Clara I - Ein anständiges Mädchen
von EviAngel
Dieses hier ist die Niederschrift meiner Erlebnisse, wie ich zu der glücklichen Frau wurde, die ich jetzt bin. Seit früher Jugend führe ich Tagebuch, das nahm ich als Leitfaden für diese Lebensbeichte.
Hier das erste Teilstück.
***
Roland sah ich erst am nächsten Morgen wieder. Trotz der Dusche wirkte er übernächtigt und verschlafen. Beim Frühstück fragte ich ihn:
„Wann bist du denn nach Hause gekommen? Wie spät war es denn?“
„Nach halbeins“, meinte er wortkarg.
„Aber so lang ging doch die Konferenz nicht oder?“
„Nein, natürlich nicht. Ich war noch mit Kollegen einen trinken. Mussten wir, nach der sinnlosen Zeitvergeudung. Sechzehn Führungskräfte für fünf Stunden in dem Konferenzraum eingesperrt und nur über Nichtigkeiten diskutiert. Es ist um aus der Haut zu fahren. Jetzt wollen sie eine Beratungsfirma bemühen, damit niemand aus der Chefetage die Verantwortung für Entscheidungen tragen muss. Die stehen mir echt bis hier!“
Er hatte mein Mitleid, ohja. Roland war ein lebhafter Mensch der Leerlauf hasste. Zuhause döste er für sich selbst schon mal ganz gerne vor sich hin oder schaute stundenlang fern, aber auf der Arbeit drückte er immer aufs Tempo, da musste etwas passieren, da trieb er die Leute an. Als Abteilungsleiter trug er Verantwortung und wurde ihr wohl auch gerecht.
An dem Abend kam er erst um halbacht nach Hause, er sah geschafft aus und stieg erst einmal unter die Dusche.
Wir sind jetzt seit vier Jahren verheiratet, er und ich. Als wir uns kennenlernten, war ich gerade zwanzig, ein halbes Jahr später waren wir verheiratet. Unsere Ehe war gut, besser jedenfalls als die der meiste Arbeitskolleginnen.
Roland ist der Mann und gibt den Ton an. Er sagt, was wir für ein Auto fahren, er sagt, wohin es in den Urlaub geht und solche großen Dinge eben, da hat ganz normal der Mann das Sagen. Er hört natürlich auf meine Wünsche und folgt ihnen meistens, schließlich möchte er Ruhe und Frieden zuhause haben und respektiert mich, aber er bestimmt die Richtung. Das steht ihm als Mann auch zu. Und natürlich sagt er, wann es Sex gibt. Er hat mehr Drang, für einen Mann ist Sex einfach wichtiger als für eine Frau, er findet auch Erfüllung beim Sex, wir Frauen nicht, jedenfalls nicht in dem Maße wie Männer.
Obwohl er im Bett uneingeschränkt das Sagen hat, hat er es gern, wenn ich ab und zu mal die Initiative ergreife, beispielsweise sonntags morgens, wenn uns kein Wecker zum Aufstehen mahnt, dann traue ich mich ab und zu und verführe ihn. Ich kuschle mich an, bis ich seine Härte herausgekuschelt habe. Ich freue mich über seine Erregung, darüber, dass er immer heißer wird, bis es regelrecht zu flimmern beginnt. Sie kommt von ihm zu mir, diese Erregung, sie macht mich heiß und bereit.
Ich reize ihn dann weiter, bis er die Beherrschung verliert, sich nicht mehr bremsen kann, Initiative übernimmt und sich auf mich legt und wir Sex machen.
Jetzt, nach den harten Tagen auf seiner Arbeit, brauchte mein Liebster wohl einmal einige Streicheleinheiten um ihn zu verwöhnen und daran zu erinnern, dass hier zuhause eine liebende Frau auf ihn wartete.
So richtig handgreiflich zu werden, so wirklich die Initiative bei einem Mann zu übernehmen, macht man als wohlerzogenes Mädchen nicht, deswegen habe ich mich das bisher noch nie getraut. Jetzt fand ich es an der Zeit, überwand mich und schlüpfte zu ihm in die Duschkabine. Er schaute überrascht, seine Haltung gab mir das Gefühl, nicht willkommen zu sein. Ich stellte mich nah an ihn in den warmen Regen aus der Dusche. Er erwiderte nur halbherzig meine Küsse, ich wäre am liebsten wieder aus der Kabine heraus gestiegen. Mein Herz klopfte, denn ich musste etwas aus eigener Initiative tun, von dem ich nicht wusste, wie es ihm gefiel und ob er es überhaupt zulassen würde.
Ich ging auf die Knie nieder und betrachtete seinen Penis von Nahem. Er war sehr rot, er hing, nicht ganz schlaff, nicht so klein, wie er aussieht, wenn er kalt duscht.
In der Hand hatte ich ihn schon oft, jetzt im Hellen und direkt vor meinen Augen, das war anders als sonst. Ein Penis fühlt sich an wie ein Penis, wie ein leerer Schlauch, wenn er schlaff ist, und wie ein Knochen, wenn er hart ist. Roland war nicht mein erster Mann, aber er war der erste, mit dem es mir Spaß machte, wenn er mit mir schlief. Ich hielt das für Liebe, was sollte ich auch sonst denken, was könnte es anderes sein?
Von unseren sonntäglichen Vergnügungen wusste ich, dass er schnell hart wird, wenn ich ihn reize. Das dauerte heute etwas länger. Mir war klar, dass er nach einem anstrengenden Tag in der Firma etwas länger brauchen würde, bis er in Form kam. Mir stand aber der Sinn nach etwas ganz anderem, denn ich wollte mal seinen Penis mit dem Mund reizen. Blasen nennt man das in der Fachsprache. Ich wusste, dass man an dem Penis lutscht und nicht hinein bläst. Dazu musste ich mich überwinden, denn vor dem Geschmack grauste es mir. Er nutzte den Penis ja auch zum Urinieren und das war nun Weißgott nicht sauber.
Dann war der Geschmack ganz anders als gedacht. Er schmeckte irgendwie nach Frau, unrein, oder nicht sauber, er schmeckte so, wie eine ungewaschene Frau riecht.
Der Eindruck entstand nur ganz kurz, er verschwand und machte einem sehr erotischen Gefühl Platz. Mich machte es heiß, denn das war etwas, was man als anständige Frau nicht machte, einen Penis in den Mund nehmen, man wagte es nicht einmal. Von meiner Erziehung her wusste ich, dass es bereits ziemlich verwegen war, sich im Hellen oder gar außerhalb des Schlafzimmers zu lieben.
Ganz zu Beginn unserer Bekanntschaft hatte mich Roland auf dem Sofa geliebt. Das empfand ich damals als aufregend und ziemlich verderbt. Das jetzt, den Mann zu überfallen und ihn mit dem Mund zu reizen, das war etwas, was ich mich sehr lange nicht getraut hatte. Ich wusste auch nicht, ob ihm das gefiel, er sagte jedenfalls nichts.
Nach einiger Zeit stellte sich bei mir die Gewissheit ein, dass er es nicht mochte, denn sein Penis blieb schlaff. Ich wollte sehen, ob ich ihn mit dem Mund befriedigen könnte und hatte gehofft, rechtzeitig dem heraus spritzenden Sperma ausweichen zu können. Jetzt bekam ich ihn nicht einmal hart. Das war wohl ein Fehlschlag, damit hatte ich nicht gerechnet. Es war und ist nicht meine Art, schnell aufzugeben, aber diese Lustlosigkeit die von ihm zu mir herüber kam, die gesellte sich unangenehm zu meinen Selbstzweifeln und ließ mich nach einiger Zeit meine Bemühungen einstellen.
Ich richtete mich auf, ich wollte ihn nicht ansehen, weil ich mich wie blamiert fühlte. Er nahm meinen Kopf in beide Hände und küsste mich.
Er sagte:
„Tut mir leid, Schatz, nach einem solchen Tag geht gar nichts mehr. Aber gute Idee!“
Das sagte er, um mich zu trösten.
Wahrscheinlicher war aber, dass ich wohl nicht gut genug war.
Ich trat aus der Duschkabine heraus und trocknete mich ab, band ein Badetuch um, ein kleines Handtuch um die nassen Haare und verließ das Bad.
Mir war zum heulen zumute. Alles was ich anfasste gelang mir, im Beruf und im Haushalt, nur im Bett war ich schlecht. Ich konnte mich noch so sehr bemühen, was ich auch versuchte, es ging einfach alles daneben.
Ich zog das Nachthemd über und legte mich ins Bett. Als er kam, tat ich, als wenn ich schliefe.
Am nächsten Morgen war ich nicht mehr deprimiert, ich dachte mir, dass man neue Techniken erst üben muss, bevor man sie beherrscht. Das war bei einem neuen Handy so, das war bei einem neuen Tanz so, das wird beim Sex nicht anders sein, so dachte ich und tröstete mich damit.
Wobei mir der fremde Geschmack an seinem Penis wieder einfiel. Auch dass der Penis gerötet war, das fiel mir wieder ein, als wir in der Mittwoch-Konferenz saßen und der Kollege von der Finanzabteilung seinen Halbjahresbericht in einer dermaßen langweiligen Art vortrug, dass nicht nur mir die Augenlider zuzufallen drohten.
Wenn wir, Roland und ich, miteinander geschlafen hatten und danach ins Badezimmer gingen, dann war sein Penis ebenfalls gerötet. Aber nur ganz leicht, nicht so tief rot wie gestern. Dann der fremde Geschmack. Wo kam der her?
Als ich wieder in meiner Abteilung saß, die Aufgaben verteilt und einen Streit geschlichtet hatte, kam ich zum Nachdenken. Es kam mir der Gedanke, dass mein Roland, mein mir angetrauter Mann, einer, dem ich treu sein musste und der mir seine Treue versprochen hatte, dass der unter Umständen jemand anderen beschlafen haben könnte. Das war aber doch mein Roland, oder? Natürlich kann man einen Menschen nicht besitzen, logisch, aber man musste sich doch treu sein, oder?
Dann brachte ich meine Erfahrung mit ihm zu Beginn unserer Beziehung mit dem jetzigen Geschehen in Verbindung. Damals war er noch mit einer gewissen Regina verbandelt, hatte aber schon was mit mir angefangen. Mit der hat er erst später Schluss gemacht, erst als wir zusammen ziehen wollten. Damals habe ich mir dabei nichts gedacht, ich war verliebt und dachte nur in rosaroten Farben von ihm. Was war denn, wenn er es mit der Treue nicht so ernst nahm wie ich es mir vorstellte?
Heute würde er später nach Hause kommen, es stand noch ein Briefing bei der Geschäftsleitung an, so seine Begründung. Das wollte ich mir anschauen.
Ich lieh mir den Micra von Sabine und stellte mich auf den Parkplatz seiner Firma auf einen Platz, von dem aus ich den Haupteingang beobachten konnte.
Ich war mir sicher, dass mein Verdacht nicht zutraf, zumindest hoffte ich das inständig. Um Sicherheit zu erlangen ohne ihn zu verletzen, führte ich dieses Versteckspiel auf.
Die reguläre Arbeitszeit in seiner Firma ging bis viertel vor Fünf, danach dann Meeting und Briefing, so hatte er es mir mitgeteilt. Zu meiner Überraschung trat zwei Minuten nach dem regulären Feierabend mein holder Gatte aus dem Haupteingang, rechts eine kleine Blonde im Arm und links eine große Brünette. Mir verschlug es den Atem, mein Herz klopfte, ein kaltes Loch entstand in meinem Magen. Er machte eine Bemerkung, beide ‚Damen‘ lachten.
Sie erreichten unseren BMW, das Auto, das es unbedingt sein musste, dessen Leasingraten von meinem Konto abgebucht wurden. Er stieg mit den beiden Frauen in diesen verrückt großen SUV, den er sich so dringend gewünscht hatte, den wir in der Größe überhaupt nicht brauchten, und fuhr los. Mit einigem Abstand folgte ich ihnen bis zu einem Apartmenthaus in der südlichen Vorstadt, eine gute Wohngegend. Sie betraten das Haus, ich hielt Ausguck, ob ich erkennen konnte, wohin sie gingen. Ich wollte schon ergebnislos davon fahren, da sah ich die Brünette auf einen Balkon treten und eine Tischdecke ausschütteln.
Das kalte Loch befand sich noch in meinem Magen, es erhitzte sich jedoch bei dem Gedanken daran, was die drei dort oben wohl treiben mochten. Es erwärmte sich mehr und mehr, bis es im Magen brannte, bis die Wut mich überrannte. Ich schaute mir das Klingelbrett an, zählte die Etagen und las den Namen, der dort an der Stelle stand, an der ich die Wohnung der Brünetten vermutete. Michalski, den Namen merkte ich mir.
In meiner Position muss man seine Emotionen unter Kontrolle haben. Bisher war das in meiner Ehe nicht notwendig, denn meinem Mann konnte ich vertrauen und konnte ihm so entgegentreten, wie ich mich fühlte, ganz offen und frei. Beherrschung brauchte ich nur fürs Berufsleben und ganz selten mal bei gesellschaftliche Gelegenheiten, aber nie in den eigenen vier Wänden und niemals meinem angetrauten Lebenspartner gegenüber. Zumindest war ich bisher davon ausgegangen.
Mein Gatte hatte durch seine Untreue einen Ausnahmezustand heraufbeschworen. Er zwang mich damit, meine Emotionen auch zuhause zu lenken und zu unterdrücken, in meinen eigenen vier Wänden. Die Wut darüber verwandelte sich in sehr starke Ablehnung. Zu Hass war ich nicht imstande, es war immerhin mein Mann, auf den er sich richten würde, das vertrug sich nicht mit dem Gedanken, mit ihm das Bett zu teilen. Denn das würde ich, mindestens noch eine Nacht. Ich musste mir Gewissheit verschaffen, ich musste wirklich zweifelsfrei überzeugt sein, dass er mich betrog, dann konnte ich alles rauslassen, was sich angesammelt hatte.
Am nächsten Morgen rief ich in seiner Firma an, ich fragte die Telefonistin nach Abteilungsleiter Roland Mertens, ich selbst meldete mich mit Koppers, meinem Mädchennamen.
„Abteilungsleiter Roland Mertens?“, fragte die Telefonistin und gluckste amüsiert. „Ich verbinde Sie mit dem Verkauf.“
Ich legte auf. Über unsere Zentrale ließ ich mich mit Frau Michalski verbinden, man verband mich mit der stellvertretenden Abteilungsleiterin Claudia Michalski.
Wiederum meldete ich mich mit Koppers, weil ich keine Pferde scheu machen wollte. Ich tat so, als sei ich als Headhunter unterwegs und an ihr als Arbeitskraft interessiert. Wir suchten tatsächlich eine Frau als Führungspersönlichkeit für eine unserer Abteilungen. So gab ich an, ich hätte von ihr gehört und würde mich gern zu einem ersten Sondierungsgespräch auf neutralem Boden treffen wollen. Als Treffpunkt schlug ich das Café Konkret am Bermuda3eck vor, sie war einverstanden.
Wir trafen uns in ihrer Mittagspause, es war die große Brünette. Sie sah nicht besonders gut aus, die dominanten langen Schneidezähne passten gut zu dem langen Gesicht, es wirkte eher wie ein Pferdegesicht als das einer Frau. Die berechnend schauenden Augen standen unverhältnismäßig weit auseinander, die Haare hingen lang und glatt ohne irgendeine Frisur hinunter.
Nachdem wir uns ausgiebig gemustert hatten, bestellten wir, und als die Serviererin weg war, fiel ich gleich mit der Tür ins Haus. Ohne zu zaudern beichtete ich ihr, dass ich Mertens hieß und sie privat sprechen wollte. Ich sagte ihr auf den Kopf zu, dass sie mit meinem Mann schlief.
Wider Erwarten war sie nicht verlegen, im Gegenteil, sie fand es amüsant. Ihre Haltung mir gegenüber änderte sich in Sekundenbruchteilen. Nun war sie nicht mehr devot und angespannt, jetzt war sie überheblich und schaute mich verächtlich an.
Sie bleckte die Pferdezähne, lachte und sagte:
„Ich schlafe nicht mit ihm, er schläft mit mir, mehr schlecht als recht. Er meint immer, er müsste sich beweisen, er denkt, er wäre der Beste und der Größte, dabei ist er der schlechteste Liebhaber, der mir je untergekommen ist. Rosa und ich machen ihn immer erst fertig, dann widmen wir uns einander. Eigentlich treibe ich es mit Rosa und sie mit mir, der Roland ist eine Vorspeise und Fassade, damit sie sich nicht zu sehr die Mäuler über unsere Neigung zerreißen.
Ganz im Ernst, ich wollte Sie immer schon mal sprechen und Sie fragen, wie Sie es mit so einer Niete aushalten?“
Sie fragte ernsthaft und erwartete eine Antwort.
„Niete? Wieso Niete? Sie sprechen über Roland Mertens, den Abteilungsleiter Mertens!“, da meinte ich noch, sie zurecht weisen zu müssen, obwohl sich bei mir schon die Bitterkeit im Mund breit machte, die sich bei Enttäuschungen einstellt.
„Abteilungsleiter?“, fragte sie ungläubig und lachte. „Roland Abteilungsleiter? Sie machen Witze oder? Er ist Verkäufer, und nicht gerade ein guter Verkäufer. Lassen Sie mich raten, das Auto bezahlen Sie oder? Er könnte sich so einen Schlitten nicht leisten, bei seinem Gehalt!“
Sie lachte mich aus, ich bekam einen roten Kopf. Mein Roland kein Abteilungsleiter, die Führungskräfteseminare, die Konferenzen, alles erfunden und erlogen um mich mit diesem Pferdegesicht betrügen zu können. Für mich stürzte eine Welt ein. Wäre eingestürzt, wenn ich es in der Nacht nicht bereits ganz dunkel geahnt hätte.
„War er nicht letztens auf einem Seminar für Führungskräfte?“, fragte ich sie trotz ihres hämischen Gelächters. Ich musste einfach Gewissheit haben. „Letzten Monat, vom Zehnten bis zum Sechzehnten?“
Sie sah mich mitleidig an, so, wie man eine Betrogene anschaut.
„Vom Zehnten bis zum Sechzehnten letzten Monats war Messe in Augsburg, da war er als Verkäufer und ich als die Leiterin des Verkaufs. Führungskraft, Mertens und Führungskraft!“
Sie lachte wieder, mein Kopf wurde roter und roter. Mein Mann hatte mich sogar mit der Ortschaft belogen, er hatte behauptet, das Führungsseminar hätte in Nürnberg stattgefunden. Und mit diesem Pferdegesicht, mit dem hatte er mich betrogen. Wut ist nicht das, was ich als erstes empfand, nein. Enttäuschung, ja, aber auch etwas, was ich so nicht kannte, ich empfand Rachegelüste. Der unbändige Wunsch keimte in mir, es ihm heimzahlen zu wollen. Wobei keinesfalls ein Betrug für meine Vergeltung infrage kam, so wie er ihn begangen hatte. Nein, die Retourkutsche müsste sehr viel kürzer und schmerzhafter sein, aber moralisch vertretbar.
Um Rolands Beruf hatte ich mich nie geschert, ich glaubte ihm einfach was er erzählte. Jetzt leuchtete mir ein, warum die Nebenkosten der Wohnung und alle Leasingraten und Kredite von meinem Konto abgebucht wurden. Logisch, er verdiente nicht genug. Ich dachte, er spart, so war es auch verabredet. Aber nein, er musste mit seinem geringen Einkommen haushalten, um sich die teuren Anzüge und Schuhe leisten und mich ab und zu zum Essen ausführen zu können.
In mir keimte die Wut, die Blamage war kaum noch zu ertragen. Die Michalski schaute mitleidig zu, wie ich mich wand und zu fangen versuchte.
Bis ich mich besann, mich straffte, das Private abschloss und mich dem Geschäftlichen zuwandte.
„OK, das Private hätten wir, nun zum wichtigen Teil. In meiner Firma suchen wir eine weibliche Führungskraft, eine, die zur Abteilungsleiterin heran gezogen werden soll. Haben Sie Interesse?“
Sie schaute mich spöttisch an, so, als wenn sie mich nicht für voll nehmen würde.
„Wieso? Warum fragen Sie?“
Schon um ihr das spöttische Lächeln aus dem Gesicht zu nehmen musste ich es sagen, es zwang mich etwas dazu. In erzwungener Ruhe und mit aller Distanz die ich aufbringen konnte eröffnete ich ihr:
„Ich leite die Personalabteilung des Unternehmens. Alle Personalangelegenheiten gehen über meinen Schreibtisch.“
Sie lächelte ungläubig, beobachtete mich scharf um abzuschätzen, ob ich die Wahrheit sagte. In erstaunlicher Geschwindigkeit realisierte sie, dass ich nicht übertrieben hatte, riss sich zusammen, straffte ihre Haltung und bekam rote Wangen.
„Was?“, fragte sie verwirrt, „Wie?“
Den Triumph ließ ich mir nicht anmerken, sondern schob ihr die offizielle Visitenkarte zu, Clara Mertens, Vorstand Personal. Ihre unverhohlene Überraschung und ihr rascher Haltungswechsel von überheblich hin zu unterwürfig versöhnte mich, ich hatte meine Genugtuung, jetzt konnte ich sachlich werden. Schon um mich selbst zu festigen erklärte ich:
„Wir suchen für unsere Kundenbetreuung eine Führungskraft, eine weibliche Führungskraft. Was haben Sie für eine Ausbildung?“
Sie gab mir sehr ernsthaft Auskunft, sie schien die Chance nutzen zu wollen. Sehr sachlich und distanziert eröffnete ich ihr, welche Aufgaben sie bei uns erfüllen müsste und welches Gehalt auf sie wartete. All das entsprach haargenau den Tatsachen. Sie versprach, die benötigten Unterlagen zusammen zu stellen und sie mir ins Büro zu bringen.
Wenn ich sie engagierte, dann wäre mein Roland doppelt blamiert. Denn dann wüsste er, dass ich von seiner Hochstapelei wüsste, dann wüsste er, dass ich von seinem Verhältnis wusste.
Aber das würde er heute Abend bereits erfahren. Einerseits hatte ich Angst vor der Begegnung mit ihm, andererseits freute ich mich darauf, ihm den Betrug unter die Nase reiben zu können.
Ich behielt die professionelle Distanz bei, als ich die Michalski bat, ihn heute gleich nach Hause zu schicken. Sie sah mir an, was ich vor hatte zu tun, sie lachte darüber voller Schadenfreude. Einen solchen Menschen würde ich nicht zu uns in die Firma holen, ganz bestimmt nicht, zumindest nicht auf Dauer. Die würde genau so auf die Nase fallen, wie mein Roland. Eine Probezeit von sechs Monaten war für eine solche Position üblich, kündbar jederzeit ohne Angabe von Gründen.
Die kleine Blonde war übrigens die Telefonistin Rosa, die, mit der ich bereits telefoniert hatte. Die war ebenfalls mit in Augsburg gewesen.
Dann fragte sie mich etwas, von dem ich dachte, ich hätte mich verhört:
„Kann ich dabei sein?“
Es dauerte eine kurze Zeit, bis ich die Frage mit dem in Zusammenhang gebracht hatte, was wir vorher besprochen hatten. Denn das was es bedeutete, konnte ich nicht glauben.
„Wobei?“
„Sie sagen es ihm doch heute Abend oder? Sie schmeißen ihn raus, stimmts?“
Sie griente so schadenfroh, dass mir ganz anders wurde. Ich wollte ihn hinaus werfen, das ja, jedoch wollte ich das selbst und allein vollziehen, denn dann hätte ich die Möglichkeit, es jederzeit abbrechen oder verschieben zu können. Wäre sie dabei, dann bekäme der Vorgang eine Dynamik, die ich nicht mehr kontrollieren könnte. Allerdings wäre das für den Schuft eine ganz besondere Blamage. Nach einigem Nachdenken erklärte ich mich dazu bereit, sie dabei zu haben, während ich es ihm eröffnete. Denn das wäre eine Retourkutsche, wie ich sie mir nicht besser hätte ausdenken können. Kurz, äußerst blamabel und sehr schmerzhaft.
An der Vorstellung, was er für ein Gesicht machen werden würde, ergötzte ich mich so sehr, dass ich es auf der Arbeit kaum aushalten konnte. Als Mitglied des Vorstandes sah ich mich gezwungen, stets mit gutem Beispiel voran zu gehen. Am liebsten wäre ich bereits unmittelbar nach der Mittagspause in den Feierabend gegangen.
Auch mir standen die Möglichkeiten der Gleitzeit zur Verfügung, die nutzte ich voll aus und verließ die Firma frühestmöglich. All seine Sachen packte ich in die großen Sporttaschen und in seinen riesigen Rollkoffer, den wir für Fernreisen benutzen wollten, jedoch noch nie benutzt hatten. Ich stellte alles im Schlafzimmer bereit.
Die Michalski traf auf die Minute pünktlich ein, Rolands Schlüssel drehte sich zehn Minuten später in der Tür. In seiner bekannt selbstsicheren Art betrat er die Wohnung, rief: „Ich bin da!“ und ging ins Bad. Er könnte dort seine fehlenden Rasierutensilien vermissen und seine Aftershave-Sammlung, denn die lag in einer der Sporttaschen zum Abtransport bereit.
Mir klopfte das Herz bis zum Hals hinauf, als er mir am Küchentisch Gesellschaft leistete. Er wollte sich einen Kaffee nehmen, jedoch die Kanne war leer.
„Bekomme ich keinen Kaffee?“, fragte er vorwurfsvoll. Für gewöhnlich sprang ich auf eine solche Anklage hin sofort auf und bereitete neuen Kaffee. Dieses Mal blieb ich sitzen, mit klopfendem Herzen, und fragte:
„Heute keine Konferenz?“
„Nee“, antwortete er ohne zu zögern, „wurde kurzfristig abgesagt, so haben wir mal einen Abend ganz für uns.“
Er schaute mich mit gerunzelter Stirn an, er sah wohl eine Veränderung an mir.
„Schatz, du siehst so anders aus, warst du beim Friseur?“
„Nein, nicht beim Friseur, ich bin mir über etwas klar geworden.“
„Achja?“, meinte er. Er wappnete sich sichtlich, er spürte wohl, dass etwas Unangenehmes auf ihn zuzukommen drohte. Er machte sich bereit für eine Ausrede, um das zu erkennen, kannte ich ihn gut genug. Und er wurde aggressiv.
„Über was bist du dir klar geworden, Schätzchen?“, fragte er mit gespannter Erwartung.
Er setzte sich nicht, sondern stellte sich neben mir auf. Es war seine übliche Vorgehensweise, um mich in meine Schranken zu weisen. Normalerweise kuschte ich vor einer solchen Geste, schließlich war er der Mann. Heute blieb ich stark und bot ihm die Stirn.
„Ich bin mir klar geworden, dass es in Nürnberg kein Seminar für Führungskräfte gab, sondern stattdessen zum gleichen Zeitpunkt eine Verkaufsausstellung in Augsburg.“
„Ach Schatz, wie kommst du denn darauf?“
Er war erleichtert, denn um einer solchen Behauptung von meiner Seite zu begegnen, besaß er genügend Überzeugungskraft. Er wollte fortfahren, ich unterbrach den Beginn seiner Ausrede und ergänzte:
„Und ich bin mir darüber klar geworden, dass ich mit einem Mann, der vorgibt auf einer Konferenz zu sein, stattdessen jedoch zu seiner Geliebten geht, nichts mehr zu tun haben möchte.“
Er stutzte, um sich eine passende Ausrede auszudenken brauchte er etwas Zeit, die Aggressivität verschwand. Er hob an:
„Schatz, das kann ich erklären ...“
In dem Moment trat die Michalski mit triumphalem Gesicht in die Küche. Meinem lieben Göttergatten fielen beinahe die Augen aus dem Kopf.
„Ja, ich äh …, ja wie, äh …!“, seine Augen rannten von mir zu ihr und von ihr zu mir. Sie griente schadenfroh und trat zu uns an den Tisch.
„Du ziehst heute aus!“, eröffnete ich ihm. „Deine Sachen liegen verpackt im Schlafzimmer.“
Ich stand auf und holte mir seinen Schlüsselbund von der Kommode unter der Garderobe, knipste den Auto- und den Wohnungsschlüssel von seinem Bund und steckte sie ein.
„Schatz, das kann doch nicht ….“ Er rannte hinter mir her.
„Schatz, das kannst du doch nicht ...“
Der Anblick der Michalski hatte ihn eingeschüchtert, er trat gänzlich anders auf als sonst.
Ich öffnete die Wohnungstür und bedeutete ihm, er möge gehen.
Es dauerte zehn Minuten, bis ich ihn mit Michalskis Hilfe und seiner gesamten Habe aus der Wohnung entfernt hatte. Als er weg war, lud mich die Michalski ein, ein Gläschen Schampus auf den Erfolg zu trinken, die Einladung lehnte ich ab. Mir zitterten die Knie, ich konnte mich kaum noch auf den Beinen halten. Der Einschnitt in mein Leben war unumkehrbar, er löste tiefe Trauer bei mir aus.
Bereits am nächsten Tag reichte ich die Scheidung ein. Da es einen Ehevertrag gab, dauerte die Trennung nur einen Monat, dann war dieses Kapitel abgeschlossen. Ich hieß nicht mehr Mertens, sondern mit meinem Mädchennamen Koppers.
Die Trauer jedoch hielt auch nach der Scheidung an. Erst verkroch ich mich, ging nicht mehr aus, stürzte mich in die Arbeit und abends blieb ich zuhause.
Immer wenn ich an ihn dachte, packte mich die Wut. Für den Typen hatte ich vier Jahre geopfert, das musste ein Ende haben! Hinzu kam, dass ich nicht mehr die ausgeglichene Personalchefin war, wie man es von mir gewohnt war, sondern ich wurde zickig. Ich merkte das, als ein Disput mit einer Kollegin zu meinen Ungunsten ausging, weil ich nicht mehr wie gewohnt diplomatisch-sachlich argumentierte, sondern diese gänzlich ungewohnte Zickigkeit die Oberhand gewann. Wie es meine Art ist, suchte ich die Ursache für diese Niederlage und fand sie in meinem unausgeglichenen Charakter begründet.
Den Entschluss zu fassen, mich erneut ins Leben zu stürzen und ihn tatsächlich umzusetzen dauerte länger als eine Woche. Ein schöner Tag im Juni lockte mich hinaus, der Stadtpark war mein Ziel. Die Sonne schien, die Enten quakten auf dem Teich, Rentner fütterten sie mit Brotstückchen. Friede kehrte ein, die Sonne wärmte mein Gesicht, die Leute im Park waren fröhlich und guter Dinge. Nach einer halben Stunde waren meine Lebensgeister so weit geweckt, dass ich bereit war, etwas zu erleben. Mit der Bahn fuhr ich ins Bermuda3eck, mit dem dicken Auto in der Innenstadt zu parken erschien mir zu mühsam. Meine Absicht war, etwas zu essen und mich unter Menschen zu mischen.
Der Abend verlief sehr angenehm, ich aß etwas, ging in ein Bistro und gönnte mir einen erfrischenden Drink. Flirts anzunehmen war ich noch nicht bereit, die auffordernden Blicke der interessierten Männer erwiderte ich nicht.
Am nächsten Freitag machte ich mich wieder dort hin auf den Weg. Dieses Mal war ich bereit, bereit zur Kontaktaufnahme. Nicht mehr. Ich kleidete mich entsprechend, das rote Kleid war für meine Verhältnisse schon ziemlich sexy, die halbhohen Pumps fand ich fast schon verrucht. Die Vorfreude und die Spannung auf das was kommen konnte, ließ mein Herz klopfen, als ich aus der Bahn stieg.
Nachdem ich etwas gegessen hatte, wagte ich mich allein in eine Gaststätte. Erst als ich den Raum betreten hatte, fiel mir auf, dass es mehr eine Kneipe mit lauter Musik war, als ein gepflegtes Bistro. Es war schwierig für mich, allein als Frau ein solches Lokal mit der Absicht zu betreten, mich ansprechen zu lassen. Mich an den Tresen zu setzen fiel mir nicht ein, das macht man als einzelne, wohlerzogene Frau nicht, so setzte ich mich an einen Tisch am Fenster.
Mir war die Musik zu laut, aber ich hatte nun einmal dieses Lokal gewählt und damit kam ich jetzt auch zurecht. Um aufzustehen und das Lokal zu wechseln fehlte mir der Mut.
Drei Männer betraten das Lokal, fröhlich und ausgelassen, sie feierten irgend etwas. Sie nahmen am Tresen Platz und bestellten lautstark. Die Thekenbedienung kannte sie offensichtlich. Die bleiche junge Frau brachte mir meinen Kaffee-Crema. Sie war nicht ganz bei der Sache, weil sie auf das hörte, worüber sich die drei Männer am Tresen unterhielten. Meine Aufforderung, die Rechnung zu bringen, schien sie nicht zu hören. Laut hinter ihr her zu rufen fiel mir nicht ein.
Der Kaffee war ziemlich gut, das musste man ihr lassen. Sehr aromatisch, nicht zu stark und mit eine festen Crema.
Einer der drei Männer ging an meinem Tisch vorbei, wohl um die Toilette aufzusuchen. Er schaute herüber. Ich hielt ihn für einen Lastwagenfahrer, das karierte Hemd stand weit offen, die dunklen Haare auf seiner Brust quollen heraus. Was ich sofort bemerkte war das trapezförmige seines Oberkörpers, breite Schultern, schmale Taille, elastischer Gang. Trotz der unförmigen Worker-Jeans war sein kleines, strammes Hinterteil leicht auszumachen. Was nicht zu meiner Vermutung passte, war das Fehlen des Bierbauches. In meiner Vorstellung trugen alle LKW-Fahrer, überhaupt alle Männer der arbeitenden Klasse, einen mehr oder weniger ausgeprägten Bierbauch mit sich herum. Der hier nicht.
Nach einiger Zeit kam er aus der Toilettenanlage wieder heraus, unsere Blicke begegneten sich. Ein attraktiver Mann, kein Zweifel. Was sofort auffiel, war die gepflegte Frisur und der äußerst akkurat gestutzte Dreitagebart. Einer unserer Lagerarbeiter lief ebenfalls herum, als käme er jeden Tag geradewegs vom Friseur. Mich verwunderte das so lange, bis ich heraus fand, dass seine Frau Friseurin war. Die Vermutung, dass das bei diesem Exemplar ebenfalls so war, lag nahe.
Die hellen Augen standen im erotisch wirkenden Gegensatz zu den dunklen Haaren. All das erkennt eine erfahrene Frau in Sekundenbruchteilen. Unser Augenkontakt dauerte nur einen Augenblick, ich empfand ihn jedoch als sehr intensiv. Als wohlerzogene Frau senkte ich den Blick sofort auf meinen Kaffee, er änderte seine Richtung und näherte sich meinem Tisch. Demostartiv schaute ich aus dem Fenster, um ihm zu bedeuten, dass ich nicht interessiert sei. Erst als er neben meinem Tisch stand, wendete ich mich ihm zu. Ich sah ihn an und bemühte mich um einen abweisenden Gesichtsausdruck. Ein Mann macht mich nicht zu seiner willenlosen Beute, nur weil er mit seinen breiten Schultern, der schmalen Taille und einem kleinen, festen Po angibt.
„Hallo!“, sagte er. Eine sonore, kraftvolle Stimme. Der Mann entsprach aus der Nähe betrachtet nicht meiner Vorstellung von einem Fernfahrer.
„Waren wir zu laut, als wir herein gekommen sind? Wir haben etwas zu feiern, mein Kollege ist frisch geschieden und kann ab jetzt nur noch einmal im Monat Bier trinken gehen, ansonsten bleibt ihm nur der Fernseher als Kamerad. Haben Sie Lust, sich uns anzuschließen? Ich lade Sie ein.“
Er trug sein Anliegen gekonnt und souverän vor. Sah ich tatsächlich so aus, als wenn ich mich von dem erstbesten Mann so einwickeln lasse?
Ich lehnte ab.
„Danke fürs Angebot, nein. Bitte schicken Sie mir die Bedienung mit der Rechnung her“, erwiderte ich.
„Darf ich bitte Ihre Rechnung übernehmen? Nochmal Entschuldigung für den Lärm, ich hoffe wir haben Sie nicht erschreckt?“
Ich gab keine Antwort, stand auf und verließ das Lokal. Er schaute mir nach.
Mein Herz klopfte, ich hatte mich noch nie so sehr als Beute gefühlt, wie in den letzten drei Minuten. Wahrscheinlich war ich nicht bereit dazu, Beute zu sein. Vermutlich war ich mit der Trauer um meine gescheiterte Ehe so sehr beschäftigt, dass ich nicht bereit war für leichtes Geplauder und Flirts.
Frustriert ging ich nach Hause. Ich war wohl noch nicht so weit.
Der nächste Tag war ein Samstag. Das Wetter war herrlich, der Frust von gestern verflogen. Die Lehre aus dem Ereignis gestern hatte ich noch in der Nacht gezogen, ich würde nicht abends ausgehen, sondern mittags, und am späten Nachmittag würde ich wieder gehen. Insgesamt tat mir die Atmosphäre gut, die in der Kneipenzeile am Bermuda3eck herrschte, ich schöpfte Kraft aus dem Gewusel und dem Betrieb der feiernden und ausgelassenen Menschen. Nur ansprechen würde ich mich nicht lassen, ich würde zumindest nicht darauf hinarbeiten.
Aus dem Grunde kleidete ich mich schlicht in ein dunkles Kostüm. Als ich in der Sonne saß, einen Kaffee vor mir, und vor mich hin sinnierte, wurde es mir unter der Kostümjacke zu warm. Jetzt nach Hause zu fahren um mich umzuziehen kam mir unsinnig vor. Ich ging die Korthumstraße hinauf, schaute mich in einigen Geschäften um und erwarb ein Sonnentop, das mir sehr gut gefiel. Es war sexy, das bleibt bei dem Kleidungsstück nicht aus. Aber musste ich mich verstecken? Ganz gewiss nicht. Am Nachmittag würde ich nach Hause fahren, bis dahin würde schon nichts passieren.
Die Kostümjacke verstaute ich in der Tragetasche der Boutique und zeigte der Welt mein neu erworbenes Kleidungsstück. Es umschmeichelte meine Figur und hob meine Vorzüge hervor, ohne aufdringlich zu sein. Die Blicke, die man mir zuwarf taten mir gut, ich fühlte mich wohl darin.
Ich saß noch nicht lange hinter meinem Cappuccino, als sich die Sonne verdunkelte, weil sich jemand neben mich stellte. Als ich aufblickte sah ich in die hellen Augen dieses Fernfahrers. Naklar, auch LKW-Fahrer haben am Wochenende frei und der hier hatte nichts Besseres zu tun, als im Bermuda3eck nach Beute zu jagen.
„Das ist aber ein Zufall!“, meinte er und schickte sich an, an meinem Tisch Platz zu nehmen. Mein ablehnender Gesichtsausdruck war anscheinend nicht ablehnend genug. Er nahm Platz und stellte sich dabei mit einer eleganten Verbeugung vor:
„Jochen Brenner, meine Freunde nennen mich Joschi“, meinte er. Er trug wieder ein kariertes Hemd, dieses war deutlich zugeknöpfter als das von gestern Abend. Die Workerjeans war die gleiche wie gestern. Nun saß er da und schaute mich aus seinen hellen Augen forschend an.
„Sie sehen toll aus“, meinte er. Seine Blicke waren nicht aufdringlich, auch zog er mich nicht mit den Augen aus, er betrachtete mich nur. Natürlich schmeichelte mir was er sagte und wie er es sagte. Ich bewahrte Contenance, noch einmal würde er mich durch seine direkte Art nicht verunsichern.
„Ich danke Ihnen“, erwiderte ich kühl. „Was verschafft mir die Ehre?“
„Oh!“, meinte er dickfellig. „Wir sind doch schon alte Bekannte, lassen Sie uns ‚Du‘ sagen. Ich bin der Joschi.“
Er reichte mir die Hand über den Tisch. Jetzt hatte er mich doch wieder überrumpelt. Ich fasste meine Tasche fester und stellte sie mir auf den Schoß. Bezahlt hatte ich schon, ich konnte jederzeit aufstehen und gehen.
Andererseits war ich zu meinem Vergnügen hier. Wollte ich mich von einem LKW-Fahrer verscheuchen lassen? Ich musste wohl deutlicher werden.
„Ich würde ganz gern ungestört ein wenig in der Sonne sitzen“, wehrte ich mich, etwas heftiger als es hätte sein müssen.
Er lächelte. Er sprang nicht ertappt auf und verschwand, er schaute mich an und lächelte. Seine Zähne waren sehr hell, in starkem Kontrast zu dem sonnengebräunten Gesicht. In den Augenwinkeln bildeten sich kleine Lachfältchen. Er sah gut aus, doch, keine Frage. Seine selbstsichere Art verunsicherte mich.
„Nun seien Sie nicht so streng“, sagte er mit samtweicher Stimme. „Ich tue Ihnen nichts. Sie sind so attraktiv, Sie müssen es gewohnt sein, angesprochen zu werden.“
Was soll man dazu sagen? Ich sah ihn an.
„Kompliment!“ sagte er mit leichtem Spott in der Stimme. „Sie können wirklich sehr giftig gucken, das ist mir gestern schon aufgefallen. Aber, ganz im Ernst, auch eine so unnahbare Schönheit wie Sie braucht ab und zu Gesellschaft. Ich verspreche Ihnen, ich bleibe auf dieser Seite des Tisches und komme Ihnen nicht zu nahe. Deal?“
Er ließ sich nicht abweisen. Einerseits fand ich das bedrängend, andererseits war Hartnäckigkeit und Zielstrebigkeit etwas, was ich bei Männern schätzte.
„Nun lächeln Sie, sieht ganz bezaubernd aus, Ihr Lächeln.“
Er bestellte bei der Bedienung einen Kaffee Crema, schaute ihr nach und mich dann wieder an.
„Ich tippe darauf, dass Sie Rechtsanwältin sind, oder leitende Bankangestellte. Stimmts? Was von beiden?“
„Wie kommen Sie darauf, dass ich eine leitende Position bekleide?“
Er sah mich bewundernd an.
„Ihre Stimme! Was für eine reizende, wunderschön warme Stimme. Die passt zu Ihnen, toll, wirklich toll.“
Mir war mittlerweile klar, dass er kein Fernfahrer war. So drückte sich kein Mann aus der Arbeiterklasse aus. War er deswegen attraktiver für mich? Ganz sicher nicht. Es widerstrebte mir nach wie vor, mich von einem Wildfremden ansprechen zu lassen. Dabei gestand ich mir ein, dass ich genau aus dem Grund her gekommen war.
„Ich hatte noch keine Gelegenheit, etwas zu essen. Darf ich Sie einladen, mir dabei Gesellschaft zu leisten?“
Also, das war doch …! Er störte sich nicht an meinem empörten Blick, sondern fuhr erklärend fort:
„Es gibt da hinten ums Eck einen ganz hervorragenden Italiener und in dieser Richtung eine Tapas-Bar vom Feinsten. Oder Sie begleiten mich an den Kemnader See, dort kenne ich ein vorzügliches Restaurant.“
Er sah mich ein paar Sekunden lang an.
„Was wählen Sie?“
Er war dominant, aber nicht beherrschend. Zum Essen war ich her gekommen, es sprach im Prinzip nichts dagegen, mich von ihm einladen zu lassen. Zu mehr würde es nicht kommen, dafür würde ich schon Sorge tragen. Von Tapas hatte ich bereits viel gehört, sie zu probieren jedoch bisher keine Gelegenheit, ich entschied mich für das Tapas-Restaurant.
Wir gingen nebeneinander her. Er erzählte, dass er die spanische Küche anlässlich einer Spanienrundfahrt kennen lernen durfte. Seiner Begeisterung über die Motorradtour und über Spanien kam deutlich herüber. Die Tour hatte er damals mit der gleichen Gruppe Männer kreuz und quer durch die iberischen Halbinsel unternommen, mit der er gestern so lautstark in die Gaststätte hinein geplatzt war.
Galant ließ er mir den Vortritt ins Restaurant, wir wählten einen Tisch am Fenster und nahmen Platz. Bei der Auswahl der Speisen folgte ich seinen Empfehlungen. Ich fand es befremdlich, dass man eine solch große Menge an unterschiedlichen Speisen bestellte. Als serviert wurde, leuchtete es mir jedoch umgehend ein, denn diese kleinen Portionen waren jedenfalls nicht dazu geeignet, einen hungrigen Mann zu sättigen. Dazu waren sie auch nicht gedacht, wie er mir erklärte.
Während wir auf das Essen warteten, erzählte er weiter von dieser Reise. Er besaß eine ganz besondere Begabung, einen solchen Reisebericht hoch interessant und sehr amüsant zu gestalten. Er verwendete eine schnoddrige, burschikose Erzählweise, mit der er seine Abstammung aus dem Ruhrgebiet deutlich betonte und die mich, erst einmal unfreiwillig, häufig zum Kichern brachte.
Meine Reserviertheit bröckelte von allein. Seine Gesellschaft war angenehm, amüsant und unterhaltsam, es war wirklich sehr kurzweilig, mit ihm hier zu sitzen. Einen Anteil an der gelösten Stimmung, die sich breit machte, besaßen auch die verschiedenen dargereichten Speisen, denn die schmeckten ganz vorzüglich. Er erklärte mir in allen Einzelheiten, woraus sie bestanden und wie sie zubereitet wurden, immer auf diese schnoddrige, herzliche Art, wie sie die Menschen im Ruhrgebiet pflegen.
Als ich das erste Mal richtig laut lachte, schaute er mich sprachlos an.
„Sie sind unfassbar schön!“, sagte er nach ein paar Sekunden. In seiner Stimme schwang beinahe ehrfurchtsvolle Bewunderung mit. Der Grund dafür erschloss sich mir nicht sofort. Erst als mir bewusst wurde, dass ich seit Rolands Weggang nicht mehr gelacht und meiner Umwelt kaum einmal ein Lächeln geschenkt hatte, leuchtete mir seine Bewunderung ein. Der Herr Brenner hatte mich noch nie lachen gesehen, deshalb war er so überrascht.
Mich befreite das Lachen. Es freute mich, dass er es als attraktiv empfand und bemühte mich, es ihm öfter zu zeigen.
Meine Ressentiments ihm gegenüber schwanden mehr und mehr. Es dauerte bis zum Kaffee, dass ich mich getraute, ihn nach seinem Beruf zu fragen. Dass er Fernfahrer sein könnte, erschien mir nach den paar Stunden mit ihm äußerst unwahrscheinlich.
„Ich bin gelernter Maurer“, antwortete er zu meiner Überraschung.
Auf meine verwunderte Miene hin erklärte er:
„Es kann nicht jeder Einstein sein, es muss auch Menschen geben, die für all die Einsteins die Häuser bauen.“
Maurer? Das konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Maurerhände sind groß und schwielig, seine waren glatt und schmal. Sicher, sie sahen kraftvoll aus, damit konnte er gewiss zupacken, jedoch waren sie gepflegt mit manikürten Nägeln. Nein, Maurer schien mir noch unwahrscheinlicher als Fernfahrer.
Ich beschäftigte mich damit nicht weiter, wir tranken den Kaffee aus, er zahlte, wie versprochen, und wir brachen auf. Ich wollte nach Hause, er fragte mich, ob er mich bringen dürfe.
„Nein, vielen Dank, ich komme allein zurecht.“
Wir verabredeten uns für den nächsten Tag, den Sonntag, wieder hier, am Bermuda3eck.
Ich träumte von ihm, wahrscheinlich, weil ich bis in den Schlaf hinein kichern musste über seine originelle Erzählweise.
Am nächsten Tag trafen wir uns zum Brunch. Er erzählte von einer Motorradtour nach Schottland, die er ebenfalls mit seinen Kumpanen vor einigen Jahren unternommen hatte. Er amüsierte sich und damit mich ausführlich über Engländer, sprach respektvoll von den Schotten und der beeindruckenden Stadt Edinburgh.
In der folgenden Woche trafen wir uns mehrmals. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so viel gelacht, wie in den Stunden mit ihm. Seine Gegenwart machte mich locker und frei. So langsam wurde ich wieder die alte Clara, die, die ich vor Roland war.
Später sahen wir uns dann jeden Tag. Ab dem Mittag freute ich mich auf den Abend an dem ich ihn sehen würde. Zum ersten Mal seit mindestens fünf Jahren fühlte ich wieder so etwas wie Schmetterlinge im Bauch. Wenn ich ihm dann begegnete, später am Tag am verabredeten Ort, dann bekam ich das Lächeln nicht mehr aus dem Gesicht. Ihm erging es ganz ähnlich.
Wir verständigten uns nicht nur mit Worten, sondern auch mit Blicken und, noch viel befremdlicher, wir vermittelten uns unsere Wünsche entweder via Gedankenübertragung oder wir tickten gleich und hatten deckungsgleiche Interessen, Wünsche und Sehnsüchte. Es war ein wenig unheimlich, jedoch fühlte es sich extrem süß an. Er wusste immer eher als ich, was ich wünschte und was ich plante.
Nach etlichen vergnügten Tagen und Stunden gingen wir ganz unkompliziert dazu über, uns zu duzen und mit den Vornamen anzureden. Als ich das erste Mal ‚Joschi‘ sagte, prickelte mir die Zunge und eine Gänsehaut lief mir über den Leib. Es war mir, als würde ich etwas Verbotenes, jedoch außerordentlich Vergnügliches tun. Als anständiges und streng katholisches Mädchen wusste ich, wie süß verbotenes Tun schmecken kann. So genoss ich die wachsende Nähe zwischen uns, wie ich als Jugendliche etwas Verbotenes zu tun genossen hatte.
Wir wurden vertrauter miteinander, mehr und mehr. An jenem Wochenende, die Schmetterlinge in meinem Bauch konnten nur in Heerscharen gemessen werden, sollte es passieren. Das war ihm klar und das war mir klar. Unsere Einigkeit war phänomenal, wir dachten quasi im Gleichschritt.
Im Laufe der Stunden die wir miteinander verbracht hatten und noch verbrachten, wuchs meine Sympathie zu ihm exponentiell. Dieser Mann brachte mich immer wieder zum Lachen, da er es gern an mir sah, zeigte ich es ihm so oft wie möglich. Bei aller Ernsthaftigkeit seiner Bemühungen um mich war er witzig, originell, schlagfertig, an der richtigen Stelle frech und an passender Stelle lieb.
Ein Mann der mich wirklich bezauberte, einer, mit dem ich unglaublich gern zusammen war. Mit ihm verging die Zeit immer wie im Fluge.
An jenem Tag, einem Sonntag, berührten wir uns öfter, auffallend oft. Es, das ganz Intime, zeichnete sich einfach ab und wurde weder von ihm noch von mir gebremst. Ich klapste ihm strafend und lachend auf die Schulter wenn er frech war, er umfasste meine Schultern oder meine Taille, wenn er mir etwas Nettes sagte. Unsere Berührungen nahmen an Häufigkeit mehr und mehr zu und sie wurden intensiver. Er gab mir ein kleines Küsschen, nichts Ernstes, eine kleine, deutliche, sehr persönliche Zuwendung. Sein Duft, die Weichheit seiner Lippen und das Feste, Männliche seiner Persönlichkeit und seines Körpers berauschten mich.
Mir war es nach einiger Zeit recht, mich in ihm zu verlieren. Unsere Körperkontakte häuften sich, wir ließen uns nicht mehr los. Wenn er bei intensivem Gespräch, bei freundlicher Gestik oder beim Blick in meine Augen, meine Brust berührte, lief mir eine Gänsehaut über die bedeckten Regionen meines Körpers.
Mit der Zeit wuchs unser Verlangen nach einander. Ohne es abzusprechen, brachte er mich nach Hause, und ohne zu zögern begleitete er mich hinein. Arm in Arm erklommen wir die wenigen Stufen hinauf in meine Wohnung.
Als Onkel und Tante mir das Haus vererbten, habe ich die beiden unteren Wohnungen zusammen legen lassen, dadurch ergab sich ein Wohnbereich mit extrem heimeliger Atmosphäre, ein wunderschöner, weitläufiger Raum, der durch Ecken und Winkel und die zahlreichen Leuchtquellen einen ganz eigenen Charakter verströmte.
Ich holte etwas zu trinken, er folgte mir in die Küche. Unsere Sehnsucht nacheinander war so stark, noch bevor wir einen Schluck trinken konnten, versanken wir in einem Kuss. Die Küsschen vorhin waren nur eine kleine Spielerei gegen das, was dort in der Küche geschah. Seine unmittelbare Nähe, die Intensität unserer Berührungen nahmen mir den Atem. Völlig hilflos lag ich in seinen starken Armen, ich nahm seine Zärtlichkeiten entgegen und sog die darin enthaltene Zuneigung auf wie ein trockener Schwamm einen Wassertropfen. Wie eine Verdurstende klammerte ich mich an ihn, wollte ihn nicht loslassen. Das Bedürfnis danach, ihm noch sehr viel näher zu sein, machte mir die Knie weich. Mein Verlangen nach seiner Persönlichkeit wurde so groß, dass ich unsere Kleidung kaum noch ertragen mochte.
Wenn Roland beschlossen hatte, dass wir Sex haben würden, dann wurde er sehr schnell hektisch. Er deutete nur an, dass ich mich ausziehen sollte, riss sich selbst schnellstmöglich die Kleider vom Leib. Er erwartete, dass ich mich auf dem Bett bereit machte, ihn empfing wenn er sich auf mich legte, ihn einführte und ihn willkommen hieß, wenn er eindrang. Er wurde dann sehr hektisch, raste los und kam sehr schnell zu einem Ende.
Anschließend legte er sich neben mich, drehte sich auf die Seite und schlief. Um meine Erregung abzubauen, blieb mir nur, es mir selbst zu besorgen.
So kannte ich Sex und hielt das für allgemeingültig.
Joschi ging ganz anders vor, so, wie ich es mir nie vorstellen konnte.
Er veränderte seine Haltung mir gegenüber nicht, als er sich meiner Bereitschaft bewusst wurde. Er blieb zärtlich, küsste mich, nahm dazu mein Gesicht in die Hände und flüsterte:
„Meine Königin!“
Er behielt den Augenkontakt bei, während er meine Kostümjacke aufknöpfte. Er streifte sie mir von den Schultern und küsste mich dabei. Dieser Mann hatte wirklich Format, das war ein Gentleman, wie man sich den in seinen Träumen vorstellt. Meine Begeisterung für ihn wuchs von Minute zu Minute.
Es machte sich bei mir eine Anspannung breit, eine positive Erregung, wie ich sie noch nie erleben durfte. Mein Herz klopfte spürbar, als er die ersten Knöpfe meiner Bluse öffnete. Er legte keinerlei Eile an den Tag, sondern machte allein das Ausziehen zu einem für uns beide spannenden Vorgang. Völlig passiv zu sein, es geschehen zu lassen und ihn dabei zu beobachten, erregte mich mehr und mehr.
Meine Zuneigung zu ihm wuchs in rasendem Tempo. Ich konnte kaum noch an mich halten, ich erwiderte seine Zärtlichkeiten ohne nachzudenken, rein aus dem Gefühl heraus. Ich nahm sein Gesicht in beide Hände und küsste ihn, wie ich noch nie einen Mann geküsst habe. Mit fliegenden Händen streichelte ich sein Gesicht, seinen Hals, seine Brust. Ich wollte Hautkontakt, ich brauchte seine unmittelbare Nähe. Mit bebenden Fingern öffnete ich sein Hemd, soweit es bei dem Poloshirt gehen wollte. Ich wollte hinein fahren mit der Hand, er zupfte mir derweil die Bluse aus dem Rock und streifte sie mir über die Arme.
Ich zerrte an seinem Shirt, er zog es sich über den Kopf, nahm etwas Abstand und betrachte mich in BH und Rock. Es war mir nicht peinlich. Auch ich schaute ihn mir genau an. Er war braun gebrannt, schlank mit ausgeprägten Muskeln und dem wunderschönen trapezförmigen Oberkörper. Seine dichte Brustbehaarung erschien mir fremd, Rolands Oberkörper war bleich und komplett haarlos. Ich wollte hindurch fahren, durch das dichte Gestrüpp, mich daran kuscheln, ihn großflächig berühren.
Er sagte bewundernd:
„Was bist du schön!“
Unsicher was ich weiter tun sollte, agierte ich hektisch und ungestüm. Durfte ich mich an ihn schmiegen? Durfte ich ihn einfach anfassen?
Er umarmte mich, berührte mich mit seinem nackten Oberkörper. Ich versuchte mit ihm zu verschmelzen, wir küssten uns, er löste meinen BH. Er trat wieder einen kleinen Schritt zurück, nahm dabei den BH mit und betrachtete meine nackte, schutzlose Brust. Im ersten Moment war ich versucht sie mit den Händen zu bedecken. Sein bewundernder Blick gab mir den Mut, mich aufzurichten und mich ihm stolz zu präsentieren.
Er quittierte diese Geste mit einem beinahe verzweifelten Lächeln und raunte:
„Du machst mich fertig, meine Schöne!“
Er trat nah, drückte mich fest an sich, verbarg sein Gesicht in meiner Halsbeuge und küsste mich da.
Er küsste mich auf den Mund, auf die Augen, immer wieder den Mund, hinunter zum Hals, streichelte meine Brüste, küsste sie.
Die Impulse, die er damit aussandte, ließen ein Gefühl bei mir entstehen, das sich nur mit unbändigem Verlangen beschreiben lässt. Ich wollte, ich musste mich unbedingt ihm hingeben. Seine Leidenschaft, seine unmittelbare Nähe waren das, was ich nun am meisten brauchte. Ich war keineswegs mehr eine artige, keine enthaltsame Frau. Im Gegenteil, in mir erwachte eine wilde Furie, die noch niemals vorher in Erscheinung getreten war. Ein hemmungsloses Wesen, das ich bei mir nie vermutet hätte. Ein solches Etwas entsprach in keinster Weise dem, was meine Mutter ‚Ein anständiges Mädchen‘ nennen würde.
Die entstandene und stetig ansteigende Hitze veranlasste mich dazu, alle Konventionen fahren zu lassen, sie befahl mir, rein dem Gefühl zu folgen. Mit beiden Händen wühlte ich durch seine Brustbehaarung, suchte Augenkontakt, sah seinen brennenden Blick voller Verlangen, schmiegte mich an ihn und forderte einen Kuss.
Mit den nackten Brüsten seine Behaarung zu spüren war fremd und außerordentlich erregend. Es kitzelte und reizte, die Haut unter den Haaren fühlte sich warm und fest an. Mich an ihn heran zu schmiegen war ein Zwang, dem ich mich zu unterwerfen hatte. Von mir beinahe unbemerkt löste er meinen Rock, der rutschte hinunter, zu meiner Erleichterung. Zwang war sicher nicht das richtige Wort, denn es war unglaublich süß diesem starken Verlangen nachzugeben. Ich wollte, nein, ich musste nackt sein, mich ihm präsentieren, mich ihm anbieten und möglichst viel Hautkontakt mit ihm haben.
Dieses starke Verlangen wurde mir zweifellos von ihm, vom Männlichen, von diesem Mann eingegeben. Es fühlte sich unglaublich süß an. Ihm zu folgen öffnete ein Ventil, durch das Hitze in meinen Leib floss, die diese Furie erweckte. Dieses überstarke Verlangen ermöglichte es mir, frei zu sein, mich von erlernten Hemmnissen zu befreien, freie Entscheidungen zu treffen und mich ungehemmt ausleben zu können.
Die Tragweite dieses Ereignisses eröffnete sich mir in diesem Moment nicht, die Hitze ließ mich jedoch so willig sein wie noch nie, so anschmiegsam und so voller Zuwendung wie noch niemals zuvor in meinem Leben.
Ich geriet völlig außer mir. Wir standen immer noch in der Küche, nahezu nackt, die Kleider um uns auf dem Boden und den Stühlen verstreut. Ich kam mir vor wie ich zuletzt als Halbwüchsige gewesen war, nahm ihn übermütig bei der Hand, sagte „Komm!“ und leitete ihn ins Schlafzimmer. Das war eine völlig ungehörige Aktion von mir, dieser Zwang jedoch, diese Unterordnung unter die Gefühle, unter das Verlangen und unter seine Persönlichkeit, führte dazu, dass ich das tat, was er sich wünschte und was ich mir aus dem Grunde ebenfalls wünschte. Dazu brauchte er nichts zu sagen, er gab mir seine Wünsche zu verstehen, indem er sie mir per Gedankenübertragung klar übermittelte.
Ein wunderbarer Mann, eine wunderbare Verbindung zu diesem großartigen Menschen. Ich warf mich aufs Bett und lockte ihn mit ausgestreckten Armen zu mir. Er wand sich gelassen aus seinen Hosen und kam nackt zu mir herüber. Sein Phallus stach aufrecht zwischen den braungebrannten Schenkeln hervor, er schien mir von extremer Größe zu sein. Mich interessierte der Mann selbst, seine Nähe zu spüren war mir ein unbändiges Bedürfnis. Die spezielle Anatomie war nicht von Belang, ein Mann war ein Mann und diesen hier wollte ich ganz nah bei mir spüren, mich von ihm besitzen lassen und ihn glücklich machen.
Mir war klar, dass ich keine sexuelle Erfüllung mit einem Mann finden würde, jedoch der Wunsch ihm zu gefallen, seine Leidenschaft zu empfangen, mich ihm gänzlich zur Verfügung zu stellen, war stärker als meine Vorbehalte gegen den frustrierenden Sex.
Er kam über mich, ich wollte gleich seinen Penis einführen, jedoch trug ich noch immer mein Höschen. Ich versuchte, es mir mit einer Hand unter ihm auszuziehen, das misslang, weil er mich daran hinderte.
Er kniete über mir, hielt meinen Kopf in beiden Händen und schaute mich an. Er küsste mich. Seine Lippen waren heiß und weich, sein Bart kratzte leicht, angenehm. Behutsam und gefühlvoll küsste er sich hinunter, streifte mein Kinn mit den Lippen, begegnete meinem Ohr, küsste den Hals.
Es blieb mir nichts anderes übrig als zu nehmen und zu genießen. Solche Zärtlichkeiten waren mir bisher fremd. Seine unmittelbare Nähe, wie er sich meines Körpers bediente, wie er mich verwöhnte, all das weckte Gefühle in mir, die bisher im Verborgenen geschlummert hatten. Sie weckten diese Furie, die sich im Unterleib räkelte, die ansteigende Hitze zeugte von der Existenz dieses Lebewesens, das mir völlig unbekannt war, mit dem er mich erst bekannt machte. Diese nicht zu beeinflussende Furie drohte, ihn und mich zu verschlingen, sie zurück zu halten vermochte ich nicht. Sie war wie ein eigenes Lebewesen, öffnete meine Beine um zu verschlingen, was sich ihr näherte.
Roland fuhr sehr auf meine Brüste ab, in losen Momenten nannte er sie auch ‚Geile Titten‘. Obwohl ich solche Sprache verabscheue, erfreute mich das darin enthaltene Kompliment. Auch Joschi bewunderte meine Brüste. Er küsste sie, nahm etwas Abstand, bestaunte sie und ihre Konsistenz, streichelte, massierte sie. Die Furie regte sich, sie machte sich bereit, ihre Hitze rötete meine Haut, überzog meinen ganzen Körper mit einer Gänsehaut.
Er küsste meinen Bauchnabel, fuhr unterdessen mit der wärmenden Massage meiner Brüste fort. Ich wand mich unter seinen Berührungen, meinen Atem hörte und spürte ich deutlich.
Er näherte sich einer Region, die sich noch nie ein Mann so nah angeschaut hatte. Die Furie hielt inne und schaute ein wenig verängstigt was da kommen mochte. So wild, wie es den Anschein hatte, war sie nicht, diese Furie, jetzt war sie schüchtern und ängstlich.
Ich fühlte mich noch nie so auf einem Präsentierteller wie in diesem Moment. Er kniete zwischen meinen Schenkeln, betrachtete mein Höschen sehr genau, schaute mir in die Augen, wieder auf mein Höschen. Er schob zwei Finger unter den Rand des Höschens, löste es damit von der Bauchdecke, schob die Finger hin zu den Hüften und streichelte dabei über meinen Unterbauch. Es kitzelte ungemein, reizte mich so stark, dass ich unwillkürlich zusammen zuckte. Diese Regung war mir ganz außerordentlich peinlich.
Die Furie fauchte, sie war ungehalten, weil uns der Mann so stark dominierte. Ich hatte mich ihm bereits ergeben und ihm meinen Körper überlassen. Wie er damit verfuhr, das drohte peinlich zu werden. Natürlich half ich ihm, mir das Höschen auszuziehen. Er zog es mir über die Beine ganz aus und betrachtete mich von den Füßen aus.
Die Furie verlangte von mir, die Beine für ihn weiter zu öffnen, um ihn ganz unmissverständlich einzuladen, mich in Besitz zu nehmen, damit sie ihn verschlingen konnte. Das anständige Mädchen in mir verbot es mir, so blieb ich passiv und schaute ihm zu.
Er konzentrierte sich auf die freigelegte Region meines Körpers. Er betrachtete sich genau, was er dort vorfand. Eigentlich brauchte es mir nicht peinlich zu sein, war es aber doch. Natürlich pflege ich auch die Teile meines Körpers, die man nicht sieht. Meine Schambehaarung war selbstverständlich Bikini-tauglich zurückgestutzt und sehr kurz geschoren. Roland wollte immer, dass ich mich dort rasiere, das kam für mich aber nicht infrage. Ich stutzte die Härchen dort und epilierte das, was ein Bikini-Höschen nicht verdeckte, ebenso, ganz natürlich, auch die Beine.
Er schaute es sich sehr genau an. Er fasste mit beiden Händen in meine Leisten, ich wurde verrückt vor Verlangen. Die Peinlichkeit und das Verlangen schaukelten sich gegenseitig hoch, es schoss mir unbändige Hitze in den Unterleib. Er bemerkte das, lächelte, spreizte meine unteren Lippen und schleckte hindurch.
Ich wollte das nicht glauben.
Er leckte durch meine Scham!
Er zog seine Zunge hindurch, hinauf bis an den “OH!“. Ich zuckte zusammen, die Furie hob meine Hüfte ihm entgegen, sie wollte ihn verschlingen. Ein unfassbarer Reiz durchströmte mich. Es war unglaublich peinlich, dass er meine Scham ansah und auch noch leckte, es war unglaublich unanständig und es reizte die Furie in einem Maße, dass ich mich ihr und damit ihm ergeben musste.
Er konzentrierte sich auf diesen Hauptpunkt, mit dessen Reiz ich es mir hauptsächlich selbst machte. Mir damit Erleichterung zu verschaffen ging schnell, dass jemand anderer damit umging und offensichtlich genau wusste, was er dort tat, machte mich schier verrückt. Ich sah mich außerstande ihm weiter zuzusehen, ich schloss die Augen und reckte das Kinn. Ich erwartete das Ungeheuerliche. Der Reiz wiederholte sich, dieser wunderbare, ganz geheime Punkt reckte sich dem Eindringling entgegen und wurde von ihm ganz ungehörig bearbeitet. Mir blieb nur das Nehmen übrig, ich krallte meine Hände ins Laken und spürte es herauf kommen.
Die Furie fauchte, ich jammerte, stöhnte, wand mich unter seinen Händen. Ganz passiv erlebte ich, wie der Reiz ständig wiederholt wurde, schneller und schneller. Ein Finger drang in meine Scheide ein, ich wurde buchstäblich verrückt. Er reizte den Punkt in meinem Inneren, rasend schnell bearbeitete er den Glücksbuzzer. Völlig machtlos musste ich erleben, dass sich ein nie gekannter Höhepunkt bereit machte. Die Furie machte sich auf, er lockte sie, sie wendete sich mir zu und würde mich verschlingen. Die Hitze in meinem Inneren wuchs, wurde zu einer Welle, die im Unterleib ihren Ausgangspunkt fand, den Körper in Besitz nahm und meinen Kopf mit Glück überschwemmte. Die Furie verschlang mich, heiß und grell leuchtend.
Ich lag laut stöhnend auf dem Bett, die Hände im Laken verkrallt, reckte ich mich dem Mann entgegen, der mir so intensiv zugetan war.
Die Furie spuckte mich nach etlicher Zeit wieder aus. Schwer atmend lag ich da vor ihm. Nur langsam und zögerlich gewann ich erneut das Bewusstsein. Als ich die Augen öffnete, begegnete ich seinem Blick, er lächelte. Er zog erneut seine Zunge durch meine Scheide, der Reiz ging weiter. Die Hitze schwoll erneut an, wallte durch meinen Leib, übernahm die Herrschaft, ich wurde erneut Opfer der Furie, die meinen Körper zu zerreißen drohte.
Der Reiz ging weiter, er drohte mich umzubringen. Vor Angst, beim nächsten Höhepunkt zu sterben, fasste ich den wunderbaren Menschen am Kopf und zog ihn zu mir hinauf. Ich musste ihn küssen, an mir spüren, auf mir spüren, ihm noch näher sein. Sein Mund war schleimverschmiert, ich küsste ihn über und über, klammerte mich mit aller Macht an ihn.
Sein starker Phallus stieß mir in die Leiste, ich wollte ihn lenken, wiederum hinderte er mich daran. Er löste sich von mir, kniete zwischen meinen Beinen, und er streichelte mich mit seinem Phallus! Er strich ihn zwischen den Lippen hindurch, das weiche Köpfchen, so, wie er es vorher mit der Zunge getan hatte, bis hinauf an meinen geheimen Glückspunkt. Ich schloss die Augen und reckte erneut das Kinn in Erwartung des Ungeheuerlichen. Die Furie näherte sich mir, heizte meinen Körper mit ihrem heißen Atem auf. Die Passivität, einfach geschehen zu lassen was geschehen sollte, war unglaublich süß, es war wieder wie ein Zwang der von ihm ausging und mich das tun und zulassen ließ, was verlangt wurde. Es war noch vielmehr ein ungesteuertes Sich-gehen-lassen, vollkommen ich-selbst-sein, als ein Zwang.
Der Mann benutzte mich, benutzte meinen Körper, er spielte damit und mit meinen Reizpunkten wie ein Virtuose mit dem Klavier. Es war mir nicht anders möglich, ich musste es geschehen lassen, ich musste nehmen, was er mir gab. Allein das machte ihn und mich glücklich. Dieser intensive, sexuelle Reiz brachte mich in Gefühlsregionen, in denen ich noch nie war, in denen ich mich nicht auskannte, die mir völlig fremd waren.
Dort war es jedoch so unglaublich süß, so erfüllend, so aufreizend, ich wollte dort nicht weg. Damit besaß der Mann die Macht über mich. Entgegen meinen Befürchtungen ging es mir dort wo er mich hinbrachte unfassbar gut. Alle Konventionen, alles Erlernte blieb hinter mir, verschwand in der Bedeutungslosigkeit, nur er war wichtig und das was er tat. Er und die Lust, die er mir bereitete.
Sein Phallus wurde eingeschoben, jedoch nur ein ganz klein wenig, und wieder hinaus gezogen. Das war die Beschreibung des technischen Vorgangs, was der jedoch bei mir auslöste war nicht zu beschreiben. Ein Blitz durchfuhr mich, mehr eine grell leuchtende Hitzewelle, die sofort wieder abflaute. Eine erneute Hitzewelle suchte mich heim, die hielt länger an, stieg weiter hinauf, flaute erneut ab. Die Berührungen in meinem Unterleib nahmen mir die Luft zum Atmen, ich keuchte, stöhnte unter der Qual, einer äußerst lustvollen Qual. Von der ich wünschte, dass sie nie enden sollte, sie verlangte nach Erfüllung, sie schrie und bettelte darum.
„Ja! Ja! Ja!“, rief ich, reckte mich ihm entgegen. Ich wollte es, ich brauchte es. Die Furie machte das, nicht ich, nicht das anständige Mädchen.
Endlich schob sich der Phallus ganz hinein, hinauf, weiter hinauf als ich jemals berührt worden war. Dominant, beherrschend, drang er bis an mein Herz vor. Er füllte mich mit seiner Persönlichkeit, die mir einen so starken sexuellen Reiz gab, dass ich ihn nicht verarbeiten konnte. Außerstande irgendeine Initiative zu ergreifen nahm ich, was ich bekam, was er mir gab.
Die ganze Welt wurde eindimensional, sie verlor jede Kontur.
Der Phallus bewegte sich in mir, der Reiz war außerirdisch. Nicht Clara, sondern die Furie nahm ihn. Sie stieß ihm meinen Unterleib entgegen, in seinem Takt, verstärkte seine Bewegungen. Der kreischende Wahnsinn überfiel mich, die Furie fauchte, stöhnte, jammerte in einem Maße, wie es nie über meine Lippen kommen durfte. Ich rastete völlig aus, der Gipfelpunkt schien längst erreicht, jedoch ging es immer weiter hinauf auf einer Erregungswelle, die alles überrannte was mich ausmachte. Endlich war der Gipfel da, ich sah ihn kommen, blendend hell, berauschend. Atemlos nahm ich ihn in Empfang, schrie laut auf, erlebte, was ich noch nie erleben durfte, spannte mich mit aller Macht, reckte mich ihm entgegen, bis meine Kräfte erlahmten.
Ich glühte, zitterte, wusste weder ein noch aus. Er lag auf mir, sein starker Phallus tief in meinem Inneren, direkt an meinem Herzen. Er rührte sich nicht, wir atmeten beide schwer, er küsste mich. In einer Erregung, die mich in ihrer beherrschenden Macht ratlos machte, klammerte ich mich an ihn, hakte meine Beine hinter seinen fest, um mich fest an ihn und dem Phallus entgegen zu strecken. Ungehörig, unanständig, von mir nicht zu bremsen. Ganz tief drin musste ich ihn spüren, bis in die hintersten Winkel meines Ichs wollte ich ihn haben, die Furie verlangte das von mir.
Was mir geschehen war, wollte und konnte ich nicht glauben. Die sexuelle Erfüllung war grandios, ich schwebte schwerelos im Glückshimmel, ohne Kontakt zur Umwelt, nur zu diesem wunderbaren Mann, der gemeinsam mit mir durch die Wolken schwebte.
Er bewegte sich, der Phallus löste sich von meinem Herzen und brachte mir durch seine zarten, gleichmäßigen Bewegungen wieder diesen unsagbar starken Reiz. Die Furie in mir schnurrte vor Vergnügen, das Verlangen machte meinen Leib glutflüssig. Da ich nun wusste, was möglich war, wappnete ich mich, bereitete mich auf den nächsten Gipfel aller Gefühle vor. Der Anstieg auf diese allerhöchste Lustebene ging rasant vonstatten. Der Phallus rührte sich in meiner Scheide, er bewegte sich in zwingendem Gleichmaß. Es war mir von Roland noch deutlich in Erinnerung, wie hektisch und unbeherrscht er sich seines Samens zu entledigen versuchte, Joschi war da ganz anders. Er bewegte sich mit Bedacht, ganz offensichtlich mit Genuss. Er teilte mir seine Zuneigung und seine Begeisterung über unser Erlebnis mit, nur über unseren intensiven Gedankenaustausch. Seine Bewegungen wurden langsamer, genussvoller, wir schlenderten gewissermaßen im Gleichschritt über die wundervolle Gefühlsebene, die mich in Sphären führte, die mir selbst in meinen feuchtesten Träumen niemals eingefallen wären.
Das Erleben war einfach wunderbar. Trotz der langsamer werdenden Bewegungen dieses wunderbaren Phallus in meiner Scheide, stieg die Lustebene immer weiter und steiler an. Von ihm kam ein ungeheuer lustvolles Brennen herüber, eine Flamme, die sich an meinem Feuer entzündete und die Hitze zurückspiegelte. Die Hitzewelle wurde von mir sehnsüchtig erwartet, wir näherten uns beide dem Gipfel.
Er ließ mich an seinen Empfindungen teilhaben, er teilte mir mit, wie sehr er unsere gemeinsame Hitze genoss, wie sehr er mir zugetan war. Bei mir lief das Gefühlefass über, es explodierte quasi und sprühte das Glück in alle Himmelsrichtungen. Die Lustwoge brach sich über uns und riss uns in einen Strudel hinein, der uns nie wieder so sein ließ wie wir vorher waren. Sie veränderte mein ganzes Wesen, mein Leben bekam ganz andere Schwerpunkte und andere Wertigkeiten. Als ich aus diesem Luststrudel aufwachte, war ich ein anderer Mensch.
Ich lachte und weinte vor Glück. Wir beide rangen nach Atem, keuchten, wie nach einem langen Spurt. Wir lachten uns an, mir benässten die Tränen das Gesicht, ich konnte nicht innehalten in meinem Glück. Ich umklammerte ihn mit aller Kraft und küsste ihn und küsste ihn und küsste ihn.
Er löste sich von mir, er wollte mich so wenig loslassen, wie ich ihn.
„Mein Gott, Frau Koppers, was war das denn?“
Er atmete immer noch schwer, sein Atem beruhigte sich allerdings schneller als meiner. Ich musste ihn anschauen und berühren. Mir liefen immer noch die Tränen die Wangen hinunter. Voller Rührung sah ich mich außerstande, etwas anderes zu tun als ihn anzulächeln und seine bärtige Wange zu streicheln.
Ein solches Erlebnis war mir bisher völlig fremd. Wenn Sex so aussehen konnte, dann verstand ich, was andere Menschen so daran begeisterte. Mir war immer klar, dass nur die Männer daran Spaß hatten, so kam es auch von Sabine und einigen anderen Kolleginnen herüber. Wenn Sex aber in der Art zelebriert wurde, wie es mir gerade von Joschi beigebracht worden war, dann gab es nichts was erstrebenswerter war. Natürlich war mir klar, dass es auch mit meiner Zuneigung zu ihm und seiner Zuneigung zu mir zusammenhing. Mit wildfremden Männern war so etwas ganz gewiss nicht möglich. Also stand mit diesem Ereignis zweifelsfrei fest, dass Joschi mein Traumprinz war, der Mann, der mir vom Schicksal zugeteilt worden war.
Damit war ich selbstverständlich einverstanden. Ob er nun Maurer war oder Fernfahrer, das war mir völlig einerlei. Ein solches Erlebnis im Bett war wichtiger als der ausgeübte Beruf.
Er küsste mich und stand auf, er erklärte, er müsse mal. Ich lag dort und sinnierte vor mich hin. Einige Minuten später kehrte er zurück, ich hatte in der Zwischenzeit zwei Gläser mit Saftschorle geholt, lag dort ganz nackt für ihn bereit, ohne mich zu schämen, und lächelte ihn an. Wenn ich ihn sah oder nur an ihn dachte, musste ich lächeln. Ein Lächeln, das tief aus der Seele kam und nicht zu beeinflussen war.
„Du bist aber schick untergebracht!“, meinte als er es sich neben mir gemütlich machte. Auch er schämte sich nicht seine Nacktheit, für uns beide war es ganz normal uns nackt zu sehen, das fand ich einfach wunderbar. Mit Roland war das Zusammensein deutlich weniger entspannt.
„Wo arbeitest du genau?“, fragte ich, nur um etwas zu sagen.
„Am Landgericht“, sagte er, nahm einen Schluck und setzte das Glas ab.
„Du hast Maurer gelernt, oder?“
„Ja, sicher“, antwortete er. Ich meinte, ein verschmitztes Lächeln bei ihm auszumachen, aber um das zu beurteilen kannte ich ihn nicht gut genug.
„Aber ich arbeite nicht in meinem Lehrberuf.“
„Nicht?“ Er war also ein Ungelernter. Was konnte man am Gericht als Ungelernter arbeiten? Bote? Aktenverteiler? Aktenvernichter?
Die Erkenntnis war ein wenig enttäuschend, denn in unserem Betrieb verdienten die Ungelernten recht wenig und ihr Ansehen war äußerst gering. Seine gesellschaftliche Stellung war für mich schon wichtig, aber viel wichtiger waren mir natürlich seine Fähigkeiten als Liebhaber. Da war er unschlagbar, keine Frage. Wenn ich gesellschaftlich Abstriche machen musste, so war mir das egal, zumindest in diesem Augenblick der Glückseligkeit. Denn ich war so glücklich, wie man nur sein kann.
„Den Beruf, den ich ausübe, den kann man nicht lernen, man wird dazu berufen.“
Er wollte zeigen, dass er zu etwas in der Lage war, mit dem er mir imponieren konnte. Vielleicht konnte er einen Aktenwagen vom Keller bis in den fünften Stock tragen der 150 kg wog. Solche Machospielchen kannte ich von Roland. Ich finde so etwas langweilig. So heuchelte ich Interesse und fragte:
„Achja, welchen Beruf übst du denn aus?“
Jetzt grinste er breit, er spielte seinen Trumpf aus:
„Ich bin Richter.“
„Du bist was? Ich denke du bist Maurer?“ Mein Erstaunen war riesig, auf eine solche Überraschung war ich nicht gefasst.
„Ich habe Maurer gelernt“, fuhr er fort, „mein Vater war der Meinung, Handwerk hat goldenen Boden und hat darauf bestanden, dass ich eine Maurerlehre mache, bevor ich studiere. Ich glaube, das hat mir bisher im Leben sehr geholfen, es war der richtige Weg. Mit Sicherheit wäre ich ein anderer Mensch, wenn ich diese Handwerkslehre nicht ...“
Er unterbrach sich und schaute sich meine erstaunte Miene an.
„Was ist?“, fragte er.
„Na, ich dachte erst du seist Fernfahrer, aber dazu fehlte dir der Bauch, dann sagtest du, du seist Maurer, aber dazu sind deine Hände zu schlank und zu gepflegt. Aber dass du Richter sein könntest konnte ich mir nicht vorstellen. Kann ich, ehrlich gesagt, immer noch nicht.“
„Fernfahrer?“ Er lachte mich nicht direkt aus, aber sein Amüsement teilte er deutlich mit.
„Na“, verteidigte ich mich, „kariertes Hemd, lautstarkes Auftreten in dieser Kneipe, da war klar, dass du Fernfahrer bist.“
Er lachte herzlich, nach einiger Zeit lachte ich mit.
Wir schauten uns an, ich musste unbedingt Körperkontakt zu ihm haben, unbedingt. Ich kuschelte mich an, streichelte durch die wundervollen Brusthaare.
Er wendete sich mir zu, liebevoll und zärtlich. Wir küssten uns voller Gefühl, mit starkem Verlangen nacheinander.
Er streichelte mich, während wir uns küssten. Egal wohin er fasste, welche Stelle meines Körpers er berührte, jeder Kontakt steigerte meine Erregung. Es gelang mir nicht, lange an mich zu halten. Erst entrang sich mir ein Seufzen, das Seufzen artete in leises Stöhnen aus, steigerte sich zu lauterem Stöhnen. Er berührte meine Scham. Dort war er ausgesprochen vorsichtig, steigerte sich, bis er mich in einer wundervollen Art massierte, besser als ich es tat. Innerhalb allerkürzester Zeit verlor ich jede Kontrolle. Bar jeder Scham gab ich höchst unanständige Laute von mir, vor ihm würde ich mich nie zu schämen brauchen, vor ihm konnte ich mich gehen lassen.
Es blieb mir allerdings auch nicht viel anderes übrig, denn er brachte mich in Sphären der Lust, die für mich unbeherrschbar waren, die ich allein niemals erreichen könnte.
Ich schwebte in den rosa Wolken des Glücks. Blindlings vertraute ich mich ihm vollends an, erlaubte ihm alles was er sich wünschte. Er brachte mich als Gegenleistung für meine Hingabe in den siebten Himmel der sexuellen Glückseligkeit. Dort war ich vor ihm noch nie. Es kam ein Höhepunkt angebraust, den ich noch nie jemals vor ihm erlebt hatte, jedoch jetzt und hier sehnsuchtsvoll erwartete. Ein Höhepunkt, den nur er hervorrufen konnte. Es lag mein Glück allein bei ihm, in seiner Hand. Ich verging vor Lust, ich erlebte mit ihm zum ersten Mal, warum beim weiblichen Orgasmus vom kleinen Tod gesprochen wird. Es war wunderbar, in diese lustvolle Bewusstlosigkeit hinauf zu schweben, sich vollkommen gehen lassen zu können und dieses höchste Glück zu erleben. Ich starb, um zu einem neuen Menschen zu reinkarnieren.
Mein Joschi machte mir die Umwandlung möglich, ein wunderbarer Mann.
Als ich wieder bei Sinnen war, lachte ich ihn an, bat ihn mit unmissverständlicher Geste, sich auf mich zu legen und mich in Besitz zu nehmen.
Er nahm die Gelegenheit wahr, kam über mich. Sein erstarkter Phallus stieß mir gegen die Leiste. Ich wollte ihn wieder leiten, dieses Mal hinderte er mich nicht.
Der erste Einschub dieses gewaltigen Lustinstrumentes brachte mich gleich wieder zwischen diese rosaroten Wolken. Er drang vor bis an mein Herz und belegte es. Ich umarmte ihn, küsste ihn voller Leidenschaft. Er erwiderte den Kuss, streichelte meine Zunge mit seiner Zunge. Die Furie Erotik raste zwischen uns wie ein Malstrom, der uns beide verschlingen wollte.
Wir ließen ihn, wir ergaben uns beide den Verführungen der Lust. Es begann eine Raserei, die wir beide aus voller Kraft voran trieben. Es wuchs das Große, das Gewaltige, das nur er mir zu bescheren in der Lage war. Ich raste dem Gipfel entgegen. Auch ihm stand der Gipfel unmittelbar bevor, das gab er deutlich zu verstehen. Wir stöhnten uns gegenseitig laut in die Münder, das Küssen ging ohne Unterlass weiter.
Gemeinsam erreichten wir und erlebten wir unseren Höhepunkt, so intensiv, so stark, so nachhaltig, dass es mich beinahe zerriss. Das Gefühl für ihn war so stark, dass ich meinte, sterben zu müssen, wenn er mich losließ. Ein Gefühl für einen anderen Menschen machte sich in mir breit, wie ich es mir nie vorstellen konnte. Das war Liebe, ohne jeden Zweifel. Ihn würde ich nie mehr loslassen, nie mehr. Wir atmeten beide schwer, ließen uns nicht aus den Augen.
„Süße, das ist gewaltig, was wir beide hier erleben. In solcher Stärke habe ich es noch nicht erlebt, du etwa?“
Ich konnte nicht sprechen, die Tränen liefen schon wieder. Ich küsste ihn und küsste ihn und küsste ihn.
Ganz vorsichtig und langsam zog er die Wurzel unseren Glücks aus meiner Scheide. Ich gab sie nur widerstrebend frei, ich hätte sie am liebsten immerzu in mir behalten, ihn immerzu auf mir, mit dem warmen Hautkontakt und der dominanten Persönlichkeit. Unsere Blicke blieben ineinander verhakt, ich blieb bei ihm, ich musste ihn immer wieder berühren. Meine Seele lag offen vor ihm, er konnte frei über mich verfügen. Ich fühlte mich einfach wunderbar. Über unsere Gefühlsautobahn gab er mir zu verstehen, dass es ihm ebenso wie mir erging, wir schwebten beide in rosafarbenem Glück.
Wir duschten gemeinsam. Meine Haare waren mir vollkommen gleichgültig, wir standen gemeinsam unter der Dusche, eng aneinander gepresst, und schauten uns an. Das Wasser prasselte mir ins Gesicht, ich fühlte mich außerstande den Blick abzuwenden. Was für ein wunderbarer Mann, was für ein Glück, ihn getroffen zu haben.
Wir wollten etwas essen, er lud mich ein. Aus praktischen Gründen kleidete ich mich in das Kostüm, in dem ich hergekommen war. Es lag immer noch in der Küche verstreut, genau wie seine Kleidung.
Er schaute mir zu, während er sich selbst ankleidete. Als ich in die Schuhe schlüpfte, fragte er:
„Hast du Schuhe mit höheren Absätzen als diese hier?“
„Oh, nein!“, gab ich zur Antwort und steckte mir einen Ohrring an, der mir während unseres Liebesgerangels abgefallen war.
„Ich würde dich gern in Schuhen mit hohen Absätzen sehen. Deine wunderschönen, langen Beine würden über Schuhen mit hunderter oder hundertzehner Absätzen sensationell herüber kommen. Tust du mir den Gefallen?“
„Ich, äh …“
Mir blieb die Sprache weg. Was soll man auf eine solche Anmutung antworten? Mit solch hohen Absätzen schmückten sich Damen aus dem Milieu oder leichtsinnige Mädchen, aber doch keine Personalchefin eines renommierten mittelständischen Betriebes!
Wobei, wenn es ihm gut gefiel, ihm, dem besten Liebhaber aller Zeiten? Wenn es ihn anmacht, meine vielgelobten Beine darin zu sehen? Ich war nicht nur Personalchefin, sondern auch Frau, ein Mensch aus Fleisch und Blut.
Es war jetzt noch keine Entscheidung notwendig, ich hakte das Gespräch ab und vertagte sie auf eine andere Gelegenheit.
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Chapeau!«
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