Ella - Böses Mädchen
von EviAngel
Als ich nach Hause kam, noch den geilen Geschmack von Tobis Sperma im Mund, da saßen Ma und Tommys Pa in der Küche. Sie schauten beide ernst, Tommys Pa sah mich an, als wenn er mich fressen wollte.
„Ist was?“, fragte ich und ging aufs Zimmer. Sahen aus, als wenn sie nicht gestört werden wollten. Von mir aus!
Es war noch etwas an einer Hausarbeit zu korrigieren, die nahm ich mir vor. Ich hab sie dreimal gelesen und nichts verstanden, weil ich mit den Gedanken ganz woanders war. Das Erlebnis mit den drei Jungs war echt krass. Auf sowas hatte ich mich eingelassen, echt. Wenn Ma und Tommys Pa das wüssten, dann hätten sie einen Grund so zu schauen, wie sie geschaut haben. Wussten sie aber nicht. Also, warum guckten die mich so an? Abends legte ich mich sehr früh schlafen, aber die Gedanken wollten noch nicht ruhen, sondern in meinem Hirn rum geistern und mich nicht zur Ruhe kommen lassen.
Von Schlafen konnte echt keine Rede sein, einschlafen war einfach nicht möglich. Nach langer Zeit ging ich runter in die Küche, um mir etwas zu trinken zu holen. Ich stand am offenen Kühlschrank und wusste nicht, nehme ich jetzt den kalten O-Saft oder hole ich mir ein Glas Leitungswasser.
Völlig überraschend ging das Licht an, Tommy stand in der Tür. So hatte ich den noch nie gesehen. Zuerst wusste ich nicht, was mit dem los war, bis mir dann klar wurde, dass der total besoffen war.
„Heh!“, sagte er und wackelte hin und her. „Sssüße, schön dich ßu sehn!“
Bevor es ungemütlich wurde, nahm ich ein Glas und füllte es mit Leitungswasser.
„Komm, Sssüße, gib Küsschen!“, er torkelte näher.
„Bah, du bist ja besoffen!“
„Joup, hab ich verdient, steht mir ßu, kannßu glaum.“
„Sicher und wie du dir das verdient hast!“
Er glotzte mich an, als wenn er mich noch nie in Schlafshorts und dem kurzen Oberteil gesehen hätte.
„Du siehß velleich scharf aus! Mit dir kann ech keine mithaldn. Außerdem kannßu so gut figgen, da denkt man, die Lunte brennt, ech jetz.“
Er torkelte näher um was weiß ich mit mir zu machen. Dass ich auf den keinen Bock hatte, kann man sich wohl vorstellen. Ich wich ihm aus, das volle Wasserglas in der Hand. Ausgerechnet den Arm kriegte er zu fassen und zerrte mich zu sich. Dabei verschüttete er die Hälfte des Wassers, der besoffene Idiot.
„Komm, lass uns nochma figgn, komm!“
Er drängte mich gegen den Tisch und versuchte, mich zu küssen. Logisch, dass ich mich wehrte, er aber ließ nicht nach und versuchte es immer wieder. Auf einmal wurde er von mir weg gerissen, sein Pa stand da und schaute mich sauer an.
„Du kannst es einfach nicht lassen, wie? Versuchst ihn mit allen Tricks rumzukriegen. Vergiss es Herzchen, da nützt es dir auch nichts, wenn du dich in einen noch so offenherzigen Fummel kleidest. Der Junge ist verlobt und hat keinerlei Interesse an dir. Hast du mich verstanden?“
Verlobt? War mir doch egal, was hab ich mit dem Blödmann zu tun? Der Alte wollte mir was in die Schuhe schieben, das war doch klar! Voll ungerecht, was er mir da unterstellte. Da soll man nicht sauer werden! Von wegen offenherziger Fummel, er rannte manchmal den ganzen Vormittag im Schlafanzug herum. Ich schlaf eben so, ich war hier zuhause, da konnte ich ruhig im Schlafanzug in die Küche gehen und mir etwas zu trinken holen. Schließlich war ich nicht nackt oder so. Kann ich doch nicht dafür, dass er son verklemmter Spießer ist und sich wunderweißwas denkt.
Voll Ärger knallte ich das Glas auf den Tisch. Mein Pech war, das dort, wo das Glas auftraf, ein Schlüsselbund lag. Das Glas zersprang in eine Million Scherben, das Wasser spritzte überall hin. War mir doch egal, ich rannte raus. Wie gesagt, alles Blödmänner hier im Haus!
Am nächsten Tag, ich kam von der Schule, wollte mir die Sporttasche schnappen und zum Training, da saß Ma in der Küche, hatte wohl auf mich gewartet.
„Kind, willst du nicht erst etwas essen?“
So sah ihre Begrüßung aus.
„Nein, danke, hab keinen Hunger.“
„Setz dich bitte einen Moment her.“
Sie hockte auf der Eckbank in der Küche und klopfte neben sich aufs Polster. Ich fläzte mich auf einen Stuhl an der Seite ihr gegenüber und wartete auf das, was sie bereden wollte.
„Er sagt, du wolltest den Tommy verführen, um ihn zurück zu bekommen.“
„Wie, zurück? Er wusste doch gar nichts von …“
„Doch, Tommy hat es ihm gestern Abend erzählt, danach.“
„Besoffener Idiot!“
„Peter“, so heißt Tommys Pa. „Peter will, dass du nach Vegas gehst, mindestens für ein Jahr.“
„Was?“
„Ja, Schatz, er nimmt dir das sehr übel, das gestern.“
„Ich habe nix gemacht! Ich habe mir etwas zu trinken geholt, der besoffene Idiot kam rein und hat mich gegen den Tisch gedrängt. Der wollte was von mir, nicht ich von ihm. Das wars, sonst war nix!“
„Das will ich dir gern glauben, ich …“
„Wie, du WILLST es glauben? Denkst du, ich lüge?“
Sie guckte mich nur an. Von wegen, Blut ist dicker, voll Schiet! Großer Quatsch! Die hielt zu denen, zu den Blödmännern. Sie ließ mich im Stich! Bah, kann sich kein Mensch vorstellen, wie ich mich in dem Moment fühlte. Ich stierte sie ungläubig an und platzte heraus:
„Ich geh hier nicht weg, ich geh auf keinen Fall nach Vegas. Wenn du mich hier im Haus nicht haben willst, dann gib mir unsere Wohnung, ich bleibe hier!“
„Das ist doch Unsinn, Schatz, natürlich hätte ich dich lieber hier. Aber das wird nicht gehen, Ella-Schatz. Er besteht darauf.“
„Das ist doch Quatsch, ich muss in die Schule, ich will Abi machen und studieren! Ich habe schließlich nichts gemacht!“
„Du kannst in Vegas zur Schule gehen, das weißt du doch!“
Ma wurde ungeduldig, aber das war mir egal. Als Papa verunglückt ist, da hat sie seine Aufgabe im Werk in Vegas übernommen, da waren wir zwei Jahre dort. Natürlich weiß ich, dass ich in Vegas und überhaupt in den US zur Schule gehen kann und auch dort studieren. Aber warum sollte ich? Ich will nicht abgeschoben werden, sondern ich will hier bleiben, Volleyball spielen und in die Schule gehen. Dorthin, wo ich alle kenne und wo mich alle kennen.
„Ich bleib hier!“, gab ich ihr meinen Entschluss bekannt und haute ab.
Das Training und die ganze Mannschaft holten mich auf die Erde zurück, in deren Gegenwart und mit der gemeinsamen Arbeit an unserem Spiel wurde wieder alles normal. An Vegas dachte ich nicht mehr.
Wir spielen uns immer erst warm, zu Beginn des Trainings. Dann gehen wir ein paar taktische Züge durch, die wir x-mal üben und wiederholen und wiederholen, bis sie in Fleisch und Blut übergegangen sind. Es werden die Laufwege trainiert, damit jede weiß, wo sich die andere gerade befindet, ohne hinschauen zu müssen. Es wurde Raumaufteilung geübt und alles. Ist spannend, so lernst du das Spiel ganz genau erkennen und berechnen. Du kannst dann auch sehen, wie die Gegner aufgestellt sind, ob und was die für Laufwege trainiert haben und kannst dagegen spielen.
Unsere Trainerin war wirklich super, ehemalige Bundesliga-Spielerin. Obwohl die schon echt alt war, war die immer noch tausendmal besser als wir alle zusammen.
Wir übten auch, bei Bedarf die Taktik umzustellen. Das befahl dann die Mannschaftsführerin, manchmal in Absprache mit der Trainerin, aber auch selbständig, das war von der Trainerin gewünscht. Die Mannschaftsführerin in unserer Mannschaft war ich. Alle, die ganze Mannschaft, hörten aufs Wort. Wenn ich rief: „Dreizehn!“, das war eine der sieben Taktiken, die wir ausklamüsert und eingeübt hatten, dann stellten sie sich sofort darauf ein, sofort, ohne Zeitverzug. Gab ein unwahrscheinlich cooles Gefühl. Das sollte ich aufgeben, bloß weil die Alten mich weg haben wollten? Das wüsste ich aber! Tommy ging mir mittlerweile am Arsch vorbei, der konnte mich doch mal. Wegen dem mein Leben hier aufgeben? Kommt ja überhaupt nicht infrage!
Bei der Aufstiegsfeier, am folgenden Samstag im Vereinsheim, da war ich die Heldin der Mannschaft. Der Vereinsboss meinte, dass er stolz darauf sei, dass ich zum Verein gehöre und auch bleiben wollte, obwohl ich von zahlreichen anderen Vereinen umworben würde.
Was heißt hier, umworben? Die boten mir Geld, neben dem Fahrgeld und allen Spesen. Was sollte ich mit Geld? Meine Ma verdiente seit Jahrzehnten mehr, als wir beide ausgeben konnten, Papa war vermögend, das hat Mama geerbt, außerdem kriegten wir nach seinem Unfall eine Rente, die Ma auf mein Konto überweisen lässt, damit ich unabhängig bin. Tommys Pa ist richtig reich und nicht knauserig. Was sollte ich mit Geld? Mit mehr Geld konnte ich nichts anfangen. Was war alles Geld der Welt gegen die Freundschaft der ganzen Mannschaft, der Kameradschaft untereinander und der Anerkennung im Verein? Ich hab die anderen Vereine abblitzen lassen, logisch, für mich war das total logisch. Da die Vereine unserem Vereinsboss eine Ablöse angeboten hatten, wenn ich zu ihnen wechsle, war er etwas geknickt. Ich hab Ma überredet, eine fette Summe zu spenden. Sie spendete mehr, als die anderen Vereine als Ablöse geboten hatten, da waren sie dann wieder alle glücklich, auch der Kassenwart.
Nach so einem erfüllenden Abend bist du natürlich beschwingt, geht nicht anders. Als ich nach Hause kam, da saß Ma wieder da.
Alter! Was will die jetzt? Mit der über irgendwelche Probleme zu reden, hatte ich echt keinen Nerv, echt nicht. Das merkte sie wohl, sah es an meinem Gesicht oder was weiß ich. Jedenfalls sagte sie:
„Wir müssen morgen sprechen, Schatz. Hab eine gute Nacht, schlaf schön!“
Sie forderte ein Küsschen von mir, sie nahm mich in den Arm. Das war so schön! Seitdem sie den Lackaffen kannte, hatten wir nicht mehr so einen schönen Moment wie in den paar Sekunden.
„Gute Nacht, Schatz, träum was Schönes.“
Ich ging raus, rückwärts, hielt Augenkontakt mit meiner Ma. Gott im Himmel, wie sehr hatte ich ihre Nähe vermisst, das wurde mir da klar. Diese Augen, dieser liebe Blick, wie lieb ich meine Ma habe, kann sich kein Mensch vorstellen.
Echt, ich musste weinen, als ich im Bett lag und schon fast eingeschlafen war. Hab ganz komisch geträumt danach, ganz, ganz komisch. Ich weiß nicht mehr was, aber es war beunruhigend, seltsam, eben komisch.
Etwas weckte mich, erst als ich aus dem Traumland in die Gegenwart aufstieg, nahm ich das wahr, was mich geweckt hatte. Es klopfte jemand an die Tür.
„Ist offen!“, rief ich. Wer rein kam, das wollte ich erst nicht glauben, es war meine Ma, im Nachthemd.
„Häh?“, dachte ich. Wird bestimmt haarig werden und das am Sonntag Morgen, es war erst acht Uhr. Brauchte ich das? Nee, bestimmt nicht. Schon gar nicht um diese Zeit.
Sie huschte herein und kam zu mir unter die Decke.
„Guten Morgen Schatz, hast du gut geschlafen?“
Sie so nah zu haben, so ganz für mich, das war irgendwie, ja, irgendwie ganz anders. Trotzdem war ich natürlich auf der Hut, irgendwas war im Busch, das mit Vegas war ja nicht vom Tisch.
„Schatz, als ich in deinem Alter war, da lebte ich in einer Hippie-Kommune, davon habe ich dir noch nicht erzält. War echt eine coole Zeit, damals. Es war die sexuelle Befreiung im vollen Gange, der Minirock hatte sich etabliert, die Pille ebenfalls, es war wild in der Zeit. Seitdem ich vierzehn war, war ich sexuell aktiv, in deinem Alter sogar extrem aktiv.“
Sie guckte vielsagend. Wollte ich das hören? Peinlich war das. Wenn Erwachsene von ihrer wilden Jugendzeit erzählen, dann ist das immer peinlich. Fand sie nicht, sie erzählte weiter:
„Ich habe, wie gesagt, in einer Kommune gelebt, eigentlich in mehreren Kommunen, wir Mädchen waren sehr gefragt, damals. Jeder Kommunarde konnte mit jeder seiner Mitbewohnerinnen Sex machen, das war so üblich. Sicher gab es Ausnahmen, aber da, wo ich war, nicht. War wirklich toll, die Zeit.“
Sie träumte so ein wenig von der ach so tollen Zeit, dann erzählte sie weiter:
„Wir hatten auch oft Besuch von anderen Kommunen, Schulkollegen, später dann die Kommilitonen. Wir haben Hasch geraucht und rumgevögelt, was das Zeug hielt, kannst du glauben. Deinen Vater habe ich in seiner Kommune kennen gelernt. Wir waren uns sympathisch, das ja, aber dass wir mal zusammen kommen, das war unwahrscheinlich. Trotzdem haben wir natürlich gevögelt, war ganz normal. Mit sechsundzwanzig war ich gerade im dritten Semester, da hat es dann zwischen deinem Vater und mir gefunkt. Er war damals schon ein ernsthafter und ehrgeiziger Wissenschaftler. Obwohl er kein Kind von Traurigkeit war, er hat nichts anbrennen lassen, das nicht. Als wir erst zusammen in einer Kommune waren und später dann eine eigene Wohnung hatten, da ist es mit uns beiden richtig ernst geworden. Wir haben uns Ziele gesetzt, es mit dem Studium ebenfalls ernst genommen und ganz konsequent losgelegt. Mit dreißig habe ich die Promotion begonnen, da hatte dein Vater schon einen Titel und arbeitete bereits hier, bei Peters Vater in der Firma.
Als ich vierzig war, da habe ich dich bekommen, aber das weißt du ja alles. Ja, so war das.“
Sie träumte kurze Zeit von damals, fand sich dann auch gedanklich in meinem Bett wieder und kam zu dem, was sie sagen wollte:
„Ich finde es schön, wenn eine junge Frau sich emanzipiert, und, wie du, alle sexuellen Facetten auslotet. Es bringt dich weiter und macht dich erwachsen. Außerdem zeigt es dir die Wege auf, die dir als Frau offen stehen. Ich finde es gut, was du machst, ganz im Ernst.“
Logisch, dass ich platt war. Was sollte ich jetzt mit der Beichte anfangen? Klar, logo, freie Liebe. Die lebte ich jetzt auch aus, stand mir zu, wenn ich sie richtig verstand. Damals zu ihrer Zeit, gab es kein Aids, muss man immer bedenken. Aber ansonsten. Sie sagte mir aber damit auch, dass ich mir keinen Kopf machen soll, weil es Männer und Möglichkeiten en masse gibt für eine Frau wie mich.
Könnte sie recht haben. Denn, wenn ich es drauf anlegen würde, könnte ich jeden Tag in einem anderen Bett landen. Hat natürlich Vorteile, wenn man sich nicht kümmern muss, so wie die Jungs, sondern sich die Kandidaten unter Vielen aussuchen kann.
Aber dann kam sie zur Sache, deswegen war sie hier.
„Also, weil du dich in Vegas auskennst und wir gute Verbindungen da haben, kannst du dir etwas aussuchen. Du kannst dort in der Highschool deine Universitätsreife erreichen. Du steigst in Klasse zehn ein und schließt mit Klasse zwölf ab. Den Studienort kannst du dir aussuchen, Berkeley, Kalifornien, steht dir offen, das hat Peter versprochen, genau wie Havard oder Yale. Ich würde mir für dich Pittsburgh wünschen, weil die da die absolute Elite ausbilden, aber das ist deine Wahl.“
„Wie? Du willst mich echt los werden?“
„Ach Gott, Kind, nein, wo denkst du hin? Der Anlass ist natürlich Peters Wunsch, dich von Tommy weg zu ha ….“
„Ich hab überhaupt nichts gemacht! Der geht mir am Arsch vorbei! Wie kannst du nur denken …“
„Kind, bei aller Liebe, benutze nicht solche Ausdrücke, ja? Zumindest nicht in meiner Gegenwart, ist das klar? Tu mir den Gefallen, bitte.“
Sie schnaufte so ein wenig. Ich wusste ja, dass sie sich oft über meine Sprache aufregt, deswegen war ich lieber still, obwohl ich mal echt aufgebracht war, kann man sich ja vorstellen. Sie war noch nicht fertig:
„Mir ist klar, dass das für dich so aussieht, als wenn ich dich verstoßen würde. Das ist aber nicht so. Ich wünsche mir, dass du eine genau so, äh, abenteuerliche und freie Zeit erlebst, wie ich sie in deinem Alter erlebt habe. Ich will, dass du frei bist, dass du machen kannst, was du willst, verstehst du?“
Selbstverständlich wollte ich das glauben, aber es ging nicht. Ich war felsenfest davon überzeugt, dass der Schwachmat sie dazu überredet hatte, mich aus dem Haus zu schmeißen. Dabei, wenn der Junior-Schwachmat, wenn der heiratet, dann wird der doch eine eigene Wohnung haben, wieso wollten die mich aus dem Haus haben? Der war doch jetzt schon nicht mehr da?
„Schatz, du hast, mit den drei Jahren Highschool und einem Studium auf einer der renommiertesten Universitäten der Welt, allerbeste Berufs- und Zukunftschancen, vertraue da deiner alten Mutter.“
„Du bist nicht alt!“, das sagte ich bei einer solchen Gelegenheit immer. Immer, wenn sie auf ihr Alter anspielt, will ich sie beruhigen. So langsam glaube ich aber, dass sie nur auf ihr Alter hinweist, damit ich das sage und weil sie mich damit manipulieren kann.
„Außerdem, Berkeley, Yale, Harvard, Pittsburgh, da kann man nicht so einfach hin“, gab ich, beinahe verzweifelt, zu bedenken. „Du kannst nicht in Berkeley aufschlagen und sagen: ‚Moin, hier bin ich, wo kann ich studieren?‘ Da gibt es Wartezeiten und alles, man muss sich bewerben und es gibt Auswahlverfahren und alles.“
„Kind, an deinen Ausdrucksformen müssen wir aber noch arbeiten, wann hast du zum letzten Mal ein Buch gelesen?“
„Das stellst du dir zu einfach vor, Mama, das funktioniert nicht so leicht!“
„Doch Schatz, vertraue mir, dein Stiefvater weiß wie es geh ….“
„Nenn diesen Schwachmaten nicht Vater. In Verbindung mit dem Kretin nimm bitte das Wort ‚Vater‘ nicht in den Mund!“, unterbrach ich sie, noch aufgebrachter.
„Kind, deine französische Aussprache ist wirklich exzellent, vielleicht studierst du ja Sprachen?“
Das war wieder so eine völlig aus dem Zusammenhang laufende Aussage, über die ich mich maßlos aufregen konnte. Jetzt kam sie mir damit! Erst wollte ich wirklich aufbrausen, dann kuschelte ich mich an und war ganz bei meiner Ma, der besten Ma der ganzen Welt. Bis auf den Schwachmaten, da war sie mal echt ausgerutscht.
„Dein Stief …, äh, Peter, weiß wie es geht. wir vergeben unter dem Firmennamen Stipendien an die Universität, die dich nimmt. Das ist übliche Praxis, lernen musst du allerdings selbst.“
„Im Ernst jetzt?“
Da guckte sie mich aber so richtig von der Seite an.
„Ja, was denkst du? Dass ich dir Versprechungen mache, die ich nicht einhalten kann?“
Sie guckte hoheitsvoll. Das bring mal fertig, wir zwei lagen in meinem Bett, aneinander gekuschelt, dann soll mal einer hoheitsvoll gucken, wie meine Ma in dem Moment. Kann nur sie. Sie beruhigte sich sehr schnell.
„Nochwas: es gibt in Vegas etliche Volleyballvereine, die spielen teilweise in sehr hohen Ligen. Wir, die Firma, tritt als Sponsor auf und du hast einen Stammplatz in jeder Mannschaft, die du willst.“
Sie grinste wie ein Honigkuchenpferd, weil sie dachte, mir damit einen Gefallen zu tun. Da hatte sie mich aber am Sprechen:
„Na, das brauch ich nun wirklich nicht. Mich wollen Bundesligavereine, ich brauche da gewiss keine Protektion.“
Das war so ein wenig geflunkert, es war nur ein Verein aus der zweiten Bundesliga, der mich haben wollte. Aber egal jetzt, war nicht so wichtig.
„Darin bist du wirklich gut Schatz, das freut mich sehr. Auch deine schulischen Leistungen sind gut.“
„Woher weißt du das?“
„Dein Schuldirektor ist im gleichen Golfclub wie dein Stief ..., äh, wie Peter. Die unterhalten sich natürlich über dich. Wieso hast du die Wahl zur Klassensprecherin abgelehnt?“
Was die alles wusste! Damit sprach sie einen Punkt an, der mir wichtig war, echt, ein Reizthema.
„Weil alle Klassensprecher Streber sind und das bin ich nicht. Außerdem, das ist genau der Grund, warum ich hier bleibe. Ich bin da beliebt, die mögen mich alle, auch die Lehrer. Im Club bin ich Mannschaftsführerin, ich will da bleiben!“
Da schaute sie, ein paar Sekunden, und sagte wieder etwas, was auf den ersten Blick aussah, als sei es aus dem Zusammenhang gerissen.
„Ach Kind, ich wusste ja gar nicht, dass du so reif bist.“
„Bin ich nicht, will ich nicht, kann mir gestohlen bleiben!“
Mama kicherte über die schwachsinnige, heftig vorgebrachte Aussage, ich musste nach einiger Zeit mit kichern. Wir kuschelten ganz wunderbar, sonntags morgens unter einer Decke. Cool war das. Mama für mich ganz allein, super. So roch nur meine Ma, und nur sie war so schön warm und weich und kuschelig, so könnte ich
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