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Kommentare: 3 | Lesungen: 2866 | Bewertung: 6.80 | Kategorie: Lesbisch | veröffentlicht: 22.03.2012

Kuschelwetter Teil 10

von

Kapitel 1 – Die große Baustelle – Herbst 1998

Leicht nervös blickte der Herr im dunklen Anzug noch einmal zur geschlossenen Tür des Besprechungsraumes, ging langsam ein Stück zum Fenster und wieder zurück, um dann vor der Projektionswand zu einer Erklärung auszuholen.

„Wie Sie wissen, wurde beim Bau der U-Bahn etwas entdeckt. Ein Kilogramm des Materials entspricht mindestens der Energiemenge von einem Jahr Sonneneinstrahlung auf der gesamten Erdoberfläche. Mindestens, wenn nicht noch viel mehr.“

Während er die dargestellten Diagramme erläuterte, ließ Angelina ihren Blick über die Anwesenden am großen Tisch schweifen. Es war jetzt schon eine Weile her, dass sie von der Stadtverwaltung als Beraterin engagiert worden ist, zumindest stand das auf den ganzen Papieren, die sie unterschreiben musste. Sie wusste, dass es um viel mehr ging, als man ihr sagen wollte, denn sie wurde zwar auf die Baustelle gelassen, aber nicht in den Schacht hinunter. Viel mehr als ein abgebrochenes Studium konnte sie nicht vorweisen, aber es war sie gewesen, die die Struktur dieser festen weißen, leicht durchsichtigen Substanz erkannt hatte. Jahrelang war von etlichen Fachleuten nur herumgerätselt worden, bis sie nachweisen konnte, dass sich ohne großen Aufwand elektrischer Strom daraus gewinnen ließ, und es völlig ungefährlich war, sogar wenn man es in der Hand hielt.

Ihre Blicke kreuzten sich kurz mit denen des jungen Mannes, der schräg gegenüber saß, er hatte schon öfters gemeinsam mit ihr die ach so geheimen Sitzungen besucht – aber es war die Frau neben ihr, die sie schon seit längerer Zeit faszinierte. Dabei wusste sie nicht sehr viel von ihr, außer ihren Namen, Eva, vom Aufkleber auf ihrer Mappe, und dass sie gerade erst 22 war. Gesagt hatte sie fast nie etwas, aber es war allein schon ihr Blick, ihre ganze Ausstrahlung, die sie in ihren Bann zog, und es war nicht die erste Frau für sie, bei der sie das so erlebt hatte. Zwar interessierte sie sich auch für Männer, wenn sie süß und freundlich waren, aber ...

„Können Sie mir folgen, Frau …?“, wurde sie auf einmal gefragt.


„Ja“, unterbrach Angelina, „die Substanz kommt in kleinen Stücken vor, und die nächsten Versuche, es weiter zu teilen, werden wahrscheinlich wieder erfolglos sein.“


„Aber es müsste doch jetzt schon genug sein“, sagte jemand.


„Es ist nie genug!“, wurde der Vortragende etwas lauter, und Stille folgte.

„Wir haben viel unternommen, aber trotzdem keine weiteren Stücke gefunden“, setzte der Vortragende fort. „Die Leute fangen an, Fragen zu stellen, wir haben die Presse immer mehr am Hals. Wir können niemand mehr erzählen, dass wir im Jahr 1998 immer noch am Einbau eines Aufzugs arbeiten, wenn es in allen anderen Stationen schon längst einen gibt.“

Stille.

„Die Mittel sind uns entzogen worden, es ist aus!“

Ein Raunen ging durch die Menge, gefolgt von halblautem Gemurmel.

„Es sei denn, wir können bis Ende des Jahres noch Fortschritte vorweisen, ansonsten war es das. Das ist, was ich Ihnen sagen wollte.“

Angelina wollte schon ein „Aber ...“ einwenden, doch das ging im allgemeinen Gemurmel unter, als alle aufstanden und ihre Unterlagen ordneten und verstauten. Die Verdunkelung an den Fenstern lichtete sich wieder, und als alle auf den Gang strömten, blieb die Frau, die neben ihr gesessen war, noch etwas stehen. Sie war kleiner und noch eine Spur schlanker als sie, und die beiden hatten sich schon öfters angelächelt, aber viel mehr auch nicht. Jedenfalls schien ihr leicht schüchtern und zurückhaltend wirkendes Wesen gar nicht so recht zu ihrer gewagten, langhaarigen Frisur zu passen.

„Und ...“, sagte sie mit halb abgewendetem Blick zu Angelina.


„Ja, was denn?“


„Wie … wird das wohl weitergehen?“, sagte sie und spielte leicht nervös mit ihren Fingern.

Beide waren nun allein auf dem Gang, auf den durch die Fenster das Licht der September-Sonne fiel.

„Haben … also ich meine … hast du heute schon etwas vor?“, sagte Eva zu Angelina, die nicht wirklich älter als sie aussah. Diese blickte ihr direkt in die Augen und reagierte mit einem erfreuten Gesichtsausdruck und langen Lächeln.

„Wir wäre es, wenn wir noch etwas trinken gehen?“, antwortete sie nach ein paar Sekunden auch mit Worten.


„Mit den anderen?“


„Ich weiß nicht – mit der ganzen Männerrunde, die nur ihr Bier saufen wollen?“


„Also ich trinke schon ganz gern manchmal eines“, wendete Eva ein.


„Ja, wenn dann würde ich auch fast lieber mit dir allein.“


„Ach so?“


„Ich weiß da ein nettes Lokal am Wasser – also so lange es noch schön warm ist ...“, sagte Angelina und war fast schon dabei gewesen, sie an der Hand zu nehmen.

Sie durchschritten die breite Passage, die vom Geschäftsviertel aus zum Flussufer führte, und die Straße und die U-Bahn-Trasse überwand. Der Nachmittag war schon weit fortgeschritten, doch die Sonnenstrahlen vermochten immer noch genug zu wärmen. Ein paar Schwäne zogen ihre Runden, und viele Leute lagen in den Grünflächen herum oder saßen in den Gastgärten der Lokale, vielleicht ahnend, dass alles schon ein paar Tage später vorbei sein könnte. Auch Eva hatte wohl schon einmal zwei Frauen gesehen, die ganz beiläufig Händchen hielten und die Uferpromenade entlang gingen, aber sie sah doch lieber nicht direkt hin, und ging noch ein Stück weiter weg von Angelina.

Die beiden nahmen im Garten eines Lokals Platz, an einem der Tische zwischen den großen, alten Kastanienbäumen. Zwar waren sie fast allein hier, niemand saß in ihrer Nähe, aber trotzdem nahm schon bald jemand ihre Bestellung auf.

„Glaubst du wirklich, dass sie das Projekt abbrechen werden?“, sagte Eva.


„Wäre ja nicht die erste Investitions-Ruine … was die da schon verbaut haben“, antwortete Angelina, nachdem sie sie doch etwas nervös umgesehen hatte, ob sie auch wirklich allein waren.


„Stimmt es jetzt … dass da Kilometer von Betriebsgleisen verlegt worden sind, die im Nichts enden?“


„Ha ha, Betriebsgleise – ich weiß nicht wie du drüber denkst, aber das ist so wie der Aufzug, an dem die seit Jahren bauen. Oh, wir wollen jetzt doch überall einen einbauen, und nachträglich dauert es eben länger.“

Eva saß da und schob ihre Hände langsam über den Tisch. „Ist dir das Farbbalken-Bild am Ende der Präsentation aufgefallen?“, setzte sie fort.


„Ein Testbild, ja und?“


„Mit dem Text 'Ostküste' in ein paar Sprachen?“


„Jetzt wo du es sagst – hat wirklich wie von einem Fernsehsender ausgesehen. Aber welche Ostküste?“

Der Kellner von vorhin, dessen knappe Arbeitskleidung wirklich nicht viel verbarg, brachte ihr Bier und warf den beiden ein Lächeln zu. Doch zumindest Eva beachtete ihn kaum, weil sich ihre Blicke schon die ganze Zeit viel zu sehr auf ihr Gegenüber konzentrierten. Erst nach einer Weile nahm sie zaghaft ihr Glas in die Hand, sie prosteten sich zu, plauderten über alles, das ihnen zu der ganzen Geschichte einfiel, und auch Angelina spielte mit ihren Fingern auf der Tischplatte herum und wunderte sich fast, dass Eva nichts dabei fand, als sich ihre Hände öfters einmal berührten.

Erst als sie aufstanden, realisierten sie so wirklich, dass es schon ziemlich dunkel war, und die bunten Lampen beim Eingang nun schon eingeschaltet waren. Es war etwas kühler geworden, und viele schon wieder nach Hause gegangen, aber noch nicht wirklich kalt, auch nicht in einem Jäckchen aus dünnem Stoff. Eva kramte noch etwas in ihrer Handtasche, doch Angelina wusste, dass sie auch nur einfach dastehen und die letzten Strahlen der versinkenden Sonne und die gelb und rötlich schimmernden Wolken sehen wollte. Sie kam näher, machte zwei Schritte seitwärts – und berührte ihre Hand. Eva machte überhaupt nichts, außer ihren Blick starr auf das Wasser hinaus zu richten, bis sie doch den Fingern nachgab, die sich um ihre klammern wollten. Sie gingen ein paar Meter nebeneinander, und obwohl die Umklammerung um Evas Hand gar nicht so stark war und sie sich leicht wieder hätte lösen können, tat sie es nicht.

„Und, fahren wir mit der U-Bahn?“, fragte Angelina und sah noch einmal nach der Uhrzeit.


„Was, möchtest du schon nach Hause?“


„Nein, ich meine zur Endstation.“

Sie sahen sich an, zögerten – und gingen nach einem Schulterzucken in Richtung der nächsten Station. Nach ein paar Metern nahmen sie sich wieder an der Hand.

* * *

„Spinnst du?“, sagte Eva halblaut, als Angelina nach ein paar Blicken in jede Richtung den Baustellen-Zaun mit der Stoffabdeckung darüber aus dem Standfuß hob und etwas zur Seite schob.


„Um die Zeit ist keine Stationsaufsicht mehr da, und Bauarbeiter schon gar keine.“

Sie machte einen Schritt ins Halbdunkel auf den staubigen Boden, ihre Begleiterin kam nach ein paar Sekunden Herumzappeln doch nach und stellte das Gitter zurück. Außentüren waren immer noch keine eingebaut, so dass sie einen Blick in den finsteren Schacht werfen konnte, doch die Ruftaste leuchtete nach einem Druck darauf. Nach endlosen Sekunden vernahmen sie ein tiefes Rumpeln, ein Motor begann zu surren – und eine beleuchtete Kabine mit sich öffnenden Glastüren stand vor ihnen.

„Und jetzt?“, fragte Eva. „Der fährt nirgends hin.“

Angelina ging voraus, bemerkte das Tastenfeld, das aus nicht viel mehr Tasten als denen für zwei Stockwerke und den Notruf bestand – und drückte schnell so etwas wie eine Kombination hinein.

„Was … woher?“


„Sagen wir es so, ich habe … meinen Charme spielen lassen.“

Nach einer ruckartigen Bewegung ging es abwärts, zwanzig Sekunden lang, dreißig – und nicht weniger abrupt blieben sie stehen und wurden auf einen mit kaltweißem Licht beleuchteten Gang entlassen. Sie kamen auf einen Bahnsteig aus kahlem Beton, daneben ein tief liegendes Gleis, überall standen Baumaterialien und Geräte herum. Fast unwillkürlich kam Eva auf Angelina zu und berührte etwas mehr als nur ihre Schulter, kam näher zu ihr, weil es doch etwas kühl und ziemlich dunkel war. Die Oberweite, die sie eine Sekunde lang berührte, war nicht viel fülliger als bei ihr selbst, aber trotzdem spürte sie deutlich, was hier vorhanden war. Mit einem Ruck wollte sie ihre Hand wegziehen, wurde aber mit sanftem Druck festgehalten.

Sie drehten sich zueinander, sahen sich länger als nur ein paar Sekunden tief in die Augen, ihre tiefroten Lippen höchstens zwanzig Zentimeter voneinander entfernt. Evas rechte Hand strich langsam von Angelinas Schulter über ihren Rücken, fast schon wollte sie ihren Kopf etwas zur Seite drehen …

Angelina trat an die Kante des Bahnsteigs und starrte in die Dunkelheit auf beiden Enden. Zumindest an einem konnte sie einen schmalen Fußweg erahnen, der neben den Schienen verlief. Sie wusste, dass es kein Betriebsgleis sein konnte, jedenfalls keines, das zu einer Abstellhalle führte oder unterschiedliche Linien verband, aber warum hatte man es um Unmengen Geld gebaut, nur um ein paar Brocken eines seltsamen Materials zu transportieren? Um diese Zeit sollte wirklich niemand mehr hier sein, und die Bilder der Überwachungskameras liefen auch ins Leere, aber trotzdem kam ihr alles etwas zu einfach vor. Hatte sie etwas an sich, das sie vor unangenehmen Erlebnissen schützte, mehr als ihre Ausstrahlung, mit der sie wohl zur Not zumindest fast alle Männer und auch so manche Frau ablenken konnte?

Mit entschlossenem Blick schritt sie auf die kleine Treppe am Ende des Bahnsteigs zu, und Eva folgte ihr. Dafür, dass es immer kühler wurde, waren sie viel zu leicht angezogen, aber es fühlte sich noch erträglich an, wie ein zu kühler Abend an einem Tag im Mai in einem Sommer-Röckchen oder einer kurzen Hose. Das Gleis führte in einer leichten Kurve nach links, während sich der Weg geradlinig in einem kleinen, schwach beleuchteten Tunnel fortsetzte, und Angelina stehen blieb. Sie blickte zurück, Eva stand direkt hinter ihr, ihre Hände fanden sich ohne Worte, und sie gingen gemeinsam weiter.

Tageslicht tat sich vor ihnen auf, schwach zwar, aber immer noch viel heller als die Tunnelbeleuchtung. Waren das Schneeflocken? War das massives Eis, auf dem sie standen, hinter ihnen ein kleiner Berg oder eine schräge Wand aus grobem Beton? Als Eva von hinten auf ihre Begleiterin stieß, und sich Momente später noch enger an sie drückte, spürte sie fast keine Kälte mehr, obwohl der Wind gerade vorhin noch scharf und eisig war.

Mit vorsichtigen, langsamen Schritten gingen sie noch etwas weiter – bewegte sich die große Fläche weiter vorne, die unter der geschlossenen Bewölkung und im leichten Nebel zu sehen war? Die beiden jungen Frauen standen an einem Meer, an einer Küste aus Eisschollen und mit ein paar Zentimetern Schnee, und auch wenn sich der Horizont im Nebel verlor, so musste es noch endlos weitergehen.

„Was ist das? Wo …?“, fragte Eva.


„Jedenfalls kein unterirdischer Raum, keiner den ich kenne.“


„Gehen wir lieber zurück.“


„Es sollte kalt sein, sollte, aber so kalt ist es gar nicht, nicht so wie es aussieht.“


„Vielleicht … weil … es ist nur so ein Gefühl, aber wenn du hier bist ...“

Angelina drehte sich wieder zu Eva um, sah ihr in die Augen, strich dabei einige Male durch ihr langes Haar, sie kamen näher aufeinander zu, noch näher – und ihre Lippen trafen aufeinander, warm und etwas feucht, und nicht kalt. Beide drehten sich etwas, als ob sie tanzen würden, ihre Handflächen auf dem Rücken der anderen. Eva spürte die fremde Zungenspitze, die sich den Weg in ihren Mund bahnen wollte, presste zuerst noch ihre Lippen fest zu – doch dann ließ sie sich einfach fallen, fallen in die Arme ihrer Begleiterin.

Hand in Hand gingen sie mit schnellen Schritten zurück, zurück zum kleinen Tastenfeld an der kahlen Wand, das ihnen die Aufzugs-Kabine wieder herbeiholen sollte. Angelina drückte einfach die 'nach oben'-Taste, wartete, probierte andere Kombinationen – nichts. Ihre Begleitung trat mit den Füßen hin und her, bewegte wieder nervös ihre Finger, um dann auch wieder umzudrehen. Ein weiteres Mal gingen die beiden den Bahnsteig entlang, und wieder die kleine Treppe hinunter, folgten aber nun den Schienen.

Es war Eva, die ein Stück vorausging und den Zug zuerst entdeckte, der vor ihnen stand. Direkt vom Boden aus war der Einstieg sehr hoch, doch sie zog sich nach einem Zucken ihrer Schultern mit einem kurzen Ruck nach oben auf die schmale Trittstufe. Sie riss an den Griffen der beiden Türflügel – und beide schoben sich nach einem kurzen Zischen zur Seite. Oben stehend, reichte sie Angelina die Hand, auch sie zog sich hoch, und sie gingen beide durch das Wageninnere, das schwach beleuchtet war. Hinter der letzten Tür verbarg sich ein Steuerpult, und sie konnten auf die Gleise sehen, die sich in einem weiten Bogen durch den Tunnel wanden. Angelina sah sich kurz um, um dann einige Schalter auszuprobieren.

„Kannst du damit fahren?“, fragte Eva.


„In der Theorie schon.“

Mit einem Mal wurde es im Innenraum heller, Scheinwerfer erleuchteten den Tunnel, und das ganze Gefährt begann sich mit einem Ruck in Bewegung zu setzen. Eva klammerte sich zuerst noch an die Wand hinter ihr, schlang ihre Arme aber dann doch von hinten um Angelina, die konzentriert vor den Bedienelementen stand.

Der gebogene Tunnel musste wieder in den anderen gemündet sein, denn nach einer Weiche ging es gerade weiter – und vor ihnen wurde es hell. Sie fuhren im Freien, alles war von grellem Weiß erfüllt, links und rechts endlose Weiten aus Schnee und Eis, oder was immer es war, und sie wurden schneller. Fast war es so, als ob jedes Gefühl für Zeit und Entfernung einfach ausgeblendet war, sie nicht wussten, ob sie immer noch mit 15 km/h oder fast so schnell wie ein Flugzeug unterwegs waren, es gab keine Anhaltspunkte, nichts.

Ein Signal leuchtete auf, piepste aggressiv, und ohne dass Angelina viel gemacht hätte, wurden sie langsamer. Sie konnten nur noch ein paar Meter weit sehen, nachdem der Zug anhielt, dann endeten die Schienen einfach, und weiter vorne verlor sich alles im endlosen Weiß. Der Motor stellte sich ab, dafür war das Pfeifen des Windes zu hören, der immer wieder Schneeflocken am Fenster vorbeitrieb. Auch die Schalterstellung für Rückwärts brachte den Zug nicht wieder in Bewegung, und auch die Innenraum-Beleuchtung wurde nicht wieder hell.

Eva kauerte sich auf den Boden, die Hände über dem Gesicht, war fast zu einer kleinen Kugel zusammengerollt. Ihre Begleiterin beugte sich nach unten und strich mit einem Finger über ihre zarte, glatte Haut, die von der viel zu knappen Kleidung nicht verdeckt wurde. Erst als sie ihre ganze Hand nahm, blickte sie auf.

Die Tür ließ sich mit einem kräftigen Ziehen an einem der Griffe öffnen, und Angelina sprang, sich mit einer Hand an einer Griffstange festhaltend, auf die Eisfläche neben den Schienen. Für sie fühlte es sich immer noch nicht so kalt an, wie es aussah, doch Eva, die nach ihr herunterkletterte, zitterte. War es nur dieser Händedruck, der das im nächsten Moment auch schon wieder beendete, oder erst der Kuss, mit dem sie fast überfallen wurde? Hände umklammerten sie, der angedeutete Kuss knapp vor ihrem Gesicht wurde zwei Sekunden später zu einem wirklichen, und nun bemerkte sie auch die Sonne, welche die graue Wolkenschicht durchdrungen hatte, und ihre Haut wärmte.

„Glaubst du, das ist alles …?“, fragte Eva und zeigte auf den weißen Boden.


„Das ist nichts als Eis, aber ich bin mir sicher, knapp darunter ist alles voll mit dieser Substanz – oder das meiste ist erst dort, wo keine Schienen mehr liegen und noch niemand war. Vielleicht soll es in dieser Welt bleiben, und ...“


„In dieser Welt?“

Hinter ihnen lag eine weißgraue, dunkle Landschaft, in der außer dem Schienenstrang nicht viel zu erkennen war, vor ihnen kam immer mehr das Blau des Himmels zum Vorschein. Sie nahmen sich an der Hand, gingen weiter, dort, wo sich die Gleise fortsetzen müssten. Nicht viel mehr als fünfzig Meter weiter kam es Angelina so vor, als ob es starken Gegenwind gab, es steil bergauf ging, obwohl die Stelle ziemlich flach war – und Eva blieb stehen.

„Ich kann nicht weiter“, sagte sie.


„Ich zeige dir, wie wir weiterkommen“, hauchte Angelina einen Moment später. „Möchtest du mit mir … weitergehen?“

Eva schloss die Augen zur Hälfte und nickte langsam, als sie von vorne berührt wurde, sich ein Paar Hände an sie presste und von oben nach unten an ihr herabwanderten. Wieder hatten ihre Lippen die ihrer Kollegin berührt, und ihre Zunge forderte Einlass. Im selben Moment spürte sie eine Hand an ihrem Hosenbund, die nicht dort halt machte, sich durchzwängte, tiefer ging. Die fremde Zunge drang tiefer in sie ein, genauso wie die Hand, die sich in der Innenseite ihrer Unterhose vergraben hatte. Sie musste tief durchatmen, ihren Kopf nach oben reißen, sah in den blauen Himmel über sich – und ein Gefühl, als ob sie gerade zusammen einen Widerstand überwunden hatten, eine unsichtbare zähe Masse, durchfuhr sie, als sie in den Armen von Angelina in einen kleinen Schneehaufen fiel.

Wortlos rafften sie sich auf, sahen noch einmal zurück, gingen weiter – und nach einer kleinen Bergkuppe traten zwischen dem Schnee und Eis immer mehr Büsche und kleine Bäumchen hervor. Sie waren keine zehn Minuten gegangen, als überhaupt keine weißen Flächen mehr zu sehen waren, dafür umso mehr Wiesen und Bäume, die saftig grün aussahen, und nicht blass und mitgenommen wie nach einem langen Winter. Überhaupt war der manchmal zu spürende leichte Luftzug nun wirklich warm, und die Sonne, wenn auch schon etwas tief stehend, schien vom wolkenlosen Himmel. Angelina glaube etwas Schweiß auf ihrer Stirn zu spüren, und wischte sich mit der Hand ab. Sie entdeckte einen kleinen Bach am Rande des Waldes, neben dem sie gingen, streckte ihre Hand hinein – warm. Das Blätterdach der Bäume bildete eine kleine, geschützte Fläche, während sich vor ihnen eine weite, grüne Ebene aus Wald und ein paar Wiesen dazwischen auftat. Eva setzte sich auf den Boden und lehnte sich zurück in das weiche Gras.

„Glaubst du, das Wasser ist sauber genug zum Trinken?“, fragte sie.


„Ja, ist nur ein bisschen warm – aber warte“, sagte Angelina und deutete auf die Felsblöcke hinter ihnen, zwischen denen Wasser hervorsprudelte. Sie stand auf, probierte es, lockte Eva mit einer Handbewegung zu sich. „Das ist richtig schön kühl.“

„Das heißt, wir könnten auch etwas baden, wenn das Wasser in dem Bach angenehm warm ist?“, fragte Eva nach einer Weile, in der sie knapp nebeneinander gelegen waren.


„Ja, wenn du möchtest.“

Angelina legte ihr Jäckchen ab, mit dem es ihr ohnehin fast schon zu heiß zwar, fühlte noch einmal die Temperatur, um dann auch ihre Schuhe auszuziehen und ihre Hose zu öffnen. Als sie bemerkte, dass sie Eva, noch komplett angezogen, direkt anstarrte, hielt sie kurz inne. „Und, hast du Angst?“

Sie streifte ihre Hose ab, während Eva auch ihre Jacke auszog. Auch ihren BH öffnete sie sogleich, so dass sie nur noch in ihrem knappen Slip dastand.

„Was ist denn?“, fragte sie in Richtung Eva, die in Strumpfhose und BH auf dem Boden saß und etwas hin und her blickte, während sie ihre Finger unruhig bewegte.


„Ich kann nicht.“


„Wenn du möchtest, dann kannst du auch – und wenn du willst, kannst du mir ja hier helfen.“

Eine halbe Minute später stand Eva auf, sah Angelina in die Augen, legte eine Hand auf ihre Schulter, und die andere auf ihr Höschen. Noch einmal sah sie sich in alle Richtungen um, aber da war niemand außer ihnen, nur das leise Blätterrauschen, das Plätschern des Wassers, der leichte, warme Luftzug und die Strahlen der Sonne, die in den Halbschatten vordrangen. Sie atmete tief ein, um dann kurz die Augen zu schließen und ihre Hand Zentimeter für Zentimeter unter den Stoff vordringen zu lassen. Ihre Finger tasteten sich über die glatte Haut ihres Gegenübers – bis sie auf eine kleine Wölbung und etwas Feuchtigkeit trafen. Noch einmal holte sie tief Luft, um dann mit einem Finger noch weiter vorzudringen und in der feuchten Grotte zu versinken.

Es war Angelina, die in diesem Moment scharf einatmen musste, und Eva, die noch näher kam, ihre beiden Zungen aneinander reiben ließ, und die Unterhose mit beiden Händen nach unten zerrte. Ihre Gespielin schleuderte das Höschen mit einem Fuß weg, und machte einen Schritt in den Bach. „Komm!“

Eva zog hastig den Rest ihrer Sachen aus und legte sie neben den Felsen, folgte ihr, machte zuerst auch nur einen zaghaften Schritt hinein, um sich dann neben Angelina in das nicht allzu tiefe, warme und langsam fließende Wasser zu setzen. Sie sahen etwas auf die vor ihnen liegende Landschaft und bespritzten sich mit Wasser. Eva spürte eine Hand auf ihrer Schulter, spürte, wie sie langsam über ihren ganzen Körper strich, von oben bis unten, immer wieder. Sie rückte an eine Stelle, an der das Wasser noch etwas seichter war, und sie sich mehr zurücklehnen konnte, und fühlte, wie sich Angelina von der Seite her näher an sie drängte, und wieder über ihre Schultern und ihre Brust strich.

Im nächsten Moment lag sie auch schon über Eva und sah ihr tief in die Augen. Sie hielt sie nicht fest, drückte sie nicht nach unten – es war Eva, die sich an Angelina klammerte, sie noch näher an sich zog, ihre Brüste und die immer fester werdenden Spitzen einander berühren ließ. Es waren nicht nur ihre Oberkörper, die sich aneinander pressten und rieben, sich gegenseitig verschlangen. Die beiden küssten sich, immer wieder, immer schneller. Als Angelina ein Kratzen an ihrem Rücken spürte, hielt sie für einem Moment still, um sich dann umso fester wieder auf Eva zu stürzen, und sie für einen Moment mit beiden Händen auf die feinen Kieselsteine des Bachbetts zu drücken. Fast gleichzeitig entkam beiden ein Stöhnen – und plötzlich packte Eva ihre Partnerin fest an den Armen und drehte sich mit ihr um.

„Oh, das gefällt dir also?“, fragte Angelina.


„Ja!“, sagte Eva kurz und laut.

Sie brauchte kaum ihre Hände, um wieder den richtigen Punkt für ihr Näherkommen zu finden, spürte die fremde weibliche Knospe und die Spalten unter sich, konnte sich kaum halten, während sich zwei Paare von Händen unkontrolliert ineinander verschlangen.

Noch einmal stöhnte Angelina laut auf, schlug mit einer Hand ins Wasser, ein Zucken ging durch ihren Körper, noch einmal wurde Evas Gesicht nass, ein weiteres Mal bebte alles – bis sie schnell atmend im Wasser liegen blieb. Eva setzte sich neben sie, hielt fest ihre Hand, um mit der anderen bei sich selbst alles zu Ende zu bringen. Nur ein paar Momente später stützte sich Angelina auf, sah Eva in die Augen und setzte sich vor sie.

„Na komm, lehn dich zurück.“

Eva wurde etwas langsamer, ließ es zu, dass ihre Beine gespreizt wurden, und ihre Hand zur Seite gelegt. Sie schloss die Augen, als sie eine Zungenspitze an sich fühlte, und hob sich selbst noch etwas weiter aus dem Wasser. Fast wurde ihr schwarz vor den Augen, als die Zunge ein Stück in sie eindrang, während sich gleichzeitig zwei Finger an ihr zu schaffen machten. Angelina saugte sich für einen Moment fest, bewegte ihre Zunge noch etwas schneller – bis sich ein leise beginnender, spitzer Schrei löste. Wieder wurde alles um sie herum erschüttert, bis nur noch eine nackte, junge Frau übrigblieb, die nach Luft schnappte und beide Arme in die Fluten neben sich ausstreckte.

Angelina küsste sie noch einmal kurz, um ihr dann die Hand zu reichen und sie aus dem Wasser zu ziehen. Obwohl es fast schon dunkel war, und sie nur noch die letzten Sonnenstrahlen sahen, trockneten sie schnell an der Luft. Sie blieben erst einmal nackt an der geschützten Stelle unter den Bäumen liegen, weil es zwar immer dünkler, aber nicht kälter wurde.

„Wir sollten über Nacht hier bleiben, und morgen weitergehen“, sagte Angelina, und blickte in das Abendrot vor ihnen.


„Gut, wenn du es sagst“, erwiderte Eva, und legte ihre Hand auf den Rücken ihrer Begleiterin.

Kapitel 2 – Das Dampfbad – Die Gegenwart

„Guten Morgen!“, sagte Angelina, von der Seite her dicht an ihr jetzt schon länger dauerndes Abenteuer Ina gekuschelt, und streckte sich noch einmal, bevor sie ihre Hand wieder um sie legte. Obwohl das Bett an einer Stelle stand, an der einem nicht sofort die grellen morgendlichen Lichtstrahlen direkt ins Gesicht schienen, so sah sie doch den deutlichen Kontrast, den ihre südländische Haut zur nordischen ihrer freundschaftlichen Gespielin bildete. Wieviele Tage waren es nun schon, die sie fast immer gemeinsam aufwachten, und sie erst einmal zart über die Haut von Ina strich, bevor sie ohne jede Hektik aufstanden?

„Glaubst du, Marcello ist schon in der Ostküsten-Stadt?“, fragte Ina, die sich auf den Rücken gedreht und das dünne Leintuch etwas zurückgezogen hatte, das die Decke für beide bildete.


„Ich mache mir fast Sorgen, weil ich nicht mitgefahren bin – aber ich habe einfach gespürt, dass er das schafft, dass es so sein sollte. Dem fällt immer etwas ein.“


„Heißt er jetzt wirklich Marcello? Der spricht ja kaum Italienisch.“


„Aber ein bisschen Spanisch – nombres son sonido y humo.“


„Was? Nein, warte, Namen sind … ach egal.“


„Ja, so in etwa“, antwortete Angelina und lachte ein bisschen.

Sie strich das Tuch beiseite, so dass Ina auch fast ganz nackt da lag, und trat in das helle Sonnenlicht. Mehr als nur einige Augenblicke lang ließ sie ihre Gefährtin ihren Körper von oben bis unten betrachten, für sie fast schon ein Ritual, um ihr vielleicht doch Lust auf nur ein bisschen mehr als Streicheln und Kuscheln zu machen. Sie mochte zwar auch Männer, und hatte sogar schon welche überredet, die sonst nur mit anderen Männern ins Bett gingen, aber es war lange nicht die erste Frau für sie gewesen, umgekehrt kam es ihr aber schon so vor.

Ina wartete schon etwas zappelnd vor dem Vorhang zum kleinen Nebenraum, um dann auch ihren Druck loszuwerden. Einmal waren sie sich versehentlich auf der Toilette begegnet, doch Angelina hatte nach einem kleinen Schreck nur gelächelt, Ina mit ihrem Blick fixiert, und es in Ruhe weiter laufen lassen.

Während sich Ina nach Zutaten für das Frühstück umsah und schon auf den Duft von Kaffee freute, den sie gemeinsam auf der Terrasse trinken würden, schaltete sie nebenbei ihren Bildschirm ein, der eine Verbindung zur Antennenanlage auf der Anhöhe über der Stadt hatte. Manchmal gab es ein internes Fernsehprogramm, bei dem sich jemand mit einer Kamera und einem alten Textgenerator herumspielte, aber so groß war die Stadt an der Südküste auch wieder nicht, dass sich die Neuigkeiten nicht auch so herumsprachen. Fast automatisch schaltete sie die Kanäle durch, bis sie bei einem aufmerksamer hinschaute. Es war nur ein Balkentestbild, ein schwaches, kaum erkennbares Signal, aber die zu erahnende Schrift darin weckte ihre Aufmerksamkeit.

„Schau dir das an“, sagte sie und lockte Angelina mit einer schnellen Handbewegung zu sich. Diese hatte es nicht besonders eilig, legte ihre Hände auf die Schultern ihres Gegenübers, und drehte den Kopf ein kleines Stück zur Seite. Inas Gesichtsausdruck schwankte zwischen Nervosität und Freude, aber sie ließ das Küsschen zu, und sogar ihre Zunge in Richtung ihrer Lippen gleiten. Ob sie immer noch glauben sollte, dass es sich mit Männern doch besser anfühlte?

„Das kommt mir bekannt vor“, sagte Angelina, als sie die Worte 'Costa del Este', 'East Coast' und 'Ostküste' im schwarzen Hintergrund über den Farbbalken lesen konnte. Beide hielten einander fest, als der Empfang schlagartig besser wurde, nur ein paar Sekunden lang, um dann wieder von Störungen überlagert zu werden. Plötzlich wieder ein klares Bild, diesmal länger.

„Glaubst du …?“, fragte Ina.


„Marcello! Wahrscheinlich hat er nur die Hand auf den Sendeverstärker gelegt.“

Angelina spürte, wie sich ihre Haut vor Aufregung spannte, stand da, überlegte. Das technische Zeugs war schon immer faszinierend für sie gewesen, und sie bewunderte jene, die das alles einmal aus heute uralter Technik aufgebaut hatten, aber war es wirklich möglich, eine Funkstrecke über das Unbekannte Südland aufzubauen? Wo nach allem was sie wusste nur Sand, endlose glühende Steinwüste und womöglich noch andere Dinge waren, an die sie gar nicht denken wollte? Sie schaltete die Kamera ein, die auf dem Fernseher lag, aktivierte auf dem Gerät daneben den Rückkanal, doch sie wusste, dass es zwecklos war.

„Er schafft es vielleicht, die Leistung zu erhöhen, aber wir können nicht stärker senden“, merkte sie an. „Fast alle Antennen sind nach Süden auf das Wurmloch über dem Meer gerichtet, aber nach Norden nicht viel mehr als ein Stück Draht. Ich glaube, da müssen wir etwas umbauen.“


„Denkst du, er erzählt erst etwas, wenn er weiß, dass die Stationskennung auch ankommt?“


„Wahrscheinlich.“

Nach dem Frühstück machten sie sich auf zum Antennenmast, und Angelina erklärte alles den Leuten, die gerade dort waren. Möglich wäre es schon, die Antennen in Richtung Norden zu verdrehen, aber sie würden eine Weile dafür brauchen.

„Und was machen wir inzwischen?“, fragte Ina.


„Gehen wir doch ins Dampfbad.“


„Schon komisch, wir wissen kaum, was Kälte ist, aber trotzdem gehen wir ganz gern einmal hin.“


„So heiß ist der Dampf überhaupt nicht.“

„Ich habe deinen Alejandro in letzter Zeit gar nicht gesehen“, merkte Ina an, als sie durch eine schmale, bergab führende Gasse wieder in Richtung der Stadt gingen.


„Ach der … 'Ich glaube, ich interessiere mich doch eher für Frauen' hat er gesagt, bis ihm der Muskeltyp über den Weg gelaufen ist.“

Nach einem kurzen Kuss gingen sie weiter, bis sie vor dem Eingang des Bades standen, das halb in den Berghang hineingebaut war. Ohne die aufgemalten hellen, grellen Farben wäre es etwas unscheinbar gewesen, doch es verschwand ohnehin bald alles im Halbdunkel des Garderoben-Bereiches, in dem niemand viel redete und niemand Fragen stellte, und alle einfach nur bei einer der Nischen an den Zwischenwänden ihre Sachen ablegten. Es war ihnen eher egal, ob sie jetzt im gemischten Bereich waren oder in dem, wo es sich etabliert hatte, dass Frauen unter sich sein konnten, aber besonders viele Leute waren ohnehin gerade nicht hier.

Obwohl sie Angelina an diesem Tag schon komplett nackt gesehen hatte, war es für Ina immer noch faszinierend, als sie sich noch einmal langsam umdrehte, über ihren Körper strich und weiter in den Gang schritt, in dem auf einer Seite über mehrere Meter ein ständiger, warmer Regen herunterkam. Viel größer als ein paar Meter war die Sichtweite nicht, weil der Gang in den großen, mit Wasserdampf gefüllten Raum überging. Sie gingen beide durch den Wasserfall und spürten, wie es immer wärmer wurde. Im trockenen Teil war es dagegen so etwas wie angenehm kühl, doch sie gingen beide einfach weiter, in das immer gedämpftere Licht, das sich durch den dichten Nebel vor ihnen kämpfte.

Der Boden war mit großen Fließen bedeckt, deren verschiedene Farben noch zu erahnen waren, während die Wände aus groben Natursteinen bestanden, oder überhaupt aus nacktem Fels. Die Sitz- und Liegeflächen am Rand waren spärlich besetzt, und aus einer bestimmten Ecke heftiges Atmen zu vernehmen. Angelina setzte sich an eine Stelle, wo niemand zu sehen war, streckte die Beine breit von sich weg und lehnte sich zurück. Ina nahm knapp neben ihr Platz und legte ihre Hand auf den Oberschenkel neben sich. Die Schwaden aus Wasserdampf waren fast schon unangenehm heiß, aber es gab auch immer wieder kühlere Stellen. Sie hätten sich auch an den Strand in die Sonne legen können, aber genossen es einfach, hier die Wärme auf sich wirken und tief in ihre Körper eindringen, und ihren Schweiß eins mit dem Nebel werden zu lassen.

Angelina spürte, wie sich die fremde Hand auf ihrem Oberschenkel ein Stück weiterbewegte, weiter nach innen. Eine Anspannung erfasste ihren Körper, als sich zwei Finger der Hand noch weiter wagten, aber sie reagierte nur mit einem tiefen Durchatmen darauf und setzte sich noch bequemer hin. Die beiden Finger strichen fast etwas zitternd durch ihre Spalte, aber Ina wusste, was sie wollte, und machte einfach weiter. Sie konnte spüren, dass ihre Bemühungen eine immer stärkere Durchblutung und Schwellung verursacht hatten, und ertastete die veränderte Lage. Noch kurz zuvor hätte sie sich kaum gedacht, sich bei einer Frau einmal so weit vorwagen zu wollen, auch in einer Welt, in der es völlig gleichgültig war, welchem Geschlecht sie näherkam. Doch was war schon dabei, wenn sie sich bei einem Kuss und etwas Streicheln gar nicht so unwohl gefühlt hatte?

Sie wagte sich noch weiter vor, ließ einen Finger ins Innere von Angelina gleiten, war fast etwas über das ganz andere Gefühl auf der Oberfläche verwundert. Bei sich selbst hatte sie es natürlich schon gemacht, aber bei einer anderen Frau fühlte es sich so anders an. Hatte sie es jetzt schon kurz einmal bei ihr probiert, oder war das doch ein Traum gewesen?

Ein halblauter Schrei entkam Angelina, als Ina noch einen zweiten Finger hinzunahm, während sie sich mit der anderen Hand über die kleine Perle ihrer Partnerin hermachte. Als ob es an diesem Ort so etwas wie unnötige Hemmungen gab – aber trotzdem vermochte der Dampf auch noch die letzten Dinge aufzulösen, die sie belasteten. Immer schneller ließ sie ihre Finger spielen, je mehr von ihrer Last sie abgelegt hatte, während sie sie linke Hand von Angelina spürte, die schon lange nicht mehr nur ruhig auf ihrer Schulter lag, sondern ihren ganzen Rücken massierte.

Ina spürte immer mehr so etwas wie ein Pulsieren bei Angelina, während sie sich auch schon um sich selbst gekümmert hatte. Das scharfe Einatmen war zu einem lauten Stöhnen geworden, und wenn sie es gewollt hätten, dann wären auch zwei, drei, vier andere neben ihnen gewesen, Frauen oder Männer. Doch die anderen wussten, dass es eine Sache zwischen ihnen beiden war. Angelina konnte kaum noch ruhig sitzen, begann zu beben, legte sich in Inas Schoß – und explodierte mit den fremden Fingern an sich, zwei Mal, drei Mal, bis sie in ihren Armen völlig ausgelaugt liegenblieb.

„Wie hast du das gemacht?“, fragte sie nach einer Minute.


„Ich habe einfach ...“

Angelina sprang auf, gab Ina ein Küsschen und ertastete ohne Umschweife ihre Spalte, und die deutlichen Schwellungen an ihrer Oberweite. Sie spürte, dass sie etwas begonnen hatte, das noch auf die Vollendung wartete. Einem noch längeren Kuss später bewegte sie sich stetig weiter nach unten, zu ihren anderen Lippen. Sie spreizte die Beine von Ina noch etwas, um dann ihrer Zungenspitze freien Lauf zu lassen. Ina ließ einen spitzen Schrei los, der völlig ignoriert wurde, sie machte einfach weiter, saugte sich mit ihrem Mund fest, klatschte ein bisschen fester, als sie es sonst gemacht hätte, mit einer Hand auf die beiden Oberschenkel vor ihr, und drang mit ihrer Zunge ein, den strengen, intensiven Geschmack in sich aufsaugend. Der nächste Aufschrei war nicht weniger spitz, und noch viel lauter. Die Finger ihrer Hände verwoben sich nach einem festen Zupacken ineinander. Sie wollte nicht langsamer werden, auch wenn sie etwas Angst hatte, dass es zusammen mit dem heißen Dampf zu viel für die Frau war, zwischen deren Beinen sie gerade alles gab.

Alles wurde noch etwas feuchter, als sich Ina nicht mehr halten konnte und Angelina alles in sich aufsaugte. Ihre Finger krampften sich zusammen, sie spürte den schnellen Puls, die letzten Zuckungen – und sah in ihre glücklichen Augen.

Ina stand auf, schlang sich um Angelina, sie warfen ihre Arme umeinander, drückten sich fest aneinander und lehnten eine Weile an einer Wand. Der Dampf fühlte sich immer noch angenehm warm, aber nicht drückend heiß an, so dass sie noch lange blieben und sich gemütlich hinlegten.

* * *

Der zierliche Asiate war wieder dort, als sie die Station auf der Anhöhe erreichten, und zeigte auf dem Monitor auf die Senderkennung, die sie seit ein paar Minuten ausstrahlten. Nach einem Küsschen der beiden Frauen zog er die Hand, die er leicht auf Inas Schulter gelegt hatte, mit etwas verzogenem Gesicht wieder weg. Alle Antennen auf dem Mast waren nun ungefähr nach Norden gerichtet, und auch das Signal von der Ostküsten-Stadt kam noch viel stärker an.

„Marcello!“, erkannten alle drei sofort das Gesicht, das sich nach ein paar Minuten einblendete und direkt in die Kamera blickte, daneben eine sehr große Frau.


„Hallo, funktioniert das? Toll. Wir sind an der Ostküste, alles bestens, es ist nur so ...“


„Was ist mit meinem Schiff?“, fragte der Thailänder zurück.


„Das ist noch ganz, ich bringe es schon zurück, keine Angst. Ja, also Angelina, es ist so, sie möchte mit dir reden.“

Das Bild der Kamera bewegte sich ein Stück weiter, so dass die Amazone zu sehen war.


„Auf der Ostpassage liegt wirklich diese Feuerinsel, und sie wollte mit uns von dort mitkommen, ist eine längere Geschichte.“


„Energiestäbe!“, sagte sie mit ihrer tiefen, aber doch weiblichen Stimme, und versuchte mit den Händen jene Dinge zu erklären, die sie nicht sagen konnte, zumindest nicht in einer Sprache, die Angelina verstehen würde. Nach und nach verstand sie, worauf sie hinaus wollte, die Feuerinsel, und ob die Passage auf dem Meer offen oder versperrt war. Fast war sie von ihrem sehr knappen Rock abgelenkt – oder war es auch umgekehrt so?

„Also wie gesagt, sie wartet mit mir in der Siedlung im Landesinneren, am Gebirge, am Ende der Bahnstrecke von der Ostküste nach Westen. Warte, ich schicke dir noch die Daten, die sie mir gegeben hat. Geht das, empfängst du das? Gut.“


„Ähm, ich muss jetzt bald abschalten, sonst glüht die ganze Anlage ab“, unterbrach ein Zwischenruf die Unterhaltung. Nur noch ein paar imaginäre Küsse flogen über die Funkstrecke, bis der Bildschirm schwarz wurde.

Die zwei Frauen gingen sehr langsam ein paar Schritte von der auf fast allen Seiten offenen Station weg, sahen auf das Meer hinaus, in den Himmel, auf dem keine Wolke zu sehen war, und ließen ihre Blicke die endlose Küste entlang schweifen. Richtung Osten, nach Westen – bis der Blick von Angelina entschlossen in westlicher Richtung hängenblieb.

„Gut, du glaubst, wir können über die Westpassage fahren?“, sagte Ina und legte ihr eine Hand auf die Schulter.


„Ja, das glaube ich … dann nur noch die Westkante hinauf, und wir sind praktisch dort.“


„Natürlich, sind ja nur ein paar hundert Höhenmeter die Treppe hinauf, oder wie weit ist das jetzt genau?“


„Na bitte, komm schon“, sagte Angelina und klopfte Ina etwas lachend auf den Rücken.


„Womit fahren wir überhaupt?“


„Da hätte ich schon eine Idee.“

Beide drehten sich langsam um, und blickten in ein Gesicht mit nach oben gezogenen Mundwinkeln.

„Gut … wie war schnell noch einmal dein Name? Du hast sicher ein zweites Schiff für uns, oder?“, fragte Angelina, strich sich durchs Haar und legte den Kopf kurz zur Seite. Nur für einen kurzen Moment presste sich Ina an sie, küsste sie nach kurzem Zögern, und beide blickten, sich noch in den Armen haltend, in ein Gesicht, das nun noch deutlicher wirkte und langsam etwas rot wurde.

„Dein Angebot?“, sagte Angelina kühl.


„In eurem Schlafzimmer? Nur so sehen, was ...“, sagte er ein paar Sekunden später.


„Auf keinen Fall!“


„Im … Dampfbad zwei Meter neben euch?“


„Nein.“


„Drei Meter?“


„Nein!“


„Ach, vergessen wir das, ihr könnt es natürlich so oder so haben.“


„Nein, du hast das Spiel angefangen, und jetzt spielen wir es zu Ende.“


„Du hast es doch angefangen!“, sagte er.


„Ja, egal – also?“


„In deinem Schlafzimmer, und ich lasse die Unterhose an.“


„Hmm ...“


„Fünf Minuten, und dann gehe ich raus.“


„Gut, in Ordnung“, sagte Angelina, gab ihm die Hand, und Ina stand mit etwas offenem Mund neben ihr.

Der sonnige Tag war schon sehr dabei, sich in eine milde Nacht zu verwandeln, als er wirklich bei der Tür von Inas Haus stand, sich an den Türstock lehnte und fast etwas schüchtern hineinsah. Angelina trug gerade nur ein umgebundenes Badetuch und Ina saß mit einer kurzen Hose auf dem Bett, als sich ihre Blicke trafen. Er trug eine Badehose, fand ohne dass sie viele Worte gewechselt hätten eine Sitzgelegenheit in einer Ecke, und auch als sich Angelina neben Ina gekuschelt und das Badetuch in seine Richtung geworfen hatte, waren seine Hände immer noch auf den Armlehnen und nicht anderswo.

Ihre nackten Körper kamen sich immer näher, waren dicht aneinander gedrängt, Angelina einem Moment lang überrascht, wie sich Ina über sie warf und sie auf dem Bett fixierte – doch schon bald war ohnehin jede von ihnen einmal oben und dann wieder unten. Ihre Hände kämpften miteinander, krampften sich fest ineinander. Beide hatten überhaupt nicht bemerkt, dass er wirklich wieder gegangen war, aber es war nicht nur eine Show für ihn gewesen, sie wollten sich wirklich, wollten fortsetzen, was sie schon im Dampfbad begonnen hatten. Mit einem Mal war ihnen klar, dass sie überhaupt nicht mehr zögern und sich nicht zurückhalten mussten, von Frau zu Frau alles geben konnten.

Egal wie heiß beiden wurde und wieviel sie aus sich herausgeholt hatten, so war es doch fast das Liebkosen ihre Haut, die Finger auf ihren Rücken, das sie am meisten genossen. Der sehr zarte Windhauch, der von draußen hereinkam, ließ es immer noch nicht zu kühl werden, sondern streichelte sie sanft. War es nur eine Stunde gewesen oder viel länger, bis sie mit der Welt verschmolzen und gemeinsam eingeschlafen waren?

Kapitel 3 – Die Westpassage

„Ich komme nicht mit“, sagte Ina, als sie beide beim Hafen standen.


„Was?“

Mit einem Mal wurde es still um sie, trotz des leichten Geruchs des salzigen Wassers, und der Sonnenstrahlen, die noch viele andere um sie herum auf die Promenade gelockt hatten.

„Es ist wegen ihm, nicht? Du wolltest, dass er nicht nur zuschaut.“


„Also es ist so ...“


„Er war sowieso auch im Dampfbad, und ist dann vor uns gegangen … ich habe es schon bemerkt.“


„Bist du sicher, dass er es war?“

Sie sagten nicht, während ein paar Leute zwischen ihnen durch und an ihnen vorbei gingen.

„Gut, und was machen wir jetzt?“, fragte Angelina.


„Hey, nur Spaß!“, sagte Ina, und umarmte ihre Gefährtin für einen kurzen Moment. „Obwohl ...“


„Wir können ihn ja einmal einladen, wenn wir zurück sind.“

* * *

Seit Stunden fuhren sie über das Meer, ohne dass es irgendwelche Schwierigkeiten gegeben hätte. Als die grüne Landschaft hinter dem Küstenstreifen endgültig in eine kahle Wüste übergegangen war, das Unbekannte Südland eben, kam in Angelina zwar ein seltsames Gefühl im Magen auf, aber sie spürte trotzdem keinen Grund, den Kurs zu ändern. Entweder waren die Geschichten, die sie in den letzten Monaten von den anderen gehört hatte, wirklich nur Legenden, nach denen es auch im Westen eine Barriere aus Feuersäulen im Wasser gab, oder jemand hatte damit, dass sie ungehindert über die Westpassage fahren konnten, schon einen Teil einer Abmachung eingehalten, von der sie noch gar nicht alles wusste. Ob sie nicht einfach weiter draußen fahren könnten, hatten sich beide auch gefragt, doch niemand konnte genau sagen, was dort draußen war. Am Ende doch eine senkrechte Wand, die den Übergang zu noch einer anderen Welt bildete?

„Schau dir das an!“, hatte Ina gesagt, und Angelina aus dem Raum unter Deck geholt, als sie schon den ganzen Tag unterwegs waren. Weit vor ihnen und hoch in der Luft war ein Lichtpunkt in der beginnenden Dämmerung zu sehen. „Das muss der Leuchtturm und die Anlegestelle sein.“

Das Meer endete an der hunderte Meter hohen Felswand vor ihnen, der Westkante, und immer deutlicher zeichnete sich die Anlegestelle ab. Sie hatten sich schon damit abgefunden, wohl das letzte Stück an Land schwimmen zu müssen, weil es sehr eng aussah und auch noch ein kleines Boot die Zufahrt verstellte. Aber wie auch immer sie durch gemeinsames Zerren am Steuerrad anlegen und über ein langes Brett aussteigen konnten, das sie in einem Lagerraum fanden, sie hatten es geschafft. Eine aus der Verankerung gebrochene Tür lag auf dem Steinboden und markierte den Zugang zur langen Treppe, die geradlinig nach oben führte. Ina verzog das Gesicht, doch als Angelina auf den ersten beiden Stufen merkte, dass diese ihr sogar in ihren Sandalen festen Halt boten, obwohl sie nass und glatt aussahen und der Rand mit etwas Moos bewachsen waren, nahm sie sie an der Hand und zog sie zu sich.

Die gerade unbesetzte Forschungsstation in der Nähe des Leuchtturms hatte zwar ihre Fantasie angeregt, aber viel mehr als ins Bett fallen und wirklich nur schlafen wollte sie dort auch nicht mehr. Zwar hatte sie vorhin noch das Gefühl gehabt, noch einmal hunderte Stufen nach oben gehen zu können, vielleicht sogar den Zugang nach oben in den Turm aus großen Steinblöcken suchen zu wollen, aber langsam überkam sie doch ein Gefühl von Müdigkeit. Auch wenn nicht immer jemand in der Station war, so gab es doch genügend Vorräte, so dass sie am nächsten Tag immer noch gemütlich hinunter in die Stadt am Fuß des Gebirges gehen konnten.

Kapitel 4 – Die Besprechung

Angelina kannte diese Gegend recht gut, nur Ina staunte etwas, als sich zwischen den letzten Felsen und der tiefgrünen Weite vor ihnen, durch die sich nur die Bahngleise in Richtung Osten schlängelten, nach und nach eine kleine Stadt vor ihr auftat. Obwohl sie lange geschlafen hatten, war es höchstens erst Mittag, als sie das letzte Stück des Fußweges vorbei an den ersten der niedrigen Häuser auf den Platz aus feinem, leicht rötlichem Sand führte. Jemand hatte in großen Buchstabe „Bahnhof“ auf das niedrige Gebäude gemalt, auf dem bei ihrem letzten Besuch nur „(E)Sta(c/t)ion“ gestanden war.

Ein paar Leute saßen bei der Bar, die gegenüber und zum Platz hin offen war. Der Barkeeper erkannte Angelina gleich, auch wenn sie länger nicht hier gewesen war, und sie begrüßte ihn mit einem festen Handschlag. Sofort stellte er ihr etwa zu trinken hin, für Ina auch.

„Marcello ist nicht zufällig gerade in der Nähe?“, fragte Angelina.


„Müsste hier wo sein.“


„Und seine Begleitung … also eine größere Frau?“

Der Barmann blickte sofort auf, sah leicht hektisch hin und her, und dann in den Gang in den Innenraum. „Ist gerade vorhin ...“

Ina ging mit ihrem Glas in der Hand ein paar Schritte hinaus und begutachtete die mächtige Antennenkonstruktion auf dem Dach, während Angelina zur Toilette ging. Ein Stück nach der Tür mit dem großen, aufgemalten Symbol für weiblich war noch eine, auf die alle möglichen Kombinationen von Mars- und Venus-Symbolen gekritzelt waren. Sie erinnerte sich daran, wie sie vor 10 Jahren auch einmal eines ergänzt hatte, und es war kaum verblasst. Nach ihrer ersten Reise mit Eva hier her war das gewesen, die sie einst in diese Welt begleitet hatte. Nachdem die fehlenden Gleise vom Portal in der Nördlichen Eisregion bis zur Stadt an der Ostküste verlegt waren, wollte sie doch wieder zurück, und war noch einige Male hin und her gereist, noch vor den ganzen Problemen in dieser Welt. Sie hatten gemeint, sich irgendwann wieder treffen zu wollen, und sich eben aus den Augen verloren.

Die Tür wurde aufgerissen – und vor ihr stand eine Frau, die einen halben Meter größer als sie sein musste, und deren Muskelmasse ganz gut in Form war. Sie sah nicht anders aus als auf dem Bildschirm.

„Hola, que tal? Hallo, wie geht’s?“, sagte Angelina und blickte nach oben. Die Antwort war ein Schlag auf ihren Rücken, und ein kräftiger Händedruck. Mit einem Mal war es so, als ob sie ihre Hand anspannen konnte, so dass sie wie aus Stahl war, und ihr das Zudrücken überhaupt nichts ausmachte. Das Gesicht der riesigen, kräftigen Frau verzerrte sich etwas, und sie zog die Hand zurück.

„Ich muss einmal, gut?“

Angelina drängte sich vorbei und wollte die Tür aufstoßen, als ihr die andere Frau zuvor kam. War sie nicht gerade erst vorhin? Sie standen in der Mitte des großen Raumes mit dem glatten Boden, von dem ein Teil grau, ein anderer wieder hellrosa gestrichen war. Grelles Tageslicht aus kleinen Öffnungen vermischte sich mit dem Halbdunkel, und von den Kabinen hatte ein Teil Türen, ein anderer wieder nicht. Doch beider Blick richtete sich auf eine Ecke, in der außer ein paar Griffstangen nicht viel montiert war. Die Frau stellte sich in eine Ecke und spielte sich mit einer Hand mit ihrem knappen Rock mit den metallisch glänzenden Streifen, während ihr Blick nur die zwei Stangen an der Zwischenwand gegenüber fixierte. Angelina musterte die Stelle, und sie berührte eines der Metallrohre.

„Gut“, sagte sie, sah noch einmal zum Eingang, um dann mit beiden Händen ihr Höschen abzustreifen und es über die Wand hinter ihr zu hängen. Sie krallte sich fest um die beiden Stangen, stand zuerst gerade da, bis sie merkte, dass sie auch etwas nach unten und nach vorne rutschen, und ihre Knie abbiegen konnte. Ein paar Tropfen hatten sich zwischen ihren gespreizten Beinen schon gelöst, aber etwas konzentrieren musste sie sich schon, um auch noch den Rest loszuwerden.

Sie spürte etwas an ihren Kniescheiben, und als sie wieder aufblickte, war auch die Amazone nach vorne gerutscht und hatte ihren Rock gehoben. Viel Flüssigkeit gab es bei ihr wohl wirklich nicht mehr, aber als sich bei ihr ein kleines Rinnsal in Bewegung setzte, löste sich bei Angelina ein umso größeres. Erleichterung machte sich in ihrem Gesicht breit. Auch als sich ihr Gegenüber an ihre Oberschenkel klammerte und sie massierte, unterbrach sie ihren Strahl nicht, presste umso stärker, als er langsam zu versiegen begann.

„Und, gefällt dir das? Kein Problem! Genügen zehn von den Energiestäben?“

Angelina lehnte immer noch mit weit gespreizten Beinen vor der riesigen Frau und strich sich noch einmal durchs Haar, als sie die folgende Antwort „Ja, ist ganz gut“ mit einem bemüht bösen Lächeln erwiderte.

„Gehen wir … Besprechungsraum?“, sagte die Amazone.


„Ja, gut, aber wo gibt es hier …?“

Sie griff unter die Beine von Angelina, und sie setzte keinen Widerstand entgegen, sondern klammerte sich um ihren Hals und ließ sich, nackt wie sie war, von ihr aufheben. Die Tür mit den vielen aufgemalten Symbolen ließ sich leicht mit einem Fuß aufstoßen.

* * *

Ina war schon fast dabei, einmal nachzusehen, als sie jemand um die Ecke gehen sah. Ein Mann und eine Frau, etwas auseinander gehend – es war Marcello und ...

„Oh, hallo!“, begrüßte sie ihn mit einem Händedruck, und klammerte sich einen kurzen Moment lang um ihn.


„Eva, das ist Ina“, sagte er zu seiner Begleitung gedreht, und die zwei Frauen gaben sich die Hand, ohne allzu stark zuzudrücken.


„Wir haben uns bei der Bahnfahrt getroffen ... und ihr seid über die Westpassage gefahren, ohne Schwierigkeiten?“, setzte er fort.


„Ja, nicht einmal eine kleine Sandbank, und wenn, wäre der Angelina schon was eingefallen.“


„Moment … Angelina? Sie ist auch da?“, fragte Eva.


„Ja, sie ist nur kurz ...“, sagte Ina und blickte zum Eingang der Bar.

* * *

„Kann ich dann langsam wieder hinunter?“, sagte Angelina, doch die Amazone ging mit ihr immer weiter, die Stufen hinunter und noch ein Stück. Ein großer, ein paar Meter hoher Raum tat sich nach einer weiteren Biegung auf, und obwohl die meisten Wände in mattem Schwarz gestaltet waren, mit einem Stoff, Samt oder sonst etwas, so wurde trotzdem nicht alles von Dunkelheit erdrückt. Vielleicht lag es am satten, kräftigen Rot, das den Rest dominierte? Ein Becken wie das am Rand hatte Angelina auch schon einmal gesehen, es sah wie ein gemütliches Schwimmbecken aus, und doch war das klare Wasser wie ein Fluss in Bewegung, musste aus dem Gebirge kommen.

Sie begann zu zappeln, als sie direkt neben der großen Liege standen, strampelte noch stärker – und beide fielen auf die weiche Polsterung. Sofort raffte sich die große Frau wieder auf, doch Angelina war noch schneller, warf sich über sie und drückte sie nach unten. Hätte am Ende sie eine ausgewachsene Amazone tragen können, und nicht umgekehrt? Sie spürte, wie sie die Kraft in sich aufsaugen konnte, hätte sie trotz der heftigen Gegenwehr noch länger unter sich fixieren können – aber das wollte sie nicht.

Angelina ließ etwas lockerer, wurde sofort mit den Händen bekämpft, doch der Kampf wurde zu einer Umarmung, als sie sich zur Seite drehten. Sie fühlte die fremde Hand in ihrem Haar und den sanften Kuss auf ihren Lippen, der sich wie in Zeitlupe wieder löste. Endlich legte ihre Gespielin den BH mit der Metallverkleidung ab, und sie presste sich an ihre Brüste. Für einen Augenblick legte sie sich auf den Rücken, die Beine von sich gestreckt und tief durchatmend, blickte kurz auf und sah in die Augen ihres Gegenübers. Sie lag ihr mit gespreizten Beinen gegenüber, ihre Blicke trafen sich – bis sie plötzlich näher rückte, sich etwas zur Seite drehte und sich so zwischen Angelina fädelte. Einen Moment lang zögerte sie, aber dann hob sie ihre Beine, ließ sie noch näher an sich, griff nach dem Oberschenkel, der über ihr lag. Als sie die Feuchtigkeit und Wärme an sich spürte, die sich mit ihrer eigenen vereinte, entkam ihr ein Schrei, und ihre freie Hand bewegte sich immer schneller.

* * *

In der Damentoilette war niemand außer ihr. Eva blieb noch ein bisschen vor dem Eingang stehen, ging etwas auf und ab – bis die Erinnerung wieder in ihr hoch kam. Sie erkannte die Tür wieder, wo es weiter nach unten ging, und wo sie vor Jahren mit Angelina gewesen war. Vorsichtig ging sie hinein, den schmalen Gang entlang, die Stufen hinunter, und noch vor der Biegung, bei der es heller wurde, wusste sie, dass jemand hier war. Ein Stöhnen und angestrengtes Atmen lang in der Luft, wie in einem Film, aber es war kein Film und klang für sie sehr echt und nicht gestellt. Ihre leichte Schüchternheit hatte sie schon lange abgelegt, glaubte sie zumindest, und in dieser Welt schon einige Dinge erlebt. Was aber nur ein paar Meter entfernt von ihr in der Luft lag, musste mehr als nur spontanes, schnelles Vergnügen in einem dunklen Hinterzimmer sein.

Eva blieb knapp vor dem Ende der schwarzen Wand und dem Durchgang in den Raum stehen, lauschte etwas, fühlte ihren Herzschlag. Sie war hier, aber mit wem? Noch ein Stück wagte sie sich vor, riskierte einen Blick … und sah Angelina vereint mit einer viel größere Frau.

Sie konnten sie nicht gesehen haben, mussten viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt sein, aber trotzdem machte sie wieder einen Schritt zurück. Sollte sie … nein, aber einfach wieder zurück wollte sie auch nicht. Ihren Puls spürte sie noch etwas stärker, und ihr wurde heiß.

Angelina lag über der Amazone, ließ ihren schwitzenden Körper über ihren gleiten, und nachdem sie ein kurzes Lächeln ausgetauscht hatten, rollte sie sich neben sie, spreizte die Beine etwas und streckte ihre Arme weg, bis ihre Gespielin über sie kam. Eva, die sich wieder ein bisschen zum Durchgang hin vorgewagt hatte, durchfuhr so etwas wie ein Schock, glaubte schon, dass die riesige Frau sie zerdrücken würde. Doch sie legte sich behutsam über Angelina, streichelte über ihre Haut – nur um sie im nächsten Moment blitzschnell mit den Händen zu fixieren und sich noch schneller an ihr zu reiben.

Eva hatte es doch getan, einfach die wenigen Sachen ausgezogen, die sie trug, und einen zögerlichen Schritt in den Raum hinein gemacht. Das Atmen und Stöhnen von Angelina war lauter geworden, noch lauter, ihre Bewegungen noch schneller – bis sie die Hand der Amazone los ließ und sich zurückfallen ließ.

„Eva, bist du das?“, sagte sie, als sie wieder aufblickte, und sie zwei Meter vor ihr stand.


„Jetzt ist ein schlechter Zeitpunkt … oder?“, sagte Eva. Auch die Amazone hatte sie nun bemerkt, und ließ ihren Blick schnell zwischen Angelina und ihr schweifen.


„Nein, überhaupt nicht … na komm schon her!“

Langsam kam Eva näher, kniete sich an die Kante der großen Liegefläche, um sofort von Angelinas Armen umschlossen zu werden. Als ob sie es erst vor ein paar Tagen zum letzten Mal gemacht hatten, küssten sie sich, streichelten sich gegenseitig über den Rücken, kratzten sich nur ganz leicht.

„Ich glaube, sie braucht noch unsere Hilfe“, sagte Angelina und sah in Richtung der großen Frau, die auf dem Rücken vor ihnen lag. Sie beugte sich über sie, fühlte den Schweiß auf ihrer Haut, auf ihren Brüsten, ihren Oberschenkeln – und tauchte mit der Zunge in die Überschwemmung zwischen ihren Beinen ein. Eva zögerte zwei Sekunden lang, bis sie zwei ihrer Finger auf die Reise schickte, und dafür ein lautes Aufstöhnen erntete. Sie versuchte, auch noch mit ihrer Zunge an die tiefrote, feuchte Grotte vor ihr zu gelangen, Angelina bewegte ihren Kopf ein Stück zur Seite, wich zurück – und unter ihr begann ein Aufbäumen, ein Donnergrollen. Ganz allein war sie nun vor der unbekannten, riesigen Frau, auf Knien und mit den Händen auf ihrem Körper abgestützt, und setzte ihr Werk fort. Auch als sie spürte, wie sich Angelina von hinten unter sie schob, und sie zuerst ihre Finger und Sekunden später ihre Zunge, ihre Lippen zwischen ihren Beinen spürte, machte sie einfach weiter.

Evas Kopf versank in einem heißen Meer, wurde von großen Händen nach unten gedrückt, als sich die ganze aufgestaute Energie entlud, ein Blitzschlag durch die Amazone ging. Sie musste sofort tief Luft holen, und als sie dachte, das letzte Zucken würde in tiefe Entspannung übergehen, löste sich noch eine Entladung … und noch eine. Selbst war ihr noch heißer geworden, sie spürte, wie sie im Schweiß versank – und Angelina an sich.

Eva warf sich auf den Rücken, spürte die Zunge von Angelina an sich, große Finger, eine andere Zunge, viel rauer. Sie begann mit den Beinen zu strampeln, begann zu schreien. Was tief in ihrem Inneren begonnen hatte, schnellte auf einen Höhepunkt zu, das brennende Feuer wurde zu einer Stichflamme.

„Haben wir jetzt schon die Übergabe vereinbart?“, fragte Angelina nach ein paar Minuten, in denen sie Eva streichelte und leicht massierte.


„Können wir oben weiter besprechen!“

Noch ein paar Minuten später standen sie langsam auf und stiegen in den eingefassten Fluss, der mehr als 30 Grad haben musste. Ihre Füße berührten sich am Grund des Beckens, als Eva und Angelina auf der Sitzfläche auf der einen Seite saßen, und die Amazone gegenüber, aber dabei blieb es auch erst einmal.

An der Luft getrocknet waren die drei, und hatten auch alle ihre Sachen wieder gefunden, aber trotzdem konnten sie schwer etwas verbergen, als sie wieder ins Freie in das doch etwas grelle Sonnenlicht traten. Marcello erkannte Angelina, kam auf sie zu, und sie pressten sich für einen Augenblick aneinander. Der böse Blick der Amazone traf ihn, der sich aber sofort wieder in ein Lächeln verwandelte. Ob sie für eine Weile hier bleiben wollte, so wie Eva?

„Also wie ist das jetzt“, fragte Marcello Angelina, „wir liefern denen 10, 15 Energiestäbe zu dieser Feuerinsel, und können dafür ungehindert vom nördlichen zum südlichen Teil?“


„So wie es aussieht ja … wir sollten noch genug bei der Bahnlinie zum nördlichen Portal haben, kurz nach der Stelle wo diese Anomalie mitten auf der Strecke ist.“


„Und ich soll sie hinbringen? Toll, da kann ich endlich das Schiff zurückbringen.“


„Ach, da weiß ich schon jemand … außer du möchtest.“

Marcello trat weiter in das Sonnenlicht hinaus, in die gefühlten 24 Grad Celsius an diesem 1. oder auch 2. Februar, so genau wusste er das nicht. Er ging zur Bar, flüsterte etwas …

„Whatever you want, whatever you need ...“, begann die Musik zu laufen, etwas zwischen der Whitney Houston- und der Chaka Khan-Version.

„I'm every woman, it's all in me“, sang dann nicht nur Marcello mit, aber er fast am lautesten.


„Was trinkst du da bitte?“, schrie ihn Eva ins Ohr.


„Grapefruit-Saft?“

Beide klopften sich auf die Schenkel, fassten sich an den Händen, tanzten etwas, um sich dann einen Platz zu suchen. Marcello wollte Eva lieber einmal mit Angelina allein lassen, und wenn sie nicht mit ihm weiterziehen wollte, konnte er ja auch allein die Gegend hier erkunden. Aber er konnte seine Blicke nicht von der zarten Frau lassen, so wie Ina ihre nicht von der Amazone.

Kommentare


MarcLelky
(AutorIn)
dabei seit: Mai '04
Kommentare: 76
MarcLelky
schrieb am 24.03.2012:
»Persönliches "Nachwort": Ich habe noch die eine oder andere Vision, wie es in dieser Welt weitergeht (das erscheint mir natürlich immer im Traum :-), aber vorläufig ist für mich "die Luft raus". Bis zum Spätherbst sollte sich das aber konkretisieren, z.B. was die wohl auf dieser "Feuerinsel" genau machen.

Das Musik-Zitat am Ende ist vielleicht etwas unglücklich, nachdem ich die Nachrichten am nächsten Tag (!) nach der Einreichung nicht ahnen konnte, aber jetzt bleibt es eben so stehen.«

Krystan
dabei seit: Jan '03
Kommentare: 74
Krystan
schrieb am 24.03.2012:
»Süsse Geschichte irgendwie ;)«

kle
dabei seit: Dez '00
Kommentare: 41
schrieb am 25.03.2012:
»sehr skurril aber durchaus Lesenswert.«


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