Mailverkehr
von Lady MacKenzie
Sie steckte mitten in ihrer Auswertung, als das Mailprogramm den bekannten und manchmal verhassten Ton von sich gab. Seufzend blickte sie auf, eigentlich hatte sie gleich Schluss machen wollen, es war ohnehin schon spät genug.
Doch im nächsten Moment erhellte ein Grinsen ihr Gesicht. Die Mail war von ihrer besten Freundin:
»Hey Süße, bist du noch da? Wie war die Präsentation? Hast du alle platt gemacht? :-)«
»:-) Klar! Hast du gezweifelt?«
»Natürlich nicht! Und dein Chef?«
»*seufz* Wie immer, seit wir die Fronten geklärt haben. Mister Cool zeigt keine Regung, verlässt niemals seine Deckung, bleibt immer höflich, reserviert und korrekt. «
»Du solltest es ihm mal so richtig besorgen. ;-)«
»Na klar, das würde sicher alles lösen. Was will ich denn? Mir geht es doch gut hier... er lässt mich meine Arbeit machen und redet mir nicht rein. Außerdem bin ich wohl die letzte, die ihn verführen könnte.«
»Wie kommst du denn auf diese verrückte Idee? Hast du es versucht?«
Natürlich hatte sie es versucht. Sie war gesegnet mit einer kurvenreichen Figur, einer langen, wilden Lockenmähne in dunklem Rot und als Krönung hatte sie große, unschuldige Augen und ein hinreißendes Lächeln. Sie konnte jeden für sich einnehmen und bekam in der Regel was sie wollte! Nur bei ihm war sie gescheitert.
Er war ein sehr beliebt, immer fair und für seine Leute da. Er behandelte jeden mit Respekt und zum Dank beteten sie ihn an – vor allem die Frauen. Er war sehr groß, muskulös in genau der richtigen Ausprägung, schwarze Haare, graue Augen, intensiver Blick und so attraktiv, dass ihr jedes Mal der Mund trocken wurde, wenn er sie ansah. Und er war daran gewöhnt, dass man ihm die Wünsche von den Augen ablas.
Sie war ebenso angesehen – kollegial und tough. In ihrem Job machte ihr so schnell keiner etwas vor. Ihr Auftreten war immer perfekt und selbstsicher, sie hatte jede Menge Durchsetzungskraft und auch die manchmal notwendige Rücksichtslosigkeit. Doch zugleich auch genügend Sensibilität, die Wünsche ihrer Kunden zu erkennen und kompromisslos zu erfüllen.
In der Firma waren sie ohnehin schon Gesprächsthema: Beide waren wirklich perfekt für die Position, die sie ausfüllten, nur miteinander funktionierte es nicht. Ständig gingen sie lautstark aneinander hoch, brüllten sich an und knallten die Türen.
Keiner konnte sie derart aus der Reserve locken wie er. Wann hatte sie zuletzt ein Mann so gefangen genommen? War das überhaupt schon mal passiert? Und gleichzeitig machte er sie wahnsinnig. Immer musste alles nach seinem Kopf gehen, alles wollte er unter Kontrolle haben.
Als er die Firma übernahm, hatte er sehr schnell erkannt, was er an ihr hatte und versucht, sie mit einer sehr gerissenen Aktion zu binden. Deswegen hatten sie ihre bisher schlimmste Auseinandersetzung gehabt. Weil sie seinen Wünschen nicht entsprochen hatte, weil sie ihre Freiheit wahren wollte. Sie hatte ihm deutlich gemacht, dass er auf ihre Loyalität zählen könne, solange er sie verdiene, aber dass sie nicht zu kaufen war.
Da er gewöhnt war, dass seine Anweisungen und Wünsche ohne Zögern erfüllt wurden, war es sehr laut und heftig geworden, doch zuletzt hatte er widerwillig ihre Bedingungen akzeptiert.
Das war nun einige Monate her und diese Zeit hatte dazu beigetragen, dass sie ein wenig besser gelernt hatten, miteinander umzugehen. Ihre immer noch reichlichen Auseinandersetzungen war ruhiger geworden und etwas distanzierter – sie hatten eine Art Waffenstillstand geschlossen. Auch wenn sie wusste, dass es ihn wahnsinnig machte, dass sie ihn so oft herausforderte.
»Du hast es tatsächlich versucht, oder? *lach* Ich fasse es nicht, dass ich da nicht früher drauf gekommen bin... dein ganzes Gerede in den letzten Monaten... du bist heiß auf ihn!«
»Ja und? Er ist attraktiv und er wäre endlich mal ein Mann, der mir ebenbürtig wäre. Aber sein Interesse an mir geht nicht in diese Richtung.«
»Wenn er deinen Kulleraugen widerstehen kann, ist er schwul.«
»Er ist nicht schwul, er wird doch dauernd von irgendwelchen aufgebrezelten Tussis abgeholt – immer der gleiche Typ. Und da passe ich überhaupt nicht rein.«
»Vergiss ihn, wenigstens heute Abend! Du brauchst endlich mal wieder einen Kerl.«
»*lach* Da ist was dran, ich werde mir wohl mit Elektronik behelfen müssen. :-)«
»Dann bist du selbst schuld. Ich gehe mit den anderen noch tanzen heute Abend, komm doch mit. Sicher finden wir etwas Passendes für dich!?«
»Du weißt, dass das nicht meins ist. Und mit ihm kann gerade eh keiner mithalten.«
»Jaja, ich weiß... er ist ja so groß und wunderbar... bla, bla, bla. Und deswegen sitzt du heute Abend zuhause, besorgst es dir mit dem Vibrator und denkst dabei an ihn? Hast du nicht erst kürzlich über deine Kolleginnen gelästert, die alles für ihn tun? Dabei bist du kein Stück besser. Erzähl mir lieber von der Präsentation!«
»Ich war klasse! Sehr kompetent und überzeugend. Sie haben alles abgenickt, die viele Arbeit hat sich echt gelohnt.«
»Was hattest du an?«
»:-) Du hast was verpasst! Die Haare habe ich hochgesteckt, das graue Kostüm – du weiß schon, das ganz strenge... weiße Seidenbluse, natürlich Strümpfe und die neuen, schwarzen Schuhe.«
»Die ganz hohen? Die so raffiniert geschnürt werden?«
»Genau die! :-) Sie hatten gar keine Chance... es gab nur einen kritischen Moment.«
»Wieso? Was ist passiert?«
»Na ja, er hat eine Zwischenfrage gestellt und dabei meine Aufmerksamkeit auf seine Hände gelenkt. *seufz* Er hat herrliche Hände... so groß und kraftvoll. Jedenfalls schoss mir spontan die Frage in den Kopf, ob sein Schwanz wohl genauso ist und mich ebenfalls so begeistern könnte? Das hat mich ein bisschen aus dem Takt gebracht.«
»*lach* Du bist echt verrückt. Und untervögelt... komm doch mit. Ich kenne da jemanden, der ist mit einem Prachtexemplar von Schwanz ausgestattet. Der Verstand leidet zwar ein bisschen darunter, aber das sollte es dir leichter machen, ihn davon zu überzeugen, dass du es mal wieder nötig hast.«
»*lach* Ganz sicher nicht! Du weißt, dass ich das nie tun würde!«
»Ja klar, unser Rühr-mich-nicht-an! Immer auf der Suche nach Liebe und für den schnellen Sex nicht zu haben – aber dann während der Präsentation über den Schwanz von ihrem Chef nachdenken. *g*«
»Daran ist nur dein ständiges, verrücktes Gerede über Riesen-Schwänze schuld...«
»Vielleicht wäre er ja weniger unausstehlich, wenn du ihn mal so richtig rannehmen würdest!? *g*«
»*lach* Darüber habe ich auch schon mal nachgedacht. Und diese Gedanken waren immer sehr anregend. ;-)«
In diesem Augenblick fiel ihr Blick zufällig auf den oberen rechten Bildschirmrand und sie erstarrte, als sie dort ein kleines Fernglas sah – das Zeichen dafür, dass jemand sich auf ihren Rechner geschaltet hatte. Wie lange schon? Und wer war überhaupt noch da?
Sie reagierte umgehend und kaltblütig. Die Mails landeten im Papierkorb und wurden gelöscht, während sie fieberhaft überlegte, was das Ganze für Folgen haben konnte und wie sie aus der Nummer wieder raus kam.
Im nächsten Moment hörte sie Schritte auf dem dunklen Flur und nur einen Lidschlag später wurde ihre Tür aufgerissen. Da stand ihr Chef und seine Augen sprühten Funken.
Sie war zu keiner Bewegung fähig. Scheiße, scheiße, scheiße! Wie viel hatte er gelesen? Sie sollte etwas sagen, doch gerade hatte sie ihre berühmte Schlagfertigkeit komplett verlassen.
Während sie ihn noch mit offenem Mund anstarrte, setzte er sich in Bewegung, riss sich beim Gehen die Krawatte vom Hals und kam auf sie zu. Sie erhob sich schnell von ihrem Stuhl und wich zurück, doch ihr Kopf funktionierte noch nicht richtig, anders war es nicht zu erklären, dass sie kurz darauf schon an die Kante ihres Schreibtischs stieß.
Mit mörderischem Blick und ohne ein Wort stand er vor ihr, griff nach ihren Händen und ehe sie auch nur halbwegs erfassen konnte, was er vor hatte, hatte er ihr die Arme mit der Krawatte fest auf den Rücken gebunden.
»So? Du denkst also über meinen Schwanz nach?« Drohend ragte er vor ihr auf und sie war immer noch so erstarrt, dass sie sich nicht rühren konnte.
Seine Hände griffen nach ihrer Bluse und er riss sie mit einem Ruck auf. Ihr entfuhr ein erschreckter Schrei und sie starrte nach unten, wo sich ihre vollen Brüste in schnellem Rhythmus hoben und senkten, sie bemerkte, dass auch seine Augen brennend darauf gerichtet waren. Als sein Blick wieder den ihren traf, holte sie tief Luft, um ihm ihre Meinung zu sagen. Was glaubte er, was er hier tat?
Doch noch bevor sie auch nur einen Ton hervorbrachte, fuhr er sie rüde an: »Nein! Von dir will ich nichts hören.« Verblüfft klappte ihr Mund zu, ehe er weiterredete. »Unablässig provozierst du mich, stolzierst vor mir herum, bis ich nicht mehr denken kann, kannst niemals nachgeben und diskutierst jede Kleinigkeit so lange, bis mir schwindlig ist. Ich habe genug davon, hörst du? Du willst meinen Schwanz? Du sollst ihn haben! Aber zu meinen Bedingungen!«
Immer noch zu schockiert, um sich überhaupt zu bewegen, sah sie dabei zu, wie er sein Hemd aufknöpfte und abstreifte. Wie hypnotisiert betrachtete sie das Spiel seiner Muskeln, als er sich Schuhe und Strümpfe auszog und danach die Hosen abstreifte, bis er am Ende in Shorts vor ihr stand. Er atmete schnell und war unverkennbar zornig. Aber auch prachtvoll männlich und eindeutig erregt.
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Leichtgewicht
Liebe Grüße
vom Leichtgewicht«
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bolle
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Vielen Dank.«
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James Cooper
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Auden James
Das Positive: Die Autorin versucht nach 16 Texten erstmals evidentermaßen eine "richtige" Kurzgeschichte (im eigentlichen Sinne) zu erzählen. Zwei typisierte Figuren (wie gehabt ER und SIE) stehen in einer mehr oder weniger konfliktreichen Beziehung zueinander, die im T(v) entscheidend eskaliert, ohne dem geneigten Leser allzu viel erzählerisch Überflüssiges (Einleitung, Rückblenden etc.) zuzumuten, plus eine Art Pointe am Ende (ER entpuppt sich als der Traummann, den SIE schon immer in ihm sehen, aber ach die ganze Zeit nicht wahr haben wollte). Grundsätzlich ein Schritt in die richtige Richtung.
Das Negative: Formal ist der titelgebende Mailverkehr in direkter Rede grundfalsch umgesetzt (es findet nämlich keine direkte Rede statt; hier wäre das formale Ingenium der Autorin gefordert gewesen). Zwar ist die Sprache in Kurzgeschichten häufig sachlich knapp funktional, aber im T(v) nicht funktional genug (7,82 Prozent Füllwörter sind zu viel!) und die Sprache weder wirklich sachlich noch knapp, sondern einfach schlicht und ohne eigentlichen Reiz. Und diese reizlose Sprache, die nichts zu überspielen vermag, legt gnadenlos offen, wie abgedroschen und kitschig der Inhalt des T(v) sich ausnimmt. Kitschige Momente sind der Autorin evidentermaßen nicht fremd (s. "Traumhaft"), aber die Konfliktauflösung im T(v) ist herbeiphantasierter Unsinn nach dem Pilcher-und-Co.-Prinzip. Dass allsonntäglich Millionen sich vorm TV von Schmonzes dieser Art berieseln lassen, mag den hiesigen Zuspruch zum T(v) erklären; oder aber der Selbstversicherungstrost, den die Autorin IHM am Ende in den gedanklichen Mund legt: Sie ist den verdienten Traummann wert.«
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Klasse!!!«
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meinem Schwanz gefällt das grade !!!«