Im siebten Himmel mit der Sandkastenliebe II
von Isadonna
Liebes Tagebuch!
Heute Morgen war ich etwas enttäuscht, dass auf meinem Handy noch keine Nachricht von Andreas wartete. Aber immerhin war ich es, die gestern einen fluchtartigen Abgang hingelegt hatte.
Ich weiß nicht wie oft ich mein Handy zur Hand genommen und angefangen hatte zu tippen – jedes Mal löschte ich meine Zeilen wieder.
Wenn ich ihm nun schreiben würde und er würde nicht antworten?
Würde er mir denn irgendwann von sich aus schreiben?
Denkt er vielleicht gerade über genau das Selbe nach?
Kurz nach Mittag, lag ich immer noch im Bett und wälzte mich rastlos umher. Durch mein ostseitiges Fenster schien die grelle Vormittagssonne und hinterließ auf dem Parkettboden leuchtende Streifen. Draußen war es heute wieder sehr heiß, der Himmel war einfach nur blau, ohne jede Wolke. Natürlich flog in dem Moment, als ich zum Fenster hinaus sah, ein Flugzeug vorbei und ich musste wieder an Andreas denken. An ihn und seine weichen Lippen, die Tischlerei und das absolut überraschende Finale. Ich fasste mir zwischen meine Beine und erinnerte mich dabei daran, wie ich seinen leidenschaftlichen Atem über mir fühlte. In meinem Inneren spürte ich ein Lodern, ein Beben, das sich so nach Befreiung verzehrte.
Ich setzte mich, legte mich hin, ging duschen – obwohl ich seinen Duft nur widerwillig wegwusch, trank einen Kaffee nach dem anderen (Beruhigungstee wäre wohl ratsamer gewesen) und war schon kurz vor dem Durchdrehen, als endlich eine Sms auf meinem Handy einging. Mein Herz schlug mir bis zum Hals.
Als ich die Nachricht öffnete, war ich allerdings wieder etwas enttäuscht. Es war Katharina: „Na, wie war denn die Party gestern? Tut mir leid, dass ich dir keine Gesellschaft leisten konnte! Hab ich was verpasst?“
Ich musste schmunzeln, während ich in meinem Kopf die heißen Momente mit Andreas revue passieren ließ. Der Duft des Holzes in der Tischlerei hatte sich in mein Gedächtnis gebrannt, wie ein Brandzeichen in Fell und Haut.
„Vielleicht bist du ja beim nächsten Mal dabei! Hast aber nichts versäumt! Ich war zu Mitternacht schon im Bett! ;-)“
Nun musste ich meinem Herzrasen aber ein Ende bereiten:
„Hey Andreas! Tut mir Leid wegen gestern! Ich glaube ich habe bei dir einen falschen Eindruck hinterlassen!“
Das Warten auf seine Antwort kam mir ewig vor. Ich versuchte mir Ausreden zusammen zudenken, warum er sich mit seiner Sms so Zeit ließ.
Vielleicht ging die Party ja noch sehr lange und er schlief noch…
Vielleicht ging es ihm ganz schlecht, weil er zu viel getrunken hatte…
Möglicher Weise war er sauer auf mich, aufgrund meiner „Flucht“…
Es könnte natürlich auch sein dass...
„Hey meine Süße! Hinterlassen hast du leider gar nichts! Einen SCHLECHTEN Eindruck würde ich allerdings von dir bekommen, wenn du mir nicht beim Aufräumen hilfst ;-)!“
Oh mein Gott, wie süß kann man eigentlich schreiben?
„Ist das eine extremst subtile Einladung, um zu dir zu kommen?“
„Ich bin ein offenes Buch für dich!“
„Wann?“
„Gleich!“
Zehn Minuten später saß ich schon im Auto. Die schwarzen Ledersitze waren brennheiß von der Sonne aber ich genoss diese Hitze auf meiner Haut. Je näher ich zu seinem Elternhaus kam, desto heißer wurde mir.
Was sollte ich denn sagen? Wie würden wir uns begegnen? Küsschen links und rechts? Eine Umarmung? HÄNDESCHÜTTELN?
Als ich ankam, klingelte ich artig. Hinter der transparenten Türe bewegte sich etwas. Als er öffnete, kam mir alles vor wie in Zeitlupe…sein blondes Haar wehte kurz im Luftzug, seine blauen Augen strahlten mich an, sein Lächeln – oh sein Lächeln!! Seine braune, glatte aber raue Haut mit feinen von der Sonne gebleichten Härchen, sein Duft, all das ließ wieder diese wahnsinnig sinnliche Hitze in mir aufsteigen.
In meinem Gesicht erschien unweigerlich ein großes, strahlendes Lächeln. Manche würden es vielleicht als „Freude“ bezeichnen.
Andreas ging einen Schritt auf mich zu und umarmte mich herzlich. Ich schloss dabei die Augen und sog seinen Duft ein. Eigentlich hatte ich mir fest vorgenommen, heute nicht schon wieder mit ihm ins Bett zu steigen, aber schon an der Haustüre wäre ich wieder schwach geworden. Ich entschied mich allerdings dafür, erst einmal einzutreten. Ich musste den richtigen Zeitpunkt abwarten, um ihm zu sagen, dass ich eigentlich KEIN leichtes Mädchen war. Und natürlich sollte ich ihn in mein Geheimnis einweihen. Das Spiel das ich trieb war unfair und falsch, aber es fühlte sich so unwiderstehlich gut an.
Als wir im Esszimmer angekommen waren, bat er mir einen Kaffee an. Ich musste ablehnen, um nicht einen Koffein-Schock zu erleiden. Wie ich schon erwartet hatte, gab es kaum Unordnung zu beseitigen. Der Müll war schon in Säcken verstaut und die Bierflaschen mussten nur mehr ausgewaschen und in Kisten eingeräumt werden.
„Hat es gestern noch lange gedauert?“
„Ach, ich glaube es war ungefähr 3 Uhr, als der Letzte ging!“
„Wow! Und da bist du schon so fit heute?“
„Als fit würde ich mich nicht bezeichnen. Konnte nicht gut schlafen!“
„Hm, ich auch nicht!“
Ich lächelte ihn an, nahm ihn bei der Hand und bat ihn mich durchs Haus zu führen. Ich konnte mich von früher nur spärlich an die Räume erinnern und gestern hatte ich nur flüchtig Küche, Bad und sein Schlafzimmer gesehen.
„Wo sind deine Eltern eigentlich?“
„Die sind für drei Wochen auf Mallorca! Das machen die jedes Jahr!“
Wir waren im Büro seines Vaters angelangt. Er musste ein sehr ordentlicher Mensch sein. Bücher, Zeitschriften und Papiere waren auf dem großen Schreibtisch sorgfältig übereinander gestapelt. Nur ein Monitor und eine Tastatur befanden sich außer dem noch darauf. Dahinter stand ein alter, brauner Ledersessel. Das Leder sah weich und abgenutzt aus. An der Wand hing ein großes altes Bild, das die Weltkarte nostalgisch in Braun- und Beigetönen zeigte. Die Städte waren handschriftlich aufgetragen.
Die Jalousien waren nur so weit herunter gelassen, dass sich die Sonne ihren Weg durch die schmalen Lichtschlitze bahnen konnte. Feine Stäubchen tanzten säulenartig durch den Raum.
Ich drehte mich um. Hinter mir stand Andreas mit seinen Händen in den Hosentaschen. Wir kamen uns langsam näher.
„War ich es, die dich um den Schlaf gebracht hat?“
Andreas lächelte aber nickte dann.
Als er mich dann ansah, flatterte ein Schwarm von Schmetterlingen in meinem Bauch auf.
Seine Augen waren so blau, als würde ich in einen Ozean eintauchen während ich hineinblickte und sie sagten: „Ich habe mich so nach dir gesehnt! Wieso bist du letzte Nacht so plötzlich verschwunden?“
Ich musste ihn einfach küssen. Seine weichen Lippen berührten die meinen und mein ganzer Körper fühlte sich an…es war kein richtiges Kribbeln, mehr als würde ich von innen und außen mit Federn gestreichelt werden.
Während der Kuss immer heftiger wurde, fuhr Andreas mit seinen rauen Tischlerhänden unter mein Shirt. Bei seinen sanften Berührungen bekam ich totale Gänsehaut.
Hinter mir stand der Schreibtisch. Ich bat Andreas mich auf diesen zu setzen.
Ich zog ihn an seinem weißen T-Shirt ganz nah zu mir und umklammerte ihn mit meinen Beinen. Erst jetzt sah ich, dass an seinem Shirt kleine Holzteilchen hafteten. Er war heute also schon in der Tischlerei gewesen.
Wir küssten uns abermals und während unsere Zungen sich eng umschlangen, zogen sich unsere beiden Mitten so stark an wie Magneten. Sie wollten vereinigt werden. Nur wenige Millimeter Stoff trennten Schloss und Schlüssel davor, das zu tun, wozu sie einfach bestimmt zu sein scheinen.
Andreas schob mein Becken ganz an den Rand des Tisches und küsste mich an den Innenseiten meiner Oberschenkel. Er kniete sich vor mich auf den Boden, zog meinen kirschroten Spitzenstring zur Seite und erkundete mein frisch rasiertes, rosiges „Schloss“ mit seiner warmen Zunge. Ich schloss dabei meine Augen und musste mir vorstellen wie wir beide es hemmungslos auf dem Schreibtisch seines Vaters treiben würden, während die wohl sortierten Papiere einfach vom Tisch gefegt werden würden.
Ich genoss zwar die Liebkosungen um die Andreas sich so bemühte, aber mein dunkles Geheimnis beschäftigte mich. Ich konnte einfach nicht wirklich abschalten. Ein vorgetäuschter Orgasmus kam für mich nicht in Frage, nicht bei ihm.
„Setz dich in den Sessel!“ forderte ich Andreas leise auf. Er sah mich etwas verunsichert an. Doch ich zog seine Shorts etwas nach unten, kniete mich vor ihn und versank mit meinem Gesicht in seinem Schoß.
„Wow! Du machst das wirklich wahnsinnig…Wow!“ Er krallte sich mit beiden Händen in die Armlehnen.
Ich strich mir meine dunkelroten Locken aus dem Gesicht damit er auch alles gut sehen konnte. Allerdings ging ich sehr behutsam um. Ich wollte vermeiden, es wieder vorschnell enden zu lassen. Er war bereits mächtig ins Schwitzen gekommen und es machte mir wirklich großen Spaß ihm diesen Gefallen zu tun.
Nach einer kurzen Pause saugte ich vorsichtig an seinen Hoden. Anschließend nahm ich sie auch einzeln ganz in meinen Mund und massierte mit meiner Zunge den Bereich zwischen den beiden. Seine Atmung wurde schwer und schwerer. Schließlich drückte ich ihm meinen Haarschopf in seine Hand und zeigte ihm, dass er so alles ein wenig steuern könnte.
Doch als ich seinen „Schlüssel“ wieder in meinen Mund nahm und tief hineingleiten ließ, konnte Andreas es nicht mehr lange hinauszögern und ergoss sich schließlich heftig in meinem Mund. Ich war wirklich überrascht wie er dabei ungehemmt stöhnte.
Ganz stolz auf meine Leistung, schluckte ich seinen Saft tapfer und erfreute mich an seinem dankbaren Gesichtsausdruck.
Als wir uns anschließend umarmten, konnte ich fühlen, wie sein Herz ganz schnell und kräftig in seiner Brust schlug. Er drückte mich an sich. Ich denke er wollte mich noch fester drücken, hatte aber Angst meinen zierlichen Körper zu zerquetschen.
Ich schmunzelte ein wenig.
„Hm? Was hast du?“
„Ich weiß auch nicht…jetzt habe ich den falschen Eindruck wahrscheinlich noch bestätigt!“
„Was meinst du denn eigentlich mit falschem Eindruck?“
„Naja…ich will nicht, dass du denkst, dass…dass ich so etwas öfter mache!“
„Ja, das habe ich mir schon gedacht, dass du denkst, dass ich das denke!“
Wir lachten beide. Das lockerte die Situation wieder etwas auf.
„Nein, wirklich! Ich weiß nicht, warum ich plötzlich so bin. Warum mit dir…“
„Ich war ehrlich gesagt auch überrascht. Aber auch über mich selbst! Muss wohl daran liegen, dass wir uns von früher kennen!“
„Ja, vielleicht! Anscheinend hatten wir Einiges aufzuholen!“
Wieder lachten wir herzlich.
„Weißt du, das war noch nicht alles. Ich muss dir leider etwas beichten!“
„Was denn?“ Wollte er natürlich wissen.
„Setz dich bitte!“ Er ließ sich wieder in den braunen Ledersessel sinken.
Ich wartete noch einen Moment. Das was ich ihm zu sagen hatte, würde doch wahrscheinlich alles zerstören, was sein könnte.
„Was ist?“
Ich atmete tief durch.
„Du machst mich ein bisschen nervös, ehrlich gesagt!“
Ich setzte mich auf den Bürotisch und ließ meinen Kopf in meine Hände sinken.
„Du bist mit jemandem zusammen, nicht wahr?“
Ich sah ihn nur an, antwortete nicht.
„Ist es also wahr?“
„Ich bin…verheiratet!“ ließ ich die Bombe endlich platzen.
„Puh!“ Andreas erhob sich aus dem Sessel und ging ein paar Schritte. Er drehte mir schließlich den Rücken zu und verschränkte die Arme.
„Darf ich dir dazu etwas erklären?“
Andreas schwieg.
„Dass meine Eltern bei einem Autounfall ums Leben kamen, weißt du ja vielleicht, oder?“
„Ja, meine Mutter hat es einmal erwähnt! Tut mir sehr Leid!“
„Danke! Es war auch wirklich eine schlimme Zeit für mich und meinen Bruder! Aber er ist ja schon um einiges älter als ich und hat alles gemanagt mit Begräbnis und so. Tja, und ich hing ganz schön in der Luft. Emotional und finanziell natürlich auch.“
„Hm, war sicher nicht leicht für dich.“ Endlich drehte er sich wieder zu mir, die Arme blieben aber verschränkt.
„Worauf ich hinaus will…ein Freund meines Vaters hat sich damals um mich gekümmert. Bernhard. Er hat mir jeden Wunsch von den Augen abgelesen und ich fühlte mich einfach…sicher bei ihm. Ich weiß nicht warum er mich damals gefragt hat, ob ich ihn heiraten will. Genauso wenig weiß ich warum ich ja gesagt habe. Wahrscheinlich weil jedes Mädchen einmal heiraten möchte und es mir damals einfach vernünftig vorkam. Er bezahlt mein Studium, meine Auslandsreisen, mein Zimmer im Studentenheim, Auto, Lebensmittel, Klamotten, alles einfach!“
„Du hast ein Zimmer im Studentenheim?“
„Bernhard verbringt die meiste Zeit in Südafrika. Er leitet dort ein Forschungsteam für Automotor-Entwicklung. Ich bin also fast das ganze Jahr alleine. Er hat zwar eine große Wohnung hier, aber ganz alleine wohnen möchte ich nicht. Und miteinander geschlafen…das wirst du mir jetzt bestimmt nicht glauben…“
Andreas sah mich fragend an und schwieg.
„Wir haben vielleicht ein- oder zweimal miteinander geschlafen, aber auch das war…“
Immer noch Schweigen.
„…nicht so wie mit dir!“
„Wie lange seid ihr denn schon verheiratet?“
„Geheiratet haben wir als ich 18 geworden bin. Es war eine ganz kleine Hochzeit. Wir wollten es ja nicht so rumposaunen.“
„Und wie alt ist er?“
Puh, wenn ich dir das jetzt sage…Also gut, er ist 47!“
„Oh Mann!...Liebst du ihn denn?“
„Liebe? Ich weiß nicht…was ist das? Ich weiß nicht recht ob ich daran glauben soll! Ich denke es gibt Verliebtheit. Ich war einmal verliebt als ich 16 war…das geht vorbei. Aber Liebe? Das ist doch eine Erfindung von Menschen, die sich nach irgendetwas sehnen, vielleicht nach einem Grund für Zweisamkeit, gemeinsame Unternehmungen oder keine Ahnung.“
„Hm, vielleicht lieben sich manche Menschen wirklich? Ich glaube schon an…die Liebe! Ich hoffe dass es sie gibt!“
„Tja, dann wünsch ich dir viel Glück bei…der Suche!“
„Danke!“
„H…“ Ich setzte an, etwas zu sagen, aber ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Plötzlich fühlte ich wie Tränen in mir aufstiegen.
„Er darf mich nicht weinen sehen!“ dachte ich und lief wieder davon.
Aber gerade als ich zur Tür hinaus wollte, fühlte ich, dass Andreas meinen Arm festhielt.
Ich sah ihn verwundert an, aber da kullerten auch schon unaufhaltsam die ersten Tränen über meine Wangen und ich sah beschämt zu Boden.
„Bitte…geh nicht!“ Andreas zog mich zu ihm und drückte mich an sich.
Ich zitterte am ganzen Körper, mein Herz rotierte förmlich. Ich wollte ihn am liebsten nie mehr loslassen. Doch ich fühlte, dass es einfach falsch war, riss mich los und stürzte hinaus.
Draußen war es Abend geworden. Der glühende Sonnenuntergang tauchte die ganze Landschaft in ein orange-rosa Licht und die Luft duftete nach frischem Heu. Doch im Norden türmten sich gewaltige Quellwolken zusammen. Der Wind wehte auch kräftiger als vorhin.
Nachdem ich wieder im Studentenheim angekommen war, nahm ich eine lange kalte Dusche. Okay sie war lauwarm! Ich ließ das Wasser einfach über mich laufen. Genau wie die Tränen, die unaufhörlich aus mir strömten.
Als ich wieder ins Zimmer kam, wartete bereits ein Sms auf meinem Handy:
„Hey, meine Süße! Ich wollte dir keinesfalls Kummer bereiten! Falls ich etwas Falsches gesagt habe, tut es mir ehrlich Leid! Ich würde gerne noch mit dir über alles reden! Kann ich kurz bei dir vorbei kommen? Andreas.“
Ich setzte mich auf die Bettkante, meine Haare in ein Handtuch gewickelt, das Handy in der Hand und starrte zum Fenster hinaus, in dem ich mich selbst spiegelte. Es donnerte in den aufgetürmten Quellwolken, die immer näher rückten.
Plötzlich durchfuhr es mich wie ein Blitz, das Handy hatte zu läuten begonnen. Andreas. Ich atmete tief durch und ging ran:
„Hey! Tut mir Leid…habe dein Sms gerade erst gelesen.“
„Du, ich stehe vor dem Heim! Lässt du mich rein?“
Ich ging zum Fenster und öffnete es. Als ich hinaus sah, erkannte ich, dass Andreas gegen sein Auto gelehnt auf dem Parkplatz stand. Er hatte seine Uniform an.
Vor ein paar Minuten noch, war mir eigentlich kalt gewesen. Nun schwitzte ich wieder.
Als ich ihn gesehen hatte, war mir klar, dass ich ihn hinauflassen musste…wollte. Ich kramte hastig in meiner riesigen blauen Ledertasche nach dem Schlüssel, rannte zum Fenster und ließ den Bund klimpernd hinaushängen.
Andreas ging schnellen Schrittes unter das Fenster und machte die „wirf schon runter“-Handbewegung. Es war ein wenig wie ein moderner „Rapunzel“-Moment.
Draußen war es schon stockdunkel, relativ windig und ich hatte meine Kontaktlinsen bereits entfernt. Der Schlüssel wäre so oder so auf den Boden gefallen und so ließ ich einfach los.
„Klirr!“
„Es ist der silberne Schlüssel mit der türkisen Ummantelung! Fünfter Stock!“
Ich hörte noch das Scheppern und dann wie die Haupttüre wieder ins Schloss fiel. Wie sah ich eigentlich aus? Die Haare ins Handtuch gewickelt, schwarzes Schlabber T-Shirt, rosa Frottee-Pants, ohne Makeup, total verheult, aber nun war es ohnehin zu spät für Improvisationen.
Auf dem Flur waren bereits Schritte zu vernehmen. Ich öffnete die Zimmertür einen Spalt und setzte mich auf die rote Couch, die Bernhard mir zum Einzug gekauft hatte.
Andreas zog sich artig die Schuhe aus und schloss die Tür.
„Hey! Na? Wie geht’s dir denn?“
„Wieso trägst du denn deine Uniform?“ Er sah atemberaubend aus!
„Ja, ich fahre eventuell noch zum Flughafen. Nachtflug nach Düsseldorf und ich muss vielleicht einspringen!“
„Achso, du bist also nur auf der Durchreise!“ versuchte ich die Stimmung ein wenig zu lockern.
Andreas setzte sich zu mir auf die Couch. Vom Geruch seines Aftershaves betäubt, wollte ich mich am Liebsten auf ihn hinstürzen und meine Nase völlig damit voll saugen. Er gab mir den Schlüsselbund.
„Danke! Was machst du hier? Woher weißt du eigentlich wo ich…“
„Katharina hat’s mir verraten. Ich weiß auch nicht. Ich wollte nur…“
„Nur was?“
„Sehen ob es dir auch gut geht!“
„Es ging mir schon besser, aber ich schaffe das schon! Ich bin ein großes Mädchen!“
„Aber du hast geweint!“
„Ich bin eben nahe am Wasser gewachsen!“
„Warum hast du geweint?“
Ich antwortete nicht, denn ich wusste keine Antwort.
„Vielleicht weil dein Gewissen dich plagt? Oder vielleicht doch weil…“
„Weil was?“
„Ich will ganz ehrlich zu dir sein, in Ordnung?“
Ich sah ihm nur erwartungsvoll in seine Augen. Draußen stürmte es plötzlich gewaltig.
„Ich schätze dich nicht so ein, dass du so etwas öfter machst…mit jemandem einfach so schläfst. Ich glaube irgendwie – bitte unterbrich mich, falls ich mich irre – dass das schon etwas mit mir zu tun hat. Ich wage fast zu glauben, dass…“…„Dass du doch etwas für mich empfindest, auch wenn du es nicht wahr haben willst!“
Ich wusste nichts zu sagen. Wieder fühlte ich Tränen in mir aufsteigen.
„Du solltest jetzt gehen!“
„Habe ich Recht?“ wollte er wissen.
Ich stand auf, legte mich bäuchlings in mein zerknautschtes Bett und heulte in mein Kissen.
Dicke, schwere Regentropfen prasselten gegen die Fensterscheibe.
„Monika!“ Er hechtete mir nach und legte seine rechte Hand sanft auf meinen Rücken.
„Hey! Tut mir Leid! Das wollte ich nicht! Ich…“ Merklich nervös kam er immer mehr ins Stottern. „Ich mache doch so etwas normaler Weise auch nicht. Bei mir hat es auch eindeutig an dir gelegen!“ Vorsichtig lugte ich aus meinem Zufluchtskissen in seine Richtung und wartete gespannt auf weitere Erläuterungen.
„Verstehst du was ich sage? Ich habe mich in dich verliebt, Monika! Ich war schon in dich verliebt, als wir 13 waren!“
Ich hob meinen Kopf und wischte mir die letzten Tränen aus meinen immer größer werdenden Augen. Nun hatte er mich tatsächlich überrascht.
„Als ich dich vorgestern bei Katharina am Pool sah, kamen all die süßen Erinnerungen wieder in mir hoch.“
„Warum hast du früher nie etwas gesagt?“ Aufgeregt knabberte ich an meinen Fingernägeln.
„Keine Ahnung, ich hatte einfach nicht den Mut! Außerdem kam dann das mit deinen Eltern und ich wusste nicht, ob ich dich jemals wieder sehen würde!“
In mir erschien das Bild von Andreas als er noch ein Junge war. Vor meinen Augen erschien das Bild des traurigsten Jungen der Welt. Seine Worte ließen mich förmlich auftauen und ich musste ihn einfach küssen.
Sintflutartig donnerten Sturm und Regen gegen die Fensterscheibe, während ich Andreas, der im Schneidersitz in meinem Bett saß, mit meinen Beinen umschlang und leidenschaftlich küsste. Ich nahm das Handtuch von meinem Kopf und meine feuchten Locken fielen mir ins Gesicht. Andreas strich sie mir zärtlich hinter die Ohren. Ich war damit beschäftigt, sein Hemd aufzuknöpfen. Obwohl die Offiziers-Nähte mich so anturnten, wollte ich seine nackte Haut auf meiner spüren. Endlich hatte ich es geschafft mich auch aus meinem T-Shirt zu befreien. Der alte, dünn gewordene Stoff landete lautlos auf dem Parkettboden neben dem Bett.
„Bitte lauf nicht mehr einfach davon! Ich will dich nicht verlieren! Nicht noch einmal!“
„Du hast Glück! Im Moment habe ich nicht viele Fluchtmöglichkeiten und hinaus würde ich im Moment nicht mal einen Hund jagen! Wie viel Zeit bleibt uns denn noch?“ wollte ich wissen. Er hatte doch vielleicht noch seinen Nachtflug vor sich.
Das breite, silberne Band seiner Uhr ließ sein Handgelenk schmal wirken. Auf seinem Blackberry waren anscheinend auch keinerlei Neuigkeiten eingegangen.
„Wenn sich bis jetzt niemand gemeldet hat…“ Er lächelte mich an.
Widerwillig löste ich unsere innige Liebkosung um die Vorhänge zuzuziehen und eine kleine playlist auf meinem Labtop zu starten.
Nachdem ich noch die Deckenleuchte abgedreht hatte, schien nur noch das Licht der Straßenlaterne durch die gelben, ausgeblichenen Vorhänge. Nur Umrisse und Formen waren noch zu erkennen. Ich ertastete vorsichtig Andreas’ Lippen um sie abermals zu küssen. Erkundend streichelte ich seine Brustwarzen. Andreas ließ seine Fingerkuppen sanft über mein Gesäß gleiten. Ein ganzer Schwall konzentrierter Gefühle ließ mich förmlich erzittern.
Das Unwetter draußen hatte sich wieder etwas beruhigt. Regentropfen klopften mild gegen die Scheibe, in der Ferne war noch dumpfes Donnergrollen zu vernehmen.
Wir waren nun vollkommen nackt und küssten uns voreinander im Bett kniend. Unsere Oberkörper berührten einander. Ich spürte sein Herz wie wild in seiner Brust pochen, ebenso wie meines. „Wenn wir jetzt miteinander schlafen würden, würde es mit dem Wissen geschehen, dass wir etwas füreinander empfinden.“ Ratterte es in meinem Gehirn.
„Leg dich hin!“ flüsterte ich Andreas leise in sein Ohr. Ich kniete mich über ihn und ließ ihn meine bereits nasse Mitte spüren. Von der Musik geleitet, führte ich mit meinem Becken kreisende Bewegungen durch. Ich beugte mich kurz über ihn und ohne wirkliche Absicht glitt er in mich. Kurz musste ich nach Luft ringen, Andreas krallte sich in meine Hüften. So hielten wir einige Momente fast reglos, nur nervös atmend, inne und genossen unsere verschmelzenden Körper. Sie hatten sich allem Anschein nach wirklich schon Jahre lang nacheinander gesehnt. Sein Fleisch in meinem zu spüren, war wortwörtlich erfüllend.
Andreas richtete sich wieder etwas auf und lehnte sich gegen das feuchte Kissen, in das ich Minuten zuvor noch meine Tränen vergossen hatte. Ich ließ meinen Oberkörper etwas zurück fallen und stützte mich auf meinen Händen auf. Ein Bein legte ich auf seiner Schulter ab, das andere gab mir genug Halt, sodass er ungehindert tief in mich eindringen konnte.
Zu Beginn waren wir noch vorsichtig, doch nach und nach ließen wir unsere ungezügelten Körpermitten wie geölt lustgierig gegeneinander klatschen.
„Andreas!“ Sein Name erklang im Ton meiner Stimme im ganzen Raum, im dunklen, leeren Nachbarszimmer, im Flur, der im beleuchteten Notausgang-Symbol gänzlich grün erschien und wahrscheinlich auch noch im Stiegenhaus.
Wir schwitzten und stöhnten, keine Anstrengung schien uns zu schade.
„Dein Körper ist der reine Wahnsinn!“ keuchte Andreas mir ekstatisch zu.
Gerade wollte ich noch einen Stellungswechsel vorschlagen, als ich plötzlich merkte, dass sich in mir ein mächtiger Orgasmus ankündigte. Der Turm der Glückseligkeit baute sich erst zaghaft auf, doch stetig wurde er höher und höher, jeden Moment könnte ich zu den Sternen greifen. Ich zögerte den Moment noch etwas hinaus um mich schließlich dem Urknall, der Explosion in mir, die mich die ganze Welt zwischen meinen Beinen spüren lassen würde, voll hingeben zu können.
„Verdammt!“ Andreas Handy läutete und mein sich auftürmender Höhepunkt fiel in sich zusammen wie ein filigranes Kartenhaus im Windstoß.
Kein Urknall, keine Explosion, keine ganze Welt in mir, dabei war ich diesem Moment so nah. Ich ärgerte mich irrsinnig, fast war ich schon stocksauer, doch ich war auch neugierig, wer Andreas angerufen hatte…in diesem unpassenden Moment.
„Ja, alles klar! Bis gleich!“ „Ach, verdammt, verdammt!“ ärgerte er sich ebenfalls, während er begann sich anzuziehen. „Jetzt muss ich doch noch fliegen! Tut mir echt Leid!“
Ich seufzte und ließ mich einfach wieder bäuchlings ins Bett fallen.
Nachdem er wieder in seine Piloten-Kluft geschlüpft war, drückte er mir noch einen Schmatz auf linke Pobacke. Diese kurze Berührung hatte fast ausgereicht, um mich doch noch über diese Grenze zu bringen. Die Grenze zwischen körperlicher Erwartung, Hoffnung und Erfüllung.
„Wir holen das doch bestimmt nach, oder?“
„Mhm!“ antwortete ich, während ich mit gemischten Gefühlen dachte: „Ja, sehr gerne!“ und: „Verschwinde jetzt, damit ich DAS zu Ende führen kann, das DU begonnen hast!“
Als er schließlich gegangen war, öffnete ich das Fenster um etwas Frischluft herein zu lassen, die nach Sommergewitterregen auf heißem Asphalt roch. Im Hintergrund ließ ich zur Berieselung den Film „Fear and Loathing in Las Vegas“ laufen. Die Szene mit den vielen Grapefruits und dem Messer kostete mich ein Schmunzeln. Ich versuchte einzuschlafen, aber die „Nah-Orgasmus-Erfahrung“ ließ mir keine Ruhe. Immer wieder starrte ich rastlos nach oben. Die wandernden Schatten der Filmlichter tanzten schwarz, grau, weiß unermüdlich an der Decke. Mein Labtop erschien mir wie ein kleiner Sklave, der mir in meinen leidenden Stunden seine Dienste leistete und förmlich „beistand“. Nein, nicht wie ein Sklave – wie ein Knastbruder, der einfach unterhaltsam war.
Sollte ich nun auf morgen - oder wer weiß wann - warten, um den Gipfel der Lust endlich zu erklimmen? Oder sollte ich mir selbst diese fantastischen, pulsierenden Wellen herbeiführen? Ich krallte mich in mein Laken und kann es immer noch nicht glauben, aber…ich entschied mich zu warten.
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(AutorIn)
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im softbereich wäre sie sicher besser aufgehoben.
teil 3 kann ich mir dann wohl sparen. schade.«