Traumhaft
von Lady MacKenzie
Er schüttelte den Kopf über sich selbst. Was er da tat war unvernünftig und er wusste es. Normalerweise fuhr er unter der Woche nur ganz selten zu ihr. Der Weg war weit und meist arbeitete er zu lange, als dass es sich auch nur ansatzweise lohnen würde. Ein Blick auf die Uhr… es war weit nach Mitternacht, er saß im Auto und war gleich bei ihr. Er wusste genau, dass sie überhaupt nicht mit ihm rechnete und ganz sicher bereits tief und fest schlief. Warum auch nicht? Welcher Trottel würde sich schon auf den Weg machen, nur um die Nacht in ihren Armen zu verbringen?!
Und doch war er dabei, genau das zu tun. Sie fehlte ihm und ihm war ganz elend vor Sehnsucht. Sie hatten natürlich telefoniert, das taten sie immer, aber ihre weiche Stimme hatte seinen Wunsch bei ihr zu sein, nur verstärkt. Er hatte das Gefühl, die nächsten Tage einfach nicht zu überstehen, ohne ein wenig Wärme von ihr.
Er lenkte seinen Wagen an den Straßenrand und schaltete den Motor aus. Noch einmal schüttelte er fassungslos über sich den Kopf. Er benahm sich wie ein liebeskranker Idiot. Aber nun war er hier und es wäre der Gipfel des Schwachsinns, einfach wieder nachhause zu fahren.
Außerdem war er sich sicher, dass sie nicht über ihn lachen würde. Sie würde lächeln, ihn in ihre Arme schließen und ihn in Wärme und Zuneigung einhüllen. Genau das, was er jetzt brauchte.
Leise schloss er die Tür auf. Er hatte den Schlüssel, den sie ihm schon nach ganz kurzer Zeit gegeben hatte noch nie benutzt. Damals war er wieder einmal erstaunt gewesen, über das blinde Vertrauen, das sie ihm entgegengebrachte.
Die Wohnung war still und dunkel. Auf Strümpfen, mit den Schuhe in der Hand, schlich er ins Bad, um sie nur nicht zu wecken. Dort entledigte er sich seiner Kleider, um sich gleich darauf im Dunkeln möglichst leise den Weg in ihr Schlafzimmer zu bahnen. Er hatte sich schon oft über ihren tiefen Schlaf lustig gemacht und mit etwas Glück konnte er zu ihr schlüpfen, ohne dass sie aufwachte.
Der Mond schien durch das Fenster und sie war deutlich zu sehen. Halb auf dem Rücken liegend, hatte sie einen Arm angewinkelt neben dem Kopf liegen und sah aus, als würde sie etwas Schönes träumen. Ihr Gesicht war ganz weich und entspannt, die schönen, dichten Wimpern bildeten dunkle Halbkreise unter ihren Augen und die vollen Lippen sahen aus, als wollte sie jeden Moment beginnen zu lächeln. Er stand einfach nur da, um sie zu betrachten und sein Herz schwoll an.
Er war kein überschwänglicher Mensch und eigentlich stolz auf seine nüchterne Einstellung zu den Dingen. Aber sie? Sie war das genaue Gegenteil und er war nicht in der Lage zu erfassen oder gar zu erklären, was sie mit ihm anstellte. Selbst, wenn sie Dinge tat, die ihm unbegreiflich waren oder die er nüchtern betrachtet nicht vernünftig fand – er fand sie wunderbar und war er völlig vernarrt in sie. Es wäre zu erwarten gewesen, dass das nach einer gewissen Zeit einfach aufhören würde, aber das Gegenteil war eingetreten, je länger er sie kannte, desto hingerissener war er von ihr.
Vorsichtig krabbelte er unter ihre Decke. Wie immer, war es dort ziemlich warm und ihre nackte Haut glühte. Er musste lächeln, während sich sein kühler Körper mit Gänsehaut überzog. Sie war genauso verfroren wie die meisten Frauen, aber im Bett heizte sie sich unglaublich auf. Behutsam versuchte er noch näher heranzurücken, als sie seufzte und sich umdrehte, um sich mit mit all ih
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Kommentare
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Lady MacKenzie
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BenjaminBi
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Leichtgewicht
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Helios53
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Auden James
'Bevor er den Blinker setzte, schüttelte er den Kopf. Was er tat, war unvernünftig, und er wusste es.'
Ansonsten fallen insbesondere das ein oder andere Klischee (z.B. der Mann, der nach der erledigten Pflicht zur Seite rollt, um "fast augenblicklich einzuschlafen") sowie der eine oder andere quasi-kitschige Moment (z.B. der Anblick der Geliebten, bei dem natürlich das "Herz" des Protagonisten "anschwillt") mehr oder minder unangenehm auf. Ähnlich fragwürdig erscheint mir die klinisch-keusche Sprachwahl im kritischen Moment des Texts: "Dann schob er sich wieder nach oben und presste langsam sein steifes Glied tief ihn ihren heißen Schoß."
Unumwunden zu loben sind die folgenden Sätze, die eindrücklich klarlegen, worin die Faszination besteht, die in den Augen des Protagonisten von IHR ausgeht: "Das war eine ihrer Eigenarten, die er liebte. Egal, wie nah sie sich waren, er hatte immer das Gefühl, es war ihr nicht nah genug." Sätze zum Einrahmen und überhaupt die vielleicht stärksten der Autorin bislang. Bravo, alles richtig gemacht!
Und gleichsam wenig falsch machen könnte die Autorin, wenn sie sich dazu entscheiden (oder überwinden?) würde, in ihren nach wie vor quasi 'weltlosen' Geschichten einen klitzekleinen Schritt vorwärts in Richtung von mehr Welthaltigkeit zu wagen.«
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Kojote
Kürzer, präziser und gefühlvoller als ich es eigentlich für möglich halte, fängst du mit deinen Worten ein und erschaffst eine traumhafte Zauberwelt. Aber ohne dabei unrealistisch zu werden.
Momentaufnahmen aus dem Reich der Liebe, wie sie schöner nicht sein könnten.«
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