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Kommentare: 2 | Lesungen: 1804 | Bewertung: 8.71 | Kategorie: SciFi, Fantasy, History | veröffentlicht: 22.10.2015

03 Miriam - ride the sky

von

Unfähig, sich aus der Falle befreien zu können und umringt von dunklen Kreaturen, die nach ihrem Körper gierten, lag Miriam auf dem Boden. Dieser dunkle Wald war nicht so wie sie diese Welt kannte.


»V’nyx! Unterwerfe mich nicht unüberlegt. Ohne mich bist auch du verloren.«

Mit verschwommenem Blick sah sie einen großen orangefarbenen Schnabel, der nach den dunklen Kreaturen pickte. Der Vogel stieß grelle Schreie aus, die in Miriams Ohren schmerzten. Für die unheimlichen Wesen aber schienen die Geräusche unerträglich zu sein, sie ließen von ihr ab und versteckten sich in den Schatten, aus denen sie hervorgekommen waren.


Der Vogel ähnelte einem Strauß: Seine langen Beine und der Hals glänzten schwarz, ähnlich wie Miriams Haut. Seine Stummelflügel und der Rumpf waren mit glänzenden schwarzen Federn bedeckt, in denen orangefarbene Punkte wie Edelsteine glitzerten. Aus den Augenwinkeln glaubte Miriam, auch kobaltblaue Farbkleckse zu erkennen.

Miriam fühlte, dass sich die Schlingen um ihren Körper lockerten, sie stemmte sich auf und drehte den Kopf. Der Laufvogel ging einige Schritte zurück und schaute sie mitleidig an.


‚Du denkst doch nicht wirklich, dass ich dich in diese Situation gebracht habe?‘, hörte Miriam in ihrem Kopf, es war die Stimme von V’nyx dem IV.


Die Blaue Königin erhob sich vor dem Vogel und musste den Arm nach oben strecken, um seinen Schnabel zu erreichen. Sie streichelte ungläubig über das Wesen. Abgesehen von ihr, war der Vogel das Einzige, was sie halbwegs mit ihren Erinnerungen an diese Welt vereinen konnte. Der düstere Wald mit den toten Bäumen, und die Wesen, die darin zu leben schienen, waren ihr gänzlich fremd.

‚Komm! Steig auf, ich bringe dich an einen schöneren Ort‘, sagte der Vogel und sank vor ihr auf die Knie. Miriam näherte sich ihm unsicher. Dann hob sie ein Bein und setzte sich auf seinen Rücken, direkt hinter den langen Hals. Der Rücken war angenehm weich und bequem, er bot auch ohne Sattel festen Halt – wie für eine Reiterin gemacht.


Sie schwankte, als sich der Vogel erhob und die ersten Schritte machte. Jeder Schritt, mit dem er auf dem Boden aufkam, setzte sich als kleine Erschütterung in seinem Körper fort. Miriam fühlte diese Erschütterungen ungewöhnlich intensiv zwischen den Beinen und lächelte. Nichts in dieser Welt war ohne Sinn, und meistens war dieser Sinn mit sinnlichen Erfahrungen verbunden.

Obwohl ihr die Umgebung unwirtlich und zu dunkel vorkam, fand sie Gefallen an dem Ritt auf diesem seltsamen Vogel. Miriam spürte jeden kraftvollen Schritt des Tiers in ihrem Körper, während er sich unbehelligt von den lauernden Gefahren aus dem Dickicht kämpfte.


Ihr schwirrten tausend Fragen durch den Kopf, aber sie verstummte vor dem Anblick, der sich ihr bot, als der Vogel den Wald verließ. Sie blickte von einer Anhöhe aus in ein sanft geschwungenes Tal hinab und erkannte ihre Welt.


‚Halte dich fest!‘, sagte der Vogel.


‚Du bist V’nyx, stimmt`s?‘


Der Vogel drehte seinen Kopf und nickte, um sogleich ungläubig den Kopf zu schütteln:


‚Unglaublich, dass du eine Königin bist, du weißt überhaupt nichts von unserer Welt.‘

»Dann bring mir doch bei, was ich wissen muss«, konterte die Blaue Königin. V’nyx der IV. schwieg, und Miriam war zu stolz, um zu betteln. Sie schaute sich verlegen um, während ihr Oberkörper passend zur Schrittfolge ihres Reittiers schwankte.


Im Gefieder von V’nyx dem IV. waren neben den orangefarbenen Sprenkeln tatsächlich auch kobaltblaue Farbkleckse zu erkennen.


Abgelenkt durch diese Erkenntnis erschrak sie, als V’nyx der IV. seinen Gang beschleunigte. Die Erschütterungen in ihrem Unterleib wurden intensiver. Sie glich die Bewegungen seiner Schritte mit wippendem Becken aus. Dabei rieb ihre Lustperle sanft über den Halsansatz des Vogels. Miriam hauchte bei jedem Schritt erregt aus – das gab dem Begriff Vögeln eine ganz neue Bedeutung.

Der Wind wehte ihr ins Gesicht, als sie im vollen Spurt ins Tal hinab rannten. Ihre Brüste bebten, und sie genoss jeden seiner weit ausholenden Schritte. Jede Berührung brachte sie ein Stück näher an den Höhepunkt.


Aus ihrem lustvollen Stöhnen wurden ungehemmte Schreie, die sich zu einem wollüstigen Gesang verdichteten, der durch das vor ihnen liegende Tal hallte.


Benommen von den Empfindungen, sah sie die ihr bekannten Pflanzen: groß wie Bäume, mit mächtigen Blüten in allen Farben des Regenbogens – friedlich Seite an Seite.


Diese Welt war bunt und lebte von der Vielfalt, ein Meer aus Farben explodierte in ihrem Kopf.

***

Als Miriam ihre Augen öffnete, lag sie vor dem Blumentopf in ihrer irdischen Behausung und sah die kraftvoll erstrahlende Blüte – orangefarben mit blauen Filamenten.


Während des Besuchs in der Anderswelt hatte sie sich auch in der Realität in die Blaue Königin verwandelt. Ihr Schoß war feucht unter den Hotpants, die sie noch trug. Unterhalb der kurzen ausgefransten Hosenbeine erstreckten sich ihre langen, schwarz glänzenden Beine bis zu den weißen Sneakers, in denen ihre Füße steckten.

Miriam strich mit ihren Händen über den Stoff ihres Oberteils, das mit ihrer aktuellen Oberweite überfordert war. Sie zog das Shirt über den Kopf und legte es zur Seite. Als sie ihre prallen Brüste streichelte, schaute sie auf ihre Finger und erschrak.


Auf den langen blauen Fingernägeln erschienen kunstvolle Muster in Orange. Der blaue Akzent ihres schwarzen Grundtons wurde um eine weitere Farbe ergänzt. Ihr Weltbild war erschüttert.


»Was machst du mit mir?«


‚Das Gleiche könnte ich dich fragen‘, antwortete V`nyx der IV.

»Was waren das für dunkle Kreaturen in dem Wald?«, fragte Miriam, denn solche Wesen waren ihr in der Anderswelt noch nie begegnet.


‚Ich dachte, du wüsstest es‘, antwortete V`nyx der IV.


»Nein«, sagte Miriam laut. Sie ruhte mit angewinkelten Beinen auf dem Boden vor der Pflanze und legte ihren Kopf erschöpft auf den ausgestreckten Arm.


»Das letzte Mal war ich vor einigen Jahren als Drohne in dieser fantastischen Welt, und so seltsam es dort auch war, ich empfand nie Angst.«


‚Eine Drohne wandelt nur auf den Wegen, die ihre Königin auswählt. Einer Königin stehen jedoch alle Bereiche offen‘, erklärte V`nyx der IV.

»Gab es diesen dunklen Wald mit seinen Bewohnern also schon immer?«


‚Woher soll ich das wissen, ich bin gestern erst erwacht‘, antwortete V’nyx der IV.


Miriam atmete enttäuscht aus.


»Du wirst ein Cerebrat, davor habe ich Angst.«


‚Warum?‘


»Du beeinflusst mich, und … ich habe keine guten Erfahrungen mit euch gesammelt.«


‚Wie willst du ohne Cerebrat herrschen?‘

»Ich will nicht herrschen!«, fauchte Miriam.


‚Warum bist du dann Königin geworden?‘


»Das hat sich so ergeben, nachdem mich Tanja, die Rote Königin, verstoßen hatte«, seufzte Miriam.


‚Warum tötest du mich nicht, solange die Verbindungen noch schwach sind?‘


Miriam schaute träge zu der Flasche mit dem Chlorreiniger. Das Zeug stank widerlich und sie war sich sicher, dass der Inhalt ausreichte, um der Pflanze ein Ende zu setzen.

»Wirst du mich kontrollieren, wenn ich dich am Leben lasse?«


‚Wenn du schwach bist … muss ich die erste Stimme übernehmen‘


»Und, wenn ich eine starke Königin bin?«


‚Eine Königin kann ohne Cerebrat keine echte Stärke erlangen‘, stellte V’nyx der IV. herablassend klar. Nach einem kurzen Moment der Stille erklang die telepathische Stimme von V’nyx dem IV. wieder in Miriams Kopf.


‚Hast du all die Jahre als blinde Königin gelebt, ohne den Drang zu verspüren, ein eigenes Königreich zu gründen?‘, fragte er spöttisch.

»Ja«, seufzte Miriam und schloss ihre Augen. Die zahlreichen Eindrücke der jüngsten Zeit erschöpften sie, und die aufkeimende Pflanze schien ihr jetzt schon rhetorisch und mental überlegen zu sein. Es wäre leicht, dem ein Ende zu setzen, aber wie sollte sie mehr über ihre Art erfahren, wenn sie die vielleicht letzte Chance auf Antworten vernichtete?


Mit dem festen Vorsatz, ihren Kopf heute nicht noch mehr zu martern, stand sie auf und ging in ihr Schlafzimmer. Sie sah sich in dem großen Standspiegel durch den Raum laufen: die Blaue Königin, oben ohne, in weißen Jeans-Hotpants und mit weißen Sneakers.

Sie trat näher an den Spiegel und beäugte die neu hinzugekommene, orangefarbene Note in ihrem Gesicht. Der blaue Lidschatten dominierte und zog sich weiterhin bis über die Schläfen, war aber mit einem feinen orangefarbenen Lidstrich unterlegt.


Der Übergang ihrer tiefblauen Lippen zum schwarzen Grundton ihres Gesichts wurde durch einen orangefarbenen Schatten sanfter modelliert. Dezent war ihre Erscheinung im mutierten Zustand noch nie, aber mit diesem Farbspiel musste sie sich noch anfreunden.

Aus einer Laune heraus suchte sie in ihrem noch recht spärlich gefüllten Kleiderschrank eine weiße Kurzarmbluse und streifte sie sich über. Ihre Brüste waren aktuell zu groß, als dass sie die Knöpfe schließen könnte. Miriam verknotete die beiden Stoffecken auf Höhe ihres Bauchnabels. Die Bluse schmiegte sich eng an ihren Oberkörper, ihre Brustwarzen waren geradeso bedeckt. Sie betrachtete ihren Körper im diffusen Licht der untergehenden Sonne. Ihre schwarze Haut war in der Dämmerung fast unsichtbar. Einzig die weiße Kleidung und die grellen Farben ihres Gesichts waren deutlich zu erkennen.

Schon als junge Drohne träumt sie davon, nackt und in ihrer wahren Gestalt, unbehelligt durch eine Stadt zu bummeln. Die Sonne auf der Haut zu genießen, während sie in einem Café saß, einen Milchkaffee genoss und die Leute beobachtete, ohne selbst wie ein Zootier angegafft zu werden. Miriam wusste, dass dieser Traum nie in Erfüllung gehen würde. Die Blaue Königin durfte nur hinter verschlossenen Türen und heruntergelassenen Jalousien leben – das war Teil der Abmachung.


‚Ob Sven mich wieder sehen möchte, wenn er wüsste, wer ich wirklich bin?‘, fragte sie sich und spürte ein unangenehmes Ziehen in der Magengegend.


‚Wenn ich wenigstens ihm gegenüber sein dürfte, was ich bin.‘

Miriam spürte die Müdigkeit in ihren Knochen. Die letzte Nacht war zu kurz und dieser Tag war auch wieder sehr ereignisreich gewesen.


Sie zog sich aus, legte sich mit eng angewinkelten Beinen auf das Bett und zog die Decke über ihren Körper. Am liebsten schlief sie zwar in ihrem Latexkokon, aber sie war heute zu müde, um diesen Aufwand zu betreiben.

***

Die Sonne stand bereits hoch am Horizont, als Miriam ihren Kopf unter der Bettdecke hervorstreckte und sich umblickte. Es musste nach Mittag sein, sie hatte geschlafen, bis ihr Körper des Schlafens überdrüssig war. Hellwach riss sie die Bettdecke zur Seite und sprang aus dem Bett. Die Küchenuhr zeigte 13 Uhr an. Ganz gleich, wie viel Uhr es war, ein guter Tag fängt mit einem Frühstück an.

Während sie die Haferflocken mit reichlich Milch, Quark, Erdbeeren und Bananen verrührte, träumte sie von Sven.


Sie trug die Schale mit dem Frühstück ins Wohnzimmer und stellte sie auf den Sofatisch. Dann suchte sie die SIM-Karte aus ihrem Vorrat, für die Sven die passende Nummer hatte. Sie baute die Karte und den Akku in eines ihrer Handys und schaltete es ein.


Das Handy signalisierte mit einer Melodie, dass es zum Leben erwacht war und ein Netz suchte. Miriam nahm das wohlwollend zur Kenntnis.

Sie legte sich auf das Ledersofa, stellte die Frühstücksschale neben sich und aß den ersten Löffel. Kauend blickte sie verträumt an ihrem Körper entlang, winkelte ein Bein an und sehnte sich danach, von tausend Augen beobachtet zu werden.


Für ihre Art war es ein Zeichen der Ehre, sich nackt zu zeigen. Nur wer etwas zu verbergen hatte … ja, der verbarg sich hinter Kleidung oder in den Büschen. Sich nackt und breitbeinig zu zeigen und gesehen zu werden, war eine wichtige soziale Komponente, die sie bei den Menschen im Alltag vermisste.

Im Posteingang war eine SMS von der Nummer, die sie Sven gestern gegeben hatte.


„Magst du Sushi heute Abend?“


„Hauptsache, wir sehen uns“, tippte sie mit flinken Fingern und leckte die letzten Krümel vom Löffel.


‚Ich würde überall mit dir hingehen, aber was ziehe ich dazu an?‘, dachte sie kauend. Kaum eine Minute später kam Svens Antwort per SMS:


„O.K., heute Abend, 19Uhr im Sushitempel. Weißt du, wo das ist?“


„Ja, das finde ich. HDL Miri.“


„HDAL Sven.“

Miriam öffnete die Rückseite des Handys, nahm den Akku heraus und legte die Einzelteile auf den Tisch. Mit Sven in ein richtiges Restaurant zu gehen, war ein schöner Gedanke, aber sie machte sich Sorgen über das, was nach dem Essen passieren könnte.


‚Ich darf auf keinen Fall Alkohol trinken‘, ermahnte sie sich.


‚Wenn ich nüchtern bleibe, kann eigentlich gar nichts schief gehen‘, glaubte sie für einen Moment und schüttelte dann den Kopf.


‚Eigentlich kann alles schief gehen!‘

Je mehr sie über ihre Gefühle für Sven nachdachte, desto komplexer wurden ihre Gedankenspiele. Sie machte sich sogar Sorgen, ob Sven das Interesse an ihr verlieren könnte, wenn sie etwas falsch machte. Gerade wegen der Möglichkeit des Scheiterns wollte sie doch dieses Spiel als Mensch spielen. Das Andere in ihr könnte Sven in kurzer Zeit zu einer demütig gehorsamen Lustdrohne machen – sehr effektiv, aber keine Herausforderung. Und vor allem streng verboten für jemanden, der seine zweite Chance bekommen hatte!


Außerdem weckte Sven ein Gefühl in ihr, von dem sie mehr erleben wollte. Von dem das Mädchen, das tief in Miriam lebte, schon lange geträumt hatte: Sich verlieben!

*

Nach dem Frühstück taute Miriam eine weitere Spermaprobe auf und ging zu V’nyx dem IV. Sie ließ den Saft in ihren Mund laufen und näherte sich der weit geöffneten Blüte um sie zu füttern.


‚Was weißt du über die dunklen Kreaturen in diesem toten Wald?‘, fragte Miriam in Gedanken.


‚Ich weiß nichts darüber, das habe ich dir gestern schon gesagt!‘, antwortete V’nyx der IV.


‚Cerebrate sind doch immer mit dieser Welt verbunden – warum findest du es nicht heraus?‘


‚Wie ist eine so lethargische und ursprünglich blinde Königin eigentlich an meine Datenkapsel gekommen?‘, kam als Gegenfrage.


‚Um dieses Rätsel kümmere ich mich, wenn du herausfindest, was in der Anderswelt vor sich geht‘, versprach Miriam.

Die Blüte löste sich von Miriams Gesicht, von dem Sperma waren keine Reste übrig.


‚Du stehst mir im Licht!‘, vermittelte V’nyx der IV.


Miriam erhob sich und ging zur Seite, sodass einige Sonnenstrahlen durch die Jalousien auf die Blume fielen.


‚Kannst du die Blätter entfernen, damit ich mehr Licht bekomme?‘, fragte V’nyx der IV.


»Das sind keine Blätter«, sagte Miriam, strich über die Lamellen der Jalousie und ließ den Sonnenschutz so, wie er war.


»Man muss auch mal mit dem zufrieden sein, was man hat«, sagte sie und verließ den Raum.

Miriam wollte sich ihr Outfit für den heutigen Abend zusammensuchen.


‚Ich habe nichts anzuziehen!‘, stellte sie fest, schlug die Schranktür zu und entschied sich vorläufig für ein lässiges Sommeroutfit, mit dem sie zumindest in die Stadt gehen konnte, um sich etwas Angemessenes zu kaufen.


Bevor sie die Behausung verließ, schaute sie noch einmal in den Spiegel und ging ihre Checkliste durch: Heller Hauttyp, Oberweite, grüne Augen, …

***

Die Verkäuferin hatte Miriam freundlicherweise geholfen, die Etiketten aus den Klamotten zu entfernen. Sie saß in ihrem neuen Outfit in einem Café und fühlte sich sehr gut in dem knapp geschnittenen Kleid. Beim Übereinanderschlagen der Beine musste sie aufpassen, denn ein paar Beobachter spekulierten bereits auf die nächste Änderung ihrer Sitzhaltung.


Nach zwei Stück Käsekuchen war ihr das aber fast egal. Sie vermied Blickkontakt und begann damit, das Smartphone zusammenzubauen, auf dem sie die mysteriöse E-Mail erhalten hatte.


Da sie ihre Geräte immer zerlegte, anstatt sie nur auszuschalten, ging ihr das sehr flott von der Hand. Eine technisch begabte Blondine – das brachte ihre Beobachter noch mehr aus der Fassung.

Wenn jetzt jemand ihren Standort zurückverfolgen würde, käme er in einem erstklassigen Café in der Innenstadt heraus – das war besser als bei ihr zu Hause. Sie durchsuchte ihr Gerät, aber weder im Spam-Verzeichnis noch unter den gelesenen E-Mails fand sie die Nachricht, die ihr den Tipp mit der Datenkapsel gegeben hatte.

Sie suchte alle möglichen Verzeichnisse mehrmals durch, ohne auch nur einen Hinweis auf diese E-Mail zu finden. Dann fiel ihr ein, dass sie von der E-Mail auf eine Website weitergeleitet wurde.


Die Historie ihrer besuchten Internetseiten war überschaubar. Sie fand eine Adresse, die nur aus kryptischen Zeichen bestand, und klickte sie an.


"Server nicht gefunden, oder Website existiert nicht"


»Fuck!«, zischte sie und fühlte sich wie ein dummes Kind gegenüber dieser geradezu magischen Allmacht der Technik.

Miriam zerlegte das Gerät in seine Einzelteile, bezahlte und eilte auf ihren hohen Pumps aus dem Café. Sie hatte die Zeit vergessen und musste sich beeilen, um nicht zu spät zum Date mit Sven zu kommen. Sven studierte Informatik, er könnte ihr sicher bei ihrem Problem helfen. Sie entschied sich aber, ihn nicht beim ersten richtigen Date mit der Nase auf ihre Probleme zu stoßen.

***

»Und heute war die Mail verschwunden, als ich sie noch einmal lesen wollte«, erzählte Miriam im Plauderton, »ganz schön doof, oder?«


Miriam war es eine gute halbe Stunde lang gelungen, nicht über ihre E-Mail zu reden, dann platzte sie vor Neugier. Sven zuckte mit den Schultern.


»Das kann doch jedem Mal passieren, wenn es eine Spam-Mail war, hat sie der Server vielleicht automatisch gelöscht. Oder du hast einen Virus, der deine Mails löscht.«


»Hm«, brummte Miriam.


»War die Mail wichtig?«

‚Auf jeden Fall hat sie ihr Ziel erreicht‘, dachte Miriam und entschied sich für ein Kopfschütteln.


»Nein, nicht wirklich, mich ärgert es nur, wenn Dinge geschehen die ich nicht verstehe.«


Sven lehnte sich verschwörerisch über den Tisch und flüsterte gespielt geheimnisvoll: »Kein Mensch versteht mehr was im Internet passiert, aber behalte das bitte für dich, wir wollen die Öffentlichkeit doch nicht verunsichern.«


‚Die Öffentlichkeit zu verunsichern, ist mir sogar vertraglich verboten‘, dachte Miriam grinsend.


»Okay«, hauchte sie und gab Sven einen unverfänglichen Kuss, bevor er sich auf seinen Stuhl zurücksinken ließ.

»Du musst mal diese kleinen Röllchen mit der Seezunge probieren«, sagte Miriam begeistert, um das Thema zu wechseln. Sven winkte dankend ab, er war längst satt.


»Du kennst Sushi nicht, kannst aber mühelos mit Stäbchen essen?«, stellte Sven fest und legte seine Gabel auf den leeren Teller.


»Ich kann auch laufen, war aber noch nie in Rom«, konterte Miriam und griff sich mit ihren Stäbchen ein einzelnes Reiskorn auf dem fast leeren Teller. Sie führte es zu ihrem Mund, nahm es mit der Zungenspitze auf und ließ es gespielt langsam hinter ihren rot geschminkten Lippen verschwinden.


»Warst Du schon mal in Rom?«


»Nein, das habe ich doch gerade gesagt«, sagte Miriam und schüttelte verwundert den Kopf. Sven sah sie verliebt an.

Der Blick entschuldigte seine Unaufmerksamkeit, und Miriam neigte den Kopf zur Seite.


»Aber ich will da mal hin.«


»Dann musst du deine Abneigung gegen Wein überwinden, glaube ich«, sagte Sven und zeigte amüsiert auf Miriams Wasserglas.


»Glaub mir, ich kann mich auch nüchtern komplett daneben benehmen.«


»Ach ja?«, sagte Sven mit herausforderndem Blick.

»Ja«, hauchte Miriam, stand auf, stemmte ihr Knie auf die Tischkante, zog das andere Bein nach und krabbelte über den gedeckten Tisch zu Sven.


Die Gäste an den benachbarten Tischen schauten verwundert zu der jungen Frau. Die stach mit ihrem schwarzen Rüschenminikleid und dem breiten, blauen Lackgürtel, der ihre grazile Taille umschloss und lässig auf den Hüften lag, ohnehin hervor. Der Haarreif und die schwarzen hohen Lackpumps, mit den blauen Schleifen oberhalb der Schuhspitzen, untermalten das verführerische Outfit. Ihre üppige Oberweite, der straffe Po und vor allem der Glanz ihrer Augen, gaben der Erscheinung eine entscheidende Wendung – Alice im Wunderland für Erwachsene.

Sven beobachtete Miriams provokanten Auftritt, zum Ende des Abendessens, ohne die Maske der Gelassenheit zu verlieren. Er blieb sitzen und beobachtete Miriam, die mit raubkatzenhafter Eleganz über den Tisch krabbelte, ohne das Geschirr zu zerstören.


Der asiatische Kellner hob mahnend einen Finger und hoffte, den Fauxpas durch dezente Gesten zu beenden. Er verharrte stumm in der Bewegung, als ihn klare grüne Augen fixierten und auf Abstand hielten.


»Küss mich!«, sagte Miriam zu Sven, ohne den wachsamen Blick vom Kellner abzuwenden.

Sven zögerte: Bis jetzt war er Beobachter, der Kuss würde ihn in die Sache hineinziehen. Miriams Blick huschte kurz über sein Gesicht, dann nagelte sie den Kellner wieder mit ihren funkelnden Augen an die Wand.


Sven wusste, dass er den weiteren Verlauf dieses Augenblicks kontrollierte: Eine ungeküsste Miriam wäre blamiert, aber sein Kuss würde ihrem Auftritt einen leidenschaftlichen Sieg bescheren.


Miriams Blick streifte ihn erneut, diesmal lag etwas Flehendes darin – Sven genoss es, lächelte verwegen und neigte seinen Oberkörper vor.

»Ich werde den Tag bereuen, an dem ich dich kennengelernt habe«, flüsterte er in ihr Ohr, bevor er ihre Lippen berührte.


Miriam atmete während dem Kuss erleichtert aus. Die Anspannung der letzten Herzschläge entlud sich in züngelnden Bewegungen.


»Wir sind zu jung, um den ganzen Abend in Restaurants rumzusitzen«, sagte Miriam mit verlangendem Blick. Sie schob ein Bein unter ihrem Körper vor und ließ sich galant auf Svens Schoß gleiten.

*

Das Geld auf dem Tisch deckte die Kosten um mehr als das Doppelte. Der Kellner nahm es, räumte die Teller ab und blickte dem übermütigen Pärchen mit schmalen Lippen nach. Einige Gäste schauten anerkennend oder neidisch zu dem jungen Mann in dem lässig geschnittenen Hemd und der jungen Frau in seinem Arm.


»Was macht deine Schulter?«


»Tut fast gar nicht mehr weh«, sagte Miriam und genoss die milde Sommerluft, die in der jungen Nacht durch die Straßenschluchten wehte.

Aus der angriffslustigen Raubkatze wurde ein schüchtern dreinblickendes Kätzchen.


»Bin ich dir zu anstrengend?«


»Nein, aber ich dachte immer, dass ich nicht der Typ bin, dem so etwas passiert.«


»Na, wenigsten denkst du nicht, dass du dachtest.«


Sven lachte nickend, blieb stehen und legte seine Hände auf ihre Wangen.


Miriam schloss ihre Augen und genoss seine Lippen auf ihren.


So bedächtig und gefühlvoll war sie noch nie geküsst worden. Ihre Knie wurden weich, sie schlang ihre Arme um seinen Oberkörper und presste sich fest an ihn, fühlte seine Arme zupackend auf ihrem Rücken – die Umarmung war schmerzhaft intensiv.

»Hast du so etwas schon einmal erlebt?«, fragte sie mit dünner Stimme.


»Nein. Zumindest noch nicht angezogen und auf offener Straße.«


»Ich will die Skulpturen sehen, die du baust!«


»Ich weiß.«

***

Das Taxi hielt am Rand einer Ausfallstraße, die zu den Vororten der Großstadt führte. Dem Taxifahrer bereitete die Hinterhofatmosphäre sichtliches Unbehagen. Sven bezahlte und führte Miriam zu einer heruntergekommenen Tankstelle, vor der einige Gebrauchtwagen standen, mit großen Preisschildern in den Windschutzscheiben.


Hinter dem Verkaufsraum der Tankstelle schob er ein altes Eisentor auf.


»Gehört alles meinem Onkel. Du musst keine Angst haben, ich bin hier quasi aufgewachsen.«


»Ich habe keine Angst«, sagte Miriam und huschte durch das offene Tor, darauf bedacht, ihr Kleid nicht an einem abstehenden Draht des Zauns aufzureißen.

In dem schummrigen Licht der Straßenlaternen sah sie einen Schrottplatz, trostlos und verkommen, aber zugleich eine Spielwiese für Bastler und Kreative. Sven führte sie in eine Werkstatt, die vor vierzig Jahren topmodern gewesen war, und schaltete das Neonlicht an.

»Cool!«, sagte Miriam und ließ den Mund erstaunt offen. Sie stand vis-à-vis zu einem großen Käfer aus Stahl. Die bedrohlich aufragenden Flügel bestanden aus der gespaltenen Motorhaube des gleichnamigen Autos. Die sechs Beine aus gebogenen Auspuffrohren kamen der Anatomie dieser Insekten erstaunlich nahe und der detailverliebte Kopf bestand aus unzähligen zusammengeschweißten Sechstkantmuttern.

Andächtig lief sie an dem Käfer vorbei und entdeckte eine Biene mit einem Hinterleib aus überlappenden Motorradschutzblechen. Daneben erhob sich eine Gottesanbeterin, deren Bestandteile sie nicht mehr ihrem Ursprung zuordnen konnte.


»Die ist supercool«, sage Miriam, nachdem sie die Exponate mehrmals umrundet hatte, und zeige auf die Gottesanbeterin.


»Mein jüngstes Werk. Ich habe versucht, nicht nur Schrott zusammenzuschweißen, sondern etwas wirklich Neues zu schaffen.«


»Das ist Dir gelungen«, sagte Miriam bewundernd und sah den Stolz in Svens Augen.

Ihre strahlenden Augen senkten sich, als Sven eine Flasche Sekt hinter seinem Rücken hervorzauberte.


»Oh, für mich bitte nicht.«


»O.K., du stehst zu deinem Null-Promille-Grundsatz«, sagte Sven und stellte die Flasche zur Seite.


»Es ist nicht böse gemeint, ich möchte nur kein Risiko eingehen«, versuchte Miriam zu erklären und glaubte, alles noch schlimmer zu machen, weil Sven nichts von dem Risiko wusste.


»Hat es etwas damit zu tun, dass du anstatt Telefonnummern gleich komplette Mobilfunkverträge verschenkst?«, fragte Sven verschwörerisch. Er legte seine Arme auf ihre Schultern und senkte seinen Kopf für einen schmatzenden Kuss.

Miriam blickte verlegen zu Seite, brachte den Mut auf, ihm in die Augen zu sehen und flüsterte:


»Kann ich das alles später erklären, wenn… «


Er verschloss ihre Lippen mit einem weiteren Kuss und flüsterte ebenfalls, um die geheimnisvolle Stimmung aufrechtzuerhalten:


»Ich will es noch nicht wissen. Vielleicht ist mir die Erklärung zu banal und im Moment machen mich diese ganzen Details total an.«


Sie legte ihren Kopf an seine Brust und lächelte erleichtert. Umringt von bizarren Wesen aus Stahl im Schein des kalten Neonlichtes fühlte sie seine Körperwärme und empfand wohliges Glück.

»Können wir irgendwohin gehen, wo es etwas gemütlicher ist?«, fragte Miriam.


»Ich habe die obere Etage eines Fünfsternehotels für den Rest des Wochenendes gemietet, aber wenn du willst, können wir es uns auch nebenan gemütlich machen«, sagte Sven und schaffte es nicht, die gespielt beiläufige Gelassenheit aufrechtzuerhalten, als ihn Miriam anlachte.


»Wo ist denn nebenan?«

*

Neben der Werkstatt war ein unerwartet gemütlicher Raum, in dem unter anderem ein frisch bezogenes Bett stand.


»Wohnst Du hier?«, frage Miriam und versuchte, die unübersichtliche Einrichtung zu überblicken.


»Nur, wenn ich es zu Hause nicht aushalte, was immer öfter vorkommt, seit mein Vater arbeitslos ist.«


Sie erkannte das Skateboard, auf dem sie durch den Park gerollt waren. Es stand auf dem Boden neben einem Surfbrett und einem Snowboard.


»Ich mag Brettspiele«, sagte Sven und schlang seine Arme von hinten um ihren Bauch, legte seinen Kopf auf ihre Schulter und küsste ihren Hals unterhalb der Ohrmuschel.

Sie drehte sich, um ihn besser küssen zu können, fühlte seine großen Hände auf ihrem Po und genoss den festen Griff. Mit krabbelnden Fingern zog er den Saum des Kleids empor, während sie sich küssten. Dann krallte sich Sven besitzergreifend in ihre nackten Pobacken.


Knopf für Knopf öffnete sie sein Hemd, schmeckte seine Küsse und wurde fast verrückt, als er ihren Stringtanga im Steiß packte und daran zog.

Mit der Leidenschaft einer Raubkatze öffnete sie ihre Augen, stieß ihn aufs Bett, setzte sich mit hochgeschobenem Kleid auf seine Beine und öffnete die Hose.


Sven nutzte seine freien Hände, um den seitlichen Reißverschluss ihres Kleids zu öffnen. Er zerrte den weichen Stoff, der nur noch von dem breiten Gürtel am Körper gehalten wurde, zur Seite und griff nach den prächtigen Brüsten.

»Stopp!«, rief Sven, als sich Miriam auf seinen emporragendes Glied setzen wollte, und fischte ein Kondom unter dem Kopfkissen hervor. Miriam blickte irritiert, die unverhohlene Leidenschaft in ihrem Gesicht wurde von unterschwelliger Ablehnung verwässert.


»Ich nehme die Pille, wir brauchen kein Kondom«, log sie, als Sven die Packung aufriss. Es wäre zu kompliziert, zu erklären, dass sie ihre Körperfunktionen ohne Hormongaben kontrollieren konnte.


»Ich weiß«, sagte Sven und zog das halbtransparente Kondom aus der Packung, »Du hast auch kein HIV, genau so wenig, wie ich.«


Ihr Immunsystem fand das HIV–Virus allenfalls interessant, aber wie sollte sie das jetzt erklären?


Er setzte die Latexmütze an seiner prallen Eichel an und rollte den Wulst nach unten.

Miriam nickte resigniert.


‚Fuck!‘, Saver Sex war so tief in den Köpfen ihrer Generation, dass sie Sven aus dem menschlichen Blickwinkel recht geben musste. Gleichzeitig empfand sie es als tragisch, dass sie ausgerechnet durch einen hauchdünnen Latexfilm von ihm getrennt wurde.


Die sanft zupackenden Hände an ihren Brüsten rissen sie aus ihrer Lethargie. Sie streichelte verspielt über die gummierte Eichel, bis das Flehen in Svens Augen glaubhaft wirkte.


Miriam hob ihr Becken, rutschte über seine Körpermitte und fühlte die heiße Spitze zwischen ihren Schamlippen. Langsam nahm sie auf dem Schwanz Platz, schnickte ihre Haare nach hinten, und stützte sich mit den Händen neben Svens Oberkörper ab.

Sie spürte ihn tief in sich und ließ ihr Becken genüsslich kreisen, aber den wirklichen Kick gab ihr Svens dankbar berauschter Blick. Sie lächelte ihn an, er lächelte zurück.


‚Schon tausendmal gefickt, aber zum ersten Mal Liebe gemacht‘, wurde Miriam bewusst.


»Alles O.K.?«, fragte sie mit wippenden Brüsten.


»Perfekt!«, hauchte Sven und griff erneut nach den prächtigen Titten. Miriam schloss die Augen und erinnerte sich an den Ritt auf dem großen Vogel. Sie versuchte, die wippenden Beckenbewegungen des Trabgangs nachzustellen und entlockte Sven ein sanftes Stöhnen. Ausdauernd hielt sie das Tempo und genoss die Stöße, das Kneten ihrer Brüste und Svens glückseligen Blick, der sich überwiegend auf ihre Brüste richtete.

Durch das Kondom spürte Miriam lediglich einen harten Penis in ihrem Unterleib, die üblichen Informationen, die sie von einem nackten Schwanz empfing, blieben ihr verborgen. Die Stöße erregten sie, aber Svens Gestik und Mimik zu beobachten, zu sehen, was sie in ihrer menschlichen Gestalt bewirken konnte, war ungemein erregender. Sie ritt den jungen Hengst unaufhaltsam dem Abgrund entgegen und er genoss es, japste vor Freude und konnte gar nicht genug von ihren Titten bekommen. Sie legte ihre Hände auf seine und drückte fester zu, die Nippel brannten, Sven verstand und rollte die Knospen härter.


Selbstvergessen wechselte Miriam in den gestreckten Galopp, hieß die weit ausholenden Stöße willkommen und ergötzte sich am feuchten Klatschen von Fleisch auf Fleisch, ohne dabei Rücksicht auf den Hengst zwischen ihren Beinen zu nehmen.

Eine bockende Bewegung und kräftige Arme warfen sie aus dem Sattel. Mit Schwung landete sie neben Sven auf der Matratze und riss die Augen auf. Er steckte noch ein Stück in ihr und sie fühlte die pumpenden Bewegungen. Leider bekam sie nichts von dem Sperma ab.

Miriam streichelte liebevoll über Svens Gesicht, während sich sein Leib ein letztes Mal schüttelte. Atemlos öffnete er die Augen und blickte in das schönste Gesicht der Welt, zumindest konnte er sich bei seiner aktuellen Gefühlslage nichts Schöneres vorstellen.


Miriam strich verspielt mit der Fingerspitze über seinen Nasenrücken, folgte der geschwungenen Augenbraue und streichelte über die Wange.

Das Blut kehrte langsam in Svens Gehirn zurück. Er wollte etwas sagen, Miriam aber legte einen Finger auf seine Lippen und küsste ihn auf die Nasenspitze. Mit der freien Hand öffnete sie den breiten Gürtel, um aus ihrem Kleid schlüpfen zu können.


»Kannstdudieschuhebitteanlassen?«, seufzte Sven benommen.


»Ich hatte gar nicht vor, die Schuhe auszuziehen …, soll ich den Gürtel auch wieder anziehen?«


Sven richtete seinen nackten Oberkörper auf, schälte sich aus seiner Jeans, die um die Waden schlabberte, und blickte erstaunt zu Miriam. Die lag, abgesehen von den Pumps, nackt neben ihm und schloss den breiten Lackgürtel wieder um ihre schmale Taille.


»Ich bin definitiv nicht der Typ, dem so etwas passiert«, sagte er, überwältigt von ihrem Anblick.

»Und wenn doch?«, fragte Miriam, kuschelte sich an seine Seite, legte den Kopf auf seine Brust und schaute ihm verliebt in die Augen.


»Dann habe ich auch mal Glück, ich hoffe das Gleiche für dich.«


»Mach dir bitte niemals Sorgen um mich«, bat Miriam.


»Wie meinst du das?«


»Wie ich es sage: Mache dir niemals Sorgen um mich. O.K.?«


»Dieses Versprechen kann ich dir nicht geben.«


Miriam schloss ihre Augen. Sie nahm es Sven nicht übel, er konnte es nicht verstehen, und sie wollte es nicht erklären – nicht jetzt. Seine Hand kraulte ihren Nacken, während der Schlaf seine sanfte Decke um die beiden hüllte.

*

Sie schlief einen seichten, unruhigen Schlaf und erwachte mit einem krampfenden Schmerz im Unterleib. Ihr war schwindelig und kalter Schweiß stand auf ihrer Stirn. Miriam kannte diese Symptome, aber eigentlich konnte es nicht sein, sie hatte in letzter Zeit ausreichend Sperma zu sich genommen. Allerdings verzehrte ihr Disput mit V`nyx dem IV. einiges an Kraft und vielleicht fühlte sich ihr Körper schlichtweg betrogen, wegen des Sex mit Sven, bei dem sie leer ausgegangen war.


Ein neuer Krampf in ihrem Unterleib erreichte seinen Höhepunkt und sie versuchte, nicht zu schreien.


Benommen und mit verschwommenem Blick sah sie das benutzte Kondom am Fußende des Betts auf dem Boden liegen. Sie krabbelte über Sven, darauf bedacht, ihn nicht zu wecken, und hüpfte aus dem Bett. Die Absätze der Pumps knallten auf den alten Holzfußboden, Sven grunzte im Schlaf.

Verstohlen wie ein Hühnerdieb, griff sie nach dem Kondom und blickte zu Sven – er schlief. Sie hielt das Kondom in ihren Händen, um den Inhalt wenigstens etwas zu erwärmen. Ein neuer Krampf kündigte sich in ihrem Unterleib an.


Wenn sie nicht schon auf dem Boden gekauert hätte, müsste sie sich spätestens jetzt mit gekrümmten Rücken hinsetzen. Im Anbetracht der Schmerzen war diese Medizin nicht mehr bitter. Sie hielt die offene Seite des Kondoms an ihren Mund und streifte das handwarme Sperma vom geschlossenen Ende zur Öffnung. Der nicht mehr frische Geschmack war ihr jetzt egal und die für sie wichtigen Moleküle waren glücklicherweise noch nicht zersetzt.

Miriam fühlte eine wohlige Entspannung in ihrem Inneren.


Sie streifte ein zweites Mal mit ihren Fingern über die schlaffe Latexhülle, um die letzten Reste zu erhaschen.


Ein dezentes Räuspern ließ sie erschrocken zusammenzucken. Sven richtete sich verschlafen auf und verstand erst langsam, was er sah.


»Ich steh da drauf«, murmelte Miriam verlegen, mit räudigem Unterton.

Sven wusste aus dem Internet, dass es für ALLES einen Fetisch gab.


»Solange du nicht mit Scheiße spielst ... «


»Mach ich nicht«, versprach Miriam und strich sich beschämt über die Schienbeine.


»Darf ich wieder ins Bett kommen?«


»Ja«, sagte Sven und reichte ihr eine Wasserflasche, »Trink einen Schluck. Bei frischem Sperma bin ich ja voll dabei, aber nach ein paar Stunden …«


»… ist es eklig«, gestand Miriam, »ich hab mich vorhin nur nicht getraut.«


Sie richtete sich auf, nahm einen großen Schluck aus der Wasserflasche und spülte ihren Mund übertrieben gründlich aus.

Sven lag mit hinter dem Kopf verschränkten Armen im Bett, sah Miriams Silhouette und verzieh der nackten Schönheit alle zukünftigen Sünden. Sie nahm einen weiteren großen Schluck und reckte ihren schlanken, kurvenreichen Körper aufreizend in die Länge, um den restlichen Inhalt der Flasche in ihre Kehle laufen zu lassen.


Miriam krabbelte erneut über ihn drüber und legte sich neben ihn, wirkte aber verkrampft.


»Was ist?«, fragte er und drehte sich auf die Seite, um ihr Gesicht streicheln zu können.


Miriam starrte die Decke an und holte tief Luft.


»Mir ist das peinlich.«

»Das ist schon O.K., ich verstehe nur nicht, was dich an kaltem Sperma in einem Kondom antörnt. Du hast selbst gesagt, dass es eklig schmeckt.«


»Ja, aber ich habe das jetzt gebraucht, sonst wäre etwas Schlimmes passiert«, sagte Miriam. Ihre Anspannung stieg ins Unerträgliche. Sven verzog den Mund skeptisch, es war offensichtlich, dass er mit ihrer Aussage nichts anfangen konnte.

»Ich bin die Königin einer außerirdischen Lebensform und mein Organismus benötigt von Zeit zu Zeit Sperma«, sagte Miriam gepresst, als würde ihr dieses Geständnis Schmerzen bereiten.


Ihre Anspannung wich einer aufflammenden Panik vor Svens Reaktion. Sie überlegte, ihre Sachen aufzusammeln und zu gehen, bevor er sie rausschmiss. Sie würde einige Zeit leiden, aber damit kamen Millionen Menschen jeden Tag auch zurecht.

»Das ist ja mal richtig geil!«, sagte Sven anerkennend.


»Ach ja?«, hakte Miriam erstaunt nach, ihr Brustkorb bebte und das Blut rauschte am Rande einer Panik in ihren Ohren.


»Ja«, bestätigte Sven und strich sanft über ihre großen Brüste, die Brustwarzen zogen sich hart zusammen, als hätten sie mit der Gefühlslage ihrer Besitzerin nichts zu tun.

»Ich schwanke zwischen Raumschiffkapitän und Rockstar. Manchmal überlege ich, ob es einen Rockstar geben kann, der zugleich ein Raumschiff kommandiert, aber ich glaube, die große Verantwortung passt nicht zu dem exzessiven Drogenkonsum«, sinnierte Sven.


Miriams Anspannung entlud sich in einem herzhaften Lachen. Ihr Kreislauf war noch auf eine Panik eingestellt und für einen Moment wusste sie, ihre Reaktion selbst nicht einzuschätzen.


Sven hatte ihr Geständnis zwar gründlich missverstanden, aber der Kerl war vielleicht verrückt genug, um die Wahrheit tröpfchenweise zu ertragen.


»Fliegen macht doch zugedröhnt doppelt so viel Spaß«, prustete Miriam und schlang ihre Arme um ihn.

»Ein Alien und dann auch gleich die Königin«, flüsterte Sven kopfschüttelnd, als ginge es darum, die überbordende Fantasie eines Kindes zu zügeln.


»Wenn dann richtig«, murmelte Miriam mit kindlicher Stimme.


Sie küssten und streichelten sich mit geschlossenen Augen, bis die Bewegungen träge und die Atmung flacher wurden. Nackt und eng aneinander gekuschelt schliefen sie wieder ein.

Kommentare


eister123
dabei seit: Mär '15
Kommentare: 6
schrieb am 31.10.2015:
»Einfach nur geil mach bitte weiter«

emilymortimer
dabei seit: Aug '04
Kommentare: 9
schrieb am 05.11.2015:
»Wieder mal eine großartige Geschichte von Dir! Lass uns bitte nicht zulang warten :-) Weiter so!«


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