Die Braut - Teil 4
von dervogel
Nachdem Jessy den Raum verlassen hatte mit der Ankündigung, mich in einer halben Stunde abzuholen, begab ich mich ins angrenzende Badezimmer. Während ich mich duschte, gingen mir immer wieder Zweifel durch den Kopf. War dies wirklich alles so richtig, was ich tat? Oder sollte ich lieber erklären, dass mich der Mut verlassen hatte und ich lieber wieder nach Hause fahren wollte? Aber wollte ich das wirklich: jetzt einfach aussteigen? Vermutlich würde ich es irgendwann bereuen, wenn ich jetzt einfach alles abbrechen würde. Dieses gedankliche Hin und Her ging mir die ganze Zeit durch den Kopf, sowohl unter der Dusche als auch anschließend, als ich mich rasierte, schminkte und mich ankleidete. Jessy hatte alles perfekt vorbereitet: angefangen von dem herrlich duftenden Duschgel, der Bodylotion und dem Parfum – alles natürlich sehr feminin – über die diversen Schminkutensilien, die Unterwäsche (BH, String und Strumpfhose, alles in unschuldigem weiss) bis zu dem kurzen Faltenrock, der weißen Rüschenbluse, den Pumps und der Perücke mit den glatten halblangen Haaren. Und mit jedem Duft, mit jedem Pinselstrich und mit jedem Kleidungsstück verdrängte ich meine Bedenken ein Stück mehr, bis schließlich die eine Stimme in mir endgültig die Oberhand gewann, die immer lauter sagte: ja, lasst mich noch mehr und noch länger in diese weibliche Rolle schlüpfen!
Irgendwann kehrte Jessy zurück um mich abzuholen. Prüfend betrachtete sie mich von allen Seiten. Sofort wurde ich unsicher: hatte ich etwas übersehen? Entsprach etwas nicht ihren Vorstellungen? Schließlich meinte sie: „Grundsätzlich siehst du doch schon ganz nett anzuschauen aus. Wir werden sicher noch das ein oder andere üben und verbessern müssen, aber das wird schon werden. Doch – ich bin ganz zufrieden mit dir, meine Kleine.“
Natürlich war ich froh über diese Worte. Aber auch irgendwie stolz. Oder sollte ich besser nicht stolz sein? Schon wieder diese Selbstzweifel... Energisch schob ich sie beiseite und ging hinter Jessy her.
Oben warteten bereits Sven und zwei Frauen auf uns. Beide waren wohl Anfang 30, sehr elegant gekleidet, machten allerdings sofort einen recht strengen Eindruck auf mich.
„So“, begann Jessy, „ich möchte euch nun unsere Neue vorstellen, die gerne bei euch auf den Messen als Model arbeiten möchte. Sie hat zwar noch keine Erfahrungen in dieser Hinsicht, aber sie hat schon gezeigt, dass sie ganz lernfähig ist. Wenn man ihr sagt, was sie zu tun hat, dann folgt sie eigentlich ganz brav den Anweisungen.“
„Wie alt ist sie denn?“, fragte eine der beiden Frauen und betrachtete mich dabei prüfend.
„Sie ist laut ihrem Pass 25 und hat uns gestern schon erzählt, dass sie allein lebt – also ausreichend Zeit mitbringen kann.“ Dabei reichte sie meinen Ausweis der Frau herüber.
„Aber wieso … das ist doch mein Pass …“, aber weiter kam ich nicht, denn Jessy unterbrach mich sofort.
„Erstens hab ich dir gestern schon gesagt, dass du nicht einfach dazwischenreden sollst, wenn du nicht gefragt wirst. Hast du das schon wieder vergessen?“
Eingeschüchtert schüttelte ich den Kopf. „Nein, aber…“, aber wieder unterbrach mich Jessy, diesmal mit einem drohenden Unterton. „Das ist ja unfassbar; gerade habe ich gesagt, dass du nicht ungefragt reden sollst, und schon wieder willst du einfach losplappern. Na gut, du scheinst es wirklich drauf anzulegen. Sven, sie hat ja schon letzte Nacht Bekanntschaft mit ihm gemacht, leg ihr doch bitte wieder den Knebel an, damit wir uns hier weiter in Ruhe unterhalten können.“
Wortlos stand Sven auf, ging zu einer Kommode und holte einen Knebel hervor. Als er hinter mich trat, versuchte ich noch, Jessy umzustimmen, aber alles Bitten und Betteln nutzte nichts. Sven hielt den Knebel ganz dicht vor meinen Mund, und so beugte ich mich meinem Schicksal, öffnete meinen Mund und ging mit dem Kopf ein wenig nach vorne, so dass Sven lediglich die Schnallen hinter meinem Kopf verschließen musste. Natürlich war mir das Ganze reichlich unangenehm vor diesen beiden mir fremden Frauen, aber sie schien das alles nicht weiter zu befremden.
„Und zweitens“, griff Jessy den Faden wieder auf „finden diese Messen natürlich nicht nur in Deutschland statt, und falls du mal ein Visum brauchst brauchen wir deinen Pass, um das zu beantragen. Aber keine Angst, wir wollen ihn dir schon nicht wegnehmen.“
„Hat sie denn schon Erfahrungen auf dem Laufsteg?“, fragte eine der beiden Frauen Jessy.
„Nein, bislang noch nicht. Aber sie hat gestern etliche Kleider bei uns anprobiert, und da konnte ich schon sehen, dass sie dafür ein gewisses Talent mitbringt.“
„Und was meinst du, Jessy, wo könnten wir sie sonst noch einsetzen?“, fragte nun die andere Frau.
„Naja, ihr seht ja, dass sie recht devot und hörig ist, zumindest mir gegenüber. Ich denke schon, dass sie auch für irgendwelche Fetisch- und Bondage-Veranstaltungen zu gebrauchen wäre, nach den Erfahrungen der letzten 24 Stunden. Habt ihr denn schon eine bestimmte Veranstaltung im Sinn?“
„Wir haben am nächsten Wochenende eine große Veranstaltung in Berlin rund um das Thema Braut. Da werden neue Kollektionen vorgestellt, es ist aber auch eine besondere Show eines brasilianischen Künstlers geplant, der seine Models mit Fesseln oder Knebeln präsentieren wird. Da könnten wir sicher noch ein weiteres Model gut gebrauchen, denn manche Mädels schrecken da doch ein wenig zurück.“
„Na, das wär doch was für dich, hm?“, fragte Jessy an mich gewandt. Wobei es sich weniger um eine wirkliche Frage handelte, denn sie nahm selber die Antwort den beiden Frauen gegenüber vorweg.
„Ja, ich denke, das hört sich wirklich interessant an. Gut, wann sollen wir wo erscheinen?“
…
Natürlich hatte ich mich anfangs noch geziert. Hatte meine diversen Einwände vorgetragen, aber Jessy hatte es auf geschickte Weise verstanden, sie alle zu zerstreuen. Ganz im Gegenteil, sie hatte es geschafft, meine Neugier auf diese Veranstaltung in Berlin zu wecken. Ich musste gestehen, dass mich dieses Treffen mit den beiden Frauen auf eine unerklärliche Weise fasziniert hatte. Wahrscheinlich war es dieses „Passiv-daneben-Stehen“ und zu sehen und zu hören, wie Jessy über meine zukünftigen Erlebnisse verhandelte. Und wenn ich mich mit ihr über meine Zukunft unterhielt, dann klang es ganz einfach logisch, dass ich mich all meinen geheimen Wünschen und Sehnsüchten hingab. Natürlich fragte sie mich auch noch über meine sonstigen Vorstellungen und Träume aus, über das, was in meinem Kopf-Kino sonst noch so ablief. Und ich war froh, endlich jemanden gefunden zu haben, dem ich alles erzählen konnte. In den nächsten Tagen und Wochen fasste ich immer mehr Vertrauen zu ihr und öffnete mich von Tag zu Tag immer mehr. Und ich merkte nicht, dass sie mich mit ihren Nachfragen in eine bestimmte Richtung lenkte, mir nach und nach Dinge einredete und nahe brachte, auf die ich selber kaum gekommen wäre. Sie zwang mich zu nichts, nein, sie verstand es auf raffinierte Weise mir ihre Vorstellungen so zu verkaufen, dass ich schließlich meinte, es seien meine eigenen Ideen und Vorstellungen. Und so fuhren wir am darauffolgenden Wochenende schließlich gemeinsam nach Berlin, um an der großen Brautmesse teilzunehmen.
Die Messe
Die Messe sollte von Freitagmittag bis Sonntagnachmittag stattfinden. Die Schauen, an denen ich teilnehmen sollte, fanden jeweils zweimal am Samstag und am Sonntag statt. Jessy hatte vorgeschlagen, dass wir bereits am Freitag anreisen sollten damit wir uns auch noch ein wenig umsehen könnten. Ich war zunächst davon ausgegangen, dass ich sowohl die Anreise als auch diese erste Messerunde in meiner „normalen“ Kleidung antreten würde, aber Jessy bestand darauf, mich bereits bei ihr zu Hause komplett zu stylen und dann gemeinsam „en femme“ mit ihrem PKW nach Berlin zu fahren. Ich hatte bereits gelernt, dass es wenig Sinn machte, sie von einem einmal gefassten Beschluss abbringen zu wollen, und so willigte ich ein, mich unter ihren bewährten Händen und Augen verwandeln zu lassen. Nach einer guten halben Stunde betrachteten wir beide das Ergebnis zufrieden im Spiegel: ich trug eine hautfarbene Strumpfhose, einen knielangen dunkelblauen Rock, eine hellblaue Bluse, dunkelblaue Pumps und eine halblange Perücke mit leichten Locken. Das gesamte Make-up nebst lackierten Fingernägeln war perfekt aufeinander abgestimmt, und das Parfüm rundete das Ergebnis entsprechend ab. Zum Schluss hatte mir Jessy noch ein Paar dezente Perlen-Ohrstecker angelegt und zwei Ringe angesteckt.
Bis nach Berlin waren es knapp zwei Stunden Fahrzeit, so dass wir bereits kurz nach Messe-Eröffnung eintrafen. Wir hatten aufgrund unserer Teilnahme entsprechende Ausweise ausgestellt bekommen, so dass wir direkt auf dem Messe-Gelände parken konnten. Da ich zum ersten Mal eine solche Messe besuchte, war ich über die Vielfalt erstaunt, denn man konnte wirklich alles finden, was man für eine Traumhochzeit benötigt: Brautmode und Herrenmode, Juweliere, Friseure, Beauty & Wellness, Floristen, Dekorateure und Druckereien, Catering, Gastronomie und Hotellerie, Autovermietungen und Chauffeurdienste, Foto und Video, Musik und Entertainment, Tanzschulen, Aussteuer- und Geschenkartikeln, Reiseveranstalter, sogar Inneneinrichter und Versicherungen waren vertreten. Wir hatten verabredet, dass Jessy zunächst einige Aussteller, zu denen sie beruflich Kontakt hatte, alleine aufsuchen wollte, was wohl ungefähr zwei Stunden in Anspruch nehmen sollte. Ich sollte mich in der Zeit selbst ein wenig umsehen, und so schlenderte ich anfangs noch ein wenig verkrampft über das Messe-Gelände, legte aber im Laufe der Zeit meine Beklommenheit mehr und mehr ab. Ich war dann selbst überrascht, wie schnell die Zeit verging, bis ich mich mit Jessy wieder traf, was ich ihr auch so erzählte. Dies löste aber keine Verwunderung bei ihr aus, sie meinte nur, dass sie ja wohl mal wieder Recht damit gehabt hätte, mich schon als Frau mit zur Messe zu nehmen. Und insgeheim musste ich ihr Recht geben.
Jessy schlug dann im Laufe unseres Gespräches vor, dass ich sie am Abend zu einer Verabredung begleiten solle. Sie habe hier in Berlin vor drei Jahren einen Mann kennengelernt, mit dem sie sich seitdem immer träfe wenn sie in Berlin beruflich zu tun habe, und er sei wirklich nett und sehr unterhaltsam. Als ich sie zweifelnd ansah, gab sie zu, dass sie auch gelegentlich mit ihm ins Bett ginge, aber das würde immer ganz von der Stimmung abhängen. Manchmal würde es sie sogar reizen, wenn er ihr spielerisch dafür Geld anbiete, aber das sei wie gesagt wirklich nur eine spielerische Note, die dem Ganzen noch einen gewissen Kick geben würde. Zunächst wollte ich natürlich nicht, zierte mich ein wenig, aber Jessy brauchte dann doch nicht allzu lange, mich zu überreden, sie hatte da einfach ihre ganz speziellen Überredungskünste. Auch meinen Einwand, dass es ihrem Bekannten doch sicher nicht recht sei, wenn sie noch einfach jemanden mit anschleppen würde, ließ sie nicht gelten. Sie würde ihm vorher einfach Bescheid sagen, auch über meine „Besonderheit“, wie sie es nannte, und in einer weltoffenen Stadt wie Berlin sei das ja schließlich kein Problem.
Also fuhren wir in unser Hotel und während Jessy mit ihrem Bekannten telefonierte schickte sie mich schon mal ins Bad unter die Dusche. Nun sollte es also kommen, mein erstes Date mit einem Mann – obwohl es ja eigentlich nur ein halbes Date war. Trotzdem gab ich mir besondere Mühe, wollte neben Jessy auch attraktiv erscheinen. Sie hatte mir ein elegantes schwarzes Kleid herausgelegt, etwa knielang, mit halblangen Ärmeln und einem sehr hübschen Ausschnitt. Darunter trug ich meine nun schon übliche Wäsche - String, BH, hautfarbene Strumpfhose. Die Pumps, ebenfalls in schwarz, hatten einen recht hohen Absatz, aber mittlerweile hatte ich ja eine gewisse Übung darin. Passend zu meinen Perlen-Ohrsteckern legte mir Jessy als krönenden Abschluss noch eine Perlenkette um. So ausgestattet fühlte ich mich bereit für unsere Verabredung.
Wir hatten uns in einem italienischen Restaurant verabredet. Vor dem Restaurant wartete bereits Jessys Bekannter Peter, der uns freundlich anstrahlte. Aber dann sah ich neben ihm einen zweiten Mann stehen – ebenfalls nett strahlend. Das überrumpelte mich nun völlig, damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet! Beide sahen zugegebenermaßen sehr gut aus – beide um die 30, ca. 1,85 m groß, schlank, mit sportlichen dunklen Anzügen bekleidet. Peter umarmte zunächst Jessy sehr herzlich und gab ihr einen zarten Kuss auf den Mund. Dann stellte mich Jessy den beiden Männern vor, als ihre gute Freundin Christine, und beide gaben mir die Hand, nahmen mich leicht in den Arm und deuteten einen Wangenkuss an – wobei mir Oliver, so hieß der Zweite von ihnen, leise zuraunte, dass ich ganz zauberhaft aussähe.
Auch wenn ich zunächst überrumpelt war, dass wir zu viert waren, fing ich mich doch wieder recht schnell. Die beiden waren wirklich sehr nett, plauderten mit uns, ohne dabei aufdringlich oder unsympathisch zu erscheinen, so dass die Zeit wie im Fluge verging. Das Essen war zudem sehr gut, und der Wein, den uns der Ober empfohlen hatte, schmeckte ausgezeichnet. Vielleicht lag es auch an eben diesem Wein, dass die Stimmung immer lebhafter und gelöster wurde, und auch ich traute mich mehr und mehr, an der Unterhaltung aktiv teilzunehmen. Außerdem war ich zwischendurch gemeinsam mit Jessy – wie es sich ja für Frauen gehört – auf die Toilette gegangen, wo ich ihr zunächst vorwarf, sie hätte mir nichts von Oliver gesagt, sie aber bloß meinte, dass er doch wohl wirklich sehr nett wäre und ich mich nicht so anstellen solle, er wisse schließlich auch über mich Bescheid, und ob ich eigentlich merken würde, wie entspannt die beiden damit umgehen würden? Dem konnte ich in der Tat nichts entgegenhalten, und so beschloss ich endgültig, den Abend in vollen Zügen zu genießen.
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Schon als Kind mit 5Jahren habe ich Mädchenkleider geliebt.
Lg Scarina alias Doris oder Dieter«
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