Bei der angezeigten Geschichte handelt es sich um eine erotische, nicht-pornographische Geschichte. Es gelten die Allgemeinen Geschäftsbedingungen und der Disclaimer von sevac.com. Sevac.com ist für den Inhalt der Geschichte nicht verantwortlich und distanziert sich von selbigem. Das Copyright liegt beim Autor. Jegliche Weiterverbreitung der Geschichte ist, wenn nicht ausdrücklich anders angegeben, untersagt.
Kommentare: 2 | Lesungen: 7261 | Bewertung: 6.72 | Kategorie: Fetisch | veröffentlicht: 23.04.2007

Eine Lehrerin fährt schwarz (3)

von

Vorwort: Dieser 3. Teil ist eine Coproduktion mit meinem geschätzten Autorenkollegen DOMANOVA aus Wien


„Waldesruh. Endstation. Bitte alles aussteigen.“

Miriam hörte die Ansage im Linienbus und wusste: Bald war sie angekommen! Angekommen am Ausgangspunkt des verwegenen Abenteuers, dass sie sich für heute Nacht vorgenommen hatte.

Links und rechts der Straße zerfloss ihr Blick im Nichts, in der undurchdringlichen Schwärze des mitternächtlichen Waldes. Im Schein der Lampen im Inneren des Busses blickte ihr, aus der Reflexion in den Scheiben ein ängstlich erregtes Spiegelbild entgegen.

Natürlich hatte sie keinen Fahrschein. Nach dem Abenteuer mit dem Kontrolleur, vor ungefähr einem Jahr fuhr sie nur noch schwarz. Sie wusste nicht warum? War es auch ein Kick? Erwischt werden. Von einem Kontrolleur. Von Mark? Seit einem Jahr hatte sie nichts mehr von ihm gehört. Auf ihre E-Mails antwortete er nicht. Anrufen fand sie zu blöd. Er solle nur nicht denken, dass sie ihm nachlaufe.

Wenn Miriam nicht der einzige Fahrgast gewesen wäre, der auf dieser Linie bis ganz hinaus aus der Stadt fuhr, wären sicherlich auch noch andere Blicke an ihr hängen geblieben. Wenn man Anfang Dreißig war, lange, auffällig rotbraune Haare hatte und gut genug aussah, gewöhnte man sich daran, mit den Augen verfolgt und im Geiste ausgezogen zu werden.



Wobei da heute nicht mehr so viel zu tun gewesen wäre. In Vorbereitung auf ihr Vorhaben hatte sich Miriam nämlich so sommerlich – geradezu gewagt – gekleidet, wie sie sich gerade noch guten Gewissens durch die Stadt traute: Ein kurzer Rock, der im stehen eine Hand breit über dem Knie endete, eine hauchdünne 15den Strumpfhose, schwarze Pumps und ein ärmelloses schwarzes T-Shirt, das zwei Handbreit ihres gebräunten Bauches freiließ.

Miriam schmunzelte beim Gedanken an die beiden älteren Herren, die sich gegenseitig beobachtend, ihr immer wieder anerkennende Seitenblicke zugeworfen hatten. Sie hatte die beiden Opas provokant angegrinst, die Pumps ausgezogen und ihre Füße provokant auf den gegenüberliegenden Sitz gelegt. Da waren ihnen die Augen übergelaufen.


Und wenn sie erst der spießige Direktor des Gymnasiums, in dem sie als Lehrerin arbeitete, so sähe! Der bekäme glatt einen Herzinfarkt. Mit Mühe unterdrückte Miriam ein Kichern beim Gedanken daran.

Und dann war da noch der Grund, aus dem sie auch ihre nächtliche Reise angetreten hatte! Schon spürte sie die ersten Schmetterlinge, die begannen, in ihrem Bauch hin- und herzuflattern. Es war für Miriam ein besonderes Gefühl der Endgültigkeit, des Keine –andere - Wahl- Habens, des Sich- Auslieferns. Unterbewusst kaute Miriam nervös auf ihrer Unterlippe. Gleich! Gleich! Sie hatte nämlich noch Größeres vor, um genau diesem Gefühl eine ganz neue Dimension zu verleihen.

Der Bus erreichte die Endhaltestelle. Fauchend öffneten sich die Türen. Miriam stieg aus. Sie überquerte die Straße und folgte dem dort einmündenden Wanderweg in den Wald hinein. Mit schnellen Schritten lief Miriam den Waldweg entlang. Von Zeit zu Zeit knickte sie ein, wenn sie auf einen harten Stein trat, der aus dem weichen Boden ragte.

Miriam fröstelte. Sie genoss die Empfindungen, die der Wechsel der Bodenbeschaffenheit in ihr auslöste. Und die spannende Erwartung auf den nächsten Abschnitt ihrer Reise in ein nächtliches Abenteuer.

Bald schon hatte sie die Straße so weit hinter sich gelassen, das nichts mehr davon zu sehen war. Sie war alleine, mitten im endlos scheinenden, dunklen, stillen Dickicht der Bäume. Sie blieb stehen und lauschte in die Nacht. Außer ihren vor Aufregung ein wenig zitternden Atemzügen hörte sie nur das leise Flüstern des Waldes um sich. Das Rascheln der Blätter. Hie und da einmal ein Knacken in der Ferne.

Ja, sie war alleine. Also los!

Mit einem Ruck, mit dem sie sich selbst von der Unumkehrbarkeit ihres Handels überzeugen wollte, zog Miriam ihr T-Shirt über den Kopf. Genauso hastig zog sich die Pumps, ihren Rock und die Strumpfhosen aus. Auch ihren BH und den Slip streifte sie ab. Keuchend stand sie da, splitternackt, nur noch ein paar Handschellen in der Hand.

Die Schmetterlinge in ihrem Bauch luden ihre Freunde eine und begannen, eine wilde Party zu feiern. Trotz der nächtlichen, feuchten Kühle hier mitten im Wald schien es Miriam, als ob ihre Haut in Flammen stände.

Mit zittrigen Händen legte sie ihre Sachen übereinander. Sie zwang sich bewusst, ihr T-Shirt sorgfältig zusammenzufalten und schob ihren Schlüsselbund und ihr Handy in die Mitte hinein. Dann legte sie ihre Sachen hinter einem großen Baum auf den Boden. Ein paar Schritte zurückgetreten, prägte sie sich die Stelle genau ein. Für nachher, in ein paar Stunden, wenn sie wieder da war.

Noch einmal vergewisserte sie sich, dass der Schlüssel zu ihren Handschellen auch an dem Schlüsselbund war.

Die Würfel waren gefallen. Jetzt ging es los!

Kurz – aber nur ganz kurz – dachte Miriam daran, wieder umzukehren. Ihre Klamotten anzuziehen, zurück zur Busstation zu laufen und schnurstracks heimzufahren.

Doch gleich verwarf sie diesen Gedanken wieder. Das ging ja auch gar nicht! Sie war bewusst mit dem letzten Bus gefahren, der bis zur Endstation durchfuhr, dem um 23:37 Uhr. Jetzt war fünf Stunden Pause, bis der erste Bus des morgigen Tages fuhr. Also würde sie bestenfalls nach Hause laufen müssen, denn Geld für ein Taxi hatte sie auch nicht eingesteckt. Und bis nach Hause war es weit: Sicher etliche Kilometer durch die Stadt. Ein stundenlanger Fußmarsch. Schon der Bus brauchte für die Strecke über eine halbe Stunde lang.

Miriam badete im köstlichen Gefühl, keine andere Wahl zu haben. Sie musste stundenlang hier ausharren, ob sie wollte oder nicht. Das war schrecklich und wunderbar zugleich. Ein eigenartiges, einzigartiges Gefühl; wie ein exotisches Festmahl: Erregend süß und gefährlich scharf zugleich!

Miriam folgte dem Waldweg. Sie wollte so schnell wie möglich weg von der verlockenden Sicherheit ihrer Sachen.

Splitternackt durch den Wald, stundenlang. Das war es, weswegen sie hier war! Sie spürte das warme Rumoren in ihrem Bauch. Die aufgeregt flatternden Schmetterlinge.

Um ein Ventil für ihre Aufregung zu finden, begann sie schneller und schneller zu gehen. Sie wusste, wo sie hinwollte: Auf den Hügel, an dessen Fuß sie gerade war. Das war ein Marsch von etwa zwei Stunden, immer bergauf.

Gleichzeitig gingen ihre Gedanken auf Reisen; begannen sich, wie eine grellbunte Linse vor das Nachtdunkel der Realität zu legen.

Miriam sah sich auf der Flucht. Eine Gefangene, ihren Häschern entkommen, die so schnell wir möglich weit weg musste, um nicht wieder eingefangen zu werden.

Sie begann zu rennen, erst im langsamen Jogging-Tempo, dann immer schneller und schneller. Da es stetig bergauf ging, brach ihr bald der Schweiß aus allen Poren. Und ihre Füße schmerzten, weil sie immer wieder auf kleine Steinchen trat. Aber egal! Keuchend taumelte sie weiter. Sie zwang sich, einen Fuß vor den anderen zu setzen. So schnell sie konnte. Immer weiter.

Irgendwann wurden das Seitenstechen und die Erschöpfung übermächtig. Völlig außer Atem ließ sich Miriam auf den Laubbedeckten Waldboden neben dem Weg fallen. Das Blut sang in ihren Adern, vom heftigen Pumpen ihres Herzens angetrieben. Sie drehte sich auf den Rücken. Langsam wurde ihr schwerer Atem ruhiger. Die von Schweißperlen übersäte Haut prickelte, als sie von einer nächtlichen Brise umfächelt wurde. Wie die trockenen Blätter des Laubbedeckten Waldbodens an ihrem Rücken kitzelten!

Miriam hatte sich schon lange nicht mehr so ... so lebendig gefühlt!

Nach ein paar Minuten war sie aus dem Strudel ihrer wilden Erschöpfung empor getaucht. Der erste übermächtige Ausbruch der Leidenschaften war in ein warmes, angenehmes Gefühl der Freiheit übergegangen.

Sie wanderte weiter, in der zufriedenen Gewissheit, sich frei zu fühlen; frei vom Alltagstrott und dem Gymnasium. Und sie war eins mit dem Wald, der sie wie eine schützende Mauer umfing.


Eine Lichtung tauchte vor Miriam auf: Eine große Wiese.

War sie wirklich schon auf dem Gipfel angekommen? Waren das wirklich schon zwei Stunden gewesen? Die Zeit war ihr viel kürzer vorgekommen!

Sie setzte sich auf eine Bank auf der Wiese und dachte daran, wie es hier bei Tag aussah: Familien mit spielenden Kindern. Rentner, im Paar und in Gruppen. Junge Paare, die eng umschlungen vorbeischlenderten.

Wenn sie tagsüber so dasäße? Da würden die aber schön schauen! Gleichzeitig fröstelte Miriam bei der Vorstellung. Ihren nackten Oberkörper im hellen Licht des Tages so zur Schau zur stellen, das konnte sie beim besten Willen nicht vorstellen! An einem Strand, wo das alle taten ... OK! Aber hier, wo sie die Einzige wäre und alle Blicke auf sich zöge? Alles, nur das nicht!

Der Pfad ihrer Überlegungen erinnerte sie daran, nach etwaigen anderen nächtlichen Spaziergängern Ausschau zu halten. Sie ließ ihren Blick über die Wiese schweifen: Alles ruhig! Sehr gut! Bereit!

Bereit für den nächsten Schritt. Und dafür hatte sie sich etwas Besonderes ausgedacht. Eine Methode, wie sie dieses lustvolle, verwegene Gefühl der hilflosen Nacktheit noch einmal potenzieren konnte.

Miriam starrte auf das Paar Handschellen. Der Schlüssel war an ihrem Schlüsselbund – der in ihrem T-Shirt steckte – das hinter dem Baum lag. Der Schlüssel war weit weg. Sehr weit weg.

Öffnen konnte sie die Handschellen erst wieder dort unten, aber nicht hier. Nicht hier! Nicht hier! sang es in ihr. Wenn sie sich jetzt die Handschellen anlegte, musste sie den ganzen Weg gefesselt zurücklaufen. Ohne Ausweg! Ohne Alternative! Stundenlang!

Die Schmetterlinge in Miriams Bauch waren in Kompaniestärke zurückgekehrt und bereiteten sich auf ein groß angelegtes Manöver vor.

Kurz überlegte sie noch: Sollte sie es wagen?

Die aufbrandenden Fluten ihrer lustvollen Erregung schlugen gegen den Damm ihrer Bedenken tragenden Vernunft, überspülten ihn und ... das doppelte Ratschen der sich hinter ihrem Rücken schließenden Handschellen schnürte Miriam schier die Luft ab.

Zitternd zog sie vorsichtig an ihren Handgelenken. Dann so fest sie konnte. Der harte, unnachgiebige Druck des Metalls machte ihr überdeutlich, dass ihre Hände unlösbar hinter ihrem Rücken verbunden waren.

Jetzt war sie wirklich wehrlos. Nackt und wehrlos. Eine Gefangene.

Miriam lief in die Mitte der Wiese und setzte sich hin. Dass das Flecken an ihrem Rock gab, war ihr egal. Um so besser! Eine Gefangene konnte schließlich nicht wählerisch sein. Sie legte sich hin, kuschelte sich ins Gras und entspannte sich.

Wie sie so ruhig dalag, erhob sich wieder ihre Vorstellung auf den Schwingen der lustvollen Phantasie: In ihren Träumen sah sie sich gefangen, ihrer Kleider beraubt. Halbnackt und gefesselt musste sie ihr Leben fristen.

***


Die Zeit verging. Langsam und gleichzeitig wie im Fluge. Irgendwann wurde es schließlich Zeit für den Rückweg, den Abstieg vom Hügel.

Immer noch zitternd machte Miriam sich auf. Sie hätte es eigentlich aus der Erfahrung wissen sollen, aber aufs Neue war sie überrascht, wie anders, wie viel unsicherer und langsamer, das Gehen mit auf den Rücken geketteten Händen war. Und dazu noch barfuß.

In ihre Erregung mischte sich ein Gefühl des Triumphes. In gewisser Weise war sie stolz auf sich selbst. Darauf, dass sie den Mut zu diesem Schritt gefunden hatte. Gut, eigentlich war ja nichts dabei – Wie sie hier durch die Nacht spazierte, konnte ihr ja nichts passieren.

Aber so ganz ohne war das, was sie tat, trotzdem nicht! Wenn jemand kam? Eine Polizeistreife vielleicht? Oder ein paar Halbstarke? In Miriams erregten Zustand wurde jedes leichte Lüftchen zum Sturmwind, jedes Knacken zum Donnern.

Wieder zwang sie sich, nicht auf den Weg zu achten. Das Stolpern bekam sie auch in der Realität schon ganz gut hin. Ein, zwei Mal wäre sie fast hingefallen, als sie mit dem nackten Fuß auf einen besonders spitzen Stein trat.

Sie war froh, die Mühe auf sich genommen zu haben, ihren Abend hier zu verbringen. Jede lustvolle Minute war es wert! Wenn es ihr möglich gewesen wäre, hätte sie dem drängenden Kribbeln in ihrem Bauch schon längst nachgegeben und sich da unten Erleichterung verschafft. Aber die Hände waren hinter dem Rücken gefesselt! Also war nichts mit Erleichterung. Die wilde Erregung ließ sie fast hysterisch kichern. Da musste sie durch!

Weiter ging es durch die Nacht, die in Kürze zum Tag werden würde. Die verwegene Lust sang in Miriams Adern.

Irgendwann kam sie an der Stelle, die sie sich gemerkt hatte. Der große Baum. Dahinter lagen ihre Sachen. Ihr Schlüsselbund, das Handy. Miriam ging um den Baum herum und hob ...

Das heißt: Sie wollte heben. Orientierungslos blickte sie auf den Boden. Wo waren ihre Sachen? Nicht unter dem Baum. Hektisch stocherte sie mit den Füßen auf dem Boden herum.

War das überhaupt der richtige Baum? Sie rannte zurück auf den Weg. Sah sich noch einmal genau die Gegend an. Ja, eindeutig! Hier hatte sie ihre Sachen hingelegt. Genau hier!

Die Schmetterlinge in Miriams Bauch waren vor einem brennenden Klumpen geflohen, der ihren Platz eingenommen hatte. Miriams lustvolle Erregung war wie verflogen. Sie hatte ein Problem! Ein ernstes Problem!

Sie suchte noch einmal die Gegend um den Baum ab. Zentimeter für Zentimeter. Aber ihre Sachen waren verschwunden. Und damit auch der Schlüssel für die Handschellen. Ihr Handy. Und ihr Wohnungsschlüssel. Alles war weg.

Miriams Gedanken überschlugen sich. Was sollte sie denn jetzt tun? Splitternackt und gefesselt kilometerweit durch die Stadt bis zu ihrer Wohnung zu laufen war ausgeschlossen. Außerdem kam sie ohne Schlüssel ja gar nicht bei sich hinein. Sie lebte alleine. Wer sollte sie hineinlassen?

Panisch ging ihr Blick hierhin und dorthin, ohne etwas zu sehen.

Sie konnte zur Straße hinüber laufen und dann dem Ersten, den sie traf, erzählen, dass sie überfallen worden war. Das war zwar – so, wie sie aussah – eine eher dünne Ausrede, und über alle Maßen peinlich, aber besser als nichts!

Mit hängendem Kopf und schleppenden Schritten machte sich Miriam auf den Weg. Was für ein Schlamassel! Diesen Gang hätte sie gerne vermieden! Sie ärgerte sich bodenlos über sich selbst. Was war sie stolz auf ihren Mut gewesen! Und jetzt so eine Katastrophe! Wo konnten die Sachen nur hingekommen sein!? Wie hatte das passieren können? Sie war nicht mutig, sondern dumm! Warum hatte sie sich auf diesen Wahnsinn eingelassen!?

Plötzlich stach grelles Licht in ihre Augen. Miriam erstarrte, atemlos geschockt. Der leuchtende Kegel einer Taschenlampe hielt sie fixiert, wie eine Nadel den aufgespießten Schmetterling.


Etliche Sekunden lang geschah gar nichts. Miriam stand reglos im Schein der Taschenlampe. Nicht einmal zu atmen wagte sie.

Das grelle Licht blendete. Außer zwei dunklen Schatten konnte sie nichts erkennen.

„W ... W ... Wer ... ist da?“, stotterte sie, innerlich erfroren vor Entsetzen.

Unwillkürlich zerrte Miriam an den Handschellen, als sie versuchte, die Arme hinter dem Rücken hervorzuholen, um ihre Blöße zu bedecken.

Splitternackt so auf dem Präsentierteller zu stehen war unangenehm, geradezu widerlich. Und Furcht einflößend. Wie anders war dies jetzt, verglichen mit dem lustvollen Spiel nur ein paar Stunden zuvor. Hier schmeckte Miriam alles, nur keine Lust. Würgende, schamhafte Angst klebte ihr in der Kehle.

Sie hörte zwei Männerstimmen, die leise miteinander sprachen. Nicht in Deutsch. Und sie sah den Kegel der Taschenlampe an ihrem Körper auf- und abwandern. Ein Lachen, eine zustimmend klingende Antwort. Die Männer sprachen ganz offensichtlich über sie.

Was genau, wollte sie gar nicht wissen. Das waren keine Polizisten (Daran hatte sie zuerst gedacht) – Das waren irgendwelche Fremden!

Nur weg von hier! Sie drehte sich um und rannte davon. Nur fort von hier und von den Fremden!

Mit weit ausholenden Schritten sprintete Miriam quer durch den Wald. Jetzt war es ihr wirklich egal, wohin sie trat. Es war kein Spiel mehr. Es war wilde, entsetzte Flucht. Bitterer Ernst. So schnell sie konnte, jagte sie durch den Wald.

Dünne Äste peitschten ihr gegen das Gesicht – Sie rannte weiter. Eine Wurzel brachte sie zum Taumeln – Sie keuchte, rappelte sich auf, und rannte weiter. Haarscharf und schmerzhaft schrammte sie an der kratzigen Rinde eines Baums vorbei – Sie biss stöhnend die Zähne zusammen und rannte weiter. Steine, auf die sie trat, zwang sie sich zu ignorieren ... und rannte weiter.

Was würde passieren, wenn sie die Beiden einholen würden?

Dann schlüge ihre Angst in blanke Panik um. Würde sie ihr ein Leid antun? Wenn ihre Flucht ein jähes Ende finden würde, würde sie um Hilfe rufen. Doch ihr Schrei würde in der Kehle ersticken, bevor er noch geboren war, gestoppt von einem breiten Klebeband, das man ihr über ihren Mund kleben würde.

Sie würde nur noch keuchen und zittern: Vor Frustration über die vergebliche Flucht, vor Schmerzen in den Schultern und vor Angst vor dem Kommenden. Stumm und von panischem Schluchzen geschüttelt würde sie den beiden Fremden zu Füßen liegen.

Sie würde noch einmal ihre Anstrengungen verdoppeln und versuchen zu fliehen. Doch diese Bemühung würden zum Scheitern verurteilt sein. Die Männer würden sich auf sie setzen und sie würde spüren, wie sich etwas Dickes, Raues um ihre Fußknöchel legte und dort festgeknotet wurde.

Miriam würde sich winden, immer noch von Panik geschüttelt, wie ein Fisch auf dem Trockenen. Vielleicht konnte sie noch ein bisschen mit den Beinen strampeln. Wenn man sie nicht zu einem Hogtied verschnüren würde.

Miriam rannte immer weiter.

Was hatten die beiden Männer mit ihr vor? Miriam dachte an Blut, Mord, Vergewaltigung und vernichtende Gewalt.

Plötzlich stach ihr das grelle Licht der Taschenlampe in den Augen. Wieso tauchten einer der beiden auf einmal vor ihr auf? War sie im Kreis gelaufen?

„Halt, junge Frau!“, zischte er.

Mut- und kraftlos brach Miriam zusammen.

***

“Hey, Hallo!“ packte er sie an und schüttelte sie wie eine Puppe. „Wir wollen doch gar nichts von dir.“

Noch immer von Panik erfüllt und von Angst geschüttelt zwang sich Miriam mühsam zur Ruhe. Sie keuschte nur nach Luft. Erst langsam konnte sie wieder ruhiger atmen. Der Mann bemerkte, dass sie sich etwas beruhigt hatte.

„Gut. Jetzt zurück zum Weg.“

Miriam konnte den Akzent des Mannes nicht einordnen, aber er sprach Deutsch offensichtlich nicht als Muttersprache.

Zurück zum Weg? Sie schöpfte ein wenig Hoffnung. Vielleicht hatten sie doch nicht vor, gleich hier über sie herzufallen!?

Der Kegel der Taschenlampe wies Miriam die Richtung. Mit stolpernden Schritten wankte sie zurück zum Weg. Das Gefühl war ihr von früheren Selbstfessel-Experimenten nicht unbekannt. Aber im Wald, auf dem weichen, nachgiebigen Untergrund der trockenen Blätter, und unter diesen Umständen war es trotzdem eine Herausforderung. Sie brauchte ihre ganze Konzentration, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

Vor Anstrengung schwer atmend kam Miriam ein paar Minuten später auf dem Waldweg an. Dort erwartete sie der andere der beiden Männer. Innerlich hatte Miriam sich in ihr Schicksal ergeben. Es gab keine Möglichkeit mehr zur Flucht. Gegen zwei Männer hätte sie auch ungefesselt wohl keine Chance gehabt.

Und jetzt erkannte sie auch die Beiden wieder Es waren die beiden älteren Herren, die sie vorhin im Bus so offensichtlich gemustert hatten.

Es war ein eigenartiges Gefühl, splitternackt vor diesen fremden Männern zu stehen. Sie fühlte ein Kitzeln auf der nackten Haut, die sie so gerne bedeckt hätte, und die Eisklumpen der Peinlichkeit in der Brust. Gleichzeitig glomm aber noch ein Funken der verwegenen Gefühls, weswegen sie in den Wald gekommen war. Schließlich war in gewisser Weise ihr Spiel jetzt Ernst geworden. Auch, wenn sie das nie so gewollt hätte.

„So, Rotschopf“, sagte der eine genüsslich, während er Miriams lange seidige Haare durch seine Finger gleiten ließ.

„Jetzt verrate mir mal, was du hier in dieser Aufmachung machst. Das ist doch eine sehenswerte Show, die du hier abziehst. Machst du das öfter?“

Show? Was meinte er damit?

„Bitte lassen Sie mich doch in Ruhe!“, bat sie. „Bitte tun Sie mir nichts!“

„Beantworte die Frage!“, befahl der Mann zischend.

„Ja!“, sprudelte sie. „Ich mache das öfter. Drei — Nein! Vier! Viermal bisher dieses Jahr.“

So, wie sie hier da stand und wie die Männer sie verhörten, fiel ihr einfach nichts außer der Wahrheit ein, was sie hier hätte sagen können.

„Und warum machst du das?“

Gute Frage, dachte Miriam bei sich. So richtig hatte sie da selbst noch nicht darüber nachgedacht. Sie wusste nur, dass es irgendwie ein überaus angenehmes, prickelndes Gefühl vermittelte, so irgendwo zwischen mutiger Abenteuerlust, erregendem Kribbeln im Bauch und gruseliger Spannung.

„Ich weiß nicht. Es macht mir einfach Spaß“, sagte sie schließlich.

„Mh-Hm!“, nickte der Mann nur „Und deswegen hast du dich auch freiwillig gefesselt, oder?“

Am Glühen ihrer Wangen spürte Miriam, wie rot sie gerade wurde. Sie hatte noch nie eine peinlichere Situation erlebt!

Er sprach weiter: „Das ist gut. Sehr gut sogar. Da haben wir genau das Richtige für dich!“

Die Männer nahmen sie in die Mitte und führten Miriam den Weg entlang. Sie stolperte, von den beiden Männern an den Armen geführt, über den Waldweg Richtung Straße.

„Wo bringen Sie mich hin?“, fragte sie.

„Still jetzt!“, knurrte der eine nur.

Miriam verstummte. Sie trippelte weiter, vorwärts gezerrt von den Händen, die sie gepackt hielten.

Was für ein Schlamassel! Wenn sie nur geahnt hätte, wo ihr Spaziergang hinführen würde!? Wie kam sie hier bloß heraus? Um Hilfe rufen konnte sie nicht. Dann würden sie sie vielleicht gleich knebeln.

Weglaufen war auch ausgeschlossen: Selbst, wenn sie nicht gefesselt gewesen wäre; die Männer waren trotz ihres Alters schneller und kräftiger als sie! Noch dazu fühlte sie zwei kräftige Hände, die ihre Oberarme festhielten. Schließlich tat die Tatsache, dass sie splitternackt und gefesselt abgeführt wurde, ihr Übriges, das Gefühl völliger Hilflosigkeit zu vervollständigen.

Sie konnte nichts tun. Nicht das Geringste. Ohne Ausweg.

Doch in der Dunkelheit der bedrohlichen Gefangenschaft brannte ein Licht: Eine kleine Stimme in Miriams Inneren erinnerte sie daran, dass die Situation nicht weit entfernt von dem war, was sie in ihren Lustgetränkten Träumen nachempfunden hatte.

Nackt und wehrlos. Gefesselt. Jetzt war sie wirklich eine Gefangene.

Da! Das Wartehäuschen der Busendhaltestelle war bereits als schwacher Lichtschein zu erkennen. Miriam stolperte widerstandslos voran; jeder Gedanke an Flucht und Auflehnung war verschwunden hinter dunklen Wolken aus Hilflosigkeit und Schicksalsergebenheit, die von Blitzen lustvoll-angstvoll-erwartungsvoller Vorahnung durchzuckte wurden.


Kurz vor dem Warthäuschen ging einer der beiden Männer eilig vor. Als er wieder zurückkam, hielt er eine Einkaufstüte in der rechten Hand.

Wortlos schaute Miriam in die Tüte. Eine Träne lief über ihre Wange. In der Tüte waren ihr T-Shirt, ihr Rock, ihre Strumpfhose, ihr BH, ihr Slip, ihre Pumps. Sie wollte aufatmen. Doch wo war ihr Schlüsselbund?

“Dein Schlüssel ist hier“ strahlte der andere Herr. „Ist hier auch der Schlüssel für die Handschellen bei?“

Miriam nickte nur kurz. Ein näher kommendes Motorgeräusch ließ vermuten, dass sich gerade der erste Linienbus der Endhaltestelle näherte. Miriam wusste nicht, ob sie sich jetzt schämen oder freuen sollte. Hilfe suchend blickte sie die Beiden an.

“Warte, ich helfe dir beim Lösen der Handschellen“

Schon stand er hinter hier. Ein wenig unprofessionell stellte er sich schon an, doch die Bügel der Handschellen öffneten sich nach einer Weile.

Miriam hatte kaum Zeit zum Aufatmen. Der Linienbus kam immer näher. Wortlos verschwand sie mit der Tüte hinter dem Wartehäuschen.

“Und eine solche Show wollen wir hier nicht noch einmal erleben. Lass dich lieber von Männern fesseln, die was davon verstehen.“ hörte sie noch, während die beiden Herren in den Linienbus einstiegen.

Erst als der Bus in der Ferne verschwunden war, hatte Miriam das Verlangen, tief durchzuatmen. Wie Recht die beiden vielleicht hatten. Gleich, wenn sie zu Hause angekommen war, würde sie Mark anrufen.

* * *

Kommentare


duenen
dabei seit: Aug '01
Kommentare: 95
schrieb am 11.04.2008:
»Hallo Jason King,
im dritten Teil ist wohl die Namensgebung ein wenig durcheinander gekommen. In den ersten beiden Teilen hieß die Lehrerin Natasha, im 3. Teil auf einmal Miriam.
Das solltest Du vielleicht noch einmal überarbeiten.
Uschi«

Skypit
dabei seit: Jul '10
Kommentare: 93
schrieb am 27.10.2012:
»klasse«


Kommentar verfassen Kommentar verfassen
AutorIn schreiben AutorIn schreiben
Autorinformationen Autorinfos
 Geschichte melden
 loading...
MehrteilerAlle Teile in einer Übersicht