Moppelchen und Pigalle - Die Autopanne
von GhostWriter
In ihrem engen, grauen Rock und der weißen Bluse, wirkte sie so fehl am Platz, wie der vielzitierte bunte Hund, als sie aus dem feuerroten Audi RS5 Cabrio ausstieg. Mitten auf dem kleinen Dorfplatz, war sie zum Stehen gekommen.
Anstatt weiter der Bundesstraße zu folgen, war sie vor etlichen Kilometern auf eine kleine Straße, die offensichtlich mitten in den Odenwald führte, abgebogen. Die lautstarken und wiederholten Ansagen, mit der die Stimme des Navigators im Armaturenbrett sie eindringlich davor warnte, hatte sie im Vertrauen auf den Tipp eines Freundes ignoriert, der ihr diese angeblich ultimative Abkürzung empfohlen hatte.
Leider hatte besagter Freund sie nicht gleich auch vor dem riesigen Schlagloch gewarnt, das in einer langgezogenen, schnellen Linkskurve, hinterlistig auf ihr rechtes Vorderrad wartete und den Querlenker verbogen hatte. Wobei ihr technisches Verständnis nicht ausreichte, um diesen Defekt als solchen zu erkennen. Für sie stand einfach das rechte Vorderrad schief, während das linke geradeaus zeigte. Fast glaubte sie ein höhnisches Lachen aus dem Navi zu hören, während sie vor dem Kotflügel kniete und sich den Schaden ansah.
Mit auf dem unebenen Boden laut klackernden High-Heels, umrundete sie die heiße, knackende Motorhaube. Der Lüfter hinter dem Grill kämpfte laut blasend mit der Motorhitze, nach der langen Fahrt und dem plötzlichen Stopp. Sie ließ sich in den tiefen Sportsitz mit den hohen Flanken fallen, die nackten Beine aus dem Wagen hängend, die Fahrertür weit geöffnet. Auf den hochgerutschten Rock des Kostüms achtete sie nicht. Das Verdeck war offen, die Sonne brannte heiß auf die schwarze Lederausstattung. Während der Fahrtwind für Kühlung gesorgt hatte, war es angenehm gewesen. Hier, auf dem sonnenüberfluteten Dorfplatz, begann sie nach wenigen Sekunden zu schwitzen. Sie schob die dunkle Sonnenbrille, mit den riesigen Gläsern, in ihre schwarzen Haare, die sie heute zu einem langen Pferdeschwanz zusammengebunden hatte, während sie mit der freien Hand ihre Handtasche durchwühlte, um das Smartphone zu finden.
„Wenn du leer bist, werfe ich dich aus dem Fenster“, murmelte sie zu sich selbst und musste grinsen, als ihr klar wurde, dass sie dazu nicht mal die Scheiben herunterlassen musste.
Das Smartphone hatte Erbarmen, der Akku war noch halbvoll. Ihr Telefonprovider allerdings, hatte weniger Verständnis für ihre Lage, denn sein nächster Handymast war offensichtlich so weit entfernt, dass das Gerät keinen Empfang hatte.
„Ganz toll“, schimpfte sie diesmal lauter, während sie das Handy in die Tasche zurück steckte und wieder ausstieg. Erneut besah sie sich den Schaden an der Vorderachse, überlegte, ob sie versuchen sollte das Rad zu wechseln. Die breite Alufelge sah völlig unbeschädigt aus, daher vermutete sie, selbst mit ihrem wenigen technischen Verständnis, dass der Wagen auch mit dem Ersatzreifen nicht mehr geradeaus fahren würde.
„Michi bringt mich um“, murmelte sie, richtete sich auf und kickte mit der Spitze ihrer teuren, schwarzen Schuhe, gegen die nach außen stehende Lauffläche des Breitreifens, was ein hohl klingendes Plop verursachte. In just dieser Sekunde stoppte der Kühlerlüfter. Die nachfolgende Stille klingelte ihr in den Ohren.
„Wenn du eine Beule reinfährst, trete ich dir eine Beule in den Hintern“, drang die Stimme ihrer Freundin Michaela in ihr Bewusstsein, als diese ihr feierlich den Schlüssel für das geliebte neunzigtausend Euro teure Cabrio überlassen hatte. Ein irrationales Gefühl von Mitleid überraschte sie in derselben Sekunde, in der sie den Reifen getreten hatte. Sie konnte nicht anders, als die Handfläche auf die heiße, leicht staubige Motorhaube, direkt über dem linken Scheinwerfer zu legen und ein verlegenes „Sorry“ zu murmeln und sprach damit nicht nur zu dem Auto.
Eigentlich wollte sie mit der Bahn zu ihrem Termin bei der großen Sportartikelfirma fahren, doch die Verbindungen waren so ungünstig, dass sie sich am Ende dazu durchringen konnte, ihre Freundin um deren Auto für den heutigen Tag zu bitten. Ihr eigener Wagen hatte vor Wochen den letzten Gang zum Schrotthändler angetreten. Aus zeitlichen Gründen hatte sie noch keinen Ersatz gekauft.
Der Termin schien ein voller Erfolg zu werden, die anwesenden Vertreter der Firma waren begeistert von ihrem Auftritt. Auf dem Rückweg hatte sie sich euphorisch über ihre anhaltende Glückssträhne gefreut. Bis sie mit dem Wagen ihrer Freundin, krachend und scheppernd in das Loch geraten und danach die fünfhundert Meter bis zu ihrem jetzigen Standort weitergehumpelt war. Hier verdampften ihre gute Laune und ihre Euphorie sprichwörtlich unter der sengenden Nachmittagshitze.
Mit dem Rücken zum Wagen schaute sie sich um. Das Dorf schien, soweit sie es überblicken konnte, in der Nachmittagshitze völlig ausgestorben. An den Häusern waren die Rollläden geschlossen, um die Hitze draußen zu halten. Seit sie stehen geblieben war, hatte kein anderes Auto ihren Audi passiert. Fußgänger, Radfahrer, Passanten...alles Fehlanzeige.
Auf die Schnelle sah sie niemanden, den sie um Hilfe bitten konnte.
Kurz kam ihr in den Sinn den Notruf zu wählen, der in solchen Situationen, da der Handyempfang fehlte, immer auf dem Display zu lesen war, aber sie bezweifelte, ob sie hier überhaupt mit dem Handy irgendjemand erreichen würde. Also verwarf sie den Gedanken wieder.
Sie fischte ihre Handtasche vom Beifahrersitz, zog den Schlüssel ab und verriegelte den Wagen per Fernbedienung, wobei sie den Knopf benutzte, der auch gleichzeitig das Dach schloss und die Scheiben hochfuhr. Sie rechnete zwar nicht damit, dass sich irgendjemand für das Auto interessieren würde, während sie weg war, aber sie hatte schon genug Ärger am Hals und wollte nicht noch mehr davon.
Aus der Richtung aus der sie gekommen war, standen nur ein paar Häuser und obwohl sie nicht direkt darauf geachtet hatte, konnte sie sich nicht an Geschäfte oder gar eine Werkstatt erinnern.
Also machte sie sich auf den Weg in die andere Richtung, folgte der einzigen Straße, die weiter hinten einen scharfen Knick nach links machte und ihr die Sicht auf alles was dahinter kommen würde versperrte. Sie hoffte irgendwo eine Möglichkeit zum Telefonieren zu finden. Oder überhaupt jemanden anzutreffen, ohne blindlings an irgendwelchen Häusern klingeln zu müssen.
Die Sonne stand hoch am Himmel als sie losging. Wenige Minuten vor dem Unfall, hatte sie zufällig auf die Außentemperatur am Armaturenbrett geachtet und sich noch gewundert, dass es selbst in dieser höher gelegenen, bewaldeten Gegend noch über 30 Grad gehabt hatte. Hier, zwischen den Häusern, in der ungeschützten Sonne, waren es bestimmt noch deutlich mehr.
Schon nach wenigen Schritten, spürte sie die Seidenbluse an ihrem Rücken kleben. Ihre Schuhe waren nicht für lange Fußmärsche gemacht. Die Absätze zu hoch, die Sohlen zu glatt, dazu der unebene Boden. Eher einem betrunkenen Storch, als einer eleganten Dame gleich, stolperte sie die holprige, vor Hitze flimmernde Dorfstraße entlang. Obwohl sie sich üblicherweise sehr grazil auf hohen Schuhen bewegen konnte. Staub und kleine Steinchen knirschten unter ihren Sohlen. Das Klackern der Absätze, hallte von den eng stehenden Häuserfassaden zurück und klang in der schmalen Straße, die sich hinter dem kleinen Platz auf dem sie zum Stehen gekommen war noch weiter verengte, unnatürlich laut.
Ihre durchtrainierten Beine würden sie zwar auch in High-Heels und in dieser brütenden Hitze ein paar Kilometer weit tragen, trotzdem hoffte sie inständig, hinter der nahenden Kurve, das blühende Leben und eine pulsierende Ortschaft vorzufinden.
Resigniert erkannte sie schnell, dass sich auch hinter der Kurve ernüchternd wenig Menschen aufhielten. Eine in der Sonne spiegelnde Schaufensterscheibe, einige hundert Meter entfernt, ließ Hoffnung in ihr aufkeimen. Zumal ein Auto, das davor abgestellt war, gerade von einer Frau bestiegen wurde und auf sie zugefahren kam, an der kleinen Einmündung etwa 100 Meter entfernt aber abgebogen und verschwunden war, noch ehe sie auf den Gedanken kam, irgendwie auf sich aufmerksam zu machen.
Unbeirrt ging sie weiter auf die spiegelnde Scheibe zu. Auch hinter der Kurve sahen sämtliche Häuser zwar bewohnt, aber seltsam verlassen aus. Als ob die Bewohner in den Kellern vor der Hitze flüchten würden. Die Rollläden geschlossen, die Hofeinfahrten mit hohen Toren vor fremden Blicken geschützt.
Der Laden entpuppte sich, je weiter sie sich näherte als Bäckerei. Keine der wie Pilze aus dem Boden schießenden Bäckerketten, sondern als der typisch ländliche Bäcker, der gleichzeitig auch noch das Nötigste für den Alltag verkaufte und einziger Anlaufpunkt für Klatsch und Tratsch zu sein schien.
Als sie den Laden betrat, registrierte sie einen einzelnen Mann an der Seite an einem Stehtischchen lehnend, sowie zwei ältere Damen, die sich mit der recht jungen Verkäuferin unterhielten und allesamt schon länger in dem kleinen Verkaufsraum zu stehen schienen. Sie spürte die Blicke von vier Augenpaaren auf sich und stellte für einen kurzen Moment irritiert fest, dass jede der anwesenden Personen, sie an anderer Stelle anstarrte. Während die beiden Damen es schafften ihr ins Gesicht zu sehen und beide ein stummes, höfliches Nicken in ihre Richtung ausführten, hatte die Verkäuferin als erstes den Kopf gesenkt und ihre schwarzen High-Heels im Blick. Wohin der Mann starrte war unverkennbar. Ein schneller Blick an sich herunter und ihr war klar, dass er auch allen Grund dazu hatte. Ihre weiße Seidenbluse war an mehreren Stellen durchgeschwitzt und klebte teilweise durchsichtig an ihrem Oberkörper. Die vorderen Knöpfe waren viel zu weit offen, nachdem sie sie unterwegs geöffnet und in ihrer Aufregung vergessen hatte, wieder zu schließen, ehe sie den Laden betreten hatte. Ihr blass rosafarbener Spitzen-BH blitzte unter der Bluse hervor.
Vor dem Mann stand neben einer zusammengefalteten Zeitung, eine Tasse Kaffee. Ein halb gegessener Croissant, war auf dem Weg in seinen Mund, auf halbem Wege zum Stillstand gekommen. Den Mund bereits offen um das Essen aufzunehmen, starrte er sie mit großen Augen an, bis ihm offensichtlich selbst klar wurde, wie peinlich sein Anblick sein musste. Verlegen lächelnd, schob er sich den Croissant in den Mund und senkte die Augen. Musterte ihre langen, braungebrannten Beine. Er trug eine dunkelgrüne Latzhose und ein grünes T-Shirt. Auf dem Brustschild der Hose, war das Logo einer Bau- oder Dachdeckerfirma abgebildet.
Der typische Geruch nach Mehl, frischem Brot und Backwaren schlug ihr entgegen und erinnerte sie daran, dass sie seit dem mageren Frühstück um 6 Uhr morgens nichts mehr gegessen hatte. Mittlerweile war es kurz vor 13 Uhr, wie die große, silberne Uhr mit den schwarzen Zeigern über der offenen Tür hinter der Verkäuferin, die über einige Stufen nach unten, vermutlich zur Backstube führte, anzeigte.
Die junge Verkäuferin war ganz offensichtlich dankbar um die Störung. Mit einem leicht genervten, gleichzeitig verschwörerischen Augenrollen, wandte sie sich der neuen Kundin zu. Sie war ausgesprochen hübsch, groß und schlank mit halblangen, dunkelrot gefärbten Haaren, die mit einem breiten, weißen Stirnband zusammenhalten wurden. Sie trug ein rosa T-Shirt mit kurzen Ärmeln, unter einer sehr kurzen weißen Kittelschürze. Von vorne sah es so aus, als wäre sie nackt unter dem Kittel. Im Spiegel über den Auslagen hinter ihr, waren ihre schwarzen Hotpants zu sehen, die noch kürzer waren als die Schürze, die hinten offen und auf der Hüfte verschnürt war. Der größte Teil ihrer Oberschenkel war zu sehen, die untere Kante der Glastheke versperrte die Sicht auf den Rest ihrer Beine.
„Was darf’s sein?“, fragte sie im einstudierten Verkäuferton.
„Wenn möglich erst mal nur ein Telefon. Ich bin Nicole Baumann, mein Wagen steht am Ortsrand.“ Mit einer vagen Kopfbewegung in die Richtung aus der sie gekommen war, fuhr sie fort: „Ich bekomme kein Netz mit dem Handy und brauche einen Abschleppwagen, oder jemand der sich das ansehen kann. Ich würde gerne schnell eine Freundin anrufen, der das Auto gehört.“
„Kein Problem“, hörte sie von der Verkäuferin. „Sie können das hier nehmen.“ Sie reichte ihr ein älteres Mobilteil, mit völlig verschmiertem Display, Mehlstaub auf der Oberschale und bis zur Unleserlichkeit abgewetzten Tasten, von denen nur die selten benutzten noch abzulesen waren. Wie sie das Telefon so in der Hand hielt und über die Theke streckte, schien ihr dessen Zustand selbst peinlich zu sein. Verlegen zuckte sie mit den Schultern als wolle sie sagen: „Sorry, ist nicht meines.“
Nicole nahm es ohne zu zögern. Ihre Hände berührten sich eine halbe Sekunde länger als nötig gewesen wäre. „Eine 0 Vorwählen“, sagte sie und fügte mit einer Kopfbewegung in Richtung eines Perlenvorhangs an der Seite hinzu: „Sie können hinten telefonieren, wenn Sie möchten.“
„Super. Danke schon mal.“ Nicole wedelte mit dem Telefon, schob sich an den beiden Damen vorbei durch den Vorhang. Die Holzperlen klapperten laut und aufgeregt als sie hindurch schlüpfte, bis sie hinter ihr langsam wieder zur Ruhe kamen. Sie stand in einer kleinen, mit allen möglichen Arbeitsgeräten, Zetteln, Brotkörben und Backwaren zugestellten Küche. Nach links ging es über drei tiefe Stufen, wie auch im Verkaufsraum, nach unten in die Backstube. Sie lag im Halbdunkel und schien leer zu sein. An der Seite stand ein kleiner, abgewetzter Küchentisch mit zwei halbvollen Kaffeetassen, einem Aschenbecher mit Zigarettenstummeln und zwei benutzten Tellern. Die Eckbank war völlig mit Zeitungen, Werbebroschüren und offenbar zur Abholung bereitgestellten Tüten vollgepackt. An jeder der Tüten klemmte ein greller, pinkfarbener Zettel mit einem handgeschriebenen Namen darauf.
Nicole lehnte sich mit dem Hintern an die Arbeitsplatte und wählte Michaelas Festnetznummer aus dem Gedächtnis. Nach zweimaligem Klingeln wurde das Gespräch angenommen und Nicole entfuhr ein erleichterter Seufzer, als sie ihre Freundin am anderen Ende hörte.
„Ja, Hallo?“, meldete die sich.
„Hi Süße, ich bin's.“
„Was ist das für eine Nummer, ist was passiert?“ Besorgnis war aus Michaelas Stimme herauszuhören.
„Nein“, antwortete Nicole schnell. „Naja doch. Nicht mir, aber dem Auto.“
„Schlimm?“
„Keine Ahnung. Ich bin in ein Schlagloch gefahren. Es sieht alles heil aus, aber es fährt nicht mehr geradeaus.“
„Du musst das Lenkrad drehen.“
„Blöde Kuh“, gab Nicole zurück „mir ist nicht zum Scherzen.“ Trotzdem entfuhr ihr ein befreites Lachen, das wenigstens einen kleinen Teil der Sorge, wie sie der Freundin den Schaden beichten sollte, von ihr abfallen ließ. „Ich kann so nicht weiterfahren. Das eine Rad steht gerade, das andere zeigt nach rechts.“
„Ok, ganz ruhig. Ruf die Audi Hotline an, die schicken dir einen Wagen aus der nächsten Vertragswerkstatt. Das gehört zum Service. ADAC oder so einen Mist brauchst du nicht. Die Nummer liegt im Servicebuch. Das liegt im Handschuhfach.“
„Mist!“
„Was?“
„Ich habe in dem Kuh...“ Nicole stoppte abrupt, linste zu dem Perlenvorhang, hinter dem schemenhaft die Verkäuferin zu sehen war. Sie hörte die leisen Stimmen der beiden Damen, die sich offensichtlich gerade verabschiedeten. „Ich habe in dem Ort hier keinen Empfang. Ich bin bestimmt 2 Kilometer gelaufen, bis zu einer Bäckerei. Hier steh ich jetzt mit deren Telefon. Das Auto steht weit weg. Für die Nummer muss ich jetzt den ganzen Weg zurück und wieder hier her.“ Sie machte eine kurze Pause. „Und das bei der Hitze. Scheiße!“ bellte sie laut ins Telefon und äugte wieder durch den Vorhang.
„Dann rufe ich an, ich habe die Nummer hier irgendwo“, versuchte Michaela sie zu beruhigen. Nicole hörte sie irgendwo kramen. „Wo bist du genau?“
„Keine Ahnung, irgendwo im Odenwald halt.“
„Ja danke, das hilft. Ich bestelle den Mechaniker nach irgendwo im Odenwald, du Gurke.“
„Ach, was weiß ich. Am Ortschild wusste ich noch nicht, dass der Name wichtig sein würde. Ich habe ihn mir nicht gemerkt.“
„Dann finde ihn raus, Mädel. Die Leute in der Bäckerei werden wissen wo sie wohnen!“
Verlegen musste Nicole kichern. Erstaunt und verwirrt über ihre Denkblockade, die sie der allgemeinen Aufregung zuschrieb. Sie streckte den Kopf durch den Vorhang. Die beiden Damen waren gegangen, der Arbeiter war gerade beim Bezahlen. Sie unterbrach die beiden, in dem sie leise fragte, in welchem Ort sie sich befanden.
„Wir sind in Hesseneck“, sagte die Verkäuferin. „Beerfelden ist der nächste Ort. Von da aus sind es etwa 15km nach Erbach, wenn sie Richtung Norden wollen, oder 15km nach Eberbach, wenn Sie nach Süden wollen.“ Sie zwinkerte ihr zu.
„Danke“, hauchte Nicole, zog sich in die Küche zurück und wollte die Information gerade durchgeben, als Michaela sie unterbrach.
„Ich habe es gehört. Ich habe auch die Nummer gefunden. Am besten bleibst du wo du bist, dann rufe ich wieder an, wenn ich jemanden erreicht habe.“
Wieder streckte Nicole den Kopf durch den Vorhang. Der Arbeiter verließ gerade die Bäckerei.
„Kann ich eine Weile hier bleiben, bis ein Abschleppwagen kommt?“
„Ich schließe jetzt zu. Wir machen Mittagspause bis 15 Uhr, aber Sie können trotzdem hier warten.“ Wieder war da das Zwinkern.
„Gehört?“, fragte Nicole in den Hörer. Da sie jetzt alleine im Verkaufsraum waren, trat sie vollends durch den klackernden Perlenvorhang.
„Ja“, kam die Antwort. „Ich melde mich. Deine Nummer sehe ich am Display. Und lass die Frau in Ruhe!“
„Kann ich nicht versprechen. Die ist verdammt hübsch.“ Während des letzten Satzes sah sie der Verkäuferin in die Augen, die schmunzelte. Nicole hatte ihn ganz bewusst hinzugefügt.
Die Verkäuferin war an die Tür getreten, nachdem sie von der Theke einen Schlüssel genommen hatte. Sie sperrte die Eingangstür zu und trat auf Nicole zu, die vor dem Vorhang stehen geblieben war. Die Holzperlen kitzelten sie im Rücken.
„Amelie“, sagte sie und streckte ihr die Hand entgegen.
„Nicole.“ Sie ergriff die Hand. Sie war trocken und warm, die Finger lang und schlank, mit kurzen unlackierten Fingernägeln. Ihr Händedruck war fest. Wie immer bei einem Händedruck mit einer anderen Frau, konzentrierte Nicole sich darauf, ihrem Gegenüber nicht die Schulter auszukugeln, doch sie spürte schnell, dass Amelie auch kein zartes Pflänzchen war. Trotz ihrer sehr schlanken Erscheinung.
Um Amelie auf den aktuellen Stand zu bringen sagte sie: „Meine Freundin besorgt mir einen Abschleppwagen. Sie wird wieder hier anrufen, wenn sie Neuigkeiten hat.“ Amelie nickte.
„Ich hatte da vorne keinen Handyempfang, sonst würde ich Ihnen hier keine solchen Umstände machen“, fügte Nicole hinzu und zuckte entschuldigend mit den Schultern.
„Sie werden im ganzen Ort und bis hinunter nach Beerfelden keinen Empfang haben. Und Sie machen keine Umstände. Und bitte sagen Sie du zu mir. Ich bin erst 22. Sagt man Sie zu mir, fühle ich mich so alt.“ Sie grinste dabei. Nicole zwinkerte zurück. „Geht mir genauso.“
Amelies Blick glitt an Nicole entlang nach unten. Wie zuvor, verharrte sie lange bei den Beinen, blickte kurz nach oben, dann wieder nach unten, als würde sie gerne etwas fragen, aber sich nicht trauen.
„Ja?“, nahm Nicole ihr die Entscheidung ab.
„Sind die echt?“
„Die Beine?“
„Die Schuhe“, Amelie gab ihr einen Klaps mit dem Handrücken gegen die Schulter, weil sie auf den Arm genommen wurde.
„Ja, die sind echt.“ Als Amelie nur weiter nach unten blickte, fügte sie hinzu: „Ein Geschenk von meiner Freundin. Sie steht auf die Louboutins. Ich kann gar nicht aufzählen, wie viele sie davon hat. Ich mach mir nicht so viel daraus, aber sie sind echt und waren sau teuer.“ Wieder blickte Amelie mit einer Frage auf den Lippen nach oben, die ihr peinlich schien.
„Ja darfst du“, beantwortete Nicole auch diese unausgesprochene Frage für sie, lachte dabei und schlüpfte bereits aus dem linken Schuh. Sie standen noch immer dicht beieinander vor dem Vorhang. Draußen vor dem Schaufenster, war seit Minuten weder ein Auto, noch sonst jemand vorbeigekommen. Sie stellte auch den rechten Schuh ab, war in Sekundenschnelle knapp 12 Zentimeter kleiner und fast auf Augenhöhe mit Amelie die nur wenige Zentimeter kleiner war. Barfuß ging sie rückwärts durch den Vorhang. Der kalte Steinboden tat gut. Sie setzte sich auf einen der beiden mit Plastik überzogenen Stühle, die passend zu der alten, siebziger Jahre Küche vor dem Tisch standen.
Amelie folgte ihr, hatte die Schuhe mit zwei Fingern an den Fersen eingehakt und stellte sie vorsichtig und ehrfürchtig nebeneinander vor ihre nackten Beine, schlüpfte aus den weißen Segeltuch Slippern und langsam in die schwarzen High-Heels. Nicole sah wie sich ihre Wadenmuskeln anspannten und ihr Körper sofort eine straffere Haltung annahm. Vorsichtig machte Amelie ein paar Schritte durch die Küche, blickte dabei nur auf ihre Füße, während sie ein paar Runden drehte, die Stufen zur Backstube hinunter stieg und auch dort ein paar Schritte ging, die laut durch den offenen Raum hallten. Zurück in der Küche meinte sie verlegen: „Jetzt hältst du mich für die graue Maus vom Land, die zum ersten Mal schöne Sachen anhat.“
„Nein“, erwiderte Nicole, „mache ich nicht. Ich halte dich für eine zweiundzwanzigjährige Frau, die sich keine 500 Euro teuren Schuhe leisten kann. Und da wären wir ja dann schon zu zweit.“
„Die sind wunderschön“, sagte Amelie ergriffen.
„Sie passen dir auch perfekt“, gab Nicole zurück.
„Sie sind etwas zu groß, glaube ich.“
„Nein, ich bin fast 2 Kilometer darin gelaufen. Die werden wieder ein wenig kleiner, wenn sie abkühlen.“
Zur Demonstration bückte sich Nicole, kniete vor Amelie nieder, berührte ihre Waden tief unten bei der Achillessehne und versuchte einen Finger zwischen ihre Ferse und den Schuh zu stecken.
„Die sind perfekt“, bestätigte sie nochmals, als der Versuch scheiterte.
Amelie zuckte leicht zusammen, als Nicoles Finger ihre Haut berührten und unschwer zu übersehen, breitete sich eine Gänsehaut über ihre Waden aus. Ihre Beine waren rasiert und trotzdem erkannte Nicole ein paar wenige zarte Härchen, die sich aufrichteten. Ein leichtes Zittern in den Knien, verstärkte den Eindruck und so konnte Nicole gar nicht anders, als beide Hände um die schlanken Fesseln der jungen Frau zu legen und nur mit den Fingerspitzen an ihren Waden entlang zu streichen, was Amelie ein kurzes Aufstöhnen entlockte, das sie zwar sofort zu unterdrücken versuchte, ihr aber nicht vollständig gelang.
„Deine Beine übrigens auch“, fügte Nicole hinzu während sie die Rückseite ihrer Waden entlang nach oben streichelte und in den Kniekehlen Halt machte. „Joggen oder Walken, stimmt’s? Mindestens dreimal die Woche.“ Von unten, mit dem Gesicht nahe an Amelies nackten Oberschenkeln, blickte sie nach oben.
„Ja, stimmt“, antwortete die. „Und früher noch 5 Kilometer jeden Tag hier rauf und runter.“ Mit dem Daumen zeigte Amelie nach hinten Richtung Backstube. Nicole richtete sich auf, stand barfuß, ein paar Zentimeter kleiner als Amelie in den hohen Schuhen vor ihr. „Dazu Kiloweise Mehlsäcke, Brotkörbe und allerhand anders Zeug. So eine Backstube ist eine billige Muckibude“, meinte sie grinsend, hob einen Arm und spannte den Bizeps an, der sich unter dem Ärmel des rosafarbenen T-Shirt daraufhin deutlich abzeichnete.
„Beeindruckend“, gab Nicole zurück, hob ebenfalls den Arm, spannte ihrerseits den Bizeps und schob mit der anderen Hand den kurzen Ärmel der Bluse auf die Schulter. Zwei Sekunden stand Amelie mit offenem Mund da und staunte, dann brachen die beiden in schallendes Gelächter aus, weil sie sich gegenüberstanden, wie zwei pubertierende Jungs, die sich gegenseitig zu übertreffen versuchten.
Als beide verstummten und sich nur noch anlächelten, lag eine knisternde Spannung in der Luft, die beinahe zu greifen war. Die beiden Frauen sahen sich in die Augen. Nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. Nicoles Intuition und Erfahrung mit anderen Frauen, täuschte sie normalerweise nicht. Zu Michaela sagte sie immer, sie erkenne eine bisexuelle, oder gar lesbische Frau an den Augen. Was nicht stimmte, aber meistens trotzdem funktionierte. Und was hatte man schon zu verlieren. Normalerweise waren die Damen, für die sich Nicole, neben ihrer Langzeitfreundin, interessierte, aber in einem ähnlichen Alter. Amelie war zwanzig Jahre jünger und gerade mal halb so alt wie sie. Nicole wollte sie auf keinen Fall überrumpeln, aber sie war sich ziemlich sicher, dass Amelie gerade ähnliche Gedanken und Zweifel durch den Kopf gingen.
Also bewegte sie ganz langsam und ganz vorsichtig den linken Arm, streckte den Zeigefinger und führte ihn an Amelies Hand. Das Leuchten in Amelies Augen, als ihre Fingerspitze ihren Handrücken berührte, war ihre Bestätigung. Trotzdem wollte sie nicht zu forsch rangehen. Mit der Fingerspitze strich sie so sanft wie möglich über den Handrücken, den Unterarm entlang. Die Berührung war so schwach, dass sie fast nicht die Haut, sondern nur die feinen Härchen an Amelies Arm spürte. Am Ellbogen angelangt, legte sie alle Finger auf die Haut, streichelte über ihren Oberarm bis zum Ärmel des T-Shirts und ein klein wenig darunter. Amelie tat es ihr mit der anderen Hand nach. Nicole spürte, während sie weiter in ihre Augen schaute, Amelies Fingerspitzen an ihrem rechten Arm, die langsam und genauso gefühlvoll nach oben streichelten.
Die Zeit in der warmen, kleinen Küche schien ein paar Sekunden still zu stehen. Nicole macht einen kleinen Schritt auf Amelie zu. Ihre Körper berührten sich beinahe. Sie nahm den Duft ihrer dunkelroten, an die Farbe eines Bordeauxwein erinnernden Haare und einen leichten Deo Geruch wahr, der sehr angenehm war. Sie wollte unbedingt, dass Amelie den nächsten Schritt machte. Die hatte den Arm, den Nicole streichelte, zwischen ihre Körper geschoben und öffnete den obersten Knopf der Kittelschürze.
Der Arm streifte Nicoles Busen, als sie ihn Knopf für Knopf nach unten bewegte, bis die Schürze locker um Amelies schlanken Körper hing. Um sie abzustreifen schob sie die Schultern nach hinten, den Oberkörper nach vorne, worauf sich ihre Brüste berührten. Die Schürze fiel achtlos zu Boden, nachdem sie die Schleife im Rücken gelöst und einfach die Arme ausgestreckt hatte.
Amelies intensive, grüne Augen erinnerten an eine Katze. Sie flatterten von links nach rechts, blickten wechselnd in Nicoles Augen. Sie waren vollkommen ungeschminkt, genau wie der Rest ihres natürlich schönen, jungen Gesichts.
Amelies Hände fanden den obersten Knopf von Nicoles dünner Seidenbluse. Mit flinken Fingern öffnete sie Knopf für Knopf, während Nicole nur dastand und sie gewähren ließ. Längst war klar, wohin das führen würde, doch sie wollte der jungen Frau die Initiative überlassen. Sie sollte sich nicht gedrängt, gar überrumpelt fühlen, das Tempo und die Grenze selbst bestimmen. Außerdem näherte sich Amelie einem kritischen Punkt, denn in wenigen Sekunden würde Nicoles Bluse fallen, den Blick auf einen jahrelang trainierten, drahtigen Körper freigeben und Nicole musste an ihrer ersten Reaktion ablesen, ob das was zum Vorschein kam sie abschreckte, faszinierte, oder völlig gleichgültig lassen würde. Ihr Körper war nicht übermäßig muskulös, wirkte keinesfalls maskulin, war aber eben auch nicht der klassisch weiche, anschmiegsame Frauenkörper.
Sie war schlank, mit einem extrem niedrigen Körperfettanteil. Am Bauch ein Sixpack, von dem die meisten Männer träumten, mit festen Brüsten und den breiten Schultern einer Schwimmerin. Ihr Körper war ihr Kapital. In den letzten sechs Monaten, seit sie im Winter das erste größere Fotoshooting, für eine namhafte Firma erfolgreich absolviert hatte, flatterten die Angebote beinahe wöchentlich in ihren Briefkasten. Michaela, ihre Langzeitfreundin, Lebensabschnittsgefährtin und Teilzeitmanagerin, hatte alle Hände voll zu tun, die Termine für sie zu verteilen.
Amelies Finger lösten den untersten Knopf, zogen die Bluse vorsichtig aus dem engen, grauen Rock und öffneten die beiden bislang verborgenen Knöpfe, ehe sie die Bluse teilte, über Nicoles Schultern streifte und am Kragen gepackt nach unten und hinter sich zog, bis die Ärmel über Nicoles Handgelenke rutschten.
Knapp fünfzehn Minuten waren vergangen, seit Nicole ihren Fußmarsch durch den Ort beendet und durchgeschwitzt die Bäckerei betreten hatte. Jetzt lag noch ein dünner Schweißfilm auf ihrer Haut, da die Seidenbluse nicht dazu geeignet war, in der Sommerhitze den Schweiß aufzusaugen. Die Träger ihres hellen, zartrosafarbenen, abgetragenen, weil einzigem BH, klebten ihr am Rücken.
Nicole hatte genau hingesehen und was sie in Amelies Gesicht abgelesen hatte, nachdem sie ihren bis auf den BH nackten Oberkörper gesehen hatte, reichte ihr, um zur Überzeugung zu gelangen, das Mädchen richtig eingeschätzt zu haben.
Endlich fanden sich ihre Lippen. Amelies heißer Atem traf ihr Kinn, ehe sie sich berührten. Ihre weichen Lippen öffneten sich schnell und Nicole spürte ihre fordernde Zunge in ihrem Mund. Erwiderte den leidenschaftlichen, intensiven Kuss, während Amelies Hände über ihren Rücken glitten, sich die Fingerspitzen kurz unter den Bund ihres Rockes schoben, um daraufhin schnell wieder nach oben zu ihrem Nacken zu gleiten. Sie hatte das Gefühl, Amelies Hände waren überall gleichzeitig an ihrem Rücken. Gerade waren sie noch unten, da waren plötzlich die Träger ihres BHs offen und baumelten locker um die Schultern, noch eben fasste eine Hand sie am Nacken, da fühlte sich plötzlich auch der Rock seltsam locker um die Hüften an, plumpste mit einem raschelnden Geräusch auf den Boden, lag zerknittert um ihre Knöchel und hatte nur Sekundenbruchteile später einen zartrosafarbenen Gast.
Amelies Grinsen, mit dem sie sich von ihr löste, legte den Schluss nahe, dass sie dachte, was Nicole daraufhin aussprach. „Auch vierzigjährige Frauen, können ohne Slip herumlaufen. Schau nicht so überrascht.“
Nicole war nackt. Ihre Kleider lagen auf dem Boden, ihre Schuhe trug Amelie.
Gerade wollte sie die Hand austrecken, um nach deren rosafarbenem T-Shirt zu greifen, da waren Amelies Lippen schon überall an ihrem Oberkörper, umkreisten ihre Brüste, schlossen sich um ihre Brustwarzen, leckten über ihren Bauchnabel. Am Rücken spürte sie Fingernägel, mal oben an den Schultern, mal unten in ihren Po krallend. Etwas zwickte sie in die Brustwarze und drückte gleichzeitig ihren Po. In ihren Kniekehlen spürte sie Fingerspitzen, zwischen ihren Beinen etwas feuchtes, das über ihren Kitzler leckte.
Nach wenigen Sekunden hatte Nicole das Gefühl, ein Wirbelsturm hätte sie erfasst, hochgeschleudert, mehrmals um die eigene Achse gewirbelt und verkehrt herum wieder auf den Boden gestellt.
Als sie die Augen schloss wurde ihr kurz schwindlig, weshalb sie mit der Hand die Tischkante suchte, um sich festzuhalten. Der Sturm rüttelte unablässig an ihrem Körper. In einer Sekunde waren Amelies Hände in ihre Oberschenkel gekrallt, in der nächsten umschlossen zarte Hände ihre Brüste und Amelies Lippen drückten sich zwischen ihre Schulterblätter, die Zunge sekundenbruchteile später über ihre Wirbelsäule, nach unten zwischen ihre Pobacken.
Die Küche war erfüllt vom keuchenden Atmen der beiden Frauen. Amelies Berührungen sorgten für Wellen an Gänsehaut, die Nicoles Körper an allen möglichen Stellen überzog und ein Schaudern und Zittern auslöste, wie sie es bislang nur in seltenen Fällen erlebt hatte. Als der Sturm sie zur Seite drückte, mit dem Po an die Tischkante schob und sich eine feuchte Zunge zwischen ihre Beine schob, gab sie sich vollends den Berührungen hin. Sie fühlte ihren Kitzler anschwellen und beinahe schmerzhaft empfindlich werden. Amelie wechselte immer wieder zwischen Zunge und Fingerspitzen, um das blutrot angeschwollene Zentrum ihrer Lust, mit einer Leidenschaft zu liebkosen, als hätte sie in ihrem Leben noch nichts anderes gemacht.
An den Rand ihres Bewusstseins, gelang ein schmatzendes Geräusch, unterbrochen von Amelies gepressten Atemzügen. Das Geräusch war lauter, wenn sie die Zunge an ihrem Kitzler spürte und leiser, wenn Amelie mit der Fingerspitze über ihn rubbelte. Als sie die Augen öffnete und an sich herunter schaute, kniete Amelie nackt zwischen ihren Beinen. Wie sie das gemacht hatte war ihr ein Rätsel. Sie blickte auf ihren Hinterkopf, das weiße Stirnband lag auf dem Boden, daneben die schwarzen Hotpants und das rosafarbene Shirt. Nur die Schuhe hatte sie anbehalten. Auf dem Boden kniend, war sie mit den Fersen herausgerutscht, die Absätze standen auf den Fließen. Ihr Rücken glänzte schweißnass und dort, wo der Rücken in den Po überging und durch das Hohlkreuz das sie machte, eine tiefe Kuhle entstanden war, sammelte sich ein kleiner See, der wild hin und her schwappte. Das schmatzende Geräusch waren die Finger ihrer linken Hand, die sie in ihre Muschi geschoben hatte. Mit weit gespreizten Beinen kniete sie vor ihr. Ihre Oberschenkel flatterten, während ihre Knie in unkontrollierten Zuckungen auf dem glatten Boden herumrutschten. Das muss furchtbar wehtun, dachte Nicole in diesem Moment.
Das Geräusch ihrer Finger in der Muschi wurde lauter, weil sie sich mit der Zunge an Nicoles Kitzler besser und schneller selbst befriedigen konnte. Es wurde leiser, wenn sie sich aufrichtete, mit den Fingern der rechten Hand Nicoles Kitzler bearbeitete und durch die aufrechte Haltung selbst etwas in Nachteil geriet.
Noch während sie überlegte, wie sie sich für Amelies Bemühungen am besten revanchieren könnte, ohne die Positionen allzu sehr zu ändern und die Situation dadurch zu unterbrechen, spürte sie wie ein überwältigender Orgasmus sie überrollte. Er kam ohne Vorwarnung, ohne die üblichen Vorzeichen, stattdessen mit einem seltsamen Gefühl, das sie noch nie richtig jemand anderem beschreiben konnte, einem Gefühl, als würde in ihrem Innern jemand einen Schwamm mit heißem Wasser auspressen und aus Erfahrung wusste sie, worauf sie sich einstellen musste.
Sie musste Amelie vorwarnen, aber sie wollte nicht sprechen. Sprechen würde die Stimmung ruinieren. Sie keuchte, versuchte das unweigerliche zu verhindern. Nicht bei ihr. Nicht beim ersten Mal, aber es half nichts. Sie spürte es, ließ sich einfach gehen und spritzte den Bruchteil einer Sekunde später, einen heißen, glasklaren Strahl Flüssigkeit aus ihrem Innern auf Amelies Gesicht und Oberkörper, glitt dabei beinahe von der Tischkante und konnte sich nur mit der ganzen Kraft ihrer Oberschenkel aufrecht halten, steckte einen Finger in den Mund und biss so kräftig zu, um nicht zu schreien, dass sie das Gelenk knacken hörte.
Die Welt verschwamm vor ihren Augen, ihre Beine zuckten, während heiße Wellen ihren Körper von dort, wo Amelie den Finger darauf presste, bis zu den Haarspitzen durchströmten, durch die sie sich einen Weg nach draußen zu bahnen schienen. Als sie nach endlosen Sekunden die Augen öffnete, dankbar war, dass der Druck auf ihren überempfindlichen Kitzler endlich aufhörte, sah sie Amelie am Boden liegen, auf die Seite gerollt in einer Art Fötushaltung, eine Hand zwischen ihre Beine geklemmt. Ihr Körper zuckte und rutschte auf dem glitschigen Steinboden, ihre angezogenen Beine vibrierten, als erlitt sie einen Stromschlag, in den letzten Zügen eines abklingenden Orgasmus. Auch sie war gekommen, hatte sich selbst bis zum Finale mit der Hand befriedigt und war, nachdem ihre Beine den Dienst versagt hatten, auf die Seite gefallen.
Als Nicole sah, dass die Spannung in ihren Beinen nachließ und sich ihre Haltung etwas entspannte, setzte sie sich auf den Boden, mit dem Rücken an ein Tischbein gelehnt, hob Amelies Oberkörper vom Boden auf und umarmte sie fest, klemmte ihre Arme zwischen ihre Körper und hielt sie fest. Ihr Körper war heiß und nass. Sie zitterte leicht und atmete direkt in Nicoles Ohr.
Wie viel Zeit seit dem letzten gesprochenen Wort vergangen war, hätte sie nicht mal annähernd richtig schätzen können. Während die ersten Wörter über ihre Lippen kamen, hörte sich ihre Stimme seltsam fremd an.
„Amelie, ich hätte dich warnen sollen. Es tut mir leid. Ich hoffe ich habe dich nicht erschreckt. Was eben passiert...“
„...Ich weiß. Schon gut“, unterbrach sie Nicole.
„Das passiert mir von hundert Mal höchstens zwei oder dreimal. Ich kann’s nicht steuern und nicht beeinflussen. Es passiert oder es passiert nicht. Ich wollte dich nur vorwarnen, dass es kein...“
„...Urin ist. Ja ich weiß“, unterbrach Amelie wieder. „Es ist ok, ich weiß Bescheid. Wirklich.“
Es vergingen einige Sekunden, bis Amelie nachhakte. „War das ein Kompliment?“
„Das hat aber gedauert“, gab Nicole lachend zurück. „Natürlich war es das. Was du eben da mit mir angestellt hast, war unglaublich heiß. Und schön...und geil“, fügte sie nach kurzer Zeit an. „Ich wünschte ich hätte mich revanchieren können.“
„Hast du doch. Indem du hier bist.“ Sie hob den Kopf von Nicoles Hals, blickte sich um und sagte dann: „Es ist noch nicht mal 14 Uhr. Wir haben noch eine gute Stunde Zeit.“ Als sie den Kopf wieder an ihre Schulter schmiegte, spürte Nicole wie Amelie lächelte.
Während Nicole hinter Amelies Rücken ihren schmerzenden Zeigefinger betrachtete, in dessen Seite zum Mittelfinger hin, zwei saubere Abdrücke ihrer Schneidezähne steckten und auf der anderen Seite etwas Blut klebte, schoss ihr plötzlich eine andere Frage ins Bewusstsein.
„Sind wir hier eigentlich alleine?“
„Normal nicht so lange wie heute“, antwortete Amelie. „Die Bäckerei gehört meinen Eltern, ich helfe nur noch in den Semesterferien. Heute sind sie ein paar Minuten bevor du kamst weggefahren. Die kommen erst spät wieder. Normal steht Mama im Laden.“
„Und du?“, fragte Nicole „was studierst du?“
„Ich studiere Pharmazie in Heidelberg und wohne die Woche über auch dort.“
„Das klingt nicht so, als würdest du mal die Bäckersfrau werden wollen.“ Nicole machte eine ausschweifende Handbewegung dazu.
„Sieh dich um“, gab Amelie etwas resigniert zurück und stockte.
„Ja, ich verstehe was du meinst.“ Nicole wollte gerade noch etwas hinzufügen, als das Mobilteil auf dem Küchentisch klingelte. Amelie löste sich aus Nicoles Umarmung, fischte das Telefon von der Tischplatte und hielt es Nicole so hin, dass sie die Nummer auf dem Display lesen konnte.
„07251“, sagte sie und nickte. „das ist Michaela. Stell einfach auf laut.“
Amelie drückte die entsprechende Taste, legte sich rücklings auf den kühlen Steinboden, den Kopf auf Nicoles Oberschenkel, die noch immer am Tischbein lehnte, das ihr inzwischen schmerzhaft in den Rücken drückte. Im rechten Winkel lagen die beiden auf dem Küchenboden. Amelies Haare kitzelten Nicole an der Seite.
„Hallo?“ Michaelas Stimme klang etwas verzerrt aber gut zu verstehen aus dem kleinen Lautsprecher.
„Du bist auf Lautsprecher“, gab Nicole zurück. „Wie sieht es aus?“
„Schlecht. Das am nächsten gelegene Audi Zentrum ist in Heidelberg. Dorthin hat mich die Hotline verbunden. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, aber keine davon geht richtig schnell. Einen Abschleppwagen schickt man los, sobald er verfügbar ist, aber vor heute Abend wird das nichts. Vielleicht sogar später. Auf den kannst du nicht warten, das habe ich denen auch klar gemacht. Also bleiben zwei Möglichkeiten. Man holt dich dort ab, fährt dich nach Heidelberg und gibt dir dort ein Ersatzauto. Oder du nimmst dir ein Taxi, fährst damit nach Heidelberg und von dort mit dem Ersatzauto weiter. Die Kosten übernehmen die.“
Es entstand eine kleine Pause, in der nur das Rauschen des Telefonlautsprechers in der Stille der Küche zu hören war.
„Es gäbe noch eine weitere Möglichkeit“, meldete sich Amelie zu Wort. Ihre Stimme klang seltsam gedämpft, weil sie auf dem Rücken liegend, das Kinn an die Brust gedrückt, den Kopf auf Nicoles Beinen, sprach. „Ich kann dich um 17 Uhr nach Heidelberg fahren. Ich fahre da sowieso hin. Das Taxi oder das Ersatzauto wären auch nicht viel früher hier. Du kannst das Auto in den Hof hinten stellen, wenn du soweit noch fahren kannst. Die Leute können es auch von dort abholen. Wir können los, sobald ich hier zugeschlossen habe.“
„Das musst du nicht, du hast heute schon genug für mich getan“, erwiderte Nicole.
„Wieso, ich fahre doch sowieso dorthin. Ich glaube die Werkstatt liegt sogar in der Nähe.“
„Na dann, das wäre natürlich toll. Ich bin sowieso kein Taxi Fan.“ Nicole beugte sich nach unten und küsste Amelie auf die Stirn. Während sie den Kopf nach unten beugte, näherte sie sich dem Telefon das Amelie in der Hand hielt, die sie auf ihren kleinen, festen Brüsten liegen hatte. Der Kuss war kurz und nur gehaucht, doch sie ließ einen absichtlich lauten Schmatzer folgen, grinste und lehnte sich wieder zurück.
Durch den Lautsprecher klang ein Räuspern. „Seid ihr beiden alleine?“, fragte Michaela daraufhin.
„Ja“, gab Nicole zurück. „Mittagspause.“ Es entstand eine kurze Pause.
„Wie viel habt ihr an?“ Nicole, die Michaela schon seit Jahren in- und auswendig kannte, hörte heraus, dass sie jetzt auch grinste. Amelie kicherte überrascht, während Nicole einfach schwieg.
„Dachte ich mir“, gab Michaela nach ein paar Sekunden Stille ab.
„Also dann...abgemacht“, sagte Amelie. „Du bleibst hier, wir öffnen um 15 Uhr den Laden, machen ihn um 17 Uhr wieder zu, wie immer und fahren dann gemeinsam zu mir.“ Nach einer kurzen Pause meinte sie: „also nach Heidelberg, meine ich.“
Amelie gab noch die Adresse der Bäckerei durch. Nicole würde vorsichtig mit dem Auto die 2 Kilometer fahren und es in den Hof stellen. Michaela würde den Abschleppwagen dorthin bestellen. Danach tauschten sie die Handynummern, die hier zwar nicht weiterhalfen, aber auf dem Weg nach Hause wieder funktionieren würden. Michaela verabschiedete sich und wollte gerade auflegen als Nicole noch hinzufügte: „Süße?“ Michaela schwieg am anderen Ende. „Danke! Hab dich lieb.“
„Ich weiß“, antwortete Michaela leise und legte auf.
„Ist sie jetzt böse?“, fragte Amelie und drehte den Kopf um Nicole von unten her anzusehen.
„Kein bisschen“, gab diese zurück.
Amelie schob das Telefon auf den Tisch.
„Komm, lass uns nach oben gehen“, sagte sie. „Wir haben noch eine Stunde Zeit.“ Sie stand auf, streckte den Arm aus, Nicole ergriff ihn und zog sich daran vom Boden hoch.
Ihr Rücken tat weh, wo das Tischbein einen Abdruck hinterlassen hatte. Ihre Kleider achtlos auf dem Küchenboden zurücklassend, gingen sie beide nackt durch die Backstube. Amelie trug noch die High-Heels, als wären es ihre eigenen. Laut klackerten die roten Sohlen über den Steinboden. Sie bewegte sich sicher und elegant darin. Ganz bestimmt nicht zum ersten Mal, dachte Nicole, die hinter ihr herging, ihre schlanke Figur, ihren strammen Hintern und ihren grazilen Gang beobachtete.
Die Wohnräume über der Bäckerei waren über eine enge, ausgetretene Holztreppe mit altem, geschwungenem Geländer zu erreichen, das vollkommen glatt und blank gerieben war. Über ein Fenster am Podest der Treppe, drang die Sonne ein und sorgte für eine drückende, stehende Hitze in dem schmalen Treppenhaus. Während Amelie vorausging und Nicole ein paar Stufen darunter, ihren Hintern direkt vor Augen hatte, kam ihr eine Anekdote in den Sinn, von der Michaelas Freund Torsten, ihr vor ein paar Monaten einmal erzählt hatte. Sie erinnerte sich nicht mehr genau an den Auslöser, aber es ging um Michaelas Hintern und Torsten meinte, er habe manchmal den zwanghaften Wunsch, sich hinter sie zu knien, mit den Daumen ihre Pobacken auseinander zu drücken und gierig und obszön durch ihre Spalte zu lecken. Die Nase tief vergraben. Mit nasser Zunge und tropfendem Speichel.
In vielen darauffolgenden Situationen, in denen sie selbst die Möglichkeit dazu gehabt hätte, war ihr dieses kleine Geständnis in den Sinn gekommen, hatte es aber als männliche Phantasie abgetan, weil sie selbst nie diesen, wie Torsten es nannte, animalischen Drang, verspürte. In den fünf Sekunden die es dauerte, bis Amelie die ersten Stufen der Treppe erklommen, auf dem Podest angelangt und die restlichen Stufen in entgegengesetzter Richtung nach oben ging, wusste sie plötzlich ganz genau, was er damals ausdrücken wollte.
„Warte!“, sagte sie kurz bevor Amelie das Ende der Treppe erreicht hatte. Die blieb stehen, schaute sich um, weil sie nicht wusste warum Nicole wollte, dass sie stehen blieb. Eine Treppenstufe unterhalb ihrer
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Dann wird der Text versändlicher«
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BenjaminBi
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PS: Der rote Faden (oder besser: die rote Sohle) ist ein wunderbarer Aufhänger :o]«
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hoedur