mit dem Kopf, er stand auf und setzte sich zu ihr an den Tisch.


»Oder sind Sie im Marketing tätig?«


Miriam atmete genervt aus.


»Ich bin im Ruhestand und in einer festen Beziehung.«

Das schien den aufdringlichen Yuppie nicht im Geringsten zu stören, er lächelte unschuldig und zuckte mit den Schultern. Miriam grinste zurück und schob ihr leeres Glas zu ihm.


»Sie könnten mir allerdings einen kleinen Gefallen tun, indem Sie auf der Herrentoilette dezent in das Glas wichsen und es mir wiederbringen. Die Erleichterung wird erst Ihnen und dann mir gut tun. Und bitte trödeln sie nicht, ich mag es am liebsten heiß.«


Sein Gesicht glich einem Totalschaden, er stand auf, wollte noch etwas sagen, verkniff es sich und lief davon.


Miriam blickte ihm mit einem Schmollmund hinterher, ein kleiner Vitamin S Schub hätte ihren grauen Zellen gut getan.

Als ein weiterer Typ in Anzug und Lackschuhen mit ihr Blickkontakt suchte, packte Miriam ihre Sachen in die Tasche, zahlte und ging.


Es war Feierabendzeit und aus den Hochhäusern der City strömten Tausende von jungen, gut verdienenden Singles, die heute Abend nicht alleine sein wollten.


Bis vor ein paar Wochen hatte sich Miriam gerne von dem einen oder anderen verführen lassen, aber dank Sven musste sie sich nicht mehr jeden Abend auf einen anderen Typen einlassen.

***

Endlich war es Abend. Freitagabend, und Sven hatte Zeit für sie.


Miriam balancierte ihr Tablett durch das gut gefüllte McDonalds Restaurant und sah Sven von Weitem an einem freien Tisch sitzen.


»Hey, Schatz.«


»Es ist unglaublich, was du alles in dich reinstopfen kannst«, sagte Sven und küsste sie zur Begrüßung.


»Ein Big Mac deckt die Hälfte des Tagesbedarfs an Vitamin C, also muss ich mindestens zwei essen, um gesund zu bleiben«, erklärte Miriam, und packte den ersten der beiden Burger aus.


»Du machst keinen Sport, isst wie ein Vielfraß und hast die Figur eines Models.«


»Ich habe halt gute Gene«, grinste Miriam und bot Sven die Pommes an.

»Was hältst du davon, wenn wir Weihnachten in Rom verbringen?«, fragte Miriam kauend.


»Es ist erst Ende September!«


»Na und?«


»Das ist auf jeden Fall weit genug von meiner kaputten Familie weg«, sagte Sven, »ich muss nur mal rechnen, ob …«


»Ich schenke dir den Urlaub zu Weihnachten!«, sagte Miriam mit einem Blick, der keinen Widerspruch zuließ.


»Wow«, sagte Sven und legte die Hände auf den Tisch, »dann kann ich mir jetzt ja ein eigenes Menü leisten.«

Als Sven mit seinem eigenen Tablett zurückkam, war Miriam mit dem Essen fertig und blätterte durch ihre Skizzen, die sie im Laufe des Nachmittags angefertigt hatte.


»Was ist das?«, fragte Sven.


»Erinnerungen«, antwortete Miriam beiläufig.


»Erinnerungen an was?«


»Das habe ich letzte Nacht gesehen«, Miriam zeigte ihm eine Skizze von einem toten Baum.


»Und was ist das für ein Ding?«


»Das ist ein Cerebrat der Roten Königin, also zumindest ist es die Angriffsblüte, ich schätze, er hat noch zwei oder drei normale.«


»Was, Blüten?«


»Ja, was denn sonst?«, fragte Miriam und es klang, als ginge es um Allerweltwissen.

»Hast du mal über eine Therapie nachgedacht?«, fragte Sven beiläufig, ohne den Blick von den Skizzen zu nehmen. Die schwarz-rote Blüte beeindruckte ihn: Die kolorierte Skizze war so plastisch dargestellt, dass es Sven vorkam, als würde die Blüte gleich aus dem Blatt herausspringen, um ihn zu fressen. Miriam neigte den Kopf fragend zu Seite, ihre Augen schlossen sich zu kleinen Sehschlitzen.

Sven hob die Hände besänftigend.


»Hey, verstehe das nicht falsch, ich finde diese Alienmasche genial, so eine Fantasie haben Frauen nur selten. Aber ich glaube, du nimmst das ein bisschen zu ernst. Ich wäre auch lieber jemand anderes, aber das bin ich eben nicht. Was ich meine: Du hast Geld, siehst verdammt gut aus und verfügst über etliche Talente, und damit meine ich nicht nur deine sexuellen. Du kannst Singen, Tanzen, Zeichnen, bist intelligent und geschickt, aber irgendwie machst du nichts daraus. Du lebst so vor dich hin. … vielleicht solltest du mal mit einem Profi darüber reden – irgendwann wachst du auf und stellst fest, dass du nur ein Mensch bist, der einfach älter wird.«

Miriam zerquetschte den Pappbecher mit der Hand und rang mit den Tränen.


»Ich liebe dich!«


»Ich liebe dich auch«, pflichtete Sven kleinlaut bei.


»Und! Können wir dann nicht gemeinsam alt werden – einfach so, ohne die Welt aus den Angeln zu heben?«, frage Miriam flehend mit einem Anflug von Wut.


»Entschuldige. Ich habe mich vielleicht zu krass ausgedrückt, natürlich möchte ich mit dir zusammenbleiben, aber du zeigst Symptome von Verfolgungswahn und Wahnvorstellungen. Ich habe Angst, dass es schlimmer wird.«

»Ich war in Therapie«


»Oh!«, kam es Sven über die Lippen.


»Es ist schon viel besser als früher«, erklärte Miriam ruhig.


»Dann war es früher noch schlimmer?«


»Ja, auf eine gewisse Art.«

Svens besorgter Gesichtsausdruck, in dem nichts Vorwurfsvolles lag, ließ Miriam erleichtert ausatmen. Sie legte den zerdrückten Becher weg und stützte sich mit den Ellenbogen auf den Tisch.


»Das ist doch ganz einfach«, sagte sie ruhig.


»Entweder DU hast recht und ich bilde mir einen Großteil von dem, was ich erlebe, nur ein. Dann benötige nicht nur ich, sondern auch meine ehemalige Therapeutin eine Therapie. Oder, ich habe recht: Dann muss ich dich nur davon überzeugen!«


»Und wie willst du mich überzeugen?«, frage Sven und stützte seine Ellenbogen ebenfalls auf den Tisch.


»Wir gehen zu dir und ich beweise dir, dass ich eine Alien-Mensch Hybride bin.«


Sven spitzte die Lippen nachdenklich und begann, zögerlich mit dem Kopf zu nicken.

*

Die Fahrt vom McDonalds zu Svens Unterkunft verlief sehr still. Miriam blickte aus dem Seitenfenster von Svens Auto und fürchtete, auf Ablehnung zu stoßen. In aller Regel waren die Menschen von ihrer königlichen Erscheinung fasziniert, aber gerade bei Sven war es ihr zu wichtig, als sich auf Wahrscheinlichkeiten zu verlassen. Eine Zurückweisung würde nicht nur ihren Stolz als Blaue Königin verletzen – es würde ihr das Herz brechen und die Spannungen zwischen dem Mädchen und der Blauen Königin, die sich diesen Körper teilten, würden eskalieren.

Sven spürte Miriams Anspannung. Er fürchtete sich vor dem Moment, in dem Miriam eingestehen musste, dass sie nur ein Mensch war. Er liebte sie und wollte ihr helfen. Wenn sich herausstellen sollte, dass ihr nicht mehr zu helfen war, würde es ihm das Herz brechen.

Sie gingen gemeinsam zum Anbau neben der Werkstatt. Sven griff nach ihrer Hand und drückte sie mit Daumen und Zeigefinger. Miriam blieb stehen, er umarmte sie.


»Miriam. Ich liebe dich, egal was passiert.«


Miriam erwiderte die Umarmung und schöpfte Mut.


»Danke. Ich liebe dich auch, egal was passiert.«

»Du musst dir die Augen verbinden«, sagte Miriam, als sie in Svens Zimmer standen. Sie schloss die Tür und reichte Sven einen Schal. Er lächelte, band sich den Schal um den Kopf und stand wartend am Fußende des Betts.


Miriam fuchtelte mit den Armen, um sicherzustellen, dass Sven wirklich nichts mehr sah. Dann zog sie ihren Pullover aus, ließ den Rock über ihre Hüften gleiten und spürte ihr Herz bis zum Hals schlagen.


Slip und BH sanken lautlos auf den Boden.


Als sie die Stiefel wegstellte, atmete sie tief durch, schloss die Augen und fühlte die Veränderung. Ihre Haut wurde schwarz, die Taille noch schmaler, feine blaue Linien schlängelten sich über ihren Körper – die Blaue Königin öffnete ihre kobaltblauen Lider und schaute zu Sven, der ungeduldig Grimassen schnitt.

Sie ging einen Schritt auf ihn zu, nahm seine Hand und legte sie auf ihre Hüfte. Blind ertastete er ihren Körper und hauchte erregt aus.


»Ist das Latex?«


»Ja.«


Sven glitt mit den Fingerspitzen von der Hüfte über ihre Flanke nach oben, ertastete ihre Brüste und empfand sie größer als gewohnt. Ihm fielen zwei Steine vom Herzen: Der Erste, weil Miriam einen scheinbaren Ausweg aus ihrer Alienfantasie gefunden hatte, indem sie ihn mit einem Latexanzug überraschte, und der Zweite, weil er sich für dieses Material durchaus interessierte, sofern es sich eng über ästhetische Frauenkörper spannte, und Miriams Körper war prädestiniert für figurbetonte Outfits.

»Das ist geil. Deshalb der Rollkragenpulli – du hast den Ganzkörperanzug schon die ganze Zeit an.«


»Sag mir Bescheid, wenn du einen Reißverschluss oder eine Naht entdeckst«, flüsterte Miriam mit aufkeimender Gelassenheit. Sie sah in Svens Gesicht, dass er nicht schreiend davonlaufen würde, aber vorerst genoss sie seine tastenden Hände auf ihrem Körper.

Sven erfühlte ihre Finger, ignorierte die Tatsache, dass der Übergang zu den Fingernägeln nahtlos verlief, und tastete sich am Arm empor. Selbst unter der Achsel war keine Naht fühlbar. Er fuhr an ihrer Wirbelsäule entlang, fand keinen Reißverschluss und suchte auf der Vorderseite ihres Körpers.


Mit siegessicherem Lächeln ließ er seine Fingerkuppen über den quietschglatten Bauch gleiten. Die detailgetreue Kontur des Bauchnabels irritierte ihn nur kurz. Er fuhr über ihren Venushügel und erschrak, als er nahtlos in den Ansatz ihrer feuchten Spalte glitt, die Klitoris fühlte und Miriam einen erregten Seufzer entlockte.

Erschrocken riss er den Schal vom Kopf und blickte in sinnliche, blaue Mandelaugen mit tiefblauem Lidschatten und orangefarbenem Lidstrich. Miriam neigte den Kopf liebevoll zur Seite und lächelte Sven an.


»Hallo Erdling.«

Sven lief das Wasser im Mund zusammen und dennoch klebte seine Zunge am Gaumen.


Miriams Lippen, blau mit orangen Konturen, öffneten sich leicht, ihr Lächeln in den Mundwinkeln hielt geduldig an, wohl wissend um die Zeit, die Sven benötigte.

»Jetzt benötige ich wohl eine Therapie«, hauchte Sven und ließ sich auf die Bettkante sinken. Er saß vor der schwarzen Latexpuppe, die einen außerordentlich vitalen Eindruck machte, und erkannte Miriams Gesicht.


Sie stand mit leicht geöffneten Beinen vor ihm und streichelte liebevoll über seinen Hinterkopf.


»Du hast die ganze Zeit die Wahrheit gesagt.«


»Ja.«


»Jetzt verstehe ich, warum du dich manchmal so komisch verhalten hast.«


»Ich wollte nichts falsch machen«, sagte Miriam leise.


»Du hast absolut nichts falsch gemacht, ich hätte dir nur besser zuhören müssen.«

In dem spärlich erleuchteten Zimmer wurde es still. Sven saß auf der Bettkante und Miriam stand in Gestalt der Blauen Königin eine Armlänge vor ihm. Seine Hände lagen auf seinen Knien und er starrte geradeaus, als gäbe es sie nicht.


»Sven! Berühre mich, fühle mich, schlage mich, wenn du willst, aber bitte - schick mich nicht fort! Ich kann …«


Sie verstummte, als Sven sie an der Hüfte packte, zu sich heranzog und sein Gesicht in ihren Schoß drückte.

Sven war betört vom Duft, der sich in einigen Facetten vom gewohnten Geruch unterschied. Er leckte den Saft auf und stieß mit der Zunge in die Tiefe, um den Geschmack intensiver zu erfahren.


Miriam schloss ihre Augen in Dankbarkeit. Die schönen Gefühle, die Svens Zunge verursachten, waren nebensächlich – sie empfand Glück, dass es sie berührte, so wie sie war. Sie unterdrückte die üblichen Pheromone, die ihren Opfern den freien Willen nahmen, sie wollte Sven nicht willenlos machen, sie wollte, dass er sie mit freiem Herzen liebte. Dennoch konnte sie nicht gänzlich verhindern, dass ihre Lockstoffe eine übermenschlich betörende Wirkung entfalteten.

Er stöhnte, während er sie leckte. Miriam ging einen Schritt zurück und sank vor ihm auf die Knie.


»Beruhige dich, wir haben Zeit«, sagte sie und küsste ihn sanft.


Sven nickte benommen und zog seinen Pullover über den Kopf. Miriam half ihm aus den Schuhen und der Hose, dann deutete sie an, er solle sich hinlegen.

Heute Abend war nicht die Zeit für Erklärungen. Obwohl Miriam wusste, dass Svens Gehirn vor Fragen zu platzen drohte, wollte sie erst einmal den Druck von einer ganz anderen Körperstelle nehmen.


Sie kam zu ihm aufs Bett, küsste ihn mehrmals und genoss seine Hände auf ihren Brüsten. Nach einem letzten intensiven Kuss löste sich Miriam von ihm und setzte sich auf seinen Bauch.


»Schließe die Augen«, flüsterte sie. Sven schüttelte den Kopf, wie ein Kind, das Angst hatte, etwas zu verpassen. Miriam lächelte verständnisvoll und senkte ihren Oberkörper, bis einer der harten Nippel gegen sein Kinn drückte. Langsam ließ sie die feste Knospe über seine Unterlippe gleiten, fühlte die heiße Zungenspitze, die danach leckte, und atmete ergeben aus.

Ihre Brust schwebte verlockend über Svens Gesicht. Er saugte sich mit feuchten Lippen an der übernatürlich glatten Haut fest. Miriam biss sich erregt auf ihre königsblaue Unterlippe, als Sven an ihrer Brustwarze zu knabbern begann. Die Empfindungen zogen sich bis in ihren Unterleib.


»Willst du spielen?«, fragte Miriam, als ihr das Vorspiel nicht mehr genug war.


Sven nickte. Sie drehte sich mit provokant anbietendem Po auf die Seite, lächelte verschmitzt über die Schulter und schloss ihre sinnlichen Augen in freudiger Erwartung.


Es war wie immer, wenn ein Mann die Blaue Königin zum ersten Mal sah. Sven war ihrem Charme erlegen und Miriam sprang vor Glück fast das Herz aus der Brust.

Sven liebte die Löffelstellung. Er schmiegte sich von hinten an das schwarze Wesen, das enorme Ähnlichkeiten mit seiner Freundin besaß. Für ihn war Miriam ein versauter Engel. Jetzt versuchte er, seinen Schwanz in einer Latexgöttin zu versenken.


Alles war perfekt: Sein Schwanz war groß und hart und ihre Spalte lief über vor sämiger Lust. Dennoch musste er mehrmals neu ansetzen, bis seine Eichel in den engen Kanal flutschte.


Er bewegte sich so schnell und hektisch, dass er entweder aus ihr herausrutschte, oder die Bewegungen zu flatterhaftem Zittern verkamen.

Miriam schaut ihm amüsiert zu. Sie lachte ihn nicht aus – es schmeichelte ihr, Sven so gehörig durcheinanderzubringen, dass er sich, trotz seiner Erfahrung, wie ein Schuljunge verhielt.


Sein Blick wurde flehend und Miriam drehte sich zu ihm um.


»Das ist ganz schön viel für einen Abend, hm?«


Sven nickte und versuchte, die unzähligen geilen Details dieses Wesens zu erfassen, während sich Miriam seiner Körpermitte zuwendete.

Sorgsam streichelte sie seinen harten Stab und leckte über das gespannte Bändchen; ihre Zunge war rau, wie bei einer Katze. Sven stöhnte alleine durch diese eine Berührung. Miriam hatte diesen Prachtstab in den letzten Wochen schon oft schmecken dürfen. Aber jetzt, als die Maske gefallen war, durfte sie all ihre Talente ungehemmt ausspielen.


Die Blaue Königin lächelte mitfühlend und schloss ihre Lippen um die Eichel, sog den Schaft tief in ihre Kehle und blickte mit weit geöffneten, neugierigen Augen in Svens Gesicht.


In sanften, ruhigen Bewegungen reizte sie die Nerven in dem heiß pochenden Schwanz. Es fehlte nicht viel bis zum Happy End, aber dieses Bisschen enthielt sie Sven noch vor. Denn, ihn so entrückt zu sehen und die Erregung zu spüren, bereitete ihr mehr Lust, als die kurz aufblitzende Spitze eines Höhepunktes.

Ihre Mundhöhle, ihr gesamter Organismus, war von der Evolution darauf optimiert, Schwänzen Sperma zu entlocken; so viel wie möglich, ohne den Spendern Schaden zuzufügen. Miriam unterdrückte diese Instinkte, und verlangsamte die Stimulation, brachte sie zeitweise zum Erliegen und betrachtete Svens entspannten Gesichtsausdruck mit verliebten Augen. Sie ließ ihre Zungenspitze wie den Flügelschlag eines Schmetterlings über seine empfindlichste Stelle flattern und lachte, als sie sah, was das in ihm auslöste.

Er verdrehte die Augen, bis nur noch das Weiß seiner Augäpfel zu sehen war. Miriam rollte ihre Zunge zu einem trichterförmigen Schlauch, der sich an der Eichel festsaugte und einen leichten Unterdruck erzeugte.


Der Saft schoss in einem durchgehenden Schwall hervor und wurde von Miriam dankend aufgesogen. Sven stöhnte in einem lang gezogenen Ton, synchron zu der überirdischen Entladung, und spürte ein unangenehmes Ziehen in der Leistengegend, als würde ein Vakuum in seinen Hoden entstehen.

Der eigentliche Orgasmus kam ein paar Sekunden später und ließ seinen Schwanz erneut Sperma pumpen.


Miriam saugte weiter an der zuckenden Eichel und massierte den Schaft mit den Ringmuskeln ihrer Lippen, bis der letzte Tropfen in sie übergegangen war.


Ihrem aufmerksamen Blick war nicht entgangen, dass Sven glücklich lächelte – wo auch immer sich sein Geist gerade befand, sein Körper gehorchte der Blauen Königin und die wollte mehr!

‚Diese Nacht gehört nur dir‘, hörte Sven in seinem Kopf. Es wunderte ihn nicht Miriams Stimme zu hören, obwohl sie den Mund voll hatte – ihn wunderte gar nichts mehr. Nach jedem Höhepunkt gab sie ihm Zeit, sich zu erholen, dann steigerte sie die Stimulation, verharrte kurz vor dem Zenit und genoss den ruckartigen Beginn der Schussfahrt mit der gleichen Begeisterung wie Sven.


Die letzte Ejakulation dieser Nacht brachte nur einige Tropfen hervor, in denen wenig Sperma enthalten war, Miriam saugte sie auf und hob ihren Kopf dankbar.

Sven war bei Bewusstsein, aber außerstande, eine sinnvolle Handlung zu vollziehen, geschweige denn, einen sinnvollen Satz zu artikulieren. Miriam krabbelte auf allen vieren über die Matratze und schmiegte ihren Körper an seinen, zog die Decke über sich und Sven und kraulte mit ihren Fingern durch sein spärliches Brusthaar.


Haare waren etwas Komisches. Etwas, für das ihre Art keine richtige Verwendung kannte. Mit Haaren tat sie sich schwer, darum behielt sie ihre blonde Mähne im mutierten Zustand meist bei. Obwohl die Blaue Königin in ihrer ganzen Pracht komplett ohne Haare auskam, war es einfach zu langwierig jedes Mal neue wachsen zu lassen, wenn sie in ihre menschliche Erscheinung zurück wechselte.

Braune Augen blickten sie ungläubig an, Sven lächelte und ließ Miriam erstrahlen.


»Hallo Schatz«, sagte sie und küsste ihn.


»ichliebedich«, säuselte Sven, schlang seine Arme um ihren graziösen Körper und drückte sie fest an sich. Die weiche, warme Latexhaut auf seinem Körper zu spüren, war das Sinnlichste, das er sich vorstellen konnte. Sven rollte sich auf sie, lag zwischen ihren abgewinkelten Beinen und ruhte seinen Kopf mit dem verstrubbelten Haarschopf zwischen ihre prallen Brüste.


Obwohl er im Tal der Glückseligen ruhte, wirkte sein Blick traurig.

»Was ist?«, fragte Miriam und strich ihm durchs Haar.


»Ich habe Angst, dich zu verlieren. Du kannst jeden haben, und ich kann dir nichts bieten.«


Miriams Blick schlug in Enttäuschung um.


»Du gibst mir mehr, als ich je von einem Menschen bekommen habe.«


»Kannst du mich so machen, wie du bist?«


»Nein!«, sagte Miriam empört.


»Kannst du nicht, oder willst du nicht?«


»Ich will nicht!«

»Warum?«, fragte Sven enttäuscht.


»Weil du dann eine Drohne wärst. Dann wärst du wirklich einer von vielen.«


»Wie viele Drohnen hast du denn?«


»Keine.«


»Dann wäre ich doch einzigartig«, hakte Sven nach.


»Aber dein Wille würde unter meinem stehen, wie soll ich jemanden lieben, der sich meinem Willen unterordnet … der mich nicht mit freiem Herzen liebt?«


»Gibt es keinen König neben der Königin?«, fragte Sven mit quengelndem Unterton.


»Nein, es kann nur eine Stimme sprechen.«

»Können Drohnen lieben?«


»Ja, Liebe ist ein elementarer Bestandteil für Drohnen. Sie sind auf die Liebe der Königin angewiesen und lieben ihre Königin bedingungslos, aber es ist anders, als unter Menschen.«


Sven bekam feuchte Augen, eine große Träne tropfte auf Miriams Hals und zerplatzte zu vielen kleinen Tröpfchen, die auf ihrer makellos schwarzen Haut schimmerten.


»Unsere Zukunft ist menschlich«, sagte Miriam aufmunternd und wischte Svens Gesicht trocken.


»Wir wohnen in einem Haus, und wenn wir abends nach Hause kommen …«


»… bist du so wie jetzt, und wir vögeln die ganze Nacht«, sage Sven und das Lächeln strafte seine traurigen Augen Lügen.


»Ja, wenn du willst, bin ich so wie jetzt.«

»Reicht mein Sperma für dich … zum Leben?«


»Ja«, hauchte Miriam und leckte sich verlangend über die Lippen, »aber ich werde dich ganz schön oft ran nehmen.«


»Das ist ein Traum, aus dem man nie erwachen möchte«, murmelte Sven und streichelte über eine feine blaue Linie an Miriams Schulter. Die zärtlich geschwungene Linie verschob sich wie ein magisches Tattoo und vereinte sich unterhalb ihres Ohrs mit anderen Linien zu einem verspielten Muster.


»Ja«, stimmte Miriam zu und drehte den Kopf nachdenklich zur Seite.


‚Aber vorher muss ich herausfinden, was es mit den dunklen Kreaturen auf sich hat, sonst könnte dieser Traum platzen, bevor er begonnen hat.‘

***

Sven war bereits wach, als die aufgehende Herbstsonne durch die Jalousie schien und weiße Linien aus Licht auf den Boden zeichnete. Mit ungläubiger Begeisterung erkannte er, nicht geträumt zu haben.


Neben ihm lag eine schwarze Göttin mit Miriams Gesichtszügen. Sie sah so friedlich und unschuldig aus, wenn sie schlief, und dennoch war alles an ihrer Erscheinung aufreizend.


Sie atmete ruhig und gleichmäßig. Er schob die Bettdecke zurück und legte ihren Oberkörper frei, sie brummte im Halbschlaf und winkelte ihre Beine an. Sven schob die Decke weiter zurück und krabbelte zwischen ihre Beine, um den Körper in seiner ganzen Pracht bewundern zu können.

Er strich andächtig über ihre Unterschenkel und ließ seine Fingerspitzen an diesen unglaublich langen Beinen entlang gleiten. Auf dem Weg zu ihrer Körpermitte überkam ihn ein Schauer der Erregung, im Anbetracht dieser makellosen Latexhaut, die sich weich und warm unter seinen Händen abzeichnete.


Von den Innenseiten der Oberschenkel strichen seine Hände über ihre Leiste, bis auf die flache Bauchdecke. Miriams Mundwinkel kräuselten sich, als ihr Dämmerzustand schwand und sie die zärtlichen Berührungen bewusst wahrnahm. Genießerisch drehte sie den Kopf zur Seite und ließ Sven in seinem Forscherdrang gewähren.

Er tauchte mit einem Finger in ihren Bauchnabel, sie gluckste vor Schreck und zuckte kurz. Sven verharrte mit seiner warmen Hand auf ihrem Bauch.


Miriam öffnete ihre Augen verschlafen und sah Sven zwischen ihren Beinen hocken. Er rieb seinen langsam erstarkenden Schwanz mit der anderen Hand und lächelte sie an.


»Du hast eine wunderschöne Vagina.«


Miriams Bauchdecke zuckte vor Lachen.


»Ich wünsche Dir auch einen guten Morgen«, sagte sie und zog ihre Schamlippen mit den Händen sanft auseinander.

Sven streichelte mit der Daumenkuppe über ihren Kitzler und massierte die inneren Schamlippen, die in feuchtem Schwarz glänzten und leicht schmatzten, als er mit der anderen Hand die Konturen in voller Länge streichelte.


Er beobachtete die feinen blauen Linien auf den äußeren Schamlippen, die je nach Stimulation wechselnde Muster bildeten. Seine Zunge fuhr einmal komplett durch die offene Spalte und er sah, wie alle Linien in eine Richtung zeigen.


»Kannst Du das beeinflussen?«


»Was?«, stöhnte Miriam. In ihrer Mimik war deutlich zu erkennen, dass sie gerade kein Interesse an verbaler Konversation hatte.


»Ach, schon gut«, sagte Sven, schob sein Becken vor, setzte seinen Schwanz an und tauchte in die nasse Spalte ein.

Mit weit gespreizten Beinen lag Miriam auf dem Rücken und genoss es, den Schlaf aus den Gliedern gevögelt zu bekommen. Sven war immer noch ungewohnt fahrig, aber mit jedem ausholenden Stoß, kehrte ein Teil seines Selbstbewusstseins zurück.


Miriam lächelte ihn stöhnend an, flirtete mit ihren Augen in seine Richtung und stachelte ihn zu härteren Stößen an.

Dieses zärtliche Grinsen, einer wohlgesonnenen Überlegenheit, brachte Sven in Rage.


Er war vielleicht nur ein Mensch, aber er war nicht auf das mitleidige Wohlwollen dieses Wesens angewiesen.


Er war vielleicht jung, aber an seiner imaginären Trophäenwand hing schon so manche Muschi.


Er war vielleicht naiv, aber er wollte wenigsten sich selbst beweisen, dass er diesem Wesen gewachsen war.


Er krallte sich mit seinen Händen in ihren Titten fest und hämmerte seine Lenden mit kräftezehrendem Elan gegen ihr Becken. Sollte sie doch schreien – Schreie zeugten von Gefühlen, und wenn er in ihr Gefühle verursachte, die sie zum Schreien brachen, egal aus welchem Grund – war er auf dem rechten Weg.

Das liebevolle Lächeln in Miriams Gesicht wich einem erregt, entrückten Gesichtsausdruck. Svens harte, rücksichtslose Stöße zuckten durch ihren Körper, ließen alles in ihr erbeben, und wischten die zärtlichen Gefühle der letzten Minuten hinfort, um ungezügelter Leidenschaft zu weichen. Sie schaute ihn mit weit geöffneten Augen erschrocken an und warf den Kopf in den Nacken. Die spitzen Schreie kamen tief aus ihrer Kehle, überschlugen sich, um dem Takt seiner Stöße folgen zu können, und verdichteten sich zu einer Arie der Lust.

In ihren Augen flammte Dankbarkeit auf, als Sven wie erschossen zusammensackte und sich in ihr entlud. Seine Beinmuskeln brannten vor Überanstrengung, aber er hatte es geschafft – die schwarze Göttin unter ihm bebte ebenso ekstatisch wie er.

»Du geiler Hengst! … Du geiler, verfickter Hengst«, stöhnte Miriam und schlang ihre Beine um seinen Oberkörper. Sven grinste triumphierend, rang aber mit dem Schmerz in seinen Beinen, diese Überanstrengung würde sich in einem grausamen Muskelkater rächen.


»Der Hengst wird früher oder später einen Rollstuhl benötigen«, schnaufte Sven und legte seinen Kopf erschöpft auf ihren Bauch. Er blickte zwischen ihren Brüsten hindurch auf ihr Gesicht und labte sich an der fantastischen Ästhetik.

*

»Vögelt ihr schon wieder!«, rief eine schroffe Männerstimme, und es pochte heftig an der Tür zu Svens Unterkunft.


»Jaa!«, rief Sven ebenso schroff zurück und zog die Decke über sich und Miriam.


»Was ist denn?«, fragte Sven, nachdem sein Onkel scheinbar ratlos und schweigend vor der Tür verharrte.


»Ich brauche mal Deine Hilfe für ein paar Stunden, wenn das nicht zu viel verlangt ist.«


»Ich komme in einer halben Stunde«, rief Sven zur Tür und rollte genervt mit den Augen.


»Geh und hilf ihm, ich kümmere mich um ein Frühstück«, sagte Miriam.

Er küsste ihre weichen Lippen, gierte nach ihrem Mund und spürte ihre Zunge an seiner.


»Wie viel Sperma brauchst Du eigentlich zum Leben?«


»Das kommt darauf an, wie aktiv ich bin. Im Alltag benötige ich nicht viel, aber mein Körper kann die Moleküle nicht einlagern, er benötigt, wie bei manchen Vitaminen, regelmäßig Nachschub.«


»Ameisenköniginnen können den Samen der Männchen über viele Jahre speichern, und immer so viel aus dem Vorrat entnehmen, wie sie benötigen, um weitere Eier zu befruchten«, erklärte Sven.

»Echt?«, fragte Miriam begeistert.


»Ja, das habe ich zufällig vor Kurzem in einer Dokumentation gehört: Eine Ameisenkönigin wird auf ihrem Jungfernflug von bis zu vierzig Männchen begattet und nach diesem Gang-bang ist für den Rest ihres Lebens Schluss mit Sex.«


»Gäääng-bäääng«, quakte Miriam amüsiert und grinste dreckig.


»Hast Du … hast Du so was schon gemacht?«, fragte Sven und hoffte, mit der Antwort klarzukommen.


Miriam zuckte gelassen mit der Schulter und grinste vielsagend.


Als Sven betroffen zur Seite schaute, strich sie ihm liebevoll über die Wange.


»Hey, ich brauche das nicht mehr, jetzt habe ich ja dich.«

Sven wendete seinen Kopf enttäuscht von ihr ab und sprang aus dem Bett. Er unterdrückte eine Reaktion auf den ziehenden Schmerz in seinen Oberschenkelmuskeln und kramte seine Arbeitsklamotten aus einem Regal.


»Ich liebe Dich. Die Vorstellung, dass Du von einer Horde Wichser nur als Stück Fleisch gesehen wirst, tut mir weh – verstehst Du das?«


»So ist das nicht …«


»… aah! Ich will es nicht wissen!«, schrie Sven und brachte Miriam, die immer noch in Gestalt der Blauen Königin auf seinem Bett lag, zum Schweigen.

Er zog sich ein altes Sweatshirt an, stieg in den öligen Blaumann und die abgewetzten Sicherheitsschuhe und wollte aus dem Raum stürmen. Doch dann verharrte er an der Tür und schaute zurück zum Bett.


Miriams menschliches Gesicht schaute nun unter der Bettdecke hervor und sie schaute ihn mit großen grünen Augen an. Da er sie bis vor wenigen Minuten mit schwarzer Haut gesehen hatte, kam sie ihm jetzt besonders blass vor.


Der blonde Engel war sichtlich geknickt. Sven kam mit großen Schritten zu ihr, wollte sie versöhnlich küssen und stieß auf Ablehnung.


»Lass mich!«, sagte Miriam und drehte sich zur Seite.

*

Auf dem Schrottplatz türmten sich Berge von Stahlgestellen, die mehrere LKWs gestern abgeladen hatten. Svens Onkel musste die sperrigen Teile in handliche Stücke zerlegen, um den Schrott zum vollen Preis an die Verwertungsgesellschaft verkaufen zu können.


Die brachiale Zerstörung dieser Stahlteile mit dem Schneidbrenner lenkte Sven nicht wirklich ab, aber er konnte seine Emotionen ungehemmt auslassen.

Nach einer halben Stunde kam Miriam über den Hof gelaufen, sie trug das Outfit von gestern: eleganter, dunkelgrauer Rollkragenpullover aus Kaschmirwolle, einen dazu passenden Rock und die schwarzen hochhackigen Stiefel. Die Handtasche hing über ihrer Schulter.


Sie warf Sven einen enttäuscht-arroganten Blick zu, schnickte ihre Haare über die Schultern und verschwand durchs offene Tor.

»Lass sie«, sagte sein Onkel und legte eine Hand auf Svens Schulter, »die regt sich wieder ab. Mach‘ bloß nicht den Fehler, ihr jetzt nachzulaufen, sonst machst Du das für den Rest deines Lebens.«


Sein Onkel warf einen großen Brocken Stahl zur Seite und knurrte abwertend: »Die kannst Du sowieso nicht lange halten.«


Sven schaute ihn fragend an. Sein Onkel rieb Daumen und Zeigefinger aneinander: »Die ist zu teuer auf Dauer. Die wird sich früher oder später so einen dreimal gelackten Schnösel anlachen.«


»Nein, das wird sie nicht!«, sagte Sven erbost und sein Onkel lachte: »Genieße die Zeit, die Du hast, so eine bekommt man nicht alle Tage.«

***

Miriam bekam von dem Gespräch nichts mit, sie eilte mit schnellen Schritten über die mit Unkraut überwucherten Gehsteige in Richtung der nächsten S-Bahn-Station. In einer Bäckerei, die auf dem Weg lag, kaufte sie eine Tüte voller Teigstückchen mit Quarkfüllung und Zuckerglasur – sie fühlte sich total ausgehungert. Nach dem ersten Bissen legte sie das Gebäckteilchen zurück zu den anderen und verstaute alles in ihrer Handtasche – sie bekam keinen Bissen runter. Neben dem Hunger war ein seltsam flaues Gefühl in ihrem Magen. Zu Sven waren es nur wenige Minuten Fußmarsch und doch war er plötzlich so weit weg.

Vor einer Stunde war noch alles perfekt, ein gemeinsames Wochenende lag vor ihnen, ein Wochenende voller gemeinsamer Entdeckungen. Und jetzt?


Sie stellte sich mit verschränkten Armen in das Wartehäuschen der S-Bahn und hielt nach dem Zug Ausschau, der sie in die Innenstadt bringen würde – nach Hause wollte sie nicht.

Nach der überschwänglichen Zuversicht, die Miriam heute Nacht schöpfte, kamen ihr jetzt Zweifel, ob Sven die ganze Wahrheit verkraften könnte. Wie sollte sie ihm klar machen, dass V’nyx der IV. mehr war, als eine übergroße Zimmerpflanze? Und wie sollte sie Sven glaubhaft vermitteln, dass ihre intimen Interaktionen mit dem Cerebrat nicht in Konkurrenz zu ihm standen?


Die berauschenden Erlebnisse in der Anderswelt waren wohl das ultimative Horrorszenario für einen monogam eingestellten Mensch.

Trotz des blauen Himmels wehte ein kühler Wind durch die Straßen. Miriam zog den Rollkragen bis unter ihre Nasenspitze und roch Svens Duft, spürte ein kurzes Echo des letzten Aktes durch ihren Unterleib zucken und fasste einen Entschluss:


Die Freiheit, über ihr Schicksal zu entscheiden, war das Recht – die Gabe – einer Königin.


Diese Welt den Menschen zu lassen und einen für alle Seiten verlustreichen Krieg zu vermeiden, war schon seit Jahren ihre Intention.


Ihre erst kürzlich erwachten Aktivitäten als Königin einzustellen, war einzig logisch.


Ihre Art lebte irgendwo in diesem Universum und Miriam wünschte ihnen alles Gute, in diesem historischen Moment, von dem nie etwas in den Geschichtsbüchern stehen würde.

»In dieser Welt ist kein Platz für meine Art. Ich bin als Mensch geboren und ich werde als Mensch sterben – um des Friedens willen.«

»Aber nicht an dieser Haltestelle!«, krächzte ein verlebter Landstreicher, der auf dem Boden saß und sich den letzten Schluck in der Bierflasche für einen besonderen Moment aufheben wollte. Miriam blickte sich um und schaute in trübe Augen.


»Spring vor einen Schnellzug, das geht schneller und ist sicherer, als bei den lahmen Straßenbahnen«, sagte der Mann, dessen Alter kaum einzuschätzen war.


»Ich habe überhaupt nicht vor, mich umzubringen«, erklärte Miriam kopfschüttelnd und blickte ihm in die Augen. Sie zog die Tüte mit dem Gebäck aus ihrer Handtasche und ging vor ihm in die Hocke.


»Magst du was essen?«, fragte sie höflich.

In seinen Augen flammte kurz Misstrauen auf, dann nahm er die Tüte und schaute hinein. Miriam griff sich das oberste Teigstückchen.


»Da hab ich schon reingebissen, aber die anderen kannst du alle haben.«


Er griff sich eine Quarktasche und nahm einen großen Bissen. Miriam sah die Freude in seinen Augen und bekam wieder etwas Appetit. Sie biss in das Stückchen, das sie in der Hand hielt, kaute langsam und lächelte ihn an.


»Danke«, sagte Miriam.


»Warum bedankst du dich bei mir?«


»Weil es mir jetzt wieder etwas besser geht.«


Sie erkannte aufrichtige Dankbarkeit in seinen Augen, als sie in die S-Bahn stieg und sich die Türen schlossen.

***

Ihr Entschluss, als Mensch zu sterben, wenn die Zeit gekommen war, beinhaltete natürlich die Klausel, dass sie das Rätsel um die dunklen Kreaturen löste … und Svens Hinweis, über die Fähigkeiten der Ameisenköniginnen, beschäftigte sie mit wachsender Begeisterung.


Sie würde den Rest ihres Lebens zwei Wesen in sich vereinen, und eines davon war auf Sperma angewiesen, wie das andere auf Vitamine.


Wenn es eine Spezies auf diesem Planeten schaffte, Sperma über lange Zeiträume innerhalb eines Körpers aufzubewahren, dann musste sie lediglich die genetischen Details in Erfahrung bringen.

*

Miriam sprang zwei Stationen weiter aus der S-Bahn und folgte den Anweisungen, die der digitale Stadtführer ihres Smartphones vorgab. Einige Minuten später sah sie das Schild des Zoofachhandels und ging darauf zu.

Eine geschlagene halbe Stunde später kam sie mit einem kleinen Pappkarton aus dem Geschäft. In dem Karton war ein Reagenzglas, das von einem luftdurchlässigen Stopfen verschlossen wurde. In dem Glasröhrchen saß eine junge Ameisenkönigin mit einem Dutzend Arbeiterinnen, die einen Klumpen weißer Eier bewachten. Es handelte sich um Lasius niger, auch als schwarze Gartenameise bekannt. Klein, pflegeleicht und anspruchslos, mehr wollte Miriam nicht wissen. Der Verkäufer wollte ihr noch ein Terrarium mit sämtlichem Zubehör verkaufen, aber solch hohe Ziele verfolgte Miriam nicht.

*

Sie kam am späten Vormittag in ihrer Unterkunft an und sah, dass V’nyx der IV. den Flur endgültig mit seinen Wurzeln eingenommen hatte.


»Was für ein Ziel verfolgst Du damit eigentlich?«, fragte Miriam und stieg auf dem Weg zur Küche


über die dicken Stränge.


‚Es liegt in meiner Natur zu wachsen’, antwortete der Cerebrat und richtete seine Blüten neugierig auf seine Königin aus.


‚Du bist schon zurück? Ich habe mich auf ein ereignisloses, einsames Wochenende eingestellt‘, sagte die Stimme in Miriams Kopf.

»Ich hatte einen kleinen, dummen Streit mit Sven …«


‚… und jetzt willst Du mich töten!‘, sagte der Cerebrat, und Miriam fiel der kleine Pappkarton mit den Ameisen aus der Hand. Sie hatte die Tiere bewusst vorsichtig nach Hause getragen, jetzt schlug der Karton hart auf den Boden auf und blieb unter dem Küchentisch liegen.


»Wie kommst Du darauf?«, frage Miriam und versuchte vergebens, eine gelassene Tonlage zu halten.


‚Halte mich nicht für dumm!‘


Die Wurzelstränge aus dem Flur schnellten in die Küche und bildeten eine dichte Wand, die Miriam eine Flucht aus der Küche unmöglich machte.


‚Anstatt den Menschen die Stirn zu bieten, tötest Du lieber Deine eigene Art. Damit hast Du vielleicht einige Zeit erfolgreich überlebt, aber was hat es Deiner Art genutzt?‘

»Ich bin auch Mensch!«, schrie Miriam.


‚Diesen Fehler werde ich korrigieren, damit sich Deine Gedanken nicht in zu vielen Zielen verlieren!‘


»Ich habe nicht vor, Dich zu töten«, sagte Miriam mit angespannten Gesichtszügen und der Hoffnung auf eine diplomatische Lösung.


‚Mein Tod ist die logische Konsequenz aus dem Entschluss, den Du gefasst hast. Du hattest die Gelegenheit, mich zu töten, jetzt ist es zu spät!‘


»Was ist denn heute los?«, fragte sich Miriam laut. Erst dieser dumme Streit mit Sven und jetzt drehte auch noch ihr Cerebrat durch.

Ihr war zum Heulen zumute. Gab es denn niemand auf der Welt, der sie einfach so akzeptierte, wie sie war! Das Mädchen musste um Sven bangen, und die Blaue Königin wurde von ihrem Cerebrat herausgefordert. Sie unterdrückte ihre Tränen und kniff die Augen kampfeslustig zusammen. Sie war es leid, zwischen allen Fronten zu stehen, aber das war offenbar ihre Rolle in dieser Welt.


»OK, wir werden das jetzt ein für alle Mal klären, und glaube nicht, dass Du der erste Cerebrat bist, der mich unterschätzt!«, rief sie der dichten Wand aus Tentakeln zu.

***

Sven blickte über den Berg der geleisteten Arbeit und legte seine Hand auf die Stirn, um nicht von der tief stehenden Sonne geblendet zu werden.


Die beiden Männer hatten den ganzen Vormittag gearbeitet und dabei kaum drei Worte gewechselt. Schweigen und harte Arbeit: Sven spürte einen tiefen Frieden bei diesen Tätigkeiten – vielleicht sollte er ins Kloster gehen.


»Wegen was habt ihr euch eigentlich gestritten?«, fragte Svens Onkel beiläufig. Er reichte seinem Neffen ein belegtes Brot und eine Flasche Bier. Sie hatten sich für die Pause auf alte Klappstühle gesetzt und bis eben war es wunderbar still gewesen.

»Wenn ich Dir das erzähle, hältst Du mich für verrückt«, sagte Sven. Sein Onkel lachte.


»Ja, man streitet sich meistens über irgendeinen Scheiß, der am nächsten Tag keine Rolle mehr spielt. Aber so ist das eben, mit Männern und Frauen.«


»Ganz so würde ich das nicht sehen – Miriam ist etwas Besonderes.«


»Ja, am Anfang ist jede Frau etwas Besonderes, aber … «


Svens Onkel führte den Satz nicht zu Ende, als er den entschlossenen Blick seines Neffen sah.


»Ach Junge, Du machst Deine Erfahrungen schon noch«, winkte er ab und leerte seine Flasche.

Sven wurde schlagartig bewusst, was für ein kleines Licht er war: Wenn Miriam wirklich ein Alien war, konnte er froh sein, dass sie ihn nicht auffraß oder sezierte. Stattdessen wurmte in ihre ausschweifende sexuelle Vergangenheit. Im Anbetracht ihrer Andersartigkeit musste er sich auf viel tiefere Abgründe einstellen, als profane Gang bangs – so etwas konnte einem bei einer normalen Frau auch unterkommen.


Sie vertraute sich ihm an, wollte eine gemeinsame Zukunft mit ihm und er benahm sich wie der letzte Spießer.


Er leerte seine Bierflasche, knallte sie auf den wackeligen Tisch und nahm sich vor, Miriams Andersartigkeit in allen Belangen zu akzeptieren, ohne voreingenommen zu urteilen.

Sven zückte sein Handy und schrieb eine SMS an Miriam:


„Es tut mir leid, ich will ALLES über Dich erfahren, wann hast Du Zeit?“

***

Miriam hörte, dass eine SMS eingegangen war, aber sie konnte gerade nicht darauf reagieren. V’nyx der IV. hatte ihr lediglich gestattet, ihre Kleidung abzulegen und ihre mutierte Gestalt anzunehmen, danach attackierte er die Königin mit dem gesamten Arsenal seiner zahlreichen Tentakel. Sie saß wild fauchend auf dem Hängeschrank im hinteren Eck der Küche und fixierte die schwarzen Fangarme mit ihren bernsteinfarbenen Katzenaugen, schlug mit ihren spitz zulaufenden Fingernägeln danach und überlegte sich, wie sie dieser Situation entkommen konnte.

»Wie stellst Du Dir die Eroberung dieses Planeten denn vor?«, rief Miriam und wehrte einen Angriff ab, bei dem zumindest ein Tentakel einen tiefen Kratzer abbekam.


‚Zuerst bringe ich die Königin unter Kontrolle.‘

»Und dann?«


Es kam keine Antwort.


Miriam schlug ungeduldig gegen die Trennwand aus Gipskarton, um V’nyx dem IV., dessen Wurzelstock im Nebenraum stand, bei seiner Antwort etwas unter Druck zu setzen.


In einem unkonzentrierten Augenblick schlang sich eine Ranke um ihr Fußgelenk und zerrte sie vom Hängeschrank. Miriam fing den Fall mit den Händen ab und wurde ruckartig über die Arbeitsplatte gezogen. Ein Schwarm aus Tentakeln stürzte sich auf ihren nun erreichbaren Körper. Sie tobte und wand sich, verteilte Prankenhiebe und biss in alles, was ihren Raubtierzähnen zu nahe kam.

Ein peitschenartiger Hieb traf sie am Kniegelenk, sie taumelte, parierte den folgenden Angriff und verletzte eine der Hauptranken so schwer, dass V’nyx der IV. diesen Strang aus dem Kampf zurückzog.


In einer kurzen Pause, in der sich die ungleichen Widersacher angespannt belauerten, merkte Miriam, dass ihre Lippe blutete. Die Schürfwunden an den Armen schmerzten, waren aber nicht kritisch. Im Anbetracht der Tentakel, die ihr Cerebrat gegen sie ins Feld führte, würde sie noch so manche Verletzung in Kauf nehmen müssen.

Miriam stand in der hintersten Ecke der Küche und dennoch sah sie, was im Nebenraum, in dem der Wurzelstock von V’nyx der IV. stand, vorging. Sie konnte sehen, was er wahrnahm und, wenn sie sich darauf konzentrierte, konnte sie seine Gedanken lesen, ebenso, wie er auf ihren Geist zugreifen konnte. Sie waren durch ein höheres Bewusstsein verbunden, wodurch der eine den anderen fast nicht überraschen konnte. Geplante Aktionen wurden vereitelt, bevor sie ausgeführt werden konnten. Ein Vorteil war einzig auf Ebene der ungeplanten Reflexe zu erzielen.

»Was machst Du, wenn Du mich unterworfen hast, sofern Dir das gelingt?«, fragte Miriam mit Kampfeslust in den Augen. Sie lachte heiser, im Anflug einer todesverachtenden Leidenschaft für diese Konfrontation. Ihr wurde bewusst, dass die Anspannung in ihrem Körper nicht nur negative Emotionen weckte. Diese Auseinandersetzung schwelte schon viel zu lange, und heute würde eine Entscheidung fallen.

‚Ich werde Dir das Wissen über diese Welt aussaugen‘, antwortete V’nyx der IV. und Miriam lief ein kalter Schauer über den Rücken, als sie den kleinen geringelten Tentakel über die Türschwelle kriechen sah. Wie eine Giftnatter schlängelte sich der kleine Strang in die Küche, versteckte sich hinter den größeren Tentakeln und lauerte auf seine Gelegenheit. Miriam wusste, dass V’nyx der IV., wie alle Cerebraten, über diesen besonderen Tentakel verfügte, und sie wusste, dass er diese Waffe einsetzen würde. Aber jetzt, wo sie die Natter sah, bekam die Furcht eine andere Dimension.


Mit einem Stuhl als Schutzschild, stürmte sie durch den Raum, nahm etliche Volltreffer auf ihren Körper in Kauf und ertrug den Schmerz mit offenen Augen.

Das alles spielte keine Rolle in Anbetracht des kleinen geringelten Tentakels. Wenn es V’nyx dem IV. gelang, ihr den Stachel dieses Tentakels ins Genick oder den Kopf zu rammen, bekam er direkten Zugriff auf ihr Gehirn, dann war sie weniger als eine Drohne, dann war sie eine Marionette – unwiderruflich.


Ihr Ansturm blieb in einem dichten Netz aus armdicken Strängen stecken, der Stuhl zerbarst und V’nyx der IV. nutzte die Einzelteile als Knüppel.

Miriam wirbelte um die eigene Achse, bäumte sich auf und rammte ihre spitz zulaufenden Fingernägel in alles, was nach ihr schnappte. Sie vermied es bewusst, komplexe Aktionen zu planen und vertraute auf ihre Intuition.


Die Natter machte ihr Angst, das war die einzige Waffe, mit der V’nyx der IV. etwas ausrichten konnte, ohne sie zu töten – und er brauchte sie lebend, um an ihr Wissen zu gelangen.


Sie wusste nicht, ob die Flüssigkeit auf ihrem Körper ihr eigenes Blut, oder Pflanzensaft war, wahrscheinlich war es eine Mischung aus beidem, aber es war glitschig und verschaffte ihr einen Vorteil, wenn die Ranken nach ihr schnappten.

»Du weißt ja selbst nicht, was unsere Aufgabe auf diesem Planeten ist!«, rief Miriam heiser.


‚Auf keinen Fall sollen wir in Lethargie verharren und auf unseren Tod warten!‘, antwortete V’nyx der IV. Die Natter huschte durch Miriam Sehfeld. Sie nahm den Volltreffer eines großen Tentakels auf ihren Kopf in Kauf, um der Bewegung dieser Gefahr zu folgen. Das Biest war hinter ihr. Miriam stürmte los, zog den Kopf ein und drehte sich zur Seite, als sie gegen die Gipskartonwand prallte.

Mit einem lauten Knall durchschlug sie die Wand und taumelte in den Raum, in dem der Wurzelstock des Cerebraten stand. Die Natter folgte Miriam durch das Loch in der Wand und setzte zum finalen Schlag an.

Miriam war außer Atem, sie kauerte auf dem Boden und blickte die Natter direkt an, als diese zustieß.


Diese ultimative Gefahr rankte, ausgehend von der Wurzel, in den Flur, von dort in die Küche und durch das Loch in der Wand, zurück zum Ursprung.


Der Stachel kam eine Handbreit vor Miriams Kopf zum Stillstand, rang um jeden Zentimeter, aber die Königin war unerreichbar.

»Zu kurz?«, fragte Miriam erschöpft. Sie packte die Natter, riss das vordere Ende ab und warf den Stachel auf den Boden.


V’nyx der IV. stieß einen telepathischen Schmerzensschrei aus und verpasste Miriam mit einem großen Tentakel einen heftigen Schlag auf die Flanke. Sie klatschte gegen die gegenüberliegende Wand und taumelte. Ihre Beine knickten ein. Miriam blieb liegen und lächelte die beiden großen Blüten mit Blut im Mundwinkel an.

Mit vernebeltem Blick, und mehr Adrenalin als Blut in ihren Adern, reckte sie V’nyx dem IV. den Mittelfinger entgegen.


»Weißt Du, was das heißt?«, schrie sie.


‚Nein.‘


Miriam ließ die Hand erschöpft fallen und lachte.


»… weil Du einen SCHEISS über diese Welt weißt!«

Sie versuchte, den Oberkörper aufzurichten, verzerrte das Gesicht vor Schmerz, und war fürs Erste zufrieden, sich auf den Ellenbogen stützen zu können. Ihr linkes Auge schwoll langsam zu. Mit dem rechten schaute sie zu V’nyx dem IV., der bei Weitem nicht so mitgenommen aussah. Sie leckte sich das dunkelrote Blut von ihren blauen Lippen, die stellenweise auf unästhetische Größe angeschwollen waren. Der Kampf war vorüber. Obwohl V’nyx der IV. sie mit Leichtigkeit töten könnte, ließ er sie in Ruhe. Eine tote Königin brachte keinen Vorteil gegenüber einer widerspenstigen, die lebte.

»Ich verspreche dir, dich niemals zu töten. Im Gegenteil: Ich werde alles daransetzen, dass es Dir gut geht, aber nur, wenn Du mir ab jetzt vertraust und akzeptierst, dass ich die erste Stimme in unserem kleinen Königreich bin«, versprach Miriam.


‚Welches Ziel verfolgt dieses kleine Königreich?‘

»Leben, anstatt nur zu überleben«, sagte Miriam.


‚Hast Du mal darüber nachgedacht, dass wir die letzten unserer Art im ganzen Universum sein könnten?‘


Diese Frage traf Miriam härter als die Peitschenhiebe des eben beendeten Kampfes. Sie verdrängte die Vorstellung, bevor ihr schwindelig wurde.


»Nein, das kann nicht sein. Da wo wir herkommen, sind doch noch mehr, oder?«


‚Ich weiß es nicht, aber es wäre doch tragisch, wenn unsere Art ausstirbt, weil DU zu bequem bist, für ihr Überleben zu kämpfen?‘

Miriams Kopfschmerzen nahmen bedrohliche Ausmaße an, sie kniff die Augen zusammen und versuchte, ruhig zu bleiben. Sie musste den Entschluss von heute Morgen teilweise revidieren:


»Dieses kleine Königreich wartet auf seine Gelegenheit, und wenn die nicht kommt …«


‚… können wir Datenkapseln für die Nachwelt produzieren.‘


»Ja!«, hauchte Miriam mit einem Anflug von Begeisterung: »genau, wenn wir es nicht schaffen, dann vielleicht unsere Nachfahren … irgendwann, aber nicht heute.«


‚Du willst unsere Art also nicht auslöschen?‘, fragte V’nyx der IV. zur Sicherheit.


»Nein, ich will überhaupt niemanden auslöschen, ich sehe nur keine Chance für eine weitere dominante Spezies auf diesem Planeten.«

Die dicken Ranken, die den Boden des Raums bedeckten, begannen sich zu bewegen. Miriam wurde von diesen Bewegungen erfasst und näher zum Wurzelstock befördert. Die Stränge rollten sich, wie in einem Strudel, zu einer Mulde, in dessen Mitte Miriam lag.


Der geschundene Leib der Königin ruhte in einem Nest aus weichen anschmiegsamen Ranken und wurde von den beiden Blütenschirmen sorgsam zugedeckt.


‚Schlaf meine Königin und erhole Dich. Selbst das kleinste Königreich will weise regiert werden.‘

Kommentare


Martinle
dabei seit: Dez '00
Kommentare: 51
schrieb am 14.12.2015:
»Ich könnte noch stundenlang weiter lesen«

schlump
dabei seit: Sep '01
Kommentare: 39
schrieb am 14.12.2015:
»Eine wirklich tolle, fantasievolle und sehr erotische Geschichten!«

W6969
dabei seit: Okt '01
Kommentare: 37
schrieb am 14.12.2015:
»Eine tolle Geschichte, ich hoffe es geht bald weiter!!!!«

67max
dabei seit: Feb '02
Kommentare: 26
Cathy
schrieb am 15.12.2015:
»unbeschreiblich fantasievoll - Respekt!
(und lass uns bitte noch weiter an deinen Fantasien teilhaben!)«

Rie
dabei seit: Jun '12
Kommentare: 32
schrieb am 15.12.2015:
»wow ein fantastisches Kapitel so viel ist passiert diesmal wow wäre es ein Buch würde ich jetzt auch direkt das nägste Kapitel lesen wollen«

Leichtgewicht
dabei seit: Mär '10
Kommentare: 279
Leichtgewicht
schrieb am 16.12.2015:
»Ich kann verstehen, dass Du viele Kommentare magst. Geht doch jedem Autor so, schätze ich mal. Bei Serien wird es mit zunehmender Länge immer schwerer.
Von mit hast du volle Bewertung bekommen, weil do so viele schöne Ideen in deinem Plot hast, Fantasy und Fetisch angenehm verknüpfst und außerdem über einen guten Schreibstil verfügst. Genug gelobt? Ganz breit grins!«

Beppone
dabei seit: Nov '00
Kommentare: 30
schrieb am 19.12.2015:
»Deine "schreibe" hat was.
Eine Story stimmig mit Handlung zu fabrizieren ist schon was.
Nur fehlt mir etwas der Fokus auf Erotik und Sex.
Das kribeln welches sich ggf. aufbauen könnte wird mir mit zuviel "drumherum" abgewürgt.«

magicflute
dabei seit: Sep '07
Kommentare: 258
schrieb am 18.04.2017:
»... viel action, sehr viel erotik, extrem viel abwechslung - freu mich auf die fortsetzung - schneller, dankbarer Zwischengruß,
magic«


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