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Kommentare: 4 | Lesungen: 1684 | Bewertung: 7.94 | Kategorie: Sonstiges | veröffentlicht: 18.02.2010

Wolvesgrey Kapitel 3 und 4

von

III

Steve war dem Krankenwagen ins Hospital gefolgt. Luisa wurde sofort an einige Geräte angeschlossen und ruhiggestellt, damit sie sich nicht selbst verletzte. Nach einer gründlichen Untersuchung bestätigte der Oberarzt das erste Untersuchungsergebnis. Luisa verbrachte zwei Tage ohne Bewusstsein, immer wieder geschüttelt von schlimmen Alpträumen. Steve verbrachte Tag und Nacht an ihrem Bett. Wenn sie weinte, redete und schrie in ihren Träumen, legte er ihr die Hand auf die Stirn und sprach leise zu ihr. Luisa beruhigte sich dann sofort wieder.


Am dritten Tag war ihr Fieber gesunken, und sie kam zu sich, als die Sonnenstrahlen ihr Gesicht trafen. Sie blinzelte und brauchte ein paar Minuten, bis sie etwas erkennen konnte. Steve saß an ihrem Bett, er war eingeschlafen. Luisa betrachtete ihn lange, sie spürte eine Wärme bei seinem Anblick. Ein kleines Lächeln legte sich auf ihre Lippen. Vorsichtig fasste sie seine Hand. Er öffnete verstört die Augen, dann lächelte auch er.


"Du bist ja endlich wach, das wurde aber auch Zeit."

"Was machst du hier? Wie lange hab ich geschlafen?"


Es war mehr ein Flüstern, was sie zustande brachte.

"Ich passe auf dich auf. Du warst zwei Tage ohne Bewusstsein."

Sie schaute sich um.


"Wo bin ich eigentlich? Wenn Ernesto..."

Steve unterbrach sie.


"Du bist im Krankenhaus, und um Ernesto mach dir keine Sorgen, er ist fortgefahren."

Sie schaute ihn erstaunt an.


"Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass ich dir die Türe geöffnet habe. Von da an weiß ich nichts mehr. Er ist weg? Wohin?"

Steve lachte auf.


"Das hat er mir nicht auf die Nase gebunden. Denk nicht darüber nach und erhole dich erst einmal."

"Ja, du hast sicher Recht."


Aber schon bei diesen Worten fielen ihr die Augen zu. Steve beobachtete ihren Schlaf noch für einen Moment und verließ dann das Zimmer. Draußen redete er kurz mit der Schwester und ging.

Eine Berührung an ihrem Handgelenk weckte Luisa, sie blinzelte.


"Steve?" Aber dann erkannte sie, dass es nur eine Schwester war, die sie freundlich anlächelte.


"Er ist bald wieder zurück. Er wollte sich nur im Hotel etwas frisch machen. Nach den langen Tagen und Nächten, wo er ständig an Ihrem Bett saß, möchte er Ihnen einen schönen Anblick bieten."


Sie zwinkerte Luisa zu und ließ sie nachdenklich zurück. Die Zeit wollte nicht vergehen, während sie auf Steves Rückkehr wartete.

An Schlaf war jetzt nicht mehr zu denken, die Gedanken ließen ihr keine Ruhe dazu. Sie wurde fast wahnsinnig durch die Warterei, und als sie fast schon im Begriff war, aufzustehen, öffnete sich die Türe. Sie sah Steve an. In seinen verwaschenen Jeans sah er aus wie ein Rebell. Und doch spürte sie seine Dominanz, die ihn wie eine Aura umgab. Er trat lächelnd auf ihr Bett zu und nahm sie einfach in den Arm. Sie konnte sein Rasierwasser riechen und die frisch rasierte Haut auf ihrer Wange spüren.

"Warum warst du die ganze Zeit hier?", fragte sie ihn leise.

"Weil mir sehr viel an dir liegt. Ich mag dich sehr."


Er küsste sie sanft auf die Lippen.

"Es geht nicht." Sie zog ihren Kopf zurück.

"Ich werde es mit Ernesto regeln, sobald er zurück ist. Er wird dich freigeben, das verspreche ich dir."

"Versprich mir bitte nichts, was du nicht halten kannst. Er wird mich nicht freigeben, niemals."

"Wir werden ja sehen." Steve sah ihr tief in die Augen, er konnte ihre Besorgnis sehen.


"Aber ich muss dir noch etwas sagen. Ich muss für eine Zeitlang fort, wegen Geschäften im Ausland. Aber ich fahre nicht gerne weg und lasse dich hier zurück."

"Mach dir keine Sorgen, ich bin schon groß." Sie lächelte ihn an. "Und was soll mir hier im Krankenhaus schon passieren?"

"Aber du versprichst mir, dass du hier bleibst, bis du ganz gesund bist?"

"Ja, das werde ich. Ich verspreche es."

"Gut, ich werde dann jetzt alles in die Wege leiten, damit ich auch schnell wieder hier bin."


Steve lächelte sie an und ging zur Türe hinaus. Er sah nicht die kleine Träne, die ihr Gesicht hinunter lief. Sie fühlte sich so elend.


Sie hatte ihn mit reiner Absicht belogen. Es tat ihr weh, aber sie sah keinen anderen Ausweg.

Steve tätigte ein paar Telefonate, seine Abreise war schnell organisiert. Er checkte im Hotel aus, und auf dem Weg zum Flugplatz verabschiedete er sich noch schnell bei Luisa. Er hatte nicht die Zeit, sich lange aufzuhalten, denn sein Pilot wartete.


Bis zu dem kleinen Jet konnte er direkt vorfahren. Er war es gewohnt, eine Sonderbehandlung zu genießen. Ein Stewart nahm sein Gepäck, und der Pilot begrüßte ihn mit Handschlag.


"Schön, Sie zu sehen, Mr. Kingston." Der Pilot verbeugte sich leicht.

"Danke, mein Freund. Ich hoffe, der Flug verläuft ohne Probleme!"

"Wir können sofort starten."

Sie nahmen Platz in dem Jet, die Türen schlossen sich hinter ihnen. Steve machte es sich bequem, was kein Problem darstellte. Bis auf den Stewart und die Piloten war er alleine an Board. Seine Gedanken waren bei dieser - so einzigartigen - Frau im Krankenhaus, aber selbst das hinderte seine Augen nicht daran, sich zu schließen. Der Stewart weckte ihn kurz vor der Landung.

Er sah zum Fenster hinaus und war wie immer überwältigt von der Weite des Landes und der Wüste. Wie abgeschnitten änderte sich plötzlich die Landschaft, und eine Oase aus sattem Grün blendete ihn. Er liebte diesen Landeanflug; die Häuser, strahlend weiß, flogen an ihm vorbei und das Blau des Persischen Golfs ließ den Gedanken an eine Fata Morgana aufkommen. Er staunte jedes Mal, wie weit sich diese Stadt ausbreitete. Sie landeten auf dem King Fahd Airport.


Als er nach draußen trat, hielt er kurz inne und atmete tief ein. Die Hitze ergriff ihn sofort, Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Er konnte das Salz in der Luft schmecken. Er ging die Stufen hinunter zu der schwarzen Limousine. Der Chauffeur öffnete die hintere Türe, und ein fröhlich lachender Mann stieg aus. Die zwei Männer umarmten sich herzlich.


"Salam aleikum, mein Freund."

"Aleikum salam. Schön, wieder einmal bei dir zu sein. Es ist ja schon fast meine zweite Heimat."

Sie lachten beide und klopften sich immer wieder auf den Rücken.


"Komm, lass uns einsteigen, mein Freund. Meine ganze Familie erwartet sehnlichst deine Ankunft."

"Deine Söhne können es wieder nicht abwarten, mich beim Basketball zu schlagen."

Sie lachten und scherzten auf der kurzen Fahrt, und schon sehr bald erreichten sie einen kleinen Palast. Der Empfang war wieder einmal überwältigend, die ganze Familie begrüßte ihn. Sie hatten ein wahres Festmahl aufgetragen, viele verschiedene Köstlichkeiten. Einige von ihnen konnte Steve noch nicht einmal benennen. Sie lachten und scherzten, auch Omars acht Frauen nahmen an diesem Fest teil. Wenn sie allerdings zu lautstark im Hintergrund lachten, schaute sie Omar nur kurz streng an und schon kehrte Ruhe ein. Steve lächelte innerlich, er hatte soviel von Dominanz an sich, obwohl Omar mit SM doch nichts am Hut hatte.


Nachdem Steve alle begrüßt hatte, suchte er das Gespräch mit seinem Gastgeber und Freund.


"Es ist verrückt, wie sehr ihr euch immer freut, wenn ich hier bin."

"Steve, du bist mehr als nur ein Freund und Geschäftspartner. Du gehörst zur Familie, bist wie ein Bruder für mich. Aber du siehst aus, als ob du Sorgen hättest."

"Auch du bist mehr als das für mich. Es macht mich stolz, dass du mich als deinen Bruder siehst. Omar, es geht mir gut, bis auf die Frau, die in meinem Kopf rumspukt. Ich werde nachher versuchen, sie anzurufen. Aber nun zu dir. Bist du schon aufgeregt wegen deiner neunten Hochzeit? Wann lerne ich deine Braut kennen?"

"Bald, mein Bruder. Aber sprich, ka'if halak ? Ich mache mir Sorgen um dich."

"Es geht mir gut, wie du siehst, Leib und Seele sind im Gleichklang."

"Ich höre, was du sagst, aber meine Augen sehen etwas anderes. Ist es diese Frau wert, dass dein Kopf so arbeitet?"

"Ja, sie ist es wert. Aber es wird auch nicht einfach, sie ins Leben zurückzuführen."

Sie redeten und feierten noch bis tief in die Nacht. Erst als alle sich verabschiedet hatten, versuchte Steve im Krankenhaus anzurufen. Es dauerte etwas, bis jemand den Hörer abnahm.


"Ich hätte gerne Luisa Baker gesprochen, hier ist Steve Kingston... - Wie, sie ist nicht da? Aber Sie konnten sie doch nicht einfach gehen lassen? Haben Sie eine Adresse oder eine Telefonnummer, unter der ich sie erreichen kann? --- Danke, da kann man nichts machen."

Steve legte auf. Sehr viele Emotionen waren in seinem Gesicht zu lesen. Er versuchte noch, sie im Hotel zu erreichen, aber auch dort war sie nicht. Eisige Kälte machte sich in ihm breit. Er ging hinaus auf die Terrasse und schaute in den Sternenhimmel. Ihm war sehr nach Schreien zumute, aber er konnte sich beherrschen.

"Verzeiht, Herr, darf ich mit Euch den Nachthimmel teilen? Auch ich kann keine Ruhe finden."

Steve zuckte zusammen und versuchte, die dunkle Ecke zu durchdringen, aus der die Stimme kam. Aber er konnte nichts erkennen.


"Ja natürlich, der Himmel mit seinen Sternen ist für alle da."

"Ich danke Euch."

Steve konnte kurz das zarte Gesicht eines ganz jungen Mädchens erkennen. Er lächelte sie an.


"Du musst Karima sein?"

"Ja Sir, das bin ich."

"Ich habe schon sehr viel von dir gehört. Natürlich darfst du mir etwas Gesellschaft leisten."

Sie schauten beide in den mit Sternen gefüllten Himmel. Sternschnuppen flogen unregelmäßig in weitem Bogen, bis sie wieder verschwanden.

"Bedrückt Euch etwas, Sir?"

"Nein Kleines, nichts, was dich belasten sollte. Freu du dich auf deine Hochzeit. Du bekommst einen ganz großartigen Mann."

"Ja Sir, er ist ein eindrucksvoller Mann. Ich werde ihm eine gute Frau sein."

"Ich bin mir sicher, dass du das sein wirst. Es ist Zeit, ins Bett zu gehen."

Steve lächelte Karima an und zog sich zurück. Viel Schlaf bekam er nicht, das Treiben im Haus holte ihn frühzeitig aus der Nachtruhe.

IV

In den nächsten Tagen arbeitete er als Berater bei Omars Ölgeschäften. Er vertiefte sich sehr in die Geschäfte, sodass die Gedanken an Luisa erst einmal in weite Ferne rückten. Abends traf er immer auf Karima und wunderte sich, wie tiefsinnig die Gespräche wurden, die er mit diesem noch so jungen Mädchen führte. Die Tage vergingen, und der größte Teil der Geschäfte war abgeschlossen, als Karima ihn abends fragte, ob er sie am nächsten Tag auf den Markt begleiten würde. Sie wollte für Omar ein Hochzeitsgeschenk besorgen. Steve war überrascht, stimmte aber zu, denn auch er wollte nicht mit leeren Händen dort stehen.

Sie fuhren mit zwei Limousinen, vorbei an der Universität und am US- Generalkonsulat. Am Anfang waren die Straßen noch relativ großzügig ausgebaut, aber je weiter sie in den Stadtkern kamen, wurden auch die Straßen schlechter und enger. Karima saß mit ihrer Anstandsdame im Fond des vorderen Wagens. Steve hatte sich nach vorne gesetzt, damit keine Missverständnisse aufkommen konnten. In diesem Land war es sehr gefährlich, der Frau oder der Braut eines anderen zu nahe zu kommen. Im zweiten Wagen saßen noch zwei Leibwächter zum Schutz der Familie, obwohl Omar in Dhahran keine Feinde hatte. Aber die Sicherheit der Familie ging vor. Kurz vor Thuqbah parkten sie an den Straßen, nahe dem Markt. Bis auf den Fahrer tauchten sie schnell im Menschengewühl unter. Durch die Enge der Straße und das hohe Menschenaufkommen war es nicht einfach, voranzukommen. Ein ständiges Stimmengewirr um sie herum und ein fortwährendes Angestosse, nichts für Menschen, die Berührungsängste oder Platzangst hatten. Die Leibwächter begleiteten die Damen und folgten ihnen unmittelbar. Aber auch Steve behielt die kleine Gruppe im Auge, was nicht einfach war.



Die Stände ergaben ein sehr buntes Bild, es gab dort nichts, was es nicht zu kaufen gab. Die unterschiedlichsten Gerüche berauschten Steve und ließen ihn an einen Traum glauben. Alles schien so unwirklich. An einem Stand wurde er kurz abgelenkt. Ein Spiegel erregte seine Aufmerksamkeit. Er war nicht größer als seine Handfläche und in Gold eingefasst. Doch das Schöne an ihm waren die zarten Gravuren auf der Rückseite. Er konnte nicht anders und kaufte ihn, nachdem er heftig mit dem Händler gefeilscht hatte. Steve sah sich um und bemerkte, dass seine kleine Gruppe verschwunden war. Er ging zügig durch die Menschenmassen, und seine Augen suchten angestrengt. So weit konnten sie doch noch nicht sein. Er wurde unruhig. Dann sah er in einer Nebengasse plötzlich zwei Körper liegen. Er rannte zu ihnen, es waren die Leibwächter. Ihre Kehlen waren durchgeschnitten. Sofort kehrte er zur Straße zurück, jede Minute war jetzt kostbar. Er sah sich suchend um, sie konnten nur in eine Richtung verschwunden sein. Er rannte nun, was bei dem Betrieb gar nicht so einfach war. Einige Menschen sahen ihn verdutzt oder ärgerlich an, weil er sie in seiner Hast anrempelte. Mag sein, dass es Zufall war, dass er plötzlich aus den Augenwinkeln sah, wie jemand hektisch in einen Laden gezogen wurde. Er stoppte abrupt und rannte in den Laden. Niemand war zu sehen, er lief an verschiedenen Teppichen vorbei, bis er die Hintertür fand. Als er hinaustrat, sah er das Auto und wie gerade zwei Männer die Damen im Kofferraum verstauten.


"Stopp!", brüllte er und ging auf das Auto zu.

"Das würde ich an Ihrer Stelle sein lassen!"

Steve stockte. Verdammt, er kannte diese Stimme. Langsam drehte er sich um, und tatsächlich: Er sah in das teuflisch grinsende Gesicht von Ernesto.


"So sieht man sich wieder, Mr. Kingston. Leider ist das Vergnügen nur von kurzer Dauer."

Steve wollte etwas entgegnen, als er eine Bewegung hinter seinem Rücken wahrnahm. Er drehte den Kopf, doch es war schon zu spät und der Schlag traf ihn. Benommen sackte er zu Boden. Er konnte nicht verhindern, dass sie ins Auto stiegen, und aus weiter Ferne hörte er dumpf Ernestos Stimme.


"Schade, dass ich gerade nicht mehr Zeit für Sie habe. Es wäre da noch etwas zu klären gewesen, aber auch dieser Tag wird kommen."

Lachend schlug er die Autotüre zu. Steve hockte immer noch benommen auf dem Boden. Er versuchte, wieder klar zu werden. Der Schlag hatte ihn aufgrund seiner Bewegung nicht richtig getroffen. Sie durften nicht entkommen. Er konzentrierte sich. Verdammt, er hatte doch das Handy in der Tasche! Warum war er nicht schon früher darauf gekommen? Er wählte die Nummer der Limousine. Drei Minuten später bog der Wagen schon in die Straße ein. Schwankend stieg er ein und erklärte dem Fahrer die Situation. Der wurde bleich im Gesicht und gab sofort Gas. Steve fasste sich ein Herz und rief endlich Omar an. Die Minuten, bis er abhob, schienen endlos zu sein. Er fasste sich so kurz wie möglich, als er Omar die Situation klarmachte. Dieser war erst stumm und brüllte dann fassungslos seine Anweisungen durchs Haus.


"Ich werde sofort alle Straßen dichtmachen lassen, vielleicht bekommen wir sie noch, ehe sie die Stadt verlassen. Versucht sie zu finden, ihr seit im Moment noch am nächsten dran."

"Natürlich suchen wir sie, so weit können sie noch nicht weg sein und so viele Möglichkeiten gibt es nicht, um die Stadt zu verlassen."

Omar murmelte noch etwas, was Steve nicht verstand, und legte auf. Er jagte mit dem Fahrer durch Dhahran und versuchte sie aufzuspüren. Nach kurzer Überlegung kam er zu der Ansicht, dass die einzige Fluchtmöglichkeit für Ernesto jetzt nur noch das Wasser war. Sie suchten das Ufer ab, und tatsächlich fanden sie das Auto dort, sie konnten das Boot sogar noch erkennen. Steve war wieder soweit fit und sprang in das nächste schnelle Boot, das er finden konnte. Die wilden Flüche und Verwünschungen des Bootsbesitzers kümmerten ihn nicht. Er musste sich sputen; bis Kuwait und zur Dreimeilenzone war es nicht weit. Er hatte Glück, das Boot war wesentlich schneller als das von Ernesto und seinen Kumpanen. Das Boot schlug immer wieder heftig auf die Wasseroberfläche, und Steve musste aufpassen, dass er nicht von den Füßen geholt wurde. Er kniff die Augen zusammen, die Sonne spiegelte sich vor ihm auf dem Wasser und er fluchte insgeheim, dass er seine Sonnenbrille nicht trug.

Er holte sehr schnell auf und war bald neben ihnen. Das Boot sprang unruhig über die Bugwellen des anderen Bootes. Er war nicht unbemerkt geblieben, und plötzlich sah er in die Mündung eines Gewehrs. Damit hatte er nicht gerechnet. Er nahm sofort Gas weg, doch da krachte auch schon der Schuss. Steve spürte einen Schlag, und dann ging alles sehr schnell. Er verlor das Gleichgewicht und fiel ins Wasser. Ein stechender, brennender Schmerz in seiner Schulter. Ihm wurde schwarz vor Augen.

Steve kam zu Bewusstsein, als er würgen und husten musste, er spuckte Wasser. Durch die plötzliche Bewegung jagte ihm wieder der Schmerz durch die Schulter. Er fluchte laut.

"Kaum wieder unter den Lebenden und schon wieder beim Fluchen."

Steve wurde klar, dass er sich auf einem Boot befand und nicht allein war. Er sah auf und sah das lächelnde Gesicht von Khaled, Omars ältestem Sohn. Nun musste auch Steve kurz grinsen, dann schaute er sich um.


"Sind sie weg?"

Khaled wurde wieder ernst.


"Ja, Richtung Kuwait. Aber wir wissen, wo sie sind und was sie tun. Mein Vater hat auch dort Freunde und diese schon informiert."


Das Boot legte an und Khaled half Steve beim Aussteigen.


Er brachte Steve ins Krankenhaus, wo seine Wunde behandelt wurde. Sie hatten schon auf ihn gewartet, die Versorgung verlief sehr schnell, und Steve bekam nur eine leichte Narkose. Die Kugel hatte sein Schlüsselbein nur leicht gestreift, ein glatter Durchschuss. Etwas später waren sie schon bei Omar. So etwas ging auch nur in dieser Geschwindigkeit, wenn im Hintergrund jemand saß, der die richtigen Leute kannte und genug Einfluss besaß. Das war etwas, was Steve schon häufiger bei seinen Besuchen dort beeindruckt hatte, ein gut funktionierendes Nachrichtensystem. - Er saß noch nicht ganz, als er seine Neugierde nicht mehr unter Kontrolle halten konnte.


"Gibt es schon etwas Neues? Hast du schon Bescheid bekommen?"

"Steve, das ist nicht so wichtig. Du bist verletzt und damit aus dem Spiel. Sie sind in Kuwait an Land gegangen und mit einem Privatjet nach Kanada geflogen."

"Dann müssen wir hinterher, solange die Spur noch warm ist."

"Nein, Steve. Heute nicht mehr. Du musst dich schonen, sonst bricht deine Wunde wieder auf. Morgen vielleicht."

Steve wollte noch etwas darauf erwidern, aber ein Blick in Omars Augen reichte, dass er darauf verzichtete. Er zog sich zurück, denn er spürte erneut die Müdigkeit. In seinem Zimmer fiel ihm plötzlich wieder der Spiegel ein, den er gekauft hatte. Wo war er nur abgeblieben? Er dachte kurz nach und wollte schon sein Zimmer wieder verlassen, als er ihn auf dem kleinen Mahagonischrank liegen sah. Ein Stein fiel ihm vom Herzen. Er wusste selbst nicht, warum er so an diesem Spiegel hing. Wer wusste, ob er Luisa jemals wiedersehen würde.



An Schlaf war nicht zu denken, seine Schulter schmerzte und in seinem Kopf arbeitete es ohne Unterlass. Schließlich stand er wieder auf und ging nach draußen auf die Terrasse. Es war längst spät in der Nacht und die Luft hatte sich abgekühlt. Er atmete tief ein, die Luft war so klar, jede Pore von ihm atmete mit.

"Du kannst nicht schlafen?"

Steve drehte den Kopf. Omar stand nicht weit links von ihm, an eine Säule gelehnt.

"Nein, mehr als etwas dösen ist nicht drin. Meine Schulter schmerzt und meine Gedanken überschlagen sich."


"Mach dir keine Gedanken, ich werde Karima finden. Deine Wunde sollte erst einmal verheilen."

"Omar, ich kann nicht. Ich kenne den Mann, der Karima entführt hat. Wir hatten noch eine Rechnung offen, aber jetzt ist es sehr persönlich geworden. Ich will und ich werde ihn finden."

"In deiner Stimme spricht der Hass, und das ist kein guter Ratgeber. Aber ich merke, dass ich dich nicht aufhalten kann. Ich lasse dich aber nur gehen, wenn du wenigstens Khaled mitnimmst. Du wirst Hilfe brauchen und ich kann hier nicht weg."

Steve überlegte einen Moment.


"Ich möchte nicht die Verantwortung für Khaled übernehmen. Immerhin ist er dein ältester Sohn."

Omar lächelte.


"Er ist alt genug, um auf sich aufzupassen und du kannst ihm vertrauen."

"Okay, ich bin einverstanden. Ich hab ja auch keine andere Wahl. Wir werden morgen fliegen. Gute Nacht."

Steve machte einen zweiten Anlauf und legte sich vorsichtig ins Bett, diesmal konnte er tatsächlich etwas schlafen.


Kommentare


LailaNoire
dabei seit: Apr '04
Kommentare: 22
schrieb am 18.02.2010:
»Und wieder einmal kann ich den nächsten Teil kaum erwarten...«

ME16884
dabei seit: Mär '09
Kommentare: 126
schrieb am 19.02.2010:
»Wieder einmal super.
Der Krimi geht weiter«

tihebo
dabei seit: Mai '03
Kommentare: 27
schrieb am 28.02.2010:
»Hat was von James Bond... Ich bin gespannt!!!«

aweiawa
dabei seit: Sep '04
Kommentare: 214
aweiawa
schrieb am 08.03.2010:
»Die Spannung steigt. Die geheimnisvolle Organisation hat ihre Finger in vielen dunklen Machenschaften, von denen zwei jetzt bekannt sind. Mal sehen, was die noch alles auf dem Kerbholz haben.«


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