Bei der angezeigten Geschichte handelt es sich um eine gekürzte Version. Um die ganze erotische Geschichte lesen zu können, musst Du Dich einloggen. Ein Altersnachweis ist nicht erforderlich. Es gelten die Allgemeinen Geschäftsbedingungen und der Disclaimer von sevac.com. Sevac.com ist für den Inhalt der Geschichte nicht verantwortlich und distanziert sich von selbigem. Das Copyright liegt beim Autor. Jegliche Weiterverbreitung der Geschichte ist, wenn nicht ausdrücklich anders angegeben, untersagt.
Kommentare: 4 | Lesungen: 5815 | Bewertung: 7.87 | Kategorie: Teen | veröffentlicht: 11.04.2012

Das Leben ist (k)ein Spiel: Zur Rache verführt

von

KAPITEL 1


Jenni mixt den letzten Cocktail und stellt die Whiskeyflasche zurück. Für diese Nacht ist Feierabend. Sie freut sich auf die Ruhe zu Hause. Keine wummernden Bässe mehr, keine Kinder reicher Eltern, die meinen, alles verlangen zu können. Die Tage, an denen sie tagsüber am Empfang arbeitet und abends im In-Club «Dance Paris» ausschenkt, sind lang.


„Gib mir einen «Sex On The Beach»“, ruft jemand.


Mit einem Lächeln auf dem Gesicht dreht sie sich um. „Frag meinen Kollegen. Er macht dir einen.“


Der Typ hatte die Haare auf der linken Seite streng gescheitelt und halb ins Gesicht gezogen. Er lehnt sich lässig gegen die Theke. „Ich möchte dich aber noch etwas ansehen, Blondchen.“


Sie lässt ihm eine Kusshand zufliegen und wendet sich ab. Tim, der in der Nähe steht, informiert sie über den Wunsch des anderen.


„Schon klar, dass er lieber dich wollte“, sagt ihr Kollege.


Sie küsst ihn auf die Wange. Es ist immer schön, gelobt zu werden, auch wenn man selber weiss, dass man gut aussieht.


Sie verlässt die Bar und schnappt sich im Privatbereich des Clubs die Handtasche. Ihr Handy klingelt. Emilio.


Ann-Catharina kommt um die Ecke. „Tim hat gesagt, du gehst bereits? So kenne ich dich gar nicht. Es ist erst halb drei.“


„Heute nicht. Nächstes Wochenende bin ich im «Liquid». Kommst du auch?»


«Liquid»? Einen auf Schickimicki machen?“ Ann-Catharina grinst. „Sicher doch. Muss mich nur noch entscheiden, welche meiner neuen High-Heels ich anziehen soll. Gib mir ein Phone.“


Jenni umarmt sie kurz und drückt ihr einen Kuss auf den Mund. „Bis dann. Emilio holt mich ab. Er wartet schon.“


„Emilio? Zu ihm oder zu dir?“


Jenni winkt ab. „Zu mir, aber nicht so, wie du denkst.“


„Da bin ich mir nicht sicher.“


„Ich mir schon.“ Ja, sie ist überzeugt. Heute kein Sex.


„Du bist schräg drauf.“


Sie winkt Ann-Catharina kurz zu und macht sich auf den Weg. Unterwegs steckt sie sich eine Zigarette in den Mund. Als sie in die schwüle Nacht hinaustritt, zündet sie die Kippe an.


Emilio wartet in seinem getunten Honda Civic auf sie, die Türen offen, die Musik laut aufgedreht. „Baby, da bist du endlich. Möchtest du rasch nach Hause oder bleiben wir noch etwas?“


Sie steigt ein und sogleich lehnt er zu ihr herüber und küsst sie. „Ich will …“ Er küsst einfach zu gut, um dabei an etwas anderes denken zu können. Sie spürt seine Hand ihren Arm hinab fahren. Er will an ihren Arsch. Sie kennt keinen Mann, der das nicht will.


„Baby, einen Ass wie du hat sonst niemand.“ Er küsst sie mit ordentlich viel Zunge und knetet ihr Hinterteil durch die Leggings hindurch.


Nur mit Mühe kann sie sich losreissen. Sie kommt sich so falsch vor, wenn sie sich heute gehen lässt. Wenn ihre Schwester … ‚Ist es wirklich geschehen?’ Sie streicht die steckengeraden Haare hinters Ohr und dreht den Kopf. Emilio sieht dies als Einladung, ihren Hals zu küssen. Er schiebt den Träger ihres silbernen Tops von der Schulter. ‚Wenn er doch nicht so gut küssen würde.’


„N-Nein. Nicht. Heute … nicht.“ Sie keucht es mehr, als dass sie es sagt.


„Was heute nicht? Ich glaube nicht, dass du sicher bist.“


Sie weicht ihm aus. „Heute nicht. Es tut mir leid. Wir können ein anderes Mal wieder. Ich will es, aber nicht jetzt. Bitte bring mich nach Hause.“


Er schaut sie sekundenlang an. „Baby, du bist vielleicht komisch drauf heute.“


„Nicht komisch, aber heute muss ich die grosse Schwester sein.“ Sie schiebt den Träger des Oberteils wieder an seinen Platz. „Das nächste Mal bin ich wieder anders.“


Er lacht und startet den Motor. „So, wie ich dich kenne?“


‚Du kennst mich eben nur von einer Seite. Das ist ganz gut so.’ Sie lehnt zu ihm hinüber. „Los jetzt.“


Nach einigen Minuten Fahrt durch die Stadt lenkt er seinen Blick auf sie. „Was ist mit deiner Schwester?“


‚Sie wird zur Frau’, sagte Jenni fast. Es ist so aufregend. Leonie will bestimmt mit ihr reden. Sie muss für ihre kleine Schwester da sein.


„Was nun?“


„Ach … ähm ja, sie ähm … Das interessiert dich nicht.“


Emilio zwinkert ihr zu. „Wahrscheinlich nicht. Frauengeschichten?“


„Frauengeschichten“, bestätigte Jenni.


„Du interessierst mich viel mehr. Was meinst du, vor deinem Haus, in der Karre …? Etwas eng, aber das kann auch geil sein.“


„Am liebsten auf der Motorhaube, was?“, grinst sie. Die Vorstellung findet sie witzig – mehr nicht. Ungewöhnliche Locations gefallen ihr, aber nicht so billiges Zeug.


Emilio legt ihr die rechte Hand auf den Oberschenkel. „Wo du willst. Ich liebe deinen Body. Er ist perfekt. Nein, nur fast. Etwas mehr Busen wäre cool.“


„Ich lasse mich für euch Männer sicher nicht operieren. Es gibt andere Möglichkeiten, einen schönen Ausschnitt hinzukriegen. Es braucht nur einen Wonderbra und etwas Geschick in der Kleiderwahl.“ Sie hat auch schon mit dem Decolleté Männerhälse verdreht. Das ist gewesen, bevor sie begriffen hat, dass sich der Arsch mindestens ebenso dafür eignet. Seitdem vertraut sie eher einem hervorblitzenden String als Brüsten, die fast aus dem Oberteil springen.


Emilio hält an.


„Was …?“ Erst jetzt begreift sie, dass sie schon vor ihrem Haus stehen. Alles ist dunkel.


„Wir sind da. Ich habe dich gefahren, wie versprochen. Meinst du nicht, dass ich dafür eine kleine Belohnung verdient habe?“


Sie küsst ihn und schiebt die Zunge in seinen Mund. Sogleich fühlt sie sich wieder von ihm in den Bann gezogen. Sie muss weg, sonst wird sie ihren Vorsätzen untreu.


„Das war’s schon? Ich dachte, ein Blow-Job …“


Sie steigt aus, beugt sich aber noch einmal in den Wagen. „Du hast von einer kleinen Belohnung gesprochen, nicht von einer mittleren. Ich danke dir. Das nächste Mal entschädige ich dich.“


Sie geht. Muss gehen. Sie kennt Emilio schon lange und ist ihm immer wieder verfallen. In dieser Nacht will sie sich beherrschen.


Als sie den Schlüssel aus der Handtasche kramt, wartet er noch immer. Sie öffnet die Tür und beim Eintreten schaut sie ein letztes Mal zurück. Ihre rechte Hand fährt durch den Schritt. Sogar die Leggings sind etwas feucht geworden. Ein Wunder, dass sie sich hat von Emilio losreissen können.


Sie zieht die High Heels aus, hängt die Handtasche in den Garderobenschrank und steigt die Treppe hoch. Das Haus ihrer Eltern ist ihr so vertraut, dass sie kein Licht braucht.


Schnurstracks begibt sie sich ins Badezimmer. Mit wenigen Bewegungen schlüpft sie aus den Leggins und dem String mit Spitzen. Sie setzt sich aufs Klo und greift nach dem Höschen. Es ist nass. Ja, ihr Körper verlangt nach Sex und trotzdem ist sie zufrieden, dass sie nicht nachgegeben hat. Sie riecht am Höschen und lächelt. Schon einige Männer haben sich eines zur Erinnerung gewünscht. Nur vier haben eins erhalten.


Jenni steht auf und wischt sich mit Klopapier die Muschi sauber. Anschliessend reibt sie sich mit den Fingern kurz zwischen den Beinen hindurch. ‚Schon wieder Stoppeln. Ich sollte mir ein Waxing gönnen.’


Nur noch mit BH und dem silbern schimmernden Top bekleidet, das knapp bis über den Arsch kommt, stellt sie sich ans Lavabo, wäscht sich die Hände und greift anschliessend nach der Zahnbürste. Wenn sie ins Bett geht, muss sie im Mund frisch sein. Beim Erwachen ist der Geschmack nach Zigaretten und Whisky. Der nach Zigaretten und Bier zum Kotzen grässlich.


Wie von selbst rutscht die Hand zwischen die Beine. Ein schlechtes Gewissen will sich einschleichen, aber sie schläft ja mit niemandem. Etwas Selbstbefriedigung ist auch heute erlaubt, sonst würde sie in drei Stunden noch nicht schlafen.


Jenni beugt sich vor, um den Schaum auszuspucken. Sie spült sich den Mund gründlich mit Wasser aus und gerade als sie sich aufrichten will, drängt sich jemand von hinten an sie.


Sie fährt hoch, dabei schlägt sie sich den Kopf am Spiegelschrank. ‚Emilio? Ist er mir gefolgt?’


Es ist Isabelle.


Jenni atmet durch. „Du hast mich vielleicht erschreckt. Ich habe nicht gewusst, dass du hier schläfst.“


Die Besucherin sagt nichts, sondern lässt die Hände ihre Seiten hinabstreifen und nähert sich langsam Jennis Muschi.


„Hat dir Leonie etwas erzählt?“


Isabelle schüttelt nur leicht den Kopf.


‚Sie ist genauso seltsam wie sonst.’ Isabelles etwas andere Weltansicht ist der Grund, weshalb sich Jenni nie ganz auf sie eingelassen hat. Mit schwarzen statt der hüftlangen, blonden Haaren würde sie schon auf den ersten Blick als Gruftie durchgehen. Dass sie mit Heinz, der sicher das Fünffache von ihr wiegt, zusammen gewesen ist, unterstreicht ihren seltsamen Geschmack noch.


Einer gewissen Faszination kann sich Jenni trotzdem nicht erwehren. Vielleicht liegt es auch nur daran, dass Isabelle in anderen Kreisen verkehrt und Jennis Bekanntschaften nicht erfahren, was zwischen ihnen läuft. Es geht ohnehin das Gerücht um, sie sei bisexuell. Gerüchte sind gut, Wahrheiten nicht.


Isabelle leckt ihr die Schulter. Die Hände sind inzwischen bei der Muschi angelangt. „Ich habe dich gehört.“


Die Vorstellung, sich mit Isabelle statt mit einem Vibrator zu befriedigen, macht Jenni an. Sie schaut ihrer Kollegin in die Augen. Sie sind von dunklen Ringen umgeben und verleihen dem Gesicht etwas Unheimliches.


„Ich will dein Arschloch lecken“, sagt Isabelle.


Darauf steht sie ganz besonders. Heute ist aber die Muschi gefragt. Naja, vorerst ist die Muschi gefragt. Später kann man immer noch zum anderen Loch wechseln.


‚Nein.’ Sie dreht sich zu Isabelle um. Eine Hand bleibt zwischen den Beinen, die andere geht nach hinten und streicht durch den Pospalt. Schon erreicht sie den Hintereingang und drückt dagegen.


‚Es darf nicht sein.’ Mit letzter Anstrengung löst sich Jenni. „Wir sind nicht alleine.“


„Na und?“


„Ich will nicht, dass Leonie … Du bist ihre Freundin, wir kennen uns nur vom …“


„Ficken?“


„Ja. Bleib ihre Freundin. Heute lassen wir die Hände voneinander.“ Jenni hofft, dass Isabelle versteht. Lange kann sie sich nicht mehr zurückhalten.


Sie macht ein ungerührtes Gesicht und in ihren graublauen Augen ist wie immer nichts zu lesen. Vielleicht ist es das, was sie so unheimlich macht.


„Na gut“, sagt sie plötzlich und verlässt das Badezimmer.


Jenni schüttelt verständnislos den Kopf. Wenn sie ehrlich ist, will sie Isabelle gar nicht näher kennenlernen. Sie beginnt, sich abzuschminken. Der kühle Stoff des Oberteils streichelt ihre Haut. Sie beeilt sich und nimmt es nicht allzu genau. Das Bett ruft. Sie zieht das Top und den BH aus, nimmt die anderen Kleider vom Boden auf und begibt sich in ihr Zimmer. Auch hier braucht sie kein Licht.


Es ist heiss und sie schlüpft nur unter ihre dünne Seidendecke. Müde ist sie jedoch nicht. Als wenn sie nach der Heimfahrt mit Emilio nicht schon genug erregt gewesen wäre, hat Isabelle das Ganze noch weiter gesteigert.


Wie im Badezimmer schon, wandern ihre Hände automatisch zwischen die Beine. Im Nachttischchen wartet der Vibrator auf einen Einsatz. Jenni zögert es noch etwas hinaus. Wenn es nicht unbedingt nötig ist, will sie sich nicht befriedigen, sondern sich mit Leonie freuen.


Sie denkt an ihr erstes Mal zurück.

***

Es geschah mit Dario, ihrem elften Freund innert anderthalb Jahren. Er war vier Jahre älter. All ihre Freunde damals waren älter. Ihre Freundinnen hatten immer nur ältere Männer, sie konnte nicht einfach etwas anderes tun.


Vielleicht war es zu früh mit noch nicht einmal fünfzehn. Sie begriff noch nicht einmal richtig, um was es geht. Immerhin, ans Verhüten dachten sie. Wie hätte sie ein Kind aufziehen sollen, wenn sie nicht wusste, was Dario mit ihr anstellte? Klar, Pimmel rein, vor- und zurückstossen, stöhnen; dass sie fickten, war klar, aber was es bedeutet … Es gefiel ihr, so falsch konnte es also nicht sein. Heute würde sie vielleicht etwas zuwarten, aber die völlig neue Situation damals flashte sie total.


Eineinhalb Jahre vor dem ersten Mal waren ihre Eltern vom Land in die Stadt gezogen. Statt im Sommer im kniehohen Gras zu sitzen und Blumenkränze zu binden, hiess es fortan, sich in der Badi im Bikini zu zeigen oder sich an Bahnhöfen rumzutreiben, damit ja alle sehen, dass es einen gibt. Im Winter waren die Discos die wichtigsten Treffpunkte. Hier kann man sich auch im Winter in High-Heels und Miniröcken rumtreiben.


In der Stadt tragen die Mädchen Schminke und körperbetonte Kleider. Sie interessieren sich für Jungs und machen sie an. "Flirten" war ein neues Wort. Bis dahin kannte sie Englisch nur aus der Schule. Jetzt war alles "cool" und "stylish". Diese Worte waren sogar neuer als "ficken".


Klar, sie hatte es schon gehört, bevor sie in die Stadt gekommen war, aber das Wort aussprechen? Ficken? So etwas Vulgäres wäre nie über ihre Lippen gekommen. Der Akt nannte man dort "bumsen", wenn man es denn aussprechen musste. Das kam sehr, sehr selten vor. Wieso auch? Sie war noch jung gewesen.


Zuerst war sie geschockt. Mit Jungs hat sie nie gross zu tun gehabt. Irgendwie hatte sie schon gewusst, dass sie ganz nützlich sein mochten, mehr aber auch nicht.


In der Stadt gehört man jedoch nur dazu, wenn man einen Freund hat. Wäre ja auch peinlich, wenn man sich auftakelt und dennoch niemand einem einen Blick hinterherwirft.


Zuerst musste sie sich an die hautengen Klamotten gewöhnen. Sie waren bequem und gleichzeitig das Gegenteil davon. Das Wichtigste war, dass sie sexy waren. In ihrer neuen Welt zählte nur das. Ein halbes Jahr nach dem Umzug in die Stadt hatte sie diesbezüglich aufgeholt und bald war es auch kein Tabu mehr, die Unterhose zu zeigen. Strings natürlich. Wenn es nicht ums Gutaussehen gegangen wäre, hätte sie sich nicht überwinden können, welche zu tragen. Sie sahen in ihren Augen nicht nur so aus, als würde man nichts tragen, sie fühlten sich auch so an. Als sie sich allerdings daran gewöhnt hatte, wollte sie nichts anderes mehr tragen und heute möchte sie nur noch so wenig Stoff wie möglich.


Ihre Mutter hatte sich nur kurz dagegen gesträubt. Sie schien rasch zu erkennen, dass sie es nicht verbieten konnte. Kein Wunder, blieb das Ergebnis nicht aus. Bald schauten ihr mehr Boys hinterher, als sie wollte.


Das Heraufziehen des Strings war derart "in", dass sie sogar so zur Schule ging. Den Jungs gefiel es und die Girls akzeptierten sie als eine der Ihren. Vergessen waren die Zeiten mit ihrer Schwester vor dem Kassettenrekorder. Hörspiele waren plötzlich so etwas von out. Weshalb erfundene Geschichten hören, wenn ihre Freundinnen jeden Tag die neuesten Beziehungskrisen besprachen? Es verging keine Woche ohne dass jemand ihre "grosse Liebe des Lebens" verlor. Im ersten Moment herrschte Enttäuschung, dann kam die Wut und der Wunsch nach Rache. Spätestens nach drei Wochen wurde von der neusten "Big Love" geschwärmt, die ja so viel einfühlsamer war als das Arschloch, das sie verlassen hatte. Ihm ging’s nicht ums Ficken, er liebte ihre Seele und wünschte jeden Abend eine gute Nacht.


Wiederum einige Wochen später war der Neue das Arschloch.


Wer dazugehören wollte, musste mitziehen. Auch sie wechselte häufig den Freund. Der Unterschied war nur, dass sie manchmal eine Pause einlegte. Meist kam die Trennung von ihr aus. Jeder wollte mit ihr ficken, aber ihr sexuelles Verlangen war noch nicht so gross, dass sie einen Schwanz brauchte.


Zumindest redete sie sich das ein. Die fast allabendliche Selbstbefriedigung sprach eine andere Sprache.


Eigentlich wollte sie es ausprobieren. Wenn der Boy ihr den Finger schob, wollte sie mehr. Ausserdem hatte sie Gefallen am Blasen gefunden und nicht zuletzt wollte sie endlich von sich sagen können, Sex gehabt zu haben. Gefickt worden zu sein, genagelt, flachgelegt. Gehörte dazu. All ihre Kolleginnen hatten es schon und es war geil, wenn es stimmte, was sie sagten. Sie wollte mitreden und das konnte sie nur, wenn sie sich ficken liess.


Da war aber die Angst, beim ersten Mal etwas falsch zu machen, ihren Freund nicht zu befriedigen. Lieber noch etwas üben und sich dann nicht lächerlich machen. Wenn sie nämlich eine Pflaume im Bett war, sprach es sich rasch herum.


Jemand, der nicht gut ficken konnte, war out. All ihre Kolleginnen waren gut im Bett. Sie sagten es immer wieder. Wenn sie erzählten, wie man die Boys am schnellsten zum Abspritzen brachte, klang es so, als wüssten sie alles. Jenni war beeindruckt und auch stolz, so erfahrene Freundinnen zu haben.


Dario wird es sein. Sie wusste es, seit sie mit ihm zusammen gekommen war. Er war etwas ruhiger als die anderen und bei ihm hatte sie nicht den Eindruck, dass er nur das Eine wollte. Bei allen anderen hatte sich jeweils schnell herausgestellt, dass sie nur wegen etwas mit ihr zusammen waren. Fürs Image war das nicht schlecht, schliesslich hatte man einen Freund, um zu ficken. Sie aber war froh, für einmal jemanden zu haben, der fragte, bevor er ihr an die Titten griff. Auch er durfte, logisch.


Nach vier Wochen kam es dann zum ersten Mal. Sie waren an einer Homeparty und sie hatte ihn ins Schlafzimmer ihrer besten Freundin geführt.


„Ich will jetzt ficken.“


„Ist es nicht noch etwas zu früh? Wir kennen uns erst einen Monat und du bist vier Jahre jünger als ich.“


„Ich will jetzt ficken.“


„Weshalb die Eile? Wir haben viel Zeit. Es gibt nur ein erstes Mal. Überleg es dir gut. Wenn es einmal vorbei ist, kannst du dich nicht mehr umentscheiden.


Sie hörte nicht hin, sondern stürzte sich auf ihn und küsste ihn wild. Ihre Entscheidung fiel endgültig, als sie sich die Gesichter ihrer Kolleginnen vorstellte, wenn sie nachher wieder zu ihnen stiess.


Aber wie ging ficken eigentlich? Wie machte man es richtig?


Sie wollte nichts kaputt machen und legte sich deshalb einfach mal aufs Bett. Dario sah ihr abwechselnd in die Augen und an einen anderen Ort. Er wirkte ehrlich unentschlossen und sie befürchtete schon, er würde gehen.


Was das für eine Blamage wäre! Statt bewundernden Blicken würde sie nur ein Lachen erhalten.


Er stimmte schliesslich zu.


Dass es schön war, redete sie sich damals nur ein. In Wirklichkeit hielt sie die Schmerzen nur aus, um nicht als Feigling dazustehen.


Ihre Freundinnen gratulierten ihr. Für den Rest der Nacht war sie das Thema Nummer eins.


Sie erfuhr es erst am nächsten Morgen, nachdem sie mit hämmernden Kopfschmerzen aufgewacht war.


Zehn Tage später machte Dario Schluss. Was er damit meinte, als er sagte „mit so jemandem kann ich nicht zusammen sein“, begriff sie später.

***

Jenni lächelt. ‚Ja, das erste Mal ist zu früh gekommen. Wirklich schlimm ist es aber nicht. Es war eine lehrreiche Zeit. Ich habe begriffen, dass ich Männern auch anders danken kann als mit einem Blow-Job.’


Obwohl sie sich noch immer gerne zeigt, ist es anders als früher. Sie kennt nun den Unterschied von sexy und billig.

Als sie erwacht, ist es bereits halb zwölf.


Sie schreckt auf und reibt sich die Augen. ‚Ist es wirklich schon so spät? Ich bin doch viel zu aufgeregt, um zu verschlafen.’ Sie sieht an sich runter und reibt sich über den nackten Körper. Die Kleider des vergangenen Abends liegen neben der Zimmertür. Nun steht sie auf und streckt sich. Eine gewisse Müdigkeit steckt noch in ihr, der Preis von zu wenig Schlaf und zu viel Party.


Sie nimmt ein Top und eine Hot-Pants aus dem Schrank, beides weiss, steigt in die ultrakurze Hose und verlässt das Zimmer. Im Flur zieht sie das Top an.


Sie hat noch keinen Fuss auf die Treppe gesetzt, schon hört sie leise Stimmen. Eine gehört ihrer Schwester, die andere … Isabelle. ‚Hat Leonie mit ihr darüber gesprochen? Ich dachte, solche Gespräche seien ihr mit Isabelle unangenehm.’


Sie geht in die Küche, helles Sonnenlicht flutet ihr entgegen. Die Stimmen verstummen. Tatsächlich, ihre Schwester sitzt mit Isabelle am Tisch, vor sich eine Schüssel mit Corn-Flakes. Die Blonde nippt an schwarzem Kaffee. „Hallo“, begrüsst sie die beiden und nimmt einen Smoothie aus dem Kühlschrank.


Leonies Blick dringt bis zu ihrem Herz vor.


‚Es ist passiert – und Isabelle weiss es nicht.’ Jenni lächelt und setzt sich zu den beiden an den Tisch. „Redet ruhig weiter. Oder soll ich wieder gehen?“


Leonie lacht. „Ach nööö, wir haben keine Geheimnisse. Isabelle hat mir gerade von einem Festival erzählt. Eine Band ist mit Gasmasken aufgetreten und hat maskierte Frauen auf die Bühne genommen und sie ausgepeitscht. Wie hiess die Gruppe nochmals?“


„Napalm Eater.“


„Krass.“ Leonie steckt sich einen Löffel mit Corn-Flakes in den Mund. „Warum machen die das?“


Isabelle zuckt mit den Schultern. „Ist nur Show. Gehört zum Geschäft. Ich wette, dass die hinter der Bühne ganz okay sind.“


Leonie rutscht auf ihrem Stuhl hin und her. Ihre Augen glänzen. ‚Von vorgestern Nacht. Auch wegen Isabelle?’ Jenni fühlt sich nicht ganz wohl, wenn die Blonde mit den hüftlangen Haaren von ihren Festivals erzählt. Sie sagt, es sei Show, aber so richtig überzeugend klingt sie nicht. Für was braucht es eine Show, bei der Frauen auf der Bühne ausgepeitscht werden?


Wenn sie sich schon nicht wohl fühlt, wie denkt erst Leonie darüber? Zumindest scheint sie nicht abgestossen zu sein. Fasziniert auf eine Weise? Isabelle übt eine seltsame Anziehungskraft aus, das bemerkt sie an sich selber.


Sie bemerkt einen Blick ihrer Kollegin. Es ist einer dieser eindeutigen. Isabelle will noch immer. Jenni schüttelt leicht den Kopf. Wenn Leonie dabei ist, duldet sie keine solchen Blicke. Ihre Schwester weiss, dass sie experimentierfreudig ist und sie hat die nähere Bekanntschaft mit Isabelle nie richtig verheimlicht, allerdings ist Isabelle Leonies Kollegin. Jenni will nicht dazwischen stehen.


Isabelle trinkt schweigend die grosse Tasse Kaffee. Auch Leonie sagt nichts, aber ihre Blicke sprechen Bände. Sie will mit Jenni alleine sein. Sie hat ja auch viel zu berichten. ‚Ich habe mir damals eine Schwester gewünscht, die ihre Erlebnisse erzählt.’


„Es war ein cooler Abend gestern mit dir“, sagt Leonie.


„Das nächste Mal nehme ich einen härteren Streifen mit. Dort fliesst so richtig Blut. Ich könnte dir auch einen Porno zeigen“


„Porno … weiss nicht. Mal sehen. Der gestern war schon ganz heftig.“


„Aber du konntest doch schlafen?“ Isabelle verzieht den Mund. Ein Lächeln oder etwas Abschätziges?


„Ja, ja. Ich wollte wach bleiben, bis meine Schwester kommt, aber daraus ist nichts geworden. Ich war sooooo müde. Wir haben etwas zu besprechen.“


Erst nach einer ganzen Weile steht Isabelle auf. Sie stellt die Tasse in die Spüle. „Ich zische mal ab. Muss meine Ratten füttern. Denk dran: Wir machen wieder einen Horror-Abend. Oder einen Porno-Abend.“


Leonie kann nicht mehr ruhig sitzen. Sie greift nach Jennis Hand und drückt sie. Jenni sieht ihr an, dass es aus ihr herausbrechen will. Bis Isabelle gegangen ist, hält sie aber den Mund.


Endlich. Die Tür fällt ins Schloss.


„Wir … wir haben es getan!“ Leonie lächelt von einem Ohr zum anderen.


Jenni springt auf und umarmt ihre Schwester. „Ich gratuliere dir, das ist so schön. Glaub mir, ich habe die ganze Zeit an dich gedacht und wenn … ich wollte gestern schon heimkommen.“


„Ich weiss, ich weiss.“ Leonie küsst sie auf den Mund. „Du bist in Gedanken dagewesen. In meinem Herzen habe ich dich gespürt. Es war … zuerst hat es wehgetan. Aber Trevor ist ganz vorsichtig gewesen. Ich hatte Angst, dass es ihm zu wenig sein könnte. Er ist ja schon etwas erfahrener. Ich … es war einfach nur schön! Wie wenn alle Gefühle, die ich in meinem Leben hatte, in einen Topf geworfen worden wären. Jetzt weiss ich, was Sex wirklich bedeutet. Es ist viel mehr als nur das Körperliche. Es … es berührt die Seele.“


Jenni umarmt sie noch fester. Sie kann ihre Schwester einfach nicht loslassen. Damals hatte sie sich gewünscht, jemanden zu haben, der ihre wirklichen Gefühle versteht. Jetzt ist sie für Leonie da. Sie weiss, was in ihrer Schwester vorgeht. Sex kann etwas Überwältigendes sein und wenn man nicht aufpasst, verliert man sich darin.


„Trevor hat mich geleitet und mir alles gezeigt. Ich hätte nicht gedacht, dass ich ihm so unglaublich nahe bin.“


„Sex verbindet.“


Leonie schliesst die Augen und lehnt nach hinten. „Ja. Er hat uns noch näher zusammengebracht. Dabei kennen wir uns erst zwei Monate. Er ist einfach perfekt. Alles hat gestimmt. Dieser Tag wird für immer in meinem Herzen sein.“ Sie seufzt und drückt sich näher an Jenni. „Es kommt mir alles so leicht vor. Es gibt gar keine Hindernisse mehr. Hat sich mein Leben verändert?“


„Das hat es sich, ganz sicher. Du bist eine junge Frau. Das erste Mal bestätigt das nur noch.“ Das war ein weiterer Unterschied zu ihrem ersten Mal. Anschliessend ist sie kein bisschen älter gewesen. Leonie schon, denn sie hat die Liebe selber geküsst. Jenni spürte ein Glücksgefühl in sich wie nach einem Orgasmus.


„Ich bereue nicht, dass ich es getan habe. Trevor hat mir all meine Bedenken genommen, dass ich noch nicht bereit sein könnte. Wie war es bei dir damals?“


„Ich dachte, bereit zu sein. Wenn ich richtig auf mich gehört hätte, dann wäre ich anderer Meinung gewesen.“


Leonie schaute ihr in die Augen. „Ich habe mich bereit gefühlt. Es war gut.“


„Ich bin sicher, dass du dich richtig entschieden hast. Denk nicht zu fest darüber nach. Trevor ist ein Guter. Weisst du was? Lass uns ins Bett liegen und reden. Den ganzen Nachmittag.“


Leonie strahlte. „Au ja, lass uns das tun. Ich habe so viel erzählen.“

KAPITEL 2


Am nächsten Morgen wacht Jenni vor dem Wecker auf. Die Nacht ist bereits dem ersten Silber des Morgens gewichen. Die Frau schlägt die Bettdecke zurück und bleibt noch etwas liegen. Ihr Montagmorgen ist stets ein behäbiger Einstieg in die Woche.


Sie hört Schritte im Flur. Ihre Schwester ist auch schon wach. Sie geniesst die Zeit alleine mit ihr, während die Eltern auf Weltreise sind.


Nach einigen Sekunden erhebt sie sich und zieht sich ein Top über. Wenn es so heiss ist wie dieses Jahr im Mai, schläft sie nackt oder wie heute nur mit einem G-String bekleidet.


Sie hört das Wasser plätschern und geht erst einmal hinunter in die Küche, um sich einen Kaffee zu machen.


Besonders spannend wird’s heute Mittag. ‚Hoffentlich hat das Rote Kreuz etwas gefunden.’ Nur noch ein paar Stunden und sie wird es erfahren. Vorher freut sie sich auf den Morgen. Es tut gut, anderen Menschen zu helfen.


Die Kaffeetasse in der Hand, kehrt sie ins Zimmer zurück und legt die Kleider für den Tag zurecht. Passend zum weissen Top wählt sie einen weissen String, dazu enge Jeans. Andere gibt es in ihrem Schrank nicht. Den Blazer macht sie auch parat, wird ihn aber erst am Nachmittag brauchen.


Die Tür zum Badezimmer öffnet sich und Leonie geht in ihr Zimmer. Jenni entscheidet sich, einige Worte mit ihrer Schwester zu tauschen und folgt ihr. Sie klopft an der Tür. „Kann ich reinkommen?“


„Wenn’s dich nicht stört, dass ich mich anziehe.“


Sie tritt ein. „Haben wir noch solche Geheimnisse voreinander?


Leonie lächelt und zieht sich den BH an. Jenni hilft ihr, den Verschluss zu schliessen. Anschliessend nimmt ihre Schwester die violett-weiss karierte Panty vom Bett und schlüpft rein. Jenni schaut ihr kurz zwischen die Beine, dabei weiss sie, dass Leonie sich nicht mehr als die Bikinizone rasiert.


„Meinen Schatz hat es nicht gestört, dass ich nicht kahl bin dort unten. Es hat ihm auch zuvor nie etwas ausgemacht.“


Sie umarmt ihre Schwester. „Er liebt dich eben. Es ist egal, dass du nicht mit der Mode gehst.“


Leonie zieht Jeans und ein blassgelbes Top an. „Ich treffe mich heute Abend mit ihm. Ich muss doch nicht zu früh zu Hause sein?“


„Soll ich die strenge Mutter spielen?“


Leonie verzieht das Gesicht. „Bitte nicht. Du kannst sonst wieder einmal. Ich erzähle den Eltern auch nichts.“


„Sicher darfst du etwas länger bleiben. Vor Mitternacht solltest du aber im Bett sein. Reicht das?“


Leonie fällt das Kinn runter. „Vor Mi-Mitternacht. Das reicht natürlich. Ich hatte schon Angst, dass ich um neun zurück sein muss.“


„Ich habe mir früher auch gewünscht, mal länger draussen bleiben zu dürfen. Jeden Abend kann ich es aber nicht erlauben.“


Leonie gibt ihr einen Kuss. „Du bist die beste Schwester, die man sich wünschen kann. Tschüss! Bis heute Abend.“


Jenni geht nun selber ins Badezimmer, zieht Top und String aus und setzt sich aufs Klo. Sie denkt darüber nach, welches Duschmittel und Parfum sie heute benutzen sollte. Beides sehr unauffällig.


Sie duscht und rasiert sich unter den Armen wie auch an anderer Stelle. Das tut sie jeden Morgen, egal, ob sie einen Freund hat oder nicht. Sie will zwischen den Beinen immer kahl sein und wenn sie für einmal eine andere Intimfrisur hat, ist es doppelt wichtig, sich darum zu kümmern. Voller Stoppeln sieht es einfach nur hässlich aus und fühlt sich auch nicht gut an.


Anschliessend cremt sie sich die Stelle sorgfältig ein und zieht sich an. Zum Schluss schminkt sie sich dezent und putzt die Zähne. Den G-String, den sie in der Nacht getragen und das Oberteil, das sie sich übergezogen hat, legt sie ins Zimmer.


Mit dem Blazer über dem Arm und der Handtasche verlässt sie das Haus. Es ist gerade warm genug für armlose Oberteile und die Morgensonne bringt die Strassen zum Leuchten. Wenn alle Montage so wären … Sie schüttelt den Kopf. Ihr Wochenanfang sieht immer so aus, nur das Wetter ändert sich. Es ist schön, entspannt in die Woche zu starten und etwas Gutes zu tun.


An der Tramhaltestelle «Eyckweg» steigt sie aus und muss noch hundert Meter gehen bis zur Garage des Behindertentaxiunternehmens. Es ist niemand hier. Sie schaut auf den Fahrzeugplan und nimmt die Schlüssel für das Auto. Es handelt sich um eines der älteren, wie es für den Freiwilligenfahrdienst üblich ist. Die Festangestellten bekommen die neuen Wagen. Der Fahrplan steckt unter den Scheibenwischern.


Sie überprüft, ob die lange Rampe im Heck nicht kaputt ist. Alles in Ordnung, auch das Funkgerät.


Ihr erster Fahrgast ist ein junger Rollstuhlfahrer. Sie fährt ihn von der Institution «Pferdweid» für körperlich Behinderte ins Universitätsspital. „Routinekontrolle“ sagt er.


Sie bemerkt seine Blicke. Sie sind nicht etwas lüstern, wie sie es auch schon erlebt hat, er sieht sie eher fragend an. Das andere wäre auch kein Problem. Mit solchen Blicken kann sie leben. Irgendwo sind es doch immer wieder Bestätigungen.


„Danke fürs Fahren“, sagt der Mann und lenkt den Rollstuhl davon. Jenni schaut ihm hinterher, bis er um die nächste Ecke biegt. Sie setzt sich zurück ins Auto und bemerkt ihr Lächeln im Rückspiegel.


An diesem Morgen gibt es keine Änderungen im Fahrplan wie sonst. Beim letzten Fahrgast handelte es sich um eine Rentnerin im Rollstuhl.


„Können Sie überhaupt schon fahren?“


Jenni runzelte die Stirn. „Was denn? Auto?“


„Was sonst?“


Sie bückt sich, um den Rollstuhl mit Haken zu befestigen. „Ich bin keine Teenagerin mehr.“


„Sie wirken aber so.“


Sie legt der Frau die Sicherheitsgurte an und klappt die Rampe hoch. „In den Tierpark, stimmt das?“, fragt sie.


Die Frau nickt. „Und ob! Ich sehe wieder einmal meine Enkelin. Stellen sie sich vor! Sie ist schwanger. Was halten Sie davon?“


Jenni schaut in den Rückspiegel. Die Frau will wirklich eine Antwort. Es gilt etwas zu sagen, das sie zufrieden stimmt, sonst gibt es noch eine Klage. „Wenn ihre Enkelin ein Kind will, ist es etwas Schönes.“


„Wollen Sie auch Kinder?“


Jenni konzentriert sich auf den Verkehr. Die folgende Kreuzung ist für ihre Unübersichtlichkeit stadtbekannt. „Ich will auch Kinder. Drei oder vier.“


„Hör an, hör an. Ich dachte, junge Dinger wie sie wollten frei sein. Wir früher waren nicht frei. Wir wurden noch zwangverheiratet. Wenn der Partner den Eltern nicht gefiel, hiess es Enterbung oder Trennung.“ Die Frau beugt sich vor. „Sind Sie mit ihrem Partner glücklich?“


„Ich …“ Das geht sie im Grunde nichts an. Keine Antwort wäre aber unhöflich. „Ich habe gerade keinen Freund.“


„So. Aber an Kinder denken?“


Für den Rest der Fahrt wechseln sie kein Wort mehr. Jedes Mal, wenn Jenni jedoch durch den Rückspiegel nach hinten schaut, sieht die Frau sie an.


„Kann ich Sie irgendwohin bringen?“, fragt sie, als sie die Frau ausgeladen hat.


„Nein, ich warte hier. Wenn ich es mir recht überlege, könnten Sie etwas anderes für mich tun.“


„Sicher. Was darf es sein?“


„Sagen Sie mir, wie jemand wie Sie darauf kommt, freiwillig zu arbeiten.“


Jenni zuckt mit den Schultern. „Ich will etwas Gutes tun.“


„Sie könnten Geld spenden.“


Könnte sie, ja, davon hat sie wirklich genug. Damit ist es aber nicht getan. „Ich möchte direkt etwas Gutes tun. Keine Umwege.“


Da kommt auch schon die Enkelin. Jenni verabschiedet sich und fährt zurück zur Garage. Als sie im Tram zurück in die Innenstadt sitzt, knurrt ihr Magen. Er muss sich noch etwas gedulden. Bevor er Nahrung erhält, ist der Besuch in der städtischen Niederlassung des Roten Kreuzes angesagt.


Eine jüngere Frau führt sie an einen Tisch mit zwei modernen Hockern. „Der Flug nach Kinshasa ist gebucht. Hier sind die Papiere. Sie verbringen eine Nacht im Hotel, am nächsten Tag fährt sie ein Transporter hinaus ins Krankenhaus.“


Ihr Herz schlägt schnell, als sie das Flugticket entgegen nimmt. ‚Worauf habe ich mich eingelassen? Ach, kommt gut. Wenn ich die dankbaren Gesichter sehe, bin ich glücklich.’


„Bevor Sie abfliegen, bieten wir Sie für die gängigen Impfungen auf. Die Broschüre finden Sie in den Unterlagen


„Vielen Dank. Nun darf ich bloss mein Gepäck nicht vergessen.“


Die Aufregung hat sich noch nicht gelegt, als sie das Gebäude verlässt. Das hier wird etwas ganz anderes als Ferien werden. Alleine und weit weg von Zivilisation.


Mit raschen Schritten macht sie sich davon. Wenn sie noch lange überlegt, bereut sie ihre Entscheidung noch. Das darf nicht sein. Sie will es durchziehen.


Auf dem Weg zum Büro kauft sie ein Sandwich. Vor dem Geschäftsgebäude isst sie fertig. Es bleibt ihr eine Viertelstunde bis Arbeitsbeginn. Sie geht auf die Toilette und als sie sich zwischen den Beinen abgewischt hat, fährt sie mit der Hand prüfend über die Spalte. Noch alles schön glatt. Sie zieht die Jeans hoch und schiebt das Top hinein, darüber kommt der Blazer.


Es ist ein entspannter Montagnachmittag am Empfang. Das Telefon klingelt zwar häufig, aber es kommen nur wenige Kunden vorbei. Sie macht zusammen mit Milena Pause, wobei ihre Arbeitskollegin vom vergangenen Wochenende mit der Familie erzählt.


‚Mein Leben wird irgendwann einmal auch so aussehen. Vorher will ich die Freiheit ausgiebig geniessen.’


Auch die letzte Stunde geht schnell vorüber und Jenni verlässt den Arbeitsplatz. Im Tram schreibt sie eine SMS an Emilio, damit sein Verlangen nach ihr nicht nachlässt.


‚Muss ich noch einkaufen gehen oder hat Leonie am Wochenende den Kühlschrank gefüllt? Wahrscheinlich schon. Sie ist in solchen Dingen sehr gewissenhaft.’


Die Haustür ist nicht abgeschlossen. „Leonie!“. Im Flur steigt sie aus den Schuhen und geht als erstes in die Küche, um in den Kühlschrank zu sehen.


Er ist so gut gefüllt, dass sie die Qual der Wahl hat. Ihr Blick fällt auf die Packung gefrorener Erbsen und Karotten. Das wäre es. Schön weichgekocht, damit sie im Mund zerfall…


Ein Schluchzen reisst sie aus ihren Kochüberlegungen.


Im Türrahmen steht ihre Schwester, die Augen rot und Tränen rinnen ihr über die Wangen.


„Mein Gott, was ist geschehen?“ Jenni geht zu ihr hin und nimmt sie in die Arme.


Leonie weint und tiefe Schluchzer schütteln ihren Körper. Jenni streicht ihr über den Rücken und spricht ihr leise zu. „Lass dir ruhig Zeit. Ist schon gut. Wein dich aus.“ Sie hält ihre Schwester einfach nur in den Armen.


Sie weiss nicht, wie lange sie dagestanden sind, bis sich Leonie so weit erholt hat, dass sie wieder sprechen kann. Jennis Top ist inzwischen nass. „E-Es war eine W-Wette.“


Ein schrecklicher Verdacht kommt ihr, aber sie getraut sich nicht nachzufragen. Es ist schwierig genug und sie will Leonie nicht mit einer falschen Vermutung belasten.


„Er hat mich nur wegen einer Wette entjungfert.“


Ihre schlimmste Befürchtung bewahrheitet sich. Sie drückt ihre Schwester fester an sich und streichelt ihren Kopf. „Bist du ganz sicher? Er hat dich geliebt. Das kann man doch nicht spielen.“


Leonie schluchzt und zieht die Nase hoch. „Ich mache dein Top dreckig.“


Jenni versucht zu lachen. „Es gibt Wichtigeres als ein Top. Weine, meine Kleine. Ich will, dass du dich bald besser fühlst.“


Die Braunhaarige schaut auf. „Ich glaube, es wird mir nie wieder besser gehen.“


„Sag so etwas nicht, mein Schatz. Es wird vorübergehen. Ich bin für dich da.“


Leonie drückt sich wieder an sie und versucht zu sprechen. „Es war eine Wette mit seinen Kumpels. Ich galt als … Eisklotz. Sie haben gewettet, ob er mich … schmelzen kann. Dieser Arsch! Wenn … wenn ich ihn noch einmal sehe, bringe ich ihn um.“ Laute Schluchzer unterbrechen sie immer wieder.


Jenni küsst sie auf die Stirn. „Du bist sicher, dass es so gewesen ist?“


„Er hat mich angerufen. Ich müsse nicht zu ihm kommen, weil es eben nur eine Wette war. Im Hintergrund hat jemand gelacht.“


Jenni muss aufpassen, ihre Schwester nicht zu stark zu drücken. Sie würde Trevor am liebsten selber umbringen. Wie kann ein Mensch nur so widerwärtig sein? Wetten mit den Gefühlen seiner Freundin abschliessen! Sie würde ihm gerne wehtun. Ihn entwürdigen.


„Er hat es eklig genannt, dass ich nicht kahl bin an … Er habe mich nicht gerne geleckt. Alle anderen Frauen seien ganz rasiert gewesen. Ich soll froh sein, dass er mir jetzt schon die Wahrheit sagt. Er fragte sich, weshalb ich so schwierig zu haben galt. Einige Wochen mehr und er hätte mich sogar in den Arsch … Er hatte Recht. Ich liebte ihn so stark, dass er alles von mir haben konnte.“ Sie schluchzt laut. „Ich fühle mich so schmutzig.“


Auch Jenni kann kaum mehr sprechen. Die Wut schnürt ihr den Hals zu. Zornestränen brennen in ihren Augen. „Der einzige, der sich dreckig fühlen sollte, ist Trevor. Ich hasse ihn, ich hasse ihn so sehr. Er ist einfach nur widerwärtig. Ich verspreche dir, er wird es noch bereuen.“


„Wie meinst du das?“


Tausend Gedanken, wie sie Trevor Schmerzen zufügen könnte, gehen ihr durch den Kopf. „Er wird es bereuen!“


„Ich will jetzt etwas alleine sein“, sagt Leonie leise und möchte sich entziehen.


Jenni lässt sie nicht gehen.


„Keine Angst, du musst dir keine Sorgen machen. Ich will einfach daliegen und Musik hören.“


„Wenn du reden willst, bin ich für dich da. Zu lange solltest du nicht alleine sein. Traure ruhig, aber du darfst dich nicht runterziehen lassen.“


„Ich versuch’s.“


Jenni will duschen. Das Top landet in der dreckigen Wäsche, wie auch der String. Die Jeans wird sie noch einmal anziehen. Nackt geht sie ins Badezimmer. Auf der Toilette kratzt sie sich am Rücken, unten beim Steiss. Sie hat sich knapp oberhalb des Pospalts ein Piercing stecken lassen, ihre Version des Arschgeweihs. Es ist ihr zweites gewesen, aber das erste hat sie nicht mehr. Sie lächelt, als sie zurückdenkt. Sie hat einfach nicht auf ihre Eltern hören wollen und ihre Unterschrift gefälscht. Ein Kumpel ihres Freundes hat ihr den Bauchnabel gepierct. Sie musste einfach eins haben. Ohne war man nicht in.


Vor einem halben Jahr nahm sie es raus, weil jede Tussi eines trägt. Ohnehin trägt sie inzwischen nur noch selten bauchfrei. Der Arsch ist der grössere Eyecatcher. Das Piercing oberhalb der Pospalte passt zu ihrer Vorliebe.


Sie seift sich dreimal ein. Geschwitzt hat sie nicht stark, aber sie geniesst das kühle Wasser nach diesem warmen Frühlingstag.


Nach dem Duschen fühlt sie sich wieder wach, erholt vom Schock. Die Wut hat sich aber nicht runterspülen lassen. Was Trevor getan hat, wünscht sie niemandem. Gar niemandem. Auch sie hat schon einige unschöne Beziehungen gehabt, aber so etwas ist unter aller Sau. Sie bekommt Gänsehaut und schlägt aufs Bett.


Es muss einen Weg geben, Trevor einen Denkzettel zu verpassen. Nicht irgendeinen. Sie will, dass er ihn nie vergisst. Zuerst muss sie an ihn herankommen. Nein, das geht nicht. Er weiss bestimmt, dass Leonie eine Schwester hat. Er wird nicht auf sie hereinfallen.


Sie sehen sich jedoch gar nicht ähnlich. Leonie hat dunkle, fast schwarze Haare und ihr Gesicht ist noch mädchenhaft. Von sich hat sie den Eindruck, dass sie doch wie eine Frau wirkt, ausserdem sind ihre Haare blond, steckengerade und reichen ihr bloss bis zu den Schultern.


Vielleicht ist das ihre Chance.


Sie zieht Stretch-Hot-Pants und ein Bikini-Oberteil an. Noch kurz ins Badezimmer, um die Haare zu einem strengen Knoten zusammenzunehmen. Danach klopft sie an Leonies Zimmertür.


„Komm rein.“


Ihre Schwester liegt auf dem Bett, trägt nur noch die Panty und das Top mit BH.


Jenni lässt sich in den Kirschkernsitzsack sinken. „Ich will Trevor bestrafen.“


„Wie möchtest du das anstellen?“


„Ich weiss es noch nicht. Fest steht nur, dass ich an ihn herankommen muss. Anscheinend benutzt er Frauen gerne. Ich kann eine spielen, die ihm gefällt.“


Leonie setzt sich auf. „Du willst ihn verführen?“


„Ich kenne meine Waffen. Wenn ich ihn erst einmal habe, fällt mir schon etwas ein.“ Sie lehnt sich nach hinten und seufzt. „Ich muss nur wissen, ob ich überhaupt eine Chance habe. Hast du ihm von mir erzählt?“


„Ja. Nichts Genaues aber. Er weiss nur, dass ich eine Schwester habe.“


„Das heisst aber nicht, dass er mich erkennt. Wir sehen uns ja nicht ähnlich.


„Er weiss nicht, wie du aussiehst.“ Leonie schüttelt müde den Kopf. „Aber Antonio weiss es. Ist ein Kumpel von ihm. Er wird es ihm sicher sagen, wenn er dich sieht.“


Ein weiteres Hindernis. Auch das wird sich überwinden lassen. „Antonio wird sein Maul halten, wenn ich ihn überredet habe. Ich habe gute Argumente.“


„Was willst du tun?“


Jenni grinst. „Trevor eine Abreibung verpassen, egal, was es kostet. Für dich ist mir nichts zu teuer. Erzähl mir etwas über seine Kumpels. Wer könnte mich noch kennen?“


„Ich habe nur ganz wenig von dir erzählt. Meist waren wir mit anderem beschäftigt.“ Ein Lächeln huscht über ihr Gesicht. „Du wirst doch nicht mit allen schlafen, um sie zum Schweigen zu bringen …?“


„Mal sehen, was nötig ist. Einfach so lasse ich mich nicht flachlegen.“


Ihre Schwester fängt wieder an zu weinen. „Du musst das nicht … Es ist so ungerecht. Ich bin so d-dumm. Ich … ich hätte es bemerken sollen.“


„Gab es ein Anzeichen, dass er dich nicht liebte?“


Ihre Schwester schaut ins Leere. „Nein. Auch jetzt nicht, da ich die Geschichte kenne. Er ist ein guter Schauspieler.“


„Und ich bin eine gute Schauspielerin. Was kannst du mir über Antonio sagen?“


„Hm. Ich kenne ihn eigentlich gar nicht. Er ist auf Facebook zu finden. Vielleicht hilft das.“


„Allerdings.“ ‚Das hilft für den Anfang sogar sehr.’


Jenni bleibt bei Leonie, bis diese schläft. Zum Schluss deckt sie ihre Schwester zu und gibt ihr einen Kuss auf die Wange. Sie kehrt in ihr Zimmer zurück und schaltet den Computer ein. Auf der Facebook-Seite will sie sich zuerst mit ihrem Account einloggen, überlegt es sich doch anders.


Sie legt einen neuen Account an, währenddessen telefoniert sie mit Ann-Catharina, Lena, Joshi, Miriam und einigen weiteren und bittet sie, die Freundschaftsanfragen anzunehmen, damit sie sogleich erste Bekanntschaften auf dem Profil hat. Ausserdem braucht sie einige

Login erforderlich!
Um weiterlesen zu können, musst Du Dich einloggen.
Passwort vergessen?
Du hast noch keinen Zugang zu sevac.com? Hier geht's zur Anmeldung.

Anmeldung und Nutzung sind kostenlos. Um die angezeigte Geschichte weiterlesen zu können, ist kein Altersnachweis notwendig, da es sich um eine erotische Geschichte handelt (nicht pornografisch!). Die Anmeldung dauert keine zwei Minuten.

Kommentare


HG1
(AutorIn)
dabei seit: Dez '04
Kommentare: 66
HG1
schrieb am 12.04.2012:
»Es kommen übrigens noch zwei Teile.«

siguris
dabei seit: Feb '04
Kommentare: 110
schrieb am 12.04.2012:
»da bin ich gespannt. Und verdamtm neugierig :)«

daemmerwind
dabei seit: Dez '00
Kommentare: 50
schrieb am 17.04.2012:
»Sehr schön, unbedingt weiterschreiben. :)«

PG92
dabei seit: Jun '01
Kommentare: 22
schrieb am 25.04.2012:
»Hallo HG1.

Wie schon in den vorhergehenden Teilen ist Dein Erzählstil hervorragend, treffend beobachtete Details finden sich überall, um ein Bild von der Handlung und den Personen plastisch werden zu lassen. Sehr schön. Auch der reduzierte Einsatz von Sexszenen ist sehr angenehm, da Du es verstehst, mit unterschwelliger Erotik die Spannung (und Vorfreude) hochzuhalten. Ich freue mich auf die Fortsetzung.«



Autorinformationen Autorinfos
 Geschichte melden
Anzeige
MehrteilerAlle Teile in einer Übersicht